Endorheisch

Endorheisch (altgriechischἔνδονendon „innen“;ῥεῖνrhein „fließen“) nennt man in denGeowissenschaftenEinzugsgebiete, die keinenAbfluss ins Meer besitzen. Der Gegenbegriff istexorheisch (Entwässerung ins Meer). Einige Hydrologen unterscheiden außerdemarheische Gebiete, das sind solche, die ausschließlich unterirdisch entwässern, meist Karstgebiete.
Endorheische Becken
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Endorheische Becken nennt man die Gebiete der Erde, die nicht in die Ozeane entwässern, sondern eigenständigeGewässersysteme ausbilden. Diese Gebiete umfassen etwa 13 Prozent der globalen Landoberfläche.[1] Das Endgewässer nennt manendorheisches Gewässer (bei permanenter Wasserführung auchEndsee). Trotz des großen Einzugsgebiets trägt der Abfluss endorheischer Flüsse nur 1,9 Prozent zum globalen Abfluss bei;[2] dies liegt daran, dass es sich weit überwiegend umaride Gebiete handelt.

Das größte endorheische Gebiet der Welt ist das zentralasiatische Becken, mit den Einzugsgebieten desKaspischen Meeres, desAralsees und desBalchaschsees; das östliche Europa hat Anteil daran über das Einzugsgebiet derWolga, das zum Kaspischen Meer hin entwässert, es macht etwa 19 Prozent der Fläche des Kontinents aus. Allein das Einzugsgebiet des Kaspischen Meeres macht mit drei Millionen Quadratkilometern etwa zwei Prozent der globalen Landoberfläche aus, das des Aralsees weitere zwei Millionen.[3] Weitere bedeutende endorheische Flüsse darin sind etwaIli,Tarim,Syrdarja,Amudarja undUral.
Das größte endorheische (und arheische) Gebiet Nordamerikas ist dasGroße Becken inNevada undUtah mit Ausläufern nachKalifornien,Oregon undIdaho, allein etwa die Hälfte des endorheischen Areals dieses Kontinents (insgesamt etwa zehn Prozent).[3] Insgesamt machen die Einzugsgebiete endorheischer Flüsse in Nordamerika aber mit nur etwa zwei Prozent global den geringsten Anteil aller Kontinente aus,[1] der Rest der Becken ist arheisch. In Australien ist das größte endorheische Gebiet dieLake-Eyre-Senke, mit 1,14 Millionen Quadratkilometern etwa ein Sechstel des Kontinents. Das größte endorheische Gebiet Südamerikas ist das Einzugsgebiet desTiticacasees.
Endorheische Flüsse
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Alsendorheischer Fluss (manchmal auchBinnenfluss genannt) wird entsprechend ein Fluss bezeichnet, der nicht ins Meer entwässert, sondern in ein endorheisches Stillgewässer (Beispiele:Wolga zum Kaspischen Meer,Jordan zumToten Meer) oder sich in ein abflussloses Becken ergießt (Beispiele:Binnendelta des Okavango,Onyx zu einem derMcMurdo Dry Valleys). Der Begriff ist von derFlussschwinde abzugrenzen, bei der ein Fließgewässer seinen Lauf gänzlich verliert, ohne in eine Senke zu münden – so kann ein Fluss auch nur darum schwinden, weil inaridem Klima mehr Wasser verdunstet als nachfließt oder zu fließen aufhört (Beispiel:Wadis der Sahara), oder bei durchlässigem Boden versickert (Versickerungsstrecke, etwaSchwemmkegel der Südalpenflüsse in die Poebene) oder verschluckt wird (Ponore derKarstgewässer).
Endorheische Seen
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Einendorheischer See ist einabflussloser See, der das durch die Zuflüsse zuströmende Wasser nur durch Verdunstung verliert.[4] Endorheische Seen sind häufigSalzseen.
Weitere typische endorheische Gewässer sindKraterseen undKarseen nichtarider Zonen, die ebenfalls bei Starkregen oder während der Schneeschmelze zeitweise überlaufen können.
Abfluss
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Der BegriffAbfluss der Hydrologie impliziert, dass es sich umoberflächlichen Abfluss handelt –Grundwasseraustausch zwischen einem endorheischen Gebiet und Nachbararealen ist möglich. Nicht unter den Begriff ‚endorheisch‘ fallen aber Fortsetzungen als unterirdischerWasserlauf (abflussloses Stillgewässer,Schwinde oder Verschlingung). Hauptcharakteristik ist, dass das Wasser primär nurverdunstet – es bildet sich inSeen unter Umständen hoheSalinität aus (Totes Meer,Großer Salzsee, aber nicht unbedingt:Neusiedlersee). BeimAralsee oder beimTschadsee ist die Verdunstung so stark, dass sie aufgrund übermäßiger Wasserentnahme gänzlich zu verschwinden beginnen. Ein Beispiel für einintermittierendes Gewässer ist dieEtosha-Pfanne, ein den beiden vorgenannten vergleichbarer ehemaliger Salzsee, heute eine Salzwüste, die nach Ausnahmeereignissen zum Flachwassersee wird.
Flache Becken endorheischer Entwässerungssysteme (Pfannen) können bei Starkwasser überlaufen, es entstehen dannepisodische Abflüsse (Beispiel: Okavango-Becken, entwässert unter Umständen bis in die 300 km entfernteMakgadikgadi-Pfanne).
Siehe auch
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Matthias Schaefer:Wörterbuch der Ökologie. 5., neu bearbeitete und erweiterte Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2012,ISBN 978-3-8274-2561-4, S. 75 (Volltext in der Google-Buchsuche).
Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑abC. J. Vorosmarty, Balazs M. Fekete, M. Meybeck, Richard B. Lammers:Global system of rivers: Its role in organizing continental land mass and defining land‐to‐ocean linkages. In:Global Biogeochemical Cycles. 14 (2), 2000, S. 599–621.doi:10.1029/1999GB900092
- ↑Hans H. Dürr, Goulven G. Laruelle, Cheryl M. van Kempen, Caroline P. Slomp, Michel Meybeck, Hans Middelkoop:Worldwide Typology of Nearshore Coastal Systems: Defining the Estuarine Filter of River Inputs to the Oceans. In:Estuaries and Coasts. 34, 2011, S. 441–458.doi:10.1007/s12237-011-9381-y
- ↑abVadim Yapiyev, Zhanay Sagintayev, Vassilis J. Inglezakis, Kanat Samarkhanov, Anne Verhoef:Essentials of Endorheic Basins and Lakes: A Review in the Context of Current and Future Water Resource Management and Mitigation Activities in Central Asia. In:Water. 9, 2017, article 798.doi:10.3390/w9100798
- ↑World Meteorological Organization: International Glossary of Hydrology. WMO-No. 385. World Meteorological Organization und United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization, Genf 2012,ISBN 978-92-3-001154-3.