Drei Gleichen
Drei Gleichen | ||
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![]() Drei Gleichen um 1900, (v. l. n. r.:) Wachsenburg, Burg Gleichen, Mühlburg. Kamerastandpunkt war der Röhnberg. | ||
Höchster Gipfel | Wachsenburg (420,8 m) | |
Lage | Landkreis Gotha undIlm-Kreis,Thüringen | |
Teil der / des | Eichenberg–Gotha–Saalfelder Störungszone /Westthüringer Berg- und Hügellandes | |
Einteilung nach | Geologie /Handbuch der naturräumlichen Gliederung Deutschlands | |
Koordinaten | 50° 52′ 20″ N,10° 51′ 17″ O50.87216610.85474420.8Koordinaten:50° 52′ 20″ N,10° 51′ 17″ O | |
Gestein | Härtlingskuppen aufMittlerem Keuper, Schloßleite/Mühlburg aufMuschelkalk |
Drei Gleichen (auch:Gleichenschlösser) ist die Bezeichnung für einmittelalterlichesBurgenensemble inThüringen sowie für das Bergensemble, auf dem die Burgen stehen. Die Berge ziehen sich von neun Kilometer südöstlichGothas (Landkreis Gotha) bis fünf Kilometer nordwestlichArnstadts (Ilm-Kreis). Sie werden durch den südlich unweit der Gleichen entspringenden rechtenApfelstädt-ZuflussWeidbach in zwei Teilhöhenzüge separiert.
Im nordwestlichen Teilhöhenzug liegt auf369,6 m ü. NHN dieBurg Gleichen beiWandersleben, im südöstlichen dieMühlburg beiMühlberg (376,5 m ü. NHN) und dieVeste Wachsenburg beiHolzhausen (420,8 m ü. NHN). Jede der drei Burgen ist von einemNaturschutzgebiet umgeben.
Das Burgenensemble ist von derAutobahn 4 zwischenErfurt und Gotha gut in seiner Ausdehnung zu erfassen.
Die Drei Gleichen im Kurzüberblick
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Burg | Entstehungszeit | Höhe | Gemeinde | Koordinaten |
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Burg Gleichen | 1000 bis 1100 | 369,6 m ü. NHN | Drei Gleichen | 50° 53′ N,10° 50′ O50.88027777777810.838888888889 |
Mühlburg | um 700 | 376,5 m ü. NHN | Drei Gleichen | 50° 52′ N,10° 50′ O50.86888888888910.832222222222 |
Veste Wachsenburg | 930 | 420,8 m ü. NHN | Amt Wachsenburg | 50° 51′ N,10° 53′ O50.85833333333310.876388888889 |

Lage und Landschaft
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Die Drei Gleichen liegen im Mündungsdreieck derApfelstädt (im Norden) in dieGera (im Osten). Links des die Bergregion zweiteilendenWeidbachs liegt die Burg Gleichen imLandkreis Gotha, rechts des teilenden Baches liegen im gleichen Landkreis die Mühlburg und imIlm-Kreis die Wachsenburg.
Nordwestlich der Apfelstädt ragen dieSeeberge (bis409,2 m) empor, noch weiter nordwestlich und jenseits desWilden Grabens derKrahnberg (bis431,3 m).
Alle genannten Höhenzüge liegen im Bereich der vomHainich aus nach Südosten weisendenEichenberg–Gotha–Saalfelder Störungszone, die parallel zum Kamm desThüringer Waldes verläuft. Gemeinsam bilden sie den Ostrand dernaturräumlichen HaupteinheitWestthüringer Berg- und Hügelland und umrahmen darin ein südwestliches Nebenbecken des landläufigenThüringer Beckens, dessen Kernbecken sich unmittelbar nordöstlich anschließt.[1][2]
Berge
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Folgende Berge verteilen sich auf die beiden Teil-Höhenzüge (in Klammern je die Lage und die Höhe über NHN):[2]
- Nordwestlicher Höhenzug (NSG Röhrberg)
- Kaffberg (399,1 m)
- Burg Gleichen (369,6 m, südöstlich des Kaffbergs)
- Südöstlicher Höhenzug
- Wachsenburg (420,8 m,NSG Wachsenburg)
- Roter Berg (361,5 m, nordnordwestlich der Wachsenburg in deren NSG)
- Schloßleite (400,4 m, westnordwestlich der Wachsenburg,NSG Schloßleite)
- Nordöstlicher Muschelkalk-Randgrat in RichtungArnstadt (von dort, also Südost, nach Nordwest geordnet):
- Weinberg (337,7 m)
- Ziegenberg (332,6 m)
- Rückberg (328,9 m)
- Längel (320,6 m)
Burg Gleichen, Wachsenburg und Roter Berg stellen typischeHärtlingskegel dar. Dem gegenüber hat der Kaffberg nebst Röhnberg eine etwas länglichere, weniger steile Flanke und die Schloßleite nebst Mühlburg stellt schließlich einen gratartigenMuschelkalk-Rücken mit aufgesetzten Härtlingen dar, der durch einen Graben von der sich südwestlich anschließenden Muschelkalk-Hochfläche derOhrdrufer Platte getrennt wird.
Geschichte
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Die Burgen wurden zwischen dem 8. und 11. Jahrhundert erbaut, hatten nie dieselben Besitzer und sind auch äußerlich ungleich. Der Sage nach entstand der BegriffDrei Gleichen nach dem Einschlag einesKugelblitzes am 31. Mai 1231, nach dem die Burgen wie drei gleiche Fackeln gebrannt haben sollen. Dieses Ereignis ist die Grundlage für den „Dreinschlag“, ein Feuerwerksspektakel, das in den Jahren 2002, 2003, 2011, 2014, 2017 und 2023 durchgeführt wurde.
Während die Mühlburg und die Burg Gleichen nur noch gut erhalteneRuinen sind, wird die Wachsenburg heute als Hotel und Restaurant genutzt.
Vor etwa hundert Jahren befand sich an der Stelle, wo jetzt die Autobahn zwischen der Mühlburg und der Burg Gleichen verläuft, ein großer See. Der Wanderweg, der die drei Burgen verbindet, ist nach dem SchriftstellerGustav Freytag benannt.
Am 11. Oktober 2012 hat dieDeutsche Post eine 55-Cent-Briefmarke mit dem Motiv „Drei Gleichen“ herausgegeben.[3]
Landschaftsschutzgebiet und Naturschutzgebiete
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Das Gebiet der Drei Gleichen wurde bereits 1960 aufgrund seiner landschaftlichen Schönheit alsLandschaftsschutzgebiet mit einer Fläche von 857 Hektar ausgewiesen. Heute ist es rund 1700 Hektar groß, wovon rund 1200 Hektar zum Landkreis Gotha gehören.[2] Die rund um die drei Hauptburgen angelegtenNaturschutzgebieteRöhnberg,Schloßleite undWachsenburg gehören zu den insgesamt vier im Landschaftsschutzgebiet liegenden Naturschutzgebieten. Wegen seiner besonderen Bedeutung für den Arten- undBiotopschutz wurde das Gebiet der Drei Gleichen durch den Freistaat Thüringen für das europaweite Schutzgebietssystem Natura 2000 gemeldet.
Das Gebiet ist zudem alsFFH-Gebiet Nr. 062 mit einer Fläche von 888 Hektar ausgewiesen.[4]
Röhnberg
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]1997 wurde im Landkreis Gotha, größtenteils auf der GemarkungWanderslebens, das NSG Röhnberg rund um den nordwestlichen Teil-Höhenzug der Drei Gleichen angelegt, zu dem auch dieBurg Gleichen gehört; westlich grenzt unmittelbar derWechmarer Stausee an. Das 222,7 Hektar große Gebiet wurde 1996 unter Schutz gestellt. Es umfasst die Höhenrücken des Röhn-, Kaff- und Kallenberges sowie die Burg Gleichen.[2] Die Landschaft ist geprägt durch naturnahe Eichenmisch- und Eichentrockenwälder, Trocken- und Halbtrockenrasen, Trockengebüsche und Streuobstwiesen, alte Steinbrüche und vegetationsfreie Aufschlüsse („Badlands“). Im Gebiet leben zahlreiche geschützte und gefährdete Tier- und Pflanzenarten, die in ganz Thüringen nur noch selten anzutreffen sind. Dazu gehören der Hirschkäfer und die Blauflügelige Ödlandschrecke, der Uhu und dasFrühlings-Adonisröschen.
Schlossleite
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]1997 wurden überdies innerhalb der Gemarkung vonMühlberg, ebenfalls Kreis Gotha, das Gebiet des bewaldeten Höhenrückens derSchlossleite mit der RuineMühlburg und die ehemaligen Torfstiche in der Mühlberger Senke als Naturschutzgebiet mit 120,3 ha Hektar unter Schutz gestellt.[2] Eine besondere Attraktion im Frühjahr sind die fast den gesamten Waldboden bedeckenden Märzenbecher (Frühlingsknotenblume). Neben den auch im NSG Röhnberg lebenden Tieren sind von besonders hoher Bedeutung die wassergefüllten Torfstiche mit ihrer typischen Feuchtgebietsflora. Hier leben seltene und gefährdete Vögel, Insekten, Fische, Amphibien und Reptilien.
Wachsenburg
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Ebenfalls 1997 wurde auf dem GebietHolzhausens im Ilm-Kreis rund um die steilen und schroffen Hänge desWachsenburg-Hügels das gleichnamige Naturschutzgebiet mit 80,5 Hektar gesichert, das auch denRoten Berg umfasst.[2] Hier finden sich in den charakteristischen Wäldern, den Halbtrocken- und Trockenrasen, wärmeliebenden Gebüschen und Ackerwildkrautfluren viele Vertreter der vielfältigen, schutzwürdigen Flora und Fauna. Besonders zu nennen sind: Blauflügelige Ödlandschrecke, Schlingnatter und Lothringer Lein sowie die Zauneidechse.
Apfelstädter Ried
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Am linken Ufer derWeidbachaue unmittelbar südwestlichSülzenbrückens liegt das 1996 ausgewiesene, 18,5 Hektar großeApfelstädter Ried auf einer Höhe von gut250 m ü. NHN im Norden des Gebietes der Drei Gleichen, im äußersten Osten des Landkreises Gotha und im äußersten Süden derGemeinde Apfelstädt.[2]
Geologie
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Die abwechslungsreiche Landschaft und Vielfalt an geologischen Formationen sind die Gründe, warum die Gegend Teil desUNESCOGeoparks Inselsberg – Drei Gleichen wurde. Das Drei-Gleichen-Gebiet ist die Typusregion derArnstadt-Formation, einerlithostratigraphischen Einheit desMittleren Keuper in der Erdgeschichte.
An den südlichen Berghängen, besonders an der Burg Gleichen und der Wachsenburg (auch im nahe gelegenenSeebergen zu sehen), bildet der mittlereKeuper mit seinen bunten tonigenMergeln weithin sichtbare, tiefeErosionsfurchen von eigenartigem Reiz. Diese großflächigen und vegetationsfreien Aufschlüsse sind typisch für das Gebiet. Auf einigen Hügelkuppen lagert noch der feste Sandstein des Oberen Keupers (Rhät), der auch als Baumaterial für die Burgen diente.Muschelkalk bildet am Nordhang der Schloßleite ein ca. 1,5 km langes und 130 m breites Band. Charakteristisch für das Gebiet ist die Niederschlagsarmut. Auf engstem Raum sind hier extrem trockene Südhänge und schattig-kühle Nordhänge zu finden. Die kleinflächig wechselnden geologischen Schichten und subkontinentale Klimaverhältnisse bilden die natürliche Grundlage für eine einzigartige Tier- und Pflanzenwelt.
Veranstaltungen
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Der Drei(n)schlag
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]In den Jahren 2002, 2003, 2011, 2014, 2017 und 2023 wurde versucht, die Sage um den gleichzeitigen Brand der Burgen im Jahr 1231, durch den die Burgen zu ihrem Namen „Drei Gleichen“ kamen, nachzustellen, indem man die Burgen mit pyrotechnischen Mitteln bestückte und diese zeitgleich zündete. Aufgrund bestehender Probleme mit der Verkehrssicherheit auf der Autobahn 4 sowie zum Schutz der Natur wurde dieses Spektakel 2003 eingestellt und erst am 20. August 2011 nach längerer Pause wieder durchgeführt.[5] Aus Sicherheitsgründen wurde hierfür die Autobahn 4 vorübergehend gesperrt.[6] Der jüngste Dreinschlag wurde am 19. August 2023 durchgeführt.
Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑E. Meynen undJ. Schmithüsen:Handbuch der naturräumlichen Gliederung Deutschlands (6. Lieferung 1959) – Bundesanstalt für Landeskunde, Remagen/Bad Godesberg 1953–1962 (9 Lieferungen in 8 Büchern, aktualisierte Karte 1:1.000.000 mit Haupteinheiten 1960)
- ↑abcdefgKarten und Daten desBundesamtes für Naturschutz (Hinweise)
- ↑https://philatelie.deutschepost.de/Briefmarken/Weitere-Briefmarken/nach-Ausgabetag/4-Quartal-2012/Drei-Gleichen.html
- ↑Amtsblatt des Landkreises Gotha vom 23. Mai 2013
- ↑Dreinschlag-Website (Gemeinden Drei Gleichen und Amt Wachsenburg)
- ↑http://www.eisenachonline.de/polizeiberichte/dreinschlag-verkehrsinformation-der-verkehrspolizei-gotha-32458
Literatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Henricus:Das Reich der drei Gleichen. Berlin, Guido von List, o. J. [1923].
- Udo Hopf, Gerd Strickhausen & Elmar Altwasser:Die Drei Gleichen. Verlag Schnell und Steiner, Regensburg, 2. Auflage 2009.ISBN 978-3-7954-1389-7.
- Carl Polack:Wachsenburg, Mühlberg und Gleichen, die thüringischen Drei Gleichen in ihren Beziehungen zu einander. Verlag Müller, Gotha 1859 (Digitalisat)