Enalaprilat

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Strukturformel
Strukturformel von Enalaprilat
Strukturformel des (S,S,S)-Diastereomers (all-S-Diastereomer)
Allgemeines
FreinameEnalaprilat[1]
Andere Namen
  • (2S)-1-[(2S)-2-{[(1S)-1-Carboxy-3-phenylpropyl]amino}propanoyl]pyrrolidin-2-carbonsäure(IUPAC)
  • 1-{N-1(S)-Carboxy-3-phenylpropyl}-L-alanyl-L-prolin (WHO)
  • Enalaprilsäure
  • Enalapril-disäure[2]
  • (S)-1-[(S)-2-((S)-1-Ethoxycarbonyl-3-phenylpropylamino)propionyl]pyrrolidin-2-carbonsäure (IUPAC)
SummenformelC18H24N2O5
Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer
EG-Nummer278-459-3
ECHA-InfoCard100.071.306
PubChem5462501
ChemSpider4575429
DrugBankDB09477
WikidataQ5375179
Eigenschaften
Molare Masse
  • 348,4 g·mol−1 (Enalaprilat)
  • 384,43 g·mol−1 (Dihydrat)
Aggregatzustand

fest

Schmelzpunkt

148–151°C (Dihydrat)[3]

Löslichkeit
  • schwer bis sehr schwer löslich in Wasser, wenig löslich in Methanol, praktisch unlöslich in Acetonitril (Dihydrat)[4]
Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[5]

Dihydrat

keine GHS-Piktogramme

H- und P-SätzeH:keine H-Sätze
P:keine P-Sätze[5]
Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten beiStandardbedingungen (0 °C, 1000 hPa).

Enalaprilat ist ein synthetischesDipeptid und gehört als pharmazeutischer Wirkstoff zur Klasse derACE-Hemmer. Es war der erste Vertreter mit zwei Carbonsäuregruppen. In der Leber wird es durch enzymatischeHydrolyse vonEnalapril gebildet und ist der eigentliche, aktive Wirkstoff. Die Verbindung enthält als Strukturelemente diechiralen Aminosäuren L-Alanin und L-Prolin und ist daher selbst chiral. Letztere Aminosäure war schon im ACE-HemmerCaptopril verwendet worden. Die Verbindung ist ein farbloser Feststoff.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

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Die Dicarbonsäure wurde erstmals in einem Forschungsprogramm der US-amerikanischen Firma Merck Sharp & Dome zur Synthese neuer Inhibitoren des Angiotensin- konvertierenden Enzyms (ACE) synthetisiert, mit dem Ziel, neue blutdrucksenkende Wirkstoffe zu finden. Sie trug die firmeninterne Bezeichnung MK-422.[6]

Synthese

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Für die ersten pharmakologischen Untersuchungen wurde dieDicarbonsäure durch reduktive Kondensation von 2-Oxo-4-phenylbuttersäure mit der Aminogruppe des DipeptidsL-Alanyl-L-prolin gewonnen. Dabei erfolgt zuerst eineAddition der NH2-Gruppe an die Ketogruppe und nach Zugabe des ReduktionsmittelsNatriumcyanoborhydrid (NaCNBH3)in situ eineHydrierung des imchemischen Gleichgewicht stehendenImins.

Da die Ketogruppe und das Iminprochirale Strukturelemente sind, entstehena priori zweiDiastereomere mit (S,S,S)- bzw. (R,S,S)-Konfiguration, welche durchChromatographie getrennt wurden.

Synthese von Enalaprilat (Enalaprilsäure)

Pharmakologische Eigenschaften

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Die hemmende Wirkung der synthetisierten Substanzen auf dasisolierte angiotensinaktivierende Enzym (ACE) wurdein vitro untersucht. Es ergab sich, dass das (R,S,S)-Diastereomer eine schwächere Wirkung als das (all-S)-konfigurierte Molekül zeigte; denn die mittleren inhibitorischen KonzentrationenIC50 differieren um beinahe zwei Zehnerpotenzen (8,2 × 10−7versus 1,2 × 10−9 Mol). Die ca. 700 mal aktivere Substanz wirkt also bereits im nanomolaren Bereich.

Verwendung

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(all-S)-Enalaprilat zeigt Mängel bei einer unmittelbaren Verwendung alsArzneistoff für den Menschen. Er kann nurintravenös verabreicht werden. Dabei kommt das Enalaprilatdihydrat[7] zum Einsatz. ImMagen-Darm-Trakt wird Enalaprilat nicht genügend resorbiert und kann deswegen nichtoral in Tablettenform verabreicht werden.[8] Daher wurdenProdrugs synthetisiert, welche den Wirkstoff erstin vivo freisetzen, so z. B.Enalapril.

Handelsnamen

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  • EnaHEXAL i.v (D), Vasotec i.v. (CA)

Einzelnachweise

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  1. INN Recommended List 24, World Health Organisation (WHO), 9. Juni 1984.
  2. W. Forth, D. Henschler, W. Rummel:Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie, 5. Auflage, Seite 158, Bibliographisches Institut und F. A. Brockhaus, Mannheim-Wien-Zürich (1987).ISBN 3-411-03150-6
  3. The Merck Index, 11th Edition (1989), Seite 558, Eintrag Nr. 3522.
  4. Ph. Eur. 8. Ausgabe, Grundwerk 2014.
  5. abDatenblattEnalaprilat dihydrate, ≥98% (HPLC) beiSigma-Aldrich, abgerufen am 7. September 2019 (PDF).
  6. The Merck Index, 11th Edition (1989), Seite 558, Eintrag Nr. 3522.
  7. Externe Identifikatoren von bzw. Datenbank-Links zuEnalaprilat-Dihydrat: CAS-Nr.:84680-54-6,EG-Nr.:689-724-1,ECHA-InfoCard:100.216.639,PubChem:6917719,ChemSpider:5292946,Wikidata:Q27126932.
  8. Zitiert und frei übersetzt aus der englischen WP, Lemma: Enalaprilat.
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