Movatterモバイル変換


[0]ホーム

URL:


Zum Inhalt springen
WikipediaDie freie Enzyklopädie
Suche

Ernst Sagebiel

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Richtfest 1935 mit Ernst Sagebiel (links),Hermann Göring undErhard Milch, Reichsluftfahrtministerium, Berlin

Ernst Sagebiel (*2. Oktober1892 inBraunschweig; †5. März1970 inStarnberg) war eindeutscherArchitekt, der vor allem während derZeit des Nationalsozialismus Bedeutung erlangte.

Leben

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
Ehemaliges Reichsluftfahrtministerium, heuteBundesfinanzministerium (2019)
Luftamt Münster, erbaut 1934 (2016)
Luftamt Münster,Kandelaber am Haupteingang (2016)

Der Sohn des braunschweigischen HofbildhauersWilhelm Sagebiel (1855–1940) begann nach demAbitur 1912 einStudium derArchitektur an derTechnischen Hochschule Braunschweig. Unterbrochen von der Teilnahme amErsten Weltkrieg und anschließenderKriegsgefangenschaft bis 1920 konnte er das Studium erst im März 1922 beenden. Seine Lehrer waren v. a.Hermann Pfeifer undCarl Mühlenpfordt. Von April 1922 bis September 1923 war er im Büro des RegierungsbaumeistersJulius Rolffs in Bonn tätig. Von September bis Dezember 1923 erhielt er eine Beschäftigung an dem Preußischen Neubauamt derUniversität Bonn, an der Seite des Regierungs- und BauratsGustav Lampmann, bevor er im Februar 1924 in das Architekturbüro vonJacob Koerfer inKöln eintrat. 1926 erfolgte seinePromotion. 1929 wechselte Sagebiel als Projektleiter und Geschäftsführer in dasBerliner Büro des ArchitektenErich Mendelsohn, das er wegen der schlechten Wirtschaftslage zum 1. November 1932 verließ. Fortan arbeitete er in der Bauabteilung der FirmaLeiser Handelsgesellschaft mbH.

Nach derMachtergreifung derNationalsozialisten trat Sagebiel zum 1. Mai 1933 derNSDAP bei (Mitgliedsnummer 2.580.820).[1][2] Zudem wurde er im Juli auch Mitglied derSA.

Am 15. Dezember 1933 wurde er bei derDeutschen Verkehrsfliegerschule, die als Tarnorganisation mit dem Aufbau einerLuftwaffe befasst war, angestellt. Ab 1934 war er hier als Leiter des Referats für Sonderaufgaben mit der Planung und Bauleitung zahlreicherKasernen betraut.

1934 und 1935 wurde nach seinen Plänen und unter seiner Leitung dasGebäude des Reichsluftfahrtministeriums an der BerlinerWilhelmstraße errichtet. Das war der erste Großbau in der Zeit des Nationalsozialismus. Er hat die Jahrzehnte überdauert und steht in der Berliner Denkmalliste.[3] Danach war Sagebiel mit dem Bau desFlughafens Tempelhof – des damals größten Gebäudes der Welt – befasst.

Der Baustil Sagebiels, der sich gegenüber den vonAlbert Speer vertretenen eherklassizistischen Tendenzen sehr hart und geradlinig darstellt, wird – nicht zuletzt wegen seiner engen Verbindung zur Luftwaffe – alsLuftwaffenmoderne bezeichnet. Mit dem frühen Bau des Reichsluftfahrtministeriums im AuftragHermann Görings, der zeitlich vor der späteren Einflussnahme Albert Speers auf dieArchitektur im Nationalsozialismus lag, gab Sagebiel eine Richtung vor, die über sein eigenes Wirken hinaus im „Dritten Reich“ erkennbar blieb. Ab 1938 war er direkt Hermann Göring unterstellt und zählte damit endgültig zu den bedeutendsten Architekten des „Dritten Reiches“. Bereits seit 1935 war Sagebiel zumHonorarprofessor an derTechnischen Hochschule Berlin berufen worden. Am 20. April 1938 erhielt er zudem vonAdolf Hitler den Professorentitel zuerkannt.

Mit dem Beginn desKrieges gegen dieSowjetunion im Juni 1941 wurden Sagebiels laufende Bauvorhaben eingestellt. Hierunter fiel auch der Neubau desFlughafens Tempelhof, der erst in den Nachkriegsjahren nach Ende derBerliner Luftbrücke und zunächst nur provisorisch fertiggestellt und für den Passagierflugverkehr genutzt werden konnte. Die große Empfangshalle wurde erst 1962 eingeweiht.

Leben nach 1945

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Am Ende des Zweiten Weltkrieges verließ Sagebiel mit seiner Frau Berlin und wohnte inAschheim. Er geriet inamerikanische Gefangenschaft, die bis Ende September 1945 anhielt. Im Rahmen desEntnazifizierungsverfahrens wurde er im Februar 1948 als Mitläufer eingestuft und zu einer Sühnezahlung von 2000 Reichsmark verurteilt.

Sagebiel arbeitete in einer Architektengemeinschaft und war beim Wiederaufbau zerstörter Häuser in München beteiligt. Sein größtes Projekt war ein Neubau für das BankhausMerck Finck & Co in München. Das Ehepaar Sagebiel wohnte ab 1951 in München und ab 1956 inFeldafing. Anfang 1964 zog das Paar in eine Wohnung nachStarnberg. Ernst Sagebiel starb mit 77 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalls. Seine Urne wurde auf dem MünchnerWaldfriedhof beigesetzt. Er war seit 1925 mit Gertrud Sagebiel (gest. 1976) verheiratet. Die Ehe blieb kinderlos.

Ehrungen

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
  • 1937: Ernennung zum Mitglied in der Preußischen Akademie der Künste
  • 1938: Verleihung des Professorentitels durch Adolf Hitler
  • 1939: Ernennung zum Mitglied der Akademie des Bauwesens
  • 1939: Wahl in den Verwaltungsausschuss des Deutschen Museums
  • 1941: Verleihung des Kriegsverdienstkreuzes zweiter Klasse mit Schwertern

Liste der Bauten und Planungen (Auswahl)

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
Modell des Flughafens Berlin-Tempelhof; Nachkriegszustand mit befestigten Start- und Landebahnen (2005)
Flughafen Berlin Tempelhof (2013)
Berlin Tempelhof,Platz der Luftbrücke (2012)
Von Sagebiel entworfener Adler auf dem Platz der Luftbrücke (2011)

Im Architekturmuseum derTU Berlin befinden sich 2.636 Einzelblätter der von Sagebiel vorgenommenen Planungen.[11]

Literatur

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
  • Elke Dittrich:Ernst Sagebiel – Leben und Werk (1892–1970). Lukas Verlag, Berlin 2005,ISBN 3-936872-39-2.
  • Elke Dittrich:Der Flughafen Tempelhof. In Entwurfszeichnungen und Modellen 1935–1944. Lukas Verlag, Berlin 2005,ISBN 3-936872-52-X.
  • Laurenz Demps, Carl-Ludwig Paeschke:Flughafen Tempelhof. Ullstein, 1998,ISBN 3-550-06973-1.
  • Hans J. Reichhardt,Wolfgang Schäche:Von Berlin nach Germania. Transit Buchverlag, Berlin 2005,ISBN 3-88747-127-X (gebundene Ausgabe).
  • Wolfgang Schäche:Architektur und Städtebau in Berlin zwischen 1933 und 1945. Gebr. Mann, Berlin 2002,ISBN 3-7861-1178-2.
  • André Hoffmann:Der nationalsozialistische ‚Weltflughafen‘ Berlin-Tempelhof – seine Entstehung und Bedeutung. GRIN Verlag, München 2011,ISBN 978-3-640-83767-0.
  • Jost Schäfer:Das ehem. Luftkreiskommando IV in Münster von Ernst Sagebiel. In: ZeitschriftWestfalen, 76. Bd. Münster 1999, S. 380–401.ISSN 0043-4337.
  • Reinhard Bein:Hitlers Braunschweiger Personal. DöringDruck, Braunschweig 2017,ISBN 978-3-925268-56-4, S. 222–229.

Weblinks

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
Commons: Ernst Sagebiel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
  1. Bundesarchiv R 9361-IX KARTEI/36251042
  2. Tobias Rieger: Ernst Sagebiel. In: Beamte nationalsozialistischer Reichsministerien. Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, 4. März 2019, abgerufen am 2. März 2023 (deutsch). 
  3. Baudenkmalskomplex Leipziger Straße 5/6, Reichsluftfahrtministerium, 1934–36 von Ernst Sagebiel
  4. Projektblätter der Dt. Verkehrsfliegerschule in Halle-Döberitz im Architekturmuseum der TU Berlin
  5. 43 Blätter zum Flughafen Tempelhof im Architekturmuseum der TU Berlin
  6. Baudenkmal Vogelsang 16, Wohnhaus, 1934 von E. Sagebiel
  7. Projektblätter zu den Dienstwohnhäusern in Berlin-Dahlem im Architekturmuseum der TU Berlin
  8. Baudenkmale Hüttenweg 21, 25 von E. Sagebiel
  9. 8 Projektblätter zur Fliegerschule Celle-Wietzenbruch im Architekturmuseum der TU Berlin
  10. 11 Projektblätter zum Luftamt Münster im Architekturmuseum der TU Berlin
  11. Alle 2636 Blätter mit Projekten, Skizzen und Baupläne von Ernst Sagebiel in den Beständen desArchitekturmuseums der TU Berlin Sagebiel im Architekturmuseum der TU Berlin.
Personendaten
NAMESagebiel, Ernst
KURZBESCHREIBUNGdeutscher Architekt und Hochschullehrer
GEBURTSDATUM2. Oktober 1892
GEBURTSORTBraunschweig
STERBEDATUM5. März 1970
STERBEORTStarnberg
Abgerufen von „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Ernst_Sagebiel&oldid=260899715
Kategorien:

[8]ページ先頭

©2009-2025 Movatter.jp