
DasDurchschnittsalter ist ein Fachbegriff aus der Bevölkerungswissenschaft (Demografie). Es beschreibt das durchschnittlicheLebensalter eines definierten Personenkreises alsarithmetisches Mittel des Alters aller Personen dieserPopulation zu einem bestimmten Zeitpunkt.[1] Es ist nicht zu verwechseln mit der durchschnittlichenLebenserwartung, welche die im Durchschnitt zu erwartende Zeitspanne, die einem Lebewesen ab einem gegebenen Zeitpunkt bis zu seinem Tod verbleibt, beschreibt.
Als Personenkreis in diesem Sinne gelten Personengruppen mit identischenMerkmalen wie etwa die Einwohner eines Staates oder einer Region. Der Begriff wird statistisch aber auch für Personengruppen wie Erwerbstätige, Arbeitslose, gebärfähige Frauen oder Studienanfänger angewendet.
Von dieser Kennzahl zu unterscheiden ist dasMedianalter, das benutzt wird, um die Alterung einer Population zu beschreiben.[2] In der Regel stimmt das Medianalter nicht mit dem Durchschnittsalter überein. Das Medianalter teilt eine Stichprobe in zwei Hälften, sodass die Werte in der einen Hälfte kleiner (oder gleich), in der anderen größer (oder gleich) sind wie das Medianalter. 2015 betrug das Medianalter der Weltbevölkerung 29,9 Jahre.[3] In Deutschland lag es 2024 bei 46,8 Jahren.[4]
Als demografische Kenngröße ist das Durchschnittsalter abhängig von der Alters- und Geschlechterstruktur der betrachteten Personengruppe, somit vom Anteil der männlichen und weiblichen Personen in einzelnen Altersgruppen sowie dem Anteil einzelner Altersgruppen an der gesamten Gruppe (vgl. auchBevölkerungspyramide). Diese Zusammensetzung ergibt sich aus der Summe der demographischen Hauptereignisse Geburten, Sterbefälle, Zu- und Abwanderungen (Immigration,Emigration). Die Einflussfaktoren auf diese vier genannten Ereignisse sind wiederum sehr vielfältig und abhängig von den aktuellen Rahmenbedingungen, etwa demkulturellen Umfeld, derReligion, dem sozialen und gesellschaftlichen Gefüge, der(volks-)wirtschaftliche Situation, dem Zustand derUmwelt, der Qualität desGesundheitswesens, derGeografie, derRechtsordnung, den politische Gegebenheiten oder auch den individuellenPräferenzen.
Umgekehrt kann das Durchschnittsalter auch Rückschlüsse auf den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklungsstand der Personengruppe zulassen.
Bekannteste Variante ist die Darstellung des Durchschnittsalters für eine räumliche Einheit (etwaStaat,Bundesland,Gemeinde,Ortsteil).
In Bezug auf das nationale Durchschnittsalter sind gegenwärtig zwei Extreme zu beobachten. In den meistenIndustrienationen steigt das Durchschnittsalter, bedingt durch eine sinkende Geburtenrate und die steigendeLebenserwartung, schon seit Jahrzehnten kontinuierlich an.[5] In derDritten Welt hingegen stagniert das Durchschnittsalter oder ändert sich nur marginal. Hier existieren zwar hoheGeburtenraten, aber die durchschnittliche Lebenserwartung ist vergleichsweise gering.[6]
Weltweit ist das Durchschnittsalter in den vergangenen 50 Jahren kontinuierlich angestiegen.[7] Lag es 1950 noch bei 23,9 Jahren, betrug es im Jahr 2005 bereits 28,1 Jahre. Dabei sind die Spannbreiten zwischen den einzelnen Staaten groß. Das niedrigste Durchschnittsalter hatten 2005 die Einwohner vonUganda mit nur 14,8 Jahren. Das höchste Durchschnittsalter besteht mit über 42 Jahren inJapan (42,9 Jahre),Italien (42,3) undDeutschland (42,1). In Deutschland lag 2013 das Durchschnittsalter für Männer bei 42,8 Jahren und für Frauen bei 45,5 Jahren.[1][8]
Die Statistiken derVereinten Nationen verdeutlichen auch den hohen Unterschied zwischen entwickelten und wenig entwickelten Regionen und damit den Zusammenhang zur Lebenserwartung, doch selbst innerhalb einer Region wie Afrika oder Europa sind große Schwankungen zu beobachten (etwa Europa: Durchschnittsalter: 39,0 Jahre, Spannbreite: 28,3 bis 42,3 Jahre).[9]
Die Entwicklung der Geburtenrate, der Lebenserwartung oder der Wanderungsbewegungen kann ausschlaggebend werden für die künftige Entwicklung einzelner Staaten.[10] So wird beispielsweise das ansteigende Durchschnittsalter in der zukünftigen Politik Chinas eine wichtige Rolle spielen.[11] In derVolksrepublik China leben zurzeit 1,314 Milliarden Menschen. China sieht sich mittelfristig immensen Problemen gegenüber. Die Lebenserwartung steigt mit demindustriellen Fortschritt des Landes.[12] Sollte sich an derEin-Kind-Politik[13] Chinas nichts ändern, werden ab dem Jahre 2030 nicht genügend erwerbstätige Nachkommen vorhanden sein, um die alternde Bevölkerung zu versorgen.[14]
World Population Prospects The 2006 Revision,PDF bei www.un.org
World Population Ageing 2007, United Nations Department of Economic and Social Affairs publications, Juni 2007PDF bei www.un.org
Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung