London ist die Hauptstadt Englands und des gesamten Vereinigten Königreichs. Sie ist, gemessen an der Zahl ihrer Einwohner, die drittgrößte Stadt in Europa (nachMoskau undIstanbul). Englands Bevölkerung von über 57 Millionen Einwohnern umfasst fast 85 % der Bevölkerung des Vereinigten Königreichs.
DieGeographie des Landes ist geprägt durch niedrige Hügel und Ebenen, vor allem im zentralen und südlichen England. Allerdings gibt es auch Hochland im Norden und Südwesten.
In vielen europäischen Sprachen (z. B. im Deutschen, Niederländischen, Französischen etc.) wird der NameEnglandsynekdochisch auch für das gesamte Vereinigte Königreich gebraucht.
Während die anderen Landesteile des Vereinigten Königreichs (Nordirland, Schottland, Wales) aufgrund derDevolution eigene Parlamente besitzen, die in den entsprechenden Landesteilen Sonderrechte gegenüber der britischen Zentralregierung in London haben, ist dies für England nicht der Fall.
Der NameEngland leitet sich vom altenglischen WortEngaland ab, was so viel wieLand derAngeln bedeutet. Die Angeln waren ein germanischer Stamm, der das Land imFrühmittelalter besiedelte. Laut demOxford English Dictionary war der erste schriftliche Nachweis des Namens alsEngla lande im Jahr 1014. Die moderne SchreibweiseEngland (in mittelalterlichen Texten auchEngelland) wurde erstmals für das Jahr 1658 nachgewiesen.[2]
Eine alternative Bezeichnung für England lautetAlbion. Sie bezog sich ursprünglich auf die ganze Insel Großbritannien. Die Bezeichnung wird auch neuzeitlich vor allemdichterisch für England benutzt. Die nominell früheste Aufzeichnung dieses Namens war wohl im 4. Jahrhundert v. Chr. imCorpus Aristotelicum zu finden. Dort heißt es in etwa: „Jenseits derSäulen des Herakles gibt es zwei sehr große Inseln namens Britannia; diese sind Albion undIerne“.[3] Das Wort Albion (Ἀλβίων) ist möglicherweise auf das lateinische Wortalbus (weiß) zurückzuführen, ein Verweis auf die weißen Klippen von Dover (zwischen England und Frankreich). Eine weitere Bezeichnung für England istAngleterre oderEngleterre.
England ist mit etwa 130.000 km² der flächenmäßig größte Teil von Großbritannien und bedeckt ca. zwei Drittel Großbritanniens.[4][5] Als ein typisches Merkmal von England können die Küsten genannt werden. Neben den Küsten finden sich in England noch weitere vielfältige Naturräume. England besteht zum größten Teil aus Tiefebenen, die von Gebirgsketten durchzogen werden. Der höchste Berg in England ist derScafell Pike in denCumbrian Mountains mit 978 Metern. Der längste und bekannteste Fluss des Landes ist dieThemse. Neben ihr fließen durch England derSevern, derHumber, derTrent und derGreat Ouse.
Darstellung des Golfstroms, der westlich der Britischen Inseln alsNordatlantikstrom fortgesetzt wird
England liegt in dergemäßigten Klimazone und weist, aufgrund desGolfstroms, ein eher feuchtes, aber auch warmes Klima auf.[6] Insgesamt weist England ein wärmeres Klima als die Länder auf, die auf demselbenBreitengrad liegen. In England herrscht abwechslungsreiches Wetter. Der Grund hierfür liegt darin, dass England abwechselnd von warmer Subtropikluft und kalter Polarluft beeinflusst wird. Die kältesten Monate sind Januar und Februar, während der August, teilweise im kontinentaleren Osten auch der Juli, normalerweise der wärmste Monat ist. Monate mit mildem bis warmem Wetter sind daneben Juni, September und Oktober. Die Niederschläge sind ziemlich gleich über das Jahr verteilt. Seit Beginn der Wetteraufzeichnungen betrug die höchste Temperatur 38,5 °C,[7] und die niedrigste −26 °C.[8] Bedingt durch denKlimawandel wird es in Zukunft zunehmend schwieriger, die Versorgung Englands mit Trinkwasser sicherzustellen.[9]
Der berühmte zartfeine „englische Nieselregen“ an der Süd-West-Küste ist einSteigungsregen an den Steilklippen, bei dem aus wasserdampfübersättigten warmen Luftmassen dieFeuchte als kaum sichtbarerSprühregen ohne Kondensationskeime (fehlen weitgehend imauflandigen Wind) ausfällt.
Etwa die Hälfte der Waldflächen des Vereinigten Königreichs entfallen auf England.Die häufigsten Bäume in England sindEichen undBuchen, in Tiefebenen sind auchKiefern undBirken verbreitet.[10] Hinzu kommen Kirschbaum- undApfelbaumkulturen,Stechginster und zahlreiche Arten vonWildblumen.
Weit verbreitet in England sindHirsche,Kaninchen,Hasen,Dachse undFüchse. Die früher in England beheimatetenWölfe undWildschweine sind komplett ausgestorben. Während es in England viele Vogelarten wieKrähe,Tauben,Star gibt, sindReptilien äußerst selten. Insektenfresser und andere kleine Säugetiere sind in England des Öfteren anzutreffen. DerIgel bspw. ist ein regelmäßiger Besucher der städtischen Gärten. Englands Meere sind ein Paradies für viele Meeressäugetiere. DieKegelrobbe, ein relativ seltenes Tier auf der Welt, befindet sich in großer Zahl entlang der englischen Küste.
Schon in der Altsteinzeit war das Gebiet der heutigen britischen Inseln zeitweise bevölkert, seit etwa ca. 11.000 v. Chr. dauerhaft. Die Geschichte des Landes beginnt mit der Abtrennung derInsel vom Kontinent. Um 8500 v. Chr. stieg der Meeresspiegel während der letzten Eisschmelze an und machte Britannien um ca. 7000 v. Chr. zur Insel. In der Jungsteinzeit, die auf der Insel erst um 4000 v. Chr. einsetzte, begannen Ackerbau und Viehzucht.
Die Römer fielen unter der Führung Caesars 55 und 54 v. Chr. in zwei Feldzügen in England ein, zogen sich dann aber jeweils vor Ende des Jahres wieder zurück und blieben nicht als Eroberer. Erst ein knappes Jahrhundert später während der Regierungszeit des KaisersClaudius begannen die Römer mit einer dauerhaften Eroberung Englands. In das nach dem Rückzug der Römer um 410 n. Chr. entstehende Machtvakuum drangen immer wieder schottische Völkergruppen ein. In der Folgezeit wanderten Gruppen vonAngeln,Jüten undSachsen ein. Damit begann in Britannien dasFrühmittelalter. Die angelsächsischen Völker brachten ihregermanische Religion mit, und etwa zu Beginn des 9. Jahrhunderts war die Christianisierung Englands abgeschlossen, wenn auchheidnischer Glaube immer noch weit verbreitet war.
Die dänischenWikinger segelten schließlich Ende des 8. Jahrhunderts nach England. Zunächst führten sie nur Raubzüge durch, aber später richteten sie sich ein, forderten auch Tributzahlungen und errichteten eigene Dörfer. 878 schlugAlfred ein großes dänisches Heer beiEdington. Daraufhin ließ sich der dänische KönigGuthrum, der bereits zuvor in Kontakt mit dem Christentum gekommen war, mit 30 seiner Männer taufen. Anschließend zogen sie sich in ihr Kerngebiet inEast Anglia (Danelag) zurück. Dieser Erfolg führte zur Anerkennung Alfreds alsHerrscher auch inMercien.
Der SiegWilhelms führte zur Einführung des effektiven Lehnssystems derNormannen. Eine kleine normannische Oberschicht ersetzte den eingesessenenAdel fast vollständig. Wilhelm befahl die Erstellung desDomesday-Buches, welches Steuern der gesamten Bevölkerung, ihrer Ländereien und Besitztümer erfasste. So entstand ein völlig neuesRegierungssystem. Das System war der Vorgänger des englischenParlamentarismus, der bis heute existiert.
Gesellschaft im Hochmittelalter:
In der Zeit von der Mitte des 10. bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts kam es mit der Einführung derDreifelderwirtschaft und derUrbarmachung weiterer Flächen zu einer Verdreifachung der englischen Bevölkerung, vermutlich auf bis zu sechs Millionen Menschen (geschätzt). DieSelbstversorgung mit Nahrungsmitteln gelang jedoch nur in klimatisch günstigen und politisch stabilen Zeiten.
Nach der Wachstumsphase des Früh- und Hochmittelalters prägte im Spätmittelalter diePest die Entwicklung in England. Nach zwei schweren Pestschüben 1348 und 1361/62 kam es zu mehreren kleinen Ausbrüchen der Seuche, die die Bevölkerung in etwa halbierten.Nachdem die großen Pestzüge vorbei waren, beschleunigte sich die Entwicklung der Städte, allen voran London.
Der ThronfolgeregelungHeinrichs VIII. zufolge und auch nach den Zusicherungen, dieMaria I. bei ihrer Heirat den Magnaten gemacht hatte, bestiegElisabeth I. 1558 den Thron. Die neue,protestantische Königin wurde vom Volk begeistert aufgenommen. Vom Beginn ihrerHerrschaft an war eine mögliche Heirat der Königin das bestimmende Thema. Mehrfach forderten Parlamente sie dazu auf, mit dem Ziel, einen männlichen Thronfolger zu erhalten. Sie war verantwortlich für die Durchsetzung der Reformation, aber auch für die schlechterenBeziehungen mitSpanien.
Gesellschaft im 16. Jahrhundert:Um 1550 war die englische Bevölkerung nach der Pest wieder auf rund drei Millionen angewachsen. DieLandbevölkerung stellte bei weitem die Mehrheit. Allerdings verfügte London um 1500 bereits über 60.000 Einwohner und wuchs bis zum Ende des Jahrhunderts auf rund 215.000 Menschen an. Die um 1500 nächstgrößten Städte waren deutlich kleiner:Norwich mit 12.000 undBristol mit 10.000 Einwohnern.
Mit über 55 Millionen Einwohnern ist England das mit Abstand bevölkerungsreichste Land des Vereinigten Königreichs.[11] Fast 85 % derBevölkerung des Vereinigten Königreiches entfällt auf England. Die Dichte von 417 Personen pro Quadratkilometer ist ebenfalls sehr hoch. Hierbei ist aber zu berücksichtigen, dass 8,3 Mio. der 55,3 Mio. Einwohner in Greater London auf nur 1,3 Prozent der Gesamtfläche leben. Im Rest des Landes liegt die Bevölkerungsdichte bei lediglich 357 Personen pro Quadratkilometer.
In England wird überwiegendEnglisch gesprochen. Es gibt zwar kein Gesetz, das besagt, dass Englisch die Amtssprache ist, aber Englisch ist die einzige Sprache, die für amtliche Zwecke verwendet wird. Sie ist auch von internationaler Bedeutung, etwa 1,5 Milliarden Menschen auf der Welt sprechen Englisch, davon 375 Millionen als Erstsprache.[12] Englisch wird meistens als „Weltverkehrssprache“ angesehen.
Ab dem 15. Jahrhundert wurde Englisch in England populär. In der englischenRenaissance wurden viele Wörter aus dem Französischen und Lateinischen übernommen.
Schätzungen zufolge sprechen 133.000 Einwohner EnglandsWalisisch.[13]
Aufgrund von Einwanderung sprachen 2007 etwa 800.000 Schüler eine Fremdsprache zu Hause.[14]Eine Volkszählung von 2011 zeigt, dass in England nach Englisch am meistenPolnisch gesprochen wird.[15]
DasChristentum hielt schon in der Endphase desRömischen Reiches im 1. bis 4. Jahrhundert Einzug in die damalige römischeProvinz Britannia. Nach dem Rückzug der Römer und der angelsächsischen Landnahme im 4. bis 5. Jahrhundert folgte eine Phase des Heidentums. Der größte Teil Englands wurde in der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts durchgregorianische Missionare unterAugustinus von Canterbury christianisiert. Die englische Kirche bewahrte sich im Mittelalter eine gewisse Distanz zu den Päpsten.John Wyclif (ca. 1325–1384) wirkte als Vorläufer der späteren Reformatoren. Nach dem Beginn der lutherischen Reformation verhielt sich der damalige KönigHeinrich VIII. zunächst ablehnend, leitete im Jahr 1531 aber weniger aus religiösen, sondern aus persönlichen Motiven die Abspaltung der englischen Kirche von der römisch-katholischen Kirche ein. Die neu gegründete anglikanische Kirche (Church of England) entsprach zunächst in Liturgie und Theologie weitgehend der römisch-katholischen Kirche, nahm aber in den folgenden Jahrzehnten immer mehr protestantische Elemente auf. Die anglikanische Kirche wurde zur Staatskirche Englands. Voraussetzung für ein höheres Amt war die Mitgliedschaft in der Church of England. Neben der Staatskirche entwickelten sich auch evangelische Freikirchen („Nonkonformisten“). Außerdem gab es weiterhin eine kleine katholische Minderheit, die allerdings staatlicherseits massiv benachteiligt wurde. Die Katholiken standen im Ruf, Staatsfeinde zu sein, die mit den traditionellen katholischen Gegnern Englands, Spanien und Frankreich, sympathisierten.Heute hat dieChurch of England weiterhin den Status einerStaatskirche. Ihr Kirchenoberhaupt ist der regierende Monarch des Vereinigten Königreiches. Es gibt rund 26 Millionen Anhänger der Church of England.[16]
Mit derKatholikenemanzipation 1829 erhielten die Katholiken die bürgerliche Gleichberechtigung. Während der Zeit der Zugehörigkeit Irlands zum Vereinigten Königreich 1801–1923 nahm der katholische Bevölkerungsanteil durch Zuwanderung aus Irland stark zu.
Bis zum 19. Jahrhundert gab es praktisch keine nennenswerte jüdische Bevölkerung in England, da die Juden im Jahr 1290 unter KönigEdward I. aus England ausgewiesen worden waren. Erst derLord ProtectorOliver Cromwell gestattete im Jahr 1656 den Juden die Wiederansiedlung. Trotzdem blieb die jüdische Bevölkerung danach lange Zeit sehr gering. Die vollständige rechtliche Gleichberechtigung erhielten die Juden in England erst im Jahr 1858.[17] Eine größere Einwanderungswelle von Juden aus Osteuropa (vor allem aus demRussischen Reich) gab es vor allem Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts. Während derZeit des Nationalsozialismus fanden auch viele als Juden verfolgte Personen aus Mitteleuropa in England Asyl, wo sie teilweise bedeutende Beiträge zu den Kriegsanstrengungen des Vereinigten Königreichs leisteten.
Nach demZweiten Weltkrieg wurden die britischen Kolonien nach und nach selbständig. Es kam zu einer zahlenmäßig erheblichen Einwanderung aus den Ländern desCommonwealth, wodurch viele Muslime ins Land kamen. Die größten Gruppen bildetenEinwanderer aus Pakistan und Einwanderer ausBangladesch.
DieRegierung des Königreichs hat, ebenso wie diekönigliche Familie, ihren Sitz in der britischenHauptstadtLondon. England hat – im Gegensatz zu Schottland, Wales oderNordirland – weder ein Landesparlament noch eine Landesregierung. Deren Aufgaben werden vom Parlament und der Regierung des Vereinigten Königreiches wahrgenommen. Jedoch gibt es, insbesondere nach der gescheiterten Unabhängigkeitsabstimmung in Schottland, Diskussionen, wie auch England im Rahmen derDevolution besser berücksichtigt werden kann. Diskutiert werden beispielsweise Regionalparlamente in England, einenglisches Landesparlament oder die Beibehaltung der bisherigen Zuständigkeit des britischen Unterhauses unter künftigem Ausschluss nicht-englischer Parlamentarier bei nur England betreffenden Fragestellungen.
Diese 39 historischenGrafschaften (engl.county, counties) bestehen seit demHochmittelalter. In ihrer Funktion alsVerwaltungsbezirke sind sie seit Mitte des20. Jahrhunderts mehrmals neu gegliedert worden, jedoch bestehen die historischen Grafschaften im Bewusstsein der Bevölkerung weithin fort. Größere Städte galten als Teil der Grafschaften, wurden jedoch alsBoroughs eigenständig verwaltet.
Im Laufe des20. Jahrhunderts wurde die Verwaltungsgliederung teilweise den neu entstandenen Ballungsgebieten angepasst. Dadurch veränderten sich auch die Grenzen der oben genannten 39 historischenCounties. So wurde zum Beispiel 1965 die VerwaltungseinheitGreater London eingerichtet. 1974 entstanden sechsMetropolitan Counties und die sogenanntenNon-Metropolitan Counties, darunter auch einige kleinere neue Grafschaften wieAvon,Humberside undCleveland, die jedoch in den 1990er Jahren zum Teil wieder aufgelöst wurden.
DieCounties untergliedern sich in Bezirke (Metropolitan Districts bzw.Districts), die aufgrund ihrer Aufgabenstellung etwa den Stadtverwaltungen Deutschlands entsprechen. Diese Distrikte bestehen meist aus einer Vielzahl von Städten und kleineren Siedlungen, die jedoch keine eigene Verwaltung haben. Man spricht von einer „zweistufigen Verwaltung“ (erste Stufe: Grafschaften, zweite Stufe: Distrikte).
1986 wurden die Grafschaftsräte bzw. -verwaltungen derMetropolitan Counties aufgelöst. Ihre Aufgaben wurden an die untergliedertenMetropolitan Districts delegiert, so dass diese alle Aufgaben der Grafschaften und der Distrikte erledigen („einstufige Verwaltung“). In ihrer Funktion können dieMetropolitan Districts seither alsUnitary Authorities bezeichnet werden. Die Bezeichnungen der sechsMetropolitan Counties wurden zwar beibehalten, sie sind seither aber nur noch für die Beschreibung der geographischen Lage bzw. für statistische Zwecke von Bedeutung.
ZahlreicheNon-Metropolitan Districts wurden Mitte der 1990er Jahre alsUnitary Authorities aus den Grafschaften ausgegliedert. Sie erledigen seither die Verwaltungseinheiten der Grafschaften mit und sind somit mit denMetropolitan Districts vergleichbar.
In derenglischen Sprache wird zwischencity undtown unterschieden. Das Recht, als „City“ bezeichnet zu werden, besiegelt eine königlicheErnennungsurkunde, die sogenannteRoyal Charter. Meist orientierte man sich dabei daran, ob die betreffende Ansiedlung eineKathedrale besitzt. Während beispielsweise das kleineSt Davids in Wales mit weniger als 2000 Einwohnern als „City“ gilt, istStockport mit seinen 135.600 Einwohnern nur „Town“. Die Unterscheidung ist damit ähnlich der Unterscheidung zwischenStadt undGemeinde inDeutschland. Alle Verwaltungsbezirke mit städtischem Charakter besitzen in England üblicherweise auch den Status einesBorough.
England zählt zu den am stärksten deregulierten Volkswirtschaften der Welt, mit einem durchschnittlichenPro-Kopf-Einkommen von 22.907 €.[21] England praktiziert denFreien Markt, hat eine fortschrittlicheInfrastruktur und gehört in Bezug aufInflation,Zinsniveau undArbeitslosigkeit zu den stärksten Regionen Europas. Die offizielle Währung Englands ist dasPfund Sterling. Es wird von vielen Staaten alsWährungsreserve gehalten und gilt nach demUS-Dollar und demEuro als eine der wichtigsten konvertiblen Währungen der Welt. England macht den größten Teil der Wirtschaft in Großbritannien aus, nicht zuletzt wegenLondon, eines der weltweit größten Finanzzentren.[22] Das Land ist eines der führenden Länder in den Bereichen derchemischen undtechnischen Industrie, insbesondere Luft- und Raumfahrt sowie Rüstungs- und Softwareindustrie. DieBank of England, im Jahr 1694 gegründet, ist dieZentralbank des Vereinigten Königreiches.
DasAutobahnen- undFernstraßennetz in England ist sehr weit ausgebaut. Eine typische Fernstraße ist dieA1 Great North Road, die durch Ostengland, von London nachNewcastle upon Tyne, verläuft.[23]
Großunternehmen im Bustransport sind:National Express,Arriva undGo-Ahead. Die rotenDoppeldeckerbusse in London sind ein berühmtes Symbol Englands. Der größte Flughafen istLondon Heathrow. Er ist an der Zahl der internationalen Passagiere gemessen der größte Flughafen der Welt.[24]
Rund 4400 Meilen (7100 Kilometer) Wasserstraßen gibt es in England.[25]
Der Schienenverkehr von England zählt zu den ältesten der Welt, Passagierbahnen in England entstanden im Jahre 1825 auf der Basis vonAktiengesellschaften.[26] Die daraus erwachsende Einkommensrealität beschrieb 1919 der Politiker und NationalökonomLeo Chiozza Money: Die Profite aus Eisenbahnaktien machten jährlich 45 Millionen Pfund aus; eine Summe, die größer war „als alle Löhne und Gehälter, die für körperliche und geistige Arbeit bei den Eisenbahnen bezahlt werden.“ Er widersprach damit einer Erhöhung der Eisenbahntarife wegen ggf. Lohnerhöhungen: „Die bestehenden sind schon viel zu hoch und hemmen Reisen und Handel.“[27]
DerNational Health Service (NHS) ist das öffentlich finanzierte System der Gesundheitsversorgung. Er wird ausSteuergeldern (und nicht wie in vielen Ländern über dieSozialversicherung) finanziert.[28] International, auch in Deutschland, hat der NHS einen schlechten Ruf, der auf die oft sehr langen Wartezeiten zurückzuführen ist.[29] Der schlechte Ruf wird oft mit Ärztemangel begründet.
Die durchschnittliche Lebenserwartung der Menschen in England beträgt 77,5 Jahre für Männer und 81,7 Jahre für Frauen, das ist die höchste Lebenserwartung der vier Länder des Vereinigten Königreiches.[30]
Im Alter von drei bis vier geht man in denKindergarten, im Alter von vier bis elf Jahren besucht man dieGrundschule, dieweiterführende Schule wird von Elf- bis Sechzehnjährigen besucht. Nach Abschluss der Pflichtschule machen die Schüler z. B. eineGCSE-Prüfung und bilden sich anschließend für etwa zwei Jahre weiter.
Die Überwachung der staatlichen Schulen erfolgt durchOffice for Standards in Education und die für Privatschulen (etwa 7 % der Schüler besuchen Privatschulen) durchIndependent Schools Inspectorate. Aufgrund der finanziellen Schwierigkeiten mehrerer Gemeinden finanzieren sich einige staatliche Schulen überCrowdfunding.[31]
Die Kommunen finanzieren sich über Gemeindesteuern und Zuwendungen der Regierung; einFinanzausgleich findet nicht statt.[32] Seit mehreren Jahren geraten viele Gemeinden in finanzielle Notlagen. Laut der GewerkschaftUNISON sind die Einkommen der Kommunen seit 2010 um 41 Prozent eingebrochen.[31] Von 2018 bis Anfang 2024 erklärten acht Gemeinden ihre Zahlungsunfähigkeit. Dadurch mussten u. a. Jugendzentren und Bibliotheken geschlossen sowie Unterstützungsangebote für arme Menschen gestrichen werden.[33]
Die englische Kunst ist geprägt von der Architektur, Malerei, Kunsthandwerk und der Plastik.[34] England gilt als das „Mutterland desFußballs“,[35] und dieEnglische Küche verfügt über landestypische Besonderheiten.
Mit dem 1175 begonnenen Umbau des Chors derKathedrale von Canterbury durch Wilhelm von Sens vollzog sich unter dem Einfluss der Baukunst in der Île de France der Übergang zurGotik. Die englische Spätgotik, der sog.Perpendicular Style (1350–1530), brachte besonders imKapellenbau (Chorumbau in Gloucester, Schlosskapelle in Windsor u. a.) neben strenger, senkrechter Gliederung der Wand das Fächergewölbe. ImTudorstil (1500–1600, besonders Schlossbau) vermischten sich Formen derSpätgotik und der italienischenRenaissance. Es folgte eine barock-klassizistische Entwicklung, die schließlich den kontinentalen Baugedanken desBarocks weitgehend verschloss und denKlassizismus allgemein verbreitete. Seit dem Ende des 18. Jahrhunderts erfolgte ein Stilgefühl der Ausstattung von Innenräumen und Ingenieurarchitektur ausEisen, Eisenbeton undGlas.
Im 10. und 11. Jahrhundert begann die englische Malerei mit ihrer ersten Blütezeit. Die kontinentalen Strömungen, die nach dem Beginn des 15. Jahrhunderts für etwa 300 Jahre die englische Malerei beherrschten, gingen überwiegend auf die Tätigkeitausländischer Künstler in England zurück. Einen neuen Höhepunkt erreichte die Bildnismalerei nach der Mitte des 18. Jahrhunderts mit der Weiterentwicklung der vonvan Dyck begründeten Porträttradition. Anfang des 19. Jahrhunderts prägte England dieLandschaftsmalerei.
Das englische Kunsthandwerk wurde seit dem 18. Jahrhundert für ganz Europa bedeutungsvoll. Ende des 18. Jahrhunderts wurdeJasperware hergestellt, bei der die Scherben durchMetalloxide durch und durch gefärbt sind. Im 19. Jahrhundert kam es in England zur Erneuerung des Kunstgewerbes auf allen Gebieten, einschließlich desBuchdrucks und Buchschmucks.
DieBildhauerkunst Englands erlangte erst in der Zeit der Gotik als Kathedral- und Grabmalplastik größere Bedeutung. Der Mangel an eigenen schöpferischen Kräften und die Abhängigkeit von kontinentalen Leistungen bestimmten die Entwicklung der Bildhauerkunst.
Seit der frühenNeuzeit ist das Essen Englands durch seineTrivialität und Abhängigkeit vonNaturprodukten gekennzeichnet.[36] Beispiele für traditionelle englische Küche sind derSonntagsbraten,Fisch kombiniert mitPommes frites und dasFull English Breakfast, das generell aus Speck, Würstchen, Tomaten, Brot, Bohnen, Pilzen und Eiern besteht. Einige beliebte Käsesorten sindCheddar,Red Leicester undWensleydale. Traditionelle englische Nachtische sind Apfelkuchen und andereObstkuchen, außerdemPudding, in jüngerer Zeit auch Karamellpudding. Ein klassisches Getränk istTee, dessen Popularität durchKatharina von Braganza erhöht wurde,[37] während die häufigsten alkoholischen GetränkeWein (besondersCider), englischesBier und dunkles Bier sind.[38]
Fußball ist die beliebteste Sportart in England. Dieenglische Fußballnationalmannschaft, die ihre Heimspiele im LondonerWembley-Stadion spielt, bestritt 1872 das erste Fußballspiel weltweit gegenSchottland.[39] Das Spiel fand inHamilton Crescent,Glasgow, dem Stadion des West of Scotland Cricket Club, statt. Die FIFA erkennt den englischen VereinFC Sheffield als ältesten offiziellen Verein an.[40] England war als „Heimat des Fußballs“ Ausrichter derFußball-Weltmeisterschaft 1966 und gewann das Endspiel gegenWestdeutschland mit 4:2.[41] Mit einer Einschaltquote von 32,30 Millionen war das Finale das meistgesehene Fernsehereignis im Vereinigten Königreich.[42] Bei derFußball-Europameisterschaft 2021 erreichte England erstmals das Finale, unterlag imWembley-Stadion jedoch gegenItalien im Elfmeterschießen mit 2:3.2024 erreichten sie abermals das Finale, unterlagen aber Spanien mit 1:2. In der heutigen Zeit ist die englischePremier League die meistgesehene[43] und lukrativste[44] Liga weltweit.
Laut Überlieferung entstand das Cricket im frühenMittelalter als Wettstreit zwischen Bauern und Schmieden in Weald. DieEnglische Cricket-Nationalmannschaft wird aus englischen und walisischen Cricketspielern zusammengestellt und verfügt als Vollmitglied desInternational Cricket Council überTeststatus. Eine der bekanntesten und traditionsreichsten Wettbewerbe dieser Sportart istThe Ashes zwischen England undAustraliens, die seit 1882 ausgetragen wird. England war bereits Gastgeber von fünfCricket World Cups (1975,1979,1983,1999 und2019), mehr als jedes andere Land. Außerdem erreichte die Nationalmannschaft das Finale bereits vier Mal, wobei man jenes von 2019 gegenNeuseeland nach Anzahl der Boundaries gewann, nachdem das Finale und (das anschließende Super Over) erstmals unentschieden endete.[45] Nach dem Gewinn der Fußballweltmeisterschaft 1966 und der Rugbyweltmeisterschaft 2003 ist Cricket die dritte Sportart, in der die jeweilige Nationalmannschaft eine Weltmeisterschaft gewinnen konnte. Außerdem war England Gastgeber derICC World Twenty20 2009 und ist auch zweimaliger Gewinner dieses Turnieres (2010 gegen Australien und2022 gegen Pakistan). Ebenso war man Gastgeber dreierChampions Trophies (2004,2013 und2017). Der LondonerLord’s Cricket Ground wird allgemeinHome of Cricket („Heimat des Crickets“) genannt.[46] Im November 2021 wurde England zusammen mit Irland und Schottland zum Gastgeber desMen’s T20 World Cup 2030 ernannt.[47]
Golf ist ebenfalls beliebt in England; teils dank der kulturellen und geografischen Nähe zu Schottland, der Heimat des Golfspieles.[51] Englische Golfspieler, die bereits einenGrand Slam gewannen, sindCyril Walker,Tony Jacklin,Nick Faldo undJustin Rose bei den Männern sowieLaura Davies,Alison Nicholas undKaren Stupples bei den Frauen. Das älteste Golfturnier der Welt sind dieBritish Open, das abwechselnd in England, Schottland und Nordirland ausgetragen wird. Das zweijährliche Golfturnier, derRyder Cup, ist nach dem britischenSaatguthändler undGolfsponsorSamuel Ryder benannt, der das Turnier gesponsert und die Trophäe gestiftet hat.[52] Nick Faldo ist der erfolgreichste Spieler beim Ryder Cup und erzielte mit 25 die meisten Punkte eines europäischen oder US-amerikanischen Spielers überhaupt.[53]
Tennis entstand Ende des 19. Jahrhunderts inBirmingham und dieWimbledon Championships gilt als das älteste und prestigeträchtigste Tennisturnier weltweit. Wimbledon nimmt einen wichtigen Platz im jährlichen Kulturkalender des Vereinigten Königreiches ein.Fred Perry war der letzte Engländer, der das Turnier gewinnen konnte (1936). Er war auch der erste Tennisspieler, dem es im Herreneinzel gelang, alle vierGrand Slam-Turniere zu gewinnen[54] und er führte dieMannschaft Großbritanniens zu vier Siegen imDavis Cup. Bei den Damen gewannen bisher zwei Engländerinnen Wimbledon: (Ann Haydon-Jones1969) undVirginia Wade (1977).
↑Luigi Siciliani, Jeremy Hurst:Explaining Waiting Times Variations for Elective Surgery across OECD Countries. PDF, 426 kB. OECD HEALTH WORKING PAPERS Nr. 7, 7. Oktober 2003
↑Office for National Statistics. Stichwort „Lebenserwartung“. statistics.gov.uk. Archiviert aus dem Original am 25. Mai 2009. Abgerufen am 20. Juli 2009.