Dnepr

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Dnepr
Дніпро, Dnipro, Dnjepr, Днепр, Дняпро, Dnjapro
Der Dnepr in Kiew

Der Dnepr in Kiew

Daten
LageRussland Russland,Belarus Belarus,Ukraine Ukraine
FlusssystemDnepr
QuellgebietWaldaihöhen inRussland
55° 52′ 19″ N,33° 43′ 27″ O55.8720633.7241220
Quellhöhe220 m (BSW77)
MündungSchwarzes Meer46.525732.2520Koordinaten:46° 31′ 33″ N,32° 15′ 7″ O
46° 31′ 33″ N,32° 15′ 7″ O46.525732.2520
Mündungshöhem (BSW77)
Höhenunterschied220 m
Sohlgefälle0,1 ‰
Länge2201 km
Einzugsgebiet531.817 km²
AbflussMQ
1670 m³/s
Linke NebenflüsseSosch,Desna,Trubisch,Sula,Psel,Worskla,Oril,Samara,Kinska
Rechte NebenflüsseDrut,Beresina,Bjaresina,Prypjat,Teteriw,Irpin,Ros,Tjasmyn,Basawluk,Inhulez
Durchflossene StauseenKiewer Stausee,
Kaniwer Stausee,
Krementschuker Stausee,
Kamjansker Stausee,
Saporischschja-Stausee,
Kachowkaer Stausee
GroßstädteSmolensk,Orscha,Mahiljou,Kiew,Tscherkassy,Krementschuk,Kamjanske,Dnipro,Saporischschja,Nikopol,Cherson
Schiffbarkeit1.677 km
Karte
Karte
Mündungslauf des Dnepr beiCherson

Mündungslauf des Dnepr beiCherson

Einzugsgebiet des Dnepr in den osteuropäischen Staaten
Russland, Belarus und Ukraine

Einzugsgebiet des Dnepr in den osteuropäischen Staaten
Russland, Belarus und Ukraine

Dnepr in der Oblast Kiew (Ukraine)

Dnepr in der Oblast Kiew (Ukraine)

Lage des Dnepr-Beckens

Lage des Dnepr-Beckens

DerDnepr (russischДнепр, im Deutschen auch alsDnjepr transkribiert,belarussischДняпроDnjapro,ukrainischДніпроDnipro) ist ein 2201 km langerStrom, der durchRussland,Belarus und dieUkraine in dasSchwarze Meer fließt. Er ist nach derWolga und derDonau der drittlängsteFluss Europas und seit der Anlage von fünfSchleusen auf rund 1700 km schiffbar.

Inhaltsverzeichnis

Historische Bezeichnungen

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Der Dnepr hat mehrfach einen Namenswechsel erfahren. Von denfrühantiken Griechen undRömern wurde der FlussBorysthénēs (aus skyth. *varu-stāna) genannt, was imSkythischen „weites Land“, d. h. dasWilde Feld, bedeutet.[1] Spätantike (seit dem 4. Jahrhundert n. Chr.) griechisch-lateinische Texte nennen ihnDanapris bzw.Danaper,[2] nach seinemsarmatischen Namen *dānu apara „ferner Fluss“.[3] Von denHunnen wurde der FlussVar genannt (Iord.Get. 51), was ursprünglich denKuban oder einen seiner Nebenflüsse bezeichnet und sich vom sarmatischen *var-dānu „breiter Fluss“ (Ptolemäus V, 8, 5,Ouardánēs) ableitet. Zur Zeit der Herrschaft derGoldenen Horde an seinem Unterlauf erhielt er dort den NamenUsu undOhu (vgl.krimtatar.Özü), später dannExi (tatarisch),Danapros (10. Jahrhundert) undLussem (16. Jahrhundert). Die heutige BezeichnungDnepr ist dieslawische Form des sarmatischen Namens. Dessen Vorderglied *dānu „Fluss“ wird auch als Wurzel der FlussnamenDonau,Dnister,Don undDonez vermutet. Wegen seiner großen Bedeutung in der slawischen Welt wird der Dnepr manchmal auchSlawutitsch „Slawischer Fluss“ bzw.Slavuta oderSlavutyč „Sohn des Ruhmes“ genannt.

Verlauf

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Der Fluss entspringt inRussland in denWaldaihöhen, etwa 200 Kilometer westlich vonMoskau. Nahe der OrtschaftBotscharowo (Бочарово) in denHöhen von Bely (Бельская возвышенность), zwischenBely undSytschowka, befindet sich das Quellareal, das seit 1981 Naturdenkmal ist. Die Quelle wurde schon im späten 17. Jahrhundert beschrieben. Sie liegt nur wenige Kilometer vomHauptwasserscheidepunkt Ostsee–Schwarzes Meer–Kaspisches Meer entfernt.[4]

Auf den ersten mehr als 200 Flusskilometern fließt der Dnepr in Richtung Südsüdwesten und passiert nach einem Knick in Richtung Westen die russische StadtSmolensk. Rund 60 Kilometer südlich von Smolensk erreicht er diebelarussische Grenze. Für etwa 15 Kilometer ist er Grenzfluss, bevor er sich beiOrscha in einem großen Bogen nach Süden wendet und den Osten von Belarus durchquert. Die größte Stadt, die er dabei durchfließt, istMahiljou (Mogiljow). Nach insgesamt gut 400 Kilometern erreicht er beiLojeu dieukrainische Grenze und ist für zirka 120 Kilometer erneut Grenzfluss, bis zur Einmündung in denKiewer Stausee, den ersten von mehrerenDnepr-Stauseen. Der Dnepr ist die Hauptwasserstraße der Ukraine und teilt das Land in einerechts- undlinksufrige Ukraine, wobei er etwa abKiew zunächst in Richtung Südosten fließt und unterhalb vonKamjanske, dem ehemaligen Dniprodserschynsk, in einem weiten Bogen, dem sogenanntenDnepr-Bogen, nach Südwesten umschwenkt. Nach insgesamt über 1000 Flusskilometern in der Ukraine mündet er schließlich westlich vonCherson über denDnepr-Bug-Liman, einen Mündungssee, insSchwarze Meer. Am Unterlauf machtenStromschnellen den Fluss noch bis ins 20. Jahrhundert auf einer Länge von 70 km weitgehend unschiffbar. 1932 wurde die Regulierung des Flusses südlich von Kiew abgeschlossen.

Schiffbarkeit und wirtschaftliche Bedeutung

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Der Dnepr ist regelmäßig auf einer Länge von 1677 km, bisOrscha,schiffbar. Bei günstigem Wasserstand ist auchDorogobusch erreichbar.[5] Durch denDnepr-Bug-Kanal bestand Anschluss an das europäische Binnenschifffahrtsnetz.

Neben dem Gütertransport mitFrachtschiffen (v. a. Bergbauerzeugnisse, Baustoffe, Holz und Getreide)[5] werden auf dem DneprFlusskreuzfahrten sowie, von den Häfen der großen Uferstädte aus, Ausflugsfahrten aufPassagierschiffen angeboten.

Entlang des Dnepr befinden sich riesigeStauseen, die zu einem System von staatlich betriebenen Wasserkraftwerken (GidroElektroStanzija / GES) gehören.

Am Dnepr-Bogen, zwischenKamjanske undSaporischschja, befindet sich heute eines der am dichtesten besiedelten Industriegebiete der Ukraine, in dem hauptsächlichEisen verhüttet wird.

Ökologie

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Aufgrund der hohen Dichte von Industriebetrieben am Dnepr-Bogen ist die Luft- undWasserverschmutzung dort seit mehr als 30 Jahren sehr hoch. Infolgedessen hat die Region die höchste Lungenkrebsrate des Landes zu verzeichnen. Die angesiedelte Industrie trägt auch zu einer übermäßigen Beanspruchung der Gewässer und zur Austrocknung und Verschlammung vieler kleinerer Bäche bei.

Das Dnepr-Becken

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Der Dnepr beschreibt bei der Entwässerung seines 531.817 km² messenden Einzugsgebietes ein großes, von Norden nach Süden verlaufendes „S“.

Die Zuflüsse im Dnepr-Becken bilden ein dichtes Flechtwerk von Wasserläufen. Von Westen her wird der Dnepr durch denPrypjat, im Norden durch dieBjaresina, im Nordosten durchDesna undSosch und im Osten durch denPsel gespeist. Im Süden mündet der Hauptstrom der Ukraine ins Schwarze Meer.

Nebenflüsse

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Die größten Nebenflüsse des Dnepr sind(r = rechtsseitig; l = linksseitig):Drut (r),Sosch (l),Bjaresina (r),Ros (r),Prypjat (r),Irpin (r),Teteriw (r),Desna (l),Sula (l),Tjasmyn (r),Psel (l),Worskla (l),Oril (l),Samara (l),Mokra Sura (r),Basawluk (r) undInhulez (r).

Siehe auch:Liste der Flüsse in der Ukraine#Flusssystem Dnepr

Wasserstraßennetz

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Über denDnepr-Bug-Kanal, den der polnische KönigStanislaus II. August anlegen ließ, besteht vom Oberlauf des Prypjat aus eine Verbindung zumBug und zurWeichsel und damit zurOstsee. DieserDnepr-Weichsel-Wasserweg wurde 1848 fertiggestellt und war lange einer der wichtigsten Transportwege von Südosteuropa und Kleinasien in den Norden. Um die Jahrtausendwende hat sich seine Bedeutung vermindert, er soll aber alsWasserstraße E40 ausgebaut werden.

Eine Verbindung zum litauischen Flusssystem besteht über dasOginskische Kanalsystem zurMemel und zumPregel.

Nicht schiffbare Kanäle

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Weitere Kanäle, die vom Dnepr abzweigen und zur Wasserversorgung der Ukraine beitragen, sind derDnepr-Donbas-Kanal, derDnepr-Krywyj-Rih-Kanal sowie der über 400 km langeNord-Krim-Kanal.

Inseln

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Im Dnepr liegen zahlreicheFlussinseln wie dieMuromez- undTruchaniw-Insel bei Kiew, dieKlosterinsel bei Dnipro undChortyzja bei Saporischschja.

Brücken

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Den Dnepr queren zahlreiche große Brücken, vor allem in den am Fluss liegenden Städten. Eine Übersicht über die Dneprbrücken ist auf derListe der Dneprbrücken zu finden.

Stauseen/Wasserkraftwerke/Schleusen

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Am Dnepr lagen unter anderem sechs großeStausee, von denen der Kachowkaer Stausee am 6. Juni 2023 zerstört wurde – flussabwärts gesehen sind dies:

NameFertig-
stellung
Leistung
in MW
Fläche
in km²
Volumen
in Mio. m³
Stauziel in m ü. M.
(Kronstädter Pegel)
Tiefe
(Ø) in m
Kiewer Stausee19640.235,50.92203.730103,00[6]4,0
Kaniwer Stausee19780.444,00.67502.62091,503,9
Krementschuker Stausee19610.686,42.25213.52081,006,0
Kamjansker Stausee19640.352,00.56702.45064,004,3
Saporischschja-Stausee19321.529,60.41001.10051,402,7
Kachowkaer Stausee19550.351,02.15518.20016,008,4

Zu jedem dieser sechs Stauseen gehört eine Schleuse. Erst deren Bau im frühen 20. Jahrhundert ermöglichte die bessere Nutzung des Dnepr als Transportweg. Es handelt sich um (flussabwärts) dieWyschhoroder Schleuse, am Kiewer Stausee (170 m lang, Hubhöhe 5 m), dieKanewer Schleuse (270 m lang), dieKrementschuker Schleuse (270 m lang, Hubhöhe 16 m), dieKamjansker Schleuse (270 m lang, Hubhöhe 13 m), dieSaporoschjer Schleuse (alte Dreikammerschleuse, je 120 m lang; bzw. neue Einkammerschleuse, 290 m lang, Hubhöhe 36 m) und dieKachowkaer Schleuse (270 m lang, Hubhöhe 15 m).

Ortschaften

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GrößereOrtschaften am Dnepr sind die StädteSmolensk,Orscha,Mahiljou,Kiew,Tscherkassy,Krementschuk,Kamjanske,Dnipro,Saporischschja,Nikopol undCherson. Nördlich von Kiew liegt – 20 km entfernt vom Dnepr –Tschornobyl am Prypjat, das seit April 1986 durch dieNuklearkatastrophe von Tschernobyl weltweit bekannt ist.

Kulturelle Rezeption

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Sergei Prokofjew komponierte 1930/31 das Ballett „Am Dnepr“ (russischНа ДнепреNa Dnepre) über die Rückkehr eines Soldaten nach demErsten Weltkrieg in sein Heimatdorf am Dnepr.[7]

Der KünstlerArchip Iwanowitsch Kuindschi malte mehrere Versionen einerMondnacht am Dnepr (russisch Ночь на Днепр). Das bekannteste Gemälde befindet sich imRussischen Museum in Sankt Petersburg.

Siehe auch

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Literatur

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Weblinks

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Commons: Dnepr – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Dnjepr – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. В. Д. Блаватский: „Βορυσθενίς“, in:Вестник древней истории 1968. S. 120; mit Quellenzitat: M. Vasmer:Südrussland. Leipzig 1923. S. 65 ff.
  2. Iris von Bredow (Bietigheim-Bissingen):„Borysthenes“. In:Der Neue Pauly. Brill Online; abgerufen am 21. May 2014.
  3. J. P. Mallory, Victor H. Mair:The Tarim Mummies: Ancient China and the Mystery of the Earliest Peoples from the West. Thames and Hudson, London 2000, S. 106.
  4. The Dnipro Source. In: International Environmental Expedition along the Dnipro River from its Headwaters to the Belarus Border (Russia). UNDP-GEF Dnipro Basin Environment Program. United Nations Development Program – Global Environment Facility (UNDP-GEF), 2002, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 16. November 2007; abgerufen am 29. April 2008 (englisch). 
  5. abDnieper River. In: britannica.com. Abgerufen am 25. Dezember 2022. 
  6. Nationaler Streßtestreport der Ukraine von 2001, Seite 49
  7. Schwanensee: Sergei Sergejewitsch Prokofjew: Na Dnjepre [На Днепре] / Am Dnjepr. Abgerufen am 30. August 2021. 
Normdaten (Geografikum):GND:4070511-0(lobid,OGND,AKS) |VIAF:244547785
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