Emerson, Lake and Palmer (kurzELP) war eine vor allem in den 1970er Jahren erfolgreiche britischeSupergroup, bestehend ausKeith Emerson,Greg Lake undCarl Palmer. Die Band war ein Vertreter desProgressive Rock und prägte ihn entscheidend mit.
Auch auf dem europäischen Kontinent und in Asien konnten Emerson, Lake & Palmer in den 1970er Jahren große Erfolge feiern und brachten bei ihren KonzertenGigantomanie auf der Bühne zum Ausdruck. Ein ausladender Bühnenaufbau und eine der größtenPA-Anlagen der damaligen Zeit trugen zum Ruf der Band bei. Ihre WelttourneenGet Me A Ladder undBrain Salad Surgery 1973/74 wurden auf dem3er-LivealbumWelcome Back My Friends to the Show That Never Ends dokumentiert. Es gab keine nachträglichenOverdubs, sondern lediglich zusätzliche Hall- bzw. Echoeffekte, weshalb das Album nahezu exakt die Musik und Titelabfolge derBrain Salad Surgery-Welttour wiedergibt.
Das nach einer dreijährigen Pause im März 1977 veröffentlichte DoppelalbumWorks Volume I war unter Einbeziehung eines komplettenSinfonieorchesters und der Präsentation des dreimanualigen Yamaha-SynthesizersGX-1 eine Mischung aus Solo- und Gruppentracks. Das Album erreichte nicht mehr ganz die Verkaufszahlen der Vorgänger.
ELP gingen mit einem eigens aus 80 Personen zusammengestellten Symphonieorchester auf Tour durch Nordamerika. Diese Tour wurde zwar künstlerisch hoch gelobt, war aber ein finanzielles Desaster für die Band, da das Management bei der Tourplanung mit täglich wechselnden Auftrittsorten nicht die Vorgaben der Gewerkschaft der Orchestermusiker beachtet hatte. Es waren nur Reiseentfernungen von 200 Meilen täglich erlaubt. Die Folge waren Konzertabsagen. Die hohen Kosten für das Orchester mussten aber weiter getragen werden.
So stießen die drei Millionäre an ihre finanziellen Grenzen und entließen das Orchester nach zwölf Konzerten. Nur für vier Auftritte im Juli und August 1977 – drei im New YorkerMadison Square Garden und eins im Montrealer Olympiastadion – kamen Band und Orchester noch einmal zusammen. ELP setzten die Tour erfolgreich als Trio fort, obwohl einHurrikan in Florida mehrere Auftrittsorte verwüstete. Mit Abschluss dieser Nordamerika-Tour im Jahr 1978 war die Band immer noch finanziell angeschlagen und künstlerisch ausgebrannt. Geplante Auftritte in Europa 1978 wurden abgesagt.
Das vorerst letzte AlbumLove Beach (1978) wurde nur noch auf Druck der Plattenfirma auf den Bahamas aufgenommen. Nach dessen Veröffentlichung löste die Band sich offiziell auf. Carl Palmer wurde danach Schlagzeuger beiPM und beiAsia, und Greg Lake sowie Keith Emerson verfolgten Soloprojekte, wobei Letzterer mehrere Filmmusiken komponierte, darunter die Soundtracks zuNachtfalken mitSylvester Stallone undInferno von Horror-SpezialistDario Argento.
Anfang 1984 musste Greg Lake die Band Asia, deren Mitglied er für einige Wochen gewesen war, verlassen, da seine musikalischen Vorstellungen beim Rest der Band auf wenig Gegenliebe stießen. Daraufhin versuchte Jim Lewis, Vizepräsident vonPolydor Records, Keith Emerson dazu zu bewegen, ELP wieder zusammenzubringen. Emerson und Lake beschlossen, es ein zweites Mal zu versuchen.
Da Carl Palmer vertraglich an Asia bzw. deren PlattenfirmaGeffen Records gebunden war, mussten sich Emerson und Lake nach einem Ersatz umsehen. Mit dem ehemaligenWhitesnake-SchlagzeugerCozy Powell gründeten sie im Februar 1985 die BandEmerson, Lake & Powell. Nach einem Album und einer wenig erfolgreichen Tour zerbrach die Band schon im Sommer des darauffolgenden Jahres am schlechten Verhältnis zwischen Emerson und Lake sowie am Geldmangel, der durch die schlechten Kartenverkäufe bedingt war.
Ende 1986 versuchte dann Palmers Manager Brian Lane, Emerson, Lake & Palmer wieder zusammenzubringen. Im März 1987 probten die drei Musiker für zwei Wochen miteinander, doch das bereits schlechte Verhältnis zwischen Keith Emerson und Greg Lake verwandelte sich in offene Feindschaft, und ein weiterer Versuch einer Wiedervereinigung ELPs scheiterte. Emerson bemängelte bei Lake dessen verstärkten Hang zu eher konventionellen Balladen, die mit dem progressiven Instrumentalstil Emersons und Palmers nicht harmonierten; hinzu kamen verstärkt Stimmprobleme bei Greg Lake, die vor allem bei Live-Konzerten schon früher deutlich erkennbar waren.
Danach versuchte Palmer, mit Emerson ein neues Musik-Projekt ohne Greg Lake auf die Beine zu stellen und schlug als drittes Mitglied der zukünftigen Band den kalifornischen Sänger, Bassisten und GitarristenRobert Berry vor, mit dem er zuvor bereits mehrfach vergeblich versucht hatte, eine Band zusammenzustellen. Als Berry dieses Angebot erhielt, verließ er im Frühjahr 1987 seine BandGTR und schloss sich der neuen FormationThree an. Gemeinsam veröffentlichten die drei Musiker ein Album und gingen auf Tour. Doch schon Ende 1988 löste sich die Band wieder auf.
Erst 1992 fanden die drei ursprünglichen ELP-Mitglieder wieder zusammen, konnten mit ihrem Comeback-AlbumBlack Moon jedoch nicht an die früheren Erfolge anknüpfen. Auf der großen Welttournee des Jahres 1993 kam es zu einem weiteren Rückschlag für die Band. Schlagzeuger Carl Palmer litt unter einer chronischen Sehnenscheidenentzündung (Karpaltunnelsyndrom), Keyboarder Keith Emerson erkrankte an Verletzungen infolge wiederholter Belastungen (Repetitive-Strain-Injury-Syndrom), die zum Gefühlsverlust in der rechten Hand führten. Er konnte mit dieser Erkrankung nicht mehr spielen. Die Tour wurde kurz vor ihrem Ende abgebrochen, Emerson wurde operiert. Gänzlich ließ sich seine Spielfähigkeit jedoch nicht mehr wiederherstellen.
Für das letzte reguläre ELP-AlbumIn the Hot Seat (1994) wurden deshalb Studiomusiker engagiert, um Emerson auszuhelfen. 1996 ging die Band noch einmal durch die USA, Kanada und Europa auf Tournee, die diesmal in einem wesentlich kleineren Rahmen als in den 1970ern stattfand. Unterschiedliche Meinungen über ein neues Album führten zu erneuten Unstimmigkeiten der drei Musiker. Ein wesentlicher Konfliktpunkt war zudem, dass Greg Lake es abgelehnt hatte, seine angeschlagene Stimme mit einem professionellen Gesangslehrer zu trainieren. 1998 lösten sich Emerson, Lake & Palmer dann nach ihrem letzten Konzert inSan Diego offiziell und endgültig auf.
Letzter Auftritt und Alternative Album Mixes von Steven Wilson
ELP spielten am 25. Juli 2010 als Headliner desHigh Voltage Festival, eines neuen Klassikrock-Events in London. Ein Live-Mitschnitt des Konzerts wurde 2011 als CD, DVD und Blu-ray-Disc veröffentlicht.
Im Sommer 2012 erschienen die beiden ersten Alben von ELP in einemAlternative Album Mix vonSteven Wilson, der bereits zuvor auch Hand an die Alben vonKing Crimson legen durfte. Seine Neumischung orientiert sich im Wesentlichen an den originalen Abmischungen, Wilson hat aber auch Alternativ-Versionen der bekannten ELP-Tracks sowie Songs zusammengestellt, die zwar während der jeweiligen Studiosessions aufgenommen wurden, später aber nicht auf den Originalalben enthalten waren.
Greg Lake trat danach solo auf, so unter anderem 2002 in den USA zusammen mitRingo Starr in dessenAll Starr Band. Emerson und Lake waren im April 2010 zusammen auf USA-Tournee. Lake starb im Dezember 2016 an Krebs.[4]
Keith Emerson gelang mit intensivenReha-Übungen die Wiederherstellung der Spielfähigkeit seiner rechten Hand. 1998 ging er mit dem Bassisten und SängerGlenn Hughes (Deep Purple) und dem GitarristenMarc Bonilla auf Tournee; ein Album dieser Besetzung kam allerdings nicht zustande. Ab 2003 trat er wieder live auf – unter anderem mit seiner Ex-Band The Nice – und spielte dabei alte ELP-Werke, allerdings ohne Gesangsteile. Regelmäßig nahm er bei Moog-Synthesizer-Veranstaltungen als Gast teil und spielte dort kleinere Teile und Ausschnitte aus dem ELP-Gesamtwerk. Anfang 2008 gründete er eine neue Musikformation, die Keith Emerson Band, die im August 2008 mitKeith Emerson Band feat. Marc Bonilla ein Progressive-Rock-Album veröffentlichte, das die kompositorischen und instrumentalen Eigenheiten von The Nice und ELP stilistisch und klangtechnisch weiterentwickelte. Emerson starb im März 2016 inSanta Monica durchSuizid.[5]
Carl Palmer reformierte im Mai 2008 seineCarl Palmer Band.
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Diese musikalische Arbeitsweise war auch einer der Hauptpunkte, die Hörer und Kritiker in verschiedene Lager spaltete. Wo die Einen ernstzunehmende, zeitgenössische Interpretationen älterer Werke sahen, die den begrenzten Rahmen der Rockmusik erweiterten, empfanden die Anderen dieses Vorgehen als wahlloses Kokettieren mit musikalischen Versatzstücken. Eine ernsthafte Interaktion bzw. Verschmelzung der Musikstile vermochten sie nicht zu erkennen. Hörern eher traditioneller Rockmusik war das Experimentieren mit Elementen außerhalb des Rocks ohnehin suspekt.
Trotz der Einbeziehung von Klassik und Jazz ist in der Mehrzahl der Songs der Rockbezug klar spürbar. Titel wieKnife Edge, A Time and a Place, The Barbarian, Living Sin und andere beruhen zum großen Teil aufPowerchords im Stile des frühenHard Rock (Deep Purple, Led Zeppelin u. a.). Da der Band ein „hauptamtlicher“ Gitarrist fehlt und Greg Lake selbst imStudio relativ selten zurE-Gitarre greift (Ausnahmen sind das Solo ausBattlefield sowie dieRiffs ausKarn Evil 9), übernehmen die Hammondorgel bzw. dem E-Gitarrensound nachempfundene Synthesizerklänge diese Aufgabe. Der Rockgestus wird bei solchen Songs zusätzlich hervorgehoben, indem Greg Lake hier deutlichBluesrock-betonter und härter singt.
Der TitelBlack Moon wird durch ein prägnantes Bass-Riff und wuchtiges Schlagzeugspiel zu einer harten, schleppenden Rocknummer. Andere Titel(Are you Ready Eddy?, Nutrocker, L. A. Nights) verweisen mit ihrem anJerry Lee Lewis erinnernden Klavier-Stil historisierend auf denRock ’n’ Roll der 1950er Jahre. Die Rock- und Akustik-Balladen der Band(Battlefield, Heart on Ice, Lucky Man, Still…You Turn Me On) bewegen sich stilistisch im üblichen Rahmen der Rockmusik. Und selbst wenn klassische Werke als Vorlage dienen, bleibt durch Emersons aggressive Spielweise und Palmers treibendes Schlagzeugspiel sowie das Instrumentarium der Bezug zur Rockmusik meistens gewahrt. ELP haben auch einige fremde Rocksongs, wie 1994Bob DylansMan in the Long Black Coat oder denByrds-TitelEight Miles High interpretiert.
Der Umgang der Band mit klassischer Musik lässt sich wie folgt gruppieren:
Blues und Invention aus dem ELP-LiedTake a pebble
1. Die Verwendung von Werkzitaten, die in andere Titel eingebaut werden, als Intro eines Songs dienen oder seine verschiedenen Teile miteinander verbinden. Die Länge der eingefügten Elemente kann von wenigen Takten bis zu ganzen Abschnitten eines Werkes reichen. So beginnt zum Beispiel der SongThe Only Way (Hymn) mit der auf derKirchenorgel vorgetragenenToccata für Orgel F-DurBWV 540 von J. S. Bach. Nach der von Greg Lake gesungenen Hymne leiten die im Stil desJacques-Loussier-Trios (Play Bach) gespielten ersten 6 Takte aus demPräludium Nr. 6 d-Moll BWV 851 aus BachsWohltemperierten Klavier über zum zweiten Gesangsteil mit einer ausgiebigenKlaviertrio-Improvisation. Die Einleitung zuLove at First Sight wird ausFrédéric Chopins Etüde Nr. 1 in C-Dur Op. 10 gebildet. Im TitelTake a Pebble sind im zweiten Teil, einer Klaviertrio-Improvisation, die Anfangstakte aus J. S. Bachs Invention Nr. 1 in C-DurBWV 772, eingestreut, nach der die Improvisation fortgesetzt wird.
Nach einem wiederholten typischen Blues-Lick und einer ebenfalls wiederholten chromatischen 16-tel Figur führendiatonisch aufsteigende Viertel zum nach F-DurtransponiertenMotiv der Invention. Die Begleitung in der linken Hand behält währenddessen die gleiche Figur bei. Das Keyboard-Solo am Ende vonOne by One beruht auf einem Zitat aus dem 3. Satz desKlavierkonzertes Nr. 3 vonBéla Bartók. Im langsamen Teil vonKarn Evil 9 – 2nd impression sind einige Takte ausFranz LisztsMephisto-Walzer Nr. 1 verarbeitet.
AufPictures at an Exhibition singt Greg Lake eine nur von der Akustikgitarre begleitete Ballade, die aufSolveigs Lied, dem 4. Satz ausEdvard Griegs Peer-Gynt Suite Nr. 2 Op. 55, fußt. Wiederum ein Zitat von J. S. Bach, die Allemande aus der FranzösischenSuite Nr. 1 BWV 812, enthält der TitelKnife Edge. FürI Believe in Father Christmas (1977 aufWorks, Vol. 2 und 1995 auf der gleichnamigenEP veröffentlicht) verwenden ELP Auszüge vonSergei ProkofjewsLieutenant Kije Suite.
2. Die explizite Bearbeitung ganzer Werke, einzelner Sätze eines Werkes oder ganzer Werkzyklen (Bilder einer Ausstellung), die dann auch im Songtitel angegeben ist: Die Bandbreite der Bearbeitungen reicht von Uminstrumentierungen, welche den Notentext kaum verändern, über improvisatorische Einschübe und Verfremdungseffekte, bis zur vollständigen Verwandlung des Werkes. Dadurch werden oft neue, überraschende musikalische Aspekte des Originals hörbar. Auf dem AlbumWorks 1 spielt Carl Palmer eine zwar eng ans Original angelehnte Version von J. S. Bachs Invention Nr. 4 in d-moll BWV 775 auf dem von Streichern begleitetenVibraphon, jedoch im Tempo deutlich langsamer gehalten als auf gängigen Klavieraufnahmen, gleichsam „in Zeitlupe“, wodurch ein Verfremdungseffekt erreicht wird.
Im SongThe Barbarian wird das selbst im Original schon recht perkussive KlavierstückAllegro barbaro von Béla Bartók im ersten Teil in einen brachial wirkenden Hardrock-Kontext gestellt. Dem steht der filigran gehaltene Mittelteil gegenüber, in dem die Musiker sich „zurücknehmen“. Carl Palmer verwendet zum Beispiel den in der Rockmusik selten verwendetenJazzbesen. Der TitelToccata stellt eine Bearbeitung des 4. Satzes des Klavierkonzerts Nr. 1 Op. 28 vonAlberto Ginastera dar. Dabei werden nicht, was naheliegend wäre, die Tasteninstrumente in den Vordergrund gerückt, sondern die Bearbeitung baut sich primär um ein Schlagzeug- und Paukensolo auf, angereichert durch zahlreiche elektronische Klänge. Die Band erzielt damit eine düstere, bizarre Stimmung, die sogar Ginastera zu beeindrucken vermochte.
Eine gute Beobachtung des Unterschiedes zwischen relativ nahe am Original verbleibenden Uminstrumentierungen gegenüber Bearbeitungen, die das Original kaum noch erkennen lassen, ermöglicht die Bearbeitung von Mussorgskys ZyklusBilder einer Ausstellung. Der TitelPromenade ist eng an den Notentext gehalten und lediglich auf das Instrumentarium der Band (Orgel, Bass, Schlagzeug) übertragen. Ebenfalls das nachfolgendeGnomus, obwohl hier schon einige „Jazz-Läufe“ eingebaut sind. Im TitelThe Old Castle hingegen ist von der unheimlichen Stimmung des Originals nichts mehr zu spüren. (Hörbeispiel Mussorgsky) Mussorgskys ursprünglichesMotiv verwandelt sich in einen treibenden Blues-Rock. Gegenüber dem Original fallen der chromatische 16-tel Aufstieg vom G zum C (Takt 1), das Spiel inTriolen (Takt 2 und 3), sowie die punktierteTerzfigur (Takt 4) auf. Einer typischen absteigenden Blues-Figur in Triolen folgt eine unpunktierte 16-tel Figur.
Emerson, Lake & Palmers Bearbeitung von MussorgskysThe old castle
Originalthema aus MussorgskysThe old castle
Weitere von der Band adaptierte klassische Werke sindCanario (4. Satz ausJoaquín Rodrigos Fantasia para un Gentilhombre),Knife Edge (1. und 5. Satz ausLeoš Janáčeks Sinfonietta),Fanfare for the Common Man (ausAaron Coplands gleichnamigem Werk),Hoedown (4. Satz aus CoplandsFour Dance Episodes From Rodeo),Mars, the Bringer of War (1. Satz ausGustav Holsts WerkDie Planeten Op. 32),Romeo and Juliet (nach dem gleichnamigenBallett Op. 64 von Sergei Prokofjew),The Enemy God Dances With the Black Spirits (nach dem 2. Satz derSkythischen Suite Op. 20 von Prokofjew) sowieNutrocker (Marsch aus der Ballett-Suite op. 71aDer Nussknacker vonTschaikowski).
Intro, Präludium und Fuge ausEndless Enigma
3. Eigenkompositionen, welche klassische Groß- oder Kleinformen, Konstruktionsprinzipien oder Stilmerkmale verwenden: In seinemKlavierkonzert Nr. 1 greift Emerson die Großform desSolokonzerts (Sonatenhauptsatzform) auf. Einflüsse aus den Errungenschaften desOrchesters und Klaviersatzes der letzten 200 Jahre, von der Spätromantik überDebussy,Rachmaninow,Hindemith,Strawinsky,Gershwin bis hin zumRagtime und Jazz fließen darin zusammen. In das mit 10 Minuten etwas länger gehalteneThe Endless Enigma (siehe Noten undHörbeispiel vonEndless Enigma) ist eine vom Klavier vorgetragene dreistimmigeFuge eingebettet. Vom Anfangsteil mit Rockband-Besetzung führt eine Klavierüberleitung (1. Teil des Hörbeispiels) zu einem „Präludium“ (2. Teil des Hörbeispieles), welches bereits das Thema der darauf folgenden Fuge andeutet.
Die vomIntervall derQuarte dominierte, in punktiertem Rhythmus gespielte Fuge (3. Teil des Hörbeispieles) ist nicht ganz „streng“ gearbeitet (die BezeichnungFugato wäre treffender). Der ersteComes weicht im dritten Takt vomDux ab. Der zweite Comes sogar noch früher. Im weiteren Verlauf des Stückes treten die Themen nicht mehr auf. Im TitelAbaddons Bolero wirdRavels Methode, ein annähernd unverändert gehaltenesThema ständig zu wiederholen, in anderen Stimmen erscheinen zu lassen,umzuinstrumentieren und im Verlauf des Stücks kontinuierlich bis zum Höhepunkt zu steigern, aufgegriffen. Ohne klassische Vorbilder nicht vorzustellen ist schließlich das dreiteiligeThe Three Fates, bei dem der erste und zweite Teil eine ausgiebige Kirchenorgel- bzw. Klavierimprovisation ist.
Der Einfluss desJazz in vielen Titeln der Band ist durch die Verwendung vonJazzharmonik undJazzrhythmik sowie die entsprechende Melodiegebung (Jazzimprovisation) gegeben. So ist der SongStep aside (siehe Noten und) auf einer in der Rockmusik eher selten anzutreffenden Akkordfolge mit vielen erweiterten Akkorden aufgebaut.E mi 7 – E/b (Basston) – Eb mi 7 – Db# mi 7 – Db 6 (sus) – H maj /13 – F# add 9 – A maj /13 – F# add 6 – F# maj – A maj /13 – E add b9 – F# – Db maj #9. Im Mittelteil erscheint ein Klaviersolo in durchlaufenden 32-tel-Werten, welches aus der Zeit desBebop stammen könnte. Häufig wendet die Band ungeradeTaktarten, wie den durchDave Brubeck im Jazz populär gewordenen 5/4-Takt, an. Die Taktart wechselt dabei oft zusätzlich im Verlauf des Stücks, wie etwa beiInfinite Space oder inEruption ausTarkus, wo der 5/4-Takt zuerst in einen 3/4-Takt, dann in 4/4, und schließlich wieder in den 5/4-Takt des Beginns zurückfällt. Die jazzbetonte Spielweise des Schlagzeugs betont, wie im TitelTank (der teilweise fast ein Schlagzeugsolo darstellt), das Ganze zusätzlich. Stilistisch greift die Gruppe oft auf die Form des klassischenKlaviertrios des Jazz zurück. Beispiele dafür sind die TitelKarn Evil 9 – 2nd impression,Take a Pebble oder das bereits erwähnteStep Aside.
Laura Shenton:Emerson Lake & Palmer Pictures At An Exhibition: in-depth. Wymer Publishing, Bedford 2021,ISBN 978-1-912782-67-3 (englisch).
Mike Goode:Emerson Lake and Palmer: every album, every song. Sonicbond, Tewkesbury 2019,ISBN 978-1-78952-000-2 (englisch).
Garry Freeman:Do You Wanna Play Some Magic?: Emerson, Lake and Palmer In Concert 1970-1979. Soundcheck Books, London 2012,ISBN 978-0-9566420-8-0 (englisch).
Edward Macan:Endless Enigma: A Musical Biography of Emerson, Lake and Palmer. Open Court, Chicago 2006,ISBN 978-0-8126-9596-0 (englisch).
George Forrester, Martin Hanson, Frank Askew:Emerson, Lake and Palmer: the show that never ends: a musical biography. Helter Skelter, London 2000,ISBN 978-1-900924-17-7 (englisch).