AlsDonauföderation bzw.Donaukonföderation werden politische Bündniskonzepte zwischenDonauanrainerstaaten bezeichnet. Ursprünglich bildete der mit dem Ende desErsten Weltkrieges 1918 aufgelösteVielvölkerstaat der kaiserlich-königlichen MonarchieÖsterreich-Ungarn unter der Herrschaft der österreichischenHabsburger eine grobe, zumindest geographische Grundlage für spätere Ideen und Pläne unterschiedlicher Art, ein solches oder ähnliches Staatenbündnis neu zu beleben.
Bereits 1855 wurde in britischen und amerikanischen Medien die Möglichkeit einer Zerschlagung der DominanzÖsterreich-Ungarns und desOsmanischen Reiches auf dem Balkan und die anschließende Gründung eines föderalistischen Pufferstaates als Gegengewicht vor allem zumRussischen Reich diskutiert.[1] Damals gab v. a. die kürzlich erlangte UnabhängigkeitSerbiens undMontenegros Anlass zu solchen Gedankenspielen. So sah der entsprechende Entwurf beispielsweiseBelgrad als Hauptstadt des neuen „Donaustaates“ vor.
Der bekannteste Entwurf einer Donauföderation war ein politisches Konzept, das im Verlauf desZweiten Weltkrieges (1939–1945) vonOtto von Habsburg und dem britischen PremierministerWinston Churchill für die Neuaufteilung des zentralen Mittel- bzw. Südosteuropa nach dem Krieg entwickelt worden war. Es berücksichtigte insbesondere die Interessen der 1918 gestürzten österreichischen Habsburger auf teilweise Wiederherstellung ihres Einflusses bis zum Ersten Weltkrieg.

Das Konzept sah die Spaltung Deutschlands in kleinstaatlicheMonarchien und die Wiederherstellung desÖsterreichischen Kaisertums auf dem Staatsgebiet vonÖsterreich,Ungarn und derTschechoslowakei vor. Auch eine Eingliederung vonKroatien,Südtirol,Friaul,Istrien undSlowenien wurde überdacht, jedoch wäre dies aufgrund der Notwendigkeit einerAnnexion dieser Gebiete unwahrscheinlich gewesen. Der geplante Staat sollte somit keine Wiederherstellung des bis 1918 existierendenÖsterreich-Ungarn im direkten Sinne, sondern basierend auf demVölkermanifestKarls I. und den ReformvorschlägenAurel Popovicis alsFöderation gegründet werden. Aus der Vermischung der BegriffeDonauraum undFöderation bildete sich der im Grunde irrtümliche Begriff „Donauföderation“.
Ferner stand das Konzept im weiteren Zusammenhang mit den nie ausgeführten Plänen einerBalkaninvasion der Westalliierten im Zweiten Weltkrieg.
Die süddeutschen LänderBayern,Baden undWürttemberg sowieHohenzollern-Sigmaringen – ebenfalls als Monarchien wiederhergestellt – sollten imSüddeutschen Bund vereinigt werden, der schlicht eine auf Süddeutschland beschränkte Variante des historischenDeutschen Bundes darstellen sollte. Das resultierende neue Kaiserreich Österreich sollte nach dem geschichtlichen Vorbild Schutzmacht der süddeutschen Staaten, jedoch abweichend davon nicht wie ehedem (bis 1866/1867) Mitglied des Bundes werden. Eine Zoll- und Währungsunion des Bundes untereinander und mit Österreich sollte die Kleinstaaten vor dem wirtschaftlichen Verfall bewahren.
Dieses Konzept scheiterte jedoch an der Ablehnung durchFranklin D. Roosevelt undJosef Stalin auf derTeheran-Konferenz vom 28. November bis 1. Dezember 1943, da es deren Interessen nicht gerecht werden konnte.
Der primäre Grund für die Wiederherstellung des Kaiserreich Österreich liegt in der Theorie desMächtegleichgewichts auf dem europäischen Kontinent.Winston Churchill glaubte an die Notwendigkeit einerGroßmacht inMitteleuropa, um den Einfluss derSowjetunion auf demBalkan und imDeutschen Reich zu begrenzen. Aufgrund der vorangegangenen AnnexionenÖsterreichs und derTschechoslowakei durch dasnationalsozialistische Deutsche Reich sollte dem neuen Staat der Opferstatus gewährt, und er ähnlich wieFrankreich als Siegermacht anerkannt werden.
Während die süddeutschen Länder in den Süddeutschen Bund integriert werden sollten, beinhaltete das Konzept keine detaillierten Informationen über den Verbleib Norddeutschlands. Man geht jedoch davon aus, dass – eventuell mit Ausnahme vonPreußen undHannover – den übrigen Kleinstaaten der Eintritt in den Süddeutschen Bund gestattet worden wäre. Speziell der Status Preußens wäre fraglich gewesen, da der Staat im realen Geschichtsverlauf 1947 aufgelöst wurde.
Es gab jedoch Gedankengänge, auch Preußen – beschränkt auf seine östlichen Provinzen – undSchleswig-Holstein wiederherzustellen, ihm den Eintritt in eine Union mit den übrigen deutschen Staaten zu verbieten undPolen ohneDanzig und dasWartheland in dieSowjetunion zu integrieren. In diesem Falle gleicht das Vorgehen einer Revision der politischen Verhältnisse in Mitteleuropa vor 1866, die sich ebenfalls mit dem Theorem desMächtegleichgewichts erklären ließ.
Durch den Übergang der Gebiete östlich derOder-Neiße-Grenze in dieVolksrepublik Polen, die Teilung Deutschlands in vierBesatzungszonen und die Erklärung der Unabhängigkeit Österreichs unter alliierter Kontrolle im Sommer 1945 wurde der Plan einer Donauföderation endgültig Geschichte.
In den ersten Monaten nach derNovemberrevolution von 1918/19 strebte der ersteMinisterpräsident undAußenminister desFreistaatesBayern,Kurt Eisner (USPD), nach dem Sturz derWittelsbacher-Monarchie eine Donauföderation zwischen Bayern, der neu gegründetenTschechoslowakei und anderen Staaten an. Sein Ziel dabei war, eine Eigenständigkeit Bayerns, das zu diesem Zeitpunkt zwischen einer parlamentarischen Demokratie und einer sozialistischenRäterepublik stand, gegenüber dem Deutschen Reich zu behaupten. Dort zeichnete sich spätestens nach der Niederschlagung desSpartakusaufstandes im Januar 1919 die Entwicklung zur parlamentarischenWeimarer Republik ab.
Um die Möglichkeiten einer entsprechenden Föderation auszuloten, nahm Eisner Kontakt zur Regierung der Tschechoslowakischen Republik auf. Allerdings konnte Eisner seinen Plan nicht gegen die zunächst provisorische SPD-Reichsregierung, bzw. nach den Wahlen zur ersten Nationalversammlung ab 11. Februar 1919 gegen dieWeimarer Koalition ausSPD,Zentrum undDDP durchsetzen, zumal auch in der bayerischen provisorischen Regierung aus USPD und SPD uneinheitliche Positionen vertreten wurden.
Nachdem Kurt Eisner am 21. Februar 1919 von einem rechtsnationalistischen Attentäter ermordet worden war, mündete die Entwicklung in Bayern wenige Wochen später in die kurzlebigeMünchner Räterepublik. In ihr wurden neue Pläne einer revolutionären Donauföderation, unter anderem mit der zu dem Zeitpunkt kommunistischen RäterepublikUngarn unterBéla Kun, wieder aufgegriffen. Dabei erwog man auch, anders als unter der Ministerpräsidentschaft Eisners, eine radikale Loslösung Bayerns im Sinn einer staatlichen Unabhängigkeit vom Deutschen Reich. Aber auch diese Pläne zerschlugen sich schnell – spätestens, nachdem die Münchner Räterepublik am 2. Mai 1919 von rechtsnationalenFreikorps und Reichswehrverbänden blutig niedergeschlagen worden war.