Mit 68 Teilnahmen ist die Bundesrepublik Deutschland das Land mit den meisten Teilnahmen am Wettbewerb. Nur einmal (1996) schied es in der Qualifikationsrunde aus. Mit zwei Siegen (1982 und 2010), vier zweiten Plätzen (1980, 1981, 1985, 1987) und fünf dritten Plätzen (1970, 1971, 1972, 1994, 1999) gehört die Bundesrepublik Deutschland zu den durchschnittlich erfolgreichen Ländern im Wettbewerb. Mit neun letzten Plätzen (1964, 1965, 1974, 1995, 2005, 2015, 2016, 2022, 2023) ist sie hinter Finnland und Norwegen (je elfmal) das Land, das am dritthäufigsten ganz hinten landete.
Regelmäßigkeit der Teilnahme und Erfolge im Wettbewerb
Deutsche Erfolge beim Eurovision Song Contest Die weiße Linie zeigt die Teilnehmerzahl und somit die schlechteste erreichbare Platzierung im Finale (Stand: 2024)Nicole holte 1982 den ersten deutschen Sieg im WettbewerbLena holte 2010 den zweiten deutschen Sieg im Wettbewerb
Die Bundesrepublik Deutschland nahm bereits 1956 am ersten Eurovision Song Contest teil. Abgesehen vom Schweizer Sieg wurden in diesem Jahr die restlichen Platzierungen nicht bekanntgegeben. 1957 belegteMargot Hielscher Platz vier von zehn. 1958, als Hielscher erneut antrat, landete sie auf Platz sieben. 1959 holtenAlice und Ellen Kessler mit Platz acht von elf eine ähnliche Platzierung.
1960 gelang esWyn Hoop, Platz vier von 13 zu erreichen. 1961 belegteLale Andersen Platz 13 von 16 Plätzen. 1962 und 1963 landete die Bundesrepublik Deutschland mit Platz sechs und neun jeweils unter den besten zehn. 1964 und 1965 erreichte das Land dann seine bis dahin schlechtesten Ergebnisse. In beiden Jahren landete es mit null Punkten auf dem letzten Platz. Allerdings waren die beiden letzten Plätze geteilt mit jeweils drei weiteren Ländern.
Von 1966 bis 1973 erreichten die deutschen Teilnehmer jedes Jahr einen Platz unter den besten zehn. MitKatja Ebstein 1970 und 1971 undMary Roos 1972 holte die Bundesrepublik dreimal in Folge Platz drei.Cindy & Bert landeten 1974 mit drei weiteren Ländern auf dem letzten Platz. Auch 1975 und 1976 landete man im unteren Teil der Tabelle mit Platz 17 von 19 und Platz 15 von 18.
Von 1977 bis 1987, mit Ausnahme von 1984, erreichte die Bundesrepublik Deutschland jedes Jahr einen Platz unter den besten zehn im Wettbewerb. 1977 belegteSilver Convention Platz acht und 1978Ireen Sheer Platz sechs. 1979 erreichteDschinghis Khan Platz vier. 1980, als Katja Ebstein bereits zum dritten Mal auftrat, belegte sie mit Platz zwei einen noch besseren Platz als bei ihren vorherigen Teilnahmen 1970 und 1971. AuchLena Valaitis erreichte 1981 Platz zwei.
1982 siegte die Bundesrepublik Deutschland zum ersten Mal.Nicole gewann mit ihrem LiedEin bißchen Frieden den Wettbewerb und erzielte mit 161 Punkten die bis dahin höchste Punktzahl einer deutschen Teilnehmerin. 1983, als der Wettbewerb dann in der Bundesrepublik Deutschland stattfand, holte das DuoHoffmann & Hoffmann mit Platz fünf ebenfalls eine gute Platzierung. Erst 1984 erreichte Mary Roos, die bereits 1972 im Wettbewerb vertreten war und Platz drei belegt hatte, mit Platz 13 von 19 eine eher durchschnittliche Platzierung. Ein Jahr später konnte die BandWind mit Platz zwei wieder eine sehr gute Platzierung erreichen. Auch 1986 holteIngrid Peters mit Platz acht eine weitere Platzierung unter den besten zehn. 1987 erreichte die Band Wind erneut Platz zwei, womit bereits zum vierten Mal ein zweiter Platz im Wettbewerb zu verzeichnen war.
1988 und 1989 erreichte die Bundesrepublik Deutschland mit Platz 14 ihre schlechteste Platzierung seit 1976. Das DuoChris Kempers &Daniel Kovac konnte 1990 mit Platz neun wieder einen Platz unter den besten zehn erreichen. 1991 und 1993 belegte Deutschland Platz 18. Die Gruppe Wind trat 1992 erneut an und belegte Platz 16. Die BandMekado konnte 1994 den dritten Platz für Deutschland erreichen. 1995 folgte ein letzter Platz mit dem DuoStone & Stone. Weil Deutschland 1996 in der internen Qualifikationsrunde derEBU scheiterte, musste das Land 1996 das erste Mal beim Wettbewerb aussetzen.
1997 kehrte man zum Wettbewerb zurück und wurde Teil der eingeführten „Großen“ – Big Four (Deutschland,Frankreich,Vereinigtes Königreich,Spanien), seit 2011Big Five (mitItalien), die EBU-Beitragszahler – und hat damit immer einen garantierten Finalplatz. Diese Maßnahme wurde eingeführt, um die langfristige Teilnahme der großen Geldgeber und so das Überleben des Contests zu sichern. Die Rückkehr Deutschlands 1997 war wenig erfolgreich. Mit Platz 18 wurde wieder nur ein durchschnittlicher Platz erreicht.
Guildo Horn holte 1998 mit Platz sieben wieder einen Platz unter den besten zehn. 1999 und 2000 konnten die BandSürpriz mit Platz drei bzw.Stefan Raab mit Platz fünf ebenfalls gute Platzierungen erreichen. AuchMichelle erlangte 2001 mit Platz acht eine Platzierung unter den besten zehn im Wettbewerb. Erst 2002 erzielteCorinna May mit Platz 21 wieder eine schlechtere Platzierung. 2003 konnteLou Platz elf erreichen. 2004 erzielteMax Mutzke mit Platz acht wieder einen Platz unter den besten zehn im Wettbewerb.
In den folgenden Jahren war Deutschland dann weniger erfolgreich. 2005 erreichteGracia mit Platz 24 den letzten Platz für Deutschland. Auch 2006 konnte die BandTexas Lightning mit Platz 15 nur eine durchschnittliche Platzierung holen.Roger Cicero erlangte mit Platz 19 ebenfalls wieder nur eine schlechtere Platzierung. Auch 2008 konnten dieNo Angels keine gute Platzierung erreichen und kamen unter die letzten drei, wobei sie mit zwei weiteren Ländern punktgleich waren. 2009 wurde mit Platz 20 die nächste schlechte Platzierung geholt.
2010 konnte Deutschland mitLena und dem TitelSatellite den Eurovision Song Contest zum zweiten Mal nach 1982 gewinnen und mit 246 Punkten die bis dahin höchste Punktzahl für Deutschland erreichen. Nach diesem Erfolg wurde Lena 2011 zum zweiten Mal als deutsche Teilnehmerin nominiert und erreichte dieses Mal Platz zehn. AuchRoman Lob holte 2012 mit Platz acht wieder eine gute Platzierung. ErstCascada verbuchte 2013 mit Platz 21 wieder eine schlechtere Platzierung. Auch 2014 belegteElaiza Platz 18.
Von 2015 bis 2017 erreichte Deutschland seinen Tiefpunkt im Wettbewerb. 2015 landeteAnn Sophie mit null Punkten auf dem letzten Platz. 2016 wurdeJamie-Lee Kriewitz ebenfalls Letzte. AuchLevina konnte 2017 keine gute Platzierung erringen und landete auf dem vorletzten Platz. 2018 belegteMichael Schulte Platz vier und erzielte damit das beste Ergebnis seit 2010. Im Folgejahr landete Deutschland wieder auf dem vorletzten Platz. Der Beitrag vonSisters erhielt dabei null Punkte vom Televoting. Auch 2021 landete der deutsche Beitrag mitJendrik auf Platz 25, erneut mit null Punkten vom Televoting. 2022 wurde wieder der letzte Platz von 25 erreicht – der deutsche KandidatMalik Harris erreichte sechs Punkte, die allesamt aus dem Televoting stammten. 2023 versuchte man es mitLord of the Lost, die aber ebenfalls den letzten Platz mit 18 Punkten belegten. 2024 wurde Deutschland durchIsaak vertreten, der Platz 12 erreichte. 2025 erreichten die GeschwisterAbor & Tynna mit Platz 15 ein schlechteres Ergebnis als im Vorjahr, schnitten aber mit 151 Punkten in dieser Hinsicht besser ab.
Farblegende:– 1. Platz.– 2. Platz.– 3. Platz.– Punktgleichheit mit dem letzten Platz.– ausgeschieden im Halbfinale.– keine Teilnahme/nicht qualifiziert.– Absage des Eurovision Song Contests.
1976 nahmen die Les Humphries Singers als zweitplatzierte am ESC teil, da der eigentliche SiegertitelDer Star vonTony Marshall disqualifiziert wurde.
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mit englischem Titel
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1999 nahm die beim Vorentscheid zweitplatzierte Popgruppe Sürpriz am Eurovision Song Contest teil, nachdem der eigentliche SiegertitelHör’ den Kindern einfach zu der InterpretinCorinna May disqualifiziert worden war.
Wegen Punktegleichheit entschied die Anzahl der höchsten Einzelpunktvergaben über die differenzierte Platzierung
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2015 verzichtete der eigentliche Gewinner der VorentscheidungAndreas Kümmert(Heart of Stone) auf eine Teilnahme beim Eurovision Song Contest. Daraufhin rückte die zweitplatzierte Ann Sophie nach.
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Da wegen der Punktlosigkeit der beiden Letztplatzierten (Deutschland und Österreich) auch die höchsten Einzelpunktvergaben nicht über die Platzierung entscheiden konnten, entschied gemäß Abschnitt 1.4 der Regeln[2] die Startnummer.
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Für 2016 wurde von der ARD zunächstXavier Naidoo intern als Teilnehmer nominiert, jedoch wegen einer öffentlichen Kontroverse um seine politischen Ansichten nach wenigen Tagen zurückgezogen. Stattdessen fand wieder ein normaler Vorentscheid statt.
In den meisten Fällen wurden die deutschen Beiträge in Vorentscheidungen gewählt, die bis einschließlich 1992 den TitelEin Lied für … (ergänzt durch den Namen der Gastgeberstadt) trugen. 1959, 1966 bis 1968, 1974, 1977, 1993 bis 1995, 2009, 2020 und 2021 wurden die deutschen Beiträge von der ARD ohne Publikumsabstimmung ausgewählt, 1978 wurde der Vorentscheid nur im Radio ausgetragen.
Sprachlich gesehen war Deutschland in drei Fällen ein Pionier im Wettbewerb: 1957 trug die Bundesrepublik Deutschland das erste Lied bei, das einige Worte in Nicht-Landessprachen enthielt (einige Grußworte während Margot Hielschers Telefongespräch), 1960 das erste Land mit einem Liedtitel in einer fremden Sprache(Bonne nuit, ma Chérie) und 1961 das erste Land, das einen ganzen Refrain seines Beitrages in einer fremden Sprache singen ließ (Lale Andersen sang den letzten Refrain vonEinmal sehen wir uns wieder auf Französisch). Auch bei anderen Gelegenheiten wurde Deutsch mit anderen Sprachen gemischt, meistens Englisch (1975, 1976, 2000, 2001 und 2007 sowie der nicht qualifizierte Beitrag 1996) sowie 1999 mit Englisch, Türkisch und Hebräisch.
Viele deutsche Beiträge wurden in anderen Sprachen aufgenommen, die meisten davon in Englisch. Nicole nahm ihren Siegertitel 1982 in sieben weiteren sowie einigen gemischten Fassungen auf, was einen Rekord für einen Siegertitel darstellt. Andere Beiträge wurden auch in weiteren Sprachen aufgenommen, so sangen unter anderem die dreiSkandinavierinnen Siw Malmkvist, Wencke Myhre und Gitte ihre Beiträge auch in ihren Landessprachen Schwedisch, Norwegisch und Dänisch ein. Zwei Beiträge wurden von den Originalinterpreten sogar auf Japanisch eingesungen, nämlich Freddy QuinnsSo geht das jede Nacht 1956 und Katja EbsteinsWunder gibt es immer wieder 1970.[4]
Viele deutsche Beiträge wurden nationaleHits. Insgesamt erreichten 39 der 59 Beiträge ab 1960 (seitdem sind zuverlässige Angaben vorhanden) die deutschen Singlecharts, darunter zwölf Top-10-Hits, von denen wiederum sechs den ersten Platz erreichten (Zwei kleine Italiener 1962,Dschinghis Khan 1979,Ein bißchen Frieden 1982,Can’t Wait Until Tonight 2004,No No Never 2006 undSatellite 2010).Zwei kleine Italiener vonConny Froboess ist bislang der deutsche Wettbewerbsbeitrag, der sich am meisten verkaufte. Auf Platz zwei folgtTexas Lightning mitNo No Never.
Der erste deutsche Sieger im Wettbewerb,Ein bißchen Frieden, war auch international ein Verkaufsschlager und erreichte in mehreren Ländern den ersten Platz in den Charts, darunter inGroßbritannien undIrland. Der siegreiche Beitrag im Jahr 2010,Satellite, erreichte in Dänemark, Deutschland, Finnland, Norwegen, Schweden und der Schweiz den ersten Platz sowie in mehreren weiteren Ländern Top-10-Platzierungen.
Auch andere deutsche Beiträge waren in den deutschsprachigen Nachbarländern erfolgreich, so zum BeispielCan’t Wait Until Tonight, das in Österreich den zweiten Platz erreichte undNo No Never, das sowohl in der Schweiz als auch in Österreich die Top 10 erreichte.
2011 wurde das erste Semifinale von Peter Urban undSteven Gätjen kommentiert, da letzterer fürProSieben arbeitet und die Show dort ebenfalls übertragen wurde. Der abgesagte ESC 2020 hätte von Peter Urban undMichael Schulte kommentiert werden sollen.
Seit 1975 vergab Deutschland bei 47 Punktevergaben die Höchstpunktzahl an 24 verschiedene Länder, davon sechsmal an Schweden. Im Halbfinale dagegen vergab Deutschland die Höchstpunktzahl an 15 verschiedene Länder, davon viermal an Schweden.
2005 erhielt Deutschland in der Finalrunde 4 Punkte, 2 ausMonaco und 2 ausMoldau. Dabei waren diese beiden Länder die einzigen, die nicht per Televoting, sondern per Jury abgestimmt hatten. Moldau – das 2005 debütierte – vergab seitdem erst wieder 2018 Punkte an Deutschland, jedoch nicht beim Sieg 2010.
Auch 2008 bekam Deutschland nur aus zwei Ländern Punkte (aus Bulgarien 12 und aus der Schweiz 2). Grund für die außergewöhnlich hohe Punktzahl aus Bulgarien war mit hoher Wahrscheinlichkeit die große Bekanntheit der dort geborenen No-Angels-SängerinLucy Diakovska.[11]
1982 – beim ersten Sieg – erhielt die Bundesrepublik Deutschland aus 14 der 17 anderen Länder 12, 10 oder 8 Punkte. Lediglich aus den NachbarländernLuxemburg,Österreich und denNiederlanden gab es 0, 1 bzw. 6 Punkte.
Deutschland war das erste Land der sogenannten „Big Five“, das den Wettbewerb seit Einführung der Regelung 1999 gewinnen konnte. 2021 hat Italien als zweites Land der „Big Five“ gewonnen.
Jan Feddersen:Ein Lied kann eine Brücke sein. Die deutsche und internationale Geschichte des Grand Prix Eurovision. Hoffmann und Campe, Hamburg 2002,ISBN 3-455-09350-7.