Efraim Zuroff

Efraim Zuroff (*5. August1948 inNew York) ist einisraelischer HistorikerUS-amerikanischer Abstammung. Er ist Direktor des Standorts Jerusalem desSimon Wiesenthal Centers.[1] Durch seine Initiativen, mutmaßliche Verbrecher desNationalsozialismus einerAnklage zuzuführen, wurde er als „Der letzte Nazi-Jäger“ bekannt. Er hat unter anderem das EhepaarDinko undNada Šakić sowieErna Wallisch ausfindig gemacht.
Biographie
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Zuroff wuchs in einerorthodox-jüdischen Familie im New Yorker StadtbezirkBrooklyn auf. Sein Vater war Rabbi, seine Mutter Direktorin des Studentenwerks an derYeshiva University.[2] DerSechstagekrieg löste 1967 eine verstärkte Beschäftigung Zuroffs mit seiner jüdischen Identität und der Geschichte desHolocaust aus.[3] Er nahm ein Geschichtsstudium an der Yeshiva University auf. Nach seinem Bachelor-Abschluss zog er 1970 nach Israel, wo er an derHebräischen Universität Jerusalem ein Masterstudium inHolocaustforschung absolvierte.[2]
1978 traf erSimon Wiesenthal, den er als seinen Mentor bezeichnet, und wurde Direktor desSimon Wiesenthal Center (SWC) in Los Angeles. Als Forscher desOffice of Special Investigations (OSI) desUS-Justizministeriums ging er 1980 wieder nach Israel, wo er Strafverfahren gegen Nazi-Kriegsverbrecher, die in den USA lebten, vorbereitete.[2] Seit 1986 ist er erneut für das Simon Wiesenthal Center tätig. Er leitet die Niederlassung des SWC inJerusalem und koordiniert die Verfolgung von Nazi-Kriegsverbrechen weltweit. Dies brachte ihm unter anderem die Bezeichnung „Der letzte Nazi-Jäger“ ein.
1998 konnte erDinko Šakić ausfindig machen, der sich Kriegsverbrechen während desZweiten Weltkriegs schuldig gemacht hatte und Aufseher imKZ Jasenovac im „Unabhängigen Staat Kroatien“ (NDH) war, sowie dessen EhefrauNada Šakić, einer Halbschwester vonVjekoslav Luburić und Wärterin imKZ Stara Gradiška, einem Außenlager von Jasenovac.[4] Zuvor hatten beide mehr als 50 Jahre unbehelligt inSüdamerika gelebt. Dinko Šakić wurde 1998 im Alter von 76 Jahren vonArgentinien anKroatien ausgeliefert und 1999 zu 20 Jahren Haft verurteilt, während Nada Šakić wegen Beweismangels wieder freigelassen wurde. Die belastenden Dokumente des Simon Wiesenthal Centers führten letztendlich zur Auslieferung des Ehepaares. Nach Angaben der Justizbehörden inZagreb litt sie an derParkinsonschen Krankheit und die Beweise reichten laut Auskunft der Staatsanwaltschaft nicht für eine Anklage aus. Efraim Zuroff protestierte scharf gegen die Entlassung. Zuvor übergab er den kroatischen Justizbehörden Dokumente, die Nada Šakić seiner Meinung nach überführen würden.

Seit 2001 publiziert er jährlich einen „Status Report“, in dem er über seine Untersuchungen und über die Anklage von kriminellenNationalsozialisten berichtet. 2002 führte er dieOperation Last Chance ein, die eine finanzielle Belohnung für all diejenigen bereitstellt, die sachdienliche Informationen und Hinweise liefern, die dabei helfen, ehemalige Nazi-Verbrecher zu überführen. Im Januar 2008 wurde die Belohnung für Hinweise von 10.000 Dollar auf 25.000 Dollar heraufgesetzt. Seit Beginn des Jahres 2008 versuchte Efraim Zuroff, die ehemalige KZ-AufseherinErna Wallisch einem Prozess zuzuführen. Am 16. Februar 2008 jedoch starb Wallisch im Alter von 86 Jahren, worauf auch die erneuten Ermittlungen durch dieösterreichische Staatsanwaltschaft „wegen Todes“ eingestellt wurden.
Über die Arbeit von Zuroff entstand 2012 unter der Regie von Nitza Gonen der israelische DokumentarfilmTzaiad Ha'Natzim Ha'Acharon (engl.:The Last Nazi Hunter).[5][6] Im Jahr 2006 bezeichnete Zuroff Österreich mit Verweis auf die passive und langsame Verfolgung von NS-Verbrechern durch die österreichische Justiz als „Paradies für NS-Verbrecher“.[7]
Efraim Zuroff engagiert sich auch gegen den Neofaschismus. Anlässlich des litauischenUnabhängigkeitstags protestierte er am 16. Februar 2013 gemeinsam mitDovid Katz gegen einen Aufmarsch von Ultranationalisten und Neonazis. Eine Woche später erlitt er einenHerzinfarkt.[8] Am 16. März 2014 nahm Zuroff an den Protesten gegen den Aufmarsch zu Ehren derlettischen Legionäre in Riga teil.[9]
Mit seiner Frau Elisheva lebt Zuroff in der SiedlungEfrat imWestjordanland. Sie haben vier Kinder und sechs Enkel.[2]
Schriften
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Beruf: Nazijäger. Die Suche mit dem langen Atem: Die Jagd nach den Tätern des Völkermordes. In:Unerwünschte Bücher zum Faschismus.Nr. 10. Ahriman-Verlag, Freiburg im Breisgau 1996,ISBN 3-89484-555-4.
- Operation Last Chance. Im Fadenkreuz des „Nazi-Jägers“. Prospero Verlag, Münster 2011,ISBN 978-3-941688-16-2.
Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Literatur von und über Efraim Zuroff im Katalog derDeutschen Nationalbibliothek
- Simon Wiesenthal Center: Die Jagd nach den letzten Kriegsverbrechern - Debatten - FAZ. In: faz.net. 10. Juli 2007; abgerufen am 24. September 2022 (Interview mit Efraim Zuroff).
- Karadzic, Heim, Bin Ladin: Gesucht: Kriegsverbrecher - Feuilleton - FAZ. In: faz.net. 29. Juli 2008; abgerufen am 24. September 2022 (Interview mit Efraim Zuroff).
Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑Operation: Last Chance.About.HISTORY. In: swcjerusalem.org. Abgerufen am 24. September 2022 (englisch).
- ↑abcdInterview: Efraim Zuroff - The Jewish Chronicle. In: thejc.com. 4. Februar 2010, abgerufen am 24. September 2022 (englisch).
- ↑Time is short in the last Nazi hunter's quest for justice. In: independent.co.uk. 10. Mai 2011, abgerufen am 24. September 2022 (englisch).
- ↑Chris Hedges: War Crimes Horrors Revive As Croat Faces Possible Trial - The New York Times. In: nytimes.com. 2. Mai 1998, abgerufen am 24. September 2022 (englisch).
- ↑Tzaiad Ha'Natzim Ha'Acharon. Internet Movie Database, abgerufen am 24. September 2022.
- ↑Eva-Elisabeth Fischer: Nazi-Jäger auf den Jüdischen Filmtagen - München - SZ.de. In: sueddeutsche.de. 30. April 2015, abgerufen am 24. September 2022.
- ↑Zuroff: „Österreich ein Paradies für NS-Verbrecher“. In: derstandard.de. 1. Februar 2006, abgerufen am 19. Juli 2024.
- ↑Louis Lewitan: Das war meine Rettung: Beruf: Nazijäger. In: zeit.de. 23. Januar 2014, abgerufen am 24. September 2022.
- ↑16 марта в фотографиях: флаги, виселицы, ограждения и цветы - DELFI. In: rus.delfi.lv. 16. März 2014, abgerufen am 24. September 2022 (Foto: Efraim Zuroff am 16. März 2014 in Riga).
Personendaten | |
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NAME | Zuroff, Efraim |
KURZBESCHREIBUNG | israelischer Historiker US-amerikanischer Abstammung |
GEBURTSDATUM | 5. August 1948 |
GEBURTSORT | New York |