Movatterモバイル変換


[0]ホーム

URL:


Zum Inhalt springen
WikipediaDie freie Enzyklopädie
Suche

Führerprinzip

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Wochenspruch der NSDAP, 16. Februar 1941

DasFührerprinzip, was sich auch im AusdruckFührergrundsatz als „Grundsatz der unbedingten Führerautorität“ widerspiegelt, war ein politisches Konzept und einePropagandaformel im deutschenNationalsozialismus. Demnach sollteAdolf Hitler nicht nur militärisch, sondern entsprechend auch in allen politischen und rechtlichen Gebieten ohne Kontrollinstanzen die obersteBefehlsgewalt haben.

Das Führerprinzip ordnet im Allgemeinen eine Gruppe (einVolk, eineOrganisation etc.) ohne Einschränkungen den Entscheidungen des jeweiligenFührers unter. Das Führerprinzip beinhaltet die „Autorität jedes Führers nach unten und Verantwortlichkeit nach oben“.[1] Demokratisch getroffene Mehrheitsentscheidungen finden nicht statt. Entscheidungen werden ausschließlich in diktatorischer Form von einer einzelnen Person getroffen, die maximal einzelne Berater hinzugezogen hat.[1]

Grundsätzliches

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Das Führerprinzip war ein fundamentalesPrinzip desFaschismus derZwischenkriegszeit und seinerFührerparteien. In der sozialen Verfassung einer Gesellschaft ist es grundsätzlich gegenDemokratie undParlamentarismus gerichtet.

Das Dritte Reich verstand sich als „Führerstaat“ und bildete in idealtypischer Betrachtung, einen perfekten Ameisenstaat, in welchem „die da unten“ nichts und „die da oben“ alles zu sagen und zu bestimmen hatten.[2]

InDeutschland ist der Kern des Überganges vom vor demNationalsozialismus herrschenden Parlamentarismus derWeimarer Republik zum in derDiktaturHitlers bestehenden Führerprinzip imErmächtigungsgesetz vom 24. März 1933 zu sehen, in dem derReichstag derReichsregierung die Möglichkeit überließ, Beschlüsse des Diktators bzw. seiner Regierung in der Form vonGesetzen undVerordnungen ohne jede Kontrolle für alle verbindlich zu machen. Dieses ungewöhnliche Gesetz – vorher warenErmächtigungsgesetze nur für den äußersten Notfall gedacht, z. B. für kriegerische Auseinandersetzungen – wurde zum Prinzip desnationalsozialistischen Staates: Grundsätzlich sollte es zwar noch Beratungen, aber keinerlei Abstimmungen mehr geben, sondern es wurden – ganz oben oder an der obersten Stelle der jeweiligen Hierarchie –Entscheidungen getroffen. Diese Entscheidungen wurden entweder geheim gehalten oder in Form von Gesetzen, Verordnungen oder schriftlichen Anweisungen auf allen Ebenen von oben nach unten „durchgereicht“.[3][4]

Mit demBeschluss des Großdeutschen Reichstags vom 26. April 1942 wurde das Führerprinzip vollständig durchgesetzt und jede vorherige Einschränkung (wie. z. B. die imBeamtengesetz von 1937 noch vorgeschriebenenDienstwege und-vorgesetzte) aufgehoben.

Nach der in derZeit des Nationalsozialismus gültigen Definition des einflussreichen VerfassungsjuristenErnst Rudolf Huber istFührergewalt nicht durch Kontrollen gehemmt, sondernausschließlich und unbeschränkt: „Die Führergewalt ist umfassend und total; sie vereinigt in sich alle Mittel der politischen Gestaltung; sie erstreckt sich auf alle Sachgebiete des völkischen Lebens; sie erfasst alleVolksgenossen, die dem Führer zu Treue und Gehorsam verpflichtet sind.“[5]

Das Führerideal sollte dabei auch auf die jeweils tiefere Ebene in derHierarchie ausstrahlen. In diesem Sinne wurde das diktatorische Führerprinzip bei der Reorganisierung von Unternehmen im Laufe der nationalsozialistischenGleichschaltung angewendet, zum Beispiel in den Betrieben, deren Leiter zu „Betriebsführern“ umbenannt und mitsamt den Arbeitnehmern als „Gefolgschaft“ inMassenorganisationen eingegliedert wurden. So wurde versucht, denideologisch unerwünschten Gegensatz in denProduktionsverhältnissen – zwischen den Inhabern der Produktionsmittel und den Arbeitern – sprachlich aufzulösen.

In der Praxis derWirtschaft jedoch trat dasFührerprinzip nur als Formel in Erscheinung, während die tatsächlichen Strukturen, Regeln und Verfahren etwa für Aufgabenverteilung und Informationsfluss nicht geändert wurden.Organisationstheoretisch blieb das Führerprinzip damit in der Regel eine leere Hülse ohne eigene Form.

NachMorten Reitmayer hingegen erfreute sich bei den Unternehmern das Führerprinzip einiger Beliebtheit. Denn dasGesetz zur Ordnung der nationalen Arbeit unterwarf die als „Gefolgschaft“ bezeichneten Arbeiter der autoritären Kontrolle derBetriebsführer, wodurch ihre innerbetriebliche Entscheidungsmacht enorm gesteigert wurde.[6]

Psychologisch ist der Führergedanke eng verwoben mit der nationalsozialistischen Massenideologie und dem Bedürfnis von Führer undMasse nach wechselseitiger Bestätigung. Die Masse kann demnach ihre entpersönlichten Bedürfnisse in der Person des Führers verwirklichen, der seinerseitsvolkstribunhafte Akzeptanz in einer korporatistischen Gesellschaftsordnung („Volksgemeinschaft“) genießt und durchAkklamation bestätigt wird.[7]

Siehe auch:Tabelle Nationalsozialistisches Ranggefüge

Beispiel 1: Vereine

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

In Vereinen wurde das Führerprinzip Mitte des Jahres 1933 umgesetzt. Der Vorsitzende des Vereins wurde „entsprechend der Gleichschaltung neugewählt“. Seine Vertreter ernannte er dann, was „der Genehmigung der höheren Stellen unterlag“. Danach nannte er sich nicht mehr „Vorsitzender“, sondern „Führer“.[8] Dies funktionierte auch auf mehreren Ebenen, so ernannte z. B. derFührer denReichssportführer, dieser denVerbandsführer, dieser denVereinsführer. Hierbei konnte es durchaus zu Konflikten und nachträglichen Korrekturen kommen, da beim Zusammenschluss von Verbänden im Zuge der Gleichschaltung verdiente Nationalsozialisten gegenüber anderen Parteigenossen zurückstehen mussten und sich dies so leicht nicht gefallen ließen.[9]

Beispiel 2: Militär

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Die Verwendung des Begriffs „Entscheidung“ (s. o.) legt es nahe, an dieser Stelle auf den Zusammenhang mit den militärischen Kategorien „Befehl“ und „Gehorsam“ hinzuweisen. In der Tat hat der junge PhilosophErnst Bloch in einer frühen Tagebuch-NotizHitlers Gewalt die drei Begriffe als zusammenhängende Charakteristik der Hitler-Bewegung genannt.[10] Mit dem Führerprinzip wurde gewissermaßen das militärische Prinzip vonBefehl und Gehorsam durchunbedingten Gehorsam verengt, der auch in derZivilgesellschaft verlangt wurde. Es war deshalb nur konsequent, dass Hitler nach dem Tod desReichspräsidentenvon Hindenburg ab Sommer 1934 als „Führer und Reichskanzler“ denEid der Wehrmacht auf sich alsFührer des Deutschen Reiches und Volkes und später alsObersten Befehlshaber der Streitkräfte formulieren ließ.

Beispiel 3: Verwaltung

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Ab 1. Oktober 1933 gab es in Bremen nicht mehr den „Bürgermeister“, sondern den „Regierenden Bürgermeister“. Durch diesen Zusatz sollte auch in der Verwaltung das Führerprinzip betont werden. Aus dem Präsidenten des kollegialenSenats wurde der Regierende Bürgermeister mit Richtlinienkompetenz.[11]

Ab 1935 galt für dieGemeinden des Dritten Reiches dieDeutsche Gemeindeordnung, wonach sie in der „gelenktenSelbstverwaltung“ in die mittelbare Staatsverwaltung eingebunden werden sollten und dieBürgermeister nicht mehr gewählt, sondern auf Parteivorschlagernannt wurden. Hierzu hatte der jeweiligeKreisleiter derNSDAP – im Sinne der „Einheit von Partei und Staat“ – der zuständigen Behörde drei Bewerber vorzuschlagen.

Abgrenzung

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
Dieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mitBelegen (beispielsweiseEinzelnachweisen) ausgestattet. Angaben ohne ausreichenden Beleg könnten demnächst entfernt werden. Bitte hilf Wikipedia, indem du die Angaben recherchierst undgute Belege einfügst.

Im Gegensatz zum demokratischen Prinzip, bei dem eine Gruppe ihre Vertreter wählt und die Machtbefugnisse des Vertreters durch die Wahl legitimiert werden (bottom-up), erfolgt beim Führerprinzip die Einsetzung des „Vertreters“ durch die jeweils übergeordnete Instanz ohne Möglichkeit der Einflussnahme durch die entsprechend untergeordnete Gruppe (top-down). Insofern lässt sich in einem nach dem Führerprinzip organisierten System die „Wahl“ von Amts- und Entscheidungsträgern immer bis auf den obersten Führer zurückverfolgen, während in einer Demokratie stets ein Zusammenspiel zwischen „oben“ und „unten“ wirksam ist.

Erklärungsversuche

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

NachDiemut Majer ist das Führerprinzip grundsätzlich ahistorisch, das heißt, es steht in keinem geschichtlichen Zusammenhang beispielsweise zuabsolutistischen Ideen. Diese kannten im Gegensatz zum totalen Führerstaat noch gewisse Rechte (Naturrecht) und Pflichten gegenüber dem Untertanen, während jener keine Rechenschaft abzulegen brauchte. Gleichzeitig ist das Führerprinzip starkirrational und greift deswegen zu seiner eigenen Legitimation aufMystizismus und Verklärung des Führers zurück (vgl. auchPersonenkult).

Ein häufiger Erklärungsversuch greift auf sozialdarwinistische Vorstellungen zurück. Führer sei hierbei der „Stärkste“, indem er sich gegen die „Schwächeren“ durchsetze.

NachSigmund Freud undGustave Le Bon ist das Führerprinzip in derMassenpsychologie bedeutsam. Da die Einzelperson innerhalb einer Massesuggestiven Einflüssen stärker ausgesetzt sei, komme dem Führer ähnlich wie beihypnotischen Phänomenen dem Hypnotiseur große Bedeutung zu.[12]

Rechtstheorie

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Der irrationale Charakter des Führerprinzips zeigt sich auch im Scheitern aller Versuche, das ideologische Konstrukt in einejuristische Form zu gießen (sieheHuber, 1939). Das Führerprinzip kann nach Majer schon reinlogisch nicht zu einerstaatsrechtlichen Kategorie werden, weil es selbstStaat undRecht negiert.

Siehe auch

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Literatur

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
  • Martin Broszat:Der Staat Hitlers. Grundlegung und Entwicklung seiner inneren Verfassung. Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 1969 (=dtv-Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts 9; dtv 4009).
  • Norbert Frei:Der Führerstaat. Nationalsozialistische Herrschaft 1933–1945. 8. Auflage. Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 2007,ISBN 978-3-423-30785-7 (dtv 30785).
  • Gerhard Hirschfeld, Lothar Kettenacker (Hrsg.):„Der Führerstaat“. Mythos und Realität. Studien zur Struktur und Politik des Dritten Reiches (=The „Führer State“. Myth and Reality. Studies on the Structure and Politics of the Third Reich). Mit einer Einleitung vonWolfgang J. Mommsen. Klett-Cotta, Stuttgart 1981,ISBN 3-12-915350-0 (=Veröffentlichungen des Deutschen Historischen Instituts in London 8).

Weblinks

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Anmerkungen

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
  1. abKnaurs Lexikon. Th. Knaur Nachf., Berlin 1939, S. 454.
  2. Michael Salewski (Hrsg.):Deutsche Quellen zur Geschichte des Zweiten Weltkrieges. Darmstadt 1998, S. 3. (Einleitung)
  3. Manchmal, z. B. beim sog.Röhm-Putsch, erfolgte die gesetzliche Billigung der Geschehnisse auch erstnachträglich.
  4. Auch dieWannseekonferenz diente letztlich nur dazu, alle vorhersehbaren „technischen Einzelheiten“ und Verantwortlichkeiten zu Entscheidungen zu klären, die schon vorher auf höherer Ebene getroffen worden waren und in der schriftlichen BeauftragungReinhard Heydrichs durchHermann Göring gipfelten.
  5. Ernst Rudolf Huber:Verfassungsrecht des Großdeutschen Reiches. In: Georg Dahm und Ernst Rudolf Huber (Hrsg.):Grundzüge der Rechts- und Wirtschaftswissenschaft – Reihe A Rechtswissenschaft. 2. Auflage. Hanseatische Verlagsanstalt Hamburg, Hamburg-Wandsbek 1939,S. 230. 
  6. Morten Reitmayer:„Unternehmer zur Führung berufen“ – durch wen?. In:Volker Berghahn, Stefan Unger,Dieter Ziegler (Hg.):Die deutsche Wirtschaftselite im 20. Jahrhundert. Kontinuität und Mentalität. Essen 2003, S. 328.
  7. Vgl.Wolfgang Benz,Die 101 wichtigsten Fragen: Das Dritte Reich (= Beck’sche Reihe; Bd. 1701), 2. Aufl. (Paperback), C.H. Beck, 2008,S. 30.
  8. Diese Beispiele sind dokumentiert in erhalten gebliebenen Protokollbüchern der Zeit, etwa:„Gleichschaltung“ im Protokollbuch der Kameradschaft ehemaliger Soldaten Lunestedt oder„Gleichschaltung“ im Protokollbuch des Turnvereins Westerbeverstedt.
  9. Arnd Krüger:„Heute gehört uns Deutschland und morgen …?“ Das Ringen um den Sinn der Gleichschaltung im Sport in der ersten Jahreshälfte 1933. In:Wolfgang Buss, Arnd Krüger (Hrsg.):Sportgeschichte: Traditionspflege und Wertewandel. Festschrift zum 75. Geburtstag von Prof. Dr. Wilhelm Henze (= Schriftenreihe desNiedersächsischen Instituts für Sportgeschichte Hoya e. V., Bd. 2). Mecke, Duderstadt 1985, S. 175–196.
  10. Ernst Bloch:Hitlers Gewalt, in:Tage-Buch 5 (1924), H. 15, 12. April, S. 474–477.
  11. Corinna Tonner:Dokumente aus braunen Zeiten, in:Weser-Kurier vom 5. März 2013; siehe auch:Der Bremer Senat zur Zeit des Nationalsozialismus.
  12. Sigmund Freud:Massenpsychologie und Ich-Analyse. [1921] In:Gesammelte Werke, Band XIII, „Jenseits des Lustprinzips – Massenpsychologie und Ich-Analyse – Das Ich und das Es“ (1920–1924), Fischer Taschenbuch, Frankfurt am Main 1999,ISBN 3-596-50300-0, S. 70–87 zu Stichwort „Le Bon“ und S. 80 zu Stichwort „Hypnotiseur“.
Normdaten (Sachbegriff):GND:4155572-7 (GND Explorer,lobid,OGND,AKS)
Abgerufen von „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Führerprinzip&oldid=260074804
Kategorien:
Versteckte Kategorie:

[8]ページ先頭

©2009-2025 Movatter.jp