Dies ist ein als lesenswert ausgezeichneter Artikel.

Disco Volante

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springenZur Suche springen
Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen sind unterDisco Volante (Begriffsklärung) aufgeführt.
Disco Volante
Studioalbum vonMr. Bungle

Veröffent-
lichung(en)

10. Oktober 1995

Label(s)Warner Bros. Records

Format(e)

CD ·LP ·MC

Genre(s)

Jazzcore

Titel (Anzahl)

12

Länge

  • 68 min 45 s (CD)
  • 52 min 35 s (LP)
  • 61 min 59 s (MC)
Besetzung

Gastmusiker:

Produktion

Mr. Bungle · Billy Anderson

Studio(s)

Aufnahmen:

  • Brilliant Studio,San Francisco
  • Hyde Street Studio, San Francisco
  • Coast Recorders, San Francisco
  • Shotwell Bomb Factory, San Francisco
  • Mills College Conert Hall,Oakland

Mix:

  • SoundCastle Studios,Los Angeles
  • Silverlake Studio, Los Angeles
  • Different Fur Studio, San Francisco
Chronologie
Mr. Bungle (1991)Disco VolanteCalifornia (1999)

Disco Volante ist das zweiteStudioalbum derJazzcorebandMr. Bungle. Das Album wurde im Oktober 1995 veröffentlicht.

Neben musikalischen Einflüssen vonJazz,Metal undFilmmusik orientierten sich die Musiker an Themen aus den BereichenLiteratur,Philosophie,Film undKunst, insbesondere jener desSurrealismus.

Das Album gilt als das ideenreichste, vielfältigste und wichtigste der Band.[1] Es wird gelegentlich als eines der innovativsten der 1990er Jahre bezeichnet;[2] kommerziell war es hingegen im Vergleich mit den weiteren Veröffentlichungen der Band und deren Musiker ein Misserfolg.[3]

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Nach der Tour zumselbstbetitelten Debütalbum von 1991 waren die meisten Mr.-Bungle-Mitglieder in anderen Bands und Projekten aktiv. Sänger Mike Patton arbeitete bereits seit 1989 mitFaith No More und lud den Gitarrist Trey Spruance nur wenige Monate vor der Produktion vonDisco Volante als Ersatz fürJim Martin hinzu. Gemeinsam veröffentlichten sie mit Faith No More das AlbumKing for a Day… Fool for a Lifetime. Schlagzeuger Danny Heifetz engagierte sich bei den BandsDieselhed undNeil Hamburger and the Hungry Man Band. Der BassistTrevor Dunn und der Saxophonist Clinton McKinnon spielten derweil unabhängig voneinander als Studio- und Ensemblemusiker im Großraum San Francisco.[4] Im Nachhinein bezeichnete der Schlagzeuger Danny HeifetzDisco Volante daher als „Renaissance“ der Band,[3] womit er sich jedoch auch zusätzlich auf die Rückbesinnung auf frühere Demoarbeiten der Band bezog. Diese Rückbesinnung hob auch Trey Spruance hervor.[5]

Entstehung

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Die Band schilderte dasSongwriting zuDisco Volante als schwierigen Prozess. Trey Spruance erklärte, dass die meisten Songs in mehreren Etappen entstanden. Der erste Schritt der Aufnahme der von ihm verfassten Titel bestand aus einerVierspuraufnahme vornehmlich der Gitarre. Anschließend sollte die Rhythmusgruppe einen der Gitarre entsprechenden Part spielen, welchen er mit aufnahm und abmischte. Im Anschluss fügte er der bisherigen Aufnahme den Keyboardteil hinzu. Erst mit dieser Rohfassung begann die Band mit den Aufnahmen.[5]

Trevor Dunn hingegen spricht ebenso von einerJam-Session, um die Ideen seiner Titel zu vervollständigen. Diese Auseinandersetzung der Band mit den geschaffenen Ideen der anderen Mitglieder betitelte er als traditionelle Mr.-Bungle-Methode, so dass nahezu alle Mitglieder an den einzelnen Titeln zumindest geringfügig beteiligt waren.[4]

Der Anteil ihres PlattenlabelsWarner Bros. Records bestand Spruance zufolge einzig in dem Geldvorschuss zur Produktion des Albums. Warner stellte Mr. Bungle eine Summe zwischen 80.000 und 100.000 US-Dollar zur Verfügung.[5]

Anders als das selbstbetitelte Vorgängerwerk wurdeDisco Volante nicht von dem mit der Band befreundeten JazzmusikerJohn Zorn produziert. Stattdessen wurde das Album, ebenso wie der NachfolgerCalifornia, von Billy Anderson produziert undabgemischt. Anderson hatte sich bereits zuvor über seine Arbeiten fürNeurosisEnemy of The Sun,The MelvinsHoudini undSick of It AllsScratch the Surface Bekanntheit verschafft.[6] Der gelernteToningenieur Anderson galt damals schon als wichtiger Produzent für Undergroundmetal und war populär für einen sehr rohen und aggressiven Klang.[7] Trotz seiner Fülle an weiteren populären Alben bezeichnete Anderson seine Arbeit mit Mr. Bungle als jene, welche ihn am meisten mit Stolz erfülle, und hob dabei die Länge der Arbeit anDisco Volante hervor. Von den ersten Aufnahmen bis zum fertigen Album arbeiteten Band, Gastmusiker und Produzent neun Monate an den einzelnen Stücken.[7]

Stil

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Mr. Bungle entfernten sich auf ihrem zweiten Studioalbum von dem durchSka,Punkrock,Funk Metal undHard Rock dominierten Stil des selbstbetitelten Albums und kehrten nach eigener Aussage näher zu ihren Wurzeln zurück.[5]Die alsDeath-Metal-Band gegründete Formation nahm nebenDoom- und Deathelementen jedoch auch Klangelemente ausAvantgarde-Jazz,Klezmer,Neuer Musik undFilmmusik auf.[8]

Neben dem durchgehend dominantem Metal undHardcore kommen auch Fragmente und Strukturen ausEasy Listening,Tango,Swing,Folklore oderTechno zum Tragen.[9]

Die Stücke erweisen sich als besonders wechselhaft und komplex. Obwohl sich auf dem Album keine Improvisationen finden, setzt sich die Melange aus Lärm und Musik stets aus einer Mixtur aus Free Jazz und diversen Bereichen des Metals zusammen.[10]

Auffällig im Gesamtklang des Albums ist sowohl die häufige Nutzung einerelektronischen Orgel als auch die diverserStimmeffekte. Ebenso ungewöhnlich für das Metal- und Hardcoregenre ist die wiederholte Nutzung desScat-Gesangs und dersinfonischen Dichtung.Nahezu alle Titel werden vonBrüchen durchzogen, die meist das gesamte Songgerüst zumindest kurzfristig variieren oder zerstören. Der Titel „Merry Go Bye Bye“ vollzieht diesen Wechsel vom Surfrock über Noise und Death Metal zum Pop der 1950er Jahre, ist dabei aber vergleichsweise wenig verschachtelt.[8] Andere Titel enthalten weniger offensichtliche Brüche wie das an Doom- undSludge Metal angelehnte „Everyone I Went To High School With Is Dead“, welches sich zum Ende überschlägt und zu einer Melange aus Avantgarde Jazz undNoise zerfällt.[11] Hinzukommend wird das gesamte Album von Geräuscheffekten und Klangsamples durchzogen, welche den jeweiligen Titel inhaltlich unterstützen oder ebenfalls kurzfristig brechen.[9]

Titel

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Disco Volante bedeutet wörtlich übersetzt „fliegende Scheibe“, stellt jedoch wie der deutsche Ausdruck „fliegende Untertasse“ auch ein italienischesSynonym für einUFO dar.[12] Den Titel „Disco Volante“ trugen ebenfalls ein italienischer komisch-groteskerScience-Fiction-Film aus dem Jahr 1964[13] und ein fiktivesTragflügelboot aus dem 1961 vonIan Fleming geschriebenen und 1965 verfilmtenJames-Bond-FilmThunderball.[14] Mr. Bungle coverten bereits Ende der 1980er Jahre, den vonTom Jones im Original gesungenenTitelsong.[15]Sowohl Dunn als auch Spruance und Patton betonten ihren Hang zu Surrealismus und Kinofilmen, besondersB-Movies,[4][16][17] woraus sich die Namensgebung des Albums erklärt.[18]John Zorn benannte einen Song der 1997er Neuauflage seines 1990 erschienenen AlbumsLocus Solus nach dem Album von Mr. Bungle.[18]

Gestaltung

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
Der Kopf eines Viperfisch.

Das Artwork wurde von der Band, demaustralischenComedian undPost-Punk-Musiker Gregg Turkington und der Musikerin Margaret Muffay entworfen.[19]Das Artwork basiert auf dem Titel „The Bends“ und nimmt Ideen derSurrealisten undJules Vernes20.000 Meilen unter dem Meer sowie Ian FlemingsThunderball auf.[20]

Das Coverphoto zeigt einen getrocknetenViperfisch, der das Auge einer jungen Frau umschließend von ihr gehalten wird.[10] Das Bild erinnert über den Ausschnitt und die blassgrüne Farbigkeit an die markante Szene des FilmsEin andalusischer Hund, in der einer Frau vermeintlich mit einem Rasiermesser ins Auge geschnitten wird.[21] Den Film benannte Dunn unter anderem als einen seiner wichtigsten nichtmusikalischen Einflüsse.[4] Das Foto stammt von Arthur Hertz, einem der Direktoren des Wometco EnterprisesMiami Seaquarium.[22] Die weiteren Fotos unterstreichen ebenfalls den surrealen Aspekt des Albums. Die Bookletrückseite ziert eineIllustration desNational-Geographic-Illustrators Davis Meltzer,[23] eine dunkel gehaltene Unterwasserszene mit mehreren Tauchern und einigen technischen Apparaturen inklusive einer auf dem Boden verankerten Luftkuppel. Dabei weisen die roten Taucheranzüge und die Illustration deutliche Ähnlichkeit zumLook Down/Underwater Battle Plakat des James-Bond-FilmsThunderball vonFrank McCarthy aus dem Jahr 1965 auf.[24]

Die Rückseite der Hülle enthält die Titelangaben ohne die versteckten Stücke in grüner Schrift auf schwarzem Grund, Band- und Albumnamen sowie eine Unterwasseraufnahme. Das Bild zeigt einenHelmtaucher. Dieser wird jedoch anstatt über einen Helm über einen durchgehenden Schlauch beatmet, der das Gesicht mit einschließt und keinen Sichtbereich freilässt. Der Taucher trägt schlichte Kleidung, geht auf dem Grund, trägt einen Beutel und hält eineHellebarde. Das Bild stammt von dem Fotografen Joseph A. Tompson.[19]

Das Booklet der CD enthält darüber hinaus zu jedem Titel eine grafische Aufarbeitung. Alle Bilder sind in Schwarzweiß gehalten und vermitteln eine düster-aggressive und surreale Stimmung. Darunter sind ebenso ein blutverschmiertes Highschooljahrbuch, ein fragmentierterUnterkiefer oder Collagen von Tatortfotos wie gezeichnete surreale Figuren und Landschaften enthalten.

Bookletangaben

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
Der BassistTrevor Dunn spielt laut Bookletangaben „Niedertracht“ und „Abscheulichkeit“.

Neben den üblichen Angaben überArtwork und Studios enthalten die Bookletangaben einige Besonderheiten. Danny Heifetz wird im Booklet alsI Quit(Ich gebe auf) geführt, mit einemHolzblock als einziger Instrumentenangabe.[20]Heifetz äußerte hierzu, dass dernihilistische Name seiner damaligen Gemütsverfassung entsprach und er für den eventuellen Fall eines tatsächlichen Ausstiegs seine 30-Tage-Frist einer Kündigung eingehalten hätte. Dass nur der Holzblock angeführt wurde, erklärte Heifetz hingegen mit den Worten: „I played the fuck out of that woodblock“ („Ich habe die Scheiße aus diesem Holzblock herausgespielt“).[3]

Trey Spruance hingegen wird alsUncooked Meat Prior To State Vector Collapse angegeben,[20] was übersetzt bedeutet:Rohes Fleisch kommt demKollaps der Wellenfunktion zuvor. Dem Bassisten Trevor Dunn werden im Booklet keine Instrumente zugeordnet, sondernNiedertracht(base) undAbscheulichkeit(vile).[20] Die Bandmitglieder äußerten sich nicht zu den Angaben zu Spruance und Dunn. Dunns „Base“ und „Vile“ werden jedoch meist den von Dunn gespielten Instrumenten „Bass“ fürE-Bass und „Viol“ fürKontrabass gegenübergestellt.[19]

Die im Booklet abgedruckte Titelliste enthält nach dem zwölften Stück „Merry Go Bye Bye“ den Titel „Nothing“ (nichts) ohne eine zugehörige Titelnnummer. Obwohl sich hinter dem Stück „Merry Go Bye Bye“ eine unbetitelte Noisepassage befindet, ist diese nicht das Stück „Nothing“. Stattdessen dient der Titel der Erwähnung der beiden Bandmitglieder Theo Lengyel und Danny Heifetz als Liedschreiber, die ansonsten an keinem Songwriting beteiligt waren und somit aufDisco Volante „nichts“ geschrieben haben.[10]

Vermarktung

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
Trey Spruance bei einem Liveauftritt derSecret Chiefs 3 aus dem Jahr 2009

Nach der Veröffentlichung wurdeDisco Volante nicht durch das Label gefördert. Werbeanzeigen in Printmedien oder die Produktion von Musikvideos blieben aus;[25] zudem wurden keineSingles ausgekoppelt. Kommerziell war das Album folglich ein Misserfolg. Während Danny Heifetz den Mangel an Kommunikation und Interesse von Seiten des Labels anprangerte,[3] gab Trey Spruance sich zufrieden mit dessen vermeintlichem Desinteresse.[5]

“If they promoted it, then we’d owe the record company for it. So we’re in kind of a good situation. We get enough money to put out our fucking records, they don’t care WHAT we do on the record. We don’t get censored at all. They put it out, send it around the world, and they don’t expect anything from us. It’s kind of a good situation.”

„Würden sie(Warner Bros. Records) es fördern, müssten wir der Plattenfirma dafür dankbar sein. Also befinden wir uns in einer guten Lage. Wir erhalten genug Geld, unsere Platte zu produzieren, und sie interessieren sich nicht dafür, WAS wir darauf machen. Wir werden nicht zensiert. Sie bringen es raus, schicken es um die Welt und erwarten nichts von uns. Das ist eine gute Lage.“

Trey Spruance 1995 im Interview mit CarlKingCreative.com[5]

Auch ohne die Unterstützung der Plattenfirma erreichteDisco Volante den vierten Platz der Billboard Heatseeker Charts.[26] Die Heatseeker Charts sind spezielle Charts des US-amerikanischen Billboard Magazines, welche Veröffentlichungen von Künstlern ohne bisherigen Charterfolg hervorheben.

Das Album sollte ursprünglich überSlash Records auch auf dem europäischen Markt erscheinen. Das anWarner Bros. Records angegliederte Label verweigerte die Vermarktung unter der Begründung, dass es keinen Markt für das Album in Europa gebe,[3] weshalb das Album in Europa nur alsImport erhältlich ist.

Veröffentlichte Varianten

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

In Amerika erschienen verschiedene Vinylversionen mit einer auf 1000 Stück limitierten grünen Vinylversion und einer allgemeinen in schwarzem Vinyl.[19] Die limitierte Schallplatte erschien mit einer bis dahin unveröffentlichten 7″-Single, die neben dem Mr.-Bungle-Titel „Platypus“ noch zwei Titel von Spruance’ späterer HauptbandSecret Chiefs 3 enthält. Die B-Seite der Single ist somit der ersten Veröffentlichung derSecret Chiefs 3 vorbehalten und trägt den Namen „The Legendary Paper Project“. Enthalten sind die labelkritischen Stücke „Prelude The Fugue With WB Major“ und „Label Influence“.[10] „Platypus“ befand sich nicht auf der Langspielplatte.[19]DieKassette hingegen enthält sowohl dieses Stück als auch alsGimmick einekolorierte Version des Bildes zu „Ma Meeshka Mow Skwoz“, welches sich in Schwarzweiß auch im Booklet der CD befindet.Die CD enthält „Platypus“ sowie denversteckten Titel hinter „Merry Go Bye Bye“, zu jedem Song ein eigenes Artwork und versteckt wie auch die Kassette den als Secret Song bekannten Hidden Track nicht.[10]

Alle Veröffentlichungen beinhalteten den Hinweis, dass man für das Zusenden von zwei US-Dollar zusätzliches Material erhalten kann. Die Band gab eine eigene Postfachadresse an und verwies darauf, dass das Label keinerlei Einfluss auf die zusätzlichen Gimmicks habe. Das zuzügliche Fanpaket enthielt einige Aufkleber, die Scat-Texte der Songs „Ma Meeshka Mow Skwoz“ und „Chemical Marriage“ sowie weitere Ergänzungen des Artworks.[10]

Tournee

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
Tourmanager Gregg Turkington bei einem seinerComedyauftritte als Neil Hamburger

Der für das Artwork mitverantwortliche Gregg Turkington engagierte sich auch als Tourmanager der Band. Turkington verband seit etwa 1990 eine langfristige Freundschaft mit der Band, aus der unter anderem auch einige Zusammenarbeiten entstanden. Besonders Spruance und Turkinson arbeiteten seither regelmäßig zusammen.[27]

Die Tournee, die sich direkt der Veröffentlichung anschloss und von 1995 bis 1996 stattfand, beinhaltete Auftritte inNordamerika,Europa sowieAustralien und endete schließlich mit zwei Shows inSan Francisco. Ein Großteil dieser Tournee wurde durch den bekannten Perkussionisten William Winant begleitet. Trotz seiner anhaltenden Mitarbeit klammerte die Band Winant weiterhin als Mitglied aus und nannte ihn lediglich einen Gastmusiker.[10]

Der Saxophonist Theo Lengyel verließ die Band nach der Tour ohne eine offizielle Stellungnahme. Später äußerten sich jedoch einige verbleibende Bandmitglieder zu seinem Austritt. Während Trevor Dunn von einer Behinderung der kreativen Entwicklung der Band und einer mangelnden Entwicklung Lengyels als Musiker sprach,[28] führte Danny Heifetz persönliche Differenzen als Grund an.

„I miss him. He added a huge chemical imbalance that helped us on the road. He hates us and rightfully so.“

„Ich vermisse ihn. Er brachte ein chemisches Ungleichgewicht in die Band, das uns auf Tour half. Er hasst uns, und zwar mit Recht.“

Danny Heifetz im Interview mit Matthew Carlin.[3]

Titellisten

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
LP
A-Seite
  1. Everyone I Went to High School With Is Dead – 2:44(Dunn)
  2. Chemical Marriage – 3:09(Spruance)
  3. Sleep (Part II): Carry Stress in the Jaw – 4:42 (Dunn)
    Unbetitelt(Im Multi Groove) – 4:17
    (Dunn / ? Patton, McKinnon, Spruance)
  4. Desert Search for Techno Allah – 5:24 (Spruance, Patton/Spruance)
  5. Violenza Domestica – 5:14 (Patton, Patton/Spruance)
  6. After School Special – 2:47 (Dunn/McKinnon/Patton, McKinnon)

B-Seite
  1. Sleep (Part III): Phlegmatics – 3:16 (Dunn)
  2. Ma Meeshka Mow Skwoz – 6:06 (Spruance)
  3. The Bends – 10:28 (Patton/McKinnon/Spruance)
    1. Man Overboard- 0:41
    2. The Drowning Flute- 0:52
    3. Aqua Swing- 1:56
    4. Follow the Bubbles- 0:14
    5. Duet for Guitar and Oxygen Tank- 0:51
    6. Nerve Damage- 0:38
    7. Screaming Bends- 0:40
    8. Panic in Blue- 0:57
    9. Love on the Event Horizon- 1:29
    10. Re-Entry- 1:46
  4. Backstrokin' – 2:27 (Patton)
  5. Merry Go Bye Bye – 6:16 (Spruance)


7″-Single
A-Seite
  1. Mr. Bungle – Platypus – 5:07
    (Dunn, Dunn/Spruance)

B-Seite
  1. The Secret Chiefs Trio – The Legendary Paper Project (Heifetz/Dunn/Spruance)
    1. Prelude The Fugue With WB Major – 1:42
    2. Label Influence – ???
CD
  1. Everyone I Went to High School With Is Dead – 2:44(Dunn)
  2. Chemical Marriage – 3:09(Spruance)
  3. Sleep (Part II): Carry Stress in the Jaw – 8:59
    1. Sleep (Part II): Carry Stress in the Jaw – 4:42 (Dunn)
    2. Unbetitelt – 4:17 (Dunn/ ?Patton, McKinnon, Spruance)
  4. Desert Search for Techno Allah – 5:24 (Spruance, Patton/Spruance)
  5. Violenza Domestica – 5:14 (Patton, Patton/Spruance)
  6. After School Special – 2:47 (Dunn/McKinnon/Patton, McKinnon)
  7. Sleep (Part III): Phlegmatics – 3:16 (Dunn)
  8. Ma Meeshka Mow Skwoz – 6:06 (Spruance)
  9. The Bends – 10:28 (Patton/McKinnon/Spruance)
    1. Man Overboard- 0:41
    2. The Drowning Flute- 0:52
    3. Aqua Swing- 1:56
    4. Follow the Bubbles- 0:14
    5. Duet for Guitar and Oxygen Tank- 0:51
    6. Nerve Damage- 0:38
    7. Screaming Bends- 0:40
    8. Panic in Blue- 0:57
    9. Love on the Event Horizon- 1:29
    10. Re-Entry- 1:46
  10. Backstrokin' – 2:27 (Patton)
  11. Platypus – 5:07 (Dunn, Dunn/Spruance)
  12. Merry Go Bye Bye – 12:57 (Spruance)
    1. Merry Go Bye Bye – 6:16
    2. Pause – 1:03
    3. Unbetitelt – 5:38

Titelinformationen

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Everyone I Went To High School With Is Dead

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Der erste Titel des Albums „Everyone I Went To High School With Is Dead“ entstand bereits Jahre vor den Aufnahmen zuDisco Volante und wurde von der Band bereits 1992 live aufgeführt.[18] Der Titel wird vornehmlich dem StilSludge zugerechnet. Die von Dunn geschriebene Musik weist Anleihen anEyeHateGod undThe Melvins auf. Anstatt im Metal üblicher Gitarrensoli werden die Strophen von Noisepassagen umrahmt und untermalt. Der Text wird derweil von der gesamten Band im Sprechchor vorgetragen. Die Band erzählt aus der Sicht einer enttäuschten Person, die ihr Leben an ihrer verpatzten Highschoolzeit misst. Sie streicht die verstorbenen Mitschüler aus dem Jahrbuch und verfällt darüber in Trauer, obwohl sie nie einen Bezug zu den anderen Schülern hatte, sie zum Teil sogar verachtete.[9] John Zorn nutzte für verschiedene spätere Projekte Teile des Stücks.[4]

Chemical Marriage und Ma Meeshka Mow Skwoz

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Im zweiten („Chemical Marriage“) und achten Titel („Ma Meeshka Mow Skwoz“) nutzt Mike Patton seine Stimme alslautmalerisches Instrument. Zu „Ma Meeshka Mow Skowz“ erschuf die Band laut Spruance sogar eine eigene Sprache.[5] Neben der Lautmalerei Pattons werden die von Spruance geschriebenen Titel durchelektronische Orgeln begleitet, welche den Titeln dasFlair düsterer Jahrmarktsmusik verleihen.[9]Die Songstruktur vom „Chemical Marriage“ gleicht dabei eher dem von Spruance oft genutzten Surfrock,[10] während das Stück „Ma Meeshka Mow Skwoz“ besonders durchKlezmerartige Passagen hervortritt, sich aber im Wechsel zu Jazz und Metal befindet und von zahlreichen Klangsamples durchbrochen wird.[29]

Carry Stress in the Jaw und Phlegmatics

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
Edgar Allan Poe beeinflusste Dunn maßgeblich zu
„Carry Stress in the Jaw“.

Die Titel „Carry Stress in the Jaw“ und „Phlegmatics“ werden auch „Sleep“(Schlaf) Teil 2 und 3 genannt. Teil 1 ist der Titel „Slowly Growing Deaf“ vom selbstbetitelten Debütalbum. Dunn benannte die Stücke erst im Nachhinein als „Sleep Part 1-3“. Alle drei Titel handeln von Körperteilen und vom Verlust der körperlichen Selbstkontrolle. Während „Slowly Growing Deaf“(langsam taub werden) vonTaubheit handelt, behandeln Teil 2 und 3Schlafstörungen und deren Folgen. „Carry Stress In The Jaw“ thematisiertZähneknirschen, „Phlegmatics“ hingegen nächtlichesSabbern.[10] Dunn benannte neben seinem eigenen Zähneknirschen auch den AltsaxophonistTim Berne als wichtigen Einfluss für „Carry Stress In The Jaw“.[4] Darüber hinaus bezieht sich der Titel aufEdgar Allan PoesKurzgeschichteBerinice und zitiert Poe auch wörtlich:[10]

„(…) In the multiplied objects of the external world
I had no thoughts but for the teeth…
And of Berenice, I more seriously believed that
All her teeth were thoughts..
The white and ghastly spectrum of the teeth…
Meditations were never pleasurable…
The phantasma of the teeth maintained
Its terrible ascendency (…)“

Carry Stress In The Jaw nach E.A. Poe

Die Musik zu „Carry Stress In The Jaw“ wird durch ein freejazzartig gespieltes Saxophon, metaltypisches Schlagzeug und Mike Pattons Stimme, die zwischen flüsterndem Gesang und Schreien wechselt, getragen.[9] In „Phlegmatics“ hingegen dominieren ein schnelles Schlagzeug und ein ruhiges Saxophon gegenüber Pattonshallender und langsam singender Stimme. Der Titel wird derweil auch von kurzen ruhigen Passagen unterbrochen und zum Ende mit einer Klangcollage abgeschlossen.[9]

Desert Search for Techno Allah

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
Sänger Mike Patton 1991 live mit Mr. Bungle

„Desert Search for Techno Allah“ wird regelmäßig alsarabischesTechnostück betitelt.[11] Der Titel vermengt hierzuelektronische Musik mit einem einfachen Rhythmus und arabischen Instrumenten. Der Text bezieht sich aufPeter Lamborn Wilson und sein 1988 in Amerika erschienenes Buch „Skandal – Ketzerei im Islam“. Der Text enthält für den traditionellenIslamketzerische Aussagen und Anspielungen inklusive der des Bildes eines betrunkenenMessias. Dabei nutzen sowohl Wilson als auch Mr. Bungle den islamischenEndzeitmythos, um auf das Bild eines freienirdischen Paradieses ohne eine gesetzliche oder religiöse Doktrin zu kommen; eine Idee, welche auch der arabisch vorgetragene Refrain verdeutlicht:[10]

„Haqiqat itself is drunk
So drinks the Hidden Imam“

„Selbst die Wirklichkeit ist betrunken
So trinkt der verborgene Iman“

Desert Search for Techno Allah (Trey Spruance)

„Qiyamat a tawil
Qiyamat insan al kamel“

„Die große Wiedergeburt des Anfangs
Die große Wiedergeburt des Perfekten Menschen“

Desert Search for Techno Allah (Trey Spruance)

Violenca Domestica

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Der Titel “Violenca Domestica” basiert lose auf den Arbeiten vonEnnio Morricone, den Spruance und Patton oft als wichtige Inspiration benannten.[5][30]Das Stück erinnert durch viele Klangsamples, dramatische Instrumentierungen, welche sich Ideen dersinfonischen Dichtung zunutze macht, Stimmverzerrungen und eingestreute Free-Jazz-Einlagen an einHörspiel. Patton spricht einen italienischen Dialog, der unter anderem von Maultrommel, Bandonen, Kastagnetten und Piano begleitet wird. Ebenjene Instrumente erwecken den Eindruck einer Nähe zuDanny Elfman.[31] Das Gespräch umfasst einen kurzen Dialog, der einerFoltersequenz einesMafiafilms entspricht. Die Einspielungen enthalten zum Beispiel das Geräusch des Messerschleifens.[10]

„Ti ricordi chi tiene famiglia?
I denti non possono dire niente… senza la lingua…
Perche' la tua lingua e' mia! Mia! MIA!“

„Hast du vergessen, wer der Kopf der Familie ist?
Die Zähne können nicht sprechen … nicht ohne die Zunge …
Weshalb deine Zunge mir gehört! Mir! MIR!“

Violenca Domestica (Mike Patton)

After School Special

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Der Name „After School Special“ wurde einer amerikanischen Filmreihe entlehnt, die aktuelle und besonders soziale Themen aufgriff. Der Titel selbst ist musikalisch einer der einfachsten und gradlinigsten des Albums.[9] Er wird aus der Sicht eines Jungen erzählt, der seine Mutter verehrt, obwohl sie zulässt, dass er von seinem Vater verprügelt wird. Neben der Handlung des Lieds und dem eingehenden Refrain „Because she cooks, she cleans, she lies… she said I am handsome“ (Denn sie kocht, sie räumt auf, sie lügt … sie sagt ich bin attraktiv.) bricht die Tonspur nach dem Ende des Lieds hin zu einer Darstellung eines kindlichen Missbrauchsopfers. Mike Patton nimmt hierzu über einen Stimmverzerrer die Stimmlage eines Kindes an und spricht zuerst vergnügt, dann verstört, zum Schluss verängstigt über die Berührungen eines Erwachsenen. Trey Spruance erläuterte dazu, dass die Sequenz ein Kommentar zuEureka sei, da die Heimatstadt der Band eine der höchsten Kindesmisshandlungs- und -missbrauchsquoten des Landes aufweisen würde.[32]

„ha ha ha ha ha, good, no no no no, stop tickling me, stop tickling me, why are you touching me, ha ha ha ha ha, why are you touching me, ha ha ha ha… hey, where are you going?“

„ha ha ha ha ha, gut, nein nein nein nein, hör auf mich zu kitzeln, hör auf mich zu kitzeln, warum berührst du mich, ha ha ha ha ha… hey, wohin willst du?“

After School Special (Dunn/McKinnon/Patton)

The Bends

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

“The Bends”(DieTaucherkrankheit) ist ein über zehn Minuten andauerndesEpossinfonischer Dichtung, das erneut auf Danny Elfman und Ennio Morricone zurückgreift. Die rein akustische Geschichte erzählt die Reise eines Tauchers der zum Ende von „Aqua Swing“ von seinem Boot abgeschnitten wird, auf den Grund des Meeres sinkt und dort in „Love on the Event Horizon“ erst Glück empfindet und zum Ende des Titels in „Re-Entry“ stirbt. Der surreale Titel gilt als Kernstück des Albums und ist die wichtigste Grundlage für das Artwork des Albums. Die Komposition ist über weite Strecken nicht alsLied wahrzunehmen, sondern als rein sinfonische Dichtung. Obwohl Mike Patton erneut lautmalerischen Gesang nutzt, fügt sich die Stimme meist vollständig als Instrument ein. Auch die eingespielten Samples, zum Beispiel einEcholot oder Delfingeräusche, unterstreichen die Reise des Tauchers. Dem Thema entsprechend sind alle Teile sehr ruhig und sphärisch gehalten, brechen jedoch beim Abreißen vom Boot und beim Tod des Tauchers aus diesem Schema aus.[31]

Backstrokin’

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

„Backstrokin’“ greift sowohl auf den Scat-Gesang und die elektronische Orgel der Titel „Chemical Marriage“ und „Ma Meeshka Mow Skwoz“ zurück als auch auf Klangelemente des Titels „The Bends“, verquickt diese jedoch zuLounge-Musik und so genanntem „Space Age Pop“.[29] Der knappe Text beschreibt lediglich eineMasturbationshandlung. Während in der ersten Hälfte das Stück nur aus Loungeelementen besteht, verändert sich in der zweiten Hälfte das Bassspiel zu einer härter angeschlagenen Variante, die Mike Patton und nicht Trevor Dunn einspielte. Hinzukommend nutzte Patton einige Tonspuren für verzerrte Stimmeffekte, die vornehmlich schwach im Hintergrund des Titels wahrnehmbar sind.[4]

Platypus

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Ebenso wie „Everyone I Went to High School With is Dead“ ist auch „Platypus“ weit älter als die anderen Aufnahmen des Albums. „Platypus“ sollte bereits auf dem Debütalbum der Band erscheinen, wurde jedoch vorerst nicht mit aufgenommen und schaffte erst aufDisco Volante den Sprung auf ein Album. Daher existieren einige Studioversionen des Titels, die jeweils unterschiedliche Qualität besitzen und zum Teil grundverschiedene Instrumentierungen beinhalten.[18] Die ursprünglich angedachte Version sollte wesentlich länger sein, doch die Band strich einen Großteil des Stücks zusammen. Diese erste Version stammte vollständig von Dunn, doch die Band und besonders Spruance beteiligten sich im Nachhinein an der endgültigen Studioversion.[4] Die Musik des Titels ist enorm wechselhaft, enthält deutliche Jazzanteile bei den Piano- und Saxophonspuren und Metalanteile im Schlagzeugspiel, sie ist des Weiteren durch ein innovatives Bassspiel geprägt. In einigen Rezensionen wird der Titel als der vielschichtigste und komplexeste des Albums beschrieben.[8] In dem Lied versucht Trevor Dunn das von ihm verehrteSchnabeltier zu charakterisieren.

“I feel akin to the Platypus. An orphan in a family. A swimmer, a recluse. Part bird, part fish, part lizard.”

„Ich fühle mich dem Schnabeltier verwandt. Eine Waise in der Familie. Ein Schwimmer, ein Einsiedler. Teils Vogel, teils Fisch, teils Echse.“

Trevor Dunn

Merry Go Bye Bye

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

„Merry Go Bye Bye“ schrieb Trey Spruance in der Absicht, eine eigene emotionale Tiefphase aus dem Jahr 1993 zuironisieren. In dieser persönlichen Krise entstand auch derNoiseausbruch, welcher sich einige Minuten hinter „Merry Go Bye Bye“ versteckt. Nachdem er ein Grundgerüst der Melodie hatte, entstand der Text laut Spruanceintuitiv und binnen weniger Minuten. Dieses schnelle Schreiben inspirierte ihn auch dazu, die Noiseaufnahme hinter dem Titel alsHidden Track zu platzieren.[27]Der Titel enthält mehrere Wechsel des gesamten Musikstils. Die ersten Minuten sind durch leichtenSurfrock geprägt der jedoch durchgehend konträr zumsuizidalen Text steht, bricht dann über eine Death-Metal-Phase mithermetischen Phrasen zumPop der 1950er Jahre.[29]

Bring back the pain of a god that’s never blue
You’re in control of the whole damned universe
Bring back the shame and the bright lights on a few
It keeps me coming back to you
The deaths were faked, the laughs were cries
But resurrections are doing fine
You got me walking into suicide

Bring den Schmerz eines nie trauernden Gottes zurück
Du wirst vom gesamten verdammten Universum kontrolliert
Bring die Schande zurück und das große Leuchten auf einige Wenige
Es bringt mich dazu, zu dir zurückzukehren
Die Tode waren vorgetäuscht, das Lachen war Weinen
Aber Wiedergeburten laufen gut
Du treibst mich in den Suizid

Merry Go Bye Bye (Trey Spruance)

Trey Spruance verbindet hinzukommend einen unglücklichen Konzertzwischenfall mit dem Titel. Mr. Bungle spielten zurJahrtausendwende in San Francisco. Bei diesem Konzert zog sich bei einem missglücktenStagediving ein Bekannter von Spruance eine schwere Kopfverletzung zu und maß dem Titel fortan eine besondere Bedeutung bei. Bis zu jenem Zeitpunkt wusste der Freund nichts über die Entstehungsgeschichte und Spruance persönlichen Bezug zu dem Titel. Fortan war der Freund von der Vorstellung, der Titel würde Geheimnisse aus dem eigenen Leben enthalten, wahnhaft besessen und versuchte Spruance die verborgenen Geheimnisse des Textes zu entlocken. Spruance, welcher keinerlei Erklärungen für seinen Bekannten hatte, sah sich seither mit dem diffusen Schuldgefühl konfrontiert, seine überwundene Tiefphase auf jemand anderen übertragen zu haben.[33]

“(…) worse was the feeling that I had infected him with something that was gripping his soul with that song.”

„Schlimm war das Gefühl, ich hätte ihn mit etwas angesteckt, das sein Innerstes an das Lied band.“

Spruance:im Interview mit Rey por un Dia[27]

Unbenannte und versteckte Stücke

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

In der CD-Version befindet sich hinter „Carry Stress in the Jaw“ der als „Secret Song“ oder „Spy“ bekannte Titel alsHidden Track. In der LP-Version vonDisco Volante befindet sich der „Secret Song“ dank einerdoppelten Pressung am gleichen Platz wie der Titel „Carry Stress in the Jaw“. Die parallel verlaufende Tonrille lässt sich auf der Schallplatte nur manuell finden und wird nicht beim regulären Durchlauf der Schallplatte abgespielt.[10]Der Titel entstand unter dem Arbeitstitel „Secret Song“, erscheint auf einigen Setlisten jedoch auch unter dem Titel „Spy“. Der Song wurde ursprünglich heimlich ohne das Wissen Trevor Dunns aufgenommen. Dunn entdeckte den Titel jedoch kurz vor der Pressung und fügte einen Gesangspart hinzu, welchen wiederum Mike Patton bis zumRelease des Albums nicht kannte. Dunn verstellte auf dem Stück seine Stimme und krächzte einen alten Mann imitierend unter anderem die Textzeilen „They kicked me out of the Band.“(Sie haben mich aus der Band geworfen.) und „I know the Secret Song now, they wouldn’t tell me, but somehow I’ve found out, Yeah.“(Nun kenne ich das geheime Lied, sie wollten mir nichts davon erzählen, aber irgendwie habe ich es herausgefunden.). Dunns hinzugefügte Textzeilen führten zu der häufigen Fehlinterpretation des Songs, es handele sich um einen Kommentar bezüglichJim Martin und seinen Rauswurf aus der BandFaith No More. Obwohl Spruance Martin ersetzte und Pattons Einfluss auf Faith No More mitunter zu den Schwierigkeiten zwischen Martin und Faith No More führte, negiert die Band diese Vorstellung.[34]Die Musiker und Songschreiber neben Dunn sind nicht bekannt, Dunn mutmaßte jedoch, dass McKinnon das Schlagzeug und Patton den Bass spielten.[10]

Der im Booklet unbetitelte Noiseausbruch hinter „Merry Go Bye Bye“ findet sich unter dem Titel „Millers Higher Life“ auch auf der 1995 veröffentlichten Klangtest-CD „Stereo Test Record Vol. 1“ der Firma Indiscreet, für welche Spruance das Stück ursprünglich geschrieben hatte.[33] Der Titel entstand dabei während einer emotionalen Tiefphase, über die Spruance auch in dem Song „Merry Go Bye Bye“ schreibt.[27]

Bewertung

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Disco Volante wird in verschiedenen Online-Magazinen als das eigenartigste[9] und düsterste[35] Album der Band bezeichnet und vereinzelt zu einer der wichtigsten Veröffentlichungen der 1990er Jahre erklärt.[8][29][35] Diese Ansicht teilt auch Geoffrey Himes von derWashington Post, derDisco Volante für das Onlineversandhausamazon.com das Album rezensierte: “[o]ne of the most uncompromising and adventurous major label releases of the ’90s” (deutsch: „eine der kompromisslosesten und abenteuerlichsten Major-Label-Veröffentlichungen der 90er Jahre“) nennt.[2] Aufallmusic bezeichnet Greg Prato das Album als musikalische Entsprechung einesDavid-Lynch-Films.[11]

“On its uncompromising second release,Disco Volante, the group focuses its sound a bit more than on its 1991 self-titled debut but still keeps things unruly and completely unpredictable. […] What they’ve created in the process is a totally original and new musical style and an album that sounds like nothing that currently exists.”

„Auf ihrer kompromisslosen zweiten Veröffentlichung,Disco Volante, verfolgt die Band einen etwas fokussierteren Klang als auf ihrem selbstbetitelten Debüt von 1991, bleibt dabei aber widerspenstig und völlig unvorhersehbar. […] Was sie in diesem Prozess erschaffen haben ist ein völlig origineller und neuer Musikstil und ein Album, das wie nichts klingt, das momentan existiert.“

Greg Prato:auf allmusic.de

Von der Redaktion vonlaut.de wurdeDisco Volante auf die Liste derMeilensteine der Musikgeschichte aufgenommen. In der dazugehörigen Rezension wurde das Album als sogar für Mr.-Bungle-Verhältnisse verstörend, aber gleichzeitig innovativ und einmalig beschrieben.[36]

Populäre Bands aus unterschiedlichen Genrebereichen wie dieProgrockerOceansize,[37] dieMathcorebandsThe Dillinger Escape Plan undBetween the Buried and Me[38] oder dieAlternative-Metal-BandIncubus[39] nannten Mr. Bungle undDisco Volante als wichtigen musikalischen Einfluss.

Aufgrund der Weigerung der Plattenfirma, das Album auf dem europäischen Markt zu verbreiten, und der ohnehin geringen Werbung wurdeDisco Volante kaum in deutschen Magazinen besprochen. Die Internetpräsenz desEMP-Magazins betitelteDisco Volante als „eines der wichtigsten und bahnbrechendsten Releases in der Karriere von Mike Patton“.[40] Wolf Kampmann verlieh dem Album 1996 im MagazinVisions 12 von 12 möglichen Punkten und verdeutlichte den künstlerischen Wert im Vergleich zu Pattons und Spruance’ Band Faith No More.[1] Auch Carsten la Tendresse hob in seiner Kritik des Nachfolgewerks die Bedeutung vonDisco Volante hervor:

„‚Disco Volante‘ war der Brocken des Jahrtausends, das ultimative Sturm-Und-Drang-Statement eines Kollektivs von Menschen, die Musik bis weit über den Anschlag hinaus leben, atmen, sezieren, zerschreddern. Ein spastisches Feuerwerk zwischen Noise, Metal, Pop, Adriano Celentano und Massenmördertum. Für mich persönlich und viele andere Menschen mit kurzer Aufnahmespanne eine der besten Platten aller Zeiten.“

Carsten la Tendresse:auf Visions.de[41]

Einzelnachweise

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
  1. abWolf Kampmann:visions.de 30. November 1999 (abgerufen am 12. Mai 2010)
  2. abGeoffrey Himes Kritik zuDisco Volante (abgerufen am 15. Juni 2010)
  3. abcdefHeifetz im Interview (Memento vom 9. Januar 2013 imInternet Archive) (abgerufen am 12. Mai 2010)
  4. abcdefghHomepage von Trevor Dunn (abgerufen am 12. Mai 2010)
  5. abcdefghSpruance im Interview (abgerufen am 12. Mai 2010)
  6. Billy Anderson Disco. billyanderson.net, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 1. Mai 2012; abgerufen am 12. Mai 2010. 
  7. abbilly anderson interview. Deaf Sparrows, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 30. Januar 2013; abgerufen am 12. Mai 2010. 
  8. abcdDisco Volante auf denBabyblauen Seiten (abgerufen am 12. Mai 2010)
  9. abcdefghDisco Volante auf SputnikMusic.com (abgerufen am 12. Mai 2010)
  10. abcdefghijklmnBungle Fever FAQ (abgerufen am 12. Mai 2010)
  11. abcDisco Volante auf AllMusic; abgerufen am 12. Mai 2010.
  12. Übersetzung des Begriffs (abgerufen am 12. Mai 2010)
  13. Il Disco Volante beiIMDb
  14. Thunderball in der IMDb
  15. Aufnahme eines frühen Liveauftritts (abgerufen am 27. August 2013)
  16. Spruance im Interview (abgerufen am 12. Mai 2010)
  17. Patton auf laut.de; abgerufen am 12. Mai 2010.
  18. abcdFanseite über das Werk Mike Pattons (Memento vom 24. August 2004 imInternet Archive) (abgerufen am 12. Mai 2010)
  19. abcdeDisco Volante auf Discogs; abgerufen am 12. Mai 2010.
  20. abcdAngaben im Albumbooklet
  21. Disco Volante auf Guts of Darkness; abgerufen am 12. Mai 2010.
  22. Tierrechtsseite über das Miami Seaquarium (Memento desOriginals vom 16. April 2010 imInternet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäßAnleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.miamiseaprison.com (abgerufen am 12. Mai 2010)
  23. Die Bilder des National Geographic, S. 492.
  24. Das Plakat ohne Aufschriften (abgerufen am 12. Mai 2010)
  25. Danny Heifetz im Interview mit Stalkers and Star Trek (abgerufen am 9. Juni 2010)
  26. Mr.Bungle im Billboard magazine. Abgerufen am 28. August 2013.
  27. abcdRivers: Entrevistas: Interview: Trey Spruance. reyporundia, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 2. September 2011; abgerufen am 20. Mai 2010. 
  28. Theo Lengyl Biographie aufoocities.com (abgerufen am 24. Juni 2010)
  29. abcdDisco Volante auf Progarchives (abgerufen am 27. August 2013)
  30. Labelinformation über Mike Patton (abgerufen am 12. Mai 2010)
  31. abDisco Volante im Stylus Magazine (Memento desOriginals vom 5. Februar 2010 imInternet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäßAnleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.stylusmagazine.com (abgerufen am 12. Mai 2010)
  32. Wesley Joost: My People are Poor. sonic.net, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 25. Februar 2012; abgerufen am 12. Mai 2010. 
  33. abSpruance im Interview (Memento vom 7. Februar 2009 imInternet Archive) (abgerufen am 12. Mai 2010)
  34. Mr. Bungle@1@2Vorlage:Toter Link/www.intro.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2019.Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäßAnleitung und entferne dann diesen Hinweis. auf Intro.de; abgerufen am 12. Mai 2010.
  35. abReview auf Satan Stole My Teddy-Bear (Memento vom 28. August 2008 imInternet Archive) (abgerufen am 12. Mai 2010)
  36. Gil Bieler: „Disco Volante“ von Mr. Bungle. laut.de, abgerufen am 2. November 2015. 
  37. Oceansize im Interview mitHellDriver (abgerufen am 15. Juni 2010)
  38. BtBaM im Interview mitVampster (abgerufen am 15. Juni 2010)
  39. Don Zulaica: liveDaily Interview: Brandon Boyd of Incubus. Live Daily, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 19. Februar 2009; abgerufen am 16. Juni 2010. 
  40. Disco Volante im EMP@1@2Vorlage:Toter Link/www.emp.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im März 2018.Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäßAnleitung und entferne dann diesen Hinweis. abgerufen am 24. Mai 2010.
  41. California aufvisions.de abgerufen am 15. Juni 2010.
Dieser Artikel wurde am 7. September 2013 indieser Version in die Liste derlesenswerten Artikel aufgenommen.
Abgerufen von „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Disco_Volante&oldid=247793359
Kategorien:
Versteckte Kategorien: