

DasEuropaschiff ist ein motorisiertesBinnenschiff zum Gütertransport und gleichzeitig dieSpezifikation einesSchiffstyps, der von derEuropäischen Verkehrsministerkonferenz (CEMT/ECMT) zum Standard (Typschiff) der Binnenschiffsklasse IV erklärt wurde. Schiffe dieser Klasse dürfen uneingeschränkt auf den europäischenBinnenwasserstraßen verkehren, die in ihremAusbauzustand mindestens dieser Spezifikation entsprechen. Neben den reinen Schiffsdaten beschreiben die Vorgaben auch die Belastung im Wasser wieGeschwindigkeit,Wellenschlag, Rückströmungen etc. Daraus lassen sich für die zuständigenVerwaltungen die baulichen Anforderungen an die Wasserstraßen und derenBauwerke ableiten.
Aufbauend auf dem 80 Meter langenSchleppkahn desRhein-Herne-Kanalschiffs war in den 1950er Jahren dasJohann-Welker-Schiff als Selbstfahrer konzipiert worden. Vorgesehen als Standard-Schiffstyp für die Kanalfahrt in Deutschland wurden die Baudetails undLinienrisse allgemein zugänglich gemacht, um eine einheitliche Umsetzung zu ermöglichen. Ende der 1960er Jahre entstand daraus dasEuropaschiff[1], das anschließend durch die CEMT als Schiff der Klasse IV festgelegt wurde.[2] Die wichtigsten technischen Details enthält die Tabelle:
| Schiffsdaten zum Europaschiff gem. CEMT[3] | |||||
| Länge | Breite | Tiefgang | Tragfähigkeit | Container 2-lagig | Container 3-lagig |
|---|---|---|---|---|---|
| 85 m | 9,5 m | 2,5 m | 1350 t | 54TEU | 81 TEU |
DieWasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV) nennt für dasEuropaschiff Maximalwerte von 95 Meter Länge und 9,60 m in der Breite.[4] Als Neubauten erhielten die Schiffe auch einen Tiefgang von 2,70 m, wodurch die Tragfähigkeit eines 85-m-Schiffs auf 1500 Tonnen steigt. In Einzelfällen wurden Schiffe auf 110 Meter verlängert.
Im Laderaum haben dreiISO-Container der Größe 20 Fuß nebeneinander und neun hintereinander Platz. Bei maximal drei Lagen übereinander beträgt das maximale Ladevolumen 81 TEU. Neuere Schiffe ermöglichen bis zu zehn dieser Container hintereinander. Bei der Kanalfahrt ist wegen begrenzter Brückendurchfahrtshöhen meist nur der 2-lagige Transport mit insgesamt 54 Containern möglich.[2]
Das überwiegend als Ein-Hüllenschiff gebaute Schiff hat für die Leerfahrt nur eine begrenzteBallasttankkapazität und besitzt meistens nur eineSchraube. Die Antriebsleistungen liegen bei 700 bis 1200 kW. Bei entsprechender Motorleistung kann es auch als schiebendes Schiff imKoppelverband fahren.
DasEuropaschiff erreicht eine maximale Geschwindigkeit von rund 20 km/h, die aber nur auf großen Flüssen wie dem Rhein ausgefahren werden kann. AlsGeschwindigkeit über Grund wird bei der Bergfahrt gegen den Strom entsprechend derStrömungsgeschwindigkeit eine geringere Geschwindigkeit erzielt.[2]
Bis in die 1980er Jahre war dasEuropaschiff maßgebend für den Ausbau von Wasserstraßen und für die Dimensionierung der zugehörigen Bauwerke wie Schleusen und Hebewerke. Ein Beispiel ist das 1976 eingeweihteSchiffshebewerk Lüneburg mit einer Trog-Nutzlänge von 100 Metern.
Die Zunahme der Schiffsgrößen beim Gütertransport haben auch die maßgebende Schiffsgröße verändert. So wurde dasEuropaschiff durch dasGroßmotorgüterschiff mit 110 m Länge abgelöst und definiert ein Schiff der CEMT-Klasse Va.[4] Mit der größeren Breite von 11,40 m und einem Tiefgang von 2,80 m erreicht der Schiffstyp eine Tragfähigkeit von 2300 t. Als Bemessungsgrundlage für das neueSchiffshebewerk Niederfinow Nord (Eröffnung 2022) erhielt der Trog eine Nutzlänge von 115 Meter.
Um bei einem zukünftige Ausbau der Binnenwasserstraßen zumindest bei den Schleusen nicht nachbessern zu müssen, wird aktuell von derWasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes schon das übergroße Motorgüterschiff mit 135 m Länge zum Maßstab gesetzt. Es repräsentiert keine eigene Klasse nach CEMT und muss wie Schubverbände Wasserstraßen bzw. Bauwerke der Klasse Vb benutzen. Die Schiffe besitzen alle die für die Kanalfahrt bestimmende Maximalbreite von 11,45 m. Beispiele dafür sind der Neubau von Schleusen der Nordstrecke desDortmund-Ems-Kanals sowie die Schleusenverlängerungen amNeckar, die 140 m langeSchleusenkammern erhalten. Gegenüber früher gebautenAbstiegsbauwerken wird bei Neubauten bevorzugt eine Innenbreite von 12,50 m gewählt, um den Schiffen mehr Raum zurNavigation zu lassen.