Egberto Gismonti

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Egberto Gismonti (1980)
Egberto Gismonti - Portrait by Gert Chesi, 80er

Egberto Gismonti (*5. Dezember1947 inCarmo,Bundesstaat Rio de Janeiro) ist einbrasilianischer Musiker. Er istKomponist,Pianist,Gitarrist,Akkordeonist bzw.Sanfona-Spieler undFlötist. Sein Werk ist nicht auf eine bestimmte Richtung festgelegt; er kombiniert Jazz undNeue Musik mitbrasilianischer Musik.

Inhaltsverzeichnis

Leben

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Gismonti wurde als Sohn eines Libanesen und einer Sizilianerin geboren. Er stammt aus einer musikalischen Familie: Bereits sein Großvater und sein Onkel leiteten Orchester. Bereits mit fünf Jahren begann er auf Wunsch seiner Eltern, das Klavierspielen zu lernen. Nebenbei spielte er auch Flöte, Klarinette und Gitarre. Sein Können an den verschiedenen, auch genuin brasilianischen Gitarrenarten wie etwa am Violão, eignete er sich autodidaktisch an. Nachdem er 15 Jahre lang klassisches Klavier in Rio de Janeiro und inNova Friburgo erlernt hatte, erhielt er ein Studienstipendium für klassische Musik in Wien, das er jedoch ausschlug, um sich der Popularmusik zu widmen. 1968 veröffentlichte er seine KompositionO Sonho, die von Os Três Morais interpretiert wurde. Wenig später ging er nach Frankreich und studierte Komposition und Orchestrierung amConservatoire de Paris beiNadia Boulanger undJean Barraqué.

Gismonti schrieb in der Folgezeit Lieder fürMarie Laforêt. Sein erstes AlbumEgberto Gismonti war 1969 noch von derBossa Nova beeinflusst. Erst auf dem AlbumOrfeo novo präsentierte er sich auch als Instrumentalist. Seine bekannte KompositionAgua e vinho komponierte er für Klavier zu einem Text von Geroldo Eduardo Ribeiro Carneiro.[1] Seit 1973 spielte er eine achtsaitige Spezialgitarre, u. a. bei Aufnahmen und Konzerten mitAirto Moreira,Flora Purim,Herbie Hancock,Miles Davis,Paul Horn oderCal Tjader.

Gismonti war auf dem internationalen Markt sehr erfolgreich: Das gemeinsam mit dem brasilianischen PerkussionistenNaná Vasconcelos eingespielte AlbumDança das cabeças („Tanz der Köpfe“) verkaufte sich über 200.000mal.[2] Er trat auf internationalen Festivals wie denBerliner Jazztagen oder demFestival International de Jazz de Montréal und ging wiederholt nicht nur mit Vasconcelos und eigenen Gruppen, sondern auch mitJan Garbarek,Charlie Haden,Ralph Towner,Collin Walcott oderL. Shankar auf Tournee.

Weiterhin arbeitete er auch mitElis Regina,Quincy Jones undHermeto Pascoal zusammen, später auch mitMaria Bethânia,Marlui Miranda,Wagner Tiso undYo-Yo Ma.

Um mehr Freiheiten für seine Musik zu haben, gründete Gismonti 1978 das eigenePlattenlabel Carmo, das auch einen großen Teil seiner alten Produktionen wieder zugänglich macht, die zunächst nur in Brasilien, Frankreich oder Italien erschienen waren. Er nahm seit Mitte der 1970er-Jahre auch fürManfred Eichers LabelECM auf. 2006 ergänzte er seine Aufnahmen von Orchesterwerken um die SuiteSertoes Veredas mit der kubanischenCamerata Romeu, zugleich spielte er mit seinem Sohn Alexandra DuosSaudações ein.

Leistungen

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Der unter anderem auch vonMaurice Ravel undJimi Hendrix beeinflusste Multi-Instrumentalist Egberto Gismonti bringt in seinen Kompositionen „Folklore, moderneKammermusik undJazz auf den Nenner einer völlig eigenständigen Musik“.[3]Martin Kunzler zufolge gilt er „seiner Kreativität und Originalität wegen als moderner Nachfolger vonHeitor Villa-Lobos.“[3]

Auszeichnungen

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1977 erhielt Gismonti denDeutschen Schallplattenpreis fürDança das cabeças, das im amerikanischen Magazin Stereo Review als Album des Jahres gewürdigt wurde.

Diskografie

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  • Egberto Gismonti (Elenco, 1969)
  • Sonho 70 (Polygram, 1970)
  • Janela De Ouro (1970)
  • Computador (1970)
  • Orfeo Novo (1971)
  • Água & Vinho (1972)
  • Arvore (1973)
  • Academia de Danças (Carmo, 1974)
  • Coraçoes Futuristas (1976)
  • Dança das Cabeças (ECM, 1977; mitNaná Vasconcelos)
  • Carmo (1977)
  • Sol Do Meio Dia (ECM, 1978; mitRalph Towner,Collin Walcott, Naná Vasconcelos undJan Garbarek)
  • No Caipira (Carmo, 1978)
  • Solo (ECM, 1979)
  • E. Gismonti & N. Vasconcelos & M. Smetak (1979)
  • Charlie Haden, Jan Garbarek & Egberto GismontiMagico (ECM, 1979)
  • Circense (Carmo, 1980)
  • Frevo (EMI Odeon, 1980)
  • Jan Garbarek/Charlie Haden/Egberto GismontiFolk Songs (ECM, 1981)
  • Em Familia (1981)
  • Sanfona (ECM, 1980/1981; solo bzw. mit Academia de danças (Mauro Senise,Zeca Assumpção,Nenê))
  • Fantasia (1982)
  • Sonhos de Castro Alves (1982)
  • Cidade coraçao (1983)
  • Egberto Gismondi & Hermeto Pascoal (1983)
  • Works (Kompilation 1976–1981, ed. 1984)
  • Duo Gismonti/Vasconcelos Jazzbühne Berlin '84 (rec. 1984, ed. 1990)
  • Egberto Gismonti & Naná VasconcelosDuas Vozes (ECM, 1985)
  • Trem Caipira (Carmo, 1985)
  • Alma (1986)
  • Feixe De Luz (1988)
  • Pagador De Promessas (1988)
  • Charlie Haden/Egberto Gismonti:In Montreal (rec. 1989, ed. 2001)
  • Dança dos Escravos (ECM, 1989)
  • Kuarup (1989)
  • Infância (ECM, 1990, mitJaques Morelenbaum und Nando Carneiro)
  • Amazônia (Carmo, 1991; Filmmusik)
  • El Viaje (1992, Filmmusik)
  • Casa das Andorinhas (1992)
  • Música de Sobrevivência (ECM, 1993)
  • Zigzag (ECM, 1995)
  • Meeting Point (ECM, rec. 1995, ed. 1997, mit der Litauer Staatssymphonie unter Gintaras Rinkevicius)
  • Saudações – 2009 (ECM rec. 2006/2007, ed. 2009 mitCamerata Romeu unter Zenaida Romeu bzw. Alexandre Gismonti)
  • Jan Garbarek/Egberto Gismonti/Charlie HadenMagico: Carta de Amor (ECM rec. 1981, ed. 2012, Doppel-CD)

Literatur

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Weblinks

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Anmerkungen

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  1. Michael Langer:Saitenwege. 500 Jahre Musik für klassische Gitarre. Band 2. Edition Dux, Reichertshofen 2007,ISBN 978-3-934958-56-2, S. 78 f.
  2. Eigentlich wollte er die Aufnahmen in einer Allstar-Besetzung mitRobertinho Silva, Luis Alves undNivaldo Ornelas aufnehmen, die aber von der Militärdiktatur an der Ausreise aus Brasilien gehindert wurden, sodass er sich in Oslo mit Vasconcelos traf. Vgl. Allmusic-Porträt.
  3. abKunzler,Jazzlexikon, S. 429
Personendaten
NAMEGismonti, Egberto
KURZBESCHREIBUNGbrasilianischer Musiker
GEBURTSDATUM5. Dezember 1947
GEBURTSORTCarmo, Rio de Janeiro
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