| Fehrbelliner Platz | |
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Eingangsgebäude desU-Bahnhofs Fehrbelliner Platz. Im Hintergrund der ehemalige Hauptsitz derNordstern-Versicherung am Fehrbelliner Platz 2, heute Sitz von Teilen derSenatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen | |
| Basisdaten | |
| Ort | Berlin |
| Ortsteil | Wilmersdorf |
| Angelegt | 1930er Jahre |
| Einmündende Straßen | Hohenzollerndamm, Brandenburgische Straße, Westfälische Straße, Württembergische Straße, Barstraße |
| Bauwerke | BfA-Gebäude, Bahnhof Fehrbelliner Platz, Nordstern-Gebäude, Rathaus Wilmersdorf |
| Nutzung | |
| Nutzergruppen | Fußgänger,Radfahrer,Straßenverkehr,ÖPNV |
DerFehrbelliner Platz ist ein Verkehrsknotenpunkt imBerliner OrtsteilWilmersdorf des BezirksCharlottenburg-Wilmersdorf. Er liegt am Kreuzungspunkt desHohenzollerndamms mit der Brandenburgischen Straße. Benannt wurde er nach derSchlacht bei Fehrbellin von 1675, in der die Truppen desGroßen Kurfürsten dieschwedische Invasionsstreitmacht unter ihrem OberbefehlshaberCarl Gustav Wrangel zum Rückzug aus derMark Brandenburg zwangen.
Nachdem 1920 durch die Bildung vonGroß-Berlin die bis dahin selbstständige Stadt Wilmersdorf eingemeindet wurde, machten die gegenüber demBerliner Zentrum vergleichsweise niedrigen Bodenpreise den verkehrsgünstig liegenden Stadtplatz für flächenintensive Verwaltungsneubauten attraktiv. Der seit 1913 bestehendeU-Bahn-Anschluss wertete den Standort zusätzlich auf.
Der bis in die 1920er Jahre weitgehend unbebaute Fehrbelliner Platz war als großer hufeisenförmigerStadtplatz projektiert worden. In einiger Entfernung waren bereits einige Verwaltungsgebäude entstanden, als sich die Stadt entschloss, den Wildwuchs zwischen Villenvorort undGründerzeitquartier einzudämmen. Vor diesem Hintergrund wurde 1934 ein Wettbewerb zur „Herstellung eines der schönsten und in seiner Einheitlichkeit vielleicht großartigsten Plätze Deutschlands“ ausgeschrieben. Sieger warOtto Firle mit seinem Halbkreisschema, das abgesehen von den Straßenüberbauungen weitgehend verwirklicht wurde. Die durch angenäherteTraufhöhen optisch in Bezug zueinander stehende Platzrandbebauung hatEnsemblecharakter und betont dieHufeisenform des Platzes, der sich nach Norden zumPreußenpark hin öffnet. Die Verwaltungsgebäude Fehrbelliner Platz 1–4 weisen typische Merkmale derArchitektur im Nationalsozialismus auf.
Die Konzeption nach demErsten Weltkrieg sah schon eine Hufeisenform des Platzes vor, allerdings mit wesentlich größerem Radius. Aus dem vorangegangenen Jahrzehnt gab es auch noch das nie realisierte Projekt, den Bogen nach Norden (zum Preußenpark hin) durch ein repräsentatives Rathaus für das damaligeDeutsch Wilmersdorf zu schließen.
Als erstes Gebäude dieses Plans entstand in derWeimarer Republik zwischen 1921 und 1923 der Hauptsitz derReichsversicherungsanstalt für Angestellte nach Plänen von G. Reuter. Es hat einen rechteckigen Grundriss und gruppierte sich zunächst um zwei Innenhöfe, wurde später mehrfach nach Nordwesten erweitert. Das Verwaltungsgebäude wurde imZweiten Weltkrieg kaum beschädigt. Bis heute benutzt die Deutsche Rentenversicherung die Anschrift Ruhrstraße 2. Die Seitenflügel liegen auf derRuhrstraße und derWestfälischen Straße. Die dazwischen liegende Hauptfront bildete die nordwestliche Seite der Randbebauung des „großen Hufeisens“. Ein Neubau derBfA aus den 1970er Jahren vor der alten Hauptfront passt heute die Platzkontur dem verkleinerten Hufeisen an.
Im Jahr 1931 wurde nach Entwürfen des ArchitektenEmil Fahrenkamp an der Südseite des Hohenzollerndamms das Haus für denDeutschen Versicherungskonzern gebaut. Der Rundbogen zum Fehrbelliner Platz (heute:Julius-Morgenroth-Platz) zeigt noch die ursprünglich vorgesehene Größe des Platzes. Zunächst wurde dieser Bogenflügel und der Flügel an der Brienner Straße gebaut, später über Hohenzollerndamm 174–177 und Mansfelder Straße erweitert und der Block geschlossen. Ab 1935 wurde es von derDeutschen Arbeitsfront (DAF) alsSchatzamt genutzt. Ein weiterer Bau für die DAF (Fehrbelliner Platz 4, von 1954 bis 2014Rathaus Wilmersdorf) vervollständigte später wieder dasKreissegment auf dem jetzt verkleinerten Platz.
Das Wohnhaus in der Spitze zwischen Ruhrstraße und Hohenzollerndamm trat im Stadtbild auffallend hervor, weil man die Obergeschosse zu einerrussisch-orthodoxen Kirche mitZwiebeltürmen umgebaut hatte. Sie wurde von den durch dieRussische Revolution vertriebenen Emigranten genutzt, die sich zum Teil noch auf große Vermögenswerte stützen konnten. 1938 wurde in unmittelbarer Nähe am Hoffmann-von-Fallersleben-Platz als Ersatz dieChristi-Auferstehungs-Kathedrale errichtet.
Mit den drei genannten Bauten war bereits vor 1933 der große Bogen auf der Westseite des Platzes geschlossen worden.
Am Fehrbelliner Platz 1 wurde aufrautenförmigem Grundriss an der nordöstlichen Ecke zum Hohenzollerndamm in den Jahren 1935/1936 nach dem Entwurf des ArchitektenPhilipp Schaefer ein Verwaltungsgebäude für dieRudolf Karstadt AG erbaut. Dessen mit Natursteinplatten verkleidete Fassade ist durch zu Vierergruppen zusammengefasste Fenster gegliedert. Dieser Komplex setzte sich ursprünglich weiter nach Osten bis an die Sächsische Straße fort, wurde aber imZweiten Weltkrieg teilweise zerstört. Gegenwärtig nutzt das Landesverwaltungsamt Berlin den Komplex.

Der ehemalige Hauptsitz derNordstern-Versicherung am Fehrbelliner Platz 2 beherbergt heute Teile derSenatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen und wurde als Südost-Segment der Randbebauung im typischenArchitekturstil der NS-Zeit ausgeführt. Das Konzept für das 1934 begonnene und 1936 fertiggestellte Projekt stammt vonOtto Firle. In dem T-förmigenStahlskelettbau ist der Hauptzugang mittig angeordnet und wird durch ein weit auskragendes, auf zwei massiven Fahnenmasten ruhendes Vordach betont. Die mitNaturstein verkleidete Fassade wird zeittypisch durch hervortretendeFensterlaibungen gegliedert.

An den Bau der Nordstern-Versicherung schließt sich auf der anderen Seite derBrandenburgischen Straße am Fehrbelliner Platz 3 die vonLudwig Moshamer entworfene ehemaligeReichsgetreidestelle an. Moshamer orientierte sich an den Vorgaben Firles, gliederte das Gebäude axial und setzte den Haupteingang in die Platzfront. Dafür fiel bei ihm die mit Naturstein verkleidete Schauseite mit Fensterlaibungen und Gesimsen ausMuschelkalk um einiges edler aus. Die platzabgewandten Fronten wurden dagegen lediglich verputzt. Der von 1935 bis 1938 errichtete fünfgeschossigen Bau sollte durch eine Überbauung der Brandenburgischen Straße mit der Nordstern-Versicherung verbunden werden. Heute sind hier Behörden des Bundes untergebracht.
Als letzter in derNS-Zeit fertiggestellter Bau wurde zur Erweiterung des benachbarten Sitzes derDeutschen Arbeitsfront (DAF) der Komplex Fehrbelliner Platz 4 von 1941 bis 1943 errichtet. Er war von Kriegsende bis 1953 alsLancaster House das Hauptquartier derbritischen Besatzungsmacht und danach bis 2014 dasRathaus Wilmersdorf.
Den Entwurf imneuklassizistischen Stil fertigte der Architekt Helmut Remmelmann. Das konventionell gemauerte Bauwerk ist im Gegensatz zu den zeitgleich am Platz errichteten Gebäuden mit einer Putzfassade versehen. Der kreisrunde, säulengesäumteEhrenhof orientiert sich an dem von 1919 bis 1924 erbautenPolizeipräsidium in Kopenhagen. Zusammen mit dem schon vor 1933 entstanden Nachbargebäude der DAF am Hohenzollerndamm174 bildet er ein großes Kreissegment der verkleinerten Platzkontur. Das Gebäude soll aus Kostengründen bis Ende 2014 geräumt und unter Aufgabe der Nutzung als Rathaus an das Land Berlin übergeben werden. Die zukünftige Nutzung steht noch nicht fest.[1]
Neben den Gebäuden mit Postanschrift Fehrbelliner Platz setzt sich die Bebauung in gleichem Stil nahtlos fort: Nördlich des Fehrbelliner Platz 5 steht an der Einmündung der Westfälischen Straße noch ein weiteres Gebäude mit zeittypischen Kolossalfiguren an der Fassade oberhalb des Eingangs, 1936–1938 vom Architekten Herbert Richter für denDAF-Versicherungsring gebaut.
Der Gesamtkomplex reicht bis an dieMansfelder,Sächsische undPommersche Straße.
Im Norden des Gebäudes Fehrbelliner Platz 1 schließt sich das 1955 nach Entwurf der ArchitektenWerry Roth und Richard von Schuberth fertiggestellte Hochhaus derSenatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen in der Württembergischen Straße an.
Das nach Entwurf der Architekten Jan und Rolf Rave von 1970 bis 1973 am Fehrbelliner Platz 5 für die damaligeBundesversicherungsanstalt für Angestellte errichtete und heute von derDeutschen Rentenversicherung genutzte Bürohaus wurde als sechsgeschossiger kubischer Bau in Höhe und Proportionen der vorhandenen Platzbebauung angeglichen. Die Fassade ist mitSichtbetonecken und dazwischen liegendenFensterbändern gegliedert. In das Erdgeschoss ist eine Einkaufspassage integriert, die seit 2012 saniert wird.
Der Eingangspavillon des in den Jahren 1968 bis 1972 nach Plänen des ArchitektenRainer G. Rümmler grundlegend umgebautenU-Bahnhofs Fehrbelliner Platz bildet in Gestaltung und Farbgebung einen bewussten Kontrast zu den Verwaltungsbauten aus derZeit des Nationalsozialismus. Neben der Funktion als Eingangshalle schließt der Bau eine Bushaltestelle, einen Kiosk sowie einen Gastronomiebetrieb ein. Auffällig ist der Uhrenturm mit Verkehrsbeobachtungsraum, dem der Komplex den Beinamen „Bohrinsel“ verdankt.
Die Gebäude Nummer 1–4 an der Westfälischen Straße sowie der U-Bahnhof stehen unterDenkmalschutz.
Der Fehrbelliner Platz ist sowohl für den Straßen- als auch für den öffentlichen Nahverkehr ein wichtiger Knotenpunkt. Am U-Bahnhof Fehrbelliner Platz kreuzen sich die U-Bahn-LinienU3 (seit 1913) undU7 (seit 1971). Die letzte – den Platz tangierende –Straßenbahnlinie 3 wurde am 1. August 1964 stillgelegt.

Zwischen den Gebäuden Fehrbelliner Platz 1 und 2 wurde 1978 auf dem Mittelstreifen des Hohenzollerndamms die aus Eisenstahlblechen geschweißte und verzinkte SkulpturengruppeDie Sieben Schwaben des Bildhauers Hans-Georg Damm aufgestellt.
52.49035194444413.314378055556Koordinaten:52° 29′ 25,3″ N,13° 18′ 51,8″ O