DieDisputation ist ein wissenschaftlichesStreitgespräch, das alsVerteidigung eine der Prüfungsformen zur Erlangung vonakademischen Graden darstellt. In Österreich nennt man die FormDefensio.[1] Solche Diskussionen beginnen mit einer Aussage oder These, die bezweifelt wird oder zu der eine Gegenthese aufgestellt wird. Das wird dann solange besprochen, bis eine gemeinsame Erkenntnis oder Lösung gefunden wird.


Die BezeichnungDisputation kann aus demlateinischdisputatio undquaestio disputata (Quaestio) und demmittelhochdeutschendisputazie abgeleitet werden. Es war damit im akademischen Zusammenhang ein öffentlicher Wortkampf der Gelehrten über ein feststehendes Thema gemeint – also eine Art „Podiumsdiskussion“.
In der ZeitLuthers beispielsweise, als die Theologie noch die bestimmende Disziplin an den Universitäten war, verteidigte man seine Doktorthesen mit einer Disputation. Die Thesen hängte man in den „benachbarten“ Universitätsstädten öffentlich aus, wie etwa an die Tür derWittenberger Schlosskirche. Dieser Aushang am „Schwarzen Brett“ war die Einladung zu den Disputationen, die zunächst alsEinblattholzschnitt und im 17. Jahrhundert auch alsThesenblatt im großformatigenKupferstich gedruckt wurde. Wer kommen wollte, kam hinzu, wobei immer ein Gelehrter besonders geladen war, um mit dem Kandidaten zu disputieren. Die Protokolle dieser Disputationen wurden auch meistens veröffentlicht, meist nicht vom Kandidaten, sondern vom Prüfer. Jeder Gelehrte musste also mindestens einmal in seiner Laufbahn eine Disputation bestehen; man lud aber auch selbst zu weiteren öffentlichen Disputationen ein, wenn man bereits Doktor war: In der frühen Neuzeit war dies der übliche Weg des wissenschaftlichen Austausches.
Bei derdisputatio stellte derProponent, auchRespondent oderDefendant eine Behauptung auf bzw. vertrat eineThese, die derOpponent durch eine Gegenthese oder Antithese zu widerlegen suchte. Die Zuhörer (corona) standen hinter den Schranken (carceres). Das Verfahren einer Disputation baute auf der Lehrmethode derScholastik auf:
Die Disputation war vomMittelalter bis in dieNeuzeit die übliche Methode zur Klärung wissenschaftlicherStreitfragen. Berühmt ist dieLeipziger Disputation zwischenLuther undEck im Jahre1519 auf derLeipzigerPleißenburg.
Gleichzeitig war die Disputation aber auch eine Art Prüfung bei der Erlangung wissenschaftlicher Grade. Es gab eine
vor der versammeltenFakultät.
ImSpätmittelalter wurde die Disputation auch zur Verbesserung der Redegewandtheit der Schüler und Studenten gepflegt.Christian Wilhelm Kindleben sprach aber schon 1781 davon, dass die Disputationes seltener würden. In Deutschland war die Disputation vor demZweiten Weltkrieg nur noch an den theologischen, philosophischen und juristischen Fakultäten üblich und wurde ansonsten zumeist durch dasKolloquium oderRigorosum ersetzt.
Im Unterschied zumRigorosum bezieht sich die heutige Disputation als mündliche Doktorprüfung an vielen – aber nicht allen – Universitäten auf das Thema derDissertation oderHabilitation. Sie dient der wissenschaftlichen Auseinandersetzung sowie der Abwägung der Argumente (pro und contra) und ist nicht personenbezogen. Die Disputation als Form der mündlichen Doktorprüfung ist (anders als das Rigorosum) grundsätzlich öffentlich; Details unterscheiden sich aber auch in diesem Punkt von Fall zu Fall. Auch zur Erlangung des akademischen Grades alsBachelor oderMaster wird heute in einigen Studiengängen eine Disputation verlangt.
Die Disputation wird heutzutage an vielen Universitäten wieder eingeführt, nicht zuletzt wegen ihrer traditionellen Verwendung an den Universitäten und Hochschulen in denmittelosteuropäischen Staaten. So findet die Verteidigung der Doktorarbeit an tschechischen und polnischen Universitäten ausschließlich in Form einer öffentlichen Disputation statt.