Ensisheim

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Dieser Artikel beschreibt die französische Stadt. Zum Meteorit sieheEnsisheim (Meteorit), zum Weiler der GemeindeBärenthal im Landkreis Tuttlingen siehe dort.
Ensisheim
Ensisheim (Frankreich)
Ensisheim (Frankreich)
StaatFrankreich Frankreich
RegionGrand Est
Département (Nr.)Haut-Rhin /Europäische Gebietskörperschaft Elsass (68)
ArrondissementThann-Guebwiller
KantonEnsisheim
GemeindeverbandCentre Haut-Rhin
Koordinaten47° 52′ N,7° 21′ O47.8655555555567.3525Koordinaten:47° 52′ N,7° 21′ O
Höhe213–231 m
Fläche36,59 km²
Einwohner7.362(1. Januar 2022)
Bevölkerungsdichte201 Einw./km²
Postleitzahl68190
INSEE-Code68082
Websiteensisheim.fr

Ehemaliger Regentenpalast, Renaissancegebäude

Ensisheim (elsässischAnze) ist einefranzösischeGemeinde mit 7362 Einwohnern (Stand 1. Januar 2022) imDépartement Haut-Rhin in derRegionGrand Est (bis 2015Elsass). Sie gehört zumArrondissement Thann-Guebwiller und ist Sitz des GemeindeverbandesCommunauté de communes du Centre Haut-Rhin. DasBureau centralisateur des gleichnamigen Kantons befindet sich in Ensisheim. Die Bewohner werdenEnsisheimois undEnsisheimoises genannt.

Die Gemeinde erhielt 2022 die Auszeichnung „Vier Blumen“, die vomConseil national des villes et villages fleuris (CNVVF) im Rahmen des jährlichen Wettbewerbs der blumengeschmückten Städte und Dörfer verliehen wird.[1]

Ensisheim auf einem Stich von Mathäus Merian (1663)

Inhaltsverzeichnis

Geografie

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Die Kleinstadt Ensisheim liegt an derIll, etwa 15 Kilometer nördlich vonMülhausen und 20 Kilometer westlich desRheins.Hier beginnt heute derCanal Vauban, der Ende des 17. Jahrhunderts errichtet wurde um das Wasser desQuatelbaches in denCanal de Rouffach umzuleiten. Dieser diente zum Transport des Baumaterials für die FestungNeuf-Brisach aus denVogesen.

Geschichte

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Archäologisch nachgewiesen sindkeltische Kultursiedlungen bereits in frühgeschichtlicher Zeit südlich von Ensisheim. Es wurden zahlreicherömische Funde gemacht, die sich jedoch nicht eindeutig interpretieren lassen. Wahrscheinlich befand sich nördlich von Ensisheim eineVilla rustica. Östlich verlief einerömische Straße entlang der heutigen D201/Schweizersträssle/Le Octrois. Vermutlich befand sich in diesem Bereich ein dorfähnlicherVicus.[2] Die Besiedlung dauerte bis in diekarolingische Zeit.

Ensisheim wurde erstmals 768 unter dem NamenEngisehaim urkundlich erwähnt und war ab spätestens 1277 unter derHegemonie derHabsburger. In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts ließ KönigRudolf I., zuvor Graf Rudolf IV. von Habsburg, die „Königsburg“ bauen, die den jeweiligen Landesfürsten als Herrschaftssitz diente und durch deren Bau sich die Siedlung nun zur Burg hin verlagerte. In der Burg ließ er von 1286 bis 1293Meir ben Baruch, genanntvon Rothenburg, einen berühmtenRabbiner undTalmudgelehrten, gefangen halten, um von den jüdischen Gemeinden Deutschlands Geld zu erpressen. Dieser lehnte aber den Freikauf ab und verstarb am 27. April 1293 in Ensisheim in Gefangenschaft. Er ist auf dem jüdischen Friedhof in Worms, demHeiligen Sand, begraben.[3]

Einer der Nachfolger von Rudolf I. war HerzogLeopold IV. von Österreich, der sich seit 1393 häufig in Ensisheim aufhielt und dort 1400 und 1401 das Weihnachtsfest feierte. Seine EhefrauKatharina von Burgund urkundete ebenfalls in Ensisheim und nutzte diesen Ort nach 1411 als einen ihrer Witwensitze.[4] 1431 wurde Ensisheim Sitz der Verwaltung derhabsburgischenVorlande imElsass, imBreisgau, imAargau sowie amBodensee.

Der Donnerstein von Ensisheim, ein Flugblatt Brants von 1492

Am 7. November 1492 schlug derMeteorit Ensisheim in einem Acker vor den Toren der Stadt ein. Er gilt als der älteste gesicherte und ausführlich dokumentierte Meteoritenfall Europas, von dem bis heute Material erhalten geblieben ist. Die erste Beschreibung dieses Naturschauspiels durchSebastian Brant Ende des Jahres 1492 erlangte große Verbreitung. Sein „Donnerstein von Ensisheim“ gilt als eines der ersten Flugblätter im heutigen Sinne, das kurz nach dem Ereignis in größerer Stückzahl und sogar in mehreren Auflagen gedruckt wurde.

Durch die Verwaltungstätigkeit wurde Ensisheim immer wohlhabender. Zwischen 1584 und 1634 wurden in Ensisheim auch Taler gemünzt; die Stadt war nach Straßburg die wichtigsteMünze des Elsass. ImDreißigjährigen Krieg (1618–1648) wurde die Stadt siebenmal verwüstet, die Verwaltung wurde evakuiert und später inFreiburg im Breisgau neu aufgebaut. Die Stadt erholte sich von den Verwüstungen nie mehr ganz. ImWestfälischen Frieden 1648 musste das habsburgische Elsass anFrankreich abgetreten werden.

Unter der französischen Verwaltung erhielt Ensisheim einen königlichen und souveränen Rat, den Provinzrat, und wurde Hauptstadt der französischen Provinz Elsass (Straßburg wurde erst 1681 französisch und der Einfluss des Königreichs beschränkte sich zunächst auf die habsburgischen Lande). Nach der Rückkehr kaiserlicher Truppen im Jahre 1674 wurde die Verwaltung nachBreisach verlegt. Ensisheim blieb jedoch bis zur Französischen Revolution Hauptort eines Amtsbezirkes. 1682 wurde das von Rudolf I. von Habsburg erbaute Schloss abgetragen. Gegen Ende desfranzösischen Kaiserreiches zwischen 1814 und 1820 wurde Ensisheim vonösterreichischen Truppen besetzt.

Mit derGründung des Deutschen Reiches 1871 wurden das Elsass und damit auch Ensisheim dem neuen Kaiserreich angegliedert und erhielt damit wieder direkten Anschluss an den übrigen deutschen Sprachraum. Ende 1915 richtete Hauptmann Rohr hier sein Übungsgelände für dasSturm-Bataillon Nr. 5 (Rohr) ein. Von 1885 bis 1957 war Ensisheim Endpunkt einer Vorortlinie derStraßenbahn Mülhausen. Nach dem Ende desErsten Weltkrieges wurden im Rahmen desVersailler Vertrages 1919 das Elsass und somit auch Ensisheim erneut Frankreich zugeschlagen; zugleich wurde Französisch verbindlich zur einzigen Amts- und Schulsprache. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde mit dem Abbau vonKali begonnen, womit ein bedeutender wirtschaftlicher Aufschwung verbunden war. ImZweiten Weltkrieg erlitt Ensisheim nochmals erhebliche Zerstörungen.

Anfang 2006 geriet Ensisheim kurzzeitig in die Schlagzeilen der internationalen Presse, als der Ortsbürgermeister mit Hilfe von Polizisten die leerstehenden Wohnwagen einer Gruppe von 80Roma anzündete. Dafür wurde er zu einer Haftstrafe von sechs Monaten verurteilt, die zur Bewährung ausgesetzt wurde. Sein Amt musste er nicht aufgeben.[5][6]

Bevölkerungsentwicklung

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Ensisheim Renaissancehaus mit Erker „Zur Krone“
Jahr19621968197519821990199920072019
Einwohner44985191568557806164664069677512
  • Neugotische Pfarrkirche St. Martin
    Neugotische Pfarrkirche St. Martin
  • Friedhofskapelle St. Martin
    Friedhofskapelle St. Martin
  • Kapelle St. Theresa
    Kapelle St. Theresa
  • Treppentürmchen-Haus in der Rue de l’église 12
    Treppentürmchen-Haus in der Rue de l’église 12
  • 2017 erbaute Al-Baraka-Moschee
    2017 erbaute Al-Baraka-Moschee
  • Kapelle St. Johannes
    Kapelle St. Johannes

Wirtschaft und Infrastruktur

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In Ensisheim befand sich bis 2006 dieCD-R-Produktion vonMAM-E (ehemalsMitsui Group), die unter anderem auch fürSony,HP undTDK Speichermedien herstellte.

Ensisheim ist Sitz einerJustizvollzugsanstalt mit 205 Haftplätzen.

Städtepartnerschaften

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Persönlichkeiten

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In Ensisheim sind geboren:

In Ensisheim ist verstorben:

In Ensisheim hat gewirkt:

  • Fidelis von Sigmaringen (1578–1622), Heiliger der katholischen Kirche, arbeitete 1611/12 als promovierter Jurist und Beisitzer am Obersten Gericht in Ensisheim.

Meteoritenbörse

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In Ensisheim findet jährlich, in der Regel im Juni, die Ensisheim Meteorite Show statt. Rund 20–50 internationale Aussteller bieten im Rahmen der zweitägigen Veranstaltung Einzelstücke und präpariertes Material an. Insbesondere Neufunde aus denMaghrebstaaten stellen einen der Schwerpunkte. Es handelt sich um die derzeit einzige Veranstaltung dieser Art in Europa, auf der ausschließlich Meteoriten, Tektite und Impaktgesteine ausgestellt und angeboten werden. Der Veranstaltungsort ist seit der ersten Ensisheim Meteorite Show im Jahre 2000 das Ensisheimer Rathaus. Veranstaltet wird die Meteoritenbörse durch dieConfrerie St-Georges des Gardiens de la Meteorite d’Ensisheim und die Gemeinde Ensisheim. Am Vorabend der Veranstaltung ernennt die Confrerie im Rahmen einer Zeremonie auf dem Marktplatz ihre neuen Mitglieder.

Siehe auch

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Literatur

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Weblinks

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Commons: Ensisheim – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Ensisheim. Conseil national des villes et villages fleuris, abgerufen am 2. August 2023 (französisch). 
  2. Pascal Flotté et al:Les agglomérations antiques d’Alsace. In: Bilan scientifique de la région Alsace - Hors série 2/2 Périodes historiques, 2006 ISSN 1262-6015, S. 36.
  3. Otto Böcher:Der alte Judenfriedhof zu Worms (=Rheinische Kunststätten. 148). 7. Auflage. Neusser Verlag und Druckerei, Neuss 1992.ISBN 3-88094-711-2, S. 6 f.
  4. Eva Bruckner:Formen der Herrschaftsrepräsentation und Selbstdarstellung habsburgischer Fürsten im Spätmittelalter. phil. Dissertation, Wien, 2009, S. 165.
  5. Bürgermeister ließ Wohnwagen von Roma niederbrennen. (Memento vom 1. Dezember 2016 imInternet Archive) In:Die Welt, 16. Mai 2006.
  6. Nahaufnahme: Pogrom in der Provinz. Von Biedermännern und Brandstiftern.Radio-Feature, Deutschland, 27:30 Min., 2007, Buch: Martin Durm, Produktion:BR, Erstsendung: 10. Januar 2007
    – die Dokumentation erhielt denEuropäischen CIVIS Radiopreis 2007.

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