Movatterモバイル変換


[0]ホーム

URL:


Zum Inhalt springen
WikipediaDie freie Enzyklopädie
Suche

Führergeburtstag

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
50. Geburtstag Hitlers 1939,Heinrich Himmler gratuliert

In derZeit des Nationalsozialismus war derFührergeburtstag (auchGeburtstag des Führers oderFührers Geburtstag) ein „besonders begangener Tag“, an dem jährlich am20. April, dem Geburtstag des „Führers undReichskanzlersAdolf Hitler, Beflaggung angeordnet war. Lediglich der 20. April 1939, Hitlers 50. Geburtstag, war ein staatlich verordneterFeiertag, zu dem auch Vertreter ausländischerRegierungen undStreitkräfte in dieReichshauptstadt eingeladen wurden.

Abläufe

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Der Abend des 19. April war das Datum, an dem jährlich im ganzenDeutschen Reich Jugendliche feierlich in dieHitlerjugend aufgenommen wurden. So berichtet dieDonau-Bodensee-Zeitung von einer Feierstunde mitGelöbnis und anschließendem Marsch durch die Straßen der StadtRavensburg am 19. April 1944:

Parade zum 50. Geburtstag Hitlers 1939 vor demBrandenburger Tor

„Am Vorabend des Geburtstags des Führers traten über eine Million Jungen und Mädel im ganzen Reiche an, um in die große Gemeinschaft der Hitler-Jugend aufgenommen zu werden. Auch in Ravensburg waren die Zehnjährigen mit leuchtenden Augen und strahlenden Herzens gekommen, um sich als Geburtstagsgeschenk dem Führer zu geben.“

Unsere Jugend gelobte sich dem Führer. Ein neuer Jahrgang ist angetreten.[1]

Am 20. April, dem Geburtstag selbst, wurden im Rahmen desFührerkultes Parteifeiern und Gedenkstunden im ganzen Reichsgebiet und in den annektierten Gebieten abgehalten (zuletzt 1944). Bei diesen waren neben Reden über die Größe des Führers und seine Rolle in der Geschichte auchantisemitische Hetzreden an der Tagesordnung. Üblich war auch das Singen von nationalsozialistischen Liedern, sogenannten „Liedern der Bewegung“, und der Nationalhymnen (Deutschlandlied als offizielle undHorst-Wessel-Lied als inoffizielle Hymne).[2]

Am 20. April 1945 waren Feiern nur noch sehr eingeschränkt möglich und nahmen bisweilen groteske Züge an:

„Am 20.4.45, 19 Uhr müssen wir zur ‚Feier des Geburtstages des Führers‘ im Kasino des Landeshauses erscheinen. Ein Kreisleiter redet über den Endsieg! Die spendierte Flasche Rotwein und die kleine Portion Schinken und Wurst mit Brot haben uns nicht vom Sieg überzeugen können.“

Der Volkssturmmann Fritz Steffen (1893–1979), Stettin[3]

Im vorletztenReichsgesetzblatt (Nr. 9) vom 7. April 1945 war alsAnordnung für den Dienst am 20. April 1945 vom stellvertretenden Reichsminister des Innern,Wilhelm Stuckart, ausdrücklich bestimmt worden, „daß mit Rücksicht auf die Kriegsnotwendigkeiten bei den staatlichen Behörden, den Gemeinden, Gemeindeverbänden und sonstigen Körperschaften, Anstalten und Stiftungen des öffentlichen Rechts am 20. April 1945 wie an anderen Werktagen Dienst zu leisten ist“.[4]

Nachwirkungen nach 1945

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 1994 sagte derenglische Fußballverband ein auf den 20. April terminiertesLänderspiel inHamburg gegenDeutschland wegen befürchteter Ausschreitungen aufgrund des Datums ab.[5]

Derbaden-württembergischeMinisterpräsidentGünther Oettinger wollte nicht an diesem Datum durch den Landtag gewählt werden, nachdem sein VorgängerErwin Teufel seinen Rücktritt zum 19. April 2005 angekündigt hatte. Oettinger, der den 20. April durch den Hitler-Geburtstag für „historisch vorbelastet“ hielt, wurde daraufhin am 21. April in sein neues Amt eingeführt.[6]

Der 20. April ist fürNeonazis ein Feiertag. 1984 tagte unter Vorsitz vonMichael Kühnen das „Komitee zur Vorbereitung der Feierlichkeiten zum 100. Geburtstag Adolf Hitlers“ in dem vonWerner Georg Haverbeck undUrsula Haverbeck geleitetenCollegium Humanum imostwestfälischenVlotho.[7] Die deutschen NeonazisOliver Schweigert undStella Palau heirateten am 20. April 2000, dem 111. Geburtstag von Adolf Hitler.[8][9]

Immer wieder kommt es zu Anklagen wegenNS-Wiederbetätigung nach Gedenkaktionen oder „Geburtstagspostings“ insozialen Medien anlässlich dieses Datums.[10][11]

Literatur

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
  • Jörg Koch:Führers Geburtstag, in: Ders.Dass Du nicht vergessest der Geschichte – Staatliche Gedenk- und Feiertage von 1871 bis heute. Wbg Academic, Darmstadt 2019,ISBN 978-3-534-40186-4, S. 150–160.
  • Joachim Immisch (Hrsg.):Die Wochenschau von Hitlers 50. Geburtstag. Erläuterungen und Material für ihre Auswertung, Niedersächsische Landeszentrale für Politische Bildung, Hannover 1961.
  • Walter Kempowski (Hrsg.):Das Echolot. Ein kollektives Tagebuch – Abgesang 45. Knaus, München 2005,ISBN 3-8135-0249-X.
  • Roland Kopp:Die Wehrmacht feiert. Kommandeurs-Reden zu Hitlers 50. Geburtstag am 20. April 1939, in:Militärgeschichtliche Zeitschrift 62 (2003) 2, S. 471–535.
  • Günther Rühle:Eine deutsche Karriere. „Schlageter“ von Hanns Johst – eine Uraufführung zu Hitlers Geburtstag. In:Theater heute, 43. Jg. (2002), Heft 8/9, S. 56–64.

Weblinks

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
Commons: Führergeburtstag – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Führergeburtstag – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
  1. In:Donau-Bodensee-Zeitung, Kreisausgabe Ravensburg, 22. April 1944
  2. Artikel in derDonau-Bodensee-Zeitung, Kreisausgabe Ravensburg, 22. April 1944
  3. In:Walter Kempowski:Das Echolot – Abgesang ’45. Ein kollektives Tagebuch, München 2005.
  4. RGBl. 1945 I S. 40
  5. William Tuohy: British Pull Out of Match on Hitler's Birthday : Soccer: English Football Assn. cancels game scheduled for April 20 in Berlin on grounds that it would attract neo-Fascist elements. 7. April 1994, abgerufen am 8. Februar 2025 (amerikanisches Englisch). 
  6. Mitgliederbefragung im Ländle. Bei:n-tv, 26. Oktober 2004
  7. Christian Mentel:Collegium Humanum. In:Wolfgang Benz (Hrsg.):Handbuch des Antisemitismus. Organisationen, Institutionen, Bewegungen. Band 5. Walter de Gruyter, Berlin 2012,ISBN 978-3-598-24078-2, S. 115.
  8. Nicole Meßmer, Marie Preuß: Frauen in der NPD: Jung, weiblich, rechtsextrem. In: Tagesspiegel Online. 11. August 2008, abgerufen am 13. Oktober 2021: „Mein Ex-Mann hatte die Idee, am 20. April zu heiraten – das ist natürlich eine Provokation gewesen.“ 
  9. Bereitet Neonaziführer Oliver Schweigert Internet-Aktivitäten vor? In: apabiz.de. 17. August 2000, abgerufen am 31. März 2020. 
  10. Kerzen beim Hitlerhaus am 20. April platziert: Angeklagte müssen drei Jahre ins Gefängnis. Bei:OÖ Nachrichten, 6. Februar 2023
  11. Flachgauer Familie wegen Wiederbetätigung verurteilt. Bei:Salzburg24, 14. Oktober 2021
Abgerufen von „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Führergeburtstag&oldid=255337521
Kategorien:
Versteckte Kategorie:

[8]ページ先頭

©2009-2025 Movatter.jp