Ernst Kniepkamp

Heinrich Ernst Kniepkamp (*5. März1895 inElberfeld; †30. Juli1977 inHeilbronn) war eindeutscherDiplom-Ingenieur undHeeresbeamter imReichskriegsministerium (Heereswaffenamt, HWA), der jahrzehntelang die Entwicklung deutscherPanzer entscheidend mitprägte.
Leben
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Kniepkamp schloss nach demErsten Weltkrieg ein Ingenieurstudium an derTechnischen Hochschule Karlsruhe ab. Im Anschluss daran arbeitete er von 1923 bis 1925/26 in der Getriebekonstruktion vonMAN. 1926 wechselte er ins HWA in die Abteilung Wa Prüf 6,[1] die sich mit der Spezifikation, Entwicklung und Entwurfsprüfung von Panzern und deren Motorisierung befasste. Später wurde er dort Chefentwickler und beeinflusste entscheidend die Entwicklung von Panzern. Schwerpunkt seiner Arbeit waren Fahrwerk (Intervention für einSchachtellaufwerk) und derAntriebsstrang (Getriebe und Motorisierung (Benzinmotoren)).[2] Sein Vorgesetzter war ab 1938 Oberstleutnant Dr.-Ing.Herbert Olbrich. Nachdem dieser an der Ostfront gefallen war, wurde 1942 Oberst Friedrich Holzhäuser sein Nachfolger.
Spätestens ab 1941 war erRegierungsbaurat; der entsprechende militärische Rang wäreMajor.[3]
Bei Kriegsende geriet er in Kriegsgefangenschaft, wurde aber bereits nach kurzer Zeit entlassen. ImSpruchkammerverfahren vor der „Spruchkammer 24 Heilbronn am Neckar“ wurde er entlastet.[4] 1946 eröffnete er ein Ingenieur-Büro in der Schweinsbergstraße 15 (Wohnung: Wartberg) in Heilbronn, das auf die Entwicklung von Getrieben fürPkw,Kettenfahrzeuge,selbstfahrende Arbeitsmaschinen undTraktoren spezialisiert war.[5] In den 1960er Jahren wurde er Berater für die Entwicklung desLeopard 1.
1973 ging er in den Ruhestand und verstarb 1977 in Heilbronn.
Privates
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Kniepkamp war evangelisch und heiratete standesamtlich am 23. Oktober 1936 in HeilbronnGertrud Marie Luise Theobold (* 26. Oktober 1909 inHeilbronn), Tochter von Eugen Theobold und Wilhelmine (geb. Rössler), evangelisch, unverheiratet. Zuvor war er geschieden worden. Die kirchliche Trauung fand am 24. Oktober 1936 in derevangelischenFriedenskirche in Heilbronn statt.[6]
Wirken
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Kniepkamp wirkte u. a. an folgenden Entwicklungsprojekten mit:
- Heereswaffenamt
- 1935 regte er bei der FirmaMaybach-Motorenbau die Entwicklung eines 700 PS starkenZwölfzylindermotorsHL 230 an, der dann ab 1942 als Weiterentwicklung imPanther,Tiger I,II und demJagdtiger Verwendung fand.
- Am 29. Juni 1939 wurde Kniepkamp im Patent Nr. 717514 als Erfinder für dasKleine Kettenkraftrad Typ HK 101 genannt. Das Motorfahrzeug wurde von 1940 bis 1945 vonNSU alsSonderkraftfahrzeug 2 (Sd.Kfz. 2) für dieWehrmacht gebaut. Die Patenterteilung wurde am 16. Februar 1942 bekannt gemacht.[7]
- Versuchskampffahrzeug VK 18.01Modernisierung Panzer I Ausf. F
- Versuchskampffahrzeug VK 20 und VK 24 (Entwürfe für 20-Tonnen-Panzer;Panther-Vorgängerkonstruktionen)
- Versuchskampffahrzeug VK 30 (Entwürfe für 30- bis 35-Tonnen-Panzer)
- Versuchskampffahrzeug VK 45 (Entwürfe für 45-Tonnen-Panzer): Henschel-ProjektVK 45.01 (H) für denPanzerkampfwagen VI Tiger
- Versuchskampffahrzeug VK 100 (auch E 100)Panzer VIII Maus
- Entwicklungsfahrzeug E-10, E-25 (Jagdpanzer bzw. Panzer-Aufklärer in der 25-t-Klasse), E-50 und E-75.
- Nachkriegszeit
- Design der Aufhängung des SchweizerPanzer 61
- 1956 verbesserte er den Krauss-Maffei-Entwurf für eine acht Tonnen und eine zwölf Tonnen schwere Zugmaschine zum Modell KM 12/K, das als Gleisketten-Lastkraftwagen vorgestellt und damit als Halbkettenfahrzeug ausgelegt war.[8]
- Panzerprototyp B1 mit hydropneumatischer Federung derArbeitsgruppe B (Konsortium ausRuhrstahl AG,Rheinstahl-Hanomag und Rheinstahl-Henschel) als Versuchskonstruktion für den Leopard 1.[9]
- Leopard 1
Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑Wa steht für Waffen.
- ↑Erst gegen Kriegsende wurde von der Wehrmacht versuchsweise ein Tatra-Dieselmotor in denPanzerspähwagen Sd.Kfz. 234 eingebaut; dies blieb der einzige deutsche dieselbetriebene Panzer imZweiten Weltkrieg. Quelle:Ralf Raths: Benzin oder Diesel? Die Panzermotoren der Wehrmacht. Folge 2: Technische Aspekte beider Systeme, Minute 25. 30. Januar 2021, abgerufen am 5. Oktober 2021.
- ↑Kniepkamp. In:Berliner Adreßbuch, 1941, Teil 1, S. 1481.
- ↑Findbuch EL 902/11 – Spruchkammer 24 – Heilbronn (Stadt): Verfahrensakten. Landesarchiv Baden-Württemberg, abgerufen am 5. Oktober 2021.
- ↑Amt für Statistik (Bearb.): Adressbuch der Stadt Heilbronn 1950, S. 86. Stadtverwaltung Heilbronn, abgerufen am 5. Oktober 2021.
- ↑Kirchenbuch der Evangelischen Kirche, Garnisonsgemeinde Berlin.
- ↑Patent DE717514C: Motorfahrzeug. Angemeldet am 29. Juni 1939, veröffentlicht am 16. Februar 1942, Anmelder: NSU Werke AG, Erfinder: Heinrich Ernst Kniepkamp.
- ↑Thomas Haslinger:Bundeswehr und Ausrüstung: Die Beschaffung der Fahrzeugfamilien des Kampfpanzers Leopard 1 und des Schützenpanzers Marder in den 1960er Jahren im Spannungsfeld zwischen Politik, Bundeswehr und Rüstungsindustrie. Dissertation, Univ. München, Juli 2015, S. 113;uni-muenchen.de (PDF; 1,5 MB)
- ↑Haslinger 2015, S. 279.
Personendaten | |
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NAME | Kniepkamp, Ernst |
ALTERNATIVNAMEN | Kniepkamp, Heinrich Ernst (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Ingenieur und Heeresbeamter |
GEBURTSDATUM | 5. März 1895 |
GEBURTSORT | Elberfeld |
STERBEDATUM | 30. Juli 1977 |
STERBEORT | Heilbronn |