Fahrplan



EinFahrplan, abgekürztFpl[Anm. 1], in der Frühzeit derEisenbahn auchFahrtenplan,Fahrordnung[1] oderDetailfahrordnung genannt, legt im öffentlichenPersonennah- und -fernverkehr und imSchienengüterverkehr den Fahrtverlauf einesVerkehrsmittels fest. Dabei notwendige Angaben sindZugnummer, Verkehrstage, Laufweg, Ankunfts-, Abfahrts- und Durchfahrtszeiten an den Betriebsstellen sowie die zulässigen Geschwindigkeiten in den einzelnen Abschnitten des Laufwegs.[2] Er wird in derFahrplanung erstellt und bietet die Grundlage für dieUmlaufplanung sowie das Betriebsprogramm.
Des Weiteren wird der Begriff auch für einen Plan der Ankunfts- und Abfahrtszeiten einesVerkehrsmittels an den jeweiligenHaltestellen beziehungsweise die entsprechenden Medien zur Darstellung dieses Plans benutzt.
Der erste Kutschdienst mit Fahrplan wurde in Großbritannien im Jahr 1784 eingerichtet. 1840 gab es dort den ersten Zugfahrplan.[3]
Fahrplanperiode und Fahrplanjahr
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Ein Fahrplan gilt in der Regel für eine bestimmte Zeit,Fahrplanperiode oderFahrplanabschnitt genannt. Spricht man von der aktuellen Fahrplanperiode, so ist ein zurzeit gültiger Fahrplan gemeint.
Bis 2001 fand bei den europäischen Eisenbahnen jeweils einmal im Jahr der Fahrplanwechsel statt, und zwar an einem Sonntag Ende Mai oder Anfang Juni.[4] InDeutschland wurde bis Anfang der 1990er Jahre die Fahrplanperiode in einen Sommer- und Winterabschnitt geteilt und in getrenntenKursbüchern veröffentlicht. Es gab also zwei Fahrplanabschnitte pro Jahr, die auch alsSommer- bzw.Winterfahrplan bezeichnet wurden, wobei in allen mitteleuropäischen Ländern der Sommerfahrplan nur vier Monate umfasste und der Winterfahrplan die übrigen acht. In derSchweiz wurde bereits 1987 wieder der Jahresfahrplan eingeführt – wie vor 1909.
Für die Staaten der Europäischen Union legte die Kommission fest, dass mit dem Fahrplanjahr 2003 der Jahresfahrplanwechsel am zweiten Samstag im Dezember um 24 Uhr, der unterjährige kleine Fahrplanwechsel am zweiten Samstag im Juni um 24 Uhr zu erfolgen hat.[5] Zuvor galt der letzte Samstag im Mai um 24 Uhr als Zeitpunkt des Jahresfahrplanwechsels bzw. der letzte Samstag im September um 24 Uhr als unterjähriger Fahrplanwechsel.[6] Somit wurde am 15. Dezember 2002 in Europa von einem Sommer- und Winterfahrplan auf einen Jahresfahrplan umgestellt. Die Dauer eines Fahrplanjahres schwankt zwischen 52 Wochen (= 364 Tagen) und 53 Wochen (= 371 Tagen). Die Koordinierung der Fahrpläne übernimmt dabei dieEuropäische Reisezugfahrplankonferenz (FTE).
Die Schweiz übernimmt aus praktischen Gründen die Regelung des Fahrplanwechsels von der Europäischen Union.[Anm. 2] Dabei dauert die Fahrplanperiode in der Regel zwei Fahrplanjahre.[7] Das bedeutet, dass im Dezember der geraden Jahre nur kleinere Änderungen an den Fahrplänen vorgenommen werden sollten.
Abseits des europäischen Schienennetzes sind auch andere Zeitpunkte für den Fahrplanwechsel anzutreffen, in Japan z. B. an einem Samstag im März.
Taktfahrplan
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Einen besonderen Stellenwert nimmt der heute weit verbreiteteTaktfahrplan imLinienverkehr ein. Er zeichnet sich durch leichteMerkbarkeit aus, weil sich die Abfahrts- und Ankunftszeiten in periodischen Abständen wiederholen. Derintegrale Taktfahrplan, der in immer mehr europäischen Ländern zur Anwendung kommt, besitzt darüber hinaus eine für alle Strecken einheitlicheSymmetriezeit, wodurch Umsteigezeiten stets bei Hin- und Rückfahrt gleich sind.
Abfahrtszeit
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]MitAbfahrtszeit ist in westlichen Ländern der Zeitpunkt bzw. die genau bestimmbare Uhrzeit gemeint, zu der ein Verkehrsmittel eine Haltestelle oder einen vergleichbaren Abfahrtsort verlässt. Der BegriffFahrt bezieht sich hierbei auf rollende Verkehrsmittel oder Schiffe.
Darstellung
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Veröffentlicht wird der Fahrplan in Form einesKursbuchs,Fahrplanbuchs/Fahrplanhefts, eines Aushangfahrplans oder in elektronischen Medien. Er kann auch grafisch in Form eines Zeit-Wege-Diagramms (Bildfahrplans) oder einerNetzgrafik dargestellt werden.
Früher war der Aushangfahrplan auf deutschen, österreichischen oder tschechischen Bahnhöfen oftmals auf Rollen aufgezogen.
Für innerdienstliche Zwecke werden die Fahrpläne alsBuchfahrpläne, Fahrzeitenhefte, Geschwindigkeitshefte, Fahrpläne für Zugmeldestellen (früher: Bahnhofsfahrordnungen) und elektronisch mitEBuLa veröffentlicht.
Kleine und temporäre Abweichungen vom gültigen Fahrplan werden bei diversen Bahngesellschaften imReisenden-Informationssystem (RIS) angezeigt. Diverse Betreibergesellschaften bieten auch im Internet eine Fahrplanauskunft mit Übersicht über die fahrplanmäßige Durchführung der Fahrten ihrer Linien.
Kursbücher
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Eine Sammlung von mehreren Fahrplänen nennt man besonders im Eisenbahnbereich oftKursbuch, ansonsten Fahrplanbuch oder Fahrplanheft.
Aushangfahrplan
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An Bahnhöfen oder Haltestellen von Verkehrsmitteln desöffentlichen Personenverkehrs gibt es zurFahrgastinformationAushangfahrpläne (auch alsFahrplanaushang bezeichnet) in sehr unterschiedlicher Form. Darin sind Ausschnitte aus demFahrplan veröffentlicht. An wichtigen Kreuzungspunkten sind oft auch die Abfahrts- bzw. Ankunftsbahnsteige/-bussteige der Züge oder Busse verzeichnet. Angegeben ist chronologisch geordnet allgemein dasEndziel und dieAbfahrtszeit eines Verkehrsangebots, meistens zusätzlich auch derLinienverlauf.
Wenn die Ankunftszeit wegen geringer Haltedauer annähernd gleich der Abfahrtszeit ist, genügt ein als „Fahrplan“ gekennzeichneter Aushang, andernfalls werden getrennte Aushänge für ankommende („Ankunft“, weiß) und abfahrende („Abfahrt“, bei Eisenbahnen meist auf gelbem Papier) Verkehrsmittel angeboten. DerAnkunftsplan bei Eisenbahnen enthält alle an einer Haltestelle ankommenden Angebote und eine Auswahl der Haltestellen, die der jeweilige Zug angefahren hat (meist mit dortiger Abfahrtzeit). Angegeben wird auch der Ankunftsbahnsteig. Die Abfahrtzeiten auf einem Aushangfahrplan sind wegen besserer Übersichtlichkeit meist nach Wochentagen (montags–freitags,samstags,sonn- undfeiertags) sortiert.
Zu unterscheiden sind Aushänge für alle ab einem Haltepunkt verkehrenden Fahrten und streckenbezogene Informationen. Letztere können für jede Linie einzeln erstellt sein oder sich auf bestimmte Richtungen oder Fahrtziele beziehen. Möglich ist auch eine Unterteilung in Fern- und Regionalverkehr und innerstädtische Angebote. So gibt es in einigen Bereichen besondere Fahrpläne fürS-Bahn-Verkehr, oder es könnenStadtbusfahrpläne von Regionallinien getrennt sein (auch durchgehende Linien lassen sich dann aufteilen in einen innerstädtischen und regionalen Teil).
Je nach Konzept kann eine Darstellung mit vollständiger Angabe des Linienweges (und aller Abfahrtzeiten von Unterwegshalten) für jedes Einzelangebot oder eine pauschale Wegangabe mit nachfolgender Aufführung der einzelnen Fahrtzeiten erfolgen. Linienbezogene Informationen besonders bei vertakteten Angeboten erfolgen wegen höherer Übersichtlichkeit meistens in der pauschalen Form. Im Eisenbahnverkehr wird überwiegend eine Einzeldarstellung für jedes Zugangebot angewendet.
Symbole und/oderFußnoten machen Zusatzangaben zu
- abweichenden Linienwegen oder Haltestellenbedienungen
- dem Namen der Station, bis zu der sämtliche Zwischenhalte genannt sind
- Verkehrseinschränkungen an bestimmten Tagen (beispielsweise während der Schulferien)
- eingeschränkten Mitnahmemöglichkeiten oder eine Reservierungspflicht für Fahrräder etc.
Hierbei kann die Übersichtlichkeit durch die Verwendung zu vieler Symbole für einzelne Fahrten leiden. Spezielle Angebote wie Anrufbusse oder eine Bedienung mit Sammeltaxen (ÖPNV-Sonderformen) werden häufig ebenfalls durch Symbole gekennzeichnet. Möglich sind aber auch Zusatzaushänge mit vollständigen Informationen über Angebot, Bedienungsmodalitäten und eventuelle Tarifbesonderheiten.
Oft enthält der Aushangfahrplan zusätzlich eine tabellarische Auflistung aller bedienten Haltestellen mit Fahrzeiten und Anschlusshinweisen.
An großen Bahnhöfen werden Fahrplanauszüge heute dynamisch und mit aktueller Zusatzinformation aufAbfahrtstafeln dargestellt. Hierbei wird jede einzelne Fahrt innerhalb eines bestimmten Zeitraumes möglichst umfassend mit angedeutetem Linienweg aufgeführt.
Internet-Fahrplan
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Verschiedene Verkehrsbetriebe stellen einMobile App zur Verfügung, auf denen Fahrpläne im aktuellsten Stand abgerufen werden können. Oft werden online auch aktuelle Verspätungen, Betriebsstörungen oder Änderung der Bahnsteigs sowie aktuelle Fahrpreise aufgezeigt. Diese Fahrplan-APPs können auch benutzt werden, um Fahrscheine online zu kaufen.
Sonstige Bedeutungen
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Neben dem Fahrplan, der als Fahrgastinformation veröffentlicht wird, gibt es für die Beschreibung der innerbetrieblich-dienstlichen Abläufe denBuchfahrplan undBildfahrplan.
In der Projektplanung spricht man ebenfalls von Fahrplänen oderRoadmaps, in denen dieZeitfenster fürTätigkeiten undMeilensteine festgelegt werden. Bekanntes Beispiel ist dieRoadmap (Nahostkonflikt).
Rechtliche Grundlagen
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Der Fahrplan ist in § 40 des deutschenPersonenbeförderungsgesetzes definiert. Die Bestandteile sind die Führung der Linie, der Ausgangspunkt, der Endpunkt und die Fahrzeiten. Er muss von der Verkehrsbehörde genehmigt werden.
Ändert sich der Fahrplan nur in Bezug auf die An- und Abfahrtzeiten bei den Haltestellen, kann die Änderung als Zeitenanzeige bei derGenehmigungsbehörde beantragt werden. Dadurch verringern sich dieGebühren und der Vorgang kann schneller bearbeitet werden, da keine Anhörung desAufgabenträgers notwendig ist.[Anm. 3][Anm. 4][Anm. 5]
Siehe auch
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Literatur von und über Fahrplan im Katalog derDeutschen Nationalbibliothek
- Fahrplanauskunft der Deutschen Bahn (DB)
- Fahrplanauskunft der Schweizerischen Bundesbahnen (SBB)
- Fahrplanauskunft der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB)
Anmerkungen
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑so z. B. in derFahrdienstvorschrift Ril 408
- ↑sieheoev-info.ch: Fahrplanjahr und -wechsel, abgerufen am 15. November 2024
- ↑vgl.Volltext § 40 PBefG
- ↑siehe Holger Zuck, Klaus-Albrecht Sellmann,Personenbeförderungsrecht, 4. Aufl. 2013
- ↑siehe Karl-Heinz Fielitz, Thomas Grätz, KommentarPersonenbeförderungsgesetz, 2018
Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑Fahrordnung. In: Victor von Röll (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Auflage. Band 4:Eilzüge–Fahrordnung. Urban & Schwarzenberg, Berlin / Wien 1913, S. 484 ff.
- ↑Jörn Pachl:Systemtechnik des Schienenverkehrs: Bahnbetrieb planen, steuern und sichern. Teubner-Verlag, 2004,ISBN 3-519-36383-6,S. 189.
- ↑Yuval Noah Harari:Eine kurze Geschichte der Menschheit. Pantheon-Verlag, 2015,S. 430 (kindle edition).
- ↑So läuft ein Fahrplanwechsel ab. In: inside.bahn.de. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 20. Oktober 2020; abgerufen am 12. Oktober 2020.
- ↑EU-Kommission:2002/844/EG: Entscheidung der Kommission vom 23. Oktober 2002 zur Änderung der Richtlinie 2000/14/EG (sic!) hinsichtlich des Termins für den Wechsel des Netzfahrplans im Eisenbahnverkehr (Text von Bedeutung für den EWR) (Bekannt gegeben unter Aktenzeichen K(2002) 3997); gemeint ist eine Änderung der Richtlinie 2001/14/EG, abgerufen am 20. März 2014
- ↑Europäisches Parlament/Europäischer Rat:Richtlinie 2001/14/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 26. Februar 2001 über die Zuweisung von Fahrwegkapazität der Eisenbahn, die Erhebung von Entgelten für die Nutzung von Eisenbahninfrastruktur und die Sicherheitsbescheinigung, abgerufen am 20. März 2014
- ↑Fahrplanverordnung auf der Website der Bundesbehörden der Schweizerischen Eidgenossenschaft. In: fedlex.admin.ch. Abgerufen am 12. Oktober 2024.