
Ernst Sagebiel (*2. Oktober1892 inBraunschweig; †5. März1970 inStarnberg) war eindeutscherArchitekt, der vor allem während derZeit des Nationalsozialismus Bedeutung erlangte.



Der Sohn des braunschweigischen HofbildhauersWilhelm Sagebiel (1855–1940) begann nach demAbitur 1912 einStudium derArchitektur an derTechnischen Hochschule Braunschweig. Unterbrochen von der Teilnahme amErsten Weltkrieg und anschließenderKriegsgefangenschaft bis 1920 konnte er das Studium erst im März 1922 beenden. Seine Lehrer waren v. a.Hermann Pfeifer undCarl Mühlenpfordt. Von April 1922 bis September 1923 war er im Büro des RegierungsbaumeistersJulius Rolffs in Bonn tätig. Von September bis Dezember 1923 erhielt er eine Beschäftigung an dem Preußischen Neubauamt derUniversität Bonn, an der Seite des Regierungs- und BauratsGustav Lampmann, bevor er im Februar 1924 in das Architekturbüro vonJacob Koerfer inKöln eintrat. 1926 erfolgte seinePromotion. 1929 wechselte Sagebiel als Projektleiter und Geschäftsführer in dasBerliner Büro des ArchitektenErich Mendelsohn, das er wegen der schlechten Wirtschaftslage zum 1. November 1932 verließ. Fortan arbeitete er in der Bauabteilung der FirmaLeiser Handelsgesellschaft mbH.
Nach derMachtergreifung derNationalsozialisten trat Sagebiel zum 1. Mai 1933 derNSDAP bei (Mitgliedsnummer 2.580.820).[1][2] Zudem wurde er im Juli auch Mitglied derSA.
Am 15. Dezember 1933 wurde er bei derDeutschen Verkehrsfliegerschule, die als Tarnorganisation mit dem Aufbau einerLuftwaffe befasst war, angestellt. Ab 1934 war er hier als Leiter des Referats für Sonderaufgaben mit der Planung und Bauleitung zahlreicherKasernen betraut.
1934 und 1935 wurde nach seinen Plänen und unter seiner Leitung dasGebäude des Reichsluftfahrtministeriums an der BerlinerWilhelmstraße errichtet. Das war der erste Großbau in der Zeit des Nationalsozialismus. Er hat die Jahrzehnte überdauert und steht in der Berliner Denkmalliste.[3] Danach war Sagebiel mit dem Bau desFlughafens Tempelhof – des damals größten Gebäudes der Welt – befasst.
Der Baustil Sagebiels, der sich gegenüber den vonAlbert Speer vertretenen eherklassizistischen Tendenzen sehr hart und geradlinig darstellt, wird – nicht zuletzt wegen seiner engen Verbindung zur Luftwaffe – alsLuftwaffenmoderne bezeichnet. Mit dem frühen Bau des Reichsluftfahrtministeriums im AuftragHermann Görings, der zeitlich vor der späteren Einflussnahme Albert Speers auf dieArchitektur im Nationalsozialismus lag, gab Sagebiel eine Richtung vor, die über sein eigenes Wirken hinaus im „Dritten Reich“ erkennbar blieb. Ab 1938 war er direkt Hermann Göring unterstellt und zählte damit endgültig zu den bedeutendsten Architekten des „Dritten Reiches“. Bereits seit 1935 war Sagebiel zumHonorarprofessor an derTechnischen Hochschule Berlin berufen worden. Am 20. April 1938 erhielt er zudem vonAdolf Hitler den Professorentitel zuerkannt.
Mit dem Beginn desKrieges gegen dieSowjetunion im Juni 1941 wurden Sagebiels laufende Bauvorhaben eingestellt. Hierunter fiel auch der Neubau desFlughafens Tempelhof, der erst in den Nachkriegsjahren nach Ende derBerliner Luftbrücke und zunächst nur provisorisch fertiggestellt und für den Passagierflugverkehr genutzt werden konnte. Die große Empfangshalle wurde erst 1962 eingeweiht.
Am Ende des Zweiten Weltkrieges verließ Sagebiel mit seiner Frau Berlin und wohnte inAschheim. Er geriet inamerikanische Gefangenschaft, die bis Ende September 1945 anhielt. Im Rahmen desEntnazifizierungsverfahrens wurde er im Februar 1948 als Mitläufer eingestuft und zu einer Sühnezahlung von 2000 Reichsmark verurteilt.
Sagebiel arbeitete in einer Architektengemeinschaft und war beim Wiederaufbau zerstörter Häuser in München beteiligt. Sein größtes Projekt war ein Neubau für das BankhausMerck Finck & Co in München. Das Ehepaar Sagebiel wohnte ab 1951 in München und ab 1956 inFeldafing. Anfang 1964 zog das Paar in eine Wohnung nachStarnberg. Ernst Sagebiel starb mit 77 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalls. Seine Urne wurde auf dem MünchnerWaldfriedhof beigesetzt. Er war seit 1925 mit Gertrud Sagebiel (gest. 1976) verheiratet. Die Ehe blieb kinderlos.



Im Architekturmuseum derTU Berlin befinden sich 2.636 Einzelblätter der von Sagebiel vorgenommenen Planungen.[11]
| Personendaten | |
|---|---|
| NAME | Sagebiel, Ernst |
| KURZBESCHREIBUNG | deutscher Architekt und Hochschullehrer |
| GEBURTSDATUM | 2. Oktober 1892 |
| GEBURTSORT | Braunschweig |
| STERBEDATUM | 5. März 1970 |
| STERBEORT | Starnberg |