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Die Geschichte von der 1002. Nacht

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Die Geschichte von der 1002. Nacht ist ein Roman vonJoseph Roth, der im Dezember 1939[A 1] postum imBilthovener VerlagDe Gemeenschap[1] erschien.

Inhalt

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Der Roman spielt inWien um 1880[A 2] sowie teilweise inPersien und in den damals österreichischenKarpaten.

DerSchah von Persien ist seinerHaremsfrauen überdrüssig. Er sehnt sich „nach exotischen Ländern“. Also reist er nach Wien. Auf einem Ball, zu seinen Ehren „imRedoutensaal“ gegeben, begehrt er die Gräfin Helene W. aus Parditz inMähren. Die Gräfin, mit dem Grafen W., einem „Sektionschef im [Wiener] Finanzministerium“, verehelicht, liebte einst den jungen Rittmeister Alois Franz Baron von Taittinger. Ebendieser Baron von Taittinger wird, wie es der Zufall will, während des Staatsbesuchs des Schahs „zur besonderen Verwendung abkommandiert“. Als nun die Gräfin dem Schah für eine Liebesnacht zugeführt werden soll und den unbeholfenen Wiener Gastgebern das Problem schier unlösbar erscheint, tritt Taittinger in Aktion. Er meint, die Gräfin W. gleiche seiner Freundin Mizzi Schinagl wie eine Zwillingsschwester. Mizzi, Tochter des Ofensetzers Alois Schinagl ausSievering, „arbeitet“ bei Frau Josephine Matzner im Bordell. Die Prostituierte hatte dem Baron einen Sohn geboren und ihn Alois Franz Alexander genannt. Taittinger zahlt keine Alimente, sondern hat Mizzi einePfaidlerei einrichten lassen. Nebenbei ist Mizzi weiterhin im Bordell „tätig“.

Mit Garderobe desBurgtheaters wird Mizzi als Adlige ausstaffiert, und der Schah wird zu der vorgeblichen „Gräfin“ ins Bordell lanciert. Der Herrscher ist mit Mizzi im Bett so zufrieden, dass er ihr am nächsten Morgen eine Kette aus drei Reihen schwerer großer Perlen im Wert von „ungefähr fünfzigtausendGulden“ zum Geschenk machen lässt. Auf einmal ist Mizzi eine reiche Frau. Josephine Matzner weiß den Reichtum ihrer Angestellten für sich zu nutzen. Zudem erschleicht sich ein gewisser Franz Lissauer Mizzis Vertrauen und eröffnet in der Pfaidlerei einen schwunghaften „Handel“ mitBrüsseler Spitzen. Als Lissauers Betrug auffliegt, hat auch die geizige Frau Matzner, deren Geld teilweise in der Pfaidlerei steckt, herben finanziellen Verlust zu beklagen. Sie strengt einen Prozess gegen Lissauer an. Der Betrüger wird verurteilt, aber auch Mizzi bekommt als „Nebenwirkung“ sechzehn Monate Gefängnis und muss in derWeiblichen StrafanstaltKagran sitzen. Die Inhaftierte schreibt Taittinger Briefe. Der Baron erkennt, die Geldgier der Matzner hat Mizzi hinter Gitter gebracht.

Der Redakteur Bernhard Lazik veröffentlicht die Geschichte Mizzis und somit auch Taittingers peinliche Affäre unter dem TitelDie Perlen vonTeheran. Der Baron zahlt Lazik zweitausend Gulden für die Publikation seiner Machwerke. Zudem will Lazik aber auch noch vom Sektionschef W. für das Verfassen seiner „Scheißbüchln“ finanziell unterstützt werden. Der Graf wendet sich an den militärischen Vorgesetzten Taittingers. Der Baron muss den Abschied nehmen, weil seine Nerven angegriffen seien. Für einen zivilen Beruf bringt der Rittmeister keinen Elan auf. Das Leben außerhalb der Kaserne hat für ihn keinen Sinn. Mizzi, vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen, erkennt, Schuld an ihrem Unglück haben nicht die Perlen, sondern Taittinger. Trotzdem liebt sie den Baron, ebenso wie ihren inzwischen herangewachsenen, missratenen Sohn. Mizzi möchte für den Rest ihres Lebens Baronin sein, aber der Baron bleibt meistens fern. Taittinger sieht ein, dass er stets leichtsinnig gehandelt hat. Gerade, als er sich wieder bei der Armee bewirbt, will der Schah seinen nächsten Staatsbesuch in Richtung Wien antreten. Die Polizei prüft Taittingers alte Akten und sein Gesuch wird abgelehnt. Der Baron erschießt sich.

Analyse

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Der Titel suggeriertOrientalisches und knüpft an die Tradition vonTausendundeine Nacht an. Der Schah tritt am Anfang und am Schluss des Romans auf und liefert die „Unglücksperlen“ für Mizzis vergänglichen Reichtum.

Rezeption

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  • Helmuth Nürnberger sieht den Roman als „graziöses und ironisches Spiel“ des Autors.[2]
  • Heinz Lunzer bespricht dieEntstehungsgeschichte des Romans.[3]
  • Marcel Reich-Ranicki hebt Roths gekonnte Behandlung des Sentimentalen hervor.[4]
  • Thomas Düllo interpretiert den Roman in seiner Dissertation im KapitelDie Macht des Unmotivierten und der Fluch der Öffentlichkeit.[5]
  • Nach Ulrike Steierwald flieht Taittinger vor der eigenen Geschichte.[6] DieokzidentaleSubjektkonzeption werde im Roman „mit dem außereuropäischen Denken“ konfrontiert und „ironisiert“.[7] Indem Taittinger dem Journalisten Lazik Geld gibt, finanziere er „die Verhinderung“ der eigenen „Gegenwart“.[8]
  • Wilhelm von Sternburg weist auf zwei wesentliche Elemente der Erzählung hin, nämlich die Satire und das Bild des alten liebenswerten Österreich-Ungarns.[9]

Verfilmung

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Peter Beauvais verfilmte den Roman mitJohanna Matz,Walter Reyer undHans Jaray für das Fernsehen. Das Werk wurde am 25. und 26. Dezember 1969 ausgestrahlt.[10]

Hörspiel

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2009 entstand in einer Gemeinschaftsproduktion vonDeutschlandradio undORF eine gut 109-minütige Hörspielfassung in zwei Teilen vonHelmut Peschina, ebenfalls unter dem TitelDie Geschichte von der 1002. Nacht. Unter der Regie vonRobert Matejka sprachenJoseph Lorenz,Stefanie Dvorak,Elisabeth Orth,Michou Friesz,Cornelius Obonya,Dietrich Siegl undErwin Steinhauer.Die Produktion wurde in Österreich alsHörspiel des Jahres 2009 ausgezeichnet.[11]

Literatur

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Ausgaben (chronologisch geordnet)

  • Joseph Roth:Die Geschichte von der 1002. Nacht. Roman. 1939. In: Ders.:Werke 6. Romane und Erzählungen 1936–1940, hrsg. von Fritz Hackert. Mit einem Nachwort des Herausgebers. Frankfurt am Main 1994, S. 347–514. 815 Seiten,ISBN 3-7632-2988-4.
  • Joseph Roth:Die Geschichte von der 1002. Nacht. Erzählung. München 1972.dtv-Taschenbuch 826. 170 Seiten,ISBN 3-423-00826-1.
  • Joseph Roth:Romane 4. Die Geschichte von der 1002. Nacht. Köln 1999, S. 131–297. 297 Seiten,ISBN 3-462-02379-9 (hier zitierte Ausgabe).
  • Textausgabe bei Projekt Gutenberg-DE

Sekundärliteratur (alphabetisch geordnet)

  • Theo Bijovet, Madeleine Rietra:Joseph Roth und ‚De Gemeenschap‘. In: Kessler, Hackert (Hrsg.):Joseph Roth. Interpretation – Kritik – Rezeption. Tübingen 1990.
  • Thomas Düllo:Zufall und Melancholie: Untersuchungen zurKontingenzsemantik in Texten von Joseph Roth. Diss. Münster 1991. 336 Seiten,ISBN 3-89473-819-7.
  • Benoît Ellerbach:L’anti-conte de J. Roth: Le Conte de la 1002ème nuit ou l’implacable loi du rang. In: Philippe Forget, Stéphane Pesnel (Hrsg.):Joseph Roth, l'exil à Paris. Rouen 2017,S. 273–288 (französisch). 
  • Michael Kessler, Fritz Hackert (Hrsg.):Joseph Roth: Interpretation – Kritik – Rezeption. Akten des internationalen, interdisziplinären Symposions 1989, Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Stauffenburg Verlag / Brigitte Narr, Tübingen 1990 (zweite Auflage 1994).ISBN 3-923721-45-5.
  • Heinz Lunzer:Die Versionen von Joseph Roths Roman „Die Geschichte von der 1002. Nacht“. Textkritische Überlegungen. In: Kessler, Hackert (Hrsg.):Joseph Roth. Interpretation – Kritik – Rezeption. Tübingen 1990.
  • Wolfgang Müller-Funk:Joseph Roth. München 1989. 131 Seiten,ISBN 3-406-33160-2.
  • Helmuth Nürnberger:Joseph Roth. Reinbek bei Hamburg 1981. 159 Seiten,ISBN 3-499-50301-8.
  • Marcel Reich-Ranicki:Der Romancier Joseph Roth. In: Kessler, Hackert (Hrsg.):Joseph Roth. Interpretation – Kritik – Rezeption, Tübingen 1990, S. 261–268.
  • Ulrike Steierwald:Leiden an der Geschichte. Zur Geschichtsauffassung der Moderne in den Texten Joseph Roths. Diss. München 1992. 198 Seiten,ISBN 3-88479-880-4.
  • Wilhelm von Sternburg:Joseph Roth. Eine Biographie. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2009 (zweite Auflage 2010).ISBN 978-3-462-05555-9.
  • Gero von Wilpert:Lexikon der Weltliteratur. Deutsche Autoren A – Z. Stuttgart 2004, S. 519. 698 Seiten,ISBN 3-520-83704-8.

Anmerkungen

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  1. Anfang Mai 1940besetzte die Wehrmacht die Niederlande (Sternburg, S. 471, 11. Z.v.u.).
  2. Siehe zum Beispiel erster Abschnitt imdritten Kapitel: Hinweis aufZweite Wiener Türkenbelagerung.

Einzelnachweise

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  1. Bijovet und Rietra, S. 41–46.
  2. Nürnberger, S. 117.
  3. Lunzer, S. 201–226.
  4. Reich-Ranicki, S. 267, 16. Z.v.u.
  5. Düllo, S. 258–294.
  6. Steierwald, S. 58.
  7. Steierwald, S. 118.
  8. Steierwald, S. 159.
  9. Sternburg, S. 475.
  10. Nürnberger, S. 152.
  11. OE1-Hörspieldatenbank (Die Geschichte von der 1002. Nacht (2. Teil), NDR/ORF 2009)
Romane, Erzählungen und Novellen vonJoseph Roth

Romane
Das Spinnennetz |Hotel Savoy |Die Rebellion |Der blinde Spiegel |Die Flucht ohne Ende |Zipper und sein Vater |Rechts und links |Der stumme Prophet |Hiob |Radetzkymarsch |Tarabas |Die hundert Tage |Beichte eines Mörders, erzählt in einer Nacht |Das falsche Gewicht. Die Geschichte eines Eichmeisters |Die Kapuzinergruft |Die Geschichte von der 1002. Nacht

Erzählungen
Der Vorzugsschüler |Barbara |April |Stationschef Fallmerayer |Triumph der Schönheit |Die Büste des Kaisers |Der Antichrist |Der Leviathan |Die Legende vom heiligen Trinker |Juden auf Wanderschaft

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