| Essen Hauptbahnhof | |
|---|---|
Essen Hauptbahnhof, Blick nach Westen | |
| Daten | |
| Lage im Netz | Trennungsbahnhof |
| Bahnsteiggleise | 13 |
| Abkürzung | EE |
| IBNR | 8000098 |
| Preisklasse | 1 |
| Eröffnung | 1. März 1862 |
| Profil auf bahnhof.de | Essen-Hbf |
| Architektonische Daten | |
| Baustil | Vorkriegsbau: Renaissance-Stil mit gotischen Elementen Nachkriegsbau: Neue Sachlichkeit |
| Architekt | Vorkriegsbau:Fritz Klingholz Nachkriegsbau: Kurt Rasenack, Bernd Figge |
| Lage | |
| Stadt/Gemeinde | Essen |
| Land | Nordrhein-Westfalen |
| Staat | Deutschland |
| Koordinaten | 51° 27′ 5″ N,7° 0′ 50″ O51.4513897.013889Koordinaten:51° 27′ 5″ N,7° 0′ 50″ O |
| Höhe (SO) | 91,3 m |
| EisenbahnstreckenBahnstrecken bei Essen Hauptbahnhof | |
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| Bahnhöfe in Nordrhein-Westfalen | |
Essen Hauptbahnhof ist der wichtigsteBahnhof der StadtEssen und gehört zu den21 Bahnhöfen der höchstenPreisklasse vonDB Station&Service. Er ist Systemhalt für denFernverkehr und bedeutsam imRegional- undS-Bahn-Verkehr. Daneben ist er der zentraleVerknüpfungspunkt für denöffentlichen Personennahverkehrin Essen. Mit täglich insgesamt rund 152.000[1] Reisenden und Besuchern ist er einer dermeistfrequentierten Fernbahnhöfe derDeutschen Bahn. Zudem fungiert der Hauptbahnhof als Bindeglied zwischen der EssenerInnenstadt mit Anbindung an die FußgängerzoneKettwiger Straße und den Dienstleistungszentren imSüdviertel.Das heutige Gebäude wurde nach demZweiten Weltkrieg zum Ende der 1950er Jahre fertiggestellt. Es ersetzt einigeVorgängergebäude.
Essen Hauptbahnhof ist einTrennungsbahnhof, dessen Bahnsteige einzelne Bahnsteigüberdachungen besitzen. Zusätzlich zu den Durchgangsgleisen verfügt der Bahnhof auch über einige Stumpfgleise für den Verkehr mitGelsenkirchen –Haltern,Hagen sowieBorken.
Quer und mittig unterhalb der Gleisanlagen befindet sich die Bahnhofshalle auf zwei Ebenen, die durch Treppen, Rolltreppen und Aufzüge miteinander verbunden sind. Auf der unteren Ebene befinden sich Geschäfte und südlich außerhalb der Empfangshalle dasReisezentrum, auf beiden Ebenen außerdemGastronomie. Die untere Ebene ermöglicht den Durchgang von der nördlich des Bahnhofes gelegenen Innenstadt in das Südviertel. Die obere Ebene dient dem Zugang zu den bzw. dem Umstieg zwischen den Gleisen. Ein direkter Zugang zu den Bahnsteigen ist von der unteren Ebene per Aufzug möglich. Ein Fußgängertunnel im östlichen Bahnhofsteil ermöglicht neben dem Gleiszugang ebenfalls den Durchgang von der Innenstadt ins Südviertel. Ein zweiter Fußgängertunnel im westlichen Bahnhofsteil verbindet einen Teil der Gleise mit dem Ausgang zum Südviertel und zur parallel und westlich der Bahnhofshalle verlaufenden StraßeAm Hauptbahnhof.
Südlich des Bahnhofs und unterhalb des PlatzesFreiheit befindet sich auf zwei unterirdischen Ebenen (Verteilerebene und darunter vier Gleise) der gleichnamigeU-Bahnhof für dieStraßenbahnen undStadtbahnen der örtlichen NahverkehrsgesellschaftRuhrbahn.
Um Sicherheit im Bahnhof zu gewährleisten, unterstützt dieBundespolizei mit eigenerWache die Mitarbeiter derDB Sicherheit GmbH.

Insgesamt hat der Essener Hauptbahnhof 8 durchgehende Gleise mit öffentlicher Bahnsteigkante, 5 Kopfgleise mit Bahnsteigkante sowie ein Durchfahrtsgleis ohne Bahnsteig. Dazu kommen im Bereich des Personenbahnhofs noch ein für die Öffentlichkeit gesperrter Bahnsteig mit zwei Gleisen sowie Umfahrgleisen. Die fünf öffentlichen Bahnsteige haben zusammengenommen eine Fläche von 24.798 Quadratmetern und sind seit dem Umbau 2008 durch öffentliche Aufzügebarrierefrei erreichbar (wobei die Nutzung von Gleis 21/22 mit einem Umweg über den Lift am Ostzugang verbunden ist). Der Bahnsteig an Gleis 4/6 besitzt eine Länge von 667 Metern[2] und ist damit der längste Bahnsteig Deutschlands. Die Bahnsteige der Gleise 7, 10, 11 und 12 weisenHöhen von 96 cm auf, um einen ebenerdigen Einstieg in die dort verkehrenden S-Bahn-Triebwagen zu bieten. Die übrigen Bahnsteige sind 76 cm hoch.Gleis 3 besitzt keinen Bahnsteiganschluss, da es ein Durchfahrgleis für Güterzüge ist.
| Bahnsteig | Gleis | Linie/Richtung |
|---|---|---|
| 1 | 1 | von GelsenkirchenIC RE nach Duisburg (primär) von DortmundIC/ICE RE nach Duisburg (sekundär) |
| 2 | von DortmundIC/ICE RE nach Duisburg (primär) von GelsenkirchenIC RE nach Duisburg (sekundär) | |
| 2 | 4 | IC RE Duisburg – Gelsenkirchen (primär) IC/ICE RE Duisburg – Dortmund (sekundär) |
| 5 (K-O) | ||
| 6 | IC/ICE RE Duisburg – Dortmund (primär) IC RE Duisburg – Gelsenkirchen (sekundär) | |
| 3 | 7 | S 1 nach Solingen S 3 nach Oberhausen S 9 nach Bottrop und Haltern am See/Recklinghausen RE 49 nach Wesel RB 33 nach Aachen (nicht abends und sonntags) |
| 8 (K-W) | S 9 nach Bottrop (früh morgens / spät abends) RE 14 nach Borken und Coesfeld (Westf.) RB 33 nach Aachen (abends und sonntags) | |
| 9 (K-O) | S 1 von und nach Dortmund (wochentags) RE 16 von und nach Iserlohn (Wochenende) RB 40 von und nach Hagen | |
| 10 | S 1 von und nach Dortmund (wochentags) RE 16 von und nach Iserlohn (wochentags) RE 42 nach Mönchengladbach und nach Münster | |
| 4 | 11 | S 1 nach Dortmund S 3 nach Hattingen S 9 nach Wuppertal und Hagen RB 33 nach Essen-Steele (nicht abends und sonntags) RE 49 nach Wuppertal |
| 12 | S 6 von und nach Köln-Nippes | |
| 5 | 21 (K-O) | S 2 von und nach Gelsenkirchen und Dortmund |
| 22 (K-O) | RE 42 von und nach Münster |
Legende:

Heute hat der Essener Hauptbahnhof 5700 Quadratmeter reine Verkaufsfläche,[3] das sind 2000 Quadratmeter mehr als vor dem Umbau 2008/2009.[4]
Vor Beginn des Umbaus im Jahr 2008 boten in der Empfangshalle und im oberen Verknüpfungstunnel auf rund 14.000 Quadratmeter Gesamtfläche unter anderem 34 Geschäfte und Gastronomiebetriebe ihre Dienste an. Insgesamt waren rund 9000 Quadratmeter vermietet.[5] Neben dem Reisezentrum standen insgesamt 31 Fahrscheinautomaten zur Verfügung, außerdem gab es 420 Schließfächer. In unmittelbarer Nähe standen 94 Parkplätze und rund 200 Fahrradparkplätze zur Verfügung.(Stand 14. August 2008)
An der Nordseite des Hauptbahnhofes wurde in den 1960er Jahren ein rund 40 Meter hohes DB-Verwaltungsgebäude errichtet, dessen Eigentümer zuletzt der von der Deutschen Bahn gegründete ImmobilienentwicklerAurelis war. Letzter Mieter des Hauses war dieEisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), die im Januar 2012 aufgrund von Mängeln beim Brandschutz auszog. Seitdem stand das Gebäude leer. Nachdem eine Kernsanierung des Hauses wirtschaftlich und technisch nicht in Betracht gekommen war, wurde ein Abrissantrag genehmigt. Dieser Abriss erfolgte im Jahr 2017.[6] Als Fundament des Verwaltungsgebäudes diente der ehemalige Atombunker, der sich seit Anfang der 1960er Jahre unter dem ehemaligen DB-Hochhaus befand. Seine offizielle Bezeichnung lauteteBA Befehlsstelle Essen Hauptbahnhof. Er sollte mit Kommandostand im Kriegsfall in der Zeit desKalten Krieges die Eisenbahn-Infrastruktur im Direktionsbereich so weit wie möglich aufrechterhalten. Die Bunkergrundfläche deckt sich nahezu mit der des einst darauf befindlichen DB-Verwaltungsgebäudes. Rund drei Meter dicke Betonwände und -decken des über zwei Etagen verlaufenden Bunkers sollten ausreichend Schutz bieten. Die untere Etage in etwa 16 Meter Tiefe sollte als Versorgungsebene mit großen Frischwassertanks, Küche, Toiletten und Dieselaggregaten dienen. Ein Tunnel verbindet den Bunker mit der gegenüberliegendenHauptpost.[7] Ebenfalls auf diesem Bunker als Fundament wurde das etwa 50 Meter hohe HotelPremier Inn errichtet. Am 5. März 2020 fand das Richtfest im Beisein von OberbürgermeisterThomas Kufen statt,[8] im Mai des Jahres folgte die Eröffnung.
Täglich bedienen nach DB-Angaben 123 Fernverkehrszüge, 198 Nahverkehrszüge und 403 S-Bahnzüge den Bahnhof (Stand 2010).[9]
Der Essener Hauptbahnhof ist Bahnhof des Fernverkehrs derDeutschen Bahn und wird im Fahrplanjahr 2024 von Zügen unten genannter Fernverkehrslinien bedient. Zusätzlich gibt es seit dem 29. August 2011 eine Verbindung des HochgeschwindigkeitszugsEurostar über Düsseldorf–Köln–Aachen und Brüssel nach Paris (unten als EST 80 aufgeführt).[10] Hinzu kamen Verbindungen desFlixtrains zwischen Köln und Berlin.
| Linie | Fahrtverlauf | |
|---|---|---|
| ICE 10 | Berlin Ostbf –Wolfsburg –Hannover –Bielefeld –Hamm (Westf.) –Dortmund – Bochum –Essen –Duisburg –Düsseldorf | 60 min |
| ICE 14 | (Ostseebad Binz –Stralsund –Greifswald –)Berlin – Wolfsburg – Hannover –Herford – Bielefeld –Gütersloh – Hamm (Westf.) – Dortmund – Bochum –Essen – Duisburg – Düsseldorf – Köln | einzelne Züge |
| ICE 32 | Dortmund –Essen – Duisburg – Düsseldorf – Köln – Koblenz – Mannheim – Stuttgart | einzelne Züge |
| ICE 39 | Hamburg –Osnabrück –Münster –Essen –Duisburg –Düsseldorf – Köln | 120 min |
| ICE 41 | Dortmund –Bochum –Essen – Duisburg – Düsseldorf – Köln –Frankfurt (Main) –Würzburg –Nürnberg – München | 60 min |
| ICE 42 | (Kiel –Neumünster –) Hamburg – Bremen – Osnabrück – Münster – Dortmund – Bochum –Essen – Duisburg – Düsseldorf – Köln –Frankfurt (Main) Flughafen – Mannheim – Stuttgart – München | einzelne Züge |
| ICE 43 | (Ostseebad Binz –) Hamburg – Bremen – Münster – Dortmund – Bochum –Essen – Duisburg – Düsseldorf – Köln –Frankfurt (Main) Flughafen – Mannheim –Karlsruhe –Offenburg –Freiburg –Basel | 120 min |
| ICE 47 | Dortmund –Essen –Duisburg –Düsseldorf –Köln –Frankfurt Flughafen –Mannheim –Stuttgart –Ulm –Augsburg –München | 120 min |
| ICE 91 | Hamburg –Bremen –Münster –Dortmund –Essen –Duisburg –Wuppertal –Köln –Bonn –Koblenz –Mainz – Frankfurt am Main –Würzburg –Nürnberg –Regensburg –Passau –Linz –Wien Hbf | 240 min |
| EST 80 | Paris-Nord –Bruxelles-Midi/Brussel-Zuid –Liège-Guillemins –Aachen – Köln – Düsseldorf – (Düsseldorf Flughafen –) Duisburg –Essen (– Dortmund) | einzelne Züge |
| IC 39 | Westerland (Sylt) –Niebüll –Itzehoe –Hamburg –Münster (Westf) –Essen –Duisburg –Düsseldorf –Köln | zwei Zugpaare |
| IC 51 | (Düsseldorf / Köln) –Essen –Kassel –Eisenach Hbf –Gotha –Erfurt Hbf –Weimar –Jena West –Jena-Göschwitz –Gera Hbf | zwei Zugpaare |
| Köln Hbf –Düsseldorf Hbf –Essen –Dortmund Hbf –Bebra – Eisenach Hbf – Erfurt Hbf – Weimar –Leipzig Hbf | zwei Zugpaare (Fr, So) | |
| FLX 20 | Hamburg –Hamburg-Harburg –Bremen –Osnabrück –Münster –Gelsenkirchen –Essen –Duisburg –Düsseldorf –Köln | einzelne Züge |
| FLX 30 | Berlin Südkreuz –Berlin –Berlin-Spandau –Wolfsburg –Hannover –Bielefeld –Dortmund –Essen –Duisburg –Düsseldorf –Köln | einzelne Züge |
Einzelne, über die gewöhnlichen Laufwege der Linien hinausführende Züge sind, ebenso wie Verstärkungszüge am Wochenende, nicht aufgeführt.
Mit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2007 verlor der Essener Hauptbahnhof die Halte der Nachtzüge,City Night Line nachWien undEuroNight „Jan Kiepura“ nachWarschau (mit Kurswagen nachMinsk undMoskau).
In Essen Hauptbahnhof halten im Fahrplanjahr 2022 achtRegional-Express-Linien, zweiRegionalbahn-Linien sowie fünf Linien derS-Bahn Rhein-Ruhr.
Am Essener Hauptbahnhof liegt ein Knotenpunkt mehrererStadtbahnlinien,Straßenbahnlinien, Schnellbusse, Stadtbusse und Nachtlinien.
Zu folgenden Buslinien kann am Hauptbahnhof umgestiegen werden. Die Busse verkehren alsSchnellbusse,Nachtexpress und reguläreStadtbusse auf über 20 Linien ab den Ausgängen des Essener Hauptbahnhofs.
Am 1. März 1862 ging ein Teilstück derBahnstrecke Witten/Dortmund–Oberhausen/Duisburg der ehemaligenBergisch-Märkischen Eisenbahn-Gesellschaft zwischenBochum undMülheim an der Ruhr in Betrieb. Im Zuge dessen wurde auch der bis 1897 so genannteBahnhof Essen BM (BM für Bergisch-Märkische Eisenbahn-Gesellschaft) als Vorgänger des Essener Hauptbahnhofes eröffnet. Der StadtverordneteMartin Wilhelm Waldthausen setzte dabei durch, dass der Bahnhof südlich nahe der Stelle des ehemaligenKettwiger Tors errichtet wurde. Er war nicht der erste Bahnhof in Essen. Bereits 1846 ging der für damalige Verhältnisse abseits gelegene BahnhofBerge-Borbeck (seit 1914Essen-Bergeborbeck) als erster Bahnhof auf heutigem Essener Stadtgebiet in Betrieb.[11] Im Jahr 1847 wurde der zu dieser Zeit bedeutendeBahnhof Essen CM (CM fürCöln-Mindener Eisenbahn-Gesellschaft, heuteBahnhof Essen-Altenessen)[12] an derBahnstrecke Duisburg–Dortmund (Teil ihrerStammstrecke Köln-Minden) in Betrieb genommen.

Das erste Bahnhofsgebäude des nochEssen BM genannten Bahnhofs auf Höhe der heutigen Hachestraße, ein teils holzverschalter Fachwerkbau aus dem Jahre 1862, war der rasant wachsenden Stadt Essen während der Zeit der Industrialisierung im ausgehenden 19. Jahrhundert nicht gewachsen und wurde 1897 geschlossen.[13] Der provisorische Anbau langer Holzhallen an die Bahnhofsüberdachung und das Errichten kleiner Hilfsgebäude brachte für die ansteigende Personenbeförderung keine nennenswerte Verbesserung.
Ebenfalls im Jahr 1897 eröffnete die EssenerBahnhofsmission, die damit zu den ältesten in Deutschland gehört.[14]
Noch kreuzten die Gleisanlagen per Schranke dieKettwiger Straße. Am 15. Juni 1899 wurde der hochgelegte,niveaufreie Gleisüberbau in Betrieb genommen, und damit die Kettwiger Straße kreuzungsfrei darunter hindurch geführt.[15]

Bei der Umgestaltung für einen kreuzungsfreien Eisenbahnverkehr wurde das hölzerne Bahnhofsgebäude durch ein repräsentativesEmpfangsgebäude nach Plänen des ArchitektenFritz Klingholz[16] und Teilentwürfen anderer Architekten ersetzt und unter der Leitung des preußischen BaubeamtenAlexander Rüdell errichtet. Weiterführende Arbeiten stammten von derKöniglichen Eisenbahndirektion Essen, für die Planung der Eisenkonstruktionen war Ministerialdirektor Schroeder verantwortlich. Zwischen 1897 und 1905 wurde der Bahnhof vonEssen BM in seine heutige BezeichnungEssen Hauptbahnhof umbenannt, wobei die Bergisch-Märkische Eisenbahn-Gesellschaft bereits 1886 aufgelöst und verstaatlicht worden war.[17]
Das neue Empfangsgebäude bestand bis auf die Umfassungsmauern im Wesentlichen aus einer Stahlkonstruktion, die im Innern an Decken und Wänden frei sichtbar war. Grund für diese Bauweise war die Furcht vorBergschäden durch den Steinkohlenbergbau in Essen, die bei einem reinenMassivbau schnell ein irreparables Ausmaß hätten erreichen können. Nur die Umfassungswände der Seitenschiffe, die Giebelabschlüsse und die Querwände der Mittelhalle waren gemauert. Diese Außenwände waren mit roten Ziegeln verblendet, die Gliederungen bestanden ausLautereckenerSandstein. Die sich durchdringenden Satteldächer waren mitFalzziegeln gedeckt, der großeDachreiter mitKupferblech verkleidet. Der an der Nordwestecke des Gebäudes befindlicheUhrturm hatte ein beleuchtetes Zifferblatt.[13] Das Gebäude im Stil derNeorenaissance mitneogotischen Elementen[13] trug in erster Linie seiner Funktion als Verkehrsbauwerk Rechnung. Alle Wege für Reisende und Gepäck befanden sich auf einer Ebene, wobei ein Personentunnel zu den Bahnsteigen führte. Ein- und Ausgangsbereich im Empfangsgebäude waren klar voneinander getrennt. Die Wartesäle, mit einem Damen- und einem Nichtraucherzimmer ausgestattet, lagen im östlichen Gebäudeflügel, wobei die Wände des Wartesaals für die erste und die zweite Wagenklasse zwei Meter hoch mit rotbraunen und dunkelgrünen Fliesen, und der für die dritte und vierte Klasse mit dunkelgelben Ziegeln verkleidet waren. Für die Bahnhofswirtschaft war dieser Gebäudeflügel unterkellert. Ebenso gab es unter der Mittel- und der Schalterhalle, die sich im westlichen Gebäudeflügel befand, Keller. Die Mittel- oder Haupthalle lag auf einem quadratischen Grundriss von 18,42 Meter Seitenlänge. Eine von außen erreichbare Treppe an der Gebäude-Ostseite führte zum Ober- und zum ausgebauten Dachgeschoss, die beide dem Bahnwirt gehörten. Darüber erreichte die Treppe auch den Dachboden.[13]
Der Bahnsteig an Gleis 1 besaß ein eigenes Bahnsteigdach. Die zweiInselbahnsteige hingegen wurden von einer zweischiffigen Bahnhofshalle überspannt, deren Konstruktion von dem Stahlbau-UnternehmenAugust Klönne in Dortmund stammte. Diese Halle war 130 Meter lang, 10,7 Meter hoch und wurde von Bogenbindern mit einer Stützweite von 21,33 Metern aufgusseisernen Säulen im Abstand von 8,6 Metern getragen. Ein weiterer, südlicher Bahnsteig besaß ein rechtwinklig zum Gleis angeordnetesTonnendach.[13]
Die Fertigstellung des gesamten Bahnhofs erfolgte im Dezember 1902. Am Bahnsteig gab es mit dem Telegraphenamt eine Zweigstelle derHauptpost und auf dem nördlichen Bahnhofsvorplatz einen Halteplatz für Droschken.[15] Um 1930 wurde die Unterführung der Kettwiger Straße um einen Brückenbogen verbreitert.
Zum Ausbruch desErsten Weltkrieges kamen im August 1914 viele Truppentransportzüge durch den Hauptbahnhof und fuhren in Richtung Westen zur Front. Die Züge hielten kurz, wobei die Soldaten Erfrischungen erhielten.
Im Hauptbahnhof war durch dasRote Kreuz eine Hilfsstelle eingerichtet worden, die die Ankommenden derLazarettzüge in Empfang nahm. Es gab zwei Lazarettzüge, die zwischen 1914 und 1918 zwischen derWestfront und demRuhrgebiet pendelten, um Verwundete in die Heimat zu bringen. Mit rund 300 Verletzten traf der erste Zug am 30. August 1914 im Essener Hauptbahnhof ein. Bis Kriegsende erreichten so etwa 150.000 Verwundete Essen. Der Zug mit dem NamenJulius von Waldthausen, benannt nach einem Mitglied einer eingesessenen Essener Patrizierfamilie, hatte 25 Waggons, gezogen von einerPreußischen P 8.[18]
DieNagelfigurSchmied von Essen des Berliner BildhauersLudwig Nick (1873–1936) wurde am 25. Juli 1915 in einem vom Essener ArchitektenEdmund Körner entworfenen Pavillon auf dem Bahnhofsvorplatz aufgestellt. Die Figur galt als Symbol der Spendenfreudigkeit im Ersten Weltkrieg. Jeder, der einen Geldbetrag zahlte, konnte in den Schmied oder in eine der Seitentafeln einen eisernen, silbernen oder goldenen Nagel einschlagen. Auf einer Tafel stand:Auf Volk von Essen! Schlagt mit kräftigem Hieb ihr Hammermeisterenkel, Nägel ein, und hämmert in den Kriegsschild alle Liebe und allen Zorn des Deutschen Volkes hinein. Das Relief des Schmieds gelangte nach dem Krieg in denStadtgarten und schließlich 1934 als Teil eines Leuchtbrunnens in denGrugapark, wo es im Zweiten Weltkrieg den Bomben zum Opfer fiel.[19]

Nach derRuhrbesetzung brachte ein Sonderzug am 1. August 1925 sechs Hundertschaften der Polizei zurück nach Essen. Sie waren 1923 durch die Franzosen ausgewiesen worden und taten ihren Dienst in Münster undGleiwitz. Eine Menschenmenge hatte die heimgekehrten Polizisten am Hauptbahnhof empfangen und in einem Triumphzug nachRüttenscheid zu deren Unterkunft an der Lührmannstraße begleitet.[19]
ImZweiten Weltkrieg fanden vom Essener Hauptbahnhof und vom BahnhofSegeroth zusammen neun Transporte statt, die insgesamt etwa 1200 Essener Juden inVernichtungslager nach Osteuropa brachten. Ziel des ersten Zuges mit rund 200 Menschen war dasGhetto Litzmannstadt, weitere acht fuhren unter anderem zumKZ Auschwitz-Birkenau und zumKZ Theresienstadt. Überlebt hat das kaum jemand.[20] Diese Züge fuhren zwischen dem 27. Oktober 1941 und dem 9. September 1943 in Essen ab. Hinter bewaffneten Posten wurden diese Transporte am helllichten Tage unter den Augen anderer Reisender durchgeführt und der restliche Bahnverkehr dafür nicht unterbrochen.[21]
Wie alleBahnhofsmissionen war auch die im Essener Hauptbahnhof während des Zweiten Weltkriegs verboten worden.[14]
Durch die Bombardierung durch dieAlliierten in den Jahren 1944 und 1945 wurde das Bahnhofsgebäude von Fritz Klingholz, genauso wie die zweischiffige Bahnhofshalle zerstört.
In der Nachkriegszeit wurde der Hauptbahnhof im typischen Stil der 1950er Jahre wieder aufgebaut. Die ArchitektenKurt Rasenack undBernd Figge waren maßgeblich daran beteiligt. Bezeichnend für diesen Neubau war, dass die am 15. November 1959 fertiggestellte Empfangshalle nicht mehr vor, sondern unter den Gleisanlagen liegt. Den westlichen Flügel des Nordeinganges zierte eine charakteristische, gläserne Caféhaus-Rotunde, in der sich anfangs das Bahnhofs-Café und zuletzt ein Reisebüro befand. Ein nach oben geschwungenes Dach ließ eine gewisse Lichtdurchflutung der Empfangshalle vom Nordeingang her zu. Dieses wurde allerdings später durch ein größeres, vorgebautes gerades Dach ersetzt. Deshalb, und durch weiteren nachträglichen Einbau von Geschäften, verringerte sich die einstige Großzügigkeit und Offenheit des Bahnhofs.
Nach 1945 wurde die im Krieg verbotene Bahnhofsmission neu organisiert und befand sich zunächst in einer kleinenKaue auf dem Bahnsteig 4 (West). Sie kümmerte sich überwiegend um zurückkehrende Soldaten und Vertriebene. Am 28. September 1953 trafen die ersten Heimkehrer aus sowjetischer Gefangenschaft im Essener Hauptbahnhof ein.[20] Zudem kam aus dem Osten eine hohe Anzahl an Arbeitssuchenden ins Ruhrgebiet, was dazu führte, dass von 1956 bis 1960 amBahnhof Essen-Altenessen eine Zweigstelle der Bahnhofsmission eingerichtet wurde.[14]
Dererste Spatenstich zu diesem Umbau war im September 2008. Zuvor galt der Essener Hauptbahnhof als insgesamt eng und baufällig. Da ihm nur wenige Ausdehnungsmöglichkeiten eingeräumt wurden, erwog man zwischenzeitlich eine Verlegung in den Bereich desBahnhofs Essen West. Dieser Plan wurde aber wieder revidiert. Stattdessen fand eine kostengünstigere Renovierung und Modernisierung des bestehenden Bahnhofes statt. Dazu war ein NRW-Förderpaket angedacht, das insgesamt 350 Millionen Euro für die fünf Städte Essen,Duisburg,Dortmund,Münster undWuppertal vorsah. Im Juli 2007 hätte dann dieDB Station & Service AG die ersten Arbeiten ausschreiben wollen.
Das tatsächliche Sanierungsvorhaben wurde aber kein Paket für mehrere Städte, sondern betraf nur den Essener Hauptbahnhof. Nicht zuletzt aufgrund des Zeitdruckes, den Umbau spätestens bis zur Mitte desKulturhauptstadtjahres 2010 fertiggestellt zu haben, erhielt Essen den Zuschlag zur Sanierung. Die einstige Finanzierungslücke von 18 Millionen Euro wurde gemeinsam von Bund, Land und der Bahn geschlossen. Von den Gesamtkosten von rund 57 Millionen Euro übernahmen der Bund 35 Millionen Euro,[22] das Land Nordrhein-Westfalen 5,1 Millionen Euro und die Bahn knapp 17 Millionen Euro. Zusätzlich investierte die damaligeEssener Verkehrs-AG (EVAG) knapp 5,3 Millionen Euro.
Am 11. Februar 2008 begann die Essener Verkehrs-AG, die etwa einhundert Meter lange, 1977 entstandene Passage zwischen dem ab 1994 so genanntenWilly-Brandt-Platz und der StraßeFreiheit im 1. Untergeschoss umzubauen. Dabei ersetzte sie die elektrischen Anlagen nach neuen Brandschutzbestimmungen und modernisierte die Lüftung. Außerdem wurden neue Ladenlokale gebaut. Vom 11. August bis zum 21. November 2008 war der Durchgang zur Innenstadt gesperrt und wurde dann modernisiert und zunächst noch unvollständig wiedereröffnet. Der U-Bahnhof war in der Zeit jedoch über die Zugänge an der StraßeFreiheit erreichbar, was auch nach wie vor der Fall ist.
Für den eigentlichen Bahnhof ist die gesamte Bahnhofshalle entkernt worden um 5700 Quadratmeter Einzelhandelsfläche zu schaffen. Die Fassaden wurden erneuert und der Hauptdurchgang verbreitert. Der südliche Eingangsbereich erhielt zwei gläserne Pavillons, in denen nun das Reisezentrum der Bahn und das Kundenzentrum der Ruhrbahn untergebracht sind. Die ehemalige gläserne Caféhaus-Rotunde wurde 2009 abgerissen und durch einen rechteckigen, ebenfalls gläsernen Anbau ersetzt, der aktuell durch das SchnellrestaurantMcDonald’s genutzt wird. Zu den Bahnsteigen entstanden fünf barrierefreie Zugänge mit Aufzügen. Ebenso wurden die Bahnsteigbeläge und -dächer saniert sowie die Beschallung und Beleuchtung erneuert. DieBahnhofsmission erhielt am Warteplatz der Taxen an der Nordseite, außerhalb des Empfangsgebäudes, ein größeres Büro. Dort ist auch eine „Kids-Lounge“ für allein reisende Kinder eingerichtet worden.
Während der Bauarbeiten konnte die Bahnhofshalle seit September 2008 nicht genutzt werden. Sie wurde am 21. Dezember 2009 wieder für die Öffentlichkeit freigegeben. Die offizielle Eröffnung fand am 16. Januar 2010 in Anwesenheit von BundesverkehrsministerPeter Ramsauer, Nordrhein-Westfalens MinisterpräsidentJürgen Rüttgers und Bahn-ChefRüdiger Grube statt. Die Bahnsteige waren während der Umbauphase der Empfangshalle nur über die im West- (Bahnhofsunterführung/Freiheit) und Osttunnel (Nebeneingang gegenüber demHaus der Technik) befindlichen Treppenaufgänge erreichbar. Außerdem verlegte die Essener Verkehrs-AG die Haltestellen der Busse von der Straßen-Bahnhofsunterführung in den Bereich des Nord- und Südausgangs. Am 12. April 2010 eröffnete die damaligeEssener Verkehrs-AG (heuteRuhrbahn) ihr 7,8 Millionen Euro teures Kundencenter am Südeingang. Auf dessen Dach befindet sich einePhotovoltaikanlage, die bis zu 23.300 Kilowattstunden Strom pro Jahr erzeugen kann.[23] Des Weiteren wurden die beiden Fußgängerunterführungen im Osten und Westen, sowie der Fernbusbahnhof im Süden erneuert. Außerdem wurden die Plätze nördlich und südlich des Bahnhofes umgebaut. Seit Oktober 2011 ist auch der zwecks Einbau eines Liftes zwischenzeitlich gesperrte Osttunnel wieder zugänglich.
NRWbahnarchiv von André Joost: