Elisabeth Volkenrath, geboreneMühlau (*5. September1919 inSchönau an der Katzbach,Provinz Niederschlesien; † 13. Dezember1945 inHameln), war eine deutsche KZ-Aufseherin, die alsKriegsverbrecherin imBergen-Belsen-Prozess zum Tode verurteilt und hingerichtet wurde.
Elisabeth Mühlau war die Tochter des Waldarbeiters Josef Mühlau und dessen Ehefrau; sie hatte mindestens fünf Geschwister. Nach Beendigung der Volksschule war sie von 1933 bis Mai 1938 als Kindermädchen und Kochhilfe, danach als Friseurin beschäftigt.[1] Während desZweiten Weltkrieges verpflichtete sie sich Anfang Oktober 1941 beimSS-Gefolge, absolvierte unterDorothea Binz imKZ Ravensbrück eine Ausbildung zur Aufseherin und beaufsichtigte in der Folge Außenkommandos.
Im März 1942 meldete sie sich freiwillig für den Dienst imStammlager des KZ Auschwitz und erhielt dort einen Posten als Aufseherin in der Häftlingsschneiderei. Von dort wurde sie im August 1942 in das Frauenlager desKZ Auschwitz-Birkenau versetzt, wo sie eigenen Angaben zufolge bald darauf anFleckfieber erkrankte und in ein Hospital eingeliefert wurde. Nach dem Hospitalaufenthalt übernahm sie in Birkenau ab Ende Dezember 1942 die Paketstelle, wo sie ungefähr 25 bis 30 Häftlinge überwachte. In der Paketstelle wurden ihrer Aussage nach die ankommenden Pakete vomRoten Kreuz oder Häftlingsangehörigen durchsucht und anschließend an die entsprechenden Häftlinge ausgegeben. Zudem war sie zusätzlich hauptverantwortlich für die Brotverteilung im Lager. Diese Funktionen im Lager führte sie bis zum September 1944 aus. Danach wurde sie in das Stammlager des KZ Auschwitz zurückversetzt, wo sie Lagerführerin des Frauenlagers wurde. Im November 1944 wurde sie zur Oberaufseherin des Frauenlagers im KZ Auschwitz-Birkenau befördert und blieb in dieser Funktion bis zur Evakuierung des KZ Auschwitz im Januar 1945.[2][3]
Sie verlobte sich am 15. August 1942 mit Heinz Volkenrath (* 1920), einem in der Kommandantur des KZ Auschwitz tätigen SS-Unterscharführer, den sie bald darauf heiratete.[2]
Im Zuge der „Evakuierung“ verließ Volkenrath am 18. Januar 1945 Auschwitz und gelangte am 5. Februar 1945 in dasKZ Bergen-Belsen, wo sie unter demLagerkommandantenJosef Kramer arbeitete. Dort erkrankte sie eigenen Angaben zufolge nach wenigen Tagen erneut und nahm nach einem Hospitalaufenthalt ihre Tätigkeit als Oberaufseherin erst wieder am 23. März 1945 auf.[2]
Am 15. April 1945 wurde das KZ Bergen-Belsen durch britische Truppen befreit, die dort über 10.000 Tote und etwa 60.000 Überlebende vorfanden. Das SS-Lagerpersonal wurde am 17. April 1945 arrestiert und dazu verpflichtet, alle Leichen abzutransportieren und inMassengräbern zu bestatten.[4] Anschließend wurde Volkenrath mit den anderen Angehörigen des Lagerpersonals in das Gefängnis Celle eingeliefert. Im Mai 1945 wurde sie dort von Ermittlern desWar Crimes Investigation Team (WCIT) verhört, wobei auchHanns Alexander anwesend war und dolmetschte. Bereits im Vorfeld dieser Vernehmung hatten die Ermittler durch Aussagen ehemaliger Häftlinge von Volkenraths Brutalität erfahren. Volkenrath gab zunächst bereitwillig über ihren Werdegang Auskunft. Sie bestritt jedoch ihre Beteiligung an den Gaskammermorden im KZ Auschwitz. Auf die abschließende Frage Alexanders, wer denn für die Zustände im KZ Auschwitz die Verantwortung getragen habe, nannte sie den LagerkommandantenRudolf Höß und darüber hinaus den Reichsführer SSHeinrich Himmler. Aus den wesentlichen Inhalten dieser Vernehmung wurde eineEidesstattliche Erklärung erstellt und durch Volkenrath autorisiert.[5]
ImBergen-Belsen-Prozess (17. September bis 17. November 1945 in Lüneburg) wurde Volkenrath wegen ihrer in Auschwitz und Bergen-Belsen begangenen Verbrechen angeklagt. Sie plädierte wie alle anderen Angeklagten zu Beginn des Prozesses auf „nicht schuldig“.[6] Trotz glaubwürdiger Schilderungen von Zeugen leugnete sie die Beteiligung anMassenmorden und stritt ihr vorgeworfene Misshandlungen von Häftlingen ab. Zwar räumte sie ein,Selektionen im KZ Auschwitz beigewohnt zu haben, bestritt aber eine aktive Teilnahme daran. Über das Schicksal der auf Lastwagen verbrachten Selektierten sei sie nicht informiert gewesen, von denGaskammern habe sie nichts gewusst.[7]Sie gab zu, Häftlinge bei Missachtung von Weisungen geohrfeigt zu haben, und rechtfertigte dies mit der Aufrechterhaltung der Lagerordnung. Dass sie sich an Misshandlungen der Häftlinge beteiligt habe, sei aber eine „verdammte Lüge“.[8] Sie verstieg sich sogar zu der grotesken Aussage, dass sie durch den Lagerdienst in Auschwitz ebenso bestraft worden sei wie die Häftlinge, da die Aufseherinnen wie diese hätten hausen müssen. Zudem hätten die Aufseherinnen ihren Lohn nicht immer pünktlich und in voller Höhe erhalten. Auf die katastrophalen Zustände im KZ Bergen-Belsen habe sie den Lagerkommandanten wiederholt erfolglos hingewiesen.[9]
Am 17. November 1945 hörte sie gemeinsam mitIrma Grese undJohanna Bormann das Urteil. Alle drei Frauen wurden schuldig gesprochen undzum Tod durch denStrang verurteilt. Am 11. Dezember wurden Volkenrath und die zehn weiteren Verurteilten unter großem Sicherheitsaufgebot von Lüneburg ins Zuchthaus Hameln verlegt.[10] Der britische HenkerAlbert Pierrepoint vollstreckte die Todesurteile am 13. Dezember 1945 imZuchthaus Hameln.[11] Volkenrath wurde als erste an diesem Tag hingerichtet, ihr Todeszeitpunkt wurde auf 9:34 Uhr datiert.[12]
Personendaten | |
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NAME | Volkenrath, Elisabeth |
ALTERNATIVNAMEN | Mühlau, Elisabeth (Geburtsname) |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche KZ-Oberaufseherin |
GEBURTSDATUM | 5. September 1919 |
GEBURTSORT | Schönau an der Katzbach,Provinz Niederschlesien |
STERBEDATUM | 13. Dezember 1945 |
STERBEORT | Hameln |