Donaulimes
AlsDonaulimes bezeichnet man den Teil der römischenMilitärgrenze entlang derDonau im heutigenBayern,Österreich, derSlowakei, inUngarn,Serbien,Bulgarien undRumänien.
Geschichte
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]KaiserAugustus hat durch seine nordwärts gerichtete Expansionspolitik, vonItalien, derAdriaküste undMazedonien ausgehend, im Laufe seiner Amtszeit (30 v. Chr. bis 14 n. Chr.) das gesamte Gebiet des Donaulimes (Südufer) zur Nordgrenze desRömischen Reiches erklären können.[1]Dies geschah durch Eroberungen und Verhandlungen in der folgenden Reihenfolge:
Spätere Veränderungen erfolgten im oberen Bereich durch den Gewinn vonAgri decumates zwischen Rhein und Donau (86 n. Chr.) sowie am Unterlauf der Donau durch die BesetzungDakiens nördlich von Moesien (107 n. Chr.). Hier mussten sich die Römer allerdings im Jahr 280 n. Chr. wieder zurückziehen.
Beschreibung
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Die Grenzbefestigung bestand aus zahlreichen Wachtürmen,Legionslagern undKastellen. Aufgrund ihres versumpften und verästelten Ufers war die Donau nur mit Schwierigkeiten zu überwinden. Daher wurde anders als entlang des inDeutschland verlaufendenObergermanisch-Rätischen Limes kein Grenzwall angelegt. Die Lager wurden Mitte des 1. Jahrhunderts errichtet. Später wurden unterTrajan die Lager, die ursprünglich nur mit Erdwällen umgeben waren, auch mit Steinmauern umgeben.
Entlang des Limes wurde eineStraße angelegt, welche die Stationen, Kastelle und Festungen bis zumDonaudelta verband, der Donauweg (lateinischVia Istrum).[2]Die Römer nutzten die Donau auch zur zivilen und militärischenSchifffahrt, sodass einzelne Standorte alsFlottenkastelle für die römische DonauflotteClassis Pannonica bezeichnet werden.
Unterteilungen
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Bedingt durch die Länge dieser Grenze wird der Donaulimes oft noch in folgende Bereiche unterteilt:
- Obergermanisch-Raetischer Limes, wobei nur Teile entlang der Donau zum Donaulimes gezählt werden
- Norischer Limes
- Pannonischer Limes (entsprechend Ober-, Unterpannonien)
- Mösischer Limes oder auch
- Dakischer Limes (ab der AufgabeDakiens nördlich der Donau durchAurelian)
- Der Rätische Donaulimes zwischen Regensburg und Passau
- Der Norisch-Pannonische Limes im heutigen Österreich
- Der Pannonische Limes im heutigen Ungarn
- Der Mösische Limes im heutigen Bulgarien und Rumänien
Obergermanisch-Raetischer Limes
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Dieser Teil der ehemaligen Außengrenze des Römischen Reichs zwischen Rhein und Donau verläuft vom Rheinufer beiRheinbrohl inRheinland-Pfalz überHessen undBaden-Württemberg bis nachPassau an der Donau. Der Donaulimes beginnt im Westen mit demKastell Abusina an derAbens (etwa 0,5 km vor deren Mündung in die Donau) inNeustadt an der Donau (Bayern). Hier war auch einVexillationslager angesiedelt. Das UNESCO-WelterbeDonaulimes enthält noch einen Ort westlich davon, die römischenThermen inBad Gögging. Das erste Truppenlager ist dasVexillationslager in Eining-Unterfeld. Kastelle und Türme schützten die Grenze am weiteren Flusslauf stromabwärts, mit Konzentrationen beim LegionslagerCastra Regina (Regensburg), beiStraubing und bei Passau.
siehe auch:Liste der Kastelle am Obergermanisch-Raetischen Limes - Donaulinie
Limes in Noricum
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Die Passauer KastelleBoiotro undBoiodurum stellen den nördlichen Beginn des norischen Limes dar. Im Abstand von 14 km wurden Hilfskastelle Richtung Osten angelegt. Der damalige Verlauf entsprach vonLinz bisWien ungefähr der heutigenWiener Straße (B 1). Das KastellZeiselmauer ist die südlichste Befestigung.
Da auch die Donau nicht immer den notwendigen Schutz bot, wurden auch am Nordufer Brückenköpfe, wie inStillfried oder amOberleiser Berg, gegen dieMarkomannen errichtet. Diese wurden aber unterMark Aurels SohnCommodus wieder geräumt und entlang der Donau ein sieben Kilometer breitertoter Streifen angelegt.
Die zunehmend wieder verfallenden Befestigungsanlagen wurden erst unter KaiserValentinian I. (364–375) wieder renoviert und den aktuellen Kampfmethoden angepasst. Mauern wurden verstärkt und Wehrgräben erneuert. Außerdem wurden Türme an die Mauern angebaut. So fand man beiOberranna im Jahr 1960 Reste eines Wachtturmes. Diese Befestigung hielt aber nur weitere hundert Jahre. Im Jahr 488 wurde das heute österreichische Staatsgebiet geräumt. Die römischen Befestigungen am Unterlauf der Donau wurden auch danach wiederholt instand gesetzt, vor allem unterAnastasios I. undJustinian I. Sie dienten letztmals während derBalkanfeldzüge des Maurikios und auch unter seinem NachfolgerPhokas als Basis für größere militärische Operationen und wurden teilweise noch bis zum Einfall derProtobulgaren 679 auf das Gebiet der ProvinzMoesia secunda gehalten.
Erhalten sind noch einzelne Wehrtürme inBacharnsdorf in Niederösterreich, inMautern (Favianis) und inTraismauer (Augustiana). Auch inTulln undZeiselmauer gibt es noch erhaltene Reste. ImKürnberger Wald nahe Linz existieren Reste einer Ruine eines Wachturmes aus römischer Zeit.
Siehe auch:Liste der Kastelle in Noricum und Oberpannonien
Limes in Oberpannonien
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]DasKastell Klosterneuburg war die erste Befestigung nach der Grenze zu Noricum. AlsVindobona waren inWien römische Truppen massiert. Das älteste Kastell und Legionslager im heutigen Österreich war das vonCarnuntum beim heutigenPetronell-Carnuntum. Auf slowakischem Staatsgebiet liegend, folgt bald KastellGerulata (Rusovce). Weitere Befestigungen lagen am rechten Flussufer auf heutigem ungarischem Hoheitsgebiet, wie das LegionslagerBrigetio (Komárom-Szőny). Diesem gegenüber lag auf slowakischem Hoheitsgebiet das KastellKelemantia.
Siehe auch:
Limes in Niederpannonien
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An der unteren Donau, zwischen dem heutigen Bulgarien und Rumänien, wurde während der Herrschaft von KaiserTiberius im 1. Jahrhundert n. Chr. auf der rechten (bulgarischen) Seite dieUntere Donaustraße gebaut (englischLow Danubian Road), eineRömerstraße.
Römische Militärlager (Kastelle), kleinereGarnisonen und Wachtürme wurden zu beiden Seiten der Donau errichtet. Ebenso wurden zivile Siedlungen, überwiegend für Veteranen und ehemaligeLegionäre, gebaut. Folgende römischen Garnisonen waren die ersten, die im 1. Jahrhundert an der unteren Donau errichtet wurden:
- Augustae (in der Nähe des DorfesHurlets)
- Valeriana (in der Nähe des DorfesDolni Vadin)
- Variana (in der Nähe des DorfesLeskowez)
- Almus (in der Nähe der StadtLom)
- Regianum (in der Nähe der StadtKosloduj)
Die meisten Befestigungen lagen am rechten Flussufer auf heutigem ungarischem Hoheitsgebiet, wie das LegionslagerAquincum (Budapest). Ein kurzer Abschnitt ist heute kroatisches Staatsgebiet.
Siehe auch:
Limes in Obermösien (Moesia Superior)
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Folgende Legionslager sicherten den „nassen Limes“ in diesem Bereich ab:
- Singidunum (Belgrad, Serbien)
- Viminatium (Kostolac)
- Aquae (Prahovo, Bulgarien)
- Ratiaria (in der Nähe des DorfesArtschar)
Siehe auch:Liste der Kastelle am moesischen Limes
Limes in Niedermösien (Moesia Inferior)
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Im untersten Teil des Donaulimes liegen die TruppenlagerOescus (jetztGigen),Novae (Swischtow),Durostorum (Silistra) auf bulgarischem Hoheitsgebiet sowieTroesmis (jetztKreis Tulcea) im heutigen Rumänien. Die Befestigungen sichern die Grenze bis zum Donaudelta und ihrer Mündung ins Schwarze Meer.
Siehe auch:Liste der Kastelle am moesischen Limes
UNESCO-Welterbe
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Grenzen des Römischen Reichs – Donaulimes (westliches Segment) | |
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UNESCO-Welterbe![]() | |
Vertragsstaat(en): | Deutschland![]() Osterreich ![]() Slowakei ![]() |
Typ: | Kultur |
Kriterien: | (ii) (iii) (iv) |
Fläche: | 1.670,6422 ha |
Pufferzone: | 1.074,6755 ha |
Referenz-Nr.: | 1608 |
UNESCO-Region: | Europa und Nordamerika |
Geschichte der Einschreibung | |
Einschreibung: | 2021 (Sitzung 44) |
Zum 1. Februar 2018 wurde ein gemeinsamer Antrag Deutschlands, Österreichs, der Slowakei und Ungarns eingereicht, um den Donaulimes in die Welterbeliste aufzunehmen. Eine Entscheidung sollte im Juli 2019 fallen, ob derDonaulimes als UNESCO-Welterbe anerkannt wird.[3] DerWeltdenkmalrat, der das Welterbekomitee berät, hat diese Stätte zur Aufnahme in die Liste empfohlen.[4] Doch die ungarische Regierung scherte kurzfristig aus dem Anerkennungsprozess aus, da sie nun wünschte, dass die Überreste der römischen Stadt Aquincum im Norden von Budapest aus dem Welterbe ausgeklammert werden sollten. Damit wurde die Bewerbung für alle Teilnehmer hinfällig. Nach einer Überarbeitung des Vertragswerks sollte der Prozess 2021 wiederholt werden, doch erneut blockierte die Regierung Orban in Ungarn kurz vor dem Abschluss des Anerkennungsverfahrens die Aufnahme des Donaulimes in die Welterbestätten.[5]Am 30. Juli 2021 entschied dasWelterbekomitee derUNESCO, einen im heutigen Bayern, in Österreich und in der Slowakei gelegenen Abschnitt des Donaulimes unter der BezeichnungGrenzen des Römischen Reichs – Donaulimes (westliches Segment) in die Liste derWelterbestätten aufzunehmen. Der ungarische Abschnitt des Donaulimes bleibt vorerst ausgeklammert, weil Ungarn sich aus der zunächst gemeinsam mit Deutschland, Österreich und der Slowakei eingereichten Bewerbung zurückgezogen hatte.[6]Dies hat zur Folge, dass die Welterbestätte statt 175 nur noch 77 Elemente enthält.[7]Der östliche Teil des Donaulimes auf dem Gebiet der heutigen Nationalstaaten Bulgarien, Kroatien, Rumänien und Serbien wird ebenfalls im Rahmen eines gemeinsamen Bewerbungsprozesses von diesen Ländern nominiert; die jeweiligen Abschnitte wurden hierzu inzwischen in die nationalen Tentativlisten aufgenommen.[8][9][10][11]
Siehe auch
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Von Augustus bis Attila. Leben am ungarischen Donaulimes. In: Susanne Biegert (Hrsg.):Schriften des Limesmuseums Aalen.Band 53. Theiss, Stuttgart 2000,ISBN 3-8062-1541-3.
- Gerda von Bülow u. a. (Hrsg.):Der Limes an der unteren Donau von Diokletian bis Heraklios. Vorträge der Internationalen Konferenz Svištov, Bulgarien (1.–5. September 1998). NOUS, Sofia 1999,ISBN 954-90387-2-6.
- Herwig Friesinger u. a. (Hrsg.):Der römische Limes in Österreich. Führer zu den archäologischen Denkmälern. 2, korrigiert Auflage. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2002,ISBN 3-7001-2618-2.
- Kurt Genser:Der Donaulimes in Österreich. In: Württembergisches Landesmuseum (Hrsg.):Schriften des Limesmuseums Aalen.Band 44. Stuttgart 1990.
- Ralph F. Hoddinott:Bulgaria in Antiquity. An archeological introduction. Ernest Benn Ltd., London 1975,ISBN 0-510-03281-8,S. 111–142.
- Sonja Jilek:Grenzen des Römischen Reiches: Der Donaulimes, eine römische Flussgrenze. Uniwersytet Warszawski, Warschau 2009,ISBN 978-83-928330-7-9.
- René Ployer und Stefan Traxler:Der Donaulimes – westlicher Abschnitt – UNESCO-Welterbe seit 30. Juli 2021. In: Gesellschaft für Archäologie in Oberösterreich (Hrsg.):Sonius – Archäologische Botschaften aus Oberösterreich.Nr. 30. Leonding 30. April 2022,S. 14–16.
- Andreas Schwarcz, Peter Soustal und Antoaneta Tcholakova (Hrsg.):Der Donaulimes in der Spätantike und im Frühmittelalter. Wien 2016,ISBN 978-3-643-50689-4.
Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Informationsseite über den Donaulimes (ungarisch, englisch).
Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑Großer Atlas zur Weltgeschichte. „Das Römerreich von Augustus bis Hadrian“. 8. Auflage. Westermann, Braunschweig 1972,ISBN 3-14-100919-8,S. 34–35 Karte I.
- ↑NachIster, der in derAntike verbreiteten Bezeichnung für denUnterlauf der Donau.
- ↑Wissenschaftsstaatssekretär Bernd Sibler zum eingereichten Antrag auf Erweiterung der Welterbestätte „Grenzen des römischen Reichs“ um den Donau-Limes. Pressemitteilung desbayerischen Kultusministeriums. 2. Februar 2018, abgerufen am 12. Februar 2018.
- ↑Item 8B of the Provisional Agenda: Nominations to the World Heritage List. (PDF) 20. Mai 2019, abgerufen am 16. Juni 2019 (englisch).
- ↑Beispielloser Fall: Donaulimes vorerst nicht Welterbe. In: br.de. 26. Juli 2021, abgerufen am 27. Juli 2021.
- ↑Marcel Kehrer: Donaulimes wird Welterbe. In: br.de. 31. Juli 2021, abgerufen am 8. Juli 2023.
- ↑Danube Limes. In: World Heritage Site. Abgerufen am 8. Juli 2023 (englisch).
- ↑Frontiers of the Roman Empire – The Danube Limes (Bulgaria) (Submission). In: whc.unesco.org. 31. Januar 2020, abgerufen am 8. Juli 2023 (englisch).
- ↑Frontiers of the Roman Empire – The Danube Limes (Croatia) (Submission). In: whc.unesco.org. 31. Januar 2020, abgerufen am 8. Juli 2023 (englisch).
- ↑Frontiers of the Roman Empire – The Danube Limes (Romania) (Submission). In: whc.unesco.org. 31. Januar 2020, abgerufen am 8. Juli 2023 (englisch).
- ↑Frontiers of the Roman Empire – The Danube Limes (Serbia) (Submission). In: whc.unesco.org. 31. Januar 2020, abgerufen am 8. Juli 2023 (englisch).
- Befestigungsanlage (Römisches Reich)
- Bodendenkmal in Österreich
- Bodendenkmal in Ungarn
- Römisches Bauwerk in Österreich
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