Ernst HaeckelDiscomedusae: Bildtafel Nr. 8 ausKunstformen der Natur, 1899. Haeckel beschrieb und zeichneteQuallen (Medusen) und andere Meeresorganismen. Eine besonders schöne Art, die hier zu sehen ist, hat er nach seiner ersten Frau Anna Sethe benannt:Desmonema annasethe.
Nach einer Ausbildung als Arzt wandte Haeckel sich der vergleichendenAnatomie zu und wurde Professor fürZoologie. Er prägte einige heute geläufige Begriffe derBiologie wieStamm oderÖkologie. Auch bezeichnete er die Politik als angewandte Biologie.[2] Er propagierte denEntwicklungs-Monismus mit dem Anspruch einernaturphilosophischen Weltanschauung auf naturwissenschaftlicher Grundlage und war Kopf und Identifikationsfigur (zeitgenössischMonistenpapst) der zugehörigen Bewegung, die sich ab 1906 imDeutschen Monistenbund inJena organisierte.
Im Rahmen seiner Auseinandersetzungen mit der Übertragbarkeit rassischer Kategorien auf die gesellschaftliche Entwicklung des Menschen zählt Haeckel – hier klarer Gegner seines Lehrers Virchow – zu den schließlich entschiedenen Vertretern einer „eugenischen“ Sozialpolitik.[3] Aufgrund seiner Überlegungen zur „künstlichen Züchtung“ des Menschen in modernen Gesellschaften[4] gilt Haeckel als Wegbereiter derEugenik undRassenhygiene in Deutschland. Nationalsozialistische Ideologen zogen Ausschnitte seiner Aussagen später als Begründung für ihrenRassismus undSozialdarwinismus heran, erklärten gleichzeitig aber wesentliche Teile von Haeckels Weltbild als unvereinbar mit dervölkisch-biologistischen Sichtweise des Nationalsozialismus.[5]
Ernst Haeckel wurde 1834 als zweiter Sohn des preußischen Juristen und BeamtenCarl Haeckel (1781–1871) und seiner zweiten Ehefrau Charlotte, geb. Sethe (1799–1889), Tochter vonChristoph von Sethe, geboren. Ein Jahr nach Haeckels Geburt zog die Familie nachMerseburg, einer Regierungsbezirkshauptstadt in derProvinz Sachsen, wo er die Bürgerschule und darauf das örtliche Domgymnasium besuchte. Durch die naturwissenschaftlichen Interessen seines Vaters und die gezielte Förderung seines Lehrers Otto Gandters kam Haeckel früh mit den Schriften vonMatthias Jacob Schleiden,Alexander von Humboldt undCharles Darwin in Kontakt.[6] Einer autobiographischen Skizze zufolge war insbesondere die Reiseliteratur Humboldts und Darwins entscheidend für Haeckels spätere Berufswahl.[7]
Nach dem Abitur 1852 nahm Haeckel das Studium der Medizin inBerlin auf, wechselte jedoch auf Drängen seines Vaters noch im selben Jahr an dieUniversität Würzburg, deren Medizinische Fakultät aufgrund der ProfessorenAlbert Kölliker,[8]Franz von Leydig undRudolf Virchow einen hervorragenden Ruf besaß. Auch der ChirurgCajetan von Textor, den der zu den kritischen Studenten zählende Haeckel als „kindisch“ und zuletzt als „untüchtig“ geworden bezeichnete, gehörte, wie auch der von ihm für seine Vorträge über Geschichte der Medizin 1853 hochgelobteCarl Friedrich von Marcus zu seinen akademischen Lehrern, ebenso wie der Arzt und ChemikerJohann Joseph von Scherer sowie in der Anatomie neben Kölliker auchHeinrich Müller, Franz von Leydig und Gottfried von Siebold. Bereits zu Beginn seines Medizinstudiums zweifelte Haeckel an seiner Eignung als praktisch tätiger Arzt. Mit dem FachChirurgie konnte er für sich nichts anfangen und hielt dieses (in einem Brief vom 14. Mai 1853 an seine Eltern) für „das Greulichste, was man sich denken kann.“ Gefördert und motiviert von Kölliker wendete er sich später den Naturwissenschaften zu.[9] Zum Sommersemester 1854 immatrikulierte er sich erneut an der Universität Berlin.
Die von dem Anatomen und Physiologen Virchow, den Haeckel auch als Prosektor und als Prüfer im Fach Veterinärmedizin erlebte,[10] entworfeneZellularpathologie wurde zu einem entscheidenden Element in Haeckels Denken (eine persönliche Freundschaft entwickelte sich zwischen Haeckel und Virchow aber nie). In bewusster Abgrenzung zuridealistischenNaturphilosophie erklärte Virchow, dass sich alle körperlichen Funktionen durch die Interaktion der Zellen erklären ließen. Diesen Ansatz fasste Haeckel als offensivmaterialistisch auf, da er ohne die Annahme einer immateriellenLebenskraft auskam und den Körpermechanistisch durch seine Zusammensetzung erklärte. Haeckel war begeistert von Virchows empirischen Erklärungsansätzen, sah in ihnen jedoch zugleich eine Gefahr für seinen Glauben. In einem 1856 verfassten Brief an seine Tante Bertha erklärte Haeckel, dass man zwischen den Bereichen des Wissens und des Glaubens unterscheiden müsse, da auch die erfolgreichsten wissenschaftlichen Erklärungen an ihre Grenzen stießen. An dieser Grenze beginne der christliche Glaube.[11]
Im Jahr 1853 hielt Haeckel anlässlich eines von Studenten organisierten Fackelzugs für Virchow, der einen Ruf nach Zürich abgelehnt hat, eine Rede. 1856 wurde Haeckel Assistenzarzt bei Virchow in Würzburg und war dort mitErnst Hoffmann undFriedrich Grohé einer der die Sektionsbücher Virchows führenden Assistenten.[12] Zum Doktor der Medizin wurde er am 7. März 1857 in Berlin promoviert.[13] Das bearbeitete Thema lauteteDe telis quibusdam astaci fluviatilis („Über die Gewebe des Flußkrebses“).[14] Um sich in den klinischen Fächern weiter zu vervollkommnen, ging er anschließend nach Wien. Erst im August kehrte er nach Berlin zurück, und hier wurde ihm am 17. März 1858 die Approbation als praktischer Arzt, Wundarzt und Geburtshelfer erteilt. Um den Wünschen des Vaters zu genügen, eröffnete er im elterlichen Haus eine Arztpraxis, der aber keine lange Existenz beschieden war.
Nach dem Abschluss seines Medizinstudiums hatte Ernst Haeckel geplant, dieHabilitation bei dem Physiologen, Meeresbiologen, vergleichenden Anatom und NaturphilosophenJohannes Müller in Berlin, wo Haeckel bereits kurze Zeit Studienanfänger gewesen war, durchzuführen. Der überraschende und von Haeckel alsSuizid interpretierte Tod Müllers zwang Haeckel zur Änderung seiner Pläne.Carl Gegenbaur, ein Freund aus Würzburg und neu berufener Professor in Jena, hatte Ernst Haeckel im Mai nach Jena eingeladen. Aus Anlass der 300-Jahr-Feier der Jenaer Universität weilte er erneut vor Ort und hier wurde ihm in einer vertraulichen Besprechung mit dem Kurator eine akademische Laufbahn in Aussicht gestellt.[15] Vorab aber schlug Carl Gegenbauer Haeckel eine gemeinsame Italienfahrt vor, die gleichermaßen dem Ideal einerBildungsreise und der Vorbereitung der Habilitation dienen sollte. Haeckel sagte zu, musste jedoch letztlich ohne den erkrankten Gegenbaur aufbrechen. Der erste Teil seiner Reise gestaltete sich nicht besonders erfolgreich. Von der religiösen Kunst, den Prozessionen und dem Papsttum abgestoßen, schrieb Haeckel an seine VerlobteAnna Sethe, dass er bei einem längeren Aufenthalt in Rom sicherlich zum Heiden werde.[16] Auch der Aufenthalt amGolf von Neapel war zunächst von Rückschlägen bestimmt, und Haeckel wandte sich unter dem EinflussHermann Allmers der Kunst zu. Erst im November 1859 beschloss Haeckel, sich denRadiolarien zu widmen, einer Gruppe von einzelligen Tieren, an denen Johannes Müller unmittelbar vor seinem Tod gearbeitet hatte. In kurzer Zeit sammelte Haeckel 101 neue Arten.
Haeckel las bereits ein Jahr nach dem ersten Erscheinen (1859)Charles Darwins „Über die Entstehung der Arten“.[17] Am 4. März 1861 habilitierte sich Ernst Haeckel mit einer Schrift über dieStrahlentierchen („Rhizopoda radiaria“) an der medizinischen Fakultät in Jena.[18] Gut ein Jahr später wurde er außerordentlicher Professor für Zoologie an der Universität Jena,[19] und im Wintersemester 1862/63 hielt er die erste Vorlesung über die Entwicklungstheorie Darwins.[20] Zum selben Thema sprach er anlässlich der 38. Versammlung Deutscher Naturforscher und Ärzte am 19. September 1863. Bei der Erläuterung der Grundsätze der Darwinschen Lehre ging er sogar noch einen Schritt weiter als Darwin selbst zu dieser Zeit und schloss den Bogen bis zur Abstammung des Menschen und der Entstehung erster Lebensformen auf der Erde. Dabei galt ihm als Beweis für die Richtigkeit der Evolutionstheorie die „dreifache Parallele zwischen der embryologischen, der systematischen und der palaeontologischen Entwickelung der Organismen“.[21] Im Dezember des Jahres wurde er mit dem Beinamen „Poli II.“ in die Akademie der NaturforscherLeopoldina aufgenommen.[22] Insgesamt war Haeckel außerordentlich arbeitsam. Besonders nach dem Tod seiner ersten Frau Anna (1864), die unerwartet an einer Unterleibsentzündung verstorben war, stürzte er sich in seine Forschungen, arbeitete vielfach mehr als 18 Stunden am Tag. 1865 wurde an der philosophischen Fakultät in Jena eine ordentliche Professur für Zoologie eingerichtet, auf die er im Mai des Jahres berufen wurde.[23] Im Juli verlieh ihm die Fakultät den Dr. phil. ehrenhalber.[24]
Im September 1866 schloss Haeckel die Arbeit an seinerGenerellen Morphologie der Organismen ab. Von Herbst 1866 bis 1867 unternahm er eine Reise zu denKanarischen Inseln und nahm dort an der winterlichen Erstbesteigung desTeide teil. Auf der Hinreise, die ihn über London führte, traf er am 21. Oktober 1866 erstmals mitCharles Darwin,Thomas Huxley undCharles Lyell zusammen. „Ich fand“ ließ Haeckel in einem anschließenden Brief an seine Freunde verlauten, „Darwin und ebenso auch Huxley ganz so, wie ich sie mir nach unserer Correspondenz vorgestellt hatte.“[25]
Kurz nach seiner Rückkehr von den Kanarischen Inseln erschien HaeckelsNatürliche Schöpfungsgeschichte, in der die Grundaussagen der generellen Morphologie in populärwissenschaftlicher Form verbreitet wurden. Sein Ziel war, einem Leserkreis auch mit elementarer Schulbildung zu erklären, dass sich hier ein Umbruch im Denken der Menschheit zu ihrer eigenen Herkunft und Entwicklung vollzog. Wenige Jahre später (1889) lag bereits die 8. Auflage dieses Buches in zwei Bänden vor. 1869 reiste er nach Norwegen, 1871 nachDalmatien, 1873 nach Ägypten, in die Türkei und nach Griechenland. Hier ging es um Untersuchungen zum Tierstamm der Kalkschwämme, Korallen und der Echinoderme. Im Ergebnis dieser Forschungsreisen erschien 1872 die dreibändige Monographie „Die Kalkschwämme (Calcispongae)“ mit einem Atlas von über 60 Bildtafeln. Erstmals prägte Haeckel hier den Begriff des „Biogenetischen Grundgesetzes“. Mit Hilfe seiner Untersuchungsergebnisse zu den einzelnen Entwicklungsstufen der Schwämme entschlüsselte er das Naturprinzip der Entwicklung aller höheren Tierarten und ermöglichte somit die Weiterentwicklung der Darwinschen Theorie. Auch Darwin hatte nun seine frühere Zurückhaltung in der Frage der menschlichen Herkunft mit dem 1871 erschienenen WerkDie Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl[26] aufgegeben.
Von 1876 an unternahm Haeckel zahlreiche Vortragsreisen durch Deutschland, um die neuen wissenschaftlichen Entdeckungen zur Evolutionstheorie zu popularisieren. Im Oktober desselben Jahres fand ein zweites Treffen mit Charles Darwin statt. Wiederum trat er dazu an den periodisch stattfindenden „Versammlungen Deutscher Naturforscher und Ärzte“ auf. Auf der 50. Zusammenkunft dieses Kreises in München stand sein Vortrag unter dem Titel „Die heutige Entwicklungslehre im Verhältnis zur Gesamtwissenschaft“. Als er die Bedeutung des Entwicklungsgedankens auch für die anderen Wissenschaften, besonders aber die Biologie, erörterte, geriet er in Kontroverse zu seinem so verehrten Lehrer und früheren FördererRudolf Virchow. Ausführlich erörterte er die tierische Abstammung des Menschen und forderte, diese Lehre in die Bildungsmittel der Schulen einfließen zu lassen. Gerade das stellte Virchow in Frage, unterstellte der Evolutionstheorie staatsgefährdende Tendenzen und verweigerte seine Unterstützung durch seine politische Autorität, die Öffnung der Schulgesetze in diese Richtung voranzutreiben. Aber auch aus den kirchlich orientierten Kreisen gab es zunehmend Widerstand, aufgrund dessen die Schriften von Darwin und Haeckel an den höheren Schulen schließlich verboten wurden. Im Endeffekt wurde 1882 in Preußen sogar der Biologieunterricht in den oberen Klassenstufen per Gesetz abgeschafft.
Er förderte in dieser Zeit maßgeblich das Ehrengeschenk der deutschen Anhänger zu Darwins 69. Geburtstag, einem vom Rechnungsrat und Naturforscher Emil Rade (1832–1931) initiierten und im Wesentlichen vonArthur Fitger mit insgesamt 21 Blättern gestalteten mit Silber-(und Gold-)beschlägen reich verzierten 50 cm hohen und 43 cm breiten Album (Darwin-Album von 1877),[27] in dem ab Blatt 3 zahlreiche Fotografien seiner Anhänger in je ein bis zehn passepartoutartig geschnittenen Feldern eingefügt sind. AlsErnst Haeckel. Jena 1876 wurde er prominent auf dem EinzelblattBlatt 3 und darüber hinaus mit einem Gruppenbild, umgeben von 26 Zoologen der Universität Jena aufBlatt 4 in diesem Album, das Darwin im Februar 1877 überreicht wurde, aufgenommen.[28]
Ernst Haeckel. Jena 1876 im Darwin-Album von 1877 (Blatt 3)Gruppenbild mit Haeckel in der Mitte, umgeben von 26 „Zoologen der Universität Jena“ im Darwin-Album von 1877 (Blatt 4)
Weitere Reisen ab 1879 führten Ernst Haeckel unter anderem nach England und Schottland, wo er noch einmal Charles Darwin begegnete. Bei diesem Zusammentreffen verstärkte sich Haeckels Überzeugung, dass Darwin vom sonstigen wissenschaftlichen Leben inzwischen zurückgezogen agierte. Darwins öffentliche Auftritte konnte man an einer Hand abzählen, und den Rummel um seine Person betrachtete er nur mit großer Distanz. Haeckel folgerte daraus, er selbst müsse noch mehr tun, um die ihm wichtigen und bahnbrechenden Erkenntnisse in die Öffentlichkeit zu tragen. Trotz der aufreibenden Kämpfe um den Entwicklungsgedanken und der Zunahme seiner populärwissenschaftlichen Aktivitäten vernachlässigte Ernst Haeckel die eigene Forschungsarbeit nicht. Von 1881 bis 1882 bereiste er erstmals die Tropen, unter anderem auch die InselCeylon. Während dieser Reise erfuhr er vom Tod Charles Darwins am 19. April 1882.[29] Nach seiner Rückkehr forderte Haeckel an der 55. Versammlung deutscher Naturforscher im September 1882 in Eisenach in seinem dem Gedächtnis an Darwin gewidmeten Vortrag, die Entwicklungslehre breiter zu publizieren und als Schulstoff einzuführen.
In den Jahren von 1882 bis 1883 erfolgte der Aufbau eines Zoologischen Instituts an der Universität Jena sowie der Bau des zukünftigen Wohnhauses von Ernst Haeckel, der „Villa Medusa“ in Jena, Berggasse 7. Im Wintersemester 1884 war er zum zweiten Mal Prorektor der Universität. Im selben Jahr erhielt er die Ehrendoktorwürde derUniversität Edinburgh.[30] Am 7. Januar 1885 stiftete Paul von Ritter (1825–1915) Haeckel zu Ehren der Universität Jena 300.000 Reichsmark. Damit wurden zwei Extraordinariate eingerichtet: 1886 dieRitter-Professur für Phylogenie und 1894 dieHaeckel-Professur für Geologie und Paläontologie.[31] Ernst Haeckel schloss 1889 die 1879 begonnene dreibändige Monographie über die Medusen ab. Die Grundlage dafür bildete das Material der englischen Tiefsee-ExpeditionChallenger-Expedition aus den Jahren 1872–1876. Haeckel gehörte zu den 76 ausgewählten Wissenschaftlern, denen das Material zur Auswertung übergeben worden war.
Um seine monistische Weltanschauung zu verbreiten, gründete Haeckel 1906 den Monistenbund am Jenaer Zoologischen Institut. Daneben setzte er sich für denPazifismus ein, etwa indem er 1910 zusammen mit anderen bedeutenden Persönlichkeiten wieFriedrich Naumann undMax Weber einen in deutschen Zeitungen veröffentlichten „Aufruf zur Begründung einesVerbandes für internationale Verständigung“ unterzeichnete, der Abkommen mit anderen Nationen fördern sollte, um den Weltfrieden zu garantieren.[35][36]
1907 unternahm der Forscher seine letzte große Reise nachSchweden. 1908 stiftete Ernst Haeckel dasPhyletische Museum in Jena. Ein Jahr später, 1909, endete HaeckelsLehrtätigkeit, und er trat 1910 aus derevangelischen Kirche aus. Als Begründung für diesen Schritt veröffentlichte er den ArtikelMein Kirchenaustritt und untermauert seine Argumente mit der Schrift „Sandalion. Eine offene Antwort auf die Fälschungen der Jesuiten“ im selben Jahr.
Nach der Ernennung zum außerordentlichen Professor im Juni 1862[19] verehelichte Haeckel sich am 18. August in Berlin mit seiner langjährigen Verlobten Anna Sethe (* 1835), einer Nichte seiner Mutter; Annas Schwester Hermine (1829–1866) war mit Ernsts Bruder Karl (1824–1897) verheiratet[37]. Die junge Ehe endete mit Annas überraschendem Tod am 16. Februar 1864[38] (seinem 30. Geburtstag). Er schloss am 20. August 1867 eine zweite Ehe mit Agnes Huschke (* 26. Oktober 1842[39]), Tochter von Emma Huschke geb. Rostoski (1809–1880[40]), der Witwe des AnatomenEmil Huschke (1797–1858).[41] Agnes starb nach langer, nicht immer einfacher Ehe am 21. April 1915.[42] Ihre Urne wurde im Erbbegräbnis ihrer elterlichen Familie in Jena beigesetzt.Der Ehe entstammten drei Kinder:
Walter (* 29. September 1868[43]; † 1939) war als Maler tätig. Nachdem Bücher über Haeckels erste Ehe (1921 und 1927) und – auf seine Veranlassung – über Haeckels Freundschaft mit Frida von Uslar-Gleichen (1927) erschienen waren, verfasste er 1929 eine Darstellung von Haeckels zweiter Ehe. Er bereitete auch die Publikation des Briefwechsel zwischen seinen Eltern vor, musste die Durchführung aber seinem CousinKonrad Huschke (1950) überlassen.
Elisabeth „Lisbeth“ (* 10. Januar 1871;[44] † 1948[45]) heiratete 1891 den Professor, Geographen und ForschungsreisendenHans Meyer. Ihre Tochter:
Elisabeth Margarethe „Else“ Meyer (1894–1975), Lieblingsenkelin von Ernst Haeckel, führte ihm nach dem Tod seiner Frau Agnes 1915 bis zu ihrer Eheschließung 1917 den Haushalt.[45]
Emma (* 6. Oktober 1873[46]) war nach den Worten ihres Bruders „ein in ihrer geistigen wie körperlichen Entwicklung zurückgebliebenes armes Wesen“. Ab 1903 lebte sie in Pflegeheimen; ab 1910 stand sie unter Vormundschaft, die von Konrad Huschke geführt wurde. Sie starb am 14. Dezember 1946 in Apolda; ihre Urne wurde bei ihrer Mutter im Jenaer Erbbegräbnis beigesetzt.[47]
Ernst Haeckel erlitt 1911 bei einem Sturz einenOberschenkelhalsbruch und konnte sich nur noch mit Krücken vorwärtsbewegen. 1918 verkaufte er die Villa Medusa an dieCarl-Zeiss-Stiftung.Er starb am 9. August 1919 in dieser Villa.[48]
Ernst Haeckels Werke, die seinen Ruf in der Fachwelt begründeten, sind grundlegendemeeresbiologische Monographien überRadiolarien (1862, 1887),Kalkschwämme (1872),Medusen (1879–1880) undStaatsquallen (1869, 1888). Diese Arbeiten brachten ihm letztlich die Berufung zum Professor, später zum erstenOrdinarius fürZoologie in Jena ein. Bei der Beschreibung der von der britischenChallenger-Expedition gesammelten Radiolarien benannte Haeckel über 3500 neue Arten. Sein Teil des Challenger-Reports umfasst drei Bände mit 2750 Druckseiten und 140 detaillierten Bildtafeln.
Haeckel war nicht nur ein hervorragender Forscher, sondern auch ein begnadeter Zeichner, wie sämtliche aus seiner Hand stammenden Darstellungen und Bildtafeln auch heute noch durch ihre Naturtreue und Plastizität eindrucksvoll belegen. Diese besitzen aufgrund ihrer Materialfülle auch heute noch wissenschaftlichen Wert.
Nach 1859 nahm Haeckel die Gedanken von DarwinsEntstehung der Arten auf. HaeckelsGenerelle Morphologie (1866) war epochemachend, Beginn zahlreicher noch folgender Synthesen verschiedener Teilgebiete der Biologie im Rahmen derEvolutionstheorie. Haeckel verknüpft biologische und weltanschauliche Aspekte dabei. Er leitete jedes Kapitel mit einem Goethezitat ein, das Schlusskapitel, unter dem TitelGott in der Natur (Amphitheismus undMonotheismus) führte bereits in den Monismus alsreinsten Monotheismus ein.
Nach derGenerellen Morphologie begann Haeckel zunehmend gemeinverständliche, also an Laien gerichtete Bücher – oft verschriftlichte Vortragsreihen – zu publizieren. Diese gingen vom Gedanken der Abstammungslehre aus und thematisierten sowohl wissenschaftliche als auch philosophische und theologische Aspekte, was Haeckel unter anderem heftige Attacken unter anderem seitensEmil Heinrich Du Bois-Reymond eintrug.
Mit derNatürlichen Schöpfungsgeschichte (1868) unternahm Haeckel den ersten Versuch, seine in derGenerellen Morphologie entwickelten Gedanken auch für Laien verständlich zusammenzufassen. Trotz der großen Mängel, die Haeckel später bemerkte, erlebte dieNatürliche Schöpfungsgeschichte bis zur Publikation derWelträthsel (1899) neun Auflagen und wurde in zwölf Sprachen übersetzt. DieWelträthsel und dieLebenswunder (1904) setzten diese Linie fort, überschritten jedoch zunehmend den Rahmen der Deutung biologischer Tatsachen im Kontext der Evolutionstheorie.
Unter anderem spekulierte er in diesem Werk über den Erdteil, in dem sich der Mensch entwickelt hatte. Haeckel ging davon aus, dass „die meisten Anzeichen auf das südliche Asien“ hindeuteten, räumte aber zugleich ein: „Vielleicht war aber auch das östliche Afrika der Ort, an welchem zuerst die Entstehung des Urmenschen aus den menschenähnlichen Affen erfolgte; vielleicht auch ein jetzt unter den Spiegel des indischen Oceans versunkener Kontinent [→ „Lemuria“], welcher sich im Süden des jetzigen Asiens einerseits östlich bis nach den Sunda-Inseln, andrerseits westlich bis nach Madagaskar und Afrika erstreckte.“ Den hypothetischen Urmenschen nannte Haeckel „Homo primigenius oderPithecanthropus primigenius“.[49]
Haeckel wendet in seiner SchriftAnthropogenie (1874, rund 730 Seiten) die in derGenerellen Morphologie entwickelten Methoden auf denMenschen an. Nach einer historischen Einleitung in die Geschichte der Evolutionstheorien untersucht er dieOntogenese des Menschen und erläutert dessen Entstehung aus derEizelle, dieBefruchtung, die Anlage derKeimblätter und denBlutkreislauf. Der dritte Abschnitt umfasst die Stammesgeschichte oderPhylogenie. Hier stellt Haeckel zunächst einfache Wirbeltiere vor, dann verschiedene Stufen der Ahnenreihe des Menschen:
Der vierte Abschnitt behandelt die Entwicklungsgeschichte einzelner Organsysteme:Hautdecke undNervensystem,Sinnesorgane, Bewegungsorgane,Darmsystem, Gefäßsystem undUrogenitalsystem. Es folgt ein zusammenfassendes Kapitel, in welchem Haeckel die dualistische Auffassung, besonders denSchöpfungsglauben und die Auffassung von einer von den Hirnfunktionen unabhängigenSeele, für widerlegt erklärt und seinenMonismus in kurzen Zügen umreißt. (Nahezu zeitgleich zu Haeckels Buch erschien Darwins SchriftDie Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl, die sich methodisch allerdings völlig anders ausrichtete.)
Um 1900 endete Haeckels wissenschaftliche Arbeit; danach popularisierte er im Grunde nur noch seine eigenen Gedanken. Es erschienen Reiseberichte und ein Band mit Aquarellen. Den wichtigsten Überblick über Haeckels populäre Schriften bietet eine posthum erschienene sechsbändige Ausgabe derGemeinverständlichen Werke. Auflagenstärkstes Buch wurde der WeltbestsellerDie Welträthsel von 1899.
Mit diesen „Gemeinverständlichen Studien über monistische Philosophie“ (Untertitel) stellt Haeckel den zeitgenössischen Forschungsstand in vielen Einzelwissenschaften dar und bietet zugleich eine philosophisch-weltanschauliche Deutung. In 20 Kapiteln behandelt er umfassend die Gegenstände Mensch, Seele, Welt und Gott. Er betrachtet sowohl die „Keimesgeschichte“ der Seele als auch ihr unsterbliches Wesen, blickt auf die „Entwicklungsgeschichte der Welt“, setzt sich mit dem Verhältnis von Wissenschaft und Christentum auseinander und empfiehlt eine „monistische Sittenlehre“. Das letzte Kapitel dieser Gesamtschau verspricht gar die „Lösung der Welträtsel“. In diversen Anhängen nimmt Haeckel unter anderem zuImmanuel Kant und zurErkenntnistheorie Stellung.
Seeanemonen: Bildtafel Nr. 49 ausKunstformen der Natur, 1899Radiolarien (Strahlentierchen): Bildtafel Nr. 71 ausKunstformen der Natur, 1899Ascidiacea: Bildtafel Nr. 85 ausKunstformen der Natur, 1904
Haeckel sah die Biologie in vielem mit derKunst verwandt. Seine künstlerische Begabung wurde durchSymmetrien in der Natur stark angesprochen, unter anderem der vonEinzellern wie denRadiolarien. Schon in seinen wissenschaftlichen Monographien hatte Haeckel die biologische Welt in eindrucksvoller Schönheit dargestellt. Seine populärenKunstformen der Natur, die er von 1899 bis 1904 in mehreren Heften veröffentlichte, gehörten – wieBrehmsTierleben – in den Haushalt eines jeden Bildungsbürgers. Besondere Berühmtheit erlangten seine Abbildungen vonPlanktonorganismen undQuallen.
Haeckels Darstellungen beeinflussten die Kunst des beginnenden 20. Jahrhunderts. So beruhen die Glaslüster im Ozeanischen MuseumMonaco vonConstant Roux ebenso auf Vorlagen Haeckels wie das monumentale Tor des französischen ArchitektenRené Binet auf derWeltausstellung Paris 1900. Binets von Haeckel inspiriertes TafelwerkEsquisses décoratives wurde zu einer Grundlage desArt nouveau (Jugendstil).
Auch Haeckels Wohnhaus (Villa Medusa, heute das Ernst-Haeckel-Museum) und das von ihm gestiftete Gebäude desPhyletischen Museums, beides in Jena, führen Kunst und Wissenschaft zusammen, in dem z. B. Ornamente der Fassade und Innenausstattung Tafelwerke zu denMedusen zitieren.
Haeckel postulierte den gemeinsamen Ursprung aller Organismen, wobei er allerdings die Abstammung aus dem Bereich dreier Gruppen für wahrscheinlich hielt. Inspiriert durch den LinguistenAugust Schleicher, mit dem er in Jena eng befreundet war, führte erStammbäume zur Darstellung des historischen Verlaufes der Evolution in die Biologie ein. Diese Idee gilt heute als überholt; stattdessen verwenden aktuelle SystematikenKladogramme undPhylogramme.
Haeckels Beobachtungen der Parallelen zwischen individueller Entwicklung (Ontogenese) und Stammesentwicklung (Phylogenese) waren Grundlage für die Postulierung eines kausalen Zusammenhangs. Haeckelsbiogenetische Grundregel lässt sich in dem Satz zusammenfassen: „Die Ontogenese rekapituliert die Phylogenese.“ Die bereits vonBaer gemachte Beobachtung, dass sich frühe Ontogenese-Stadien nahe verwandter Organismen stärker ähneln als die späteren Adultformen, ist nach wie vor gültig. Die von Haeckel daraus gezogene Schlussfolgerung eines kausalen Zusammenhangs ist jedoch lange umstritten gewesen und wird von Biologen inzwischen weitgehend abgelehnt. Die übereinstimmenden Grundmerkmale phylogenetisch verwandter Organismen lassen sich im Rahmen der Evolutionstheorie verstehen, da neue Merkmale in der Regel auf bereits existierenden Merkmalen aufbauen.
Bei der Erörterung der Stellung des Menschen unter den Säugetieren argumentierte Haeckel dafür, dass es (auch) im geistig-seelischen Bereich keine kategoriale Scheidung zwischen Menschen und Tieren gibt. Dabei hob er eine Einschätzung hervor: „Mit Bezug auf alle einzelnen Seelen-Erscheinungen können wir […] fomuliren, dassdie Unterschiede zwischen den höchsten und den niedersten Menschen grösser sind, als diejenigen zwischen den niedersten Menschen und den höchsten Thieren.“[51][52]
Haeckels Eintreten für die Evolution als Unterrichtsthema führten in den 1870er und 1880er Jahren zu mehreren, auch politisch ausgetragenen Kontroversen. Haeckel sprach sich im Gegensatz zuEmil Heinrich Du Bois-Reymond undRudolf Virchow für eine Einbeziehung in den Schulplänen aus, was von der SPD, unter anderem August Bebel 1878 im Reichstag, mit dem Hinweis auf das systematische Bündnis zwischen Sozialdemokratie und Darwinismus hervorgehoben wurde – Virchow hielt dies aus ebensolchen Gründen für politisch bedenklich.[53][54]
„Die Verschmelzung der anscheinenden Gegensätze, und damit der Fortschritt zur Lösung des fundamentalen Welträthsels, wird uns aber durch das stetig zunehmende Wachsthum der Natur-Erkenntniß mit jedem Jahre näher gelegt. So dürfen wir uns denn der frohen Hoffnung hingeben, daß das anbrechende zwanzigste Jahrhundert immer mehr jene Gegensätze ausgleichen und durch Ausbildung des reinen Monismus die ersehnte Einheit der Weltanschauung in weiten Kreisen verbreiten wird.“[55]
InDie Welträtsel zitiert Ernst Haeckel mehrmals seinen (heute wesentlich weniger bekannten) KollegenJohann Gustav Vogt, vor allem bezüglich seiner Vorstellungen überElektromagnetismus und einen universellenÄther.[56] Gemäß Haeckel und Vogt besitzen Masse und Äther sowohl Empfindung als auch Willen, sie „empfinden Lust beiVerdichtung, Unlust beiSpannung; sie streben nach der ersteren und kämpfen gegen letztere“. Wegen dieses Weltbildes werden die beiden auch alshylozoistische Naturphilosophen bezeichnet.[57]
Haeckel nahm im September 1904 am Internationalen Freidenker-Kongress in Rom teil, den 2000 Menschen besuchten. Dort wurde er anlässlich eines gemeinsamen Frühstücks feierlich zum „Gegenpapst“ ausgerufen. Bei einer folgenden Demonstration der Teilnehmer auf dem Campo de’ Fiori vor dem DenkmalGiordano Brunos befestigte Haeckel einen Lorbeerkranz am Denkmal. Haeckel nahm diese Ehrungen gerne an: „Noch nie sind mir so viele persönliche Ehrungen erwiesen worden, wie auf diesem internationalen Kongreß.“ Diese Provokation am Sitz des Papstes löste eine massive Kampagne und Anfeindungen von kirchlicher Seite aus. Insbesondere wurde seine wissenschaftliche Integrität in Frage gestellt, und er wurde als Fälscher und Betrüger dargestellt sowie als „Affen-Professor“ verhöhnt. Allerdings gaben 46 bekannte Professoren eine Ehrenerklärung für Haeckel ab.
Am 11. Januar 1906 wurde auf Haeckels Initiative derDeutsche Monistenbund in Jena gegründet, den Ernst Haeckel schon im September 1904 in Rom vorgeschlagen hatte. Mit dem Monistenbund fanden die bereits seit kurzer Zeit bestehenden, sehr heterogenen monistischen Bestrebungen einen übergreifenden organisatorischen Rahmen, der sich dezidiert auf eine naturwissenschaftliche Basis im Sinne Haeckels stellte, in den aber nicht alle Vertreter des Monismus eingebunden wurden. Haeckel wurde Ehrenpräsident des Deutschen Monistenbundes.
Ernst Haeckel gehörte zu den führenden Freidenkern und Vertretern eines naturwissenschaftlich orientierten Fortschrittsgedankens, wodurch seine Ideen nicht nur für rechte und national gesinnte, sondern auch für bürgerlich-liberale sowie linke Kreise attraktiv waren. Die Monisten um Haeckel hatten damals viele Anhänger; so zählten beispielsweiseFerdinand Tönnies,Henry van de Velde,Alfred Hermann Fried,Otto Lehmann-Rußbüldt,Helene Stöcker,Magnus Hirschfeld undCarl von Ossietzky dazu. Teile seiner Ideen wurden von Nationalsozialisten übernommen, die zwar den Monismus ablehnten, die sozialdarwinistischen Aspekte Haeckels jedoch gut für ihre Ideologie verwenden konnten.
Im Vorwort zu den 1905 veröffentlichtenWanderbildern (40 von ihm gemalteAquarelle, eine Auswahl seiner über tausend auf Reisen angefertigten Gemälde, vornehmlich Landschaften) beklagte Haeckel auch eine zunehmende Zerstörung der Natur durch massenhafte Sommerreisen (Eisenbahn, Dampfschiffe oder Gasthöfe), was er als moderne „Völkerwanderung“ bezeichnete.[58]
Ernst Haeckel vertratpazifistische Ideen. So unterstützte er dieFriedensbewegungBertha von Suttners (die die Werke Haeckels und Darwins las und die Evolutionslehre vertrat) durch Glückwunschadressen und Briefe.[59] Im Jahr 1913 gründete Haeckel zusammen mit der französischen Orientalistin und Übersetzerin Henriette Meyer (1876–1946) die internationale FriedensvereinigungL’Institut Franco-Allemand de la Réconciliation und die ZeitschriftLa Réconciliation, welche für einen andauernden Frieden zwischen Deutschland und Frankreich eintreten sollte.[60] In einem Leitartikel „Vernunft und Krieg“ inLa Réconciliation identifizierte er das Wettrüsten als Problem, das unaufhaltsam zu einem Krieg führen könne, und verurteilte den nationalenChauvinismus, der Deutschland, Frankreich und Großbritannien erfasst hatte.
Haeckel war der Erste, welcher im September 1914 den BegriffWeltkrieg verwendete. Die ZeitungThe Indianapolis Star zitierte schon am 20. September 1914 Haeckels Aussage.[61] Zu Beginn des Ersten Weltkriegs verteidigte Haeckel die deutsche Beteiligung am Krieg und äußerte sich zunehmendnationalistisch. In Haeckels Sichtweise war vor allem England für den Ausbruch des Krieges verantwortlich,[62] den Haeckel 1916 in einem Brief an seinen NeffenKonrad Huschke[63] einen „schrecklichen Weltkrieg“ mit „furchtbaren Verlusten“ nannte. Haeckel unterzeichnete am 2. Oktober 1914 den kriegsbejahenden Aufruf „An die Kulturwelt!“, der von weiteren 92 Intellektuellen, darunter dem PhysikerMax Planck und dem SchriftstellerGerhart Hauptmann, unterschrieben wurde.[64]
Die in den Welträtseln beschriebene monistische Ethik bleibt bei allem revolutionären Anspruch, wieIring Fetscher anmerkt, im Umkreis erfüllbarer bürgerlicher Alltagstugenden stecken. Haeckel leitet aus dieser Ethik allerdings eine Utopie ab, die die Fortschritte von Wissenschaft und Technik auch gesellschaftlich nutzen möchte. Haeckel schreibt:
„Die höhere Cultur, der wir erst jetzt entgegen zu gehen anfangen, wird voraussichtlich die Aufgabe stets im Auge behalten müssen, allen Menschen eine möglichst glückliche, d. h. zufriedene Existenz zu verschaffen. Die vervollkommnete Moral, frei von allem religiösen Dogma und auf die klare Erkenntniß der Naturgesetze gegründet, lehrt uns die alte Weisheit der goldenen Regel („Welträthsel“ Kap. 19), mit den Worten des Evangeliums: „Liebe deinen Nächsten als dich selbst.“ Die Vernunft führt uns zu der Einsicht, daß ein möglichst vollkommenes Staatswesen zugleich die möglichst große Summe von Glück für jedes Einzelwesen, das ihm angehört, schaffen muß. Das vernünftige Gleichgewicht zwischen Eigenliebe und Nächstenliebe, zwischenEgoismus undAltruismus, wird das Ziel unserermonistischen Ethik. Viele barbarische Sitten und alte Gewohnheiten, die jetzt noch als unentbehrlich gelten: Krieg, Duell, Kirchenzwang u. s. w., werden verschwinden. Schiedsgerichte werden hinreichen, um in allen Rechtsstreitigkeiten der Völker, wie der Personen, den Ausgleich herbeizuführen. Das Hauptinteresse des Staates wird nicht, wie jetzt, in der Ausbildung einer möglichst starken Militärmacht liegen, sondern in einer möglichst vollkommenen Jugenderziehung auf Grund der ausgedehntesten Pflege von Kunst und Wissenschaft. Die Vervollkommnung der Technik, auf Grund neuer Erfindungen in der Physik und Chemie, wird die Lebensbedürfnisse allgemein befriedigen; die künstliche Synthese vom Eiweiß wird reiche Nahrung für Alle liefern. Eine vernünftige Reform der Ehe-Verhältnisse wird das Familienleben glücklicher gestalten.“[65]
Haeckel zähltMitleid und Sympathie zu den edelsten Gehirnfunktionen, welche zu den wichtigsten Bedingungen des sozialen Zusammenlebens sowohl bei Menschen als auch bei höheren Tieren gehören (Die Lebenswunder, 1904, S. 131). Er sieht das Gebot derNächstenliebe, wenn auch nicht vonChristus zuerst entdeckt, so doch zu Recht vom Christentum in den Vordergrund gestellt. Darin liegt nach ihm der hohe ethische Wert des Christentums, der auch dann noch fortdauern werde, wenn dessen übrige „morsche Dogmen“ längst in Trümmern zerfallen seien. Insbesondere wendet er sich gegen einen reinenEgoismus:
„Daher sind die modernen Propheten desreinen Egoismus,Friedrich Nietzsche,Max Stirner u. s. w. in biologischem Irrthum, wenn sie allein ihre „Herrenmoral“ an Stelle der allgemeinen Menschenliebe setzen wollen und wenn sie das Mitleid als eine Schwäche des Charakters oder als einen moralischen Irrthum des Christenthums verspotten.“[66]
Weil sich Ernst Haeckel sehr dezidiert zu eugenischen Fragestellungen äußerte und dabei Selektionsmechanismen und Züchtungsgedanken ansprach, wird er von verschiedenen Historikern als einer der wichtigsten Wegbereiter der Rassenhygiene und Eugenik in Deutschland betrachtet.[67][68][69]
In Haeckels BuchDie Lebenswunder (1904) heißt es etwa:
„Es kann daher auch die Tötung von neugeborenen verkrüppelten Kindern, wie sie z.B. die Spartaner behufs der Selection des Tüchtigsten übten, vernünftiger Weise gar nicht unter den Begriff des„Mordes“ fallen, wie es noch in unseren modernen Gesetzbüchern geschieht. Vielmehr müssen wir dieselbe als eine zweckmäßige, sowohl für die Betheiligten wie für die Gesellschaft nützliche Maßregel billigen.“[70]
Oder:
„Hunderttausende von unheilbaren Kranken, namentlich Geisteskranke, Aussätzige, Krebskranke u. s. w. werden in unseren modernen Culturstaaten künstlich am Leben erhalten und ihre beständigen Qualen sorgfältig verlängert, ohne irgend einen Nutzen für sie selbst oder für die Gesammtheit.“[71]
Haeckel griff die Idee auf, die Ausschaltung der Selektion durch die Medizin würde zu degenerativen Erscheinungen führen, und popularisierte sie in Deutschland. Dabei entwickelte er diese Überlegungen jedoch nicht wieFrancis Galton in systematischer Weise. Vor allem vollzog er nicht wieWilhelm Schallmayer und sein FreundAlfred Ploetz die „entscheidende Wende von der bloßen Diagnostik degenerativer Tendenzen zu einer therapeutischen Programmatik“.[72] Haeckel blieb auf der Basis der Theorie Darwins bei derdeduktiven Feststellung angeblicher degenerativer Tendenzen in den zivilisierten Gesellschaften und stellte noch keine Überlegungen über eine Gegenstrategie an. Zu stark war bei Haeckel der Glaube an die natürlichen Regulationsmechanismen im Evolutionsprozess ausgeprägt. Die Furcht vor einer längerfristigen „Entartung“ war bei späteren Eugenikern, vor allem im Dritten Reich, als Hauptmotiv viel stärker vorherrschend. Das von Haeckel vielzitierte Beispiel vonSparta und die von ihm bewunderte spartanische Praxis der „Beseitigung anormal geborener Säuglinge“ ordnen die HistorikerPeter Weingart, Jürgen Kroll undKurt Bayertz wie folgt ein:
„Haeckels Interesse etwa war rein theoretischer Art. Er führte die spartanische Menschenzüchtung als ein Beispiel für die Wirksamkeit des Selektionsprinzips in der menschlichen Gesellschaft an. Den so naheliegenden, sich aufdrängenden Schritt von der Theorie zur Praxis ging er nicht; obwohl er auf die kontraselektorischen Wirkungen der Zivilisation verwies, kam ihm nicht die Idee, die spartanische Menschenzüchtung als ein nachahmenswertes Vorbild zu nehmen, dem es auf der Basis und mit den Mitteln der modernen Selektionstheorie nachzueifern gelte.“[73]
Der Historiker R. J. Richards bescheinigt Haeckel darüber hinaus, die Position vertreten zu haben, dass die Evolutionstheorie keine praktischen politischen Implikationen habe.[74] So antwortet Haeckel etwa auf einen Angriff von Rudolf Virchow, welcher der Abstammungslehre sozialistische Tendenzen vorwirft:
„Uebrigens möchten wir bei dieser Gelegenheit nicht unterlassen darauf hinzuweisen, wie gefährlich eine derartigeunmittelbare Uebertragung naturwissenschaftlicher Theorien auf das Gebiet der praktischen Politik ist. Die höchst verwickelten Verhältnisse unseres heutigen Culturlebens erfordern von dem praktischen Politiker eine so umsichtige und unbefangene Berücksichtigung, eine so gründliche historische Vorbildung und kritische Vergleichung, dass derselbe immer nur mit grösster Vorsicht und Zurückhaltung eine derartige Nutzanwendung eines „Naturgesetzes“ auf die Praxis des Culturlebens wagen wird.“[75]
Otto Speck vertritt dagegen die Auffassung, dass Ernst Haeckel 1911 in Dresden eine eugenische Beratungsstelle eröffnete und sich sehr wohl um eine praktische Umsetzung der Rassenhygiene und Eugenik in der Politik bemühte. Er schreibt:„Konkrete Ziele waren eine rassenhygienische Eheberatung und in politischer Hinsicht die Durchsetzung gesetzlicher Regelungen zur Sterilisierung fortpflanzungsunwürdiger Personen aus den unteren sozialen Schichten.“[76]
Durch die Übertragung des darwinistischen Evolutions- und Selektionsprinzips auf menschliche Gesellschaften bereitete Ernst Haeckel in Deutschland, so verschiedene Wissenschaftler, den Boden für denSozialdarwinismus.[77][78][79] Der SoziologeFritz Corner bezeichnete ihn 1975 als Vater des deutschen Sozialdarwinismus.[80]
1899 bis 1903 fungierte Haeckel[81] in dem Gremium eines vonFriedrich Alfred Krupp angeregten und finanzierten Preisausschreibens zum ThemaWas lernen wir aus den Prinzipien der Descendenztheorie in Beziehung auf die innerpolitische Entwickelung und Gesetzgebung der Staaten? Das Preisausschreiben gewann Wilhelm Schallmayer mit einer Arbeit, die 1903 alsVererbung und Auslese im Lebenslauf der Völker publiziert wurde;[82] Haeckel hatte ihn darin bestärkt, seine Schrift im Sinne der Rassenhygiene auszurichten.[83] Diese Arbeit spielte für die Verbreitung der sozialdarwinistischen Ideen in Deutschland eine besondere Rolle, weil sie in großem Maße zu einer Politisierung anthropologischer Themen beitrug.[84]
Sozialdarwinistische Gründe mögen ihn auch dieTodesstrafe begründen haben lassen.[85]
Als einer der ersten deutschsprachigen Autoren, der die Tötung Schwerkranker – auf ihren Wunsch – und Schwerbehinderter – ohne ihre Zustimmung – forderte, wurde Haeckel auch zum Vordenker und Wegbereiter der freiwilligen und unfreiwilligen „Euthanasie“ in Deutschland. Schon lange vor der ProgrammschriftDie Freigabe derVernichtung lebensunwerten Lebens vonAlfred Hoche undKarl Binding (1920) hatte er über „die unheilbar an Geisteskrankheit, an Krebs oder Aussatz Leidenden, die selbst ihre Erlösung wünschen“, „neugeborene Kinder mit Defekten“ und „Mißgeburten“ unmissverständlich geschrieben: „Eine kleine DosisMorphium oderCyankalium würde nicht nur diese bedauernswerten Geschöpfe selbst, sondern auch ihre Angehörigen von der Last eines langjährigen, wertlosen und qualvollen Daseins befreien“.[86]
Haeckel wird vorgeworfen, immer wieder seine Autorität als Naturwissenschaftler missbraucht zu haben, um seine politischen Ideen zu legitimieren. Allerdings verneinte Haeckel eine politische Rolle: „Ich selbst bin nichts weniger als Politiker. […] Ich werde daher weder in Zukunft eine politische Rolle spielen, noch habe ich früher jemals einen Versuch dazu gemacht.“[87]
Seinbiogenetisches Grundgesetz von 1866 wird von der modernen Biologie in seiner Schlussfolgerung als widerlegt betrachtet. Es ist keinesfalls ein Naturgesetz, wie zunächst vonBaer und Haeckel postuliert wurde. Dennoch hat die Beobachtung einer scheinbaren Rekapitulation der Entwicklungsstadien der Organismen nach wie vor eine Bedeutung. Sie zeigt eine Verwandtschaft der betrachteten Arten auf und ist, wenn auch kein Gesetz, so doch eine wiederholbare und belegbare morphologische Beobachtung. Auch die bekannten LehrbuchautorenRüdiger Wehner undWalter Gehring schreiben in ihrem LehrbuchZoologie:
„Die Form freilich, die Haeckel (1834–1919) in seiner ‚biogenetischen Grundregel‘ (1866) diesem Sachverhalt prägnant, aber stark vergröbernd gegeben hat, daß nämlich die Ontogenese eines Organismus die Rekapitulation seiner Phylogenese bedeute, beschreibt die Verhältnisse zu einseitig. Die Embryonalentwicklung jedes Organismus ist reich an Eigenanpassungen (Caenogenesen), die – wie die Keimhülle der Amnioten (Abb. 3.20) – den spezifischen Bedingungen des sich entwickelnden Embryos Rechnung tragen.“
Im Rahmen der 112. Jahrestagung derDeutschen Zoologischen Gesellschaft in Jena 2019 wurde die „Jenaer Erklärung“ veröffentlicht. Diese Erklärung, unterzeichnet von führenden Wissenschaftlern aus den Bereichen Evolutionsforschung, Genetik und Zoologie, stellt eine deutliche Kritik und Distanzierung von Haeckels Rassentheorien dar. Die Autoren der Erklärung betonen, dass das Konzept von „Rassen“ nicht biologisch begründet, sondern ein Produkt des Rassismus ist. Die Erklärung setzt sich kritisch mit der Rolle Haeckels in der Geschichte der Rassentheorie auseinander und fordert eine klare Abkehr von solchen Konzepten.[88]
Die Haeckel zugeschriebene Neigung zur philosophischen Bewertung naturwissenschaftlicher Erkenntnisse soll mit dafür verantwortlich sein, dass seine Abbildungen biologischer Objekte teilweise bewusst verfälscht sind. In derEmbryonenkontroverse unterstellte ihm daher unter anderemWilhelm His bewussten Wissenschaftsbetrug. Andere Beobachter vermuten dagegen, dass die tendenzielle Deutung seiner embryologischen Beobachtungen als zu starke Schematisierung verstanden werden kann.
Haeckel entwickelte im hohen Alter während desErsten Weltkrieges zudem einen polemischen deutschnationalenChauvinismus, der sich besonders deutlich in seinem TextEwigkeit äußert: „Ein einziger feingebildeter deutscher Krieger […] hat einen höheren intellektuellen und moralischen Lebenswert als hunderte von den rohen Naturmenschen, welche England und Frankreich, Russland und Italien ihnen gegenüberstellen.“[89]
In der Historiographie bestehen zwei Extrempositionen zur politischen Einordnung des Darwinismus bzw. Sozialdarwinismus. Hans-Günther Zmarzlik (1963)[92] zieht eine Linie von sozialdarwinistischen Entwürfen zu rechtsradikalen Ideologien. Der US-amerikanische HistorikerDaniel Gasman[93] und unabhängig davon Richard Weikart sehen in Haeckel gar einen Vordenker des Nationalsozialismus. In Bezug auf den Darwinismus kommt dagegen etwa Gunter Mann (1973) zu dem Urteil, der Darwinismus sei ein integraler Bestandteil der „marxistisch-kommunistisch-materialistischen Weltanschauung“ (Mann). Diese unterschiedlichen Zuschreibungen finden sich vereinnahmend oder ablehnend auch bei Gegnern und Befürwortern Haeckels.
Günter Altner (1981) schlägt ein Stufenmodell eines nicht zwangsläufigen Weges von Darwinismus zum Nationalsozialismus vor, das auch geeignet ist, Haeckels Beitrag zu bestimmen. Nach dem wissenschaftlichen Darwinismus bilden danach Sozialdarwinismus, Rassenhygiene und Rassenanthropologie die entscheidenden und zeitlich und logisch aufeinander folgenden Schritte. Haeckel liefert in diesem Modell relevante Beiträge zu den ersten drei Stufen: Im Rahmen des wissenschaftlichen Darwinismus bestimmt er die Stellung des Menschen innerhalb der Primaten; auf der Stufe des Sozialdarwinismus überträgt er biologische Vorstellungen auf gesellschaftliche Verhältnisse, wobei oftmals seine antiklerikale bzw. antikatholische Haltung den Ausschlag gibt. In der Rassenhygiene bleibe Haeckel im 19. Jahrhundert verfangen. Er fördere vor allem die Arbeit anderer Autoren.[94] Bei dem Preisausschreiben „Was lernen wir von den Prinzipien der Deszendenztheorie?“ (1900) etwa förderte er den ArztWilhelm Schallmayer, der Haeckels eigene Thesen radikalisierte und dessen Schriften zu einem Grundpfeiler der angewandten Rassenhygiene in der Zeit des Nationalsozialismus wurden.
Das Konzept der „Rasse“ ist im deutschen Sprachraum im politischen und gesellschaftlichen Diskurs unbrauchbar geworden, seit dieser Begriff in derZeit des Nationalsozialismus vor allem durch denHolocaust diskreditiert wurde. In den USA hingegen wird der Begriff „Race“ vomUnited States Census Bureau und demOffice of Management and Budget (OMB) derBundesregierung bei Befragungen zurVolkszählung offiziell verwendet. Er wird hier in der Regel nicht mehr alsbiologistisches Konzept wahrgenommen, sondern die zugrundeliegende kulturelle Konstruktion wird seit den 1960er Jahren im wissenschaftlichen Diskurs immer mitgedacht.[95]
In der politischen Linken war man sich in Bezug auf die Einschätzung Haeckels keineswegs einig. So finden sich etwa im ersten Jahrgang der populärwissenschaftlich-sozialistischen ZeitschriftUrania (1925) bei drei Bezugnahmen auf Haeckel drei unterschiedliche Positionen.Robert Niemann würdigt Haeckel als nachbürgerlichen, entwicklungsgeschichtlich orientierten Freigeist, fürKarl August Wittfogel ist Haeckel ein Ahnherr zur Zerstörung der alten Ideologie, „die das geistige Bollwerk der kapitalistischen Besitzverhältnisse bildet“.K. Schäfer kritisiert den Sozialdarwinismus bei der Rückführung der Ethik auf die Naturwissenschaft. Es könne nichts anderes als „waschechte kapitalistische Ethik“ herauskommen, und er belegt dies mit einem Zitat von Haeckel: „Der Darwinismus ist alles Andere eher als socialistisch!“[98] (S. 258). Allerdings stammt dieses Zitat Haeckels aus dessen Verteidigungsschrift gegen die heftigen Angriffe Rudolf Virchows.[99] Virchow wandte sich, entgegen dem Bestreben Haeckels, gegen die Einführung darwinistischer Inhalte in Lehrpläne für höhere Schulen und Universitäten und versuchte den Darwinismus dadurch zu diskreditieren, indem er ihn mit Sozialismus und Kommunismus in Verbindung brachte, ein in der unter dem Eindruck der chaotischen Geschehnisse während derPariser Kommune stehenden Zeit schwerwiegender Vorwurf.[100]
Für Lenin spielte Haeckel keine große Rolle, er findet lediglich in seiner SchriftMaterialismus und Empiriokritizismus (1908) ausführliche Erwähnung, in Bezug auf Haeckels BuchWelträtsel. Dabei schließt sich Lenin der KritikFranz Mehrings an, nach der die Unzulänglichkeit Haeckels darin bestehe, „daß er keine Ahnung vom historischen Materialismus hat und sich so zu einer Reihe haarsträubender Absurditäten sowohl über Politik als auch über eine monistische Religion usw. usf. versteigt“. Das Buch dient als Beweis für die Unfähigkeit des „naturwissenschaftlichen Materialismus, bei gesellschaftlichen Fragen mitzureden“. Die „starke Seite“ des Buches sei die Darstellung, die Haeckel „vom Siegeszug des naturwissenschaftlichen Materialismus gibt“.[101][102]
Bedeutend sind auch die Beiträge, die Haeckels NachlassverwalterHeinrich Schmidt für die Buchreihen des marxistischen Urania Verlages zum Thema Affenabstammung des Menschen, Kampf ums Dasein oder Fortpflanzung schrieb.
Haeckels PrivatsekretärHeinrich Schmidt wurde 1920, ein Jahr nach dem Tod Haeckels, dessen Nachlassverwalter und Direktor desErnst-Haeckel-Hauses, das bis 1945 derCarl-Zeiss-Stiftung angeschlossen war, sowie Herausgeber derMonistischen Monatshefte. Nach dem Verbot dieser Zeitschrift 1933 durch die Nationalsozialisten gründete Schmidt die ZeitschriftNatur und Geist, Monatshefte für Wissenschaft, Weltanschauung und Weltgestaltung. Schmidt entwickelte sich zunehmend radikal-nationalistisch.[104] In diesem Zusammenhang griff er auf zum Teilrassistische undnationalistische Argumente zurück, welche in ihrer Radikalität die Meinungen seiner KollegenLudwig Plate oderHans F. K. Günther bei weitem übertrafen.[105] Sein Versuch, das Ernst-Haeckel-Haus sowie die Person Haeckels imnationalsozialistischen Sinne umzugestalten beziehungsweise umzudeuten, scheiterte letztendlich.[105] Über den Umweg der ZeitschriftNatur und Geist fanden weltanschauliche Argumente Einzug in das Standardwerk zur menschlichen Erblichkeitslehre und Rassenhygiene vonErwin Baur,Eugen Fischer undFritz Lenz.[106]
Weitere Wissenschaftler, die Haeckels Werk und dessen Popularität nach 1933 im nationalsozialistischen Sinne zu verwerten versuchten, waren beispielsweiseKarl Astel,Lothar Stengel-von Rutkowski,Heinz Brücher,Victor Julius Franz, der Direktor des „Ernst-Haeckel-Hauses“,[107] oder der nach dem Dritten Reich bedeutende EvolutionsbiologeGerhard Heberer. Sie sammelten und publizierten nationalistische Texte und Bücher oder verwerteten antisozialistische, rassenkundliche oder eugenische Textstellen aus dem Gesamtwerk Haeckels. Dem unerwünschten „Märchen von Haeckels angeblicher „Judenfreundschaft“ “ versuchte Brücher ein Ende zu machen durch Hinweis auf Haeckels Meinung, dass „man sich gegen die russischen Juden energisch schützen sollte“[108] und dass die edlen Züge des Christus nicht semitisch seien, sondern „Grundzüge der höheren arischen Rasse“[109].[110]
Für Brücher ist Haeckels SpätwerkDie Kristallseelen ein Musterbeispiel germanischer ganzheitlicher Forscherkunst, daher sei Haeckel nichtmaterialistisch. Er legte daneben eine umfangreiche Sippenforschung vor, in der er Haeckel auch rassenkundlich begutachtete. Haeckel sei vom Wesen her nordisch. Allerdings sieht er Probleme bei der „Erbgesundheit“ von dessen Familie (Haeckel war Vater einer behinderten Tochter).[111]
Ganz anders der NS-FunktionärGünther Hecht, Repräsentant des Rassenpolitischen Amtes der NSDAP. Dieser erklärt den materialistischen Monismus Haeckels als unvereinbar mit dem Nationalsozialismus und durch die völkisch-biologische Sichtweise des Nationalsozialismus widerlegt,[112] ähnlich auchKurt Hildebrandt, ein der NS-Ideologie nahestehender Theoretiker derRassenhygiene, der einen „ästhetischen Fundamentalismus“ in Engführung von Ideen desGeorge-Kreises vertrat und eine „deutsche Kultur als Erfüllung des arischen Wesens“ heranzüchten wollte, um einem „westlichen Mechanismus“ zu begegnen.[113] Hildebrandt nannte es eine „Illusion“ Haeckels, dass dieser an die „mechanistische Lösung“ der Welträtsel durch Darwins Abstammungslehre glaubte.[114] Die weltanschaulichen Artikel Heberers etwa in „Volk und Rasse“ oder den „Nationalsozialistischen Monatsheften“ versuchen diesen Vorwurf abzuwehren und erinnern vor allem an die antiklerikale Position Haeckels, um diese im nationalsozialistischen Kirchenkampf zu nutzen. Letztlich kam es im Nationalsozialismus nicht zu einer einheitlichen von der NSDAP festgelegten Einschätzung des Werkes Haeckels.
Die Nationalsozialisten beriefen sich immer wieder auf vermeintlich wissenschaftliche Grundlagen, wobei insbesondere auch der „Sozialdarwinismus“ Haeckels vereinnahmt wurde. Haeckel setzte die Kulturgeschichte mit der Naturgeschichte gleich, da beide seiner Meinung nach den gleichen Naturgesetzen gehorchten. Diese Vorstellung sollHitler stark beeindruckt haben – so jedenfalls die These von Daniel Gasman, The Scientific Origins of National Socialism, 1971:
„Hitler’s views on […] nature, eugenics […] and evolution […] coincide for the most part with those of Haeckel and are more than occasionally expressed in very much the same language.“
Die Thesen D. Gasmans sind allerdings in den letzten Jahren stark in Kritik geraten, so beispielsweise durch den Wissenschaftshistoriker R. J. Richards.[115] Richards weist unter anderem auf „Richtlinien für die Bestandsprüfung in den Volksbüchereien Sachsens“ im Jahr 1935 hin, nach denen Schriften, „deren Inhalt die flache naturwissenschaftliche Aufklärung eines primitiven Darwinismus und Monismus ist (Haeckel und Nachschreiber […])“, in „deutschen Büchereien keinen Platz“ haben.[116]
In derDDR wurde Haeckel, ein ausgesprochener Gegner einesegalitärenSozialismus, BewundererOtto von Bismarcks, Befürworter eines aggressivendeutschen Imperialismus, der in derZeit des Nationalsozialismus als Pionier derRassenhygiene verehrt worden war, von der Leitung desErnst-Haeckel-Hauses zu einer progressiven Inspirationsquelle für denRealsozialismus stilisiert. So interpretierte Direktor Georg Schneider 1950 eine Zeichnung aus dem Jahre 1850 mit dem Titel „Nationalversammlung der Vögel“ des 16-jährigen Haeckel als dessen Anteilnahme an der innerpolitischen revolutionären Entwicklung Deutschlands. 1987 stellteErika Krauße eine Verbindung der Schullehrer Haeckels mit derRevolution von 1848 her. In dieser Zeit war es nur einigen wenigen Autoren gestattet, über Haeckel zu publizieren. Die damaligen Beschreibungen schildern den Wissenschaftler ausschließlich als durchwegs progressivenmaterialistischen Denker, dessen philosophische Spekulationen Ähnlichkeiten mitKarl Marx’Dialektischem Materialismus aufweisen.[117]
Haeckels Erbe wirkte dabei in verschiedene Bereiche des gesellschaftlichen Lebens der DDR hinein. Dazu zählten Institutionsarbeit und Lernorte (u. a. Phyletisches Museum), Belletristik und Wissenschaftsbiographie, Berichterstattung in der Tagespresse, Fischerei-Forschung, Lehr- und Lernmaterialien sowie Veranstaltungsformen und Würdigungen bzw. Preisen.[118] In Haeckels Geburtshaus in Potsdam war eine kleine Gedenkstätte eingerichtet. 1981 stiftete dieUrania der DDR die Ernst-Haeckel-Medaille.[119]
DieRoyal Society verlieh ihm 1900 dieDarwin-Medaille „für seine langanhaltende und hochbedeutsame Arbeit in der Zoologie, die stets vom Geist des Darwinismus inspiriert war“ (Original:For his long-continued and and highly important work in zoology all of which has been inspired by the spirit of Darwinism).[125]
Am 31. Oktober 1920 wurde das „Ernst-Haeckel-Haus“ in seiner ehemaligen Villa Medusa in Jena eröffnet.Am 17. Mai 1963 stellte die DDR das FischereiforschungsschiffErnst Haeckel in Dienst. Eine Historikerkommission der StadtGraz beurteilte Haeckel 2017 kritisch. Als Begründung gab die Kommission an, Haeckel sei Mitbegründer der nationalistischen, kriegsbejahenden „Deutschen Vaterlandspartei“ gewesen und in der Forschung würde ihm seine Einstellung gegenüber Eugenik und Euthanasie zur Last gelegt. Zusätzlich seien öffentliche antisemitische Äußerungen von Haeckel bekannt.[126]
Im Nachlass vonNikolai Miklucho-Maclay, einem Studenten Haeckels, wurde die Mitschrift einer Vorlesung Haeckels über „Paleontologie“ von 1866 entdeckt, die 2022 veröffentlicht wurde. Das Buch gibt sowohl den Text der Mitschrift wieder als auch die von Miklucho-Maclay von der Tafel in die Mitschrift übertragenen Zeichnungen Haeckels:
Ingmar Werneburg, Uwe Hoßfeld, Christian Udo Rehm, Georgy Levit (Hg.):Vorlesung über Paleontologie von Ernst Haeckel. Die Vorlesungsmitschrift von Nikolai Nikolajewitsch Miklucho-Maclay aus dem Sommersemester 1866. Scidinge Hall, Tübingen 2022.ISBN 978-3-947020-17-1.[127]
Umfassendes Schriftenverzeichnis bis 1918 bei Thilo Krumbach:Die Schriften Ernst Haeckels. In:Der gerechtfertigte Haeckel. Einblicke in seine Schriften […]. Hg. Gerhard Heberer. Stuttgart 1968,DNB456727434, S. 15–22. (Nachdruck aus:Die Naturwissenschaften. Organ der Max-Planck-Gesellschaft usw., Band 7, 1919, S. 961–966.)
Ueber die Eier der Scomberosoces. In:Archiv für Anatomie, Physiologie und wissenschaftliche Medicin 1855,S. 23–31 und Tafel IV, V.
Aus dem pathologisch-anatomischen Curse des Prof. Virchow in Würzburg. In:Wiener Medizinische Wochenschrift, 6. Jg. 1856
I.Ueber die Beziehungen des Typhus zur Tuberculose,Spalte 1–5 und17–20.
III.Ueber chronische Affektionen des Uterus und der Eierstöcke,Spalte 180–184.
De telis quibusdam Astaci fluviatilis. Dissertatio inauguralis histologica, die VII M. Martini A. Berolini, 1857.online
Ueber die Gewebe des Flusskrebses. In:Archiv für Anatomie, Physiologie und wissenschaftliche Medicin. 1857,S. 469–568, Tafel XVIII, XIX.
Beiträge zur normalen und pathologischen Anatomie der Plexus choroides. In:Archiv für pathologische Anatomie und Physiologie und für klinische Medicin. 16. Band (N.F. 6. Band) 1859,S. 253–289 undTaf. VIII.
Ueber die Augen und Nerven der Seesterne. In:Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie 10. Band, 1860,S. 183–190 mitTafel XI.
Reiseskizzen aus Sicilien. In:Zeitschrift für allgemeine Erdkunde. Neue Folge 8. Band, 1860,S. 433–468.
[Auszug aus einer Abhandlung:]Über neue, lebende Radiolarien des Mittelmeeres. In:Monatsberichte der Königlichen Preuss. Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Aus dem Jahre 1860. Berlin 1861,S. 794–817 und 835–845.
De Rhizopodum finibus et ordinibus. Dissertatio pro venia legendi impetranda. (Habilitation Jena 4. März 1861.) Berlin 1861.Digitalisat.
Die Radiolarien. (Rhizopoda radiaria). Eine Monographie.Textband undAtlas. Berlin 1862.
Ueber die Entwickelungstheorie Darwinʼs. Vortrag 19. September 1863. In:Amtlicher Bericht über die acht und dreissigste Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte in Stettin im September 1863. Stettin 1864,S. 17–30.
Beiträge zur Kenntniss der Corycaeiden. In:Jenaische Zeitschrift für Medicin und Naturwissenschaft. Band 1, 1864, S.61–112, Tafel I–III.
Beschreibung neuer craspedoter Medusen aus dem Golf von Nizza. In:Jenaische Zeitschrift für Medicin und Naturwissenschaft. Band 1, 1864, S. 325–342.
Die Familie der Rüsselquallen (Medusae Geryonidae). In:Jenaische Zeitschrift für Medicin und Naturwissenschaft. Band 1. 1864, S. 435–469 Tafel XI, XII.
Über eine neue Form des Generationswechsels bei den Medusen und über die Verwandtschaft der Geryoniden und Aeginiden. In:Monatsberichte der Königlichen Preuss. Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Aus dem Jahre 1865. Berlin 1866,S. 85–94.
Ueber den Sarcodekörper der Rhizopoden. In:Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie. 15. Band, 1865,S. 342–370, Tafel XXVI.
Über fossile Medusen. In:Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie. Band XV. 1865, S. 504–514.
Die Familie der Rüsselquallen (Medusae Geryonidae). In:Jenaische Zeitschrift für Medicin und Naturwissenschaft. Band 2. 1865,S. 93–202 und 263–322. (Fortsetzung und Schluss).
Beiträge zur Naturgeschichte der Hydromedusen. Heft I.Die Familie der Rüsselquallen (Medusae Geryonidae). Eine Monographie. Leipzig 1865. (Abdruck ausJenaische Zeitschrift für Medicin und Naturwissenschaft 1864 und 1865.)online
Generelle Morphologie der Organismen. Allgemeine Grundzüge der organischen Formen-Wissenschaft, mechanisch begründet durch die von Charles Darwin reformirte Descendenz-Theorie. Georg Reimer, Berlin 1866.
Erster Band:Allgemeine Anatomie der Organismen.Digitalisat.
Zweiter Band:Allgemeine Entwickelungsgeschichte der Organismen.Digitalisat.
Ueber die Entstehung und den Stammbaum des Menschengeschlechts. Zwei Vorträge. Berlin 1868.Digitalisat.
Natürliche Schöpfungsgeschichte. Gemeinverständliche wissenschaftliche Vorträge über die Entwickelungslehre im Allgemeinen und diejenige von Darwin, Goethe und Lamarck im Besonderen, über die Anwendung derselben auf den Ursprung des Menschen und andere damit zusammenhängende Grundfragen der Naturwissenschaft. Georg Reimer, Berlin 1868.Digitalisat.
Natürliche Schöpfungsgeschichte. Mit einer autobiographischen Skizze als Einleitung.Erster Teil undZweiter Teil. (Ernst Haeckel Gemeinverständliche Werke. Herausgegeben von Heinrich Schmidt-Jena. 1. und 2. Band. Alfred Kröner, Leipzig und Carl Henschel, Berlin.) Leipzig und Berlin 1924.
Zur Entwickelungsgeschichte der Siphonophoren. Eine von der Utrechter Gesellschaft für Kunst und Wissenschaft gekrönte Preisschrift. Utrecht 1869.Digitalisat.
Studien über Moneren und andere Protisten, nebst einer Rede über Entwickelungsgang und Aufgabe der Zoologie. (Biologische Studien, Erstes Heft.) Wilhelm Engelmann, Leipzig 1870.Digitalisat.
Die Kalkschwämme. Eine Monographie in zwei Bänden Text und einem Atlas. Georg Reimer, Berlin 1872.Digitalisate.
Anthropogenie oder Entwickelungsgeschichte des Menschen. Gemeinverständliche wissenschaftliche Vorträge über die Grundzüge der menschlichen Keimes- und Stammes-Geschichte. Wilhelm Engelmann, Leipzig 1874.Digitalisat.
Ziele und Wege der heutigen Entwickelungsgeschichte. Leipzig: Dufft 1875.Digitalisat.
Arabische Korallen. Ein Ausflug nach den Korallenbänken des Rothen Meeres und ein Blick in das Leben der Korallenthiere. Berlin 1876,Digitalisat.
Die Perigenesis der Plastidule oder die Wellenzeugung der Lebenstheilchen. Ein Versuch zur mechanischen Erklärung der elementaren Entwickelungs-Vorgänge. Georg Reimer, Berlin 1876.Digitalisat.
Studien zur Gastraea-Theorie. (Biologische Studien, Zweites Heft.) Hermann Dufft, Jena 1877.Digitalisat.
Ueber die heutige Entwickelungslehre im Verhältnisse zur Gesammtwissenschaft. In:Amtlicher Bericht der 50. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte in München vom 17. bis 22. September 1877. München 1877,S. 14–22.
Freie Wissenschaft und freie Lehre. Eine Entgegnung auf Rudolf Virchowʼs Münchener Rede über „Die Freiheit der Wissenschaft im modernen Staat“. Stuttgart 1878.Digitalisat.
Gesammelte populäre Vorträge aus dem Gebiete der Entwickelungslehre. Erstes Heft, Bonn 1878; Zweites Heft, Bonn 1879. (Digitalisate)
Report on the Scientific Results of the Voyage of H.M.S. Challenger during the Years 1873–1876.
Vol. 4, Part 12:Deep-Sea Medusae. 1882.
Vol. 18, Parts 1 and 2:Radiolaria. 1887.
Vol. 28:Siphonophorae. 1888.
Vol. 32, Part 82:Deep-Sea Keratosa. 1889.
Die Radiolarien (Rhizopoda radiaria.). Eine Monographie.
Zweiter Theil.Grundriss einer allgemeinen Naturgeschichte der Radiolarien. Georg Reimer, Berlin 1887.Digitalisat.
Dritter Theil.Die Acantharien oder Actipyleen Radiolarien. Berlin 1888.Digitalisat.
Vierter Theil.Die Phaeodarien oder Cannopyleen Radiolarien. 1888.Digitalisat.
Ethik und Weltanschauung. In:Die Zukunft. 1. Band 1892,S. 309–315.
Die Weltanschauung des neuen Kurses. In:Freie Bühne für den Entwickelungskampf der Zeit. 3. Jg. 1892,S. 305–313.
Der Monismus als Band zwischen Religion und Wissenschaft. Glaubensbekenntniss eines Naturforschers, vorgetragen am 9. October 1892 […]. Bonn 1892.Digitalisat.
Zur Phylogenie der australischen Fauna. Systematische Einleitung. In:Zoologische Forschungsreisen in Australien und dem malayischen Archipel. Ausgeführt in den Jahren 1891–1893 vonRichard Semon. Erster Band: Ceratodus. Text. Gustav Fischer, Jena [1893], S. I–XXIV.
[Interview]. In:Hermann Bahr:Der Antisemitismus. Ein internationales Interview. Berlin 1894,S. 62–69.
Systematische Phylogenie. Entwurf eines Natürlichen Systems der Organismen auf Grund ihrer Stammesgeschichte.
Erster Theil: Systematische Phylogenie der Protisten und Pflanzen. Berlin 1894.Digitalisat.
Zweiter Theil: Systematische Phylogenie der wirbellosen Thiere (Invertebrata). Berlin 1896.Digitalisat.
Dritter Theil: Systematische Phylogenie der Wirbelthiere (Vertebrata). Berlin 1895.Digitalisat.
Die Wissenschaft und der Umsturz. In:Die Zukunft. Band 10 (3. Jg., 1895, 1. Quartal),S. 197–206.
Thomas Huxley. In:Die Zukunft. Band 12 (3. Jg., 1895, 3. Quartal),S. 155–163.
Die Amphorideen und Cystoideen. Beiträge zur Morphologie und Phylogenie der Echinodermen. In:Festschrift zum siebenzigsten Geburtstage von Carl Gegenbaur am 21. August 1896. Erster Band. Leipzig 1896,S. 1–180, mit Tafeln.
Das Challenger-Werk. In:Deutsche Rundschau. Band 86 (Jg. 22, 1896, 1. Quartal),S. 232–248.
Fritz Müller-Desterro. Ein Nachruf. In:Jenaische Zeitschrift für Naturwissenschaft. 31. Band (N. F., 24. Band), 1898,S. 156–173.
Ueber unsere gegenwärtige Kenntniss vom Ursprung des Menschen. Vortrag gehalten auf dem Vierten Internationalen Zoologen-Congress in Cambridge, am 26. August 1898. Emil Strauss, Bonn 1898.Digitalisat.
Kunstformen der Natur. Marix, Wiesbaden 2004,ISBN 3-937715-17-7 (nach der Originalausgabe von 1904, neu gesetzt, überarbeitet und eingeleitet).
Aus Insulinde. Malayische Reisebriefe. Strauß, Bonn 1901.Digitalisat.
Die Lebenswunder. Gemeinverständliche Studien über Biologische Philosophie. Ergänzungsband zu dem Buche über die Welträthsel. Alfred Kröner Verlag, Stuttgart 1904.Digitalisat.
Der Kampf um den Entwickelungs-Gedanken. Drei Vorträge, gehalten am 14., 16. und 19. April 1905 im Saale der Sing-Akademie zu Berlin. Reimer, Berlin 1905.Digitalisat.
Wanderbilder. Nach eigenen Aquarellen und Ölgemälden. Erste, zweite und dritte Serie. Die Naturwunder der Tropenwelt. Ceylon und Insulinde. Gera-Untermhaus, W. Koehler’sche Verlagsbuchhandlung (1905).
Unsere Ahnenreihe. (Progonotaxis hominis.) Kritische Studien über phyletische Anthropologie. Festschrift zur 350-jährigen Jubelfeier der Thüringer Universität Jena und der damit verbundenen Übergabe des Phyletischen Museums am 30. Juli 1908. Jena 1908.Digitalisat.
Sandalion. Eine offene Antwort auf die Fälschungs-Anklagen der Jesuiten, 1910.Digitalisat.
Mein Kirchenaustritt. Zuschrift an das „Freie Wort“ [mit Datum 25. November 1910]. In:Das freie Wort. Frankfurter Halbmonatsschrift für Fortschritt auf allen Gebieten des geistigen Lebens. 10. Jg. April 1910 – April 1911, S. 714–717.
Das Phyletische Archiv in Jena. In:Das freie Wort. Frankfurter Halbmonatsschrift für Fortschritt auf allen Gebieten des geistigen Lebens. 11. Jg. April 1911 – April 1912, S. 24–30.
Gonochorismus und Hermaphrodismus. Ein Beitrag zur Lehre von den Geschlechts-Umwandlungen (Metaptosen). In:Jahrbuch für sexuelle Zwischenstufen, 13. Jg. 1913,S. 259–287.
Gott-Natur (Theophysis). Studien über monistische Religion. 1914.
Englands Blutschuld am Weltkriege. Oskar Kayser, Eisenach 1914.Digitalisat. (Nachdruck ausJenaer Volksblatt Nr. 189 vom 14. August 1914, [2. Blatt],1. u. 2. Seite, undDas monistische Jahrhundert vom 15. September 1914,S. 538–548.)
Ewigkeit. Weltkriegsgedanken über Leben und Tod, Religion und Entwicklungslehre. Georg Reimer, Berlin 1915.Digitalisat.
Fünfzig Jahre Stammesgeschichte. Historisch-kritische Studien über die Resultate der Phylogenie. Gustav Fischer, Jena 1916. (Abdruck ausJenaische Zeitschrift für Naturwissenschaft 54. Band 1916, 2. Heft.)Digitalisat.
Kristallseelen. Studien über das anorganische Leben. Alfred Kröner Verlag, Leipzig 1917.Digitalisat.
Ernst Haeckel: Ausgewählte Briefwechsel. Band 1.Familienkorrespondenz Februar 1839-Juli 1854, hrsg. und bearb. von Roman Göbel, Gerhard Müller und Claudia Taszus unter Mitarbeit von Thomas Bach, Jens Pahnke und Kathrin Polenz. Steiner, Stuttgart 2017,ISBN 978-3-515-11290-1 (Open Access PDF).
Ernst Haeckel: Ausgewählte Briefwechsel. Historisch-kritische Ausgabe. Bd. 21. Korrespondenz zu Weltanschauung, Kunst und Literatur. Österreich und Schweiz Dezember 1870 – August 1894. Unter Mitarbeit von Daniela Prutscher (Mitarb.), Franz Steiner, Stuttgart 2025,ISBN 978-3-515-13884-0.
Werner Bergmann:Haeckel, Ernst Heinrich Philipp August. In:Handbuch des Antisemitismus. Judenfeindschaft in Geschichte und Gegenwart. Hg. Wolfgang Benz. Band 2/1: Personen A–K. Berlin 2009,ISBN 978-3-598-24072-0, S. 323–326.
Andreas W. Daum:Wissenschaftspopularisierung im 19. Jahrhundert. Bürgerliche Kultur, naturwissenschaftliche Bildung und die deutsche Öffentlichkeit, 1848–1914. Oldenbourg, München 1998,ISBN 978-3-486-56337-5 (2., erg. Auflage 2002).
Mario DiGregorio:From Here to Eternity. Ernst Haeckel and Scientific Faith. Göttingen 2005,ISBN 3-535-56972-9.
Norbert Elsner:Bilder einer Religion des Wahren, Guten, Schönen. Ernst Haeckels Kunstformen der Natur. In:Bilderwelten. Vom farbigen Abglanz der Natur. Hg. Norbert Elsner. Göttingen 2007,ISBN 978-3-8353-0208-2, S. 281–322.
Birk Engmann:Ernst Haeckel zum neunzigsten Todestag. Seine Überlegungen zu Theophysis, Kristallseele und Bewusstsein und deren heutige Bedeutung. In:Ärzteblatt Thüringen. 11/2009,ISSN0863-5412, S. 681–684. (PDF)
Rolf Füllmann: Naturdidaktik in Goethes Namen: Ernst Haeckel und der lyrisch verdichtete Monismus. In: Sieglinde Grimm, Roman Bartosch (Hrsg.): Die Materie des Geistes. Der ,material turn' im Kontext von Bildungs- und Literaturgeschichte um 1800. Heidelberg: Universitätsverlag Winter 2018, S. 135–159.
Daniel Gasman:Haeckel’s Monism and the Birth of Fascist Ideology. Peter Lang, New York 1998,ISBN 0-8204-4108-2.
Uwe Hoßfeld:Haeckels »Eckermann«: Heinrich Schmidt (1874–1935). In:Matthias Steinbach, Stefan Gerber, Günther Schmidt (Hrsg.):»Klassische Universität« und »akademische Provinz«. Studien zur Universität Jena von der Mitte des 19. bis in die dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts. Jena 2005,ISBN 3-932906-60-8, S. 271–288.
Uwe Hoßfeld:Vom Christ zum Atheist: Der Kirchenaustritt Ernst Haeckels im Jahr 1910. In:Ulrich Kutschera (Hrsg.):Kreationismus in Deutschland. Fakten und Analysen. LIT, Berlin / Münster 2007,ISBN 978-3-8258-9684-3,S.45ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
Uwe Hoßfeld, Olaf Breidbach:Ernst Haeckels Politisierung der Biologie. In:Thüringen. Blätter zur Landeskunde. 2005. (PDF)
Bernhard Kleeberg:Theophysis. Ernst Haeckels Philosophie des Naturganzen. Böhlau, Köln/Weimar 2005,ISBN 3-412-17304-5.
Winfried Krakau:Ernst Haeckel. Der naturwissenschaftliche Monist und Philosoph, evolutionäre Humanist und Kirchenkritiker im »Gespräch« mit Winfried Krakau zu Fragen unserer Zeit. Karin Fischer Verlag, Aachen 2011,ISBN 978-3-8422-3916-6.
Erika Krauße:Zum Verhältnis von Karl Gegenbaur (1828–1903) und Ernst Haeckel (1834–1919). Generelle und spezielle Morphologie. In:Miscellen zur Geschichte der Biologie. Ilse Jahn und Hans Querner zum 70. Geburtstag. (Aufsätze und Reden der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft, Nr. 41.) Frankfurt am Main 1994,ISBN 3-7829-1134-2, S. 83–99.
Georgy S. Levit, Uwe Hossfeld:Ernst Haeckel, Nikolai Miklucho-Maclay and the racial controversy over the Papuans. In:Frontiers in Zoology. 17. Jg. 2020,Artikel 16.
Volker Mueller, Arnher E. Lenz (Hrsg.):Darwin, Haeckel und die Folgen. Monismus in Vergangenheit und Gegenwart. Angelika Lenz Verlag, Neustadt am Rübenberge 2006,ISBN 3-933037-56-5.
Volker Mueller:Ernst Haeckel und der Monismus. Angelika Lenz Verlag. Neu-Isenburg 2019.ISBN 978-3-943624-52-6.
Robert J. Richards:The linguistic creation of man: Charles Darwin, August Schleicher, Ernst Haeckel, and the missing link in nineteenth-century evolutionary theory. In:Experimenting in tongues. Studies in science and language. Ed. by Matthias Dörries. Stanford, Cal. 2002, S. 21–48 und 168–175.
Heinrich Schmidt (Hrsg.):Was wir Ernst Haeckel verdanken. Ein Buch der Verehrung und Dankbarkeit. Leipzig 1914,1. Band und2. Band.
darin von Schmidt:Was wir Ernst Haeckel verdanken. 1. Band,S. 7–190. (mit Vorstellung der wichtigsten Schriften)
Heinrich Schmidt:Ernst Haeckel. Denkmal eines großen Lebens. Jena 1934. (PDF)
Klaus-Dieter Thomann, Werner Friedrich Kümmel:Naturwissenschaft, Kapital und Weltanschauung. Das Kruppsche Preisausschreiben und der Sozialdarwinismus. In:Medizinhistorisches Journal Jg. 30, 1995, S. 99–143, 205–243, 315–352.
Georg Uschmann:Geschichte der Zoologie und der zoologischen Anstalten in Jena 1779–1919. Jena 1959.
Rüdiger Wehner, Walter Gehring:Zoologie. 23. Auflage. Thieme Verlag, Stuttgart 1995,ISBN 3-13-367423-4, Kap. 11.1.4, S. 573–575.
Manfred Wenzel:Haeckel, Ernst. In:Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage,Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.):Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin/New York 2005,ISBN 3-11-015714-4, S. 521 f.
Andrea Wulf:Alexander von Humboldt und die Erfindung der Natur. Kapitel 22:Kunst, Ökologie und Natur. Ernst Haeckel und Humboldt. Aus dem Englischen vonHainer Kober. Bertelsmann, München 2016.ISBN 978-3-570-10206-0 (über den EinflussAlexander von Humboldts auf Haeckels Naturverständnis).
Ernst Häckel. Zu seinem 80. Geburtstage. In: Der Weckruf. Alpenländische volkstümliche Halbmonatsschrift für geistigen und kulturellen Fortschritt, für Politik, Volkswirtschaft, Kunst und Literatur, Nr. 2–3/1914 (IV. Jahrgang), 1. Februar 1914, S. 1 ff. (online beiANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/dwr
Heinrich Haeckel:Persönliche Erinnerungen an Ernst Haeckel. In:Was wir Ernst Haeckel verdanken. Ein Buch der Verehrung und Dankbarkeit. Hg. Heinrich Schmidt. Band 2. Leipzig 1914,S. 383–390.
Ernst Haeckel.Entwicklungsgeschichte einer Jugend. Briefe an die Eltern 1852/1856. [Herausgegeben und eingeleitet von Heinrich Schmidt.] K. F. Koehler, Leipzig 1921.Digitalisat.
Ernst Haeckel.Italienfahrt. Briefe an die Braut 1859/1860. [Herausgegeben und eingeleitet von Heinrich Schmidt.] K. F. Koehler, Leipzig 1921.Digitalisat.
Ernst Haeckel.Himmelhoch jauchzend… . Erinnerungen und Briefe der Liebe. Herausgegeben und eingeleitet von Heinrich Schmidt. Carl Reissner Verlag, Dresden 1927.
Unveränderter Neudruck 1929 unter dem Titel „Anna Sethe. Die erste Liebe eines berühmten Mannes in Briefen“.
Walter Haeckel:Das Ernst Haeckel-Museum in Jena. Ein Gedenkblatt. Verlag Adolf Tienken, Pritzwalk o. J. [1927].
Franziska von Altenhausen. Ein Roman aus dem Leben eines berühmten Mannes in Briefen aus den Jahren 1898/1903. Aus einem echten Briefwechsel gestaltet vonJohannes Werner. Koehler & Amelang, Leipzig 1927.[129]
Walter Haeckel:Agnes Haeckel geb. Huschke. Ernst Haeckels zweite Frau. Ein Nachtrag zu dem Briefwechselroman: Franziska von Altenhausen. Verlag Adolf Tienken, Pritzwalk o. J. [1930]. (Leicht bearbeiteter Nachdruck ausDie Drei. Monatsschrift für Anthroposophie, Dreigliederung und Goetheanismus. 9. Jg., 8. Heft, November 1929, S. 581–596.)
Konrad Huschke:Ernst Haeckel. Erinnerungen und Eindrücke eines Neffen. In:Das Thüringer Fähnlein. Monatshefte für die mitteldeutsche Heimat. 7. Jg. 1938, Heft 2,S. 41–50.
Konrad Huschke:Ernst und Agnes Haeckel. Ein Briefwechsel. Urania-Verlag, Jena 1950.
Norbert Elsner (Hrsg.):Das ungelöste Welträtsel. Frida von Uslar-Gleichen und Ernst Haeckel. Band 1: Briefe und Tagebücher 1898–1900; Band 2: Briefe und Tagebücher 1900–1903; Band 3: Briefe der Familie, Dokumente und Anhang.ISBN 978-3-89244-377-3. Wallstein-Verlag, Göttingen 2000. (InhaltsverzeichnisBand 1,Band 3)
Hilmar Gudziol:Familiengrabstätte Huschke – Die Kinder Huschke / Haeckel. (Schriftenreihe zu Gräbern bekannter Jenaer Persönlichkeiten auf dem Johannisfriedhof. Hrsg. Förderverein Johannisfriedhof Jena e. V., Heft 12/2.) Jena 2018.
Charles Darwin: „Wäre dieNatürliche Schöpfungsgeschichte erschienen, bevor meine Arbeit niedergeschrieben war, dann würde ich sie wahrscheinlich nie zu Ende geführt haben. Fast alle Schlüsse, zu denen ich gekommen, finde ich durch diesen Naturforscher bestätigt, dessen Kenntnisse in vielen Punkten viel vollkommener sind als die meinen.“ (Einleitung zuDie Abstammung des Menschen, Auflage 1870)
Franz Mehring: „Uns scheint das Buch von sehr aktuellem Interesse auch für die sozialdemokratische Partei zu sein“ (zu Haeckels BuchDie Welträthsel, 1899/1900)
Thomas Alva Edison: „Haeckel ist der größte unter den lebenden Menschen. Ich glaube absolut an seine Theorie.“
Rudolf Steiner: „In … widerspruchsvoller Art leben zwei Wesen in Haeckel. Ein Mensch mit mildem, liebeerfülltem Natursinn, und dahinter etwas wie ein Schattenwesen mit unvollendet gedachten, engumgrenzten Ideen, die Fanatismus atmeten … Ein Menschenrätsel, das man nur lieben konnte, wenn man es sah; über das man oft in Zorn geraten konnte, wenn es urteilte.“ (Mein Lebensgang, 1925)
Kunstformen der Natur. Abgerufen am 29. Oktober 2017 (HTML-Version von Kurt Stüber, Zentrale für Unterrichtsmedien im Internet e. V., 1999 – Kunstbände, fast Vollständige elektronische Faksimile-Ausgabe). (sehenswert!)
↑Andreas W. Daum:Wissenschaftspopularisierung im 19. Jahrhundert. Bürgerliche Kultur, naturwissenschaftliche Bildung und die deutsche Öffentlichkeit, 1848–1914. Oldenbourg, München 1998,ISBN 3-486-56337-8,S.66–83, 300–308.
↑Richard Langton Gregory:The Oxford companion to the mind, Oxford University Press, 2004, S. 385; Heinz Brücher, Karl Astel:Ernst Haeckels Bluts- und Geisteserbe: eine kulturbiologische Monographie, J. F. Lehmann, 1936, S. 9.
↑Gunter Mann:Biologismus – Vorstufen und Elemente einer Medizin im NS. In: J. Bleker et al.: (Hrsg.):Medizin im „Dritten Reich“, Köln 1993, S. 25 ff.
↑etwa:Natürliche Schöpfungsgeschichte, „Siebenter Vortrag: Die Züchtungslehre der Selectionstheorie (Der Darwinismus)“, 7. Auflage, Berlin: Reimer, 1879, 153–155
↑R. J. Richards:The tragic sense of life: Ernst Haeckel and the struggle over evolutionary thought. The University of Chicago Press (2008) S. 446.
↑Brief von Haeckel vom 4. November 1899; Abdruck inErnst Haeckel – Wilhelm Bölsche. Briefwechsel 1887–1919. Hg. R. Nöthlich. Berlin 2002,ISBN 3-86135-485-3, S. 110f.
↑Vgl. auchGeorg Uschmann:Über die Beziehung zwischen Albert Koelliker und Ernst Haeckel. In:NTM-Schriftenreihe. Band 11, 1974, Nr. 1, S. 80–89.
↑Andreas Mettenleiter:Das Juliusspital in Würzburg. Band III: Medizingeschichte. Herausgegeben vom Oberpflegeamt der Stiftung Juliusspital Würzburg anlässlich der 425jährigen Wiederkehr der Grundsteinlegung. Stiftung Juliusspital Würzburg, Würzburg 2001,ISBN 3-933964-04-0, S. 161–163, 250, 255–256, 432 und 513.
↑Andreas Mettenleiter:Das Juliusspital in Würzburg. Band III: Medizingeschichte. 2001, S. 451–452.
↑Vgl. auch Luigi Belloni:Haeckel als Schüler und Assistent von Virchow und sein Atlas der pathologischen Histologie bei Prof. Rudolf Virchow. Würzburg, Winter 1855/1856. In:Physis. Band 13, 1973, S. 5–39.
↑G.Uschmann, Geschichte der Zoologie und der zoologischen Anstalten in Jena 1779–1919, Jena 1959
↑Er lasBronns (nicht ganz zuverlässige) Übersetzung:Charles Darwin, über die Entstehung der Arten im Thier- und Pflanzen-Reich durch natürliche Züchtung, oder Erhaltung der vervollkommneten Rassen im Kampfe umʼs Daseyn. Nach der zweiten Auflage mit einer geschichtlichen Vorrede und andern Zusätzen des Verfassers für diese deutsche Ausgabe aus dem Englischen übersetzt und mit Anmerkungen versehen von H. G. Bronn. Stuttgart 1860.Digitalisat.
↑Weimarische Zeitung vom 19. Mai 1865,Titelseite. Volles Mitglied der Fakultät wurde er jedoch erst im Januar 1869.
↑Vgl. ausführlich dazu Uschmann,Geschichte der Zoologie usw. 1959, S. 48–51.
↑Rundbrief Ernst Haeckels an seine Freunde vom 24. Oktober 1866 in: Ernst Haeckel (1834–1919) Briefedition, Stuttgart 2017
↑The Descent of Man, and Selection in Relation to Sex.
↑Das Album befindet sich heute noch in der Darwin Collection at Down House, English Heritage London Region in Downe, Kent BR6 7JT.
↑Brunhild Gries:Emil Rade (1832–1931), sein Anteil an der naturkundlichen Erforschung Westfalens und das Darwin-Album von 1877. Abhandlungen aus dem Westfälischen Museum für Naturkunde, 68, 2, Münster 2006 (PDF)
↑Jürgen Neffe, Darwin, Das Abenteuer des Lebens, Penguin Verlag, München 2017, S. 460 f
↑Elsner,Das ungelöste Welträtsel 2000. Band III, S. 1291. Die Professuren waren 1896 vonWilhelm Kükenthal undJohannes Walther besetzt (Staatshandbuch für das Großherzogthum Sachsen-Weimar-Eisenach 1896,S. 202f.).
↑abOtto Bonhard:Geschichte des Alldeutschen Verbandes. Leipzig/Berlin 1920,S. 3,184 und271; in welchem Maß er an der späteren Entwicklung des Verbands teilgenommen hat, ist nicht bekannt.
↑abVgl.Gesellschaften mit rassenhygienischen Zwecken. In:Archiv für Rassen- und Gesellschafts-Biologie. 6. Jg. 1909,S. 277–281, hier S. 279. Laut Bergmann 2009, S. 325, wurde er später auch „Ehrenpräsident“ der Gesellschaft; dafür sind jedoch keine Belege bekannt.
↑Roger Chickering:A Voice of Moderation in Imperial Germany: The "Verband für internationale Verständigung" 1911–1914. In:Journal of Contemporary History. Vol. 8, No. 1 (1973), S. 147–164.
↑Siehe auch Bundesarchiv Koblenz. Nachlass Hans Wehberg, „Aufruf zur Begründung eines Verbandes für internationale Verständigung“.
↑Der erste Sohn aus dieser Ehe,Heinrich Haeckel (1859–1921), stand seinem Onkel später sehr nahe; Ernst Haeckel hinterließ ihm seinen Briefwechsel mitFrida von Uslar-Gleichen.
↑Beigesetzt am 18. Februar (Kirchenliste inBlätter von der Saale vom 17. März 1864,3. Seite).
↑Getauft am 26. November 1842 als „Agnes Therese Louise Caroline“ (Privilegirte Jenaische Wochenblätter vom 9. Dezember 1842,S. 395).
↑Verbindungs-Anzeige inAllgemeine Zeitung Nr. 237 vom 25. August 1867,S. 3828.
↑Todesanzeige inJenaische Zeitung vom 22. April 1915,4. Seite. Elsner,Das ungelöste Welträtsel, Band III, S. 1250–1254: Agnes Haeckel.
↑Getauft am 19. November 1868 als „Walter Emil Karl Ernst“ (Blätter von der Saale vom 23. Dezember 1868,3. Seite, Kirchenliste).
↑Getauft am 23. Februar 1871 als „Emma Charlotte Agnes Elisabeth“ (Blätter von der Saale vom 29. April 1871,3. Seite, Kirchenliste).
↑abElsner,Das ungelöste Welträtsel, Band III, S. 1278.
↑Getauft am 9. Dezember 1873 als „Emma Klara Julia Agnes“ (Jenaische Zeitung vom 31. Januar 1874,3. Seite, Kirchenliste).
↑Angaben nach Gudziol 2018 und Elsner,Das ungelöste Welträtsel, Band III, S. 1254–1256: Emma Haeckel.
↑Todesnotiz, Anzeige und Dank inJenaische Zeitung vom 10. August 1919, Titelseite und4. Seite, und vom 14. August,4. Seite.
↑Natürliche Schöpfungsgeschichte,Kapitel 19. Siehe auch Stefan Wogawa: Ernst Haeckel und der hypothetische UrkontinentLemuria. Eobanus Verlag, 2015,ISBN 978-3-9814241-7-1.
↑Generelle Morphologie, 2. Band, 1866,S. 435. Er fand auch, dass Gegner der Descendenz-Theorie „oft […] einen Mangel an […] klarer Gedanken-Bildung […] bezeugen, der sie entschieden unter die verständigeren [Thiere] stellt“ (ebenda, S. 436, Anm. 1).
↑Ähnlich inNatürliche Schöpfungsgeschichte, 1868,S. 549, und inWelträthsel, 1899,S. 144.
↑Kultur als Naturgeschichte: Opposition oder Komplementarität zur politischen Geschichtsschreibung 1850–1890? Christian MehrWalter de Gruyter, 2010, S. 131 ff.
↑Goethe und kein Ende : Emil Heinrich Du Bois-Reymond Rede bei Antritt des Rectorats der Koenigl. Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin am 15. Oktober 1882
↑K. Huschke (Hrsg.):Ernst und Agnes Haeckel: ein Briefwechsel, S. 215.
↑An die Kulturwelt! In:Das monistische Jahrhundert. Wochenschrift für wissenschaftliche Weltanschauung und Weltgestaltung. Jg. 3, 15. Oktober 1914,S. 593–596.
↑Helmut Zander,Biologie des vollkommenen Menschen – Wissenschaft und Ethik im Monistenbund um 1900, in Neue Zürcher Zeitung, Nr. 167, 21. Juli 2001, S. 73.
↑Rolf Winau,100 Jahre Sozialhygiene, Sozialmedizin und Public Health in Deutschland, auf CD-ROM Hrsg. v. Udo Schagen u. Sabine Schleiermacher, Berlin 2005
↑William H. Tucker,The Science and Politics of Racial Research, University of Illinois Press 1996, S. 111.
↑Peter Weingart, Jürgen Kroll, Kurt Bayertz:Rasse, Blut und Gene. Geschichte der Eugenik und Rassenhygiene in Deutschland. Suhrkamp Taschenbuch, Frankfurt am Main 1992, S. 77.
↑Peter Weingart, Jürgen Kroll und Kurt Bayertz:Rasse, Blut und Gene. Geschichte der Eugenik und Rassenhygiene in Deutschland. Suhrkamp Taschenbuch, Frankfurt am Main 1992, S. 89 f.
↑Otto Speck (em. Ordinarius für Sonderpädagogik an der Ludwig-Maximilians-Universität München):Soll der Mensch biotechnisch machbar werden? Eugenik, Behinderung und Pädagogik. Reinhardt Verlag, München 2005, S. 22
↑Manuela Lenzen,Evolutionstheorien in den Natur- und Sozialwissenschaften, Campus 2003, S. 138.
↑Andreas Frewer,Medizin und Moral in der Weimarer Republik und Nationalsozialismus. Campus Verlag 2000, S. 30.
↑Paul Weindling,Health, Race and German Politics Between National Unification and Nazism, 1870–1945, Cambridge University Press 1989, S. 41.
↑Wolf Michael Iwand,Paradigma Politische Kultur, Leske und Budrich VS Verlag, 1997, S. 330.
↑zusammen mitJohannes Conrad,Eberhard Fraas,Heinrich Ernst Ziegler undDietrich Schäfer; vgl. H. E. Ziegler:Einleitung zu dem Sammelwerke Natur und Staat, Beiträge zur naturwissenschaftlichen Gesellschaftslehre. Enthalten in:Natur und Staat, Beiträge zur naturwissenschaftlichen Gesellschaftslehre. Eine Sammlung von Preisschriften. Erster Teil. Jena 1903, S. 1–24.Digitalisat.
↑Elsner,Das ungelöste Welträtsel, Bd. III, 2000, S. 1270f. (Krupp) und 1303 (Schallmayer), und Thomann/Kümmel,Naturwissenschaft, Kapital und Weltanschauung 1995.
↑Vgl. SchallmayersErnst Haeckel und die Eugenik, in:Was wir Ernst Haeckel verdanken. Hrsg. Heinrich Schmidt, 1914, Band 2,S. 367ff.
↑Uwe Hoßfeld,Rasse-Bilder in Thüringen 1863–1945. In: Blätter zur Landeskunde, Nr. 63, Thüringer Landeszentrale für Politische Bildung, Erfurt 2006, S. 4.
↑In seinerNatürlichen Schöpfungsgeschichte meint er: „[…] Auf der anderen Seite ist hervorzuheben, daß andere Formen der künstlichen Züchtung im Kulturleben der Menschheit auch einen sehr günstigen Einfluß ausüben. Wie sehr das bei vielen Verhältnissen unserer fortgeschrittenen Zivilisation und namentlich der verbesserten Schulbildung und Erziehung der Fall ist, liegt auf der Hand. Direkt wohltätig wirkt als künstlicher Selektionsprozeß auch die Todesstrafe. Zwar wird von vielen gegenwärtig noch die Abschaffung der Todesstrafe als eine „liberale Maßregel“ gepriesen, und im Namen einer falschen „Humanität“ eine Reihe der albernsten Gründe dafür geltend gemacht. Allein in Wahrheit ist die Todesstrafe für die große Menge der unverbesserlichen Verbrecher und Taugenichtse nicht nur die gerechte Vergeltung, sondern eine große Wohltat für den besseren Teil der Menschheit; dieselbe Wohltat, welche für das Gedeihen eines wohl kultivierten Gartens die Ausrottung des wuchernden Unkrauts ist. […]“ Ernst Haeckel,Natürliche Schöpfungs-Geschichte: Gemeinverständliche wissenschaftliche Vorträge über die Entwickelungslehre, Berlin und Leipzig 1926 (Volksausgabe nach der von Heinrich Schmidt 1919 herausgegebenen Ausgabe), S. 118. Weitere Belege unter[1],[2].
↑Ewigkeit, 1915,S. 34f., mit Hinweis auf seine Ausführungen von 1868 und 1904.
↑Daniel Gasman:The Scientific Origins of National Socialism, 1971, erweiterte Neuausgabe 2004.
↑Conrad-Martius, Hedwig:Utopien der Menschenzüchtung. Kösel-Verlag München, 1955, S. 74.
↑Norbert Finzsch:Wissenschaftlicher Rassismus in den Vereinigten Staaten – 1850 bis 1930. S. 84–85.
↑Unter anderem eine Auswahl von Autoren des BuchesWas wir Ernst Haeckel verdanken, herausgegeben von Heinrich Schmidt, Jena 1914
↑Karl Kautsky,Rasse und Judentum (1914). Siehe auch die ÜbersetzungAre the Jews a Race? (1926) beiMarxists.org, hier Kapitel 4 mit Bezugnahme auf Haeckel
↑Haeckel,Freie Wissenschaft und freie Lehre 1878,S. 73.
↑Rudolf Virchow:Die Freiheit der Wissenschaft im modernen Staat. Berlin 1877.Digitalisat.
↑R. J. Richards:The Tragic Sense of Life: Ernst Haeckel and the Struggle over Evolutionary Thought. The University of Chicago Press, 2008, S. 318 ff.
↑W. I. Lenin, Werke, Bd. 14, S. 351–361, Berlin 1987
↑Heiner Fangerau,Das Standardwerk zur menschlichen Erblichkeitslehre und Rassenhygiene von Erwin Baur, Eugen Fischer und Fritz Lenz im Spiegel der zeitgenössischen Rezensionsliteratur 1921–1941, Dissertation, Ruhr-Universität Bochum, Fakultät für Medizin, 2000, S. 66. (PDF-Zugang)
↑Vgl. auchPaul Weindling:„Mustergau“ Thüringen. Rassenhygiene zwischen Ideologie und Machtpolitik. In:Norbert Frei (Hrsg.):Medizin und Gesundheitspolitik in der NS-Zeit. München 1991 (=Schriften der Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte. Sondernummer). S. 81–97, hier: S. 92 f.
↑Günter Hecht,Biologie und Nationalsozialismus. In:Zeitschrift für die gesamte Naturwissenschaft Band 3, 1937–38, S. 285.
↑Vgl.Stefan Breuer:Ästhetischer Fundamentalismus und Eugenik bei Kurt Hildebrandt. In: Bernhard Böschenstein u. a. (Hrsg.):Wissenschaftler im George-Kreis. Die Welt des Dichters und der Beruf der Wissenschaft, de Gruyter, Berlin 2005, S. 291–310, hier 306.
↑Kurt Hildebrandt:Die Bedeutung der Abstammungslehre für die Weltanschauung. In:Zeitschrift für die gesamte Naturwissenschaft, 3. Jg. 1937,S. 15–34; hier S. 17.
↑Robert J. Richards:Myth: That Darwin and Haeckel were Complicit in Nazi Biology, in: Ronald L. Numbers (Hrsg.):Galileo Goes to Jail and Other Myths about Science and Religion, Cambridge: Harvard University Press, 2009.(online) (PDF; 50 kB)
↑Veröffentlicht inDie Bücherei. Zeitschrift für deutsche Schrifttumspflege. Jg. 2, Heft 6 vom Juni 1935, S. 279f.