Elend
Das WortElend stammt aus demmittelhochdeutschenEllende, das zunächst für „anderes Land“, „Verbannung“,[1] später fürNot und Trübsal steht.[2]Elend beschreibt einen Zustand von Not,Armut oderHilflosigkeit, bildungssprachlich auchMisere; ursprünglich gekoppelt mit der ZusatzbedeutungVereinsamung oder Ausgestoßenheit. Elend wird sowohl alsAdjektiv als auch alsSubstantiv genutzt und beschreibt in allen Formen einen „schlechten“ Zustand.
Etymologie und Begriffsverwendung
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Das zusammengesetzte Adjektiv aus demAlthochdeutschenelilenti (8. Jh.),mittelhochdeutschellende ‘aus der Fremde kommend, nicht einheimisch’ wurde in der Bedeutung ‘Fremdling’ substantiviert, ferner bezeichnete es ‘in derFremde lebend, aus der angeborenen Rechtsgemeinschaft ausgewiesen, verbannt’ sowie substantiviert ‘Vertriebener, Verbannter’. So dient das Wort auch als Übersetzung des lateinischen Substantivsexsilium (Verbannung), ein Zusammenhang, auf den auch dasDeutsche Wörterbuch derBrüder Grimm hinweist.[3] Seit dem 11. Jahrhundert wurde damit auch ‘Bedürftigkeit,Unglück,Jammer’ assoziiert. Das Adjektiv bezeichnete damit eigentlich ‘den, dessenHeimatland ein anderes ist’ als das, in dem er sich schutzlos aufhält. In neuerer Sprache stehtelend häufig im Sinne von ‘schlimm, schlecht’ (elender Dichter, Schurke) oder auch als Verstärkung ‘sehr’ („es ist elend heiß“). Aus dem Adjektiv entwickelte sich so das SubstantivElend für ‘Not, Armut, Unglück’, zunächst für ‘Fremde, Aufenthalt in der Fremde (im anderen Land), Heimatlosigkeit,Verbannung’ im 9. Jahrhundert sowie um das Jahr 1000 auch für ‘leidvolles Dasein’. Noch im 18. Jahrhundert gab es Verwendungen, die die alte Bedeutung der ‘Fremde’ bewahrten (ins Elend gehen, schicken).[4]
Im 15. Jahrhundert wurden sogenannteElenden-Herbergen hauptsächlich fürPilger eingerichtet. So definierte 1885 dasReallexicon der Deutschen Altertümer Vereine, „die sich die Sorge für arme und kranke Fremde zur Aufgabe gemacht hatten“, alsElenden-Brüderschaften.[5] DasGrammatisch-kritische Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart von Adelung definierteElend 1793 als veraltet fürExil: „ein fremdes Land, so fern der Aufenthalt in demselben als eine Strafe, oder als eine Widerwärtigkeit angesehen wird, exilium; ein größten Theils veraltetes Wort.“[6]
AlsVerelendung wurde 1867 nach derVerelendungstheorie vonKarl Marx der gesetzmäßige Prozess der Verschlechterung der Lebensverhältnisse der Arbeiterklasse im Kapitalismus bezeichnet, gleichbedeutend mit Verarmung undPauperismus.[4] In derZeit des Nationalsozialismus wurde der FilmDie Erbschaft vonJacob Geis undKarl Valentin wegen sogenannter „Elendstendenz“ mit einem Totalverbot belegt.[7]
Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑Ahd.elilenti ist zusammengesetzt auseli, "ander, jenseitig, fremd", undlenti, "Land" (Friedrich Kluge,Etymologisches Wörterbuch, 21. Aufl. 1975, S. 163). Die Betonung derflektierten Formen verlagerte sich erst in neuerer Zeit auf die erste Silbe. Noch imKantatenwerkBachs heißt es regelmäßig "im Elénde", "die Elénden".
- ↑Elend in duden.de, abgerufen am 9. Januar 2013
- ↑Vergleiche dort die Erläuterung s. v.ELEND, Bd. 3, Sp. 406): „1) urbedeutung dieses schönen, von heimweh eingegebnen wortes ist das wohnen im ausland, in der fremde, und das lat. exsul, exsilium, gleichsam extra solum stehen ihm nahe.“
- ↑abEtymologisches Wörterbuch nach Pfeifer,online imDWDS, abgerufen am 9. Januar 2013
- ↑Götzinger, E.: Reallexicon der Deutschen Altertümer. Leipzig 1885., S. 149–150.,online aufzeno.org, abgerufen am 9. Januar 2013
- ↑Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1789–1790,online auf zeno.org, abgerufen am 9. Januar 2013
- ↑Karl Valentin (Memento desOriginals vom 30. März 2013 imInternet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäßAnleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/deutsches-filminstitut.de inDeutsches Filminstitut, abgerufen am 9. Januar 2013