Förderkübel

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Schachtabteufen mit Teufkübel (1894)

EinFörderkübel ist einFördergutträger, der imBergbau[1] und imTunnelbau[2] zurSchachtförderung und zumTeufen vonSchächten eingesetzt wird.[1] DasFassungsvermögen des Förderkübels hat einen großen Einfluss auf die Leistungsfähigkeit einer Schachtförderanlage.[3] Da Förderkübel nur zur Förderung im Schacht dienen, verbleiben sie stets amFörderseil und werden auf derHängebank oder imFüllort befüllt oder entleert.[4]

Inhaltsverzeichnis

Historische Bauformen

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Je nach Schachtform und Größe werden drei Kübelformen unterschieden, der gewöhnliche Kübel, der Kastenkübel und der Wippkübel.[2]

Der gewöhnliche Kübel

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Gemeiner Förderkübel

Den gewöhnlichen Kübel gibt es in zwei Bauarten, entweder mit kreisrundem oder mit ovalem Querschnitt.[4] Der ovale Kübel wird nach oben größer, der kreisrunde Kübel ist im Umfang gleichförmig. Der ovale Förderkübel ist wesentlich zweckmäßiger, da er zum einen durch die Zusammenfassung der Dauben eine größere Festigkeit hat und zum anderen, weil der Schwerpunkt des Kübels oberhalb der Kübelmitte liegt. Durch die Schwerpunktverlagerung in den oberen Kübelbereich lässt sich der Kübel besser entladen. Außerdem kann er durch die größere Öffnung leichter befüllt werden.[2]

Aufbau und Verwendung

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Der Kübel besteht ausEichenholzdauben.[5] Zur Verbesserung der Stabilität wird der Kübel mit drei Bandeisen beschlagen.[6] Der Boden und der Rand werden mit Bandhaltern mechanisch stabilisiert und geschützt.[2] Am oberen Rand sind zwei eiserne Ösen angebracht, in die ein eiserner Bügel eingehängt ist.[6] Im Freiberger Bergbau wird dieser Bügel auch Quentzel genannt. An dem Bügel wird dasFörderseil mittelsSeilhaken befestigt. Damit der Seilhaken am Bügel nicht hin- und herrutschen kann, ist der Bügel in der Mitte mit einer Schlinge versehen. Es gibt auch Kübel, die am oberen Rand mehrere Ösen aus Eisen haben, an denen Ketten befestigt werden.[2] Das Fassungsvermögen richtet sich nach dem zu fördernden Material und beträgt je nach Kübelausführung zwischen 1 1/3 und 3Kubikfuß. Es gibt ein- und zweimännische Kübel, deren Fassungsvermögen unterschiedlich ist.[2] Das Leergewicht des Kübels liegt, je nach Kübelausführung, zwischen 14 und 24 Kilogramm bei einer Nutzlast von 50 bis 150 Kilogramm.[5] Im sächsischen Erzgebirge hat der zweimännische Kübel ein Fassungsvermögen bis zu 2.500Leipziger Kubikzoll. Er kann mit bis zu einem Zentner Erz gefüllt werden.[2] Der Kübel wird zur Förderung von Erz und auch zur Wasserhebung genutzt.[4] Im Tunnelbau wurde der Kübel nur zumSchachtteufen genutzt. Zum Abnehmen des Kübels auf der Hängebank wird der Kübel manuell auf die Dielung der Hängebank geschwenkt, gleichzeitig wird das Seil nachgelassen. Im Füllort unter Tage wird der Kübel zum Abhängen mit einem Stangenhaken aus dem Schacht gezogen.[2]

Kastenkübel

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Der Kastenkübel wird in Schächten eingesetzt, in denen die Verwendung von gewöhnlichen Kübeln nicht machbar ist.[4] Sie werden auch intonnlägigen Schächten verwendet, da dort das Gefäß direkt in den Schacht gezogen wird und das Umladen des Fördergutes in den Kübel nicht erforderlich ist. Die Kübel werden in den Schacht gezogen und in der Strecke auf einen Gestellwagen gesetzt und wegtransportiert.[2]

Aufbau und Verwendung

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Der Kastenkübel hat eine rechtwinklige, in der Regel quadratische, Form.[5] Sein Fassungsvermögen beträgt zwischen 15 und 20 Kubikfuß. Die Fläche des Kübelbodens ist verstärkt und mit Eisen beschlagen, da dieser Gefäßteil durch das häufige Auf- und Absetzen stark beansprucht wird. Zur Befestigung am Seilhaken werden eiserne Stangen oder Ketten, so genannte Quenzelketten, verwendet. Da die Ketten besser am Seil befestigt werden können, hat sich die Befestigung mittels Ketten durchgesetzt.[2] Damit die Kübelwände bei der Förderung nicht zusammengezogen werden, sind die Ecken mit Eckbeschlägen aus Eisen verstärkt.[5] Zur Entladung besitzt der Kastenkübel am hinteren Ende eine Klappe, die mit einer eisernen Stange verriegelt ist. Diese Stange ist mit einem Bolzen gesichert.[2] Werden die Kastenkübel insaigeren Schächten eingesetzt, werden sie mit Führungseinrichtungen versehen, die einen sicheren Transport durch den Schacht gewährleisten.[5]

Wippkübel

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Der Wippkübel wird auchSchlesischer Kasten genannt. Er hat die Form einer umgestürzten Pyramide. Bei derStreckenförderung werden bis zu drei dieser Kübel auf einen Gestellwagen gestellt. ZurSchachtförderung wird jeder Kübel einzeln an das Förderseil angeschlagen und durch den Schacht gefördert. An den Seiten angebrachte Drehzapfen, die fest am Kübel angeschraubt sind, dienen dabei als Führungsschuhe. Im Schacht sind dazu zwei Führungslatten so zusammengenagelt, dass sie eine Führungsrinne für den Drehzapfen bilden. Auf der Hängebank muss zunächst die Schachtöffnung mit einer Falltür verschlossen werden. Danach werden die Gefäße auf einen Gestellwagen gestellt. Anschließend werden die Wippkübel zur Entleerung zum Aussturzplatz gebracht.[2]

AbteufkübelZeche Friedrich der Große Schacht 6, Herne, beim BesuchBundeskanzler Erhards 1965
Abteufkübel derGrube Lüderich, vor demBergischen Museum für Bergbau, Handwerk und Gewerbe inBergisch Gladbach

Moderne Förderkübel

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Im modernen Bergbau werden Förderkübel hauptsächlich beimAbteufen von Schächten eingesetzt.[7] Diese deshalb auchAbteufkübel genannten Fördergefäße sind aus Stahl gefertigt, haben unterschiedliche Größen und können bis zu 8 Personen bei Seilfahrt aufnehmen.[3] Die Form ähnelt einem Zylinder mit konischem unteren und oberen Rand.[7] Der Anschlagbügel ist dauerhaft mit dem Kübel durch Bolzen verbunden und wird mit einemSchäkel an den Haken des Förderseiles angeschlagen.[3] Förderkübel sind zugelassene Fördergutträger und werden deshalb auch als Teil von Befahrungseinrichtungen für aufgelassene oder gestundete Bergwerke oder beim Umbau von Schächten verwendet. AlsFördermaschine dient in solchen Fällen beispielsweise ein spezieller Autokran mit großer Seillänge, eine sogenannte mobile Seilwinde. Zur Führung des Kübels wird ein sogenannterFührungsschlitten, der an (in der Regel zwei)Führungsseilen gleitet, verwendet.[7]

Einzelnachweise

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  1. abGustav Köhler:Lehrbuch der Bergbaukunde. Zweite verbesserte Auflage, Verlag von Wilhelm Engelmann, Leipzig 1887, S. 379–380.
  2. abcdefghijklFranz Rziha:Lehrbuch der gesammten Tunnelbaukunst. Erster Band, Verlag von Ernst & Korn, Berlin 1867, S. 305–308.
  3. abcCarl Hellmut Fritzsche:Lehrbuch der Bergbaukunde. Zweiter Band, 10. Auflage, Springer Verlag, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1962, S. 74–79.
  4. abcdGustav Köhler:Lehrbuch der Bergbaukunde. Sechste verbesserte Auflage, Verlag von Wilhelm Engelmann, Leipzig 1903, S. 427–429.
  5. abcdeEmil Stöhr:Katechismus der Bergbaukunde. Lehmann & Wentzel Buchhandlung für Technik und Kunst, Wien 1875. 
  6. abGeorg Agricola:Zwölf Bücher vom Berg- und Hüttenwesen. In Kommission VDI-Verlag GmbH, Berlin, S. 123–125.
  7. abcErnst-Ulrich Reuther:Lehrbuch der Bergbaukunde. Erster Band, 12. Auflage, VGE Verlag GmbH, Essen 2010,ISBN 978-3-86797-076-1, S. 211–212.

Weblinks

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Commons: Abteufkübel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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