Dnepr-Balten

DieDnepr-Balten (englischDnieper Balts) waren namentlich nicht bekanntebaltische Stämme am Oberlauf desDnepr und in angrenzenden Gebieten in der heutigenUkraine undRussland ungefähr vom 1. Jahrtausend v. Chr. bis 10. Jahrhundert n. Chr.
Die Bezeichnung ist hypothetisch und geht auf Untersuchungen zurück, bei denen am Oberlauf des Dnepr 1962 insgesamt ungefähr 800Hydronyme baltischer oder baltisch-slawischer Herkunft durch die russischen WissenschaftlerWladimir Toporow und Oleg Trubatschew[2]. festgestellt werden konnten. Studien des litauischen Linguisten Kazimieras Būga und der litauischen ArchäologinMarija Gimbutas bestätigten dies.
Die Dnepr-Balten entstanden möglicherweise aus der indoeuropäischenTrichterbecherkultur, die sich nach Osten infinno-ugrisches Gebiet derKammkeramikkultur ausbreitete und dort dieFatjanowo-Balanowo-Kultur bildete.
Archäologisch wurden am oberen Dnepr die baltischenDnepr-Dwina-Kultur (8. Jhd. v. Chr. – 4. Jhd. n. Chr.), die nachfolgendeTuschemlja-Kultur (4. – 7. Jhd.), die östlich benachbarteJuchino-Kultur (7. Jhd. v. Chr. – 1. Jhd. n. Chr.) und die nachfolgendeMoschtschiny-Kultur (5. – 7. Jhd.) festgestellt.
Seit dem 8. Jahrhundert drangen slawische Stämme von Süden ein (Kolotschin-Kultur,Wjatitschen) und verdrängten oder integrierten die baltischen Stämme. Im 10. Jahrhundert scheint dieser Prozess weitgehend abgeschlossen zu sein. Der möglicherweise baltische Stamm derGoljad (östlicheGalinder) könnte ein Rest der Dnepr-baltischen Stämme sein.
Indoeuropäischen Ursprungs sind diegotischen BezeichnungenDanapir für denDnepr undDanapirstadir (=Danapir-Stadt) fürKiew.
Literatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Marija Gimbutas:Die Balten. Herbig, München 1983.ISBN 3-7766-1266-5.online
Anmerkungen
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑In leicht vergrößerter und veränderter Variantehier auf der Website von Linguarium zu finden.
- ↑W. N. Toporow, O. N. Trubatschew:Лингвистический анализ гидронимов Верхнего Поднепровья (Linguistische Analyse der Hydronyme am oberen Dnepr). Moskau, 1962, 270 S.