



Ehrenbürger sindnatürliche Personen, die einerKörperschaft angehören, ohne diemitgliedschaftlichen Rechte ausüben zu können, insbesondere das Wahlrecht.
Die Ehrenbürgerschaft kann verliehen werden von Staaten, Staatenverbünden, Universitäten sowie oft auch von Städten und Gemeinden. Sie würdigt besondereVerdienste der geehrten Person um dieauszeichnende Körperschaft.
In besonderen Fällen wird von Staaten eine Ehrenbürgerwürde verliehen. So wurdeTheodor Wolf 1921 zum EhrenbürgerEcuadors ernannt.Sir Winston Churchill wurde auf Beschluss desUS-Kongresses 1963Ehrenbürger der Vereinigten Staaten von Amerika.[1]Franklin Chang-Diaz ist EhrenbürgerCosta Ricas.Raoul Wallenberg wurde sogar von drei Staaten (Israel,USA undKanada) zum Ehrenbürger ernannt.
In denUSA verleihen auchBundesstaaten Ehrenbürgerschaften. Diese Ehrenbürgerschaft kann auch verliehen werden, wenn man einen gewissen Betrag spendet. In Texas genügt u. U. eine Spende von 500 US$ zur Erlangung der Ehrenbürgerwürde.
Mit der Anerkennung alsGerechter unter den Völkern kann die GedenkstätteYad Vashem den Geehrten „als Zeichen der Anerkennung für ihre Taten die Ehrenbürgerschaft – und, wenn sie verstorben sind, die israelischeStaatsangehörigkeit im Gedenken – verleihen.“[2]
Universitäten können neben derEhrendoktorwürde satzungs- und herkommensgemäß auch Ehrensenatoren undEhrenbürger der Universität ernennen.[3] So war z. B. KardinalKarl Lehmann Ehrenbürger derMainzer Universität.John F. Kennedy erhielt am 26. Juni 1963 die Ehrenbürgerwürde derFU Berlin.[4] Die Verleihung beruht auf ihrer eigenen Tradition, wonach die Universitäten seit demMittelalter eine von der Stadt, in der sie sich befanden, unabhängigeJurisdiktion bildeten.
Landesrecht regelt die Stellung der Ehrenbürger deutscher Hochschulen.[5] Gemäß § 9 Abs. 4 des Nordrhein-Westfälischen Hochschulgesetzes gehören unter anderen die Ehrenbürgerinnen und Ehrenbürger sowie die Ehrensenatorinnen und Ehrensenatoren der Hochschule an, ohne Mitglieder zu sein. Sie nehmen an Wahlen nicht teil.[6]
Rechtsgrundlage der Verleihung oder Entziehung des Ehrenbürgerrechts können dieGemeindeordnungen in Deutschland sein.[7][8][9][10] EineZweidrittelmehrheit desGemeinderats kann erforderlich sein.
Die Ehrenbürgerschaft wird üblicherweise auf Lebenszeit verliehen. Mitunter ist die Ehrenbürgerschaft mit besonderenPrivilegien verbunden, zum Beispiel die Gewährung von Vorzugsbehandlung (Freifahrt, freie Theaterkarten etc.) in stadteigenen Einrichtungen. Nicht ganz unüblich geworden ist es auch, prominente Persönlichkeiten, die es als Sohn oder Tochter dieses Ortes zu besonderer überregionaler Bekanntheit gebracht haben, derart zu ehren. Die Ehrenbürgerurkunde wird üblicherweise persönlich überreicht, sodass die Annahme auch eine Ehrerweisung des Geehrten an die Stadt darstellt.
Das Ehrenbürgerrecht geht ursprünglich auf dieFranzösische Revolution und ihren Titelcitoyen d’honneur zurück. Die ersten deutschen Städte, die einen ähnlichenEhrentitel verliehen, waren 1790Saarbrücken undHannover sowie 1795Frankfurt am Main undBremen.
Die Ehrenbürgerschaft wurde in Deutschland als Ehrenrecht ausgestaltet undursprünglich nur an Nichtbürger verliehen.[11] Beispielsweise wurde dem ersten Ehrenbürger BerlinsKonrad Gottlieb Ribbeck (1759–1826) am 6. Juli 1813 diese Auszeichnung zuteil, obwohl er kein Berliner Grundbesitzer war und nach derSteinschen Städteordnung von 1808keinen Anspruch hatte, das Bürgerrecht zu erwerben.[12]
Einzelne Städte inMecklenburg (z. B.Malchow) verliehen die Ehrenbürgerschaft seit Ende des 19. Jahrhunderts aus Anlass der 50-jährigen Wiederkehr des Erwerbs der Bürgereigenschaft bzw. des geleisteten Bürgereides.
Das Bürgerrecht zur Auszeichnung wurde von den städtischen Behörden erteilt. Mit dem Ehrenbürgerrecht sind bis heutein der Regel keine Rechtswirkungen verbunden.[13][14]
Die StadtDelmenhorst erfand 2003 für die PopsängerinSarah Connor den symbolischen Titel „Ehrenbotschafterin“, da eine Ehrenbürgerschaft mangels langjährigen ehrenamtlichen Engagements nicht in Frage kam.
Eine Ehrenbürgerschaft endet zwar mit dem Tod des Geehrten,[15] dennoch wird dem Geehrten manchmal einEhrengrab zuteil.[16] Mitunter wird auch imRathaus oder an einer anderen prominenten Stelle eineGedenktafel angebracht, auf der die Namen aller Ehrenbürger verzeichnet sind; häufig werden (allerdings in der Regel erst nach dem Tod) auch Straßen und Plätze nach Ehrenbürgern benannt. Allerdings ist hierbei meist nicht die Ehrenbürgerwürde alleine als solche der Grund, sondern die Umstände, die zu ihrer Verleihung geführt haben, begründen auch die Benennung.
Die Ehrenbürgerschaft kann zu Lebzeiten des Geehrten wegen unwürdigen Verhaltens entzogen werden. Auch diese Beschlüsse bedürfen einer Mehrheit von zwei Dritteln der gesetzlichen Anzahl der Mitglieder der Gemeindevertretung.
Da es sich bei der Ehrenbürgerschaft um einhöchstpersönliches Recht handelt, das mit dem Tod der geehrten Person erlischt, ist dieposthume Aberkennung einer Ehrenbürgerschaft rechtlich umstritten.[17]

Insbesondere für Vertreter derNS-Herrschaft wurde dies vermehrt praktiziert, um sich symbolisch zu distanzieren.[18][19]Adolf Hitler erhielt sie in rund 4000 Städten (sieheAdolf Hitler als Ehrenbürger). Für (lebende) Kriegsverbrecher wurde der Verlust der Ehrenbürgerwürde gemäß Artikel VIII, Ziffer II, Buchstabe i der Direktive 38 desAlliierten Kontrollrats in Deutschland vom 12. Oktober 1946 festgelegt. Dies setzte freilich eine gerichtliche Verurteilung voraus und galt mithin nicht für Hitler.
Einige Städte haben damaligen bereits verstorbenen Machthabern die Ehrenbürgerschaft dennoch symbolisch aberkannt. DerBerliner Magistrat entzog bereits 1948 Hitler undJoseph Goebbels die Ehrenbürgerschaft. Weitere Aberkennungen der Ehrenbürgerschaft Hitlers in neuerer Zeit erfolgten u. a. inDüsseldorf (2000),Saarbrücken (2001),Aschersleben (2006),Bad Doberan,Biedenkopf (2007) undKleve (2008) sowie inForst (Lausitz) (2009). In Österreich wurde ihm im Mai 2011 die Ehrenbürgerschaft vonAmstetten aberkannt.[20]
Dagegen argumentieren einige Kommunen, dass die Ehrenbürgerschaft von Toten nicht tilgbar ist, da die Ehrenbürgerschaft als eine persönliche Auszeichnung nur einem Lebenden zu- und aberkannt werden kann. Solche Kommunen distanzieren sich dann gelegentlich symbolisch von den einstigen Ehrenbürgern ohne formelle Aberkennung, so geschehen u. a. 2013 inSchmidmühlen und 2016 inLünen.[21][22] Dieses Vorgehen entspricht der Ansicht desVerfassungsrechtlersTheo Öhlinger: Die Aberkennung „braucht es nicht rechtlich gesehen, aber es ist ein symbolischer Akt, wenn bestimmte Menschen Ehrenbürger sind, die […] alles andere als zur Ehre der Gemeinde beitragen, dann hat es natürlich schon einen Sinn, sich […] öffentlich zu distanzieren.“[23]
Nach derDeutschen Wiedervereinigung kam es in Kommunen derneuen Bundesländer zur Aberkennung von Ehrenbürgerschaften, die von der Führung derDDR verliehen worden waren. So wurde 1992 dieEhrenbürgerschaft Berlins dem lebendenErich Honecker und postumWilhelm Pieck,Friedrich Ebert junior sowie zahlreichen teils lebenden, teils verstorbenen sowjetischen Militärpersonen und Funktionären aberkannt.[24]
1970 verliehOst-Berlin die Ehrenbürgerschaft an den 1929 verstorbenenHeinrich Zille und den 1967 verstorbenenOtto Nagel sowie 1975 an den 1945 verstorbenenNikolai Erastowitsch Bersarin. Das wiedervereinigte Berlin ehrte 2002 die 1992 verstorbeneMarlene Dietrich mit der Ehrenbürgerschaft.[25] Sechzig Jahre nach seinem Tod, im Jahre 2003, verlieh die saarländische LandeshauptstadtSaarbrücken dem 1943hingerichteten Widerstandskämpfer gegen den NationalsozialismusWilli Graf dieEhrenbürgerwürde,[26] 2016 nach Genehmigung durch denDeutschen Städtetag dem 1945 verstorbenenSozialdemokratenMax Braun.
Die StadtGotha schuf 1995 fürJosef Ritter von Gadolla, den im Frühjahr 1945 wegen der versuchten Übergabe der Stadt hingerichteten letzten „Kampfkommandanten“ Gothas, den Titel „Verdienter Bürger der Stadt“. Darüber hinaus wurden bislang (Stand 2015) weitere 31 Persönlichkeiten, die sich um die Entwicklung und den guten Ruf der Stadt verdient gemacht hatten, jedoch bereits verstorben waren, zu „Verdienten Bürgern“ ernannt.[27]
Nachdem das Thüringer Innenministerium 2017 erstmals einer posthumen Verleihung einer Ehrenbürgerwürde zugestimmt hatte, wurde Josef Ritter von Gadolla im Mai 2018 zum Ehrenbürger Gothas ernannt.[28]
Die1. Polnische Panzerdivision befreite am 29. Oktober 1944 die niederländische StadtBreda (welche seit Mai 1940 von derWehrmachtbesetzt gewesen war). Dafür wurden alle Soldaten dieser Einheit zu Ehrenbürgern der Stadt ernannt.[29]

Am 22. März 2022 verlieh derStadtrat von Paris der Stadt Kiew einstimmig die Ehrenbürgerschaft. Damit wurde dieser Titel erstmals einer Stadt verliehen.[30]