Dirham

DerDirham (arabisch درهم,DMGdirham; Pl.دراهم /darāhim), in europäischen Darstellungen auchDirhem (undDerham) genannt, ist eine arabische Währungseinheit, die heute in denarabischen StaatenMarokko,Katar,Libyen, demSudan und denVereinigten Arabischen Emiraten im Umlauf ist. Der Dirham war historisch die Silbereinheit des arabischen Münzsystems, die vomKalifenAbd al-Malik im Jahre 698/699 eingeführt wurde. Das arabische Wort geht über dasPersischedrahm auf das griechische Wortdrachme (δραχμή) zurück.
Geschichte
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Der Dirham war die Silbereinheit des arabischen Münzsystems (10 Dirham = 1Dinar),[1] wobei das Verhältnis von Dirham und Dinar im Mittelalter noch ständig wechselte,[2] und wurde im Rahmen der Münzreform des KalifenAbd al-Malik im JahrHidschra-Jahr 79 (AD 698/9) im gesamtenUmayyadenreich mit einem Durchschnittsgewicht von 2,97 g eingeführt.[3][4] Davor waren byzantinische und persische Münzen, die oft noch christliche oder zoroastrische Bilder und Symbole, etwa Herrscherköpfe,Kreuze oderFeueraltäre enthielten, im Umlauf, teilweise mit kurzen arabischen Prägungen auf dem Rand.
Der Dirham basiert auf den etwas schwererensassanidischen Drachmen (3,9 g), die die Araber nach der Eroberung Persiens (Schlacht von Kadesia AD 636) durch Hinzufügungen religiöser Sprüche und Namen der arabischen Statthalter (zuerst aufPahlavi, später auf Arabisch) als Währung in Persien verwendeten. Die sassanidischen Drachmen waren zuvor über vier Jahrhunderte lang die dominante Währung in Vorderasien gewesen, weshalb sich die frühen Kalifen gezwungen sahen, an diese Tradition anzuknüpfen, damit ihre Münzen akzeptiert wurden. In den ersten Jahren setzte man daher sogar das Abbild des bereits verstorbenen letzten Sassanidenkönigs auf die Vorderseite.
Während als Goldwährung in Europa noch lange der römisch-byzantinischesolidus gängig blieb, breitete sich seit denAbbasiden zugleich der Dirham als Handelswährung bis nach Skandinavien und England aus[5] und wurde auch nach derEroberung von Bagdad (1258) von den Mongolen, wenn auch in variierenden Gewichtsvarianten, bis zur Einführung des Tanka (Tenka) im 14. Jh. verwendet. Der Münzname Dirham wurde danach erst wieder vom Sultan von MarokkoMulai al-Hassan I. (1873 bis 1894) eingeführt.[6][7]

Als Gewichtseinheit
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Nach demislamischen Recht ist das Verhältnis von Mithqāl und Gewichts-Dirham(dirham al-kail) 10:7, in der Praxis jedoch 3:2.[8] Für den Standard-Dirham ergibt sich somit ein Gewicht von 3,125 Gramm.[9] Diesen Wert hatte der Gewichts-Dirham auch durchgängig im Irak.[10] Je nach Ort und Zeit hat sich jedoch eine Vielzahl unterschiedlicher Dirham-Gewichte herausgebildet. So betrug das Gewicht des syrischen Gewichtsdirham 3,14 Gramm,[11] und derosmanische Gewichtsdirham hatte 3,086 Gramm,[10] In Nordafrika und inal-Andalus lag der Gewichts-Dirham bei 3,3 Gramm.[12]
Als Münzeinheit
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Seit dem 7. Jahrhundert wurde der Dirhem neben demDinar (ausGold) und demFils (ausKupfer) die wichtigste Währungseinheit in derislamischen Welt. Er trug vor allem Inschriften religiöser Natur (wie dieSchahada undKoranzitate) und solche, in denen der Prägeort, das Prägejahr, oft auch die Namen und Titel von Herrschern genannt werden. Über Osteuropa und denMittelmeerraum gelangte sie auch nach Europa und verbreitete sich dort (wie Münzfunde belegen) vor allem zwischen dem 10. und 12. Jahrhundert.
Als heutige Währung
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Derzeit gültige Währungen mit NamenDirham oder ähnlich:
- derMarokkanische Dirham
- derDirham der Vereinigten Arabischen Emirate
- 1Libyscher Dinar zu 1.000 Dirham
- 1Katar-Riyal zu 100 Dirham
- 1Jordanischer Dinar war bis 1992 in 10 Dirham geteilt
- 1Tadschikischer Somoni zu 100 Diram
- Islamischer Dirhem (inoffiziell)
Literatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Walther Hinz:Islamische Masse und Gewichte: umgerechnet ins Metrische System. E. J. Brill, Leiden/Köln 1970. S. 1–8.
- Lutz Ilisch: Münzwesen, islamisches. In:Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 2. Auflage. Band 20, Walter de Gruyter, Berlin/New York 2001,ISBN 3-11-017164-3, S. 360–364.
- G. C. Miles:Dirham. In:The Encyclopaedia of Islam. New Edition, Band II, S. 319a–320a.
Anmerkungen und Belege
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑Diese bedeutete ein Gold-Silber-Preisverhältnis von rund 1:7 im Gegensatz zu 1:75 als Durchschnittswert von 2015 bis 2018.
- ↑Peter Heine:Städtische Haushalte und Familien im islamischen Mittelalter. In:Trude Ehlert (Hrsg.):Haushalt und Familie in Mittelalter und früher Neuzeit. Thorbecke, Sigmaringen 1991,ISBN 3-7995-4156-X, S. 33–41, hier: S. 40.
- ↑Helmut Kahnt:Das große Münzlexikon. 2005, S. 93.
- ↑Friedrich von Schrötter:Wörterbuch der Münzkunde. 1970, S. 145–148.
- ↑Heiko Steuer:Münzprägung, Silberströme und Bergbau um das Jahr 1000 in Europa - wirtschaftlicher Aufbruch und technische Innovation 2004.
- ↑Helmut Kahnt:Das große Münzlexikon. 2005, S. 93.
- ↑Friedrich von Schrötter:Wörterbuch der Münzkunde. 1970, S. 145–148.
- ↑Hinz:Islamische Masse und Gewichte. 1970, S. 1.
- ↑Hinz:Islamische Masse und Gewichte. 1970, S. 3.
- ↑abHinz:Islamische Masse und Gewichte. 1970, S. 5.
- ↑Hinz:Islamische Masse und Gewichte. 1970, S. 4.
- ↑Hinz:Islamische Masse und Gewichte. 1970, S. 8.