Ernte

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet vonErntezeit)
Zur Navigation springenZur Suche springen
Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen sind unterErnte (Begriffsklärung) aufgeführt.
Getreideernte mit modernen Maschinen

DieErnte fasst alle Arbeiten zusammen, die zum Einbringen landwirtschaftlicher Gewächse und Früchte notwendig sind. Ziel aller zur Ernte angewandten Verfahren ist es, die landwirtschaftlichen Erzeugnisse in der Zeit, in der sie den Anbauzweck (menschlicher oder tierischer Verzehr oder sonstige Nutzung, z. B. Fasergewinnung) bestmöglich erfüllen, weitestgehend verlustfrei vom Anbaustandort wegzunehmen.[1]

Inhaltsverzeichnis

Bedeutung

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
Kartoffelernte in Westdeutschland (1957)
Hauptartikel:Landwirtschaft,Agrarpolitik in Deutschland undAgrarwirtschaft und Agrarpolitik im Deutschen Reich (1933–1945)

Große Bedeutung für die Ernte haben:

  • der richtige Zeitpunkt,
  • dasWetter,
  • die schnelle Abwicklung der notwendigen Arbeiten,
  • Landtechnik.

Man unterscheidet in der heimischen Landwirtschaft folgende Haupternten:

  • Die Grünfutterernte erstreckt sich auf alle grünen Futtergewächse, die (für die Winterfütterung) in konserviertem Zustand aufbewahrt werden sollen.
  • DieGetreideernte umfasst Getreide sowie Öl- und Hülsenfrüchte.
  • DieHackfruchternte (mit der Hand „Stechen“ bzw. „Wurzelstechen“[2]) bringt Wurzel- und Knollengewächse (z. B.Kartoffeln undZuckerrüben) ein.
  • BeiObsternten müssenFruchtreife undKlimakterium (Botanik) beachtet werden.
  • Im Weinbau erfolgt dieWeinlese weitgehend von Hand.
  • In derImkerei als Teil der Landwirtschaft wirdHonig hauptsächlich im Frühjahr und Sommer geerntet.

Die Ernte war zu allen Zeiten der wichtigste Zeitraum eines landwirtschaftlichen Jahres. Das erfolgreiche Einbringen und Lagern der Ernteerträge sicherte das Überleben im nächsten Winter. Gerade in nördlicheren Breiten Europas, in denen pro Jahr nur eine einzige Ernte eingebracht wird, bedeuteten Missernten oftHungersnot, Armut und Tod.

Siehe auch:„Grünfuttermittel“ im Artikel Futtermittel

Forst- und Teichwirtschaft

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

DieHolzernte ist derforstwirtschaftliche Einschlag von Holz. Auch das herbstliche Abfischen in derTeichwirtschaft ist eine Ernte.

Ertrag

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

AlsErtrag wird die Ernteeinfuhr pro Flächeneinheit (meist proHektar) aufgefasst. Methoden, um den Ertrag zu steigern, waren und sind beispielsweiseDreifelderwirtschaft,Dünger,Züchtung oderkünstliche Bewässerung.

Ernteschäden und Missernten

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
Ende August 1960 gab es beiHofgeismar einen Ernterückstand. Durch schlechtes Wetter waren erst 20 % des Korns geerntet, der Rest war zur Hälfte unbrauchbar.

Unter Ernteschäden versteht man alle, durch meist natürliche Einflüsse entstandenen, Schäden an Feldfrüchten und Getreide, die die Güte oder Menge des Ernteertrags vor der Ernte negativ beeinflussen. Ernteschäden führen im größeren Maßstab zu Missernten. Sie treten oft infolge von extremen klimatischen Ereignissen wie langanhaltenderDürre,Unwettern, übermäßigemSchädlings- oder Krankheitsbefall (wie Insektenplagen, Pflanzenseuchen) oder Naturkatastrophen auf. Entstehen können sie durchKartoffelkäfer,Kartoffelfäule,Getreideschwarzrost,Hagelschlag,Sturmschaden,Bodenerosion,Bodenschutz und andere Ursachen.

AlsMissernte bezeichnet man eine Ernte mit einem sehr schlechten Ertrag. Dadurch gibt es oft Versorgungsprobleme im betreffenden Land. In früheren Jahrhunderten führten Missernten häufig zuHungersnöten in der Bevölkerung. Die Ernährung der Menschen bestand aus landwirtschaftlichen Produkten, die nichtkonserviert werden konnten. AuchNutztiere, wieKühe undSchweine, wurden mit diesen Produkten gefüttert und waren daher von Missernten betroffen. Missernten und darauf folgende Hungersnöte führten früher oft zu Auswanderungswellen in andere Länder oder Kontinente, beispielsweise Mitte der 1840er-Jahre nach derGroßen Hungersnot in Irland aufgrund der Kartoffelfäule. Wetterfaktoren sindTemperaturextrema,Kältewelle undHitzewellen. EinJahr ohne Sommer war das Jahr 1816 infolge eines Ausbruchs des VulkansTambora auf der InselSumbawa im heutigenIndonesien. Es folgte einVulkanischer Winter, wie der US-amerikanische KlimaforscherWilliam Jackson Humphreys 1920 herausfand. Der Ausbruch hatte neben ungefähr 150 km3 Staub und Asche auch Schwefelverbindungen, die auf ein Schwefeldioxidäquivalent von 130 Megatonnen geschätzt werden,[3] in dieAtmosphäre geschleudert. Diese legten sich in hohen Luftschichten wie ein Schleier um den gesamten Erdball. Die Abkühlung des Weltklimas hielt bis 1819 an.

Die Erfindung desKunstdüngers (dasHaber-Bosch-Verfahren zur industriellen Herstellung vonAmmoniak aus den Elementegasen Stickstoff und Wasserstoff wurde 1910 patentiert), Fortschritte in derBodenkunde und die Mechanisierung desPflügens (Traktoren ab den 1920er/30er-Jahren) trugen maßgeblich dazu bei, Missernten durch ausgelaugte oder übernutzte Böden zu vermeiden.

Siehe auch:Naturereignisse und Unglücke in Ostpreußen

Dank

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
Erntekrone inBarmke
Hauptartikel:Erntedankfest

Die Ernte wurde deshalb schon bei denGriechen undRömern durch besondere Feierlichkeiten abgeschlossen. Das kirchliche Erntedankfest, in Deutschland meist am ersten Sonntag nachMichaelis (29. September) gefeiert, ist an die Stelle der heidnischenErnteopfer getreten. Dabei wirdGott für das gute Gedeihen der Ernte im letzten Jahr gedankt.[4]

Siehe auch:Erntegebet

Noch heute veranstaltenGutsherren Festlichkeiten, auf denen dieLandarbeiter und ihre Familien bewirtet werden. Lokale Bräuche sind z. B. das so genannteErntebier und derErntekranz (oder dieErntekrone). Der Erntekranz besteht aus den letzten geerntetenÄhren und wird dem Betriebsleiter (z. B. Gutsherrn) von der Belegschaft auf einer Mistgabel übergeben, womit von ihm der Arbeitslohn und ein Festessen eingefordert wird.

Siehe auch

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Weblinks

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
Commons: Ernte – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wikiquote: Ernte – Zitate
Wiktionary: Ernte – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: ernten – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: Missernte – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
  1. vgl. Preuschen:Ackerbaulehre nach ökol. Gesetzen. 2. Auflage. C. F. Müller, Heidelberg 1991/1994,ISBN 3-7880-9873-2, S. 250.
  2. Vgl. Vagn Jørgensen Brøndegaard:Das Wurzelstechen. In:Sudhoffs Archiv. Band 67, 1983, S. 199–209.
  3. Hans Graf:Klimaänderungen durch Vulkane (Memento desOriginals vom 19. Mai 2009 imInternet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäßAnleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.mpimet.mpg.de; Forschungsbericht 2002 des MPI für Meteorologie.
  4. Erntedankfest. Abgerufen am 8. Oktober 2023. 
Normdaten (Sachbegriff):GND:4152839-6(lobid,OGND,AKS)
Abgerufen von „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Ernte&oldid=246822019
Kategorie:
Versteckte Kategorien: