Edelfell

(Gouache, 1920?)
Die BezeichnungEdelfell,Edelpelz, allgemeiner auchEdelware genannt, stammt aus demRauchwaren- und Pelzhandel. Es werden damit besonders hochwertigeFellarten ausgezeichnet, die Abgrenzung zu den übrigen Pelzsorten ist jedoch verschwommen und war in den verschiedenenModeepochen nicht immer gleich. Abstufend sind im Handel auch die Begriffe „halbedle“ und „unedle“ Felle im Gebrauch.
Zumindest seit dem Entstehen der modernen Pelzmode, etwa im letzten Viertel des 20. Jahrhunderts, als man begann, den Pelz nicht nur alsFellfutter, sondern mit dem Haar nach außen zu tragen, werden unumstrittenZobel,Silberfuchs,Nerz,Hermelin,Baum- oder Edelmarder undChinchilla zu den Edelpelztieren beziehungsweise zu den Edelfellen gerechnet.
Edelfelle
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Der Veterinärrat Ulf D. Wenzel definierte im Jahr 1984, was ein Edelpelztierfell ausmacht, folgendermaßen:
- „Als Edelpelztierfelle sind Felle von Tieren zu bezeichnen, deren Haarkleid, Farbe und Zeichnung eine besondere Schönheit aufweisen, wobei die Schöheit und nicht dieHaltbarkeit dominierend ist.“
- „Der Höhe des Aufkommens von Edelpelztierfellen sind durch die Bedingungen der Produktion oder durch Jagd und Fang bestimmte Grenzen gesetzt.“
- „Der Aufwand für Jagd und Fang oder für die Produktion in Käfighaltung ist gegenüber anderen Fellarten höher.“[1]
Zobel, Nerz, Hermelin, Baum- oder Edelmarder und der Luchs gehören zweifellos zu den klassischen Edelpelzen. Auch das russischeFehfell, insbesondere das graue Fehrückenfell, stand schon im Mittelalter in sehr hohem Ansehen.
- Zobelfelle galten schon im frühen Mittelalter als die wertvollsten Felle. Sie fallen im Aussehen besonders unterschiedlich aus und lassen sich, ähnlich der Reinheit von Diamanten, in ihrer Wertigkeit entsprechend fein differenzieren. Die besten Zobel werden als „Kronenzobel“ gehandelt.
- DieFelle desBaummarders, auch Edelmarder genannt, kommen im Aussehen dem Zobel sehr nahe und werden ebenfalls sehr geschätzt. Beim Baummarder dokumentiert sich der gegenüber demSteinmarder höhere Fellwert bereits im deutschen Zweitnamen des Tieres.
- DerNerz, ebenfalls aus der zoologischen Familie der Marder, zeichnet sich vor allem durch seine große Strapazierfähigkeit aus. Auch ist er mit seiner flachen Haarstruktur besonders für Pelzjacken und -mäntel geeignet. Durch das hohe Zuchtaufkommen hat er den Nymbus der Seltenheit verloren, den Zobel- und auch Baummarderfelle noch haben.
- Ebenfalls der Marderfamilie zugehörig ist dasHermelinfell. Das weiße Winterfell war lange Zeit Kaisern und Königen und sehr hohen weltlichen und kirchlichen Würdenträgern vorbehalten.
- Ebenso wie das Hermelin, aus dem kalten Nordosten, vor allem aus Sibirien, kommt dasFehfell. Es stammt vom russischenEichhörnchen, besonders gefragt ist das graue Rückenfell. Aber nicht nur Fehrücken, sondern auch das weiße Bauchfell mit seinen grauen Rändern war zeitweise Kleidung vor allem höherer Geistlicher (Mozzetta,Almutia).
- DasChinchillafell des in Südamerika beheimateten Tieres gelangte mit der Eroberung des Kontinents in den Welthandel, die Felle kommen heute sämtlich aus der Zucht, nachdem dieChinchillas durch übermäßige Bejagung in ihrem Ursprungsland nahezu völlig ausgerottet wurden. Die für die Pelzverarbeitung wichtigenEigentlichen Chinchillas wurden im Handel ebenfalls mit dem Zusatz „Edel“ als Edelchinchillas bezeichnet.
- Luchsfelle dienten bereits im Altertum als besonders effektvoller Besatz und Verbrämung. Insbesondere dieDogen Venedigs werteten ihre kostbaren, mit Hermelin gefütterten Gewänder gern zusätzlich mit dem Bauchfell desLuchses auf.
Die Industrie und Handelskammer zu Berlin wurde 1932 im Verlauf eines Prozesses zu einem Gutachten aufgefordert, was unter der Bezeichnung „Edelpelze“ zu verstehen sei. In dem Gutachten gelangte sie zu einer besonderen, zeitgebundenen Klassifizierung, in der zur Verwunderung der Pelztierzüchter der zu der Zeit so aktuelle Silberfuchs nicht extra genannt wurde:
- „Es gibt gewisse Rauchwaren, die in jeder Qualität als »Edelpelze« zu bezeichnen sind. Dazu gehören: Chinchilla, Hermelin, Zobel, Nerz, Marder,Breitschwanz. Ausgenommen von der Bezeichnung »Edelpelz« werden bei diesen oben bezeichneten Rauchwaren ausgesprochene Untersorten und sogenannteSchwarten, ebenso die Klauen und Köpfe der Persianerfelle. Außerdem pflegt man als »Edelpelz« die obersten Sorten folgender Rauchwaren zu bezeichnen: Persianer, echte Füchse, Biber, Ottern,Dachse,Seal undSealbisam. Demgegenüber werden für »nichtedel« gehalten z. B.Halbpersianer (Schiras), Feh,Skunks, geringere Fuchsarten, Bisam,Pechanicky,Iltis,amerikanisches undaustralisches Opossum,Waschbär und alle Sorten Kanin. Bei Skunkspelzen ist zu betonen, daß nur die allerfeinsten Qualitäten dieser Fellart als »Edelpelz« bezeichnet werden dürfen.“[2]
Am weitesten gefasst wird der Begriff Edelpelztier ansonsten in der Pelztierzucht-Literatur. Im Jahr 1987 zählen die Autoren Löhle und Wenzel auch denSumpfbiber (Nutria), denSteinmarder, dasOpossum, denWaschbären, denMarderhund, dasKarakulschaf, den Iltis usw.(!) dazu, „Kaninchen gehören nicht zu den Edelpelztieren, sie nehmen eine Sonderstellung ein“.[3]
Edelfüchse
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Edelfuchssorten
- Von oben nach unten:
1. Blaufuchs
2. Weißfuchs
3. Platinfuchs
4. Bluefrost-Fuchs
5. Silberfuchs
6. Edelrotfuchs
7. Goldfuchs
8. Seefuchs (Marderhund)
9. Shadow-Fuchs
Die Bezeichnung „Edel“ wird in der Pelzbranche ganz besonders bei Fuchsfellen gebraucht. Als nicht „edle“ oder „halbedle“ Fuchssorten gelten neben anderen die Felle des gemeinenRotfuchses, des nordamerikanischenGrisfuchses und der südamerikanischenGraufuchsarten, überhaupt alle Wildfuchssorten außerhalb Europas, Asiens und Nordamerikas.
Die erstmals alsEdelfuchs bezeichnete Farbe war vor allem die des Silberfuchses, daneben die des Weißfuchses mit seiner Variante, dem Blaufuchs. Nach Beginn der Silberfuchszucht entstanden im Lauf der Jahrzehnte durchMutationszüchtung weitere Farbabweichungen vom allen gemeinsamen Stammvaters, dem Rotfuchs.
Die älteren, auch in der Wildform vorkommenden Edelfuchssorten sind:
- Silberfuchs
- Weißfuchs oder Eisfuchs
- Blaufuchs
- Kreuzfuchs
Auswahl neuer, in der Zucht entstandener Fuchssorten:→ Fuchsfell (Zusammenfassung)
- Platinfuchs
- Goldfuchs
- Golden Island Fuchs
- Bluefrost-Fuchs
- Verschiedene Arctic Marble Fuchssorten:
- Arctic Marble, Arctic Marble Frost, Arctic Marble Blue, Arctic Marble Cross, Sun Glo, Red Amber, Amber Frost, Red Platina, oder auch Red Platinum, Golden Island Shadow.
Unedle und halbedle Fellarten
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]„Als halbedle Felle pflegt der Rauchwarenhandel die Arten zu bezeichnen, die in Haltbarkeit und Farbton als Mittel zwischen edlen und unedlen Fellen anzusehen sind.“ Nach dieser Definition aus dem Jahr 1930 waren es zu dieser Zeit Arten wie Kreuzfüchse, bestimmte Rotfüchse,Luchs (wird heute, wie auch schon im Mittelalter, als Edelfell angesehen),Nutria,australisches Possum,Bisam und Feh.[4] Mit Zunahme der Pelztierzucht rechnete die diesbezügliche Fachliteratur jedoch eigentlich alle in wesentlichem Umfang vomEdelpelztierzüchter gezüchteten Arten zu den Edelpelztieren, also auch Nutria,Marderhund,Waschbär undIltis.[5]
Im Sprachgebrauch des Rauchwarenhandels wird als unedles Fell bezeichnet, „das, wie der Name an sich vermuten lässt, von geringer Güte ist, d. h. sich in kürzerer Zeit stark abnutzt, infolge schwacher Entwicklung der Unterwolle geringeren Wärmeschutz bietet und schließlich einen als so unschön empfundenen Farbton besitzt, dass er naturell nur wenig zu Pelzwerk verarbeitet wird. Es bedarf das unedle Fell meist der Färbung, um es dem Geschmack anzupassen“.[4] Wobei anzumerken ist, dass die Haltbarkeit eher eine untergeordnete Rolle einnimmt, sondern der Wert der Fellart sehr entscheidend ist. Das sehr empfindliche und in seiner Haarfeinheit einzigartige Chinchillafell wird ohne Einschränkung als Edelfell eingestuft.
Das typischerweise als unedel angesehene Fell ist das Kaninchen- bzw.Kaninfell, was diese Einschätzung aber auch meist zu Unrecht trägt. In der Wildform besteht diese Einstufung zwar zu Recht, diese Felle sind nur wenig haltbar und werden ungefärbt in der Regel auch nicht als attraktiv empfunden. Jedoch werden in der Zucht der Hauskaninchen Felle verschiedenster Sorten erzeugt, deren Pelz gute Trageeigenschaften aufweist, und deren Schönheit durchaus den Edelpelzen entspricht.
Edelcharakter, Edellamm und Edelware
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Das österreichische Pelz-Lexikon aus dem Jahr 1949 führt außerdem auf:
- Edelcharakter
- „Diese Bezeichnung kann einem gemeinen Fell zukommen, wenn es als Imitation eines Edelfelles gilt. So erhält ein Oberhaarlammfell, an sich ein gemeines Fell, Edelcharakter, wenn es als Silberfuchsimitation gefärbt ist. Wir sprechen auch von Edellamm bei Nutriettes, oder noch besser bei Buenos, Embros, Borregos [Lammfell-Veredlungsarten] und dgl. mehr.“
- „Edellamm,
- in der Pelzindustrie nicht etwa die Bezeichnung für Persianer (Karakul), sondern für jene Lammsorten, die im Veredlungswege Edelcharakter erhalten und Edelfelle überhaupt imitieren, wie Buenos, Borregos, indisch Lamm, Nutriettes, Bibus, Biberon, Oposette, Silberfuchslamm, Fokafix usw. [Lammfellveredelungen, letztere heute nicht mehr gebräuchliche Markennamen].“
- 39 Jahre später, im Jahr 1988, sagt ein Fachnachschlagewerk, inzwischen gegensätzlich: „Wegen ihres gegenüber anderen Lammfellsorten höheren Wertes bezeichnet man Persianer, Breitschwanz und bessere Halbpersianer, u. a. Schiras, Bagdads, auch alsEdellammfelle“.[6]
- Edelware
- „Im Gegensatz zumStapelartikel, ein Unterscheidungsausdruck im Rauchwarenhandel. Edelware bedingt mehr individuellere technische Behandlung, der Stapelartikel wird oft fabrikmäßig hergestellt, wenn auch nicht immer und überall.“[7]
Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑Ulf D. Wenzel:Das Pelztierbuch. Verlag Eugen Ulmer, Köln 1990, S. 15.
- ↑H. C.:Was sind Edelpelze? „(Aktenzeichen der Industrie- und Handelskammer zu Berlin: C 12 117/32 [XIV B 1]).“ In:Der deutsche Pelztierzüchter Nr. 6, München 1933, S. 140
- ↑Klaus Löhle, Ulf D. Wenzel:Kaninchen und Edelpelztiere. VEB Deutscher Landwirtschaftsverlag, Berlin 1987, S. 55–56.
- ↑abPaul Schöps:Die Weltproduktion an Kaninfellen. Sonderdruck ausVerhandlungen des I. Internationalen Kaninchenzüchter-Kongresses Leipzig 1930, Zeitschrift für Pelztier- und Rauchwarenkunde, Band III, Verlag der Reichs-Zentrale für Pelztier- und Rauchwarenforschung, Leipzig 1931, S. 260–261.
- ↑Ulf D. Wenzel:Das Pelztierbuch. Verlag Eugen Ulmer, Köln 1990.
- ↑Christian Franke/Johanna Kroll:Jury Fränkel’s Rauchwaren-Handbuch 1988/89. 10. überarbeitete und ergänzte Neuauflage Auflage. Rifra-Verlag, Murrhardt 1988,S. 264.
- ↑Alexander Tuma:Pelz-Lexikon. Pelz- und Rauhwarenkunde.Band XVII. Alexander Tuma, Wien 1949,S. 142–143 (Stichworte: Echte Felle, Edelcharakter, Edelchinchilla, Edelfelle, Edelfüchse, Edellamm, Edelpelzversteigerung, Edelware).