Gorillamutter mit Jungem imVirunga-Nationalpark im KongoFossey richtete ihr Karisoke Research Center in den Ausläufern desVisoke ein
Dian Fossey erlernte zunächst den Beruf derErgotherapeutin. 1963 reiste sie zum ersten Mal nachOstafrika, wo sieLouis Leakeys berühmte Ausgrabungsstätte in derOlduvai-Schlucht besuchte und später im kongolesischen Kabara ihre erste Begegnung mitGorillas hatte.[3]
Leakey, der sich alsPaläontologe mit Problemen der Menschwerdung beschäftigte, hegte auch ein ganz besonderes Interesse am Verhalten der Menschenaffen als nächsten Verwandten des Menschen. Er hatte bereits die Weichen gestellt, so dassJane Goodall ihre Feldforschung anSchimpansen inTansania aufnehmen undBirutė Galdikas ein ähnliches Projekt anOrang-Utans inBorneo verwirklichen konnte, bevor Fossey ihn 1966 schließlich überzeugte, dass sie die geeignete Person sei, um eine Langzeitstudie über das Verhalten der Berggorillas aufzunehmen. Außerdem wollte Fossey ermitteln, wie viele Berggorillas überhaupt noch existierten.
Im Laufe der Zeit lernten die Berggorillas, Fossey in ihrer Mitte zu akzeptieren. Selbst die ältestenSilberrücken (männliche Leittiere eines Familienverbandes) – unter ihnen ihr erklärter LieblingDigit – ließen Fosseysethologische Studien zu. Es gelang ihr in Filmen zu zeigen, wie die Berggorillas sie im Gesicht und an der Schulter berührten und sogar mit ihr kommunizierten, wie ihr die Jungtiere anvertraut wurden oder wie diese in ihrem Schoß schlafen durften. Jahrelang beobachtete Fossey die Gorillagruppen. Dadurch gelangen ihr bisher unbekannte Einblicke in deren Familienstrukturen, Verhaltensweisen sowie Kommunikationsverhalten. Finanziell unterstützt u. a. von derLeakey Foundation, organisierte Dian Fossey Parkwächter, zerstörte Wildererfallen und stellte Studien über die verschiedenen Gorillagruppen und deren Beziehungen an.[4]
In Fachkreisen war Fossey dank ihrer Dokumentarfilme und Artikel in der ZeitschriftNational Geographic bald bekannt, blieb aber aufgrund eigenwilliger Methodik wissenschaftlich umstritten. 1974 erhielt sie an derUniversity of Cambridge beiRobert Hinde ihrenPhD.[5]
Fossey kämpfte gegenWilderer und für die Erhaltung desVirunga-Nationalparks. Immer wieder mobilisierte sie all ihre Kräfte, um die Weltöffentlichkeit davon zu überzeugen, dass der Schutz der Gorillas notwendig sei.[4] Im Kampf gegen die Wilderer nutzte sie jedoch mehrfach fragwürdige Mittel. Afrikanischen Regierungsvertretern gegenüber soll sie teilweise unbeherrscht aufgetreten sein. Sie galt als eine schwierige Person. Von Einheimischen wurde sie „Nyirmachabelli“ genannt, was „die Frau, die einsam im Wald lebt“ bedeutet.[6]
Am Morgen des 27. Dezember 1985 wurde Fossey mit eingeschlagenem Schädel in ihrer Hütte im Karisoke Research Center aufgefunden. Bis heute konnte ihr Tod nicht aufgeklärt werden.[2]
Derkanadische SchriftstellerFarley Mowat schreibt in seiner Biographie über Dian Fossey, es sei sehr unwahrscheinlich, dass Fossey durch Wilderer getötet worden sei.[7] Wilderer hätten Fossey ohne Probleme und mit geringem Risiko im Wald erschießen können. In ihrer Hütte dagegen kam es zum Kampf mit ihrem Mörder. Fossey schaffte es noch, eine Pistole zu finden. Die Munition hatte aber das falsche Kaliber.Es sei sehr wahrscheinlich, dass Fossey von jenen ermordet wurde, die sie als Behinderung der touristischen und finanziellen Ausnutzung der Gorillas ansahen. Ein Mord im Wald hätte dem Tourismus geschadet.[7]Die ruandische Tourismusbehörde hatte mehrmals versucht, Fossey außer Landes zu treiben. Wochen vor ihrem Tod verweigerte sie Fossey eine Verlängerung ihres Visums. Jedoch schaffte es Fossey durch einen ihr wohlgesinnten hohen Beamten der Einwanderungsbehörde, ein neues Visum für zwei Jahre zu bekommen. Mowat glaubt, dass die Verlängerung ihres Visums Fosseys Todesurteil war.[7] Jene, die laut Mowats Biographie versuchten, Fossey das Forschungszentrum wegzunehmen, seien das ORTPN (ruandische Tourismusbehörde), ausländische Naturschutzorganisationen (WWF, AWF, FPS und Mountain Gorilla Project) sowie einige ihrer ehemaligen Studenten (Harcourt, Stewart, Vedder, Watts) gewesen.[7] Die oben genannten Organisationen hätten oftmals Spenden in Fosseys Namen gesammelt, obwohl nichts von diesen Geldern an Fossey und ihre Anti-Wilderer-Patrouillen gegangen sei. Stattdessen seien die meisten Mittel in kostspielige Tourismusprojekte geflossen und an das nach Fosseys Worten „nutzlose Parkmanagement“.[7] In ihren letzten zwei Jahren gab Fossey an, keinen einzigen Gorilla verloren zu haben, während das Mountain Gorilla Project, das durch oben genannte Organisation gesponsert wurde und das Gebiet um denSabinyo überwachen sollte, versucht habe, mehrere durch Wilderer verursachte Todesfälle durch die Behauptung zu vertuschen, von Touristen übertragene Krankheiten seien die Todesursache gewesen.[7]
Fossey wurde ihrem Wunsch entsprechend auf demGorillafriedhof beigesetzt, den sie in der Nähe ihrer Forschungsstation angelegt hatte.[6]
Im Jahr 1988 wurde unter der Regie vonMichael Apted der SpielfilmGorillas im Nebel gedreht, dessen DrehbuchAnna Hamilton Phelan auf Basis von Fosseys Autobiografie verfasst hatte. Die Hauptrolle der Dian Fossey spielteSigourney Weaver. Sie erhielt im Jahr 1989 für diese Rolle eineOscar-Nominierung. Der Film wurde mit demGolden Globe ausgezeichnet. Sigourney Weaver ist Ehrenvorsitzende desDian Fossey Gorilla Funds, der sich für die Erhaltung der vom Aussterben bedrohten Berggorillas einsetzt. 2006 kehrte sie zum Schauplatz des Films zurück und drehte für dieBBC die DokumentationGorillas Revisited.[8]
Eine Population von Koboldmakis vonSulawesi erhielt 1991 ihr zu Ehren den wissenschaftlichen NamenTarsius dianae. Später stellte sich heraus, dass die Population identisch mitTarsius dentatus ist.[9]
Farley Mowat:Das Ende der Fährte. Die Geschichte der Dian Fossey und der Berggorillas in Afrika. Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach 1989,ISBN 3-404-11505-8. (Originaltitel:Woman in the Mists.)
Georgianne Nienaber:Gorilla Dreams: The Legacy of Dian Fossey. 2006,ISBN 0-595-37669-X.
↑abChristoph Titz:Dian Fossey: Der mysteriöse Tod der Gorilla-Forscherin. In:Der Spiegel. 27. Dezember 2015,ISSN2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 4. November 2025]).