Erdkäfer
Erdkäfer | ||||||||||||
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![]() Illustration vonTrox sabulosus ausReittersDie Käfer des Deutschen Reiches | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Trogidae | ||||||||||||
Macleay, 1819 |


DieErdkäfer (Trogidae) sind eineFamilie derKäfer innerhalb der ÜberfamilieScarabaeoidea. Die weltweit verbreitete Familie besteht aus drei Gattungen und etwa 300 Arten.[1] In Europa wurden 23 Arten aus zwei Gattungen nachgewiesen.[2] InMitteleuropa ist nur die GattungTrox mit sieben Arten vertreten.[3] Die afrikanische Fauna umfasst etwa 70 Arten der Familie, etwa zur Hälfte jeweils von den GattungenTrox undOmorgus, in Südamerika stellt letztere Gattung etwa zwei Drittel der Arten, der Rest fällt auf die GattungPolynoncus. In Australien sind 51 Arten der GattungOmorgus sowie der eingeschleppteTrox scaber nachgewiesen, in Nordamerika sind 16 Arten der GattungOmorgus und 25 Arten der GattungTrox heimisch.[1]
Merkmale
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Käfer
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Die Käfer sind 5 bis 25 Millimeter lang. Sie haben einen langgestreckten ovalen, konvexen Körper. Dieser ist braun oder grau bis schwarz gefärbt und häufig mit grauen, gelben oder braunen Härchen bedeckt.dorsal sind die Tiere häufig verdreckt. Die Frontoclypealnaht ist bei der GattungOmorgus deutlich, beiTrox nur schlecht erkennbar. DieFacettenaugen haben keinen Canthus (ein in die Augenkontur einspringender Vorsprung der Kopfkapsel, der das Auge partiell, oder sogar vollständig, in einen oberen und einen unteren Abschnitt teilt). Der Aufbau derOmmatidien ist unterschiedlich. DerEpipharynx ist symmetrisch oder asymmetrisch und hat seitlicheTormae (ein Paar kleiner, meist dunkel gefärbter Sklerite seitlich der Unterlippe). DieFühler sind zehngliedrig und haben eine dreigliedrige Keule. DieMandibeln haben eine gut entwickelte Bürste und Prostheca (ein beweglicher, fingerförmiger Fortsatz). DieMaxillarpalpen sind viergliedrig. Das Mentum und Prementum der Unterlippe sind in der Regel verwachsen. Die Einbuchtungen der Hüften (Coxen) der mittleren Beine sind geschlossen. Ein Empodium (Haftlappen an den Füßen zur Anheftung an glatte Oberflächen) fehlt. Das subalare Tendon derFlügelader 2Ax ist kurz, schmal und an der Spitze abgerundet, 2BP hat schräg verlaufende Wellen an der Medialader, mesial von der medialen Brücke und distal von 2BP und RP34 fehlt. Es sind fünf sichtbareVentrite (sichtbare bauchseitigeSklerite) am Hinterleib ausgebildet. Die in den Pleuralmembranen liegendenStigmen am Hinterleib haben beiTrox eine Doppelöffnung, bei den anderen Gattungen sind sie siebförmig (cribriform). BeiTrox ist das erste bis siebte funktional, beiOmorgus ist auch das achte funktional. DerAedeagus ist starksklerotisiert und besteht aus einem deutlichen symmetrischen dreifachen Lobus. Bei den Weibchen sind dieTergite,Pleurite undSternite des neunten Hinterleibssegments als deutlich sklerotisierte Bereiche erkennbar. Hemisternite mit Styli sind vorhanden.[1]
Larven
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Der Körper der Larven ist breit C-förmig. Sie haben einen nahezu schwarzen Kopf. Die Segmente desThorax und die ersten sechs Hinterleibssegmente sinddorsal in drei Falten unterteilt. Das Cranium ist symmetrisch. Zumindest ein Punktauge (Ocellus) ist immer ausgebildet. Die Fühler sind dreigliedrig und haben keinen großen Sinnesfleck. Die Mandibeln sind asymmetrisch, habenventral einen Fortsatz und ventral keinen Bereich zumStridulieren.Galea undLacinia sind deutlich voneinander getrennt. Ein Organ zur Geräuscherzeugung fehlt an den Schenkelringen (Trochanter) der mittleren Beine und den Hinterbeinen. Die Stigmen sind wie bei den Imagines entweder siebförmig oder haben eine Doppelöffnung.[1]
Lebensweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Die Erdkäfer sind innerhalb der Überfamilie Scarabaeoidea einzigartig in der Hinsicht, dass sich sowohl die Larven als auch die Imagines aller Arten hauptsächlich vonKeratin ernähren. Die Tiere zählen zu den letzten Insekten, die Kadaver besuchen. Sie fressen aber auch an alten Fellen, Federn und verschiedenen anderen tierischen Überresten. Erdkäfer wurden auch beim Fressen an Fledermaus-Guano in Höhlen oder hohlen Bäumen nachgewiesen. Die Imagines können anders als die Larven durchStridulation hörbar Geräusche erzeugen. Die Weibchen legen ihre Eier in der Regel unter Kadavern ab. Die Larven transportieren Hautstücke und Haare in ihre vertikal unterhalb des Kadavers ins Erdreich reichenden Tunnel.[1]
Taxonomie und Systematik
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Die verwandtschaftliche Stellung der primitivsten Familien innerhalb der Überfamilie Scarabaeoidea wurde im Laufe der Forschungsgeschichte unterschiedlich interpretiert und ist noch nicht vollständig geklärt.Crowson stellte sie in die Überfamilie Scarabaeoidea. Howden vermutete in einer Arbeit aus dem Jahr 1982 eine verwandtschaftliche Nähe zu denHybosoridae. Anhand von Flügelmerkmalen wurde später eine verwandtschaftliche Stellung zwischen denGlaphyridae undBolboceratidae +Pleocomidae vermutet. Die Familie könnte eineSchwestergruppe derpassaliden Untergruppe der Überfamilie darstellen.[1]
Die Familie der Erdkäfer ist eine gut begründete Gruppe, die zahlreiche abgeleitete Merkmale besitzt. FolgendeAutapomorphien stützen dieMonophylie: Bei den Imagines ist die Befestigung des subalaren Tendons der Flügelader 2Ax kurz, schmal und apikal abgerundet, 2BP hat schräg verlaufende Wellen an der Medialader, mesial von der medialen Brücke und distal von 2BP und RP34 fehlt. Außerdem ist die Ernährung von Keratin charakteristisch. Bei den Larven sind die langen Borsten am Körper spiralförmig, das Cranium und dasTergum des Prothorax sind deutlich dunkler als der übrige Körper und nahezu schwarz, die Galea hat membranöse Unterteilungen und das basale Glied der Labialpalpen hat dorsal borstenähnliche Strukturen. Außerdem ist die Lebensweise an Kadavern typisch.[1]
Die folgende Liste umfasst alle Gattungen, sowie die europäischen Arten:[1][2]
- GattungTrox (Holakrits, Afrotropis)
- Trox cadaverinus Illiger, 1801
- Trox cotodognanensis Compte, 1986
- Trox cribrum Gené, 1836
- Trox cricetulus Ádám, 1994
- Trox eversmanni Krynicky, 1832
- Trox fabricii Reiche, 1853
- Trox granulipennis Fairmaire, 1852
- Trox hispidus Pontoppidan, 1763
- Trox klapperichi Pittino, 1983
- Trox leonardii Pittino, 1983
- Trox litoralis Pittino, 1991
- Trox martini Reitter, 1892
- Trox morticinii Pallas, 1781
- Trox niger Rossi, 1792
- Trox nodulosus Harold, 1872
- Trox perlatus Goeze, 1777
- Trox perrisii Fairmaire, 1868
- Trox sabulosus (Linnaeus, 1758)
- Trox scaber (Linnaeus, 1767)
- Trox sordidatus Balthasar, 1936
- Trox transversus Reiche, 1856
- GattungOmorgus (Kontinente des ehemaligenGondwana und südliches Nordamerika)
- Omorgus subcarinatus (MacLeay, 1864)
- Omorgus suberosus (Fabricius, 1775)
- GattungPolynoncus (Neotropis)
Belege
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑abcdefghRolf G. Beutel, Richard A. B. Leschen (Hrsg.):Coleoptera, Beetles (= Handbuch der Zoologie.Band 4: Arthropoda: Insecta). 1. Auflage. Volume 1:Morphology and Systematics (Archostemata, Adephaga, Myxophaga, Polyphaga partim). de Gruyter, 2005,ISBN 3-11-017130-9,ISSN 1861-4388,S. 371 f. (englisch).
- ↑abTrogidae. Fauna Europaea, abgerufen am 20. August 2012.
- ↑Karl Wilhelm Harde,František Severa:Der Kosmos-Käferführer. Die mitteleuropäischen Käfer. Franckh-Kosmos, Stuttgart 2000,ISBN 3-440-06959-1,S. 246 f.
Literatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Rolf G. Beutel, Richard A. B. Leschen (Hrsg.):Coleoptera, Beetles (= Handbuch der Zoologie.Band 4: Arthropoda: Insecta). 1. Auflage. Volume 1:Morphology and Systematics (Archostemata, Adephaga, Myxophaga, Polyphaga partim). de Gruyter, 2005,ISBN 3-11-017130-9,ISSN 1861-4388 (englisch).