Einheitswurzel
In derAlgebra werden Zahlen, deren-tePotenz die Zahl 1 ergibt,-teEinheitswurzeln genannt.
Definition
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Es sei einkommutativer Ring mit Einselement und einenatürliche Zahl. Ein Element heißt einen-te Einheitswurzel, wenn es eine der beiden gleichwertigen Bedingungen erfüllt:
- istNullstelle desPolynoms
Die-ten Einheitswurzeln in bilden eineUntergruppe dermultiplikativen Gruppe, die oft mit bezeichnet wird.
Eine-te Einheitswurzel heißtprimitiv, falls für gilt.
Einheitswurzeln in den komplexen Zahlen
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]ImKörper derkomplexen Zahlen sind
die-ten Einheitswurzeln, wobei dieimaginäre Einheit ist.
Insbesondere ist mit und
eine vierte Einheitswurzel und des Weiteren
Setzt man
- ,
so ist primitiv, und diese Zahlen bekommen (in der gleichen Reihenfolge) die einfache Gestalt
- .
Ist klar, um welches es sich handelt, lässt man den unteren Index häufig fallen.
Gruppe der Einheitswurzeln
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Da und mit und auch Einheitswurzeln sind, ist die Menge aller Einheitswurzeln eine Gruppe. Die Abbildung
ist surjektiv. Der Kern dieser Abbildung ist. Die Gruppe der komplexen Einheitswurzeln ist daher isomorph zu derFaktorgruppe.
Geometrischer Bezug
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Die-ten Einheitswurzeln lassen sich in derkomplexen Zahlenebene geometrisch anschaulich interpretieren: Sie sind die auf demEinheitskreis (mit Mittelpunkt 0 und Radius 1) liegenden Ecken einesregelmäßigen-Ecks, wobei eine der Ecken die Zahl ist, denn diese ist für jedes eine-te Einheitswurzel.
Realteil undImaginärteil der Einheitswurzeln sind damit die Koordinaten der Ecken des-Ecks auf dem Kreis, d. h. für ist
- und .
Mehr siehe unterRadizieren komplexer Zahlen.
Summe der Einheitswurzeln
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Ist eine-te Einheitswurzel, so gilt
Diese Aussage folgt unmittelbar aus dergeometrischen Summenformel und ist ein Spezialfall der analogen Aussage fürCharaktere vonGruppen.
Beispiele
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Die zweiten, dritten und vierten Einheitswurzeln
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Die zweiten Einheitswurzeln sind
- ;
die dritten Einheitswurzeln sind
- ;
die vierten Einheitswurzeln sind wieder von einfacherer Form:
- .
Die fünften Einheitswurzeln
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Aus folgt
für. Lösen dieserquadratischen Gleichung liefert. Da der Winkel im 1. Quadranten liegt, ist positiv, und damit ist derRealteil von. DerImaginärteil ist nach demSatz des Pythagoras.
Eigenschaften der Einheitswurzeln
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Einheitswurzeln in (kommutativen) Körpern mit Charakteristik ≠ 0
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Ist dieCharakteristik desKörpers, dann ist eine-fache Nullstelle des Polynoms. Ist nichtTeiler der Ordnung, dann gelten die folgenden Aussagen auch für Körper mit Primzahlcharakteristik. Für zusätzliche Eigenschaften der Einheitswurzeln in solchen Körpern sieheEndlicher Körper#Multiplikative Gruppe und diskreter Logarithmus.
- Ist ein (kommutativer) Körper und, dann bilden die Elemente mit einezyklische Untergruppe dermultiplikativen Gruppe.
- DieGruppenordnung von ist stets ein Teiler von.
- Ist sie gleich, so sagt man, „enthält die-ten Einheitswurzeln“ und nennt „die Gruppe der-ten Einheitswurzeln“.
- Eine-te Einheitswurzel ist genau dann primitiv, wenn sie die Gruppe der-ten Einheitswurzelnerzeugt. DieOrdnung einer primitiven-ten Einheitswurzel ist. Die primitiven-ten Einheitswurzeln sind genau die Nullstellen des-tenKreisteilungspolynoms.
- Ist eine primitive-te Einheitswurzel, dann ist eine primitive-te Einheitswurzel (größter gemeinsamer Teiler).
- Die Anzahl der primitiven-ten Einheitswurzeln ist (Eulersche Phi-Funktion).
- Erweiterungen von, die durchAdjunktion von Einheitswurzeln entstehen, heißenKreisteilungskörper.
- Eineendliche multiplikativeUntergruppe eines (kommutativen) Körpers istzyklisch.
Beweis der letzten Aussage: ist eineabelsche Torsionsgruppe. Sie ist also zu einem direkten Produkt
- mit
isomorph ( := Menge der positiven Primzahlen). Und die sind zyklisch, weil die Gruppenelemente der Ordnung allesamt Nullstellen von sind und damit Potenzen voneinander. Schließlich ist wegen der Teilerfremdheit von Potenzen verschiedener Primzahlen das direkte Produkt zyklisch.
Beispiel für Einheitswurzeln in nicht-kommutativen (Schief)körpern
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Imnicht-kommutativenSchiefkörper derQuaternionen hat das Polynom die unendlich vielen Nullstellen
mit
- .
DieQuaternionengruppe ist eine endliche nicht-kommutative Untergruppe der multiplikativen Gruppe. Sie hat die Ordnung 8 und denExponenten 4. Für weitere endliche Untergruppen von siehe diesen Artikel überendliche Untergruppen der Quaternionen.
Einheitswurzeln in Restklassenringen
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Im Ring der ganzen Zahlen modulo ist die Zahl eine primitive-te Einheitswurzel, denn in diesem Ring gilt.
- Im Ring der ganzen Zahlen modulo ist die Zahl eine primitive-te Einheitswurzel.
Diese beiden speziellen Restklassenringe sind für dieComputeralgebra höchst bedeutsam, denn sie ermöglichen eine nochmals drastisch beschleunigte Variante derschnellen diskreten Fouriertransformation. Dies liegt darin begründet, dass Addition und Multiplikation dieser Restklassenringe durch entsprechende zyklische Addition und Multiplikation in einem unwesentlich größeren Restklassenring ersetzt werden können, und damit in binärer Zahlendarstellung die Multiplikation mit Potenzen der Zahl eine zyklische binäre Shift-Operation bedeutet, was wesentlich schneller durchführbar ist als eine allgemeine Multiplikation zweier Zahlen. Die erhebliche Zeitersparnis für die diskrete Fourier-Transformation ergibt sich aus der Tatsache, dass während der schnellen Fouriertransformation viele Multiplikationen mit der gewählten Einheitswurzel durchzuführen sind.
Literatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Siegfried Bosch:Algebra. 7. Auflage. Springer-Verlag, Berlin 2009,ISBN 978-3-540-92811-9, Abschnitt 4.5 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).