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Differenzierbarkeit

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(Weitergeleitet vonDifferenzierbar)
Graph der differenzierbaren Funktion14x3+34x232x2{\displaystyle {\tfrac {1}{4}}x^{3}+{\tfrac {3}{4}}x^{2}-{\tfrac {3}{2}}x-2}

AlsDifferenzierbarkeit bezeichnet man in derMathematik die Eigenschaft einerFunktion, sich lokal um einen Punkt in eindeutiger Weiselinearapproximieren zu lassen.Der Begriff Differenzierbarkeit ist nicht nur fürreellwertige Funktionen auf der Menge derreellen Zahlen erklärt, sondern auch für Funktionen mehrerer Variablen, fürkomplexe Funktionen, für Abbildungen zwischen reellen oder komplexenVektorräumen und für viele andere Typen von Funktionen und Abbildungen. Für manche Typen von Funktionen (zum Beispiel für Funktionen mehrerer Variablen) gibt es verschiedene Differenzierbarkeitsbegriffe.

Die Frage nach der Differenzierbarkeit gehört zu den Problemstellungen derDifferentialrechnung, eines Teilgebiets derAnalysis.

Reellwertige Funktionen einer reellen Veränderlichen

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Definitionen

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Schwarz: Graph der Funktionf
Rot: Graph der linearen Funktiong, dief in der Nähe der Stellex0 approximiert
Zur 2. Definition der Differenzierbarkeit
Differenzierbare Funktionen sind genau diejenigen Funktionen, die lokal durch genau eine lineare Funktion approximierbar sind.

Im einfachsten Fall betrachtet man eine reellwertige Funktion einer reellenVariablen, also eine Funktionf:DR{\displaystyle f\colon D\to \mathbb {R} }, deren Funktionswertereelle Zahlen sind und derenDefinitionsbereichDR{\displaystyle D\subset \mathbb {R} } ein offenesIntervall reeller Zahlen ist. Eine solche Funktionf{\displaystyle f} ist differenzierbar an einer Stellex0{\displaystyle x_{0}} aus ihrem Definitionsbereich, wenn dieAbleitung vonf{\displaystyle f} an dieser Stelle existiert. Es gibt im Wesentlichen zwei äquivalente Definitionen für die Existenz der Ableitung:

1. Definition
Eine Funktionf{\displaystyle f} ist genau danndifferenzierbar an der Stellex0{\displaystyle x_{0}} ihres Definitionsbereichs, wenn derbeidseitigeGrenzwert derDifferenzenquotienten
limxx0f(x)f(x0)xx0=limh0f(x0+h)f(x0)h{\displaystyle \lim _{x\rightarrow x_{0}}{\frac {f(x)-f(x_{0})}{x-x_{0}}}=\lim _{h\rightarrow 0}{\frac {f(x_{0}+h)-f(x_{0})}{h}}}
existiert. Diesen Grenzwert bezeichnet man als die Ableitung vonf{\displaystyle f} an der Stellex0{\displaystyle x_{0}}, geschriebenf(x0){\displaystyle f'(x_{0})}.
2. Definition
Eine Funktionf{\displaystyle f} ist genau danndifferenzierbar an der Stellex0{\displaystyle x_{0}} ihres Definitionsbereichs, wenn eine reelle Zahlm{\displaystyle m} (die vonx0{\displaystyle x_{0}} abhängen darf) und eine (ebenfalls vonx0{\displaystyle x_{0}} abhängige) Funktionr{\displaystyle r} (Fehler der Approximation) mit folgenden Eigenschaften existieren:
  1. f(x0+h)=f(x0)+mh+r(h){\displaystyle f(x_{0}+h)=f(x_{0})+m\cdot h+r(h)}
  2. Fürh0{\displaystyle h\to 0} gehtr(h){\displaystyle r(h)} schneller als linear gegen 0, das heißt:
r(h)h0{\displaystyle {\tfrac {r(h)}{h}}\to 0} fürh0{\displaystyle h\to 0}
Die Funktionf{\displaystyle f} lässt sich also in der Nähe vonx0{\displaystyle x_{0}} durch eine lineare Funktiong{\displaystyle g} mit
g(x0+h)=f(x0)+mh{\displaystyle g(x_{0}+h)=f(x_{0})+m\cdot h}
bis auf den Fehlerr(h){\displaystyle r(h)} approximieren. Den Wertm{\displaystyle m} bezeichnet man als die Ableitung vonf{\displaystyle f} an der Stellex0{\displaystyle x_{0}}.
Differenzierbare Funktionen sind damit genau diejenigen Funktionen, die sich lokal durch lineare Funktionen approximieren lassen (siehe Abbildung). Diese Definition geht aufKarl Weierstraß zurück und wirdWeierstraßsche Zerlegungsformel genannt.

Eine Funktion heißt genau danndifferenzierbar (ohne Einschränkung auf einen speziellen Punkt), wenn sie anjeder Stelle ihres Definitionsbereichs differenzierbar ist. Die Funktionf:xf(x){\displaystyle f'\colon x\mapsto f'(x)} heißt dannAbleitungsfunktion oder kurzAbleitung vonf{\displaystyle f}.

Erläuterungen

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Grafisch lässt sich die Eigenschaft Differenzierbarkeit so deuten, dass eine Funktion genau dann an der Stellex0{\displaystyle x_{0}} differenzierbar ist, wenn im zugehörigen Punkt(x0,f(x0)){\displaystyle (x_{0},f(x_{0}))} des Graphen vonf{\displaystyle f} genau eineTangente existiert, die nicht senkrecht verläuft. Die Tangente ist der Graph der in der 2. Definition genannten linearen Funktion g{\displaystyle g}.

Die Ableitung vonf{\displaystyle f} an der Stellex0{\displaystyle x_{0}} ist die Steigung dieser Tangente. Die in der ersten Definition genannten Differenzenquotienten sind die Steigungen von Sekanten durch den Punkt(x0,f(x0)){\displaystyle (x_{0},f(x_{0}))} und einen anderen Kurvenpunkt(x,f(x)){\displaystyle (x,f(x))}. Die Funktionf{\displaystyle f} ist also an der Stellex0{\displaystyle x_{0}} differenzierbar, wenn die Steigungen dieser Sekanten beim Grenzübergangxx0{\displaystyle x\to x_{0}} gegen die Steigung der Tangente konvergieren.

Aus Differenzierbarkeit folgtStetigkeit: Jede an einer Stelle differenzierbare Funktion ist dort auch stetig. Jede auf ihrem Definitionsbereich differenzierbare Funktion ist stetig. Die Umkehrung gilt nicht. Die unten angeführten nicht differenzierbaren Funktionen sind alle stetig.

Beispiele für differenzierbare Funktionen

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Aus denAbleitungsregeln folgt:

limh0f(x0+h)f(x0)h=limh0(x0+h)2x02h=limh02x0h+h2h=limh0(2x0+h)=2x0{\displaystyle \lim _{h\rightarrow 0}{\frac {f(x_{0}+h)-f(x_{0})}{h}}=\lim _{h\rightarrow 0}{\frac {(x_{0}+h)^{2}-x_{0}^{2}}{h}}=\lim _{h\rightarrow 0}{\frac {2x_{0}h+h^{2}}{h}}=\lim _{h\rightarrow 0}(2x_{0}+h)=2x_{0}}
und ihre Ableitung istf(x)=2x{\displaystyle f'(x)=2x}.

Aus denGrenzwertsätzen fürPotenzreihen folgt:

  • Jede Funktion, die lokal durch eine Potenzreihe dargestellt werden kann, ist differenzierbar.

Beispiele für nicht differenzierbare Funktionen

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DieHeaviside-Funktion ist an der Stelle 0 nicht stetig und deshalb auch nicht differenzierbar. Im Sinne von Distributionen wird dieDirac-Distribution als Ableitung der Heaviside-Funktion betrachtet.

Da jede differenzierbare Funktion stetig ist, ist umgekehrt jede unstetige Funktion (zum Beispiel eineTreppenfunktion oder dieDirichlet-Funktion) ein Beispiel für eine nicht differenzierbare Funktion. Es gibt aber auch Funktionen, die zwar stetig sind, aber nicht oder nicht überall differenzierbar.

Wurzelfunktion

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Graph der Wurzelfunktion

DieWurzelfunktionf:[0,)R{\displaystyle f\colon [0,\infty )\to \mathbb {R} },f(x)=x{\displaystyle f(x)={\sqrt {x}}} ist an der Stellex0=0{\displaystyle x_{0}=0} nicht differenzierbar.Der Differenzenquotient

x0x0=xx=1x{\displaystyle {\frac {{\sqrt {x}}-{\sqrt {0}}}{x-0}}={\frac {\sqrt {x}}{x}}={\frac {1}{\sqrt {x}}}}

strebt fürx0{\displaystyle x\to 0} gegen unendlich, konvergiert also nicht.Der Graph der Funktion hat an der Stellex0{\displaystyle x_{0}} zwar eine Tangente, diese verläuft aber vertikal und besitzt deshalb keine Steigung.

Betragsfunktion

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Siehe auch:Subgradient
Funktionsgraph und Graph der Ableitung vonf(x)=|x|{\displaystyle f(x)=|x|}

Die Betragsfunktionf(x)=|x|{\displaystyle f(x)=|x|} ist an der Stelle0{\displaystyle 0} nicht differenzierbar.

Fürx>0{\displaystyle x>0} istf(x)=x{\displaystyle f(x)=x} und damit

limx0f(x)f(0)x0=limx0x0x0=1{\displaystyle \lim _{x\searrow 0}{\frac {f(x)-f(0)}{x-0}}=\lim _{x\searrow 0}{\frac {x-0}{x-0}}=1}.

Fürx<0{\displaystyle x<0} ist dagegenf(x)=x{\displaystyle f(x)=-x} und folglich

limx0f(x)f(0)x0=limx0x0x0=1{\displaystyle \lim _{x\nearrow 0}{\frac {f(x)-f(0)}{x-0}}=\lim _{x\nearrow 0}{\frac {-x-0}{x-0}}=-1}.

Da derlinks- und derrechtsseitige Grenzwert nicht übereinstimmen, existiert der Grenzwert nicht. Die Funktionf{\displaystyle f} ist somit an der betrachteten Stelle nicht differenzierbar.

Es existieren an der Stelle0{\displaystyle 0} jedoch dierechtsseitige Ableitung

f+(0)=limx0f(x)f(0)x0=limx0x0x0=1{\displaystyle f'_{+}(0)=\lim _{x\searrow 0}{\frac {f(x)-f(0)}{x-0}}=\lim _{x\searrow 0}{\frac {x-0}{x-0}}=1}

und dielinksseitige Ableitung

f(0)=limx0f(x)f(0)x0=limx0x0x0=1{\displaystyle f'_{-}(0)=\lim _{x\nearrow 0}{\frac {f(x)-f(0)}{x-0}}=\lim _{x\nearrow 0}{\frac {-x-0}{x-0}}=-1}.

DerFunktionsgraph hat an der Stelle0{\displaystyle 0} einen Knick. Es gibt sozusagen eine linksseitige Tangente mit Steigung1{\displaystyle -1} und eine rechtsseitige mit Steigung+1{\displaystyle +1}. Zu jeder Steigung zwischen1{\displaystyle -1} und+1{\displaystyle +1} gibt es eine Gerade, die den Funktionsgraph im Punkt(0,0){\displaystyle (0,0)} „berührt“, aber sich nicht „anschmiegt“.

Dies ist ein typisches Verhalten für abschnittsweise definierte Funktionen, wo an den Nahtstellen zwar die Funktionswerte zusammenpassen, aber nicht die Ableitungen. Die Graphen von differenzierbaren Funktionen haben demgegenüber keine Knicke.

Ein drittes Beispiel

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Graph der Funktionf{\displaystyle f} mitf(x)=xsin(1/x){\displaystyle f(x)=x\sin(1/x)} fürx0{\displaystyle x\neq 0} undf(0)=0{\displaystyle f(0)=0}.

Die Funktion

f(x)={xsin(1x)x00x=0{\displaystyle f(x)={\begin{cases}x\sin \left({\tfrac {1}{x}}\right)&x\neq 0\\0&x=0\end{cases}}}

ist an der Stelle 0 stetig, aber nicht differenzierbar (aber überall sonst).Für den Differenzenquotient an der Stelle 0 gilt

f(x)f(0)x0=xsin(1x)0x0=sin(1x).{\displaystyle {\frac {f(x)-f(0)}{x-0}}={\frac {x\sin \left({\tfrac {1}{x}}\right)-0}{x-0}}=\sin \left({\tfrac {1}{x}}\right).}

Der Limes fürx0{\displaystyle x\to 0} existiert nicht. Es existieren auch keine einseitigen Grenzwerte. Vielmehr pendelt der Differenzenquotient, wennx{\displaystyle x} gegen 0 geht, unendlich oft zwischen den Werten −1 und 1 und nimmt dabei jeden Zwischenwert unendlich oft an.

Weierstraß-Funktion

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Graph einer reellenWeierstraß-Funktion imIntervall[2,2]{\displaystyle [-2,2]}. Sie ist stetig, aber nirgends differenzierbar.

Die nach ihrem Entdecker benannteWeierstraß-Funktion

f(x)=k=12ksin(2kx)3k{\displaystyle f(x)=\sum _{k=1}^{\infty }{\frac {2^{k}\sin(2^{k}x)}{3^{k}}}}

ist überall stetig, aber nirgends differenzierbar.

Wiener-Prozess

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Pfad eines Wienerprozesses

Weitere Beispiele liefert die mathematische Brownsche Bewegung:Fast jederPfad einesWiener-Prozesses ist als FunktionX(ω):RR, tXt(ω){\displaystyle X_{\cdot }(\omega )\colon \mathbb {R} \to \mathbb {R} ,\ t\mapsto X_{t}(\omega )} stetig, aber nirgends differenzierbar.

Stetige Differenzierbarkeit und höhere Ableitungen

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Beispiel einer nicht stetig differenzierbaren Funktion
Die Funktionf:RR{\displaystyle f\colon \mathbb {R} \to \mathbb {R} } mitf(x)=x2sin(1x){\displaystyle f(x)=x^{2}\sin \left({\tfrac {1}{x}}\right)} fürx0{\displaystyle x\neq 0} undf(0)=0{\displaystyle f(0)=0} ist differenzierbar, aber nicht stetig differenzierbar

Eine Funktion heißtstetig differenzierbar, wenn sie differenzierbar ist und ihre Ableitungstetig ist. Selbst wenn eine Funktion überall differenzierbar ist, muss die Ableitung nicht stetig sein. Zum Beispiel ist die Funktion

f(x)={x2cos(1x)x00x=0{\displaystyle f(x)={\begin{cases}x^{2}\cos \left({\frac {1}{x}}\right)&x\neq 0\\0&x=0\end{cases}}}

an jeder Stelle, inklusivex=0{\displaystyle x=0}, differenzierbar, weil

f(0)=limh0h2cos(1h)0h=0.{\displaystyle f'(0)=\lim _{h\to 0}{\frac {h^{2}\cos \left({\tfrac {1}{h}}\right)-0}{h}}=0.}

Die Ableitung

f(x)={2xcos(1x)+sin(1x)x00x=0{\displaystyle f'(x)={\begin{cases}2x\cos \left({\frac {1}{x}}\right)+\sin \left({\frac {1}{x}}\right)&x\neq 0\\0&x=0\end{cases}}}

ist aber an der Stelle 0 nicht stetig.

Eine Funktionf{\displaystyle f} heißtzweimal differenzierbar, wenn ihre Ableitungsfunktionf{\displaystyle f'} differenzierbar ist. Entsprechend wirddreimal, viermal, …,k{\displaystyle k}-mal differenzierbar definiert. Die höheren Ableitungen werden mitf{\displaystyle f''},f{\displaystyle f'''},f(4){\displaystyle f^{(4)}}, …,f(k){\displaystyle f^{(k)}} bezeichnet.

Da aus der Differenzierbarkeit einer Funktion die Stetigkeit folgt, sind bei einer zweimal differenzierbaren Funktion die Funktionf{\displaystyle f} selbst und die erste Ableitungf{\displaystyle f'} automatisch stetig. Die zweite Ableitungf{\displaystyle f''} braucht jedoch nicht stetig zu sein. Entsprechend sind bei einerk{\displaystyle k}-mal differenzierbaren Funktion die Funktion selbst und alle Ableitungenf{\displaystyle f'},f{\displaystyle f''}, … bis zur(k1){\displaystyle (k-1)}-ten Ableitungf(k1){\displaystyle f^{(k-1)}} stetig. Für diek{\displaystyle k}-te Ableitungf(k){\displaystyle f^{(k)}} braucht dies jedoch nicht zu gelten. Ist diese auch stetig, so nennt manf{\displaystyle f}k{\displaystyle k}-malstetig differenzierbar. Sind alle Ableitungen wieder differenzierbar, so nennt man die Funktionunendlich oft differenzierbar oderglatt.

Die Menge allerk{\displaystyle k}-mal stetig differenzierbaren Funktionen mit derDefinitionsmengeD{\displaystyle D} bezeichnet man alsCk(D){\displaystyle C^{k}(D)}. Die Menge der unendlich oft differenzierbaren Funktionen heißtC(D){\displaystyle C^{\infty }(D)}. Einek{\displaystyle k}-mal stetig differenzierbare Funktion nennt man daher auchFunktion derDifferentiationsklasseCk{\displaystyle C^{k}}, kurz:Funktion der KlasseCk{\displaystyle C^{k}} oderCk{\displaystyle C^{k}}-Funktion. Eine unendlich oft differenzierbare Funktion heißt entsprechendFunktion der (Differentiations-)KlasseC{\displaystyle C^{\infty }} oderC{\displaystyle C^{\infty }}-Funktion.

Die Funktion

f(x)=x|x|={x2x<0  x2x0{\displaystyle f(x)=x\cdot |x|={\begin{cases}-x^{2}&x<0\\\ \ x^{2}&x\geq 0\end{cases}}}

ist differenzierbar, ihre Ableitung ist die Funktionf(x)=2|x|{\displaystyle f'(x)=2\,|x|}, die stetig, aber an der Stelle 0 nicht differenzierbar ist. Die Funktionf{\displaystyle f} ist also stetig differenzierbar, aber an der Stelle 0 nicht zweimal differenzierbar.Entsprechend ist die Funktion

f(x)=xk1|x|={xkx<0  xkx0{\displaystyle f(x)=x^{k-1}\cdot |x|={\begin{cases}-x^{k}&x<0\\\ \ x^{k}&x\geq 0\end{cases}}}

(k1){\displaystyle (k-1)}-mal stetig differenzierbar, aber an der Stelle 0 nichtk{\displaystyle k}-mal differenzierbar.

Komplexe Funktionen

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Hauptartikel:Holomorphe Funktion

Fürkomplexe Funktionen, alsokomplexwertige Funktionen einer komplexen Variablen, definiert man Differenzierbarkeit ganz analog zu reellen Funktionen.Es seiUC{\displaystyle U\subset \mathbb {C} } eine offene Teilmenge der komplexen Ebene undz0U{\displaystyle z_{0}\in U} ein Punkt dieser Teilmenge. Eine Funktionf:UC{\displaystyle f\colon U\rightarrow \mathbb {C} } heißtkomplex differenzierbar im Punktz0{\displaystyle z_{0}}, falls derGrenzwert

limh0f(z0+h)f(z0)h=limzz0f(z)f(z0)zz0{\displaystyle \lim _{h\rightarrow 0}{\frac {f(z_{0}+h)-f(z_{0})}{h}}=\lim _{z\rightarrow z_{0}}{\frac {f(z)-f(z_{0})}{z-z_{0}}}}

existiert.[1] In diesem Fall bezeichnet man diesen Grenzwert alsf(z0){\displaystyle f'(z_{0})}.

Eine Funktionf{\displaystyle f} heißtholomorph im Punktz0{\displaystyle z_{0}}, falls eine Umgebung vonz0{\displaystyle z_{0}} existiert, in derf{\displaystyle f} komplex differenzierbar ist.Holomorphe Funktionen sind automatisch unendlich oft komplex differenzierbar und sogaranalytisch.

Reellwertige Funktionen mehrerer Variablen

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Für Funktionen mehrerer Veränderlicher, also Funktionen, die auf offenen Teilmengen deseuklidischen Raums definiert sind, gibt es mehrere verschieden starke Begriffe der Differenzierbarkeit.Im Folgenden seiURn{\displaystyle U\subset \mathbb {R} ^{n}} eine offene Menge. Die Elemente desRn{\displaystyle \mathbb {R} ^{n}} können alsn{\displaystyle n}-Tupelx=(x1,,xn){\displaystyle x=(x_{1},\dots ,x_{n})} geschrieben werden.Weiter sei eine Funktionf:UR{\displaystyle f\colon U\to \mathbb {R} } gegeben. Wir betrachten einen festen Punkta=(a1,,an)U{\displaystyle a=(a_{1},\dots ,a_{n})\in U} und betrachten Differenzierbarkeit im Punkta{\displaystyle a}.

Partielle Differenzierbarkeit

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Hauptartikel:Partielle Ableitung

Dies ist der schwächste Differenzierbarkeitsbegriff.Die Funktionf{\displaystyle f} heißtpartiell differenzierbar am Punkta{\displaystyle a} in Richtungxi{\displaystyle x_{i}}, falls diepartielle Ableitung

fxi(a)=limh0f(a1,,ai1,ai+h,ai+1,,an)f(a)h{\displaystyle {\frac {\partial f}{\partial x_{i}}}(a)=\lim _{h\to 0}{\frac {f(a_{1},\dots ,a_{i-1},a_{i}+h,a_{i+1},\dots ,a_{n})-f(a)}{h}}}

existiert. Man betrachtet also alle Variablen bis aufxi{\displaystyle x_{i}} als konstant und betrachtet die so erhaltene Funktion einer Veränderlichen.

Die Funktionf{\displaystyle f} heißtpartiell differenzierbar, wenn in jedem Punkt die partiellen Ableitungen in allen Richtungen existieren.Sie heißtstetig partiell differenzierbar, falls alle partiellen Ableitungen stetige Funktionen vonURn{\displaystyle U\subset \mathbb {R} ^{n}} nachR{\displaystyle \mathbb {R} } sind.

Aus partieller Differenzierbarkeit folgt nicht die Stetigkeit der Funktion, sondern nur die Stetigkeit der Funktion in Richtung der Koordinatenachsen.

Richtungsableitung

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Hauptartikel:Richtungsableitung

IstvRn{\displaystyle v\in \mathbb {R} ^{n}} einEinheitsvektor, so ist die(beidseitige)Richtungsableitung vonf{\displaystyle f} in Richtungv{\displaystyle v} an der Stellea{\displaystyle a} definiert als

Dvf(a)=limh0f(a+hv)f(a)h{\displaystyle D_{v}f(a)=\lim _{h\to 0}{\frac {f(a+hv)-f(a)}{h}}}.

Betrachtet man nur positiveh{\displaystyle h}, so erhält man dieeinseitige Richtungsableitung

Dv+f(a)=limh0f(a+hv)f(a)h{\displaystyle D_{v}^{+}f(a)=\lim _{h\searrow 0}{\frac {f(a+hv)-f(a)}{h}}}.

Die Funktionf{\displaystyle f} heißt(einseitig) differenzierbar in Richtung vonv{\displaystyle v}, falls die (einseitige) Richtungsableitung vonf{\displaystyle f} in Richtungv{\displaystyle v} existiert.Die Richtungsableitungen in Richtung der Einheitsvektoren derStandardbasis sind gerade die partiellen Ableitungen

fxi(a)=Deif(a){\displaystyle {\frac {\partial f}{\partial x_{i}}}(a)=D_{e_{i}}f(a)}.

Totale Differenzierbarkeit

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Hauptartikel:Totale Differenzierbarkeit

Die Funktionf{\displaystyle f} heißttotal differenzierbar im Punkta{\displaystyle a}, falls einelineare AbbildungL:RnR{\displaystyle L\colon \mathbb {R} ^{n}\to \mathbb {R} } und eine Funktionr{\displaystyle r} existieren, so dass sichf{\displaystyle f} bis auf den Fehlerr{\displaystyle r} durchL{\displaystyle L} approximieren lässt,

f(a+v)=f(a)+Lv+r(v),{\displaystyle f(a+v)=f(a)+Lv+r(v),}

undr{\displaystyle r} von höherer als erster Ordnung gegen 0 geht, das heißtr(v)v0{\displaystyle {\tfrac {r(v)}{\|v\|}}\to 0} fürv0{\displaystyle \|v\|\to 0}.

Die lineare AbbildungL{\displaystyle L} heißttotale Ableitung vonf{\displaystyle f} im Punkta{\displaystyle a}.Sie wird mitDf(a){\displaystyle Df(a)} bezeichnet. DieMatrixdarstellung bezüglich der Standardbasis heißtJacobi-Matrix und wird mitJf(a){\displaystyle J_{f}(a)} oder auchDf(a){\displaystyle Df(a)} bezeichnet.Die Funktionf{\displaystyle f} heißttotal differenzierbar, falls sie in jedem Punkt total differenzierbar ist.

Eine total differenzierbare Funktion ist auch stetig.

In der neueren mathematischen Literatur spricht man statt vontotaler Differenzierbarkeit meist einfach vonDifferenzierbarkeit. Die totale Ableitung wird auchDifferential genannt.

Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Differenzierbarkeitsbegriffen

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Man erhält die Richtungsableitung in Richtungv=(v1,,vn){\displaystyle v=(v_{1},\dots ,v_{n})}, indem man die totale Ableitung (eine lineare Abbildung) auf den Vektorv{\displaystyle v} anwendet.
Dvf(a)=Df(a)v=i=1nfxi(a)vi{\displaystyle D_{v}f(a)=Df(a)\,v=\sum _{i=1}^{n}{\frac {\partial f}{\partial x_{i}}}(a)\,v_{i}}

Die Umkehrungen gelten nicht:

  • Aus der partiellen Differenzierbarkeit folgt weder die totale Differenzierbarkeit noch die beidseitige oder einseitige Differenzierbarkeit in Richtungen, die keine Koordinatenrichtungen sind.
  • Auch aus der beidseitigen Differenzierbarkeit in alle Richtungen folgt nicht totale Differenzierbarkeit. Selbst dann nicht, wenn der Kandidat für die totale Ableitung, die AbbildungvRnDvf(a){\displaystyle v\in \mathbb {R} ^{n}\mapsto D_{v}f(a)}, linear ist.

Anders ist es, wenn man nicht nur die Existenz, sondern auch die Stetigkeit der partiellen Ableitungen voraussetzt.

Man nennt stetig partiell differenzierbare Funktionen deshalb auch einfachstetig differenzierbar.Auch hier gilt die Umkehrung nicht:

  • Aus totaler Differenzierbarkeit folgt nicht die Stetigkeit der partiellen Ableitungen.

Insgesamt gilt somit:

stetige partielle Differenzierbarkeit ⇒ totale Differenzierbarkeit ⇒ Differenzierbarkeit in jede Richtung ⇒ partielle Differenzierbarkeit,

es gilt jedoch keine der Umkehrungen.

Beispiele

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  • Jede Funktion, die sich als Polynom in den Variablenx1,,xn{\displaystyle x_{1},\dots ,x_{n}} darstellen lässt, ist stetig differenzierbar.
  • Summen, Produkte, Quotienten und Verkettungen von stetig differenzierbaren Funktionen sind stetig differenzierbar.

Gegenbeispiele

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Alle Gegenbeispiele sind Funktionen auf demR2{\displaystyle \mathbb {R} ^{2}}. Die Koordinaten werden mitx{\displaystyle x} undy{\displaystyle y} bezeichnet statt mitx1{\displaystyle x_{1}} undx2{\displaystyle x_{2}}. Von Interesse ist hier nur die Differenzierbarkeit und Stetigkeit am Ursprung(0,0){\displaystyle (0,0)}. Überall sonst sind die Funktionen stetig differenzierbar.

Partiell differenzierbar, aber nicht stetig und nicht alle Richtungsableitungen

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Graph der Funktionf1{\displaystyle f_{1}}

Die Funktion

f1(x,y)={2xyx2+y2(x,y)(0,0)0(x,y)=(0,0){\displaystyle f_{1}(x,y)={\begin{cases}{\dfrac {2xy}{x^{2}+y^{2}}}&(x,y)\neq (0,0)\\0&(x,y)=(0,0)\end{cases}}}

ist an der Stelle (0,0) partiell differenzierbar. Auf den Koordinatenachsen hat die Funktion konstant den Wert 0, das heißt für allex{\displaystyle x} undy{\displaystyle y} gilt

f1(x,0)=f1(0,y)=0{\displaystyle f_{1}(x,0)=f_{1}(0,y)=0}.

Daraus folgt

f1x(0,0)=f1y(0,0)=0{\displaystyle {\frac {\partial f_{1}}{\partial x}}(0,0)={\frac {\partial f_{1}}{\partial y}}(0,0)=0}.

Die Funktion ist jedoch bei (0,0) nicht stetig.Auf der ersten Winkelhalbierenden (mit Ausnahme des Ursprungs) hatf1{\displaystyle f_{1}} konstant den Wert eins (f1(t,t)=1{\displaystyle f_{1}(t,t)=1}).Nähert man sich dem Ursprung auf der ersten Winkelhalbierenden, so streben die Funktionswerte also gegen 1.Die Richtungsableitung in andere Richtungen als die der Koordinatenachsen existieren nicht.

Graph der Funktionf2{\displaystyle f_{2}}

Die Funktion

f2(x,y)={2xyx2+y2(x,y)(0,0)0(x,y)=(0,0){\displaystyle f_{2}(x,y)={\begin{cases}{\dfrac {2xy}{\sqrt {x^{2}+y^{2}}}}&(x,y)\neq (0,0)\\0&(x,y)=(0,0)\end{cases}}}

ist an der Stelle (0,0) partiell differenzierbar und stetig. Alle einseitigen Richtungsableitungen existieren, aber außer in die Koordinatenrichtungen nicht die beidseitigen.

Einseitige, aber keine beidseitigen Richtungsableitungen

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Graph der Funktionf3{\displaystyle f_{3}}

Dieeuklidische Norm

f3(x,y)=x2+y2{\displaystyle f_{3}(x,y)={\sqrt {x^{2}+y^{2}}}}

verallgemeinert dieBetragsfunktion. Sie ist überall stetig.

Für jeden Einheitsvektorv=(v1,v2)R2{\displaystyle v=(v_{1},v_{2})\in \mathbb {R} ^{2}} existiert die einseitige Richtungsableitung vonf3{\displaystyle f_{3}} in(0,0){\displaystyle (0,0)} und es gilt

Dv+f3(0,0)=limh0(hv1)2+(hv2)2h=limh0|h|hv12+v22=limh0|h|h=1{\displaystyle D_{v}^{+}f_{3}(0,0)=\lim _{h\searrow 0}{\frac {\sqrt {(hv_{1})^{2}+(hv_{2})^{2}}}{h}}=\lim _{h\searrow 0}{\frac {|h|}{h}}{\sqrt {v_{1}^{2}+v_{2}^{2}}}=\lim _{h\searrow 0}{\frac {|h|}{h}}=1}

Der Grenzwert existiert nur einseitig, also existieren die beidseitigen Richtungsableitungen nicht.Insbesondere ist die Funktion auch nicht partiell differenzierbar.

Alle Richtungsableitungen existieren, aber definieren keine lineare Abbildung

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Graph der Funktionf4{\displaystyle f_{4}}
f4(x,y)={3x2yy3x2+y2(x,y)(0,0)0(x,y)=(0,0){\displaystyle f_{4}(x,y)={\begin{cases}{\dfrac {3x^{2}y-y^{3}}{x^{2}+y^{2}}}&(x,y)\neq (0,0)\\0&(x,y)=(0,0)\end{cases}}}

Hier existieren alle Richtungsableitungen, für die partiellen Ableitungen gilt

f4x(0,0)=0, f4y(0,0)=1.{\displaystyle {\frac {\partial f_{4}}{\partial x}}(0,0)=0,\ {\frac {\partial f_{4}}{\partial y}}(0,0)=-1.}

Die AbbildungvDvf4(0,0){\displaystyle v\mapsto D_{v}f_{4}(0,0)} ist jedoch nicht linear.Für den Einheitsvektorv=(12,32){\displaystyle v=\left({\tfrac {1}{2}},{\tfrac {\sqrt {3}}{2}}\right)} gilt

D(12,32)f4(0,0)=0,{\displaystyle D_{\left({\tfrac {1}{2}},{\tfrac {\sqrt {3}}{2}}\right)}f_{4}(0,0)=0,}

während

f4x(0,0)12+f4y(0,0)32=32.{\displaystyle {\frac {\partial f_{4}}{\partial x}}(0,0)\cdot {\frac {1}{2}}+{\frac {\partial f_{4}}{\partial y}}(0,0)\cdot {\frac {\sqrt {3}}{2}}=-{\frac {\sqrt {3}}{2}}.}

Alle Richtungsableitungen existieren und definieren eine lineare Abbildung, aber nicht total differenzierbar

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Graph der Funktionf5{\displaystyle f_{5}}
f5(x,y)={xy3x2+y4(x,y)(0,0)0(x,y)=(0,0){\displaystyle f_{5}(x,y)={\begin{cases}{\dfrac {xy^{3}}{x^{2}+y^{4}}}&(x,y)\neq (0,0)\\0&(x,y)=(0,0)\end{cases}}}

Hier existieren alle Richtungsableitungen, für jeden VektorvR2{\displaystyle v\in \mathbb {R} ^{2}} giltDvf5(0,0)=0{\displaystyle D_{v}f_{5}(0,0)=0}.Insbesondere istf5{\displaystyle f_{5}} partiell differenzierbar mit

f5x(0,0)=f5y(0,0)=0{\displaystyle {\frac {\partial f_{5}}{\partial x}}(0,0)={\frac {\partial f_{5}}{\partial y}}(0,0)=0}

und die Abbildung

vDvf5(0,0)=0{\displaystyle v\mapsto D_{v}f_{5}(0,0)=0}

ist die Nullabbildung, also trivialerweise linear.

Die Funktion ist auch stetig.Sie ist jedoch an der Stelle (0,0) nicht total differenzierbar.Wäre sie es, so wäreL=Df(0,0){\displaystyle L=Df(0,0)} die Nullabbildung und für jeden Vektorv=(v1,v2){\displaystyle v=(v_{1},v_{2})} gälte

f5(v1,v2)=f5(0,0)+L(v1,v2)+r(v1,v2)=0+0+r(v1,v2){\displaystyle f_{5}(v_{1},v_{2})=f_{5}(0,0)+L(v_{1},v_{2})+r(v_{1},v_{2})=0+0+r(v_{1},v_{2})}.

Für das Fehlergliedr(v)=r(v1,v2){\displaystyle r(v)=r(v_{1},v_{2})} gälte also

r(v1,v2)=v1v23v12+v24{\displaystyle r(v_{1},v_{2})={\frac {v_{1}v_{2}^{3}}{v_{1}^{2}+v_{2}^{4}}}}.

Setzt manv1=h2{\displaystyle v_{1}=h^{2}} undv2=h{\displaystyle v_{2}=h} mith>0{\displaystyle h>0}, so erhält man

r(v)=h2h3h4+h4=h2{\displaystyle r(v)={\frac {h^{2}h^{3}}{h^{4}+h^{4}}}={\frac {h}{2}}} undv=h4+h2=h1+h2{\displaystyle \|v\|={\sqrt {h^{4}+h^{2}}}=h{\sqrt {1+h^{2}}}}, alsor(v)v=121+h2{\displaystyle {\frac {r(v)}{\|v\|}}={\frac {1}{2{\sqrt {1+h^{2}}}}}}.

Fürh{\displaystyle h} gegen 0 geht dieser Term gegen12{\displaystyle {\tfrac {1}{2}}} statt gegen 0.

Total differenzierbar, aber nicht stetig partiell differenzierbar

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Graph der Funktionf6{\displaystyle f_{6}}

Diese Funktion ist der entsprechenden Beispielfunktion einer Variablen nachgebildet, der Nachweis verläuft im Prinzip genauso wie dort.

f6(x,y)={(x2+y2)sin1x2+y2(x,y)(0,0)0(x,y)=(0,0){\displaystyle f_{6}(x,y)={\begin{cases}(x^{2}+y^{2})\sin {\dfrac {1}{x^{2}+y^{2}}}&(x,y)\neq (0,0)\\0&(x,y)=(0,0)\end{cases}}}

Die Funktion ist an der Stelle (0,0) total differenzierbar, die Ableitung ist dieNullfunktion.Nähert man sich dem Nullpunkt, so divergieren jedoch die partiellen Ableitungen, zum Beispiel geht der Betrag von

f6x(x,0)=2xsin1x22xcos1x2{\displaystyle {\frac {\partial f_{6}}{\partial x}}(x,0)=2x\sin {\dfrac {1}{x^{2}}}-{\frac {2}{x}}\cos {\dfrac {1}{x^{2}}}}

gegen unendlich fürx{\displaystyle x} gegen 0.

Abbildungen zwischen endlichdimensionalen Vektorräumen

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Eine AbbildungF{\displaystyle F} von einer offenen MengeURn{\displaystyle U\subset \mathbb {R} ^{n}} in den VektorraumRm{\displaystyle \mathbb {R} ^{m}} lässt sich durch ihre Komponentenfunktionen darstellen:

F(x)=(f1(x),,fm(x)){\displaystyle F(x)=\left(f_{1}(x),\dots ,f_{m}(x)\right)} mitfi:UR{\displaystyle f_{i}\colon U\to \mathbb {R} } füri=1,,m{\displaystyle i=1,\dots ,m}.

Differenzierbarkeit vonF{\displaystyle F} lässt sich dann auf Differenzierbarkeit derfi{\displaystyle f_{i}} zurückführen.F{\displaystyle F} ist (im PunktaU{\displaystyle a\in U}) genau dannpartiell differenzierbar (differenzierbar in Richtung des Vektorsv{\displaystyle v}, total differenzierbar, stetig partiell differenzierbar), wenn alle Komponentenfunktionenf1,,fm{\displaystyle f_{1},\dots ,f_{m}} diese Eigenschaft haben.

IstF{\displaystyle F} im Punkta{\displaystyle a} total differenzierbar, so istDF(a){\displaystyle DF(a)} eine lineare Abbildung vonRn{\displaystyle \mathbb {R} ^{n}} nachRm{\displaystyle \mathbb {R} ^{m}}. Ihre Darstellungsmatrix, die Jacobi-Matrix, besteht aus den partiellen Ableitungen

JF(a)=(f1x1f1xnfmx1fmxn){\displaystyle J_{F}(a)={\begin{pmatrix}{\frac {\partial f_{1}}{\partial x_{1}}}&\dots &{\frac {\partial f_{1}}{\partial x_{n}}}\\\vdots &&\vdots \\{\frac {\partial f_{m}}{\partial x_{1}}}&\dots &{\frac {\partial f_{m}}{\partial x_{n}}}\end{pmatrix}}}

und die Richtungsableitung vonF{\displaystyle F} im Punkta{\displaystyle a} in Richtungv{\displaystyle v} ist das Bild des Vektorsv{\displaystyle v} unter der linearen AbbildungDF(a){\displaystyle DF(a)}.

Funktionen und Abbildungen auf unendlichdimensionalen Vektorräumen

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Auf unendlichdimensionalen Vektorräumen gibt es keine Koordinaten, deshalb gibt es keine partielle Differenzierbarkeit.Die Begriffe Richtungsableitung und totale Differenzierbarkeit lassen sich jedoch auf unendlichdimensionale Vektorräume verallgemeinern. Dabei spielt im Gegensatz zum Endlichdimensionalen die Topologie auf den Vektorräumen eine wichtige Rolle.Typische Beispiel für unendlichdimensionale Vektorräume sindFunktionenräume, also Vektorräume, deren „Vektoren“ Funktionen sind. Zur Unterscheidung nennt man die auf diesen Vektorräume definierten FunktionenFunktionale und nennt Abbildungen zwischen solchen VektorräumenOperatoren.

Gâteaux-Differenzierbarkeit

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Hauptartikel:Gâteaux-Differential

Der Richtungsableitung entspricht dieGâteaux-Ableitung.Gegeben sei einnormierter VektorraumV{\displaystyle V} (das heißt ein (typischerweise unendlichdimensionaler) Vektorraum zusammen mit einerNorm{\displaystyle \|\cdot \|}), eine offene TeilmengeUV{\displaystyle U\subset V} und ein FunktionalF:UR{\displaystyle F\colon U\to \mathbb {R} }.Die Gâteaux-Ableitung vonF{\displaystyle F} an einem „Punkt“aU{\displaystyle a\in U} in Richtung eines VektorsvV{\displaystyle v\in V} ist dann gegeben durch

δF(a,v)=limτ0F(a+τv)F(a)τ=ddτF(a+τv)|τ=0{\displaystyle \delta F(a,v)=\lim _{\tau \to 0}{\frac {F(a+\tau \,v)-F(a)}{\tau }}=\left.{\frac {\mathrm {d} }{\mathrm {d} \tau }}F(a+\tau \,v)\right|_{\tau =0}},

falls der Grenzwert existiert.

Falls die Gâteaux-Ableitung für jedesvV{\displaystyle v\in V} existiert, dannist eine AbbildungδF(a):VR{\displaystyle \delta F(a)\colon V\to \mathbb {R} },vδF(a,v){\displaystyle v\mapsto \delta F(a,v)} erklärt.Aus der Definition folgt sofort, dass diese Abbildung positiv homogen ist, alsoδF(a,λv)=λδF(a,v){\displaystyle \delta F(a,\lambda v)=\lambda \delta F(a,v)} für alleλ>0{\displaystyle \lambda >0}.Wie im Endlichdimensionalen folgt aus der Existenz aller Richtungsableitungen nicht, dassδF(a){\displaystyle \delta F(a)} additiv und damit linear ist.Auch wenn die Abbildung linear ist, folgt nicht, dass sie stetig ist.

Für den BegriffGâteaux-Differenzierbarkeit gibt es mehrere nicht verträgliche Konventionen:

Manche Autoren nennen ein FunktionalF{\displaystyle F}Gâteaux-differenzierbar im Punkta{\displaystyle a}, falls alleδF(a,v){\displaystyle \delta F(a,v)} existieren, und bezeichnen dann die AbbildungδF(a){\displaystyle \delta F(a)} alsGateaux-Ableitung vonF{\displaystyle F} im Punkta{\displaystyle a}.Andere fordern zusätzlich, dassδF(a){\displaystyle \delta F(a)} linear und stetig ist.

Ganz analog definiert man Gâteaux-Differenzierbarkeit und Gâteaux-Ableitung für OperatorenF{\displaystyle F} von einem normierten VektorraumV{\displaystyle V} in einen andern normierten VektorraumW{\displaystyle W} (typischerweise einBanachraum). Die in der Definition der Gâteaux-Ableitung geforderte Konvergenz versteht sich dann im Sinne der Norm vonW{\displaystyle W}. Entsprechendes gilt für die Stetigkeit vonδF(a):VW{\displaystyle \delta F(a)\colon V\to W}.

Fréchet-Differenzierbarkeit

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Hauptartikel:Fréchet-Ableitung

Der totalen Differenzierbarkeit im Endlichdimensionalen entspricht bei unendlichdimensionalen Vektorräumen dieFréchet-Differenzierbarkeit.Gegeben seienBanachräumeV{\displaystyle V} undW{\displaystyle W}, eine offene TeilmengeUV{\displaystyle U\subset V}, eine AbbildungF:UW{\displaystyle F\colon U\to W} und ein PunktaU{\displaystyle a\in U}.

Die AbbildungF{\displaystyle F} heißtFréchet-differenzierbar, wenn eine beschränkte (also stetige) lineare AbbildungL:VW{\displaystyle L\colon V\to W} und eine Abbildungr:UW{\displaystyle r\colon U\to W} existieren, sodass für allehV{\displaystyle h\in V} mita+hU{\displaystyle a+h\in U} gilt

F(a+h)=F(a)+Lh+r(h){\displaystyle F(a+h)=F(a)+L\,h+r(h)}

und

limh0r(h)h=0.{\displaystyle \lim _{\Vert h\Vert \to 0}{\frac {\|r(h)\|}{\Vert h\Vert }}=0.}

Dabei steht im Zähler die Norm vonW{\displaystyle W}, im Nenner die vonV{\displaystyle V}.

Derlineare OperatorL:VW{\displaystyle L\colon V\to W} heißt in diesem FallFréchet-Ableitung vonF{\displaystyle F} an der Stellea{\displaystyle a}.

Zusammenhänge

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Wie im Endlichdimensionalen ist jede Fréchet-differenzierbare AbbildungF{\displaystyle F} auch Gâteaux-differenzierbar und die Gâteaux-Ableitung stimmt mit derFréchet-Ableitung überein.Umgekehrt brauchtF{\displaystyle F} im Punkta{\displaystyle a} selbst dann nicht Fréchet-differenzierbar zu sein, wenn die Gâteaux-AbleitungδF(a){\displaystyle \delta F(a)} linear und stetig ist.

Differenzierbare Abbildungen zwischen differenzierbaren Mannigfaltigkeiten

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Die Differenzierbarkeit von Abbildungen zwischendifferenzierbaren Mannigfaltigkeiten wird auf die Differenzierbarkeit ihrer Kartendarstellungen zurückgeführt. Dabei muss Stetigkeit schon vorausgesetzt werden.

Es seienM{\displaystyle M} undN{\displaystyle N} differenzierbare Mannigfaltigkeiten derDimensionenm{\displaystyle m} bzw.n{\displaystyle n} und derDifferenzierbarkeitsklasseCr{\displaystyle C^{r}} und es seiF:MN{\displaystyle F\colon M\to N} eine stetige Abbildung.Zu jedem PunktpM{\displaystyle p\in M} existiert dann eineKarte(U,ϕ){\displaystyle (U,\phi )} vonM{\displaystyle M} ump{\displaystyle p}, das heißt eine offene UmgebungUM{\displaystyle U\subset M}, diep{\displaystyle p} enthält, und ein aufU{\displaystyle U} definierterHomöomorphismusϕ:Uϕ(U)Rm{\displaystyle \phi \colon U\to \phi (U)\subset \mathbb {R} ^{m}} auf eineoffene Teilmenge desRm{\displaystyle \mathbb {R} ^{m}}. Genauso existiert auch eine Karte(V,ψ){\displaystyle (V,\psi )} vonN{\displaystyle N} um den Bildpunktf(p)N{\displaystyle f(p)\in N}.DaF{\displaystyle F} stetig ist, können die Karten so gewählt werden, dassF(U){\displaystyle F(U)} ganz inV{\displaystyle V} liegt. Unter der Kartendarstellung vonF{\displaystyle F} bezüglich dieser Karten versteht man dann die Abbildung

ψFϕ1:ϕ(U)ψ(V){\displaystyle \psi \circ F\circ \phi ^{-1}\colon \phi (U)\to \psi (V)}

Dies ist eine Abbildung von der offenen Teilmengeϕ(U){\displaystyle \phi (U)} desRm{\displaystyle \mathbb {R} ^{m}} in die offene Teilmengeψ(V){\displaystyle \psi (V)} desRn{\displaystyle \mathbb {R} ^{n}}.

Die AbbildungF{\displaystyle F} heißtstetig differenzierbar, falls sie stetig ist und ihre Kartendarstellungen stetig differenzierbar sind. Sie heißtk{\displaystyle k}-mal stetig differenzierbar (fürkr{\displaystyle k\leq r}), odervon der KlasseCk{\displaystyle C^{k}}, falls ihre Kartendarstellungenk{\displaystyle k}-mal stetig differenzierbar.

Die Differenzierbarkeit hängt nicht von der Wahl der Karten ab (solangekr{\displaystyle k\leq r} ist), da die KartenwechselabbildungenCr{\displaystyle C^{r}}-Diffeomorphismen sind.IstM{\displaystyle M} oderN{\displaystyle N} dereuklidische Raum, so kann man dort auf die Karte verzichten.Insbesondere gilt:

Eine Funktionf:MR{\displaystyle f\colon M\to \mathbb {R} } ist genau dannr{\displaystyle r}-mal stetig differenzierbar, wenn das für ihre Kartendarstellungenfϕ1:ϕ(U)R{\displaystyle f\circ \phi ^{-1}\colon \phi (U)\to \mathbb {R} }, bezüglich Karten(U,ϕ){\displaystyle (U,\phi )} vonM{\displaystyle M} gilt.

Analog definiert man die komplexe Differenzierbarkeit für komplexwertige Funktionen aufkomplexen Mannigfaltigkeiten und Abbildungen zwischen komplexen Mannigfaltigkeiten.

Für die Definition der Ableitung einer AbbildungF{\displaystyle F} zwischen Mannigfaltigkeiten bzw. einer Funktionf{\displaystyle f} auf einer Mannigfaltigkeit sieheTangentialraum undPushforward.

Begriffserweiterungen

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Folgende Konzepte sind Verallgemeinerungen der Differenzierbarkeit:

Weblinks

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Commons: Differenzierbarkeit – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikibooks: Mathe für Nicht-Freaks: Ableitung und Differenzierbarkeit – Lern- und Lehrmaterialien

Einzelnachweise

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  1. Guido Walz (Hrsg.):Lexikon der Mathematik. 2. Auflage.Band 3 (Inp bis Mon). Springer Spektrum Verlag, Mannheim 2017,ISBN 978-3-662-53501-1,S. 148 f.,doi:10.1007/978-3-662-53502-8. 

Literatur

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Im Prinzip sämtliche einführende Literatur zu Analysis und/oder Differentialrechnung. Beispielsweise seien genannt:

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