AlsDifferenzierbarkeit bezeichnet man in derMathematik die Eigenschaft einerFunktion, sich lokal um einen Punkt in eindeutiger Weiselinearapproximieren zu lassen.Der Begriff Differenzierbarkeit ist nicht nur fürreellwertige Funktionen auf der Menge derreellen Zahlen erklärt, sondern auch für Funktionen mehrerer Variablen, fürkomplexe Funktionen, für Abbildungen zwischen reellen oder komplexenVektorräumen und für viele andere Typen von Funktionen und Abbildungen. Für manche Typen von Funktionen (zum Beispiel für Funktionen mehrerer Variablen) gibt es verschiedene Differenzierbarkeitsbegriffe.
Die Frage nach der Differenzierbarkeit gehört zu den Problemstellungen derDifferentialrechnung, eines Teilgebiets derAnalysis.
Reellwertige Funktionen einer reellen Veränderlichen
Schwarz: Graph der Funktionf Rot: Graph der linearen Funktiong, dief in der Nähe der Stellex0 approximiertZur 2. Definition der DifferenzierbarkeitDifferenzierbare Funktionen sind genau diejenigen Funktionen, die lokal durch genau eine lineare Funktion approximierbar sind.
Im einfachsten Fall betrachtet man eine reellwertige Funktion einer reellenVariablen, also eine Funktion, deren Funktionswertereelle Zahlen sind und derenDefinitionsbereich ein offenesIntervall reeller Zahlen ist. Eine solche Funktion ist differenzierbar an einer Stelle aus ihrem Definitionsbereich, wenn dieAbleitung von an dieser Stelle existiert. Es gibt im Wesentlichen zwei äquivalente Definitionen für die Existenz der Ableitung:
1. Definition
Eine Funktion ist genau danndifferenzierbar an der Stelle ihres Definitionsbereichs, wenn derbeidseitigeGrenzwert derDifferenzenquotienten
existiert. Diesen Grenzwert bezeichnet man als die Ableitung von an der Stelle, geschrieben.
2. Definition
Eine Funktion ist genau danndifferenzierbar an der Stelle ihres Definitionsbereichs, wenn eine reelle Zahl (die von abhängen darf) und eine (ebenfalls von abhängige) Funktion (Fehler der Approximation) mit folgenden Eigenschaften existieren:
Für geht schneller als linear gegen 0, das heißt:
für
Die Funktion lässt sich also in der Nähe von durch eine lineare Funktion mit
bis auf den Fehler approximieren. Den Wert bezeichnet man als die Ableitung von an der Stelle.
Differenzierbare Funktionen sind damit genau diejenigen Funktionen, die sich lokal durch lineare Funktionen approximieren lassen (siehe Abbildung). Diese Definition geht aufKarl Weierstraß zurück und wirdWeierstraßsche Zerlegungsformel genannt.
Eine Funktion heißt genau danndifferenzierbar (ohne Einschränkung auf einen speziellen Punkt), wenn sie anjeder Stelle ihres Definitionsbereichs differenzierbar ist. Die Funktion heißt dannAbleitungsfunktion oder kurzAbleitung von.
Grafisch lässt sich die Eigenschaft Differenzierbarkeit so deuten, dass eine Funktion genau dann an der Stelle differenzierbar ist, wenn im zugehörigen Punkt des Graphen von genau eineTangente existiert, die nicht senkrecht verläuft. Die Tangente ist der Graph der in der 2. Definition genannten linearen Funktion .
Die Ableitung von an der Stelle ist die Steigung dieser Tangente. Die in der ersten Definition genannten Differenzenquotienten sind die Steigungen von Sekanten durch den Punkt und einen anderen Kurvenpunkt. Die Funktion ist also an der Stelle differenzierbar, wenn die Steigungen dieser Sekanten beim Grenzübergang gegen die Steigung der Tangente konvergieren.
Aus Differenzierbarkeit folgtStetigkeit: Jede an einer Stelle differenzierbare Funktion ist dort auch stetig. Jede auf ihrem Definitionsbereich differenzierbare Funktion ist stetig. Die Umkehrung gilt nicht. Die unten angeführten nicht differenzierbaren Funktionen sind alle stetig.
DieHeaviside-Funktion ist an der Stelle 0 nicht stetig und deshalb auch nicht differenzierbar. Im Sinne von Distributionen wird dieDirac-Distribution als Ableitung der Heaviside-Funktion betrachtet.
Da jede differenzierbare Funktion stetig ist, ist umgekehrt jede unstetige Funktion (zum Beispiel eineTreppenfunktion oder dieDirichlet-Funktion) ein Beispiel für eine nicht differenzierbare Funktion. Es gibt aber auch Funktionen, die zwar stetig sind, aber nicht oder nicht überall differenzierbar.
DieWurzelfunktion, ist an der Stelle nicht differenzierbar.Der Differenzenquotient
strebt für gegen unendlich, konvergiert also nicht.Der Graph der Funktion hat an der Stelle zwar eine Tangente, diese verläuft aber vertikal und besitzt deshalb keine Steigung.
Die Betragsfunktion ist an der Stelle nicht differenzierbar.
Für ist und damit
.
Für ist dagegen und folglich
.
Da derlinks- und derrechtsseitige Grenzwert nicht übereinstimmen, existiert der Grenzwert nicht. Die Funktion ist somit an der betrachteten Stelle nicht differenzierbar.
Es existieren an der Stelle jedoch dierechtsseitige Ableitung
und dielinksseitige Ableitung
.
DerFunktionsgraph hat an der Stelle einen Knick. Es gibt sozusagen eine linksseitige Tangente mit Steigung und eine rechtsseitige mit Steigung. Zu jeder Steigung zwischen und gibt es eine Gerade, die den Funktionsgraph im Punkt „berührt“, aber sich nicht „anschmiegt“.
Dies ist ein typisches Verhalten für abschnittsweise definierte Funktionen, wo an den Nahtstellen zwar die Funktionswerte zusammenpassen, aber nicht die Ableitungen. Die Graphen von differenzierbaren Funktionen haben demgegenüber keine Knicke.
ist an der Stelle 0 stetig, aber nicht differenzierbar (aber überall sonst).Für den Differenzenquotient an der Stelle 0 gilt
Der Limes für existiert nicht. Es existieren auch keine einseitigen Grenzwerte. Vielmehr pendelt der Differenzenquotient, wenn gegen 0 geht, unendlich oft zwischen den Werten −1 und 1 und nimmt dabei jeden Zwischenwert unendlich oft an.
Weitere Beispiele liefert die mathematische Brownsche Bewegung:Fast jederPfad einesWiener-Prozesses ist als Funktion stetig, aber nirgends differenzierbar.
Stetige Differenzierbarkeit und höhere Ableitungen
Beispiel einer nicht stetig differenzierbaren FunktionDie Funktion mit für und ist differenzierbar, aber nicht stetig differenzierbar
Eine Funktion heißtstetig differenzierbar, wenn sie differenzierbar ist und ihre Ableitungstetig ist. Selbst wenn eine Funktion überall differenzierbar ist, muss die Ableitung nicht stetig sein. Zum Beispiel ist die Funktion
an jeder Stelle, inklusive, differenzierbar, weil
Die Ableitung
ist aber an der Stelle 0 nicht stetig.
Eine Funktion heißtzweimal differenzierbar, wenn ihre Ableitungsfunktion differenzierbar ist. Entsprechend wirddreimal, viermal, …,-mal differenzierbar definiert. Die höheren Ableitungen werden mit,,, …, bezeichnet.
Da aus der Differenzierbarkeit einer Funktion die Stetigkeit folgt, sind bei einer zweimal differenzierbaren Funktion die Funktion selbst und die erste Ableitung automatisch stetig. Die zweite Ableitung braucht jedoch nicht stetig zu sein. Entsprechend sind bei einer-mal differenzierbaren Funktion die Funktion selbst und alle Ableitungen,, … bis zur-ten Ableitung stetig. Für die-te Ableitung braucht dies jedoch nicht zu gelten. Ist diese auch stetig, so nennt man-malstetig differenzierbar. Sind alle Ableitungen wieder differenzierbar, so nennt man die Funktionunendlich oft differenzierbar oderglatt.
Die Menge aller-mal stetig differenzierbaren Funktionen mit derDefinitionsmenge bezeichnet man als. Die Menge der unendlich oft differenzierbaren Funktionen heißt. Eine-mal stetig differenzierbare Funktion nennt man daher auchFunktion derDifferentiationsklasse, kurz:Funktion der Klasse oder-Funktion. Eine unendlich oft differenzierbare Funktion heißt entsprechendFunktion der (Differentiations-)Klasse oder-Funktion.
Die Funktion
ist differenzierbar, ihre Ableitung ist die Funktion, die stetig, aber an der Stelle 0 nicht differenzierbar ist. Die Funktion ist also stetig differenzierbar, aber an der Stelle 0 nicht zweimal differenzierbar.Entsprechend ist die Funktion
-mal stetig differenzierbar, aber an der Stelle 0 nicht-mal differenzierbar.
Fürkomplexe Funktionen, alsokomplexwertige Funktionen einer komplexen Variablen, definiert man Differenzierbarkeit ganz analog zu reellen Funktionen.Es sei eine offene Teilmenge der komplexen Ebene und ein Punkt dieser Teilmenge. Eine Funktion heißtkomplex differenzierbar im Punkt, falls derGrenzwert
existiert.[1] In diesem Fall bezeichnet man diesen Grenzwert als.
Eine Funktion heißtholomorph im Punkt, falls eine Umgebung von existiert, in der komplex differenzierbar ist.Holomorphe Funktionen sind automatisch unendlich oft komplex differenzierbar und sogaranalytisch.
Für Funktionen mehrerer Veränderlicher, also Funktionen, die auf offenen Teilmengen deseuklidischen Raums definiert sind, gibt es mehrere verschieden starke Begriffe der Differenzierbarkeit.Im Folgenden sei eine offene Menge. Die Elemente des können als-Tupel geschrieben werden.Weiter sei eine Funktion gegeben. Wir betrachten einen festen Punkt und betrachten Differenzierbarkeit im Punkt.
Dies ist der schwächste Differenzierbarkeitsbegriff.Die Funktion heißtpartiell differenzierbar am Punkt in Richtung, falls diepartielle Ableitung
existiert. Man betrachtet also alle Variablen bis auf als konstant und betrachtet die so erhaltene Funktion einer Veränderlichen.
Die Funktion heißtpartiell differenzierbar, wenn in jedem Punkt die partiellen Ableitungen in allen Richtungen existieren.Sie heißtstetig partiell differenzierbar, falls alle partiellen Ableitungen stetige Funktionen von nach sind.
Aus partieller Differenzierbarkeit folgt nicht die Stetigkeit der Funktion, sondern nur die Stetigkeit der Funktion in Richtung der Koordinatenachsen.
Betrachtet man nur positive, so erhält man dieeinseitige Richtungsableitung
.
Die Funktion heißt(einseitig) differenzierbar in Richtung von, falls die (einseitige) Richtungsableitung von in Richtung existiert.Die Richtungsableitungen in Richtung der Einheitsvektoren derStandardbasis sind gerade die partiellen Ableitungen
Die Funktion heißttotal differenzierbar im Punkt, falls einelineare Abbildung und eine Funktion existieren, so dass sich bis auf den Fehler durch approximieren lässt,
und von höherer als erster Ordnung gegen 0 geht, das heißt für.
Die lineare Abbildung heißttotale Ableitung von im Punkt.Sie wird mit bezeichnet. DieMatrixdarstellung bezüglich der Standardbasis heißtJacobi-Matrix und wird mit oder auch bezeichnet.Die Funktion heißttotal differenzierbar, falls sie in jedem Punkt total differenzierbar ist.
Eine total differenzierbare Funktion ist auch stetig.
In der neueren mathematischen Literatur spricht man statt vontotaler Differenzierbarkeit meist einfach vonDifferenzierbarkeit. Die totale Ableitung wird auchDifferential genannt.
Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Differenzierbarkeitsbegriffen
Ist beidseitig differenzierbar in jede Richtung, so ist insbesondere partiell differenzierbar.
Ist total differenzierbar, so ist differenzierbar in jede Richtung (also insbesondere auch partiell differenzierbar). Die Einträge der Jacobi-Matrix sind die partiellen Ableitungen
.
Man erhält die Richtungsableitung in Richtung, indem man die totale Ableitung (eine lineare Abbildung) auf den Vektor anwendet.
Die Umkehrungen gelten nicht:
Aus der partiellen Differenzierbarkeit folgt weder die totale Differenzierbarkeit noch die beidseitige oder einseitige Differenzierbarkeit in Richtungen, die keine Koordinatenrichtungen sind.
Auch aus der beidseitigen Differenzierbarkeit in alle Richtungen folgt nicht totale Differenzierbarkeit. Selbst dann nicht, wenn der Kandidat für die totale Ableitung, die Abbildung, linear ist.
Anders ist es, wenn man nicht nur die Existenz, sondern auch die Stetigkeit der partiellen Ableitungen voraussetzt.
Ist stetig partiell differenzierbar, so ist auch total differenzierbar.
Man nennt stetig partiell differenzierbare Funktionen deshalb auch einfachstetig differenzierbar.Auch hier gilt die Umkehrung nicht:
Aus totaler Differenzierbarkeit folgt nicht die Stetigkeit der partiellen Ableitungen.
Insgesamt gilt somit:
stetige partielle Differenzierbarkeit ⇒ totale Differenzierbarkeit ⇒ Differenzierbarkeit in jede Richtung ⇒ partielle Differenzierbarkeit,
Alle Gegenbeispiele sind Funktionen auf dem. Die Koordinaten werden mit und bezeichnet statt mit und. Von Interesse ist hier nur die Differenzierbarkeit und Stetigkeit am Ursprung. Überall sonst sind die Funktionen stetig differenzierbar.
Partiell differenzierbar, aber nicht stetig und nicht alle Richtungsableitungen
ist an der Stelle (0,0) partiell differenzierbar. Auf den Koordinatenachsen hat die Funktion konstant den Wert 0, das heißt für alle und gilt
.
Daraus folgt
.
Die Funktion ist jedoch bei (0,0) nicht stetig.Auf der ersten Winkelhalbierenden (mit Ausnahme des Ursprungs) hat konstant den Wert eins ().Nähert man sich dem Ursprung auf der ersten Winkelhalbierenden, so streben die Funktionswerte also gegen 1.Die Richtungsableitung in andere Richtungen als die der Koordinatenachsen existieren nicht.
Graph der Funktion
Die Funktion
ist an der Stelle (0,0) partiell differenzierbar und stetig. Alle einseitigen Richtungsableitungen existieren, aber außer in die Koordinatenrichtungen nicht die beidseitigen.
Einseitige, aber keine beidseitigen Richtungsableitungen
Für jeden Einheitsvektor existiert die einseitige Richtungsableitung von in und es gilt
Der Grenzwert existiert nur einseitig, also existieren die beidseitigen Richtungsableitungen nicht.Insbesondere ist die Funktion auch nicht partiell differenzierbar.
Alle Richtungsableitungen existieren, aber definieren keine lineare Abbildung
Hier existieren alle Richtungsableitungen, für jeden Vektor gilt.Insbesondere ist partiell differenzierbar mit
und die Abbildung
ist die Nullabbildung, also trivialerweise linear.
Die Funktion ist auch stetig.Sie ist jedoch an der Stelle (0,0) nicht total differenzierbar.Wäre sie es, so wäre die Nullabbildung und für jeden Vektor gälte
.
Für das Fehlerglied gälte also
.
Setzt man und mit, so erhält man
und, also.
Für gegen 0 geht dieser Term gegen statt gegen 0.
Total differenzierbar, aber nicht stetig partiell differenzierbar
Diese Funktion ist der entsprechenden Beispielfunktion einer Variablen nachgebildet, der Nachweis verläuft im Prinzip genauso wie dort.
Die Funktion ist an der Stelle (0,0) total differenzierbar, die Ableitung ist dieNullfunktion.Nähert man sich dem Nullpunkt, so divergieren jedoch die partiellen Ableitungen, zum Beispiel geht der Betrag von
gegen unendlich für gegen 0.
Abbildungen zwischen endlichdimensionalen Vektorräumen
Eine Abbildung von einer offenen Menge in den Vektorraum lässt sich durch ihre Komponentenfunktionen darstellen:
mit für.
Differenzierbarkeit von lässt sich dann auf Differenzierbarkeit der zurückführen. ist (im Punkt) genau dannpartiell differenzierbar (differenzierbar in Richtung des Vektors, total differenzierbar, stetig partiell differenzierbar), wenn alle Komponentenfunktionen diese Eigenschaft haben.
Ist im Punkt total differenzierbar, so ist eine lineare Abbildung von nach. Ihre Darstellungsmatrix, die Jacobi-Matrix, besteht aus den partiellen Ableitungen
und die Richtungsableitung von im Punkt in Richtung ist das Bild des Vektors unter der linearen Abbildung.
Funktionen und Abbildungen auf unendlichdimensionalen Vektorräumen
Auf unendlichdimensionalen Vektorräumen gibt es keine Koordinaten, deshalb gibt es keine partielle Differenzierbarkeit.Die Begriffe Richtungsableitung und totale Differenzierbarkeit lassen sich jedoch auf unendlichdimensionale Vektorräume verallgemeinern. Dabei spielt im Gegensatz zum Endlichdimensionalen die Topologie auf den Vektorräumen eine wichtige Rolle.Typische Beispiel für unendlichdimensionale Vektorräume sindFunktionenräume, also Vektorräume, deren „Vektoren“ Funktionen sind. Zur Unterscheidung nennt man die auf diesen Vektorräume definierten FunktionenFunktionale und nennt Abbildungen zwischen solchen VektorräumenOperatoren.
Der Richtungsableitung entspricht dieGâteaux-Ableitung.Gegeben sei einnormierter Vektorraum (das heißt ein (typischerweise unendlichdimensionaler) Vektorraum zusammen mit einerNorm), eine offene Teilmenge und ein Funktional.Die Gâteaux-Ableitung von an einem „Punkt“ in Richtung eines Vektors ist dann gegeben durch
,
falls der Grenzwert existiert.
Falls die Gâteaux-Ableitung für jedes existiert, dannist eine Abbildung, erklärt.Aus der Definition folgt sofort, dass diese Abbildung positiv homogen ist, also für alle.Wie im Endlichdimensionalen folgt aus der Existenz aller Richtungsableitungen nicht, dass additiv und damit linear ist.Auch wenn die Abbildung linear ist, folgt nicht, dass sie stetig ist.
Für den BegriffGâteaux-Differenzierbarkeit gibt es mehrere nicht verträgliche Konventionen:
Manche Autoren nennen ein FunktionalGâteaux-differenzierbar im Punkt, falls alle existieren, und bezeichnen dann die Abbildung alsGateaux-Ableitung von im Punkt.Andere fordern zusätzlich, dass linear und stetig ist.
Ganz analog definiert man Gâteaux-Differenzierbarkeit und Gâteaux-Ableitung für Operatoren von einem normierten Vektorraum in einen andern normierten Vektorraum (typischerweise einBanachraum). Die in der Definition der Gâteaux-Ableitung geforderte Konvergenz versteht sich dann im Sinne der Norm von. Entsprechendes gilt für die Stetigkeit von.
Der totalen Differenzierbarkeit im Endlichdimensionalen entspricht bei unendlichdimensionalen Vektorräumen dieFréchet-Differenzierbarkeit.Gegeben seienBanachräume und, eine offene Teilmenge, eine Abbildung und ein Punkt.
Die Abbildung heißtFréchet-differenzierbar, wenn eine beschränkte (also stetige) lineare Abbildung und eine Abbildung existieren, sodass für alle mit gilt
und
Dabei steht im Zähler die Norm von, im Nenner die von.
Derlineare Operator heißt in diesem FallFréchet-Ableitung von an der Stelle.
Wie im Endlichdimensionalen ist jede Fréchet-differenzierbare Abbildung auch Gâteaux-differenzierbar und die Gâteaux-Ableitung stimmt mit derFréchet-Ableitung überein.Umgekehrt braucht im Punkt selbst dann nicht Fréchet-differenzierbar zu sein, wenn die Gâteaux-Ableitung linear und stetig ist.
Differenzierbare Abbildungen zwischen differenzierbaren Mannigfaltigkeiten
Die Differenzierbarkeit von Abbildungen zwischendifferenzierbaren Mannigfaltigkeiten wird auf die Differenzierbarkeit ihrer Kartendarstellungen zurückgeführt. Dabei muss Stetigkeit schon vorausgesetzt werden.
Es seien und differenzierbare Mannigfaltigkeiten derDimensionen bzw. und derDifferenzierbarkeitsklasse und es sei eine stetige Abbildung.Zu jedem Punkt existiert dann eineKarte von um, das heißt eine offene Umgebung, die enthält, und ein auf definierterHomöomorphismus auf eineoffene Teilmenge des. Genauso existiert auch eine Karte von um den Bildpunkt.Da stetig ist, können die Karten so gewählt werden, dass ganz in liegt. Unter der Kartendarstellung von bezüglich dieser Karten versteht man dann die Abbildung
Dies ist eine Abbildung von der offenen Teilmenge des in die offene Teilmenge des.
Die Abbildung heißtstetig differenzierbar, falls sie stetig ist und ihre Kartendarstellungen stetig differenzierbar sind. Sie heißt-mal stetig differenzierbar (für), odervon der Klasse, falls ihre Kartendarstellungen-mal stetig differenzierbar.
Die Differenzierbarkeit hängt nicht von der Wahl der Karten ab (solange ist), da die Kartenwechselabbildungen-Diffeomorphismen sind.Ist oder dereuklidische Raum, so kann man dort auf die Karte verzichten.Insbesondere gilt:
Eine Funktion ist genau dann-mal stetig differenzierbar, wenn das für ihre Kartendarstellungen, bezüglich Karten von gilt.
Analog definiert man die komplexe Differenzierbarkeit für komplexwertige Funktionen aufkomplexen Mannigfaltigkeiten und Abbildungen zwischen komplexen Mannigfaltigkeiten.
Für die Definition der Ableitung einer Abbildung zwischen Mannigfaltigkeiten bzw. einer Funktion auf einer Mannigfaltigkeit sieheTangentialraum undPushforward.