Fachunterricht
UnterFachunterricht versteht man eine Lehr- und Lernform, die sich auf ein engeres Sachgebiet konzentriert, das in der Regel nach dem Gegenstand oder Inhalt definiert wird, mit dem es sich schwerpunktmäßig befasst.Chemieunterricht,Musikunterricht oderKunstunterricht sind solche Formen des Fachunterrichts in der Schule. In der Offiziersausbildung zählt die Vermittlung vonStrategie und Taktik zum Fachunterricht, in der Ausbildung zum Handwerksmeister etwa dieBuchhaltung.
Begriff
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Unter einemFach (von ahd.fah =Teil,Abteilung) ist ein Ausschnitt aus einem Ganzen zu verstehen. Wie ein Schrank als Ganzes durch Schubladen in übersichtliche Einheiten untergliedert werden kann, so geschieht dies auch im Unterrichtswesen mit der komplexen Lebenswirklichkeit. Während man im Schulbereich vonFächern undFachunterricht spricht, die ein bestimmtes Wissensgebiet oder Spezialgebiet repräsentieren, wird im Wissenschaftsbereich eher inFachrichtungen oderDisziplinen unterschieden. Oft findet sich auch derpleonastische AusdruckFachdisziplinen.
Der Unterricht erfolgt in der Regel nach einerFachausbildung durchFachleute, also Experten auf ihremFachgebiet. Im akademischen Bereich erwerben sie ihrFachwissen durch das Studium einerFachwissenschaft. Bei Studium, Prüfung und Lehre stützen sie sich dann aufFachbibliotheken undFachliteratur, bedienen sich einerFachsprache und sind oft in ihrem speziellenFachverband organisiert. Um als ausgewiesenerFachmann gelten zu können und entsprechend ausbilden zu dürfen, bedarf es einer entsprechendenFachprüfung, z. B. zumMeister in einem Handwerksbetrieb.
Entstehung
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Die Einrichtung von Fächern und von Fachunterricht ergab sich aus dem Bedürfnis nach Kompetenzsteigerung in einem bestimmten Bereich und damit zwangsläufig einer entsprechenden Spezialisierung.[1] Die Forschungs- und Lehrgegenstände mussten aus der komplexen Lebenswirklichkeit herausgelöst werden, um überschaubarer und beherrschbarer zu werden. Damit ergaben sich in allen Lehrbereichen didaktisch vermittelbare Wissens- und Könnensgebiete. Es bildeten sich etwa Fächer heraus, die den Lebensbereich Spiel-, Sport und Bewegung (=Sportunterricht), die deutsche Sprache in Wort und Schrift (=Deutschunterricht) oder den Umgang mit Zahlen (=Mathematikunterricht) als ihr Spezialgebiet didaktisch und methodisch aufarbeiteten.
Problematik
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Auch bei der an sich sinnvollen Spezialisierung muss allerdings ein Maß eingehalten werden. Die Vorteile des Fachunterrichts stoßen dort an ihre Grenzen, wo der Überblick über das Ganze verloren geht, von dem der behandelte Gegenstand nur ein Teilgebiet darstellt und mit dem er in der Lebensrealität verknüpft bleibt.[2] In derMedizin ist die Tendenz zu immer enger werdenden Spezialgebieten (Beispiel:Humanmedizin >Chirurgie >Handchirurgie) und eine Reduzierung auf wenige Behandlungsmethoden (z. B.Operationen) erkennbar. Dies ist einerseits für eine sachkompetente Behandlung wünschenswert, andererseits für eine patientendienliche Gesundheitsfürsorge dann problematisch, wenn unentbehrliche Nachbarwissenschaften wie dieErnährungswissenschaft oder dieTrainingswissenschaft aus dem Blick geraten, statt aufPrävention nur aufTherapie gesetzt wird oder alternative Methoden nicht gekannt werden.
Man spricht vonFachidiotentum, wenn eine Horizontverengung zu einer Verabsolutierung des eigenen Fachgebiets und damit zu Einseitigkeiten und Fehleinschätzungen im Rahmen der komplexen Problemlage führt.
Solch eine fachbezogene Horizontverengung kann im Weiteren auch zu einerFacharroganz verführen, bei der das eigene Fachgebiet überschätzt und andere Fachgebiete unterschätzt werden. Dem muss durch fachliche Offenheit und Kooperationsbereitschaft schon in der beruflichen Ausbildung, aber auch in der Weiterbildung begegnet werden.
Fächerkooperation
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Ein gleichzeitig auf hohe Sachkompetenz und auf Lebensbezug ausgerichteter Fachunterricht muss seine Erkenntnisse mit denen anderer Fachgebiete verknüpfen.[3] Dies ist besonders wichtig, wenn es um komplizierte und komplexe Themen und Problemstellungen geht. Die Schule bietet dafür mit ihrem Fächerkanon einen idealen Rahmen, um sachgerecht für das Leben vorzubereiten. Er muss nur durch Kooperationsbereitschaft der Lehrenden wahrgenommen und ausgeschöpft werden. Solche Kooperationen müssen in der Ausbildung bereits gelernt werden. Sie sind neben Unterrichtsprojekten in der Schule auch bei Operationen durch Ärzteteams oder in Rechtsanwaltsgemeinschaften üblich und notwendig. Die Unterrichtslehre bietet für das Lernen der Fächerkooperation Formen wie den Fächerübergreifenden Unterricht oder den Projektunterricht.[4]
Literatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Karl-Heinz Arnold (Hrsg.):Unterrichtsqualität und Fachdidaktik. Verlag Klinkhardt, Bad Heilbrunn 2007,ISBN 978-3-7815-1431-7.
- Fachdidaktiken im Dialog. Beiträge der Ringvorlesungen des Forums Fachdidaktik an der Philipps-Universität Marburg. Verlag Tectum, Marburg 2010,ISBN 978-3-8288-2226-9.
- Volker Reinhardt, Markus Rehm, Markus Wilhelm (Hrsg.): Wirksamer Fachunterricht. Metaband. Schneider Verlag Hohengehren 2021,ISBN 978-3-8340-2111-3
- Siegbert Warwitz:Die Ergänzungsbedürftigkeit des Sportunterrichts. In:Interdisziplinäre Sporterziehung. Didaktische Perspektiven und Modellbeispiele fachübergreifenden Unterrichts. Verlag Hofmann, Schorndorf 1974,DNB 740560026,S. 40–52.
- Siegbert Warwitz und Anita Rudolf:Projektunterricht. Didaktische Grundlagen und Modelle. Verlag Hofmann, Schorndorf 1977,ISBN 3-7780-9161-1.
Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Siehe auch
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑Karl-Heinz Arnold (Hrsg.):Unterrichtsqualität und Fachdidaktik. Verlag Klinkhardt. Bad Heilbrunn 2007
- ↑Siegbert Warwitz:Die Ergänzungsbedürftigkeit des Sportunterrichts. In: Ders.:Interdisziplinäre Sporterziehung. Didaktische Perspektiven und Modellbeispiele fachübergreifenden Unterrichts. Schorndorf 1974. S. 40–52
- ↑Fachdidaktiken im Dialog. Beiträge der Ringvorlesungen des Forums Fachdidaktik an der Philipps-Universität Marburg. Verlag Tectum. Marburg 2010
- ↑Siegbert Warwitz/Anita Rudolf:Das Prinzip des mehrdimensionalen Lehrens und Lernens. In: Dies.:Projektunterricht. Didaktische Grundlagen und Modelle. Schorndorf 1977. S. 15–22