Antoine „Fats“ Domino, der französisch-kreolischer Abstammung war,[2] lernte das Klavierspielen von seinem SchwagerHarrison Verrett. Bei einem Arbeitsunfall in der Fabrik, in der er bereits mit 14 Jahren arbeitete, hätte er beinahe seine Finger verloren. 1948 heiratete er seine Jugendfreundin Rosemary Hall, mit der er acht Kinder hatte.
Fats Domino, der seinKlavier imBoogie-Stil spielte, wurde 1949 von dem Produzenten und BandleaderDave Bartholomew, einem ehemaligen Trompeter beiDuke Ellington, in einem Club in New Orleans entdeckt, wo er für drei Dollar in der Woche auftrat. Bartholomew verschaffte ihm seine erste Plattenaufnahme,The Fat Man, die sich nach ihrer Veröffentlichung im Januar 1950 zu einem der erstenMillionenseller des Rhythm & Blues entwickelte und in den R&B-Charts bis zum zweiten Rang vorstieß. Der Titel war selbstironisch zu verstehen, denn „Fats“ (d. h. „der Dicke“) brachte schon damals erhebliches Übergewicht auf die Bühne. Diese erste Single brachte ihm den Durchbruch und war der Beginn einer mehr als zehnjährigen Plattenkarriere beiImperial Records, deren Aufnahmen fast ausnahmslos inCosimo Matassas Tonstudio in New Orleans stattfanden.
Die erfolgreichste Phase für Fats Domino waren die 1950er-Jahre, als er in Zusammenarbeit mit Dave Bartholomew und Lew Chudd, dem Chef der Plattenfirma Imperial, eine lange Liste von Hits komponierte und interpretierte. Der endgültige Durchbruch gelang ihm 1955 mitAin’t that a Shame und 1956 mitBlueberry Hill, das er erstmals in derEd-Sullivan-Show aufführte und das zum größten Hit seiner Karriere avancierte. Weitere Hits waren beispielsweiseI’m in Love Again,I’m Walking to New Orleans,My Blue Heaven,Blue Monday undWhole Lotta’ Loving. Das auch sehr bekannteJambalaya war das Cover eines Country-Songs vonHank Williams. MitBlue Monday trat er in der Hollywood-KomödieThe Girl Can’t Help It auf. Weil die aus New Orleans ausgestrahlten Radio-Sendungen mit ihren häufig gespielten Domino-Titeln auch aufJamaika empfangen werden konnten, hatte Fats Domino erheblichen Einfluss auf jamaikanische Musiker, deren Stil sich damals gerade entwickelte.
Da sich seine Ausdrucksweise kaum veränderte und Gruppen wieThe Beatles, die er bereits 1964 persönlich kannte,[3] undThe Rolling Stones das Geschäft bestimmten, ließ Fats Dominos Schallplatten-Erfolg ab Mitte der 1960er-Jahre nach. Letzter erwähnenswerter Erfolg war dieCoverversion des Beatles-StücksLady Madonna 1968. Als Live-Performer aber war er bis in die 1990er-Jahre gefragt, auch auf Tourneen in Deutschland. Der 1957 herausgebrachte SongI’m Walkin’ wurde 1991 in einerAral-Werbung verwendet und kam dadurch nochmals in die deutsche Hitparade. Fats Domino steht in einer Reihe mitRock-’n’-Roll-Legenden wieLittle Richard undChuck Berry.
Fats Domino (1992)
In den letzten Jahren zog sich Fats Domino zunehmend ins Privatleben zurück. Ausnahme war ein alljährliches Konzert auf dem Musikfestival von New Orleans. DerHurrikan Katrina vom 29. August 2005 zwang ihn wieder in den Blick der Öffentlichkeit, als er zuerst als vermisst gemeldet, später aber unter Verlust eines Großteils seines Besitzes aus dem Katastrophengebiet gerettet werden konnte.[4] Der amerikanische Schriftsteller und RegisseurDavid Zane Mairowitz verarbeitete die Geschichte 2012 in Zusammenarbeit mit demSRF alsHörspiel mit dem TitelCategory 5: Wie ich Fats Domino aus dem Hurrikan Katrina rettete.[5] 2007 erschien dasAlbumGoin’ Home: A Tribute to Fats Domino, an dem verschiedene Rockgrößen mitwirkten. Teile des Gewinns aus dem Verkauf dieses Albums wurden zum Wiederaufbau des Hauses von Fats Domino verwendet.[6] Er zog dann nachHarvey, einem Vorort von New Orleans. Am 19. Mai 2007 gab Domino eine Vorstellung imTipitina’s, einer der bekanntesten Musikkneipen in New Orleans.[7] Zwei Jahre später, am 30. Mai 2009, zeigte er sich bei dem ihm gewidmetenFestivalThe Domino Effect, mit dem Geld für vom Hurrikan verwüstete Kinderspielplätze aufgebracht wurde. Auch Little Richard trat dort auf.[8]
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Weitere Alben
1955:Carry on Rockin’
1956:Rock and Rollin’
1957:This Is Fats Domino!
1958:Here Stands Fats Domino
1958:This Is Fats
1958:The Fabulous "Mr. D"
1959:Let’s Play Fats Domino
1959:Fats Domino Swings
1960:A Lot of Dominoes
1961:I Miss You So
1961:Let the Four Winds Blow
1961:What a Party
1962:Twistin’ the Stomp
1964:Fats on Fire
1965:Getaway with Fats Domino
1965:Domino ’65 (Live)
1970:Fats
1974:Live at Montreux – Hello Josephine (Live ’73)
1979:Sleeping on the Job
1997:Christmas Is a Special Day aka Christmas Gumbo
2006:Alive and Kickin’ (Verkaufserlös zugunsten derTipitina’s Foundation für den Wiederaufbau des kulturellen, insbesondere musikalischen Lebens in New Orleans nach dem Hurrikan Katrina)
↑Fats Domino. In: History of Rock. French Creole, abgerufen am 20. September 2023 (englisch).
↑Paul McCartney:The Lyrics: 1956 to Present. W. W. Norton & Company, New York 2021; deutsch:Lyrics. 1956 bis heute. Hrsg. mit einer Einleitung vonPaul Muldoon. Aus dem Englischen übersetzt von Conny Lösche. C. H. Beck, München 2021,ISBN 978-3-406-77650-2, S. 546–547.
↑Jens-Christian Rabe: Der Ur-Pop-Star. In: Süddeutsche Zeitung. 25. Oktober 2017, abgerufen am 9. März 2018.
↑Fats Domino makes rare concert appearance. New Orleans legend delighted audience at his namesake concert. In: NBC News. Today, 31. Mai 2009, archiviert vom Original am 17. März 2017; abgerufen am 25. Januar 2011 (englisch).