Farbbeutel oderFarbeier sind mit Farben gefüllte Wurfgeschosse. Sie werden beispielsweise beiDemonstrationen und Protestkundgebungen gegen politische Gegner oderPolizisten sowie gegen Sachen oder Gebäude eingesetzt.
Durch das Werfen soll der Gegner beziehungsweise das Zielobjekt beschmutzt werden, wodurch der Protest und teilweise die Missachtung gegen das Ziel des Wurfes zum Ausdruck gebracht werden soll oder Sachschaden angerichtet wird. Die Farbbeutel bestehen aus kleinen, verschlossenen Plastikbeuteln,Wasserbomben oder zuvor geleertenHühnereiern, die mitLack- oderAbtönfarbe gefüllt werden. Je nach Stabilität des eingesetzten Farbbehältnisses, Winkel und Geschwindigkeit des Aufpralles sowie Gewicht des Geschosses kann am Ziel über die Beschmutzung hinaus Sach- oder Personenschaden eintreten.
Am 2. Juni 1967 flogen Farbbeutel[2] bei jener Demonstration amRathaus Schöneberg und an derDeutschen Oper Berlin zum Protest gegen den Besuch des Schahs von Persien,Mohammad Reza Pahlavi, welche durch die Ermordung des StudentenBenno Ohnesorg durch einen Polizisten traurige Berühmtheit erlangte und bis heute zu Diskussionen wegen der Umstände seines Todes Anlass gibt.[3]
Im Mai 1999 wurde der damalige AußenministerJoschka Fischer aus Protest gegen denNATO-Einsatz auf dem Grünen-Parteitag inBielefeld von einemAutonomen mit einem roten Farbbeutel beworfen und erlitt dabei einenTrommelfell-Riss am rechten Ohr.[4][5]
Mehrfach wurden im Jahr 2008 dieCarLofts (ein Parksystem[6]) inBerlin-Kreuzberg mit Farbbeuteln beworfen, da diese von Gegnern als Symbol der voranschreitendenGentrifizierung imKiez betrachtet werden.[7]
In der Nacht zum 25. September 2008 warfen Unbekannte mehrere Farbbeutel und mit Farbe gefüllte Gläser gegen die Villa von Ex-Spiegel-ChefStefan Aust im Hamburger StadtteilBlankenese.[8] Grund dafür war laut einem Bekennerschreiben, das am nächsten Tag bei der TageszeitungHamburger Morgenpost einging, der Start des Aust-FilmsDer Baader-Meinhof-Komplex, darin hieß es: „Der Film ist eine Fortschreibung der Verdrehungen und Lügen des Stefan Aust, er visualisiert die von ihm entworfenen psychopathologischen Muster der GenossInnen derRAF wirkungsmächtig“.[9]
Im Umfeld der TierschutzorganisationPETA wurden Farbbeutel gegen Träger vonPelzmänteln eingesetzt. Die dabei verwendete Farbe ist angeblich nicht auswaschbar und macht die Pelzmäntel damit unverkäuflich.[11]
Beim Protest gegen Läden, die Bekleidung der MarkeThor Steinar führen, kam es mehrmals zu der Verwendung von Farbeiern und Farbbeuteln.[12]