Emma Calvé

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Emma Calvé als Carmen
Poster mit Emma Calvé inJules MassenetsSapho in derOpéra-Comique in Paris vom 27. November 1897

Emma Calvé (*15. August1858 inDecazeville (Aveyron); †6. Januar1942 inMontpellier (Hérault); eigentlichRose Emma Calvet; genannt auchEmma Calvé de Hettich) war eine französischeSopranistin/Mezzosopranistin. DieCarmen du siècle – so wurde sie von ihren begeisterten Zeitgenossen begrüßt – gilt trotz ihrer vergleichsweise kurzen Karriere als eine der bedeutendstenOpernsängerinnen der sogenanntenBelle Époque.

Inhaltsverzeichnis

Leben

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Emma Calvé wuchs in einer bescheidenen Familie in der Nähe vonRoquefort auf. Ihr Vater Justin Calvet war als Bauunternehmer im Auftrag von Bergwerken und der EisenbahnlinieCompagnie du Midi tätig. Die kleine Emma verbrachte ihre ersten Jahre in Spanien; in ihrer Heimat wurde sie dann verschiedenen Klosterschulen anvertraut, wo man ihre Stimme bald bemerkte. Nach der Trennung ihrer Eltern lebte sie mit ihrer Mutter Léonie erst auf demCausse, dann inParis, wo sie bei privaten Lehrern, unter anderem auch beiAmédée-Louis Hettich, Gesangsstunden nahm. Amédée, welcher zu dieser Zeit durch seine gescheiterte Verlobung mit Mel Bonis großer Verzweiflung ausgesetzt war, strahlte innige Sympathie für seine Privatschülerin aus - auch Emma fand innigen Halt bei Amédée. Während seines Aufenthalts in Italien, schrieb Amédée regelmäßig Postkarten an seine „Verehrerin“ Emma und drängte auf Verlobung, welche einige Zeit später in der Nähe von Napoli, wo sich Amédée aufhielt, stattfand. In Frankreich wurde diese Ehe nicht anerkannt.[1]

1891 wurde sie Mitglied des vonPapus gegründetenOrdre Martiniste.

Als sie berühmt wurde, erwarb sie das feudaleSchloss Cabrières beiAguessac nördlich vonMillau, dessen Wiederherrichtung einige Millionen verschlang.

In Amerika wurde sie 1916 auf allen Bühnen zur engagierten Botschafterin des vom Krieg geschüttelten Frankreich. In eineTricolore eingehüllt, löste sie beim Singen derMarseillaise leidenschaftliche Begeisterung aus, was – wie es kurz danach behauptet wurde – den Kriegseintritt derVereinigten Staaten bewirkte.

Während ihrer Reise um die Welt, die wie eine Abschiedstournee angelegt war, heiratete sie einen mitreisenden Kollegen, einen italienischenTenor, dessen Spielleidenschaft kein Geheimnis war. Später wurde Schloss Cabrières zur Gesangshochschule für den amerikanischen Nachwuchs. Immer stolz auf ihre Heimat sang sie auch im Alter bei den Feiern von Millau und vonArles die Volkslieder ihrer Region aufOkzitanisch.

Im Alter bewohnte sie ein einfaches gutbürgerliches Haus in Millaus Stadtzentrum. Am 6. Januar 1942 starb Emma Calvé vereinsamt und zurückgezogen 83-jährig in einer Klinik inMontpellier. Drei Tage vor ihrem Tode konnte ein dorthin ausquartierter Reporter des Pariser Rundfunksultima verba (letzte Worte) ihrer auch im Alter noch bemerkenswerten Stimme aufnehmen.

Sie liegt in Millau auf dem Friedhof der Stadt begraben. Auf der Marmorplatte ihrer Grabstelle steht: « Sur ma tombe un petit bassin où les oiseaux viendront boire et chanter…. » (deutsch: „Auf meinem Grab ein kleines Becken, an das die Vögel zum Trinken und Singen kommen werden.“)

Karriere

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Emma Calvé studierte Gesang inBrüssel beiMathilde Marchesi, später in Paris und Rom. Marchesi selbst hatte beim Gesangslehrer Manuel García d. J. studiert, dem Bruder vonMaria Malibran.

Ihren Aufstieg auf alle wichtigen Opernbühnen musste sie sich hart erarbeiten. Trotz ihrer Beharrlichkeit blieb das Konservatorium – diePariser Musikhochschule – für sie verschlossen, stattdessen nahm sie privaten Gesangs- und Sprechunterricht.

1882 debütierte sie an derMonnaie in Brüssel als Marguerite inFaust vonGounod; auf ihrer Gastspielreise durch Italien lernte sie die Kunst derEleonora Duse kennen. Zurück in Paris hatte sie große Erfolge am Italienischen Theater und an derKomischen Oper, wo sie von guten Freunden unterstützt wurde. Danach sang sie von 1892 bis 1904 amRoyal Opera House Covent Garden inLondon.

Obwohl ihr Register ursprünglich das einer Sopranistin war, wurde sie in einer für eine Mezzosopranistin geeigneten Rollen berühmt. Während ihr Register – was einige tiefe Töne angeht – kräftig war, so hatte sie von einem der letzten noch lebendenKastraten des römischen Hofes gelernt, wie die höchsten Töne der Stimmlage flüssig hervorgebracht werden konnten.

Die Calvé brillierte weltweit in vielen Rollen der französischen Oper, besonders auch an derMetropolitan Opera inNew York (1893–1904). In Amerika fuhr sie in einem privaten Zug. Zu ihren berühmtesten Interpretationen wurden die Titelrollen inBizetsCarmen undMassenets OperSapho.

Eine Probe ihrer Gesangskunst ließ sie anlässlich einer Zeremonie, zusammen mit Aufnahmen vonCaruso und anderen, im Untergeschoss desPalais Garnier verschließen; bis 2007 war eine Öffnung nicht gestattet.

Bewertung

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Über ihre Stimme: „[Ihre Kunst ist charakterisiert von] einem seltenen und wunderbaren Wechsel: Mal setzt sie die Töne scharf ein, mal gibt sie sie von sich weich. In diesem Fall klingen ihre Töne unglaublich rein mit erstaunlich abwechslungsreichen Farben und tadellosenlegati. Dadurch werden derBelcanto und derVerismo zusammen zum Gleichgewicht. Durch ein hervorragend stabiles Hervorbringen der Stimme konnte sie sowohl – wie eine Virtuosin – die – was die Technik angeht – schwierigsten Stellen singen, als auch mittels der Zauberkraft ihres Timbres, ohne die Klangreinheit zu schädigen, dramatische Effekte hineinbringen.“ (Rodolfo Celletti:Geschichte des Belcanto.)

Schallplattenverzeichnis

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Grammophone and Typewriter Company, London 1902

  • Pathé, Paris 1920
  • inLes Introuvables du Chant Français, EMI, 2005

Werke

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  • Sous tous les ciels j’ai chanté [souvenirs…], 1939; Paris: Plon 1940 (Autobiographie, französisch)

Literatur

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  • Rodolfo Celletti:Geschichte des Belcanto. Bärenreiter-Verlag 1989,ISBN 3-7618-0958-1.
  • Jean Contrucci:Emma Calvé, la diva du siècle. Albin Michel 1989,ISBN 2-226-03541-9.
  • Georges Girard:Emma Calvé, la cantatrice sous tous les ciels. Éditions Grands Causses 1983,ISBN 2-903687-01-3
  • Georges Girard:Emma Calvé : étoile dans tous les cieux, cigale sous tous les ciels. Rodez: Cahiers rouergats, 1971; No de:Les Cahiers rouergats. Nr. 5, 1971,ISSN 0184-5365.

Weblinks

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Commons: Emma Calvé – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Bnf Databank Paris; Hettich, Amédée-Landely
Personendaten
NAMECalvé, Emma
KURZBESCHREIBUNGfranzösische Mezzosopranistin
GEBURTSDATUM15. August 1858
GEBURTSORTDecazeville, Département Aveyron
STERBEDATUM6. Januar 1942
STERBEORTMontpellier
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