Das Land grenzt an neun Nachbarstaaten und liegt in dergemäßigten Klimazone zwischenNord- undOstsee im Norden sowieBodensee undAlpen im Süden. Deutschland hat circa 83,6 Millionen Einwohner und zählt bei einer Fläche von 357.588 Quadratkilometern mit durchschnittlich 234 Einwohnern pro Quadratkilometer zu dendicht besiedelten Flächenstaaten. Diebevölkerungsreichste deutsche Stadt ist Berlin; weitere Metropolen mit mehr als einer Million Einwohnern sindHamburg,München undKöln; der größteBallungsraum ist dasRuhrgebiet mit über fünf Millionen Einwohnern.
Die Bundesrepublik Deutschland ist Gründungsmitglied der Europäischen Union und ihrer Vorgänger (Römische Verträge 1957) sowie deren bevölkerungsreichstes Land. Mit 19 anderenEU-Mitgliedstaaten bildet sie eine Währungsunion, dieEurozone. Deutschland ist Mitglied derUN, derOECD, derOSZE, derNATO, derG7, derG20 und desEuroparates. Bereits 1951 eröffnete derHohe Flüchtlingskommissar (UNHCR) ein Verbindungsbüro in der damaligen BundeshauptstadtBonn, seit 1991 unterhalten die Vereinten Nationen dort ihren deutschen Sitz („UNO-Stadt“).[8] Die Bundesrepublik Deutschland gilt als einer der politisch einflussreichsten Staaten Europas und ist ein gesuchtes Partnerland auf globaler Ebene.[9]
In der Berliner Handschrift desSachsenspiegels von 1369 steht (aufMittelniederdeutsch): „Iewelkdüdesch lant hevet sinen palenzgreven“ („jegliches deutsche Land hat seinenPfalzgrafen“)
Dieetymologischen Vorformen des Adjektivsdeutsch, etwa dasgermanische*þeudisk oder dasalthochdeutschethiutisk, bedeuteten ursprünglich „zum Volk gehörig“ und bezogen sich auf die Dialekte deskontinental-westgermanischen Dialektkontinuums. Die BezeichnungDeutschland wird seit dem 15. Jahrhundert verwendet, ist in einzelnen Schriftstücken aber schon früher bezeugt; in derFrankfurter Übersetzung derGoldenen Bulle (um 1365) heißt esDutschelant. Davor sind nur Wortfügungen desAttributsdeutsch mitLand belegt, beispielsweise in der unbestimmten Singularform „ein deutsches Land“ oder der bestimmten Pluralform „die deutschen Länder“, nicht aber in der bestimmten Singularform „das deutsche Land“. Gemeint waren Länder mit einer Führungsschicht, die sich auf den politischen Herrschaftsanspruch des(Ost-)Fränkischen, ab dem 10. Jahrhundert desHeiligen Römischen Reiches (962–1806) bezog. Die Bezeichnung wurde damit vor allem für (vor-)staatliche Gebilde im deutschenSprach- oder Herrschaftsgebiet verwendet, das über Jahrhunderte große Veränderungen erlebte.
DasHeilige Römische Reich, ursprünglich nur als „Reich“ (lateinischImperium) bezeichnet, erhielt mehrere Namenszusätze: „Heilig“ seit Mitte des 12. Jahrhunderts, „Römisch“ seit Mitte des 13. Jahrhunderts und seit dem ausgehenden 15. Jahrhundert „Deutscher Nation“(Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation). Erst im 16. Jahrhundert kam die Bezeichnung„Teutschland“ für die vorher so bezeichneten „deutschen Lande“ auf.[15] Bald bürgerte sich in der zeitgenössischen Literatur eine Gleichsetzung vonReich undTeutschland ein, die schließlich als Synonyma verwendet wurden (etwa durch den Hallenser JuristenJohann Peter von Ludewig 1735).[16]
Ein Bewusstsein, dass nicht der jeweiligeTerritorialstaat, sondern Deutschland als Ganzes alsVaterland anzusehen sei, begann sich erst in dennapoleonischen Kriegen auszubreiten. Zuvor hatte etwaFriedrich Schiller streng zwischen einem geistigen und einem politischen Deutschland unterschieden:
„Deutschland, aber wo liegt es? Ich weiß das Land nicht zu finden. Wo das gelehrte beginnt, hört das politische auf.“
Auch die Möglichkeit einer geeinten Nation sah er skeptisch:
„Zur Nation euch zu bilden, ihr hoffet es, Deutsche, vergebens. Bildet, ihr könnt es, dafür freier zu Menschen euch aus.“
–Friedrich Schiller, ebenda
Deutsche Größe, so der Titel eines unvollendeten Gedichts aus dem Jahr 1801, sah er allein im Geistigen.[17] Noch 1813 sprachAchim von Arnim von Deutschland als einem „hohlen Wortideale“, dem er „alles Herrliche der einzelnen deutschen Völker“ (im Plural) gegenüberstellte.[18]
1806 erschien im Verlag vonJohann Philipp Palm die umfangreiche antifranzösische FlugschriftDeutschland in seiner tiefen Erniedrigung. Das einsetzende politische Verständnis des NamensDeutschland ging zunächst nur von einer kleinen Gruppe von Intellektuellen und Politikern wieErnst Moritz Arndt,Friedrich Ludwig Jahn,Johann Gottlieb Fichte oderHeinrich Friedrich Karl vom und zum Stein aus, entfaltete aber bereits während derBefreiungskriege eine erhebliche Mobilisierungswirkung.[19] Auch dasKaisertum Österreich und dasKönigreich Preußen bezogen sich nun positiv auf Deutschland: ErzherzogKarl von Österreich-Teschen erließ 1809 zu Beginn desFünften Koalitionskriegs einen AufrufAn die deutsche Nation, in dem er versicherte: „Unsere Sache ist die Sache Deutschlands“.[20] Der preußische KönigFriedrich Wilhelm III. kündigte in derProklamation von Kalisch am 19. März 1813 „den Fürsten und Völkern Deutschlands die Rückkehr der Freiheit und Unabhängigkeit“ an.[21] Dieses Deutschland wurde als der deutscheSprachraum definiert (Arndt:Des Deutschen Vaterland, 1813; ähnlich noch 1841Hoffmann von FallerslebensLied der Deutschen).[22] Es wurde nicht mehr als Reich, sondern alsNation verstanden; die deutsche Nationalbewegung setzte sich in den folgenden Jahrzehnten dafür ein, alle deutschen Territorien in einemNationalstaat zusammenzufassen. Dies misslang zunächst, auf demWiener Kongress 1814/15 wurden stattdessen die Territorialstaaten wiederhergestellt und in einemStaatenbund zusammengefasst, demDeutschen Bund.[23] Dieser wurde ebenfalls als Deutschland bezeichnet, umfasste aber einige mehrheitlich nicht-deutschsprachige Territorien wieBöhmen und Mähren, während andere, mehrheitlich deutschsprachige Gebiete wieOstpreußen nicht dazugehörten. Gleichwohl blieb die Nationalbewegung zunächst ein Elitenprojekt. Massenwirksamkeit entfaltete sie erst in derRheinkrise 1840.[24]
Ab derReichsgründung 1871 setzte ein Bedeutungswandel ein, vonDeutschland als Kulturnation hin zur Staatsbezeichnung, unter geografischer Einschränkung auf das heutige Gebiet:
DasKaisertum Österreich wurde 1871 nicht Teil des Deutschen Reichs. Die deutschsprachigen Bewohner Österreichs empfanden sich aber auch weiterhin als Deutsche. Als am Ende desErsten Weltkriegs der Vielvölkerstaat zerfiel, wollten dieDeutschösterreicher sich dem Deutschen Reich anschließen. Das untersagte jedoch derVertrag von Saint-Germain. So begannen sich unterschiedliche nationale Identitäten zu entwickeln. Die Begriffedeutsch undDeutschland wurden zunehmend nur mit dem Deutschen Reich identifiziert. Dieser Prozess wurde zunächst unterbrochen, als 1938 unternationalsozialistischer Herrschaft derAnschluss Österreichs an das Deutsche Reich erfolgte. Die Distanzierung vom Nationalsozialismus nach demZweiten Weltkrieg führte in Österreich zur Distanzierung vom BegriffDeutschland und zur Festigung einer eigenen nationalenIdentität der Österreicher. Im Zuge der politischen Neuorganisation des fortbestehenden Gesamtstaates lehnte derParlamentarische Rat in Westdeutschland eine Fortführung des StaatsnamensDeutsches Reich wegen seines „aggressiven Akzents“ ab und verwendete erstmalsDeutschland als Staatsbezeichnung in der damals konstituierten „Bundesrepublik Deutschland“. In den Beratungen sagteTheodor Heuss 1948: „Mit dem WortDeutschland geben wir dem Ganzen ein gewissesPathos … sentimentaler und nicht machtpolitischer Art.“[25] DieDeutsche Demokratische Republik (DDR) nutzteDeutschland nicht im Staatsnamen, aber als synonyme Bezeichnung fürDDR in Art. 1 derVerfassung von 1949. Später verwendete die DDR fast nur noch das Attributdeutsch beziehungsweise den Namenszusatz „… der DDR“ für staatliche Hoheitsbezeichnungen. Mit derdeutschen Einheit 1990 konnteDeutschland zur amtlichen Kurzform der Staatsbezeichnung werden.[26]
Die heutige Oberflächengeologie Deutschlands, das heißt das Muster aus verschieden alten und verschieden aufgebauten Gesteinskomplexen, wie es ingeologischen Karten vielfach abgebildet ist, entstand erst im Verlauf der letzten 30 bis 20 Millionen Jahre im jüngerenKänozoikum und wurde von zwei Ereignissen maßgeblich geprägt: derAlpidischen Gebirgsbildung und demQuartären Eiszeitalter.
Die Oberflächengeologie der Mitte und des überwiegenden Teils des Südens Deutschlands ist das Ergebnis bedeutender bruchtektonischer Hebungen und Senkungen, die auf die Fernwirkung der Alpidischen Gebirgsbildung zurückgehen. Hierbei wurden teils alte (überwiegendPaläozoikum), variszisch gefaltete Grundgebirgskomplexe (Schiefergebirge undKristallin) aus dem Untergrund herausgehoben und großflächig freigelegt (u. a.Rheinisches Schiefergebirge,Harz,Erzgebirge), teils sank die Erdkruste ein und bildete Sedimentationsräume, die mehr oder weniger mächtige känozoische Sedimentabfolgen aufnahmen (Oberrheingraben,Niederrheingraben,Hessische Senke,Molassebecken). Eine tektonische Zwischenstellung nehmen die Tafelländer mit ihren ungefaltetenmesozoischen Schichtenfolgen ein, dominiert vonTrias undJura (Thüringer Becken,Süddeutsches Schichtstufenland).
Relief
DieZugspitze inBayern ist mit 2962 Metern über Normalhöhennull die höchste Erhebung Deutschlands
Das geologisch jungeFaltengebirge der Alpen ist das einzigeHochgebirge, an dem Deutschland Anteil hat. Die deutschen Alpen, die sich zur Gänze im BundeslandBayern befinden, weisen die einzigen Gebirgsgipfel mit mehr als2000 m ü. NHN auf. Der Gipfel derZugspitze (2962 m ü. NHN), den sich Deutschland mit Österreich teilt, ist der höchstgelegene Punkt des Landes.
Mittelgebirgslandschaft: Wald und Wiesen beiWüstems imTaunus
Deutschland gehört vollständig zurgemäßigten Klimazone Mitteleuropas im Bereich derWestwindzone und befindet sich im Übergangsbereich zwischen demSeeklima in Westeuropa und demKontinentalklima inOsteuropa. DasKlima in Deutschland wird unter anderem vomGolfstrom beeinflusst, durch den das durchschnittliche Temperaturniveau für die Breitenlage ungewöhnlich hoch ist.
Die mittlereJahresdurchschnittstemperatur, bezogen auf die Normalperiode 1961–1990,[28] beträgt im bundesweiten Gebietsmittel 8,2 °C, die mittleren Monatsdurchschnittstemperaturen liegen zwischen −0,5 °C im Januar und 16,9 °C im Juli. Der mittlere jährliche Niederschlag beträgt 789 Millimeter. Die mittlere monatliche Niederschlagshöhe liegt zwischen 49 Millimeter im Februar und 85 Millimeter im Juni.
Die tiefste offiziell anerkannte in Deutschland gemessene Temperatur betrug −37,8 °C; sie wurde 1929 inWolnzach registriert. Die bisher höchste Temperatur betrug 41,2 °C und wurde am 25. Juli 2019 inDuisburg-Baerl und inTönisvorst am Niederrhein gemessen.[29]
Auswertungen der Wetterbeobachtungen zeigen, dass die mittlere Temperatur in Deutschland im Zeitraum 1881 bis 2022 um ca. 1,7 °C gestiegen ist (linearer Trend), während der weltweite Temperaturanstieg (über See- und Landflächen) im gleichen Zeitraum nur 1,1 °C betrug.[30]
GegenwärtigePrognosen für dasKlima in Deutschland stellen bis zur Mitte des 21. Jahrhunderts einen Anstieg um 2,3 °C im Jahresmittel in Aussicht, der sich bis 2100 weiter auf 4,7 °C erhöhen könnte (bis 6 °C in Sommermonaten).[31][32] Bis 2050 könnte der volkswirtschaftliche Schaden 900 Milliarden Euro betragen, zuzüglich Folgekosten durch gesundheitliche Schäden, vorzeitige Todesfälle undsozioökologische Kettenreaktionen.[33][34]
Der in der Schweiz entspringende Rhein dominiert den Südwesten und Westen. Auf 865 Kilometern fließt er durch bzw. an der Grenze zu Deutschland, bevor er über die Niederlande in die Nordsee mündet. Seine wichtigsten deutschen Zuflüsse sindNeckar,Main,Mosel undRuhr. Der Rhein hat eine große wirtschaftliche Bedeutung und ist eine der am stärksten befahrenenWasserstraßen Europas. Die Donau entwässert im Süden auf 647 Kilometern fast das gesamte deutscheAlpenvorland und fließt weiter nach Österreich undSüdosteuropa. Ihre wichtigsten deutschen Zuflüsse sindIller,Lech,Isar undInn. Den Osten Deutschlands durchfließt auf 725 Kilometern die in Tschechien entspringende Elbe. Ihre wichtigsten deutschen Nebenflüsse sindSaale undHavel. Auf 179 Kilometern ist die Oder, wie im weiteren Verlauf auch ihr wichtigster Zufluss, dieNeiße, derGrenzfluss zu Polen. Einzig das Einzugsgebiet der 452 Kilometer langen Weser liegt vollständig in Deutschland. Sie speist sich aus den FlüssenWerra undFulda und entwässert den mittleren Norden. Die Ems durchfließt auf 371 Kilometern den äußersten Nordwesten des Landes. Ihr Einzugsgebiet erstreckt sich auch auf Teile der Niederlande.
ImWattenmeer, der niederländischen, deutschen und dänischen Nordseeküste unmittelbar vorgelagert, liegen dieFriesischen Inseln. Während dieNordfriesischen Inseln Festlandsreste sind, die durch Landsenkung und nachfolgende Überflutung von der Küste getrennt wurden, handelt es sich bei denOstfriesischen Inseln umBarriereinseln, die aus durch küstenparallele Strömungen sowie Wellen- und Gezeitendynamik angespülten Sedimenten entstanden. Das inmitten derDeutschen Bucht gelegeneHelgoland ist die am weitesten vom Festland entfernt liegende bewohnte deutsche Insel. Sie geht auf den Aufstieg einesSalzstockes im Untergrund der Nordsee zurück.
Altwald imNationalpark Müritz im Sommer. Rund 32 Prozent der deutschen Landfläche sind bewaldet.
Derzeit bedeckt derWald in Deutschland rund 30 Prozent der Landfläche. Damit ist Deutschland eines der waldreichsten Länder in der Europäischen Union. Die aktuelle Baumartenzusammensetzung entspricht nur zum geringen Teil den natürlichen Gegebenheiten und wird hauptsächlich von derForstwirtschaft bestimmt. Die häufigsten Baumarten sind mit 26,0 Prozent Flächenanteil dieGemeine Fichte, gefolgt von derWaldkiefer mit 22,9 Prozent, derRotbuche mit 15,8 Prozent und denEichen mit 10,6 Prozent.[36]
In Deutschland sind etwa 48.000Tierarten nachgewiesen, darunter 104 Säugetier-, 328 Vogel-, 13 Reptilien-, 22 Lurch- und 197 Fischarten sowie über 33.000 Insektenarten, womit das Land „aufgrund der erdgeschichtlichen Entwicklung und der geographischen Lage zu den eher artenärmeren Gebieten“ zählt.[38] Zu diesen Arten kommen über 1.000 Krebs-, fast 3.800 Spinnen-, 635 Weichtiere sowie über 5.300 andere Wirbellose.
Zu den in Deutschland heimischen wildenSäugetieren zählen unter anderemRehe,Wildschweine,Rot- undDamhirsche sowieFüchse,Marder undLuchse.Biber undOtter sind seltene Bewohner der Flussauen, mit teilweise wieder steigenden Beständen. In denbayerischen Alpen lebenAlpensteinbock,Alpenmurmeltier und dieGämse; letztere ist auch in verschiedenen Mittelgebirgen anzutreffen. Andere Großsäuger, die in früherer Zeit auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands lebten, wurden ausgerottet:Wildpferd,Auerochse (15. Jahrhundert),Wisent (16. Jahrhundert),Braunbär (19. Jahrhundert),Wolf (19. Jahrhundert),Elch (20. Jahrhundert). Während Elche heute gelegentlich aus Nachbarländern zuwandern, haben sich Wölfe ausPolen kommend wieder fest in Deutschland etabliert und um die Jahrtausendwende erstmals Nachwuchs geboren. Im Zeitraum 2023/2024 existierten in Deutschland insgesamt 209 bestätigte Rudel, 46 Paare und 19 territoriale Einzeltiere, die größtenteils in den Ländern Sachsen, Brandenburg, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern leben.[39][40] 2013 wurde eine Herde Wisente imRothaargebirge ausgewildert und hat sich inzwischen auf etwa 40 Tiere vermehrt. Im Oktober 2019 wurde im LandkreisGarmisch-Partenkirchen ein vermutlich aus Italien zugewanderter Braunbär von einer Wildtierkamera fotografiert. In den darauf folgenden Monaten konnte das Tier mehrfach erneut nachgewiesen werden.[41] Bärensichtungen gab es in den folgenden Jahren im deutschen Alpenraum immer wieder. Im Jahr 2023 lagen 13 Bärennachweise in verschiedenen Landkreisen vor.[42] Bereits im Jahr 2006 war mit dem „Problembären“Bruno ein Bär nach Deutschland zugewandert. Inzwischen leben auch ursprünglichhier heimische Luchse wieder in Deutschland, allerdings in geringerBestandsdichte, weil sie immer wieder Opfer vonWilderei und Straßenverkehr werden.
Der früher in den Flüssen häufigeLachs wurde im Zuge derIndustrialisierung weitgehend ausgerottet, aber in den 1980er-Jahren imRhein wieder angesiedelt. In Deutschland wurde der letzteStör 1969 gefangen. In vielen Teichen werden die von denRömern eingeführtenKarpfen gehalten. Die von Berufsfischern Mitte des 20. Jahrhunderts als Beutekonkurrenten nahezu ausgerotteten und inzwischen geschützten ArtenSeehund undKegelrobbe – letztere das größte in Deutschland heimische Raubtier – sind heute wieder mit einigen tausend Exemplaren an den deutschen Küsten vertreten. In Nord- und Ostsee kommen achtWalarten vor, darunter derSchweinswal, und mit demGemeinen Delfin auch eineDelfinart.
Kulturlandschaft in einer ländlichen Region des am dichtesten besiedelten FlächenlandesNordrhein-Westfalen: Siedlungen, landwirtschaftlich genutzte Flächen, Waldflächen und ein Stausee
In Deutschland werden insgesamt 51 Prozent der Landesflächelandwirtschaftlich genutzt (2016),Wälder bedecken weitere 30 Prozent. 14 Prozent werden als Siedlungs- und Verkehrsfläche genutzt. Wasserflächen kommen auf zwei Prozent, die restlichen drei Prozent verteilen sich auf sonstige Flächen, zumeistÖdland und auchTagebaue.[37]
DieGemeinden sind die kleinstendemokratisch verfassten, rechtlich selbstständigenGebietskörperschaften und Verwaltungseinheiten Deutschlands.[45] Sie haben aufgrund ihrer genossenschaftlichen Prägung, die bis insMittelalter zurückreicht, eine lange Tradition.[46] Heute sind die Gemeinden in Deutschland, mit Ausnahme der Stadtstaaten und der meistenkreisfreien Städte, inLandkreisen und anderenGemeindeverbänden zusammengefasst.[47] Es existieren 400 Gebietskörperschaften auf Kreisebene, davon 294 Kreise sowie 106 kreisfreie Städte. Sie sind untergliedert in insgesamt 10.751 Gemeinden (Stand Januar 2025),Tendenz sinkend, sowie 198 größtenteils unbewohntegemeindefreie Gebiete. Kreise und Gemeinden unterliegen demKommunalverfassungsrecht des jeweiligen Bundeslandes und sind daher bundesweit unterschiedlich organisiert. Der Landkreis ist damit sowohl überörtliche kommunale Gebietskörperschaft als auch untere staatliche Verwaltungsbehörde, er hat eine eigeneVertretungskörperschaft, denKreistag (Art. 28 Abs. 1 S. 2 GG), und nimmt verschiedene Aufgaben der „überörtlichen Gemeinschaft“ für die kreisangehörigen Gemeinden wahr.[48]
Die Kommunen sindstaatsrechtlich Teil der Länder, womit sie deren Aufsichts- undWeisungsrecht unterliegen und demnach über keine eigenestaatliche Hoheitsmacht verfügen.[49] DieSelbstverwaltungsgarantie des Art. 28 Abs. 2 GG – einerseits eine sogenannteinstitutionelle Rechtssubjektsgarantie, woraus folgt, dass es Gemeinden im Staatsaufbau überhaupt geben muss, andererseits ein subjektiv-öffentliches Recht mit Verfassungsrang – unterscheidet zwischen den Gemeinden, denen dieses Recht vollumfänglich zugesprochen wird, und den Gemeindeverbänden (Landkreisen), denen es in lediglich abgestufter Form zugesprochen wird. Somit besteht für die Aufgabenabgrenzung zwischen Gemeinden und Kreisen ein klares Regel-Ausnahme-Verhältnis zugunsten der Gemeinden (Subsidiaritätsprinzip).[50] DasBundesverfassungsgericht hat hinsichtlich der „Angelegenheiten der örtlichen Gemeinschaft“, also der in Art. 28 Abs. 2 Satz 1 GG gewährleisteten Befugnis, in diesem Aufgabenbereich die Geschäfte eigenverantwortlich zu führen (sogenannteobjektive Rechtsinstitutionsgarantie), den Vorrang der Gemeindeebene vor der Kreisebene nach Maßgabe der Gesetze festgestellt: Hiernach gilt für die Gemeinden „als Essentiale“ und „identitätsbestimmendes Merkmal der gemeindlichen Selbstverwaltung“ das Prinzip der „‚Universalität‘ des gemeindlichen Wirkungskreises“,[51] im Gegensatz zur speziellen Kompetenz der Gemeindeverbände kraft ausdrücklicher gesetzlicher Zuweisung, womit es auch keine feststehenden Gemeindeverbandshoheiten gibt.[52]
Historische Entwicklung und Verteilung der aktuellen und ehemaligen Großstädte im Dezember 2024Karte derBevölkerungsdichte auf Ebene der Landkreise und kreisfreien Städte sowie der Inseln in Nord- und Ostsee, in Deutschland im Jahr 2018
In Deutschland werden Verdichtungs- und Ballungsräume (Agglomerationen) nicht statistisch genau abgegrenzt. Es gibt (Stand 31. Dezember 2024) 80 Großstädte (ab 100.000 Einwohner), davon 15 mit mehr als 500.000 Einwohnern, historisch bedingt überwiegend im Westen und Südwesten Deutschlands. Diese entlang des Rheins verlaufenden Ballungsräume bilden den Mittelteil der zentralen europäischen Bevölkerungskonzentration (Blaue Banane). Die meisten Agglomerationen sind monozentrisch, dasRuhrgebiet hingegen ist eine (polyzentrische)Konurbation. Mit seinen zahlreichen Zentren hat Deutschland, anders als etwa die NachbarländerÖsterreich mit seiner HauptstadtWien undDänemark mitKopenhagen, keinePrimatstadt. Trotz der Vielzahl großer Städte lebte zum 31. Dezember 2024 etwas weniger als ein Drittel (26,8 Millionen) der Einwohner Deutschlands in Großstädten. Nahezu 15 Millionen Einwohner leben in den 15 deutschen Städten mit mehr als einer halben Million Einwohnern, was etwa 18 % aller Einwohner entspricht.[69][70]
Nach Fortschreibung desZensus 2022 lebten am 31. Dezember 2024 in Deutschland 83.557.140Einwohner[73] auf einer Fläche von 357.381 Quadratkilometern.[2] Das Land gehört mit knapp 237 Menschen pro Quadratkilometer zu den dicht besiedeltenFlächenstaaten.[3] Zum Jahresende 2023 waren 50,7 Prozent der Bevölkerung Frauen und 49,3 Prozent Männer.[73] Im Jahr 2019 waren 18,4 Prozent der Einwohner unter 20 Jahre, 24,6 Prozent zwischen 20 und 40 Jahre und 28,4 Prozent zwischen 40 und 60 Jahre alt. Im Alter von 60 bis 80 Jahren waren 21,7 Prozent der Bevölkerung, 6,8 Prozent waren älter.[74] Das Durchschnittsalter steigt seit der Wiedervereinigung 1990 kontinuierlich und lag 2023 bei 44,6 Jahren.[75] Deutschland gehört damit zu den ältesten Gesellschaften der Welt. Nach dem Zensus 2022 lebten zum Stichtag 15. Mai 2022 82.711.282 Menschen in Deutschland.[76]
Neben derFamilie als der am häufigsten angestrebten Form des Zusammenlebens sind viele Lebensmodelle in der deutschen Gesellschaft vertreten.[77] Die Anzahl der lebend geborenen Kinder lag im Jahr 2015 bei 737.575, das war die höchste Geburtenzahl seit 15 Jahren. Dies entspricht einerGeburtenrate von 1,50 Kindern pro Frau bzw. 9,6 Geburten pro 1000 Einwohner.[78] Im selben Zeitraum wurden 925.200 Sterbefälle registriert, etwa 11,2 Fälle pro 1000 Einwohner.[79] Bis 2022 lag die Geburtenrate in jedem Jahr über 1,50 Kindern pro Frau, ist jedoch danach bis 2024 auf 1,35 Kinder pro Frau gesunken.[80]
Weil seit 1972 dieSterberate alljährlich über der Geburtenrate liegt, wird politisch die Orientierung zu einerfamilienfreundlichen, kinder- und nachwuchsfördernden Gesellschaft mitMehrkindfamilien angestrebt (Pronatalismus). Als zentrale Voraussetzung dafür werten Experten dieVereinbarkeit von Familie und Beruf. Bei fortgesetzt niedrigen Geburtenraten, insbesondere in Bevölkerungsschichten mit mittleren und höheren Bildungsabschlüssen, wurden für Deutschland soziale, ökonomische und geopolitische Probleme vorhergesagt (Stand 2012).[81]
Etwa 71,633 Millionen Personen in Deutschland besaßen zum Stichtag 30. September 2024 diedeutsche Staatsangehörigkeit. Dies entspricht 84,5 Prozent der Wohnbevölkerung.[73] Hatten im Jahr 2017 rund 18,9 Millionen Personen (23 Prozent der Gesamtbevölkerung) einenMigrationshintergrund,[82][83] waren es 2022 mit 23,8 Millionen Menschen 28,7 Prozent der Gesamtbevölkerung, die einen Migrationshintergrund hatten.[84][85] Davon waren fast zwei Drittel Zugewanderte und mehr als die Hälfte deutsche Staatsangehörige.[85]
Im Jahr 2022 hatten in der Altersgruppe der unter 15-Jährigen 41 Prozent einen Migrationshintergrund, in der Altersgruppe der 15- bis 49-Jährigen hatten 36 Prozent einen Migrationshintergrund und in der darüberliegenden Altersklasse (50+) waren es 19 Prozent.[86][85]
Als Personen mit Migrationshintergrund zählten im Zensus 2011 alle Ausländer sowie alleDeutschen, die nach 1955 auf das Gebiet der heutigen Bundesrepublik Deutschland zugewandert sind oder mindestens einen nach 1955 zugewanderten Elternteil haben. Unter ihnen bilden mit Stand 2009 dieAussiedler und Spätaussiedler die größte Gruppe, gefolgt von Bürgern derTürkei, anderer Staaten der Europäischen Union und des ehemaligenJugoslawien.[87] Zwischen 1950 und 2002 wurden insgesamt 4,3 Millionen Menschen, entweder im Land geboren oder lange dort lebend, auf eigenen Antrageingebürgert.
DasInstitut der deutschen Wirtschaft (IW) prognostizierte 2017, die Bevölkerung Deutschlands werde durch Einwanderung weiter wachsen und im Jahr 2035 rund 83,1 Millionen Menschen umfassen.[88] Im Jahr 2018 wuchs die deutsche Bevölkerung um 227.000 Einwohner, womit Deutschland die Marke von 83 Millionen Einwohnern überschritt.[89] Im Jahr 2019 wuchs sie um 147.000 Personen (+0,2 %) auf 83,2 Millionen.[90] Ende September 2020 lag die Einwohnerzahl bei 83.190.556.[91] Im Jahr 2022 überstieg die Bevölkerungszahl Deutschlands erstmals den Wert von 84 Millionen, zum 30. Juni 2022 lag sie laut Statistischem Bundesamt bei 84.080.000 Einwohnern.[92]
Deutschland istde facto seit Jahrzehnten, seit 1958 mit kurzen Unterbrechungen, einEinwanderungsland.[93][94] Die höchste Nettozuwanderung ihrer Geschichte hatte die Bundesrepublik Deutschland im Jahr 2022, als knapp 1,5 Millionen Menschen mehr zu- als fortzogen.[93][85]
Ausländische Bevölkerung in Deutschland (Stand: 31.12.2024)[95]
Die niederdeutsche Sprache wird sowohl sprachwissenschaftlich (der grammatischen und lexikalischen Substanz nach) als auch politisch und rechtlich teilweise als eigenständige Sprache aufgefasst; sie verhält sich allerdings soziolinguistisch wie ein Dialekt und ist daher auch als „Scheindialekt“ des Deutschen bezeichnet worden und insofern als eine regionaleVarietät (sieheNiederdeutsche Sprache: Die Stellung des Niederdeutschen). Niederdeutsch hatte 2007 etwa 2,6 Millionen aktive Sprecher, passive Kenntnis hatten etwa drei Viertel der Bevölkerung des Sprachgebiets.[100] 2016 war das passive Verstehen bei knapp der Hälfte der Einwohner des Sprachgebietes gut bis sehr gut, in Mecklenburg-Vorpommern 70 Prozent, in Schleswig-Holstein knapp 60 Prozent, in Niedersachsen knapp 50 Prozent.[101] Aktiv beherrschten die Niederdeutsche Sprache in Mecklenburg-Vorpommern knapp 21 Prozent, in Schleswig-Holstein knapp 25 Prozent, in Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt jeweils knapp 12 Prozent und in Brandenburg knapp 3 Prozent.[102]
Norddeutsche verwenden die niederdeutsche Sprache oder regionale Mundarten tendenziell weniger ausgeprägt, während immittel- undoberdeutschen Raum der Gebrauch derfränkischen,bairischen undalemannischen Mundarten selbst im akademischen Milieu verbreiteter ist.
Immer wieder brachtenZuwanderer ihre Sprachen mit, zum Beispiel dieRuhrpolen im 19. Jahrhundert. Während die Nachkommen der älteren Zuwanderungswellen sich inzwischen sprachlich weitgehend angepasst haben, verwenden Zuwanderer der vergangenen Jahrzehnte (etwaGastarbeiter) untereinander neben dem Deutschen noch häufig ihre Muttersprache.
Nach dem Deutschen ist keine der anerkannten Minderheitensprachen, sondernRussisch die Sprache mit der größten Anzahl an Muttersprachlern (drei bis vier Millionen), insbesondere verbreitet unterKontingentflüchtlingen und unterRusslanddeutschen, zu denen auch deutsche oderplautdietsche Muttersprachler gehören (→ Russlandmennoniten). An dritter Stelle stehtTürkisch (etwa zwei Millionen), an vierter StellePolnisch.[103]
Ein Teil der älteren jüdischen Bevölkerung, der aus der ehemaligenSowjetunion zugewandert ist, spricht auch Jiddisch; jedoch fand zumeist schon vor der Auswanderung keine Weitergabe dieser Sprache an nachfolgende Generationen mehr statt, sodass sie durch Russisch bzw. Deutsch verdrängt wurde.Haredim, die heutigen Hauptträger der jiddischen Sprache inIsrael und denUSA, machen in Deutschland nur eine kleine Minderheit der jüdischen Gemeinden aus. Die Zahl der Personen, welche vor allem Polnisch als Alltagssprache verwenden, wird als relativ hoch vermutet. Aufgrund der starkenAssimilation der polnischen und polnischstämmigen Bevölkerungsgruppe ist der Gebrauch des Polnischen außerhalb des eigenen Haushalts jedoch verhältnismäßig selten.
Die an öffentlichen Schulen in Deutschland vorrangig gelehrteFremdsprache istEnglisch. Als zweite Fremdsprache werden häufigFranzösisch,Latein oderSpanisch angeboten, seltener auch Russisch oderItalienisch – je nach schulischem Angebot und den Vorgaben der einzelnen Bundesländer. In der ehemaligen DDR war Russisch ab der5. Klasse die vorherrschende Fremdsprache im Schulunterricht. Englisch wurde zwar ebenfalls unterrichtet, spielte jedoch eine deutlich untergeordnete Rolle.[104]
Wie der Großteil West- und Mitteleuropas ist das heutige Deutschland bis zurSpätantike zurückreichend christlich-abendländisch und seit dem 18. Jahrhundert aufgeklärt-wissenschaftlich geprägt. Dem liegen Einflüsse aus der antiken griechischen und römischen Kultur ebenso zugrunde wie jüdische und christliche Traditionen, die sich seit Beginn der ChristianisierungNordwesteuropas, ab etwa dem 4. Jahrhundert, mit germanischen Traditionen vermischt hatten. Das Judentum ist in Deutschland schon in römischer Zeit nachweisbar, wurde aber immer wieder Opfer vonPogromen und erzwungener Konversion, in der schlimmsten Form dieShoah derNS-Zeit. Das Gebiet Deutschlands wurde seit dem frühen Mittelalterchristianisiert. In derfränkischen Zeit wurde im Reich Karls des Großen die Missionierung, teilweise durch Zwang, abgeschlossen. MitMartin Luthers Thesenanschlag 1517 begann die christlicheReformation und in der Folge die Bildungprotestantischer Konfessionen, die in Deutschland neben der katholischen Konfession die religiöse Landschaft prägen. Aufgrund der Regelungcuius regio, eius religio (d. h. der Landesherr bestimmt, welcher Religion die Untertanen anzugehören haben) war die konfessionelle Landschaft über Jahrhunderte stark zersplittert mit nahezu rein katholischen und evangelischen Regionen in unmittelbarer Nachbarschaft zueinander. Der Zustrom der Heimatvertriebenen nach dem Zweiten Weltkrieg, die zunehmende Mobilität der Bevölkerung sowie anhaltendeSuburbanisierung undSäkularisierung haben diese Kontraste jedoch im 20. und 21. Jahrhundert verwischt.
Verhältnis von Staat und Religion
DieReligionsfreiheit in Deutschland garantiertArt. 4 des Grundgesetzes, individuell alsGrundrecht und institutionell im Verhältnis von Religion und Staat. So wird die weltanschauliche Neutralität des Staates und dasSelbstbestimmungsrecht derReligionsgemeinschaften festgeschrieben. Auf dieser Basis ist das Verhältnis von Religionsgemeinschaften und Staat partnerschaftlich; es gibt also keine strikteTrennung von Kirche und Staat, sondern in vielen sozialen und schulisch-kulturellen Bereichen bestehen Verflechtungen, beispielsweise über eine kirchliche, aber staatlich mitfinanzierte Trägerschaft von Kindergärten, Schulen, Krankenhäusern oder Pflegeheimen. Ebenso berufen sich einige deutsche Parteien auf die christliche Tradition des Landes. Die christlichen Kirchen besitzen den Status vonAmtskirchen und sindKörperschaften des öffentlichen Rechts, aufgrund des geltendenStaatskirchenrechts jedochsui generis. Alsöffentlich-rechtlichen Religionsgesellschaften sollen den Kirchen bestimmte Gestaltungsmöglichkeiten eingeräumt werden, ohne dass sie dabei einer Staatsaufsicht unterliegen; stattdessen wird sowohl der kirchlicheÖffentlichkeitsauftrag teilweise inKirchenverträgen mit den Ländern oder den entsprechenden Regelungen in denLandesverfassungen anerkannt wie auch die besondere, originäreKirchengewalt rechtlich bekräftigt. Bestimmte christliche Kirchen sowie die jüdischen Gemeinden erheben eineKirchensteuer, die derStaat gegen eine Aufwandsentschädigung einzieht und an die jeweiligen Kirchen beziehungsweise an denZentralrat der Juden in Deutschland weiterleitet. Des Weiteren ist derReligionsunterricht laut Grundgesetz fakultatives, aber dennoch ordentliches Unterrichtsfach in den öffentlichen Schulen (mit Ausnahme von Bremen, Berlin und Brandenburg). Dieses Fach wird oft von einem Vertreter einer der beiden großen Kirchen unterrichtet.
Ende 2023 stellte in keinem der 16 Bundesländer eine der beiden großen Kirchen (römisch-katholisch, evangelisch) die absolute Mehrheit der Einwohner; in zehn Ländern war eine absolute Mehrheit der Bevölkerung weder Mitglied der katholischen noch der evangelischen Kirche.[106]
Die Anzahl der Gottesdienstbesucher ist wesentlich geringer als die Anzahl der Kirchenmitglieder. An den sogenannten Zählsonntagen (zweiter Fastensonntag und zweiter Sonntag im November) des Jahres 2016 besuchten 2,4 Millionen Menschen (2,9 % der Gesamtbevölkerung) die katholischen Gottesdienste[107] und 0,8 Millionen (1 %) jene der evangelischen Kirche. An hohen kirchlichen Feiertagen, insbesondere zuHeiligabend, nehmen deutlich mehr Menschen an Gottesdiensten teil.[108] DasSyrische Christentum ist durch den kontinuierlichen Zuzug vonAssyrern ausMesopotamien mit ca. 130.000 Mitgliedern eine stetig wachsende christliche Konfession in Deutschland.[109] Davon gehören rund 100.000 Assyrer derSyrisch-Orthodoxen Kirche von Antiochien an.[110]
Ende 2024 lebten in Deutschland etwa 3,3 MillionenMuslime. Ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung betrug 3,9 %.[105] Etwa die Hälfte hat einen türkischen Migrationshintergrund. Als Dachverband der vielen islamischen Organisationen und Ansprechpartner für Außenstehende wurde derKoordinierungsrat der Muslime in Deutschland gegründet.
Etwa 200.000Juden leben in Deutschland,[111] dies entspricht 0,25 Prozent der Bevölkerung (Stand 2022). Davon sind etwa die Hälfte injüdischen Gemeinden organisiert. Seit den 1990er-Jahren verzeichnen diese einen starken Zuwachs durch Zuwanderer aus den ehemaligenOstblockstaaten, vor allem aus derUkraine undRussland.
DerLöwenmensch aus der Stadel-Höhle imHohlenstein,Lonetal, entstanden zwischen 39.000 und 33.000 v. Chr.Karte der germanischen Stämme Mitteleuropas mit dem römischen Limes und den Legionslagern um 50 n. Chr.DieHimmelsscheibe von Nebra aus der frühenBronzezeit
Der ältestefossile Beleg für die Anwesenheit derGattungHomo auf deutschem Gebiet – derUnterkiefer von Mauer – ist rund 600.000 Jahre alt, er wurde nach seinem Fundort in der Nähe vonHeidelberg alsHomo heidelbergensis benannt.[112] Die mindestens 300.000 Jahre altenSchöninger Speere sind die ältesten vollständig erhaltenenJagdwaffen der Menschheit und haben das Bild der kulturellen und sozialen Entwicklung des frühen Menschen revolutioniert, ebenso wie dieFundstätte Bilzingsleben mit einem der ältesten Bauwerke und dem vielleicht ältesten Kunstwerk der Welt.[113]
Zu denNeandertalern, nach einem Fundort imNeandertal, östlich vonDüsseldorf, benannt, gesellte sich vor 45.000 (maximal 47.500) Jahren der aus Afrika zugewanderteHomo sapiens, der anatomisch moderne Mensch – nachweisbar in derIlsenhöhle im heutigen Thüringen.[114] Die Neandertaler verschwanden zwar, doch ließ sich belegen, dass beide zumindest einige gemeinsame Nachkommen hatten. Diejungpaläolithische Kleinkunst derSchwäbischen Alb ist die älteste bekannte Kunst der Menschheit.[115]
Aus dem Nahen Osten kommendejungsteinzeitliche Bauern, die mit ihrem Vieh und ihren Kulturpflanzen über Anatolien und den Balkan zuwanderten (Linearbandkeramiker), verdrängten ab etwa 5700/5600 v. Chr. dieJäger und Sammler derMittelsteinzeit aus der Südhälfte Deutschlands. Erst um 4000 v. Chr. wurden die aneignenden Kulturen der Jäger, Sammler und Fischer auch in Norddeutschland von bäuerlichen, nun durchgehend sesshaften Kulturen abgelöst; als letzte Kultur der Jäger in Norddeutschland gilt dieErtebølle-Kultur.
Mit über 1000 Jahren Verzögerung begann auf deutschem Gebiet dieBronzezeit um 2200 v. Chr. Zu ihren bedeutendsten Funden zählt dieHimmelsscheibe von Nebra. Mit Beginn derHallstattzeit (1200–1000 v. Chr.) waren Süd- und Mitteldeutschland vonKelten besiedelt, als bedeutendstes Metall begann sich das Eisen durchzusetzen. Um 600 v. Chr. kam es inNorddeutschland zur Herausbildung derJastorf-Kultur, die alsgermanische Kultur angesehen wird. Der Begriff „Germanen“ (lateinischGermani) wurde im 1. Jahrhundert v. Chr. von antiken Autoren erstmals erwähnt. Es handelt sich hierbei um einenethnographischen, wenig präzisen Sammelbegriff, der aus methodischen Gründen nicht als Bezeichnung für ein einheitliches Volk missverstanden werden darf.[116]
Der außerhalb der römischen ProvinzenGermania Inferior undGermania Superior liegende Teil des Siedlungsgebiets der Germanen wurde von den Römern in derfrühen und hohen Kaiserzeit und in der Spätantike alsGermania magna bezeichnet.[117]
Versuche, den Einflussbereich weiter in dieses germanische Gebiet auszudehnen, scheiterten mit derVarusschlacht im Jahr 9 n. Chr. Die Bemühungen der Römer zur Errichtung von Provinzen bis zurElbe endeten schließlich.Tacitus’ frühestens im Jahr 98 entstandene SchriftGermania ist die älteste Beschreibung der germanischen Stämme.
Nach dem Einfall derHunnen um 375 setzte die Völkerwanderung ein, gleichzeitig bildeten sich im Übergang von der Spätantike zumFrühmittelalter mehrere Großstämme heraus, nämlich die derFranken,Alamannen,Sachsen,Bayern undThüringer. Wichtig in der neueren Forschung ist in diesem Kontext der komplexe Vorgang derEthnogenese der unterschiedlichengentes (Stämme). Die Entstehung von ethnischen Identitäten (Ethnizität) in der Spätantike bzw. dem beginnenden Frühmittelalter im Zusammenhang mit der sogenannten Völkerwanderung[118] wird heute nicht mehr als biologische Kategorie verstanden. Identitäten entstehen vielmehr in einem wechselhaften sozialen Prozess, bei dem mehrere Faktoren eine Rolle spielen.[119]
Das Ziel der in das Imperium eingedrungenen Gruppen war vor allem Teilhabe am Wohlstand des Imperiums, dessen Strukturen und Kultur sie keineswegs zerstören wollten. Doch die folgenden militärischen Konflikte und innerrömische Machtkämpfe führten zu einem politischen Erosionsprozess des Westreichs.[120] Im Zuge des UntergangsWestroms (der letzte Kaiser in Italien wurde 476 abgesetzt) kam es zur Bildung germanisch-romanischer Nachfolgereiche auf dem Boden des westlichen Imperiums.[121] DasOströmische Reich („Byzanz“) bestand hingegen bis 1453 fort und unterhielt weiterhin Kontakte in den Westen.
In die weitgehend entvölkerten Gebiete des heutigenOstdeutschlands wanderten im 7. Jahrhundertslawische Stämme ein. Erst im Zuge derhochmittelalterlichenOstsiedlung wurden sie assimiliert. West- und Mitteleuropa wurde von dem am Ende des 5. Jahrhunderts entstandenenFrankenreich dominiert, das heutige Norddeutschland von den Sachsen und Slawen. Alle heute zu Deutschland gehörigen Gebiete des Frankenreichs lagen im östlichen TeilreichAustrasien. Unter denMerowingern kam es allerdings wiederholt zu dynastischen Konflikten.
Mitte des 8. Jahrhunderts trat im FrankenreichPippin der Jüngere aus der Dynastie derKarolinger die Königsnachfolge der bis dahin herrschenden Merowinger an. Nach der Unterwerfung und Zwangsmissionierung der Sachsen und Eroberungen in Italien, Nordspanien und im östlichen Grenzraum unterKarl dem Großen wurde dasVielvölkerreich neu organisiert. Kirchenorganisation und Kulturförderung knüpften partiell an römische Traditionen an (Karolingische Renaissance). Zu Weihnachten 800 ließ sich Karl vom Papst inRom zum Kaiser krönen und erhob damit Anspruch auf die Nachfolge des Römischen Reiches (Translatio imperii), was zur Konkurrenz mit den byzantinischen Kaisern führte (Zweikaiserproblem). Nach Karls Tod 814 kam es zu Kämpfen unter seinen Nachkommen, die 843 imVertrag von Verdun zur Dreiteilung des Reiches in dasOstfrankenreich unter„Ludwig dem Deutschen“, dasWestfrankenreich undLotharingien führten.[122]
Im ostfränkischen Reich bildeten sich um 900 fünf große Herzogtümer heraus, nämlich die StammesherzogtümerSachsen,Baiern,Schwaben,Franken undLothringen. Im 10. Jahrhundert starb die karolingische Dynastie in West- wie auch in Ostfranken aus, beide Reichsteile blieben politisch fortan getrennt. DieSchlacht auf dem Lechfeld beendete 955 jahrzehntelangeUngarneinfälle, führte zu einem Prestigegewinn KönigOttos, der 962 in Rom zum Kaiser gekrönt wurde, und zur Zuordnung desErzengels Michael alsSchutzpatron der Deutschen.
Vom Ostfrankenreich zum Heiligen Römischen Reich (962–1806)
Das Reichsgebiet im 10. Jahrhundert (rot umrandet)
Die Dynastie derOttonen war für die Ausformung desOstfrankenreichs wesentlich, sie gilt aber nicht mehr als Beginn der eigentlichen „deutschen“ Reichsgeschichte. Der damit verbundene Prozess zog sich vielmehr mindestens bis ins 11. Jahrhundert hin.[123] Der Begriffregnum Teutonicorum („Königreich der Deutschen“) findet sich erstmals zu Beginn des 11. Jahrhunderts in denQuellen, er war aber nie Titel des Reiches(Imperium), sondern diente den Päpsten zur Relativierung des Herrschaftsanspruchs derrömisch-deutschen Könige.[124]
Im Jahr 951 nahmOtto I. dielangobardische Königswürde an. Dies verband dasRegnum Teutonicum mitReichsitalien. 962 wurde Otto zum Kaiser gekrönt, damit vereinte er die römisch-deutsche Königswürde mit dem Anspruch auf daswestliche „römische“ Kaisertum (Reichsidee). Diesesrömisch-deutsche Reich nahm unter den Ottonen einehegemoniale Stellung im westlichen Europa ein. 1024 traten dieSalier die Königsnachfolge an, die bis zum Ende des Mittelalters stets an eine Wahl durch verschiedeneGroße des Reichs gekoppelt war.
Die Art und Weise, wie weltliche und geistliche Macht miteinander verzahnt wurden, nennt man heute teilweise „Reichskirchensystem“. Die Frage, wer Bischöfe einsetzen durfte, führte zumInvestiturstreit mit demreformierten Papsttum, zumGang nach Canossa 1077 und zur Zwischenlösung desWormser Konkordats 1122. Einen Höhepunkt erreichte die Auseinandersetzung zwischen Kaiser und Papst instaufischer Zeit, insbesondere unterFriedrich II. Er gab im deutschen Reichsteil vieleRegalien auf. Mit seinem Tod 1250 brach die staufische Königsherrschaft zusammen; das folgendeInterregnum vergrößerte die Macht der Fürsten. Das Kaisertum bestand als politischer Ordnungsfaktor fort, verlor aber auf europäischer Ebene zunehmend an Einflussmöglichkeiten.
In Form derTerritorialstaaten verselbstständigten sich zahlreiche Feudalherrschaften zu Lasten der königlich-kaiserlichen Macht, die aber nie stark ausgeprägt gewesen und deshalb aufkonsensuale Herrschaft mit denGroßen des Reiches angewiesen war. KaiserHeinrich VI. war Ende des 12. Jahrhunderts mit dem Versuch gescheitert, durch denErbreichsplan dieErbmonarchie einzuführen. Während sich das Westfrankenreich zum französischen Zentralstaat entwickelte, blieb das ostfränkische oder römisch-deutsche Reich durchLandesherren und das Recht derKönigswahl geprägt.
In der Mitte des 13. Jahrhunderts setzte sich im Heiligen Römischen Reich – die BezeichnungSacrum Imperium (Heiliges Reich) wurde bereits 1157 gebraucht,Sacrum Imperium Romanum (Heiliges Römisches Reich) ist erstmals urkundlich gesichert 1184 belegt (die ältere Forschung ging von 1254 aus)[125] – die Auffassung durch, dass einem Kollegium vonKurfürsten dieWahl des Königs zustehe, was durch dieGoldene Bulle 1356 verbindlich festgeschrieben wurde. Bis zu seinem Ende 1806 blieb das Reich somit formal eine Wahlmonarchie. Obwohl die Kaiser wiederholt versuchten, ihre Position zu stärken, blieb das Reich einsupranationaler Verband vieler verschieden großerTerritorien sowieReichsstädte.
Dasspätmittelalterliche 14. und 15. Jahrhundert war vom Wahlkönigtum geprägt: Drei große Familien – dieHabsburger, dieLuxemburger und dieWittelsbacher – verfügten über den größten Einfluss im Reich und über die größteHausmacht. Als bedeutendster König giltKarl IV., der eine geschickteHausmachtpolitik betrieb. Trotz Krisen wie derPest (Schwarzer Tod), derAgrarkrise und desabendländischen Schismas florierten die Städte und der Handel; es begann der Übergang in dieRenaissance. Im Reich traten die Habsburger das Erbe der Luxemburger an, die 1437 in männlicher Linie ausstarben, und stellten bis zum Ende des Reichs fast kontinuierlich die römisch-deutschen Herrscher. Durch geschickte Politik sicherten sich die Habsburger zusätzliche Territorien im Reich und sogar die spanische Königskrone: Habsburg stieg damit zur europäischen Großmacht auf.
Im Jahr 1517 stießMartin Luther durch Forderungen nach innerkirchlichen und theologischen Reformen und eine anti-päpstliche Haltung dieReformation an, was zur Herausbildung „protestantischer“Konfessionen führte. Der Katholizismus reagierte mit derGegenreformation, doch behaupteten sich die neuen evangelischen Kirchen in weiten Teilen des Reiches. DerAugsburger Religionsfrieden 1555 schaffte einen vorläufigen Ausgleich: Die Landesherren durften bestimmen, welche Konfession für ihre Untertanen galt(cuius regio, eius religio).
Konfessionelle und machtpolitische Gegensätze lösten denDreißigjährigen Krieg (1618–1648) mit vielen Todesopfern und verheerten Landschaften aus, beendet durch denWestfälischen Frieden, der den Einfluss der Territorien gegenüber dem Kaiser stärkte und festschrieb (sieheJüngster Reichsabschied). DieReichsfürsten durften nunmehr eigene Truppen aufstellen und konnten mit auswärtigen MächtenVerträge abschließen. Das Reich wurde dadurch de facto zu einemStaatenbund,de jure blieb es ein monarchisch geführtes und ständisch geprägtes Herrschaftsgebilde. Ab 1663 wandelte sich der Reichstag zu einem permanenten Gesandtenkongress (Immerwährender Reichstag), der inRegensburg tagte.
Unter Napoleons Einfluss war zwischen 1801 und 1806 die Anzahl der Länder im Gebiet des „Alten Reiches“ von rund 300 auf etwa 60 verringert worden. Frankreich annektierte den deutschen Westen und Nordwesten und schuf deutscheVasallenstaaten, deren Throne Napoleon mit Familienangehörigen besetzte (Großherzogtum Berg,Königreich Westphalen,Großherzogtum Frankfurt). Einige deutsche Staaten baute Napoleon zu Bündnispartnern auf, vor allem das 1805 imFrieden von Pressburg neugeschaffeneKönigreich Bayern,Württemberg undBaden, indem er sie um die Gebiete dersäkularisierten undmediatisierten Kleinstaaten erweiterte und in dem mit Frankreich verbündetenRheinbund vereinigte. Dieser folgte mit den von Napoleon besiegten GegnernPreußen undÖsterreich dem dadurch dreigeteilten, als Machtfaktor ausgeschalteten Heiligen Römischen Reich nach. Die „Franzosenzeit“ brachte den Rheinbundstaaten erhebliche Modernisierungsanstöße, unter anderem bürgerliche Freiheiten, durch die Einführung desZivilrechtsbuchsCode civil. Auch in Preußen wurden ab 1806 tiefgreifendeReformen unternommen, um ausUntertanenStaatsbürger (vgl.Citoyen) und den Staat wieder handlungs- und wehrfähig zu machen.
Ab 1809 regte sich Widerstand gegen französische Besatzung und Herrschaft; diverse Aufstände, etwa vonAndreas Hofer inTirol undFerdinand von Schill in Preußen, wurden zunächst niedergeschlagen. Nach Napoleons Niederlage imRusslandfeldzug 1812 begannen Preußen und Österreich im Bündnis mit demRussischen Reich dieBefreiungskriege (1813–1815), die das deutscheNationalgefühl stärkten, zunächst unter protestantischen Akademikern, etwa imLützower Freikorps, das auch als Ursprung der FarbenSchwarz-Rot-Gold gilt.[126] Die meisten Rheinbundstaaten schlossen sich den Verbündeten an, die nach dem Sieg bei derLeipziger Völkerschlacht 1813 Napoleon bis 1815 endgültig besiegten.
Anschließendrestaurierte derWiener Kongress (1814–1815) weitgehend die monarchische Herrschaft. ImDeutschen Bund, einem von Österreich und Preußen dominiertenStaatenbund, organisierten sich 38 Staaten (→ Drittes Deutschland) mit dem FrankfurterBundestag als Entscheidungsgremium. 1833/1834 wurde derDeutsche Zollverein unter preußischer Vormacht geschaffen. ImVormärz unterdrückte die alte Herrschaftselite das wirtschaftlich erstarkendeBürgertum (Demagogenverfolgung), das weiter politische Teilhabe und die Bildung eines Nationalstaats forderte, so 1817 beim studentischenWartburgfest und 1832 beimHambacher Fest mit dem Hissen von Schwarz-Rot-Gold, den späteren Nationalfarben.
ImDeutsch-Französischen Krieg traten die süddeutschen Staaten dem Norddeutschen Bund bei (1. Januar 1871). Dieser Bund wurde so zum deutschenNationalstaat ohne Österreich und ersten Bundesstaat in Deutschland.[129][128] Am 18. Januar 1871 nahm der preußische KönigWilhelm I. in Versailles denKaisertitel an, den er mit der neuen Verfassung erhalten hatte. Dies wurde später alsReichsgründungstag gefeiert.
DieBündnispolitik Otto von Bismarcks zielte auf die Isolierung Frankreichs mit Deutschland als halbhegemonialer Macht in der Mitte Europas. Nachdem deutsche Kaufleute und Vereine private Kolonialpolitik betrieben hatten, eignete sich das Reich 1884 afrikanische Gebiete an. Diesedeutschen Kolonien wurden als „Schutzgebiete“ bezeichnet. Neben Kolonialbegeisterung gab es allerdings auch Skepsis und Ablehnung, zeitweise sogar von Bismarck. Die Gebiete wurden ausgebeutet; einige deutsche Kolonialherren begingen Verbrechen an den Einheimischen, zum Beispiel imVölkermord an den Herero und Nama (1904–1908).
Im „Dreikaiserjahr“ 1888 wurdeWilhelm II. Deutscher Kaiser und begründete das Zeitalter des militärisch geprägtenWilhelminismus. Er forderte für das Deutsche Reich die Anerkennung der bisherigen Großmächte („Platz an der Sonne“) und bemühte sich um neue Kolonien undFlottenaufbau imImperialismus. Großbritannien schloss allerdings in einem neuen Bündnissystem (Triple Entente) statt Frankreich nun Deutschland aus.
DieJulikrise von 1914 mündete in denErsten Weltkrieg, einen verlustreichenMehrfrontenkrieg; mehr als zwei Millionen deutsche Soldaten starben, rund 800.000 Zivilisten verhungerten. Auch in anderen Ländern führte der Krieg zu vielen Toten und politischen Umwälzungen.
In den kurzen „goldenen Zwanzigern“ blühte die Kultur und ab 1924 auch dieKonjunktur.Berlin war mit über vier Millionen Einwohnern die drittgrößte und eine der dynamischsten Städte der Welt. DieProsperität endete 1929 mit derWeltwirtschaftskrise, auf deren Höhepunkt 1932 es in Deutschland mehr als sechs MillionenArbeitslose gab, die größtenteils in Elend lebten. Radikale Parteien fanden starken Zulauf, sodass es für die gemäßigten Parteien zunehmend schwieriger wurde, stabile Regierungen zu bilden. Nach dem sehr deutlichen Wahlsieg der Nationalsozialisten bei derReichstagswahl 1930 verfügten die in rascher Folge wechselnden Reichskanzler über keine parlamentarische Mehrheit mehr; ihrePräsidialkabinette waren vomReichspräsidentenPaul von Hindenburg und dessenNotverordnungen abhängig. DieDeflationspolitik des ReichskanzlersHeinrich Brüning verschärfte die wirtschaftliche Krise. Dessen NachfolgerFranz von Papen (Juni–November 1932) unterstellte die demokratische Regierung Preußens einem Reichskommissar (Preußenschlag) und ließ Neuwahlen abhalten, bei denen die Nationalsozialisten noch stärker wurden.
ReichskanzlerKurt von Schleicher versuchte, eineMachtübernahmeAdolf Hitlers durch eine „Querfront“ vonGewerkschaften und Teilen der Nationalsozialisten zu verhindern; von Papen aber überredete den widerwilligen Hindenburg, Hitler am 30. Januar 1933 zum Reichskanzler zu ernennen. Am 27. Februar kam es zum – bis heute unaufgeklärten –Reichstagsbrand, den Hitler zur „Reichstagsbrandverordnung“ nutzte, mit der auf unbestimmte Zeit dieGrundrechte außer Kraft gesetzt wurden. Die folgenden Massenverhaftungen politischer Gegner, insbesondere von Kommunisten und Sozialdemokraten, prägten dieReichstagswahl am 5. März 1933, bei der die NSDAP die absolute Mehrheit knapp verfehlte und mit der reaktionärenDNVP weiterregierte. Die endgültige Machtübernahme erfolgte kurz darauf, als der Reichstag mit den Stimmen der bürgerlichen Parteien, allein gegen die Stimmen derSPD, dasErmächtigungsgesetz vom 24. März 1933 verabschiedete und damit Hitlers Regierung auch dieGesetzgebung überließ.
DieNSDAP errichtete im Deutschen Reich innerhalb einiger Monate einentotalitärenEinparteienstaat unter Führung Adolf Hitlers und derGleichschaltung der Institutionen. Missliebige Personen und politische Gegner, insbesondere Kommunisten, Sozialdemokraten und Gewerkschafter, wurden aus allen Behörden entfernt,erste Konzentrationslager, ab 1935 unter Aufsicht derInspektion der Konzentrationslager, wurden errichtet,Bücher verbrannt[130] und missliebige Kunst als „entartet“ diffamiert.NS-Propaganda durchdrang auch das Privatleben; bereits auf Kinder wurde Druck ausgeübt, den Parteiorganisationen beizutreten. Im Oktober 1933 verkündete Hitler den Austritt Deutschlands aus demVölkerbund. Er sicherte seine Herrschaft im Inneren, indem er während derRöhm-Morde am 30. Juni 1934 innerparteiliche Gegner und ehemalige Weggefährten ermorden ließ, wobei die SA zugunsten der Hitler bedingungslos ergebenenSS entmachtet wurde. Die Generalität derReichswehr legte auf ihn persönlich denFührereid ab. DieGestapo wurde als politische Polizei zur Bekämpfung der politischen und ideologischen Gegner eingesetzt.
Von Beginn an hatte Hitler zwei Ziele, einen Angriffs- undVernichtungskrieg zur Schaffung von „Lebensraum im Osten“ und dieVerfolgung der Juden, die mit Diskriminierung, Demütigung und Ausgrenzung begann und als „Endlösung der Judenfrage“ imHolocaust endete. 1934 begann dieAufrüstung der Wehrmacht. Eine expansive Geldpolitik und Schuldenwirtschaft waren auf baldige Kriegsführung ausgerichtet. Mit demReinhardt-Programm wurde dieArbeitslosigkeit gesenkt; dies wurde von der Bevölkerung als Einlösung wirtschaftlicher Versprechen begrüßt. Diedeutschen Juden wurden immer schlechter gestellt; dieNürnberger Gesetze 1935 bestraften Beziehungen zwischen „Ariern“ und Juden als „Rassenschande“ schwer. Juden verloren alle öffentlichen Ämter, wurden willkürlich verfolgt, bestohlen und erpresst und schließlich mit einem völligen Berufsverbot belegt, jüdische Vermögenarisiert. Immer häufiger wurden auch Juden in Konzentrationslager eingewiesen. Viele fassten den Entschluss zurEmigration, die meisten aber blieben in Deutschland.
Nachdem das Deutsche Reich am 1. September 1939 denÜberfall auf Polen begonnen hatte, erklärtenGroßbritannien,Kanada,Australien,Indien,Neuseeland,Südafrika undFrankreich Deutschland den Krieg. DerZweite Weltkrieg forderte in sechs Jahren etwa 55 bis 60 Millionen Tote. Deutschland gelangen zunächst einige als „Blitzkrieg“ bezeichnete militärische Erfolge.Polen wurde imNichtangriffspakt zwischen Hitler undStalin aufgeteilt, dieWehrmacht warf anschließend ihre Armeen nach Westen, überfiel in der „Weserübung“ Dänemark und Norwegen und im „Westfeldzug“ die neutralen Staaten Luxemburg, Belgien und die Niederlande und besetzte 1940 innerhalb von sechs Wochen große Teile Frankreichs. Hitlers Popularität erreichte ihren Höhepunkt.
Noch vor Kriegsbeginn verschärfte das Dritte Reich die Judenverfolgung. Im Laufe des Jahres 1938 wurden deutsche Juden aus dem Wirtschaftsleben ausgeschaltet und mittels verschiedener Verordnungen um ihr Vermögen gebracht.[131] Am 9. November 1938 wurden im Zuge derNovemberpogrome jüdische Geschäfte und Synagogen verwüstet. 1941 wurde die Ausreise von Juden verboten. Seither mussten sie den „Judenstern“ tragen, und im gesamten deutschen Machtbereich begann ihresystematische Ermordung. Viele starben wegen unzureichender Versorgung und Seuchen bei derZwangsarbeit. Die mit der Ausführung vor allem beauftragte SS errichtete auf ehemals polnischem oder sowjetischem GebietVernichtungslager, in denen die meisten Opfer, inViehwaggons herangebracht, sofort vergast wurden (sieheAktion Reinhardt). Allein in denGaskammern und Krematorien der Konzentrationslager Auschwitz wurden über eine Million Menschen ermordet. Insgesamt beläuft sich die Zahl der ermordeten Juden auf mindestens sechs Millionen.[132]
Die Vier Mächte bemühten sich anfangs noch um eine gemeinsame Besatzungspolitik. Einig war man sich über eineDemilitarisierung,Entnazifizierung undZerschlagung der Kartelle; schon bei der Frage, was unterDemokratie zu verstehen sei, zeigten sich Differenzen zwischen der Sowjetunion und den Westmächten, die sich im beginnendenKalten Krieg verschärften. In den drei Westzonen stellten die Westalliierten die für den Wiederaufbau bedeutendeMontanindustrie unter dasRuhrstatut. Mit derWährungsreform im Juni 1948 und der zeitgleichen Aufhebung der Preisbindung und Bewirtschaftung setzte derWirtschaftsdirektor der WestzonenLudwig Erhard eine vor allem psychologisch bedeutsame wirtschaftliche Zäsur; mit der wenige Tage später folgenden Währungsreform in dersowjetisch besetzten Zone Deutschlands und derBerlin-Blockade durch die UdSSR vertiefte sich die Trennung zwischen Ost und West.
Deutschland entsprechend der ab 1958 von der Sowjetunion und der DDR vertretenenDrei-Staaten-Theorie, die sich nicht durchgesetzt hat: Bundesrepublik, West-Berlin und DDR
Die Bundesrepublik Deutschland wurde am 23. Mai 1949 in den drei westlichen Besatzungszonen gegründet und dasGrundgesetz als provisorische Verfassung in Kraft gesetzt, dessen Präambel für eine Übergangszeit einWiedervereinigungsgebot enthielt; Bonn wurde Regierungssitz. In dersowjetischen Besatzungszone wurde viereinhalb Monate später die Deutsche Demokratische Republik gegründet. Beide Teilstaaten sahen sich jeweils in Kontinuität einesgesamtdeutschen Staates underkannten den jeweils anderen nicht an.[133] Beide blieben unterKontrolle der Besatzungsmächte. Mit der Integration in die entgegengesetzten Militärbündnisse vonNATO undWarschauer Pakt erhielten sie 1955 ihre formale Unabhängigkeit (siehePariser Verträge,Souveränitätserklärung der UdSSR für die DDR). Voraussetzung dafür war, dass im Juli 1951 die drei Westmächte die formelle Beendigung des Kriegszustandes mit Deutschland beschlossen; die Sowjetunion erklärte dies erst im Januar 1955, worauf weitere Staaten im östlichen Europa folgten.[134] Den Alliierten verblieben die Verantwortung fürDeutschland als Ganzes und ihre Rechte in Berlin.
Während in der DDR eine staatlich gelenktePlanwirtschaft aufgebaut wurde, entschied sich die Bundesrepublik für die sogenanntesoziale Marktwirtschaft mit geringem staatlichem Einfluss. Die sowjetischeBesatzungsmacht sorgte mit hohen Reparationsforderungen (vor allemDemontagen) für schwierige Startbedingungen auf dem Gebiet der DDR, während in der Bundesrepublik mit ausländischer Hilfe (Marshallplan) ein „Wirtschaftswunder“ einsetzte, das zu anhaltend hohen Wachstumsraten, Vollbeschäftigung und Wohlstand führte.
DieBerliner Mauer am Bethaniendamm inBerlin-Kreuzberg (West-Berlin), 1986Bornholmer Straße in West-Berlin am 10. November 1989. Einen Tag nach demFall der Mauer bereitet ein Spalier Besuchern aus der DDR einen ersten Empfang.
Im Jahr 1973 wurden Bundesrepublik und DDRMitgliedstaaten der UNO. Die Planwirtschaft der DDR hatte neben zunehmenden Versorgungsproblemen (Mangelwirtschaft) mit der demographischen Entwicklung zu kämpfen, der der von 1971 bis 1989 regierendeErich Honecker durch massive Familienförderung begegnete. DieFrauen- und Familienpolitik der DDR gilt ebenso wie die erreichte soziale Gleichheit und Sicherheit als teilweise erfolgreich. Die 1970er-Jahre waren in der Bundesrepublik durch steigende Verschuldung und Arbeitslosigkeit nach derÖlkrise und dem Terror der linksradikalenRote Armee Fraktion geprägt. BundeskanzlerHelmut Schmidt (SPD) verlor wegen seiner Unterstützung desNATO-Doppelbeschlusses – angegriffen von der Friedensbewegung, Teil der entstehendenNeuen Sozialen Bewegungen – den Rückhalt in seiner Partei und wurde 1982 vonHelmut Kohl (CDU) abgelöst, der 1989 die Chance zur Wiedervereinigung Deutschlands ergriff.
Die Unzufriedenheit der DDR-Bevölkerung war im ständigen, durch dasWestfernsehen unterstützten Systemvergleich angewachsen. Ende der 1980er-Jahre bildete sich mit derReformpolitikMichail Gorbatschows in der Sowjetunion auch in der DDR eine Protestbewegung, die in dermaroden DDR im Herbst 1989 durch eine Ausreisebewegung über den löchrig gewordenen Eisernen Vorgang und durchMassendemonstrationen die politische Führung unter Druck setzte („Wir sind das Volk“) und zum Rücktritt Honeckers führte. Am 9. November 1989 führte die Gewährung derReisefreiheit durch die DDR-Führung zu einem Massenansturm und zur Öffnung der Grenzübertrittsstellen derBerliner Mauer. Kohl lenkte die Entwicklung ab seinemZehn-Punkte-Programm Ende November in Richtung nationaler Einheit („Wir sind ein Volk“) unter Erhaltung der militärischen und politischen Westbindung. Bei der ersten freienVolkskammerwahl vom 18. März 1990 gewann das von derOst-CDU geführte Parteienbündnis „Allianz für Deutschland“, das auf eine schnelle Wiedervereinigung setzte. Diese wurde in den nächsten Monaten imEinigungsvertrag und mit den Vertretern der Alliierten im Rahmen der „Zwei-plus-Vier-Gespräche“ ausgehandelt.
Sozioökonomische Daten der 1990er-Jahre: Starker Bevölkerungsverlust und Massenarbeitslosigkeit in denneuen Bundesländern
Der Bundestag machte 1991Berlin zur Hauptstadt, in die Regierung und Parlament 1999 zogen (sieheReichstagsgebäude undRegierungsviertel). Nach kurzem Wiedervereinigungboom waren die 1990er-Jahre von wirtschaftlicher Stagnation, Massenarbeitslosigkeit und „Reformstau“ geprägt. Insbesondere dieneuen Länder entwickelten sich nach der Einführung der Marktwirtschaft nicht so schnell wie erhofft („blühende Landschaften“). 1991 bis 1993 kam es zu einerWelle von Ausschreitungen gegen Asylbewerber. Erst in den 2000er-Jahren stabilisierten sich die neuen Länder sozial und wirtschaftlich.
Die zweite Amtszeit Schröders ab 2002 war von derAgenda 2010 und damit verbunden den Arbeitsmarktreformen desHartz-Konzepts geprägt. Sozialleistungen für Arbeitslose wurden reduziert und an individuelle Fördermaßnahmen gekoppelt, was von Betroffenen als ungerecht empfunden wurde. Dies führte zudeutschlandweiten Protesten und indirekt zu einer vorgezogenenBundestagswahl 2005, woraufAngela Merkel (CDU) als erste Bundeskanzlerin Deutschlands an die Regierung kam. Ihregroße Koalition war mit dem Zusammenbruch von Banken während derWeltfinanzkrise und der folgendenGroßen Rezession konfrontiert. Nach deren Überwindung erlebte Deutschland einen andauernden Wirtschaftsboom und einen nachhaltigen Rückgang der Arbeitslosigkeit.Eurokrise (ab 2010) undFlüchtlingskrise in Europa ab 2015 stellen seitdem die wichtigsten Herausforderungen der Politik dar, deren Bewältigung der Wirtschaftsboom wesentlich erleichtert. Beide Ereignisse führten jedoch auch zu erheblichen gesellschaftlichen Zerwürfnissen und zu einem ErstarkenEU-skeptischer und islamfeindlicher Bewegungen (Pegida,Alternative für Deutschland). Mit derLegalisierung gleichgeschlechtlicher Ehen, der standesamtlichen Einführung einesdritten Geschlechts und der Einstellung derEinberufung zum Wehrdienst in der Bundeswehr strebte Deutschland in den 2010er-Jahren nach weitergehender Liberalisierung seiner Gesellschaft.
Angela Merkel beendete die letzte ihrer vier Amtszeiten während derCOVID-19-Pandemie, auf die Deutschland mit vorübergehenden Einschränkungen des wirtschaftlichen, kulturellen und öffentlichen Lebens reagierte und ihre Bekämpfung mit nationalen Impfprogrammen, unter anderem mit dem neuartigen, in Deutschland entwickeltenmRNA-ImpfstoffTozinameran, begann. Die überwiegende Mehrheit der Deutschen trug dieMaßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie mit. Jedoch wurden einerseits soziale und wirtschaftliche Verwerfungen innerhalb der deutschen Gesellschaft, des deutschen Gesundheitssystems sowie technologische Rückstände Deutschlands im Vergleich zu anderen westlichen Ländern durch die Pandemie offenkundig. Andererseits mobilisierten Protestbewegungen gegen die Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie und sprachen dabei gezieltÄngste in der Bevölkerung in Bezug auf Impfungen an. Nach derBundestagswahl 2021 wurde Merkel vonOlaf Scholz (SPD) und die bis dahin in Koalitionen regierende CDU von einerrot-grün-gelben Koalition (Ampelkoalition) abgelöst. Mit ihr setzt sich diedigitale Transformation Deutschlands sowie die wegen desKlimawandels begonneneVerkehrs- undEnergiewende hin zu nachhaltigen Energieträgern fort.
Dieerste Koalition ausSPD,Bündnis 90/Die Grünen undFDP in der 24. deutschen Bundesregierungendete vorzeitig nach 3 Jahren und 15 Tagen, als am 6. November 2024 Bundeskanzler Olaf Scholz nach einer langen Reihe von Konflikten zwischen den Koalitionspartnern dem Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier vorschlug,FinanzministerChristian Lindner zu entlassen. In der Folge traten auch die anderen Bundesminister aus der FDP, mit Ausnahme vonVolker Wissing, zurück. Scholz schmähte die Arbeit Christian Lindners öffentlich und dessen FDP wurde von den Koalitionspartnern und der öffentlichen Meinung überwiegend als Hauptverantwortlicher für den Koalitionsbruch benannt.[138][139] Planungen der FDP, das Ende der Koalition vorzeitig herbeizuführen, soll es laut einer Berichterstattung vonDie Zeit schon im September 2024 gegeben haben. Scholz fragte am 16. Dezember 2024 den Bundestag, ob dieser ihm nochvertraue, und verlor die Abstimmung wie von ihm geplant, damitvorgezogene Neuwahlen abgehalten werden können. Am 27. Dezember 2024 verkündete Bundespräsident Steinmeier die Auflösung des Bundestags und setzte den Wahltermin auf den 23. Februar 2025 fest. Bei dieser Wahl erlitten die bisherigen Regierungsparteien SPD, Grüne und FDP Stimmenverluste, in der Folge wurde erneut eineschwarz-rote Koalition gebildet.
Am 6. Mai 2025 wurdeFriedrich Merz zum Bundeskanzler Deutschlands gewählt. Der Anfang des Jahrzehnts war geprägt von geopolitischen Umwälzungen, insbesondere durch den Angriffskrieg Russlands in der Ukraine, sowie derzweiten Amtszeit Donald Trumps. Dieser drohte mit hohen Zöllen auf EU-Produkte,[140] die deutsche Exporte gefährdeten, und stellte wiederholt die Beistandsbereitschaft der USA in einem NATO-Bündnisfall infrage.[141] Um diesen Herausforderungen zu begegnen, plante die neue Regierung, deutlich mehr Schulden aufzunehmen, als es das Grundgesetz zu dieser Zeit erlaubt hätte. Infolgedessen lockerte die Koalition aus CDU/CSU und SPD mit Unterstützung der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen die im Grundgesetz verankerteSchuldenbremse. Dies geschah nach derBundestagswahl 2025, jedoch noch vor der konstituierenden Sitzung, also mit den Stimmverhältnissen des20. Bundestags. Sowohl die Vorgehensweise als auch die inhaltlichen Änderungen wurden kontrovers in deutschen Medien diskutiert.[142][143]
Nicht zum Staatsgebiet gehört dieausschließliche Wirtschaftszone in Nord- und Ostsee. Der Verlauf der Staatsgrenze ist heute bis auf Teile desBodensees festgelegt.
Exklavische Teile des deutschen Staatsgebietes sind das baden-württembergischeBüsingen am Hochrhein, das von der Schweiz umschlossen wird und zumSchweizer Zollgebiet gehört, sowie einige kleine nordrhein-westfälische Gebiete, die durch die wenige Meter breite belgischeVennbahn-Trasse vom Hauptgebiet Deutschlands abgetrennt sind.
Der Bundeskanzler wird auf Vorschlag des Bundespräsidenten vom Bundestag mit der Mehrheit seiner Mitglieder gewählt (Art. 63 GG), seine Amtszeit endet mit der Wahlperiode des Bundestages (Art. 69 Abs. 2 GG). Vor deren Ablauf kann der Bundeskanzler gegen seinen Willen nur dadurch aus dem Amt scheiden, dass der Bundestag mit der Mehrheit seiner Mitglieder einen Nachfolger wählt (Art. 67 GG, sogenannteskonstruktives Misstrauensvotum). Die Bundesminister werden auf Vorschlag des Bundeskanzlers ernannt (Art. 64 Abs. 1 GG), sie und der Bundeskanzler bilden die Bundesregierung (Art. 62 GG), derenRichtlinienkompetenz der Bundeskanzler innehat (Art. 65 Satz 1 GG). Die Führungsaufgabe in der deutschen „Kanzlerdemokratie“ kommt dem Bundeskanzler zu.[149] Der Kanzler nominiert auch den deutschen Kandidaten für das Amt einesEU-Kommissars.
Die Ausübung der staatlichen Befugnisse und die Ausführung der Bundesgesetze obliegt grundsätzlich den Bundesländern, sofern das Grundgesetz keine abweichende Regelung trifft oder zulässt (Art. 30,Art. 83 GG).
DerStaatshaushalt wies im Jahr 2021 Einnahmen durch Steuern, steuerähnliche Abgaben und Gebühren von 1629 MilliardenEuro sowie Ausgaben von 1762 Milliarden Euro auf.[150] Von den Einnahmen waren 833 Milliarden Euro Steuereinnahmen von Bund, Ländern, Gemeinden und derEU.[151] Aufgrund der auf etwa 33 Millionen gestiegenen Anzahl von sozialversicherungspflichtigenErwerbstätigen und steigender Löhne liegen wichtigeSteuereinnahmen wie dieEinkommensteuer und dieUmsatzsteuer auf einem weiter prozentual hohen Niveau für den Staat.[151]
DieStaatsverschuldung Deutschlands betrug im Jahr 2021 entsprechend dem Bericht derDeutschen Bundesbank etwa 2500 Milliarden Euro.[152] Bei einem Bruttoinlandsprodukt von etwa 3600 Milliarden Euro für 2021 entsprach die Staatsschuldenquote damit etwa 70 Prozent desBruttoinlandsprodukts.[153][154] Im Jahr 2005 betrugen die Staatsschulden der Bundesrepublik Deutschland 1541 Milliarden Euro.[155] Bei einem Bruttoinlandsprodukt von etwa 2281 Milliarden Euro für 2005 entsprach dies einer Staatsschuldenquote von 67 %.[156]
Die Bundesrepublik, deren StaatsanleihenBundesanleihen genannt werden, erhält von den drei großenRatingagenturenStandard & Poor’s,Moody’s undFitch die bestmöglicheBonität. Die Nachfrage nach den als sichere Anlage geltenden Wertpapieren hat in den letzten Jahren die Zinsen deutlich gesenkt und teilweise sogar zuNegativzinsen geführt, was einen Hauptgrund für Deutschlands Haushaltsüberschuss darstellte.[157]
Neben verschiedenenVerkehrsteuern (zum BeispielUmsatzsteuer) erzielt der Staat einen Großteil seiner Einnahmen aus Steuern vomEinkommen und Ertrag: Hierzu zählenEinkommen-,Körperschaft- sowieGewerbesteuer. Insofern Produkte oder Dienstleistungen derUmsatzsteuer unterliegen, beträgt der Steuersatz in Deutschland 19 (allgemeiner Satz) oder 7 Prozent (ermäßigter Satz, zum Beispiel Lebensmittel). Umgangssprachlich und imEU-Recht wird die Umsatzsteuer auchMehrwertsteuer genannt. Laut einerOECD-Studie aus dem Jahr 2014 haben Deutsche durch die hohen Steuern und weitere Abgaben wie Sozialversicherungsbeiträge die weltweit höchsteAbgabenlast, noch vor denskandinavischenSozialstaaten.[158] Dabei wurde allerdings lediglich die Besteuerung der Einkommen betrachtet. Betrachtet man dieAbgabenquote (Verhältnis der Steuern und Sozialabgaben zum Bruttoinlandsprodukt), so liegt Deutschland laut einer Studie der OECD aus dem Jahr 2021 auf Platz 9 der OECD-Staaten.[159]
Laut einer von derUNO veröffentlichten Studie gehört Deutschland zu den Ländern mit der höchsten Bereitschaft, durch Steuernöffentliche Güter zu finanzieren.[160] Der Bund kann teilweise Kredite über lange Laufzeiten (bis zu zehn Jahren) zu negativen Zinsen aufnehmen.[161]
Die Leitlinien deutscher Außenpolitik sind die Westbindung und die europäische Integration.Sicherheitspolitisch zentral ist die Mitgliedschaft im transatlantischen VerteidigungsbündnisNATO seit 1955.
Während desKalten Krieges war der Spielraum westdeutscher Außenpolitik begrenzt. Als eines der wichtigsten Ziele galt dieWiedervereinigung. Militäreinsätze imAusland kamen nicht in Frage. Laut Grundgesetz darf sich die Bundeswehr anAngriffskriegen nicht beteiligen, ihre Aufgabe besteht lediglich in der Landes- und Bündnisverteidigung. Die von der sozialliberalen Koalition ab 1969 initiierte „Neue Ostpolitik“ unter dem MottoWandel durch Annäherung, die wichtige Verbündete zunächst skeptisch sahen, konnte eigenständige Akzente setzen und wurde von der liberalkonservativen Regierung Helmut Kohls ab 1982 fortgeführt. Seit der Wiedervereinigung trägt Deutschland international größere Verantwortung; seit 1991 nimmt dieBundeswehr unter Aufsicht des Bundestages und zusammen mit verbündeten Armeen an friedenserhaltenden und -erzwingenden Einsätzen außerhalb Deutschlands und des Territoriums der NATO-Verbündeten teil (Out-Of-Area-Einsätze). Die rot-grüne Bundesregierung Gerhard Schröders lehnte denIrakkrieg 2003 ab und stellte sich damit gegen den wichtigen Verbündeten USA.
Traditionell spielt Deutschland zusammen mit Frankreich eine führende Rolle in der Europäischen Union. Deutschland treibt die Bemühungen voran, über dieWirtschafts- und Währungsunion hinaus eine einheitliche, wirkungsvolleeuropäische Außen- und Sicherheitspolitik zu schaffen. Weitere außenpolitische Ziele sind die Verwirklichung desKyoto-Protokolls zum Klimaschutz sowie die weltweite Anerkennung desInternationalen Strafgerichtshofs. Besonderes Interesse hat Deutschland an einer friedlichen Lösung desNahostkonflikts, die es vor allem durch informelle Kontaktmöglichkeiten zwischen den beteiligten Parteien unterstützt. Zusammen mit den Verbündeten Großbritannien und Frankreich bemüht sich die Bundesrepublik, denIran im Dialog dazu zu bewegen, auf die Weiterführung seinesKernenergieprogramms zu verzichten.
Am 13. Juli 2016 verabschiedete die Bundesregierung dasneue Weißbuch zur Sicherheitspolitik und zur Zukunft der Bundeswehr als oberstes sicherheitspolitisches Grundlagendokument Deutschlands.[171]
Nach ihrer Gründung 1949 durfte die Bundesrepublik Deutschland aufgrund desBesatzungsstatuts zunächst keine eigenen Streitkräfte aufstellen. Unter dem Eindruck desKoreakrieges und derSowjetisierung Osteuropas wurde es der Bundesrepublik im Rahmen derWiederbewaffnung jedoch gestattet, zunächst 1951 den paramilitärischenBundesgrenzschutz als Grenzpolizei und ab 1955 vollwertige Streitkräfte aufzustellen, um derNATO beizutreten. Die Aufstellung dieserBundeswehr als Voraussetzung des Beitritts war somit ein bedeutender Beitrag zurWestbindung und damit zur internationalen Anerkennung der Bundesrepublik, aber innenpolitisch unter dem Eindruck des Zweiten Weltkriegshöchst umstritten. Nach der Wiedervereinigung 1990 wurden Teile derNationalen Volksarmee (NVA) der DDR in diese Streitkräfte eingegliedert. Von 1956 bis 2011 kam in der Bundesrepublik gemäß Art. 12a des Grundgesetzes für alle Männer ab dem vollendeten 18. Lebensjahr eineallgemeine Wehrpflicht zur Anwendung. Sie wurde 2011 ausgesetzt und durch denfreiwilligen Wehrdienst ersetzt. Seit 2001 haben auch Frauen uneingeschränkten Zugang zum Dienst in den Streitkräften. Ihr Anteil beträgt rund 13 Prozent der Soldaten (Stand Juli 2023).[172] Rund 1.600 deutsche Soldaten befanden sich 2023 im Ausland im Einsatz (Stand September 2023).[173]
Die Bundeswehr gliederte sich zunächst in dieTeilstreitkräfteHeer,Luftwaffe undMarine. Im Mai 2024 kam mit dem – vorher bereits als Organisationsbereich existenten –Cyber- und Informationsraum eine vierte Teilstreitkraft hinzu. Daneben bestehen die unterstützenden OrganisationsbereicheStreitkräftebasis undZentraler Sanitätsdienst. Nach dem Ende desKalten Krieges wurde die Gesamtstärke der Bundeswehr von rund 500.000 bis 2015 schrittweise auf unter 180.000 Soldaten reduziert, nachdem imZwei-plus-Vier-Vertrag eine maximale Friedensstärke von 370.000 deutschen Soldaten völkerrechtlich bindend festgelegt worden war. Mit der Aussetzung derWehrpflicht 2011 war zudem eine umfassende Reform der Bundeswehr verbunden, die in erster Linie die Festsetzung einer maximalen personellen Stärke von 185.000 Soldaten und 55.000 zivilen Mitarbeitern bedeutete.[174] Zudem wurden die Stückzahlen des schweren Geräts (Kampfpanzer,Artillerie) deutlich reduziert. Hintergrund dieser Strukturänderungen war die Fokussierung der Bundeswehr auf die Teilnahme an internationalen UN- und NATO-Missionen seit Mitte der 1990er-Jahre, für die weniger militärisches Personal und vor allem leichteres und rascher verlegbares Material benötigt wurden. Mit derAnnexion der Krim durch Russland 2014 sowie demKrieg in der gesamten Ukraine seit 2022 änderte sich der Aufgabenschwerpunkt der Bundeswehr zurück zur Landes- und Bündnisverteidigung im Rahmen von NATO und EU.
Die Bundesrepublik Deutschland gab im Jahr 2024 71,75 Milliarden Euro für die Bundeswehr aus.[176] Damit gehört Deutschland zu den zehn Staaten der Welt mit den höchstenVerteidigungsetats; die deutschen Ausgaben liegen mittlerweile mit einem Anteil von etwa 2,12 Prozent des Bruttoinlandsprodukts über dem Durchschnitt von 2,02 % der europäischen NATO-Staaten und Kanadas. Der Durchschnitt unter Einbeziehung der Vereinigten Staaten beträgt 2,71 %.[177]
Deutschland
Verteidigungshaushalt/Verteidigungsausgaben in Mrd. Euro
Deutschland gehört zu den sichersten Ländern der Welt.[187] Wie in allen wohlhabenden Ländern derwestlichen Welt gab es von Anfang der 1960er- bis Anfang der 1990er-Jahre einen Anstieg der Kriminalität und bis 2014 einenRückgang, vor allem beiGewaltkriminalität undDiebstahl.[188] 2023 erreichte die Gewaltkriminalität jedoch ihren höchsten Stand seit 15 Jahren.[189]
Für Vergleiche der Gewaltneigung über lange Zeiträume und große räumliche Distanzen hinweg wird die Rate der Tötungsdelikte pro Jahr als Index verwendet.[190] Deutschland kam hierbei im Jahr 2018 auf 0,9 Fälle pro 100.000 Einwohner, was dem Durchschnitt in Westeuropa entspricht. Der Durchschnitt in Gesamt-Europa lag bei 2,8 Fällen pro 100.000 Einwohner, der globale Durchschnitt bei 5,8. Ostasiatische Staaten liegen durchschnittlich bei 0,5, Singapur bei nur 0,2 Fällen pro 100.000 Einwohner.[191]
Detaillierte, flächendeckende Daten werden seit 1953 (bis 1990 nur für die Altbundesländer) in derPolizeilichen Kriminalstatistik erfasst. Einen Höhepunkt derStraftaten insgesamt gab es 1993. Bis 2021 ist die Rate um 27 Prozent gefallen. Die Rate der Diebstähle sank von 1993 bis 2021 um 65 Prozent. Der Höhepunkt beiangezeigten Gewaltdelikten wurde jedoch nicht in den 1990er-Jahren, sondern 2007 erreicht. Der Rückgang lag hier bis 2021 bei 25 Prozent.[192] Es wird von einer steigenden Anzeigebereitschaft beziehungsweise einer sich verringerndenDunkelziffer ausgegangen, vor allem beiGewalt gegen Frauen.[193]
DerNationalsozialismus pervertierte das Recht zum Mittel der Gewaltherrschaft, wofür die Terrorurteile desVolksgerichtshofs, dieNürnberger Gesetze und zahlreiche weitereRechtsakte stehen, welche erst durch alliiertesBesatzungsrecht, eine nicht-deutscheRechtsquelle,[195] wieder aufgehoben wurden. Auch wenn das Besatzungsrecht seinerseits in fünf Bundesgesetzen wieder aufgehoben wurde und seine Bestimmungen weitestgehend Eingang in deutsches Recht fanden, ist die deutscheRechtspflege bis zum heutigen Tag um die Wiederherstellung des vom nationalsozialistischenUnrechtsstaat zerschlissenen Rechts bemüht. Beispielsweise ist die aus der Zeit des Nationalsozialismus stammende strafrechtliche Definition vonMord unter deutschen Rechtspflegern umstritten. Die im Dritten Reich verschärfte Fassung des§ 175 führte auch in der Bundesrepublik zu einer ausgedehnten Verfolgung vonHomosexualität; er wurde erst 1969 reformiert und 1994 aus dem Strafgesetzbuch gestrichen.
In der DDR wurde das Recht durch dieEinparteienherrschaft der SED gelenkt; dieGewaltenteilung und Unabhängigkeit der Gerichte, die von derVerfassung vorgeschrieben waren, wurden in derVerfassungswirklichkeit umgangen.[196] In der Rechtspflege und der Gesetzgebung bemühte sich die DDR über die Zeit ihrer Existenz, sich von der bürgerlichen Rechtstradition, die im Kaiserreich begründet und in der Bundesrepublik fortgesetzt wurde, zu entfernen und rechtshistorisch eigenständige Rechtsquellen zu schaffen. Anders als die Bundesrepublik lehnte die DDR juristisch sowohl die Identität mit demDeutschen Reich als auch dessenRechtsnachfolge ab. ImZivilgesetzbuch der DDR, das 1976 in Kraft trat, standen die „Versorgungsbeziehungen“ der Bürger im Vordergrund.[197] Fragen desEigentums wurden unter deutlichen Vorzeichen der sozialistischen Planwirtschaft geregelt, eine Definition vonBesitz gab es mit der Einführung des Zivilgesetzbuches nicht mehr.
Durch denBeitritt der DDR endete sowohl die Entwicklung als auch der Fortbestand des DDR-Rechts. Außer bei Altfällen in der Rechtspflege übt das Straf- und Zivilrecht der DDR auf das deutsche Recht der Gegenwart keinen Einfluss mehr aus. Durch Artikel 9 desEinigungsvertrags gingen einige Gesetze und Verordnungen aus der DDR in das Landesrecht derneuen Länder über.
DieTodesstrafe wurde in Deutschland mitArt. 102 des Grundgesetzes schon bei seiner Verkündung abgeschafft. In der DDR erfolgte die Abschaffung erst 1987, wenige Jahre vor ihrem Ende.
Gegenwart
Die Bundesrepublik Deutschland versteht sich alsRechtsstaat (Art. 20,Art. 28 Abs. 1 Satz 1 GG), was bedeutet, dass staatliche Tätigkeit nur durch das Recht begründet werden kann und durch das Recht begrenzt wird. Inhalt deutscher Gesetze ist deshalb üblicherweise zuerst die Grenze ihres Wirkungskreises, bevor Recht begründet wird. Beispielsweise werden im§ 1 imStrafgesetzbuch alle Taten straffrei gestellt, die zum Zeitpunkt der Tat durch das Gesetz nicht strafbar waren. Wer durch die öffentliche Gewalt in seinen Rechten verletzt wird, hat das Recht, bei Gericht um Rechtsschutz hiergegen nachzusuchen (Art. 19 Abs. 4 GG). DieRichter unterliegen bei derRechtsprechung keinerlei Weisungen und sind von anderen Gewalten staatlicher oder politischer Art unabhängig. Deutschland kenntSchöffengerichte undStrafkammern, in denen Urteile durchehrenamtliche Richter undBerufsrichter gemeinsam gefällt werden, sofern die Straferwartung bei Verbrechen vier Jahre nicht übersteigt.Geschworenengerichte wurden in Deutschland 1924 abgeschafft. UmfangreicheProzessordnungen wie dieStrafprozessordnung und dieZivilprozessordnung bestimmen den genauen Ablauf der Gerichtsprozesse, aber auch der vor-, außer- und nachgerichtlichen Verfahren.
Zunehmende Bedeutung haben dasEuroparecht und die Rechtsprechung desGerichtshofs der Europäischen Union. Infolge langjährigerVerträge Deutschlands mit der Europäischen Union und der darauf beruhenden Rechtsaktivitäten wird deutsches Recht erheblich durch Unionsrecht beeinflusst. Im Dezember 2021 erklärte derEuropäische Gerichtshof in einem unionsweit wegweisenden Urteil, dass das von ihm gesprochene Recht auch die Rechtsprechung der Verfassungsgerichte der Mitgliedstaaten außer Kraft setzen könne. Damit beansprucht der Europäische Gerichtshof nach Beobachtern auch, die letzte Instanz der Rechtsprechung der Mitgliedstaaten zu sein; diese könnten sich nun nicht länger in Abgrenzung zu EU-Recht auf ihre Verfassung berufen.[198] Dem Urteil gingen verschiedene Konflikte zwischen der Europäischen Union und ihrer Mitgliedstaaten über die letztinstanzliche, verfassunggebende Rechtsprechung – unter anderem ein (eingestelltes) Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland aufgrund eines dem EuGH widersprechenden Urteils seines Bundesverfassungsgerichts zur Finanzaufsicht[199] – voraus.
Unabänderliches Recht
Relativ neu in der deutschen Rechtsgeschichte ist die Existenz unabänderlichen Rechts. In der deutschen Verfassung schützt dieEwigkeitsklausel (Art. 79 Abs. 3 GG) ihren Wesenskern. Diese Klausel kann auch durch eine verfassungsändernde Mehrheit in Bundestag und Bundesrat nicht geändert oder abgeschafft werden, da sie sonst sinnlos wäre. Änderungen des Grundgesetzes, die gegen die durch die Klausel geschützten Normen verstoßen, dürfen nach Artikel 100 Absatz 1 des Grundgesetzes (nur) durch das Bundesverfassungsgericht für nichtig erklärt werden. In diesem Fall war das Gesetz bereits ab seiner Verkündung nichtig.[200]
Mit einem nominalenBruttoinlandsprodukt von etwa 3,8 BillionenUS-Dollar im Jahr 2020 ist Deutschland die größteVolkswirtschaft Europas und drittgrößte der Welt. Gemessen am nominalenBIP pro Kopf steht Deutschland international an 18., in der Europäischen Union an 8. Stelle (Stand 2019).[201] Gemessen am Warenwert war das Land 2016 der drittgrößte Importeur und Exporteur der Welt.[202] DasEntwicklungsprogramm der Vereinten Nationen zählt Deutschland zu den Ländern mit sehr hoher menschlicher Entwicklung. ImGlobal Competitiveness Index belegte es 2019 den 7. Platz. Deutschlands Wettbewerbsfähigkeit speist sich vor allem aus der hohen Zahl an kleinen und mittleren Unternehmen (Mittelstand), die gerade in spezialisierten Bereichen der Industrie zu den Weltmarktführern gehören.[203]
Die Gesamtwirtschaftsleistung wird zu 2,1 Prozent im primärenWirtschaftssektor (Landwirtschaft), 24,4 Prozent im sekundären (Industrie) und 73,5 Prozent im tertiären (Dienstleistung) erbracht. 2014 verzeichnete Deutschland mit durchschnittlich etwa 42,6 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten einen Höchststand.[204] Die Zahl der Erwerbslosen lag im Schnitt 2014 bei 2,898 Millionen.[205] Deutschland wies gemäß demStatistischen Bundesamt 2019 eineArbeitslosenquote von 5,6 Prozent auf.[206] Ein wichtigerFaktor zur Schaffung neuer Arbeitsplätze ist dasUnternehmer- und Gründertum, worüber unter anderem der jährlicheKfW-Gründungsmonitor Auskunft gibt.[207]
Europäische Union
EFTA-Staaten mit Zugang zum Europäischen Binnenmarkt mit Ausnahmen
Als Mitglied derEuropäischen Union gehört Deutschland zum größtenBinnenmarkt der Welt mit zusammen rund 500 Millionen Einwohnern und einem nominalen BIP von 17,6 Billionen US-Dollar 2011. Deutschland ist auch Teil derEurozone, einer Währungsunion mit 19 Mitgliedsländern und etwa 337 Millionen Einwohnern. Deren Zahlungsmittel ist derEuro, dessen Währungspolitik von der Europäischen Zentralbank (EZB) gesteuert wird und der zweitwichtigsteReservewährung der Welt ist sowie gemessen am Bargeldwert die weltgrößte Währung im Umlauf.
Die Arbeitslosenquote in Deutschland gehört zu den niedrigsten in der EU; sie beträgt 3 %, nur in Polen und Tschechien liegt sie niedriger. Der Durchschnitt aller EU-Länder beträgt 6,1 %, während die OECD-Länder eine Arbeitslosenquote von 4,8 % aufweisen (Stand März 2023).[210]
DieEinkommensungleichheit in Deutschland lag 2005 knapp unter dem OECD-Durchschnitt.[211] 2008 betrug ein mittleresverfügbares Einkommen 1.252 bei einemGini-Index von 0,29.[212] DieVermögensverteilung in Deutschland ist mit einem Gini-Index von 0,78 deutlich stärker konzentriert als die Verteilung der Einkommen. Laut derCredit Suisse belief sich die Summe der Privatvermögen 2016 auf 12,4 Billionen Dollar. Im Durchschnitt verfügte jede erwachsene Person in Deutschland 2016 über ein Vermögen von 185.175 US-Dollar (Median-Vermögen: 42.833 US-Dollar). Das ist weltweit Platz 27 und weniger als in den meisten Nachbarländern Deutschlands – eine Ursache oder Folge (je nach Interpretation) ist ein niedriger Anteil an Immobilieneigentum.[213] 2016 gab es in Deutschland 1.637.000 Millionäre und 2017 insgesamt 114 Milliardäre (in US-Dollar), die weltweit dritthöchste Anzahl.[214]
Die deutsche Volkswirtschaft verzeichnete von 1986 bis 1988 sowie 1990 und von 2003 bis 2008 einen höherenExportüberschuss als jedes andere Land („Exportweltmeister“).[215] Deutschland war in den 2010er-Jahren durchgehend das Land mit dem dritthöchsten Wert an Exporten weltweit.[216] Die Exporte erreichten im Jahr 2020 einen Gesamtwert von 1.205 Milliarden Euro, der Warenwert der Importe betrug 1.025 Milliarden Euro – ein Überschuss derAußenhandelsbilanz von 180 Milliarden Euro.[217] DerLeistungsbilanzüberschuss war 2016 der höchste weltweit und lag bei über 7 Prozent der Wirtschaftsleistung, was teilweise auf Kritik aus dem In- und Ausland stößt.[218]
Die wichtigsten Handelspartner (Im- und Exporte) im Jahr 2020 waren dieVolksrepublik China (213 Milliarden Euro Handelsvolumen), dieNiederlande (173 Milliarden Euro), dieVereinigten Staaten (172 Milliarden Euro),Frankreich (147 Milliarden Euro),Polen (123 Milliarden Euro) undItalien (114 Milliarden Euro). Die größten Exportmärkte waren die USA, die VR China, Frankreich und die Niederlande. Mehr als die Hälfte seines Außenhandels führte Deutschland mit den Staaten der Europäischen Union.[219] Der Wert aller Exporte von Gütern und Dienstleistungen machte 2019 47 Prozent der Wirtschaftsleistung aus, was unter den größeren Volkswirtschaften ein hoher Wert ist.[220] Das Land ist deshalb potenziell anfällig für Schwankungen im globalen Handel, auch wenn der Aufschwung der letzten Jahre vor allem konsumgetrieben war.
Deutschland wurde Ende 2008 und 2009 von derinternationalen Finanzkrise erfasst, was zu einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts 2009 um 5,6 Prozent führte. Anschließend wuchs die deutsche Volkswirtschaft wieder deutlich um 4,1 und 3,7 Prozent (2010 und 2011) und 2012 und 2013 moderater mit jeweils 0,5 Prozent. 2014 beschleunigte sich das Wirtschaftswachstum wieder auf 1,9 Prozent und 2015 und 2016 weiter auf 1,7 bzw. 1,9 Prozent.[221] Für das Jahr 2017 lag das Wachstum bei 2,2 Prozent.[222] DieCOVID-19-Pandemie führte 2020 zu einem Einbruch der Wirtschaftsleistung um 4,6 Prozent. Im folgenden Jahr erholte sich die Wirtschaft wieder etwas und es wurde ein Wachstum von 2,7 Prozent verzeichnet.[223]
Zwischen 2000 und 2011 lag die jährliche durchschnittliche Inflationsrate bei minimal 0,3 Prozent (2009) und bei maximal 2,6 Prozent (2008).[224] Anfang 2015 verzeichnete Deutschland durch den niedrigen Ölpreis erstmals seit 2009 eine leichte Deflation (−0,3 %).[225] Nach Jahren mit relativ moderaten Preissteigerungen erreichte die Inflationsrate in Deutschland im Rahmen derweltweiten Energiekrise 2022 ihr höchstes Niveau seit den 1950er-Jahren mit Preissteigerungen im zweistelligen Bereich.[226]
Fahrzeugentwicklung und Fertigung stellen Schlüsselindustrien in Deutschland dar
Deutschland ist weltweit für die Entwicklung und Produktion von innovativen und hochwertigenPKW bekannt. Das Automobil wurde 1886 vonCarl Benz in Deutschland erfunden,[227] was den Grundstein für die Entwicklung der gegenwärtig drittgrößtenAutomobilindustrie der Welt legte. Heute sind Konzerne wieVolkswagen,Mercedes-Benz undBMW ein wichtiger Bestandteil der deutschen Wirtschaft. Die deutsche Autoindustrie erwirtschaftete 2017 mit ca. 800.000 Mitarbeitern in Deutschland mehr als 400 Milliarden Euro Umsatz,[228] etwa sieben Prozent des BIP gehen auf sie zurück.[229]
Deutschland war im Jahr 2010 der viertgrößte Produzent anPrimärenergie in Europa und wurde auf Rang 24 unter den Energieproduzenten der Welt gelistet.[233] 2012 betrug derPrimärenergieverbrauch in Deutschland 13.757PJ (2005: 14.238 PJ).[234] Daran gemessen ist das Land der zweitgrößte nationale Energieverbraucher in Europa undsiebtgrößte in der Welt. DieStromversorgung wurde im Jahr 2012 von 1059Unternehmen mit Hauptsitz in Deutschland gewährleistet.[235]
Erneuerbare Energien lieferten im Jahr 2016 29,2 Prozent derBruttostromproduktion,[236] 13,4 Prozent desEndenergiebedarfs im Wärmesektor und 5,1 Prozent derKraftstoffe.[237] Im Rahmen derEnergiewende ist geplant, bis 2050 den Anteil der erneuerbaren Energien amStromverbrauch auf 80 Prozent zu steigern, den Primärenergieverbrauch gegenüber 2008 um 50 Prozent zu senken und denTreibhausgasausstoß in Einklang mit den EU-Zielen um 80–95 Prozent gegenüber 1990 zu reduzieren.[238] Insgesamt sollen 2050 mindestens 60 Prozent des Energieverbrauchs durch erneuerbare Energien gedeckt werden.[239]
Aufgrund der dichten Besiedlung und zentralen Lage in Europa besteht in Deutschland ein sehr hohes Verkehrsaufkommen. Insbesondere für denGüterverkehr stellt es ein wichtigesTransitland dar. Durch das Konzept derTranseuropäischen Netze wird Deutschland als Transferraum zwischen dem ersten europäischenKernwirtschaftsraum, der sogenanntenBlauen Banane, und dem Kernwirtschaftsraum inOstmitteleuropa gefördert. Wichtige Projekte in diesen Netzen sind die Eisenbahnachsen Lyon/Genua–Rotterdam/Antwerpen,POS (Paris–Ostfrankreich–Südwestdeutschland),PBKA (Paris–Brüssel–Köln–Amsterdam),Berlin–Palermo und dieMagistrale für Europa. Ferner ist Deutschland der westliche Ausgangspunkt einigerPaneuropäischer Verkehrskorridore.
2005 wurde eineAutobahnmaut für Lastkraftwagen eingeführt. Die Kohlendioxid-Emissionen des Straßengüterverkehrs stiegen in Deutschland von 1995 bis 2017 um 20 Prozent.[243] 2024 wurden in Deutschland rund 9,8 Mrd. Fahrgäste im ÖPNV befördert (nach 9,4 Mrd. im Jahr 2023), begünstigt durch das im Mai 2023 eingeführteDeutschlandticket.[244]
Bereits die Römer legtengepflasterte Straßen in Deutschland an, die wieder verfielen. Die erstenChausseen wurden im 18. Jahrhundert erbaut. Die Erfindung des Automobils gab dem Straßenbau neue Impulse. Die erste Autobahn der Welt, dieAVUS, wurde 1921 in Berlin eröffnet. DerStraßenverkehr hat in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts dieEisenbahn als wichtigsten Verkehrsträger abgelöst. Deutschland besitzt eines der dichtestenStraßennetze der Welt. Im Jahr 2012 umfasste dasBundesfernstraßennetz 12.845 KilometerAutobahnen und 40.711 KilometerBundesstraßen. Weiterhin umfasste das überörtliche Straßennetz 86.597 KilometerLandesstraßen, 91.520 KilometerKreisstraßen und dieGemeindeverbindungsstraßen.
Am 1. Januar 2020 waren in Deutschland 47,7 MillionenPersonenkraftwagen zugelassen. Der Fahrzeugbestand allerKraftfahrzeuge undAnhänger betrug 65,8 Millionen.[245] Von 1995 bis 2017 sind die absoluten Kohlendioxid-Emissionen des Straßengüterverkehrs in Deutschland um 20 Prozent gestiegen.[246]
Am 7. Dezember 1835 wurde mit derLudwigseisenbahn die erste Eisenbahnstrecke in Deutschland eröffnet, in den folgenden Jahrzehnten wuchs das Schienennetz auf mehr als 18.000 Kilometer im Jahr 1870 an. Der Eisenbahnausbau beschleunigte auch das industrielle Wachstum im 19. Jahrhundert.
DeutschlandsEisenbahnnetz ist heute etwa 39.200 Kilometer lang[248] und wird täglich von bis zu etwa 41.500 Personen- und Güterzügen befahren.[249] Im Rahmen derBahnreform wurden dieStaatsbahnenDeutsche Bundesbahn (West) undDeutsche Reichsbahn (Ost) zum 1. Januar 1994 in das privatwirtschaftliche UnternehmenDeutsche Bahn AG überführt. Es organisiert den Großteil des Eisenbahnverkehrs in Deutschland. Rund 350 weitereEisenbahnverkehrsunternehmen befahren das deutsche Eisenbahnnetz. Während sich der Staat aus dem operativen Betrieb zurückgezogen hat, finanziert er den Großteil des Netzunterhalts und -ausbaus sowie (überRegionalisierungsmittel) weitgehend den Regionalverkehr.
DieVerkehrsleistung im Eisenbahnverkehr lag 2023 im Nah- und Fernverkehr bei insgesamt 104,2 MilliardenPersonenkilometern und erreichte damit einen Rekordwert.[250]
1881 eröffneteWerner von Siemens inLichterfelde bei Berlin die erste elektrische Straßenbahn der Welt. Dieses Verkehrsmittel dominierte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts denöffentlichen Nahverkehr der größeren Städte in Deutschland. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden vor allem in Westdeutschland viele stillgelegt, andere zuStadtbahnen mit innerstädtischen Tunnelstrecken umgebaut. Ersetzt wurden sie durchOmnibus-Verkehr, der auch auf dem Land flächendeckend vorhanden ist und nahezu jeden Ort erschließt. Allerdings wurden die Busnetze durch den Bevölkerungsrückgang im ländlichen Raum ausgedünnt und häufig durchRufbus-Systeme ersetzt. In den größten Städten wurden im 20. JahrhundertU-Bahnen angelegt und mitS-Bahnen zu einem Schnellbahnnetz für Stadt und Umland kombiniert. Die administrative Abwicklung erfolgt überÖPNV-Aufgabenträger. ZurDekarbonisierung fördert der Bund seit 2021 großflächig die Beschaffungbatterieelektrischer Stadtbusse.[251]
Seit den 1980er-Jahren wurdenRadwegnetze in den Städten und auf dem Land angelegt und ausgebaut, sodass heute das Fahrrad wieder eine zunehmende Rolle im Nahverkehr spielt. Nach Ergebnissen der bundesweiten MobilitätserhebungMiD 2023 entfallen in Deutschland 11 % aller Wege auf das Fahrrad.[252] Im internationalen Vergleich ist der öffentliche Nahverkehr in den größeren Städten Deutschlands durch hohe Effektivität und Flächendeckung gekennzeichnet. Im internationalen Vergleich liegt der Anteil von Bussen/Überlandbussen am Personenverkehr in Deutschland (gemessen in Personenkilometern) unter dem EU-Durchschnitt.[253]
Luftverkehr
Karte der Flughäfen in Deutschland
Mit rund 700Flugplätzen verfügt Deutschland über eine der größten Dichten an Start- und Landebahnen weltweit.
Die deutsche Kunst- und Kulturgeschichte, deren Wurzeln bis in die Zeit derKelten,Germanen undRömer zurückreichen, hat seit dem Mittelalter stil- und epochenprägende Persönlichkeiten hervorgebracht. In den verschiedensten Disziplinen wurden deutschsprachige Kulturschaffende Wegbereiter neuer geistiger Strömungen und Entwicklungen. Einige der einflussreichsten deutschen Künstler zählen zu den Protagonisten derwestlichen Zivilisation.[260] Die staatlichen Zuwendungen für Kultur (Theater, Museen, Kunsthochschulen etc.) durch die Bundesregierung, Landesregierungen sowie Gemeinden in Deutschland betrug im Jahr 2017 über elf Milliarden Euro.[261][262]
Die deutsche Kultur hat sich, da Deutschland lange nicht alsNationalstaat existierte, über Jahrhunderte vor allem über die gemeinsame Sprache definiert; auch über die Reichsgründung 1871 hinaus ist Deutschland häufig alsKulturnation verstanden worden. Durch die Verbreitung vonMassenmedien im 20. Jahrhundert hat diePopulärkultur in der deutschen Gesellschaft einen hohen Stellenwert erhalten. Die Verbreitung desInternets im 21. Jahrhundert hat zu einer Differenzierung der Kulturlandschaft geführt und die mannigfaltigenNischenkulturen in ihren Ausprägungen verändert.[263]
Der Verbreitung der deutschen Sprache und Kultur in der Welt dienen dieGoethe-Institute. Mit insgesamt 150 Standorten, inklusive Verbindungsbüros, ist das Institut im Jahr 2025 in 99 Ländern vertreten.[264] Laut einer Umfrage in 22 Staaten für dieBBC im Jahr 2013 genoss Deutschland international zum sechsten Mal in Folge seit dem Jahr 2008 das höchste Ansehen unter 16 untersuchten Ländern. Durchschnittlich bewerteten 59 Prozent der Befragten Deutschlands Einfluss und politisches Wirken als positiv, 15 Prozent hatten ein negatives Bild.[265]
DasFilmstudio Babelsberg in Potsdam ist einer der traditionsreichsten und renommiertesten Filmstandorte der Welt
Für spezielle Bereiche der deutschen Kultur siehe:
In Deutschland ist die Mehrheit der Sportvereine imDeutschen Olympischen Sportbund (DOSB) organisiert. Ihm gehörten im Jahr 2023 etwa 27,8 Millionen Mitglieder in 86.000 Turn- und Sportvereinen an.[266]
Die am häufigsten betriebene und von Zuschauern verfolgte Sportart in Deutschland istFußball. Rund 6,8 Millionen Mitglieder und ungefähr 172.000 Mannschaften waren 2012 imDeutschen Fußball-Bund organisiert,[267] der dieFußball-Weltmeisterschaften1974 und2006 sowie dieFußball-Europameisterschaften1988 und2024 ausrichtete und weltweit einer der größten und erfolgreichsten Sportfachverbände ist. Diedeutsche Fußballnationalmannschaft der Männer wurde 1954, 1974, 1990 und 2014Weltmeister. Deutschland ist das einzige Land, das im Fußball sowohl bei denFrauen als auch den Männern Europa- und Weltmeister werden konnte. Das größte Stadion, ausgelegt für internationale Begegnungen, ist dasOlympiastadion Berlin mit 74.475 Plätzen. DerSignal Iduna Park in Dortmund ist für Fußballspiele auf Bundesliga-Ebene mit über 80.500 Plätzen das Stadion mit der größten Zahl genehmigter Zuschauerplätze.
DieHandball-Bundesliga wird oft als die beste Spielklasse der Welt angesehen, die Herren-Nationalmannschaft wurde 2007 zum dritten MalWeltmeister. Etwa 760.000 aktive Mitglieder gehören rund 4.400 Vereinen an (Stand 2016).[268] Dachverband ist derDeutsche Handballbund.
Die Beliebtheit desStraßenradsports hing von den aktuellen Erfolgen deutscher Fahrer ab.Rudi Altig (in den 1960er-Jahren),Jan Ullrich (1996–2005/07) undAndré Greipel (2010er) zählen zu den erfolgreichsten Radsportlern ihrer Zeit. ImHallenradsport ist Deutschland nach der Anzahl der Weltmeistertitel die führende Nation. Mit über 70 Prozent der gewonnenen WM-Titel ist Deutschland – die DDR eingeschlossen – führend in den DisziplinenRadball undKunstradfahren.
ImDeutschen Schachbund sind 2024 knapp 95.000 Mitglieder in rund 2250 Vereinen organisiert.[271] Von 1894 bis 1921 war der DeutscheEmanuel Lasker der zweite Schachweltmeister. Heute ist Deutschland in der Weltspitze mitVincent Keymer vertreten.
Der Hörfunk in Deutschland ist dual organisiert und vor allem regional geprägt. Er teilt sich auf in den öffentlich-rechtlichen Hörfunk, der sich durch denRundfunkbeitrag finanziert, und private Radioanbieter, die ihre Erlöse überwiegend aus Werbung erzielen. Ende 2016 waren weit über 300 Rundfunkanbieter registriert, davon rund 290 kommerzielle und mehr als 60 öffentlich-rechtliche Programme derARD, überwiegend überUKW ausgestrahlt, aber zunehmend auch überDAB. Von großer Bedeutung für die Entwicklung sind zwei Urteile des Bundesverfassungsgerichts von 1981 und 1986, welche die Organisation und die Rahmenbedingungen festlegten.
Als Onlinemedien werdenSpiegel Online (wöchentliche Reichweite: 15 %),T-Online (wöchentliche Reichweite: 14 %) und die Nachrichtenportale der ARD (wöchentliche Reichweite: 13 %) am häufigsten genutzt. Die aktive und passive Mediennutzung beträgt täglich rund 9 Stunden (Stand 2018).[275]
LautWorld Values Survey werden in Deutschland, das sich auf diepluralistische Tradition derAufklärung stützt,säkular-rationale Werte undpersönliche Selbstentfaltung geschätzt. Die Bevölkerung nennt in den Bereichen Bildung,Work-Life-Balance, Beschäftigung, Umwelt, Sozialbeziehungen, Wohnen, Sicherheit und subjektives Wohlbefinden Zufriedenheitswerte über dem Durchschnitt der entwickelten Industrienationen und liegt nur bei Gesundheit darunter. Insgesamt lag Deutschland 2015 beimOECD Better Life Index mit 7 von 10 Punkten über dem OECD-Schnitt (6,5; Griechenland 5,5, Schweiz 7,6).[276]
Deutschland hat eine lange Tradition des gesetzlich beförderten sozialen Ausgleichs. LautGini-Index gilt das Land im internationalen Vergleich als Gesellschaft mit geringer Einkommensungleichheit. Der deutsche Staat bietet seinen Bewohnern umfangreiche rechtliche Ansprüche auf Familienförderung und soziale Absicherung. DieGeschichte der Sozialversicherung begann im Kaiserreich. Spätere Regierungen haben sie nach und nach erweitert und um zusätzliche soziale Transferleistungen ergänzt, wodurch heute ein großer Teil desStaatshaushalts für Soziales aufgewendet wird.
Für Arbeitnehmer besteht eine Pflichtmitgliedschaft in derSozialversicherung, die aus fünf Säulen besteht:Kranken-,Unfall-,Renten-,Pflege- undArbeitslosenversicherung. Die soziale Grundsicherung wird in erster Linie durch Beiträge der Versicherten finanziert, Defizite durch Steuergelder ausgeglichen.
Im Jahr 2010 hatten in Deutschland 830.000 Euro-Millionäre (1 % der Bevölkerung) ein Gesamtvermögen von 2.191 Milliarden Euro, während rund 12,4 Millionen Menschen (15,3 % der Bevölkerung) inrelativer Armut lebten oder als armutsgefährdet galten.[279] 2016 waren 19,7 Prozent der Bevölkerung von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht (EU: 23,5 %).[280] 2024 beklagte derEuroparat, dass die soziale Ungleichheit in Deutschland im Wachsen begriffen sei, und forderte die Regierung auf, mehr gegen Armut und Wohnungsnot zu unternehmen.[281][282]
Zu den innerstaatlichenTransferleistungen zählt derLänderfinanzausgleich, der Bundesländer mit hohemSteueraufkommen dazu verpflichtet, einen Teil ihrer Einnahmen an schlechter gestellte Länder abzugeben, damit die Lebensverhältnisse in Deutschland nicht zu weit auseinandergehen. Der auf die Einkommensteuer erhobeneSolidaritätszuschlag soll teilungsbedingte Lasten in den neuen Ländern mildern.
Das deutsche Gesundheitswesen ist hoch entwickelt, wie die sehr niedrige Rate derSäuglingssterblichkeit von etwa 3,5 Jungen und 3,0 Mädchen bei 1000 Geburten[283] und eine hoheLebenserwartung deutlich machen, die im Jahr 2016 bei 78,2 Jahren für Männer und bei 83,1 für Frauen lag.[284] Dabei hatten 2015 arme Männer eine Lebenserwartung von 70,1, wohlhabende von 80,9 Jahren (Frauen: 76,9 und 85,3 Jahre).[285] 2015 ergab eine Studie derOrganisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Patienten in Deutschland hätten kurze Wartezeiten, geringen eigenen Finanzaufwand und viel Auswahl. DieVorbeugung sei hingegen verbesserungswürdig, was eine hohe Zahl von Krankheiten wieHerz-Kreislauf-Erkrankungen undDiabetes zeige. Die Qualität zeige sich aber unter anderem dadurch, dass einSchlaganfall häufig überlebt werde. Die Zahl an Krankenhausaufenthalten und Operationen liege international in der Spitzengruppe, aber auch die Kosten für Medikamente; 2013 machten die Gesundheitsausgaben 11 Prozent des BIP aus (OECD-Schnitt: knapp 9 %).[286]
DasGesundheitssystem umfasst die Leistungserbringer wie Ärzte, Apotheker, Pflegepersonal, den Staat (Bund, Länder undGemeinden), dieKranken-, Unfall-, Pflege- und Rentenversicherungen, dieKassenärztlichen Vereinigungen, die Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbände, weitere Interessenverbände sowie diePatienten, zum Teil vertreten durch Verbände undSelbsthilfeorganisationen.Krankenhäuser werden häufig in gemeinnütziger Trägerschaft geführt, zunehmend jedoch privatisiert. Weitere Versorgungsleistungen werden weitgehend privat von Freiberuflern erbracht (niedergelassene Ärzte und Apotheker und Unternehmen, beispielsweise der pharmazeutischen und medizintechnischen Industrie). Der Staat beteiligt sich als Leistungserbringer nur nachrangig mit Gesundheitsämtern, kommunalen Krankenhäusern und Hochschulkliniken.
Der Großteil der Bevölkerung gehört dergesetzlichen Krankenversicherung (GKV) an, deren Beiträge sich hauptsächlich an der Einkommenshöhe orientieren. Familienmitglieder ohne eigenes Einkommen sind oft beitragsfrei mitversichert. Der Leistungsanspruch ist unabhängig von der Beitragshöhe. Etwa 10,8 Prozent der Versicherten waren 2017privat krankenversichert.[287]
Praktisch alle jungen Erwachsenen besuchen nach der Schule eine weiterführende Bildungseinrichtung.Auszubildende in Betrieben besuchen in der Regel an ein oder zwei Tagen in der Woche dieBerufsschule, was als Erfolgsmodell derdualen Ausbildung weltweit bekannt ist. Das duale Ausbildungssystem wird regelmäßig an neue technologische Entwicklungen angepasst und gegebenenfalls um neue Ausbildungsberufe erweitert. Ein Beispiel ist der erst seit 2023 anerkannte Ausbildungsberuf zumGestalter für immersive Medien.[288] Die akademische Entsprechung ist dasduale Studium.Studierende können zwischenuniversitären und anwendungsorientiertenHochschulen (Fachhochschulen) wählen. DieAkademikerquote stieg seit den 1970er-Jahren stetig an.
BeiSchulleistungsuntersuchungen schneidet Deutschland im weltweiten Vergleich häufig nur mittelmäßig oder sogar unterdurchschnittlich ab. In den letztenPISA-Studien konnte Deutschland sich verbessern: Im PISA-Ranking von 2015 erreichten deutsche Schüler Platz 16 von 72 in Mathematik, Platz 15 in Naturwissenschaften und Platz 10 beim Leseverständnis. Die Leistungen deutscher Schüler lagen damit in allen drei Kategorien über demOECD-Durchschnitt.[289][290] Die OECD kritisiert allerdings in den PISA-Studien die deutscheBildungspolitik, da insbesondere die Schulerfolge von Kindern mit sozial- oder bildungsschwachem Elternhaus und mit Migrationshintergrund unter dem Durchschnitt lägen. Entgegen den Reformbemühungen der letzten Jahrzehnte ist es weiterhin statistisch signifikant unwahrscheinlicher, dassArbeiterkinder dasAbitur (Allgemeine Hochschulreife) oder einenHochschulabschluss erreichen als Kinder aus denMittel- oderOberschichten. Zudem würde es an individuellerDifferenzierung und Förderung sowohl bei leistungsstarken als auch -schwachen Schülern mangeln. Die Ausgaben für Bildung (4,6 % des Bruttoinlandsprodukts) liegen im OECD-Vergleich unter dem Durchschnitt. Die schulische Förderung im Grundschulalter gilt als verbesserungswürdig, insbesondere was Betreuungsmöglichkeiten und gezielte Förderung schwächerer Schüler angeht.
Von der erwerbsfähigen Bevölkerung galten 2011 etwa 2,3 Millionen (4 %) als vollständige und 7,5 Millionen als funktionaleAnalphabeten.[291]
Deutschland ist ein international bedeutender Technologie- und Wissenschaftsstandort. Seit derindustriellen Revolution waren deutschsprachige Forscher bei der Gründung empirischer Wissenschaften maßgeblich beteiligt. Insbesondere die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit verschiedenster Industrien und derWissenstransfer in die Praxis wurde durch die kreative Arbeit von Ingenieuren vorangetrieben. Rund 8 Prozent aller weltweit gemäßPCT angemeldetenPatente im Jahr 2016 kamen aus Deutschland; damit rangierte Deutschland auf Platz 4 hinter den USA, Japan und China.[292]
In Deutschland sindUniversitäten,Technische Universitäten undFachhochschulen Einrichtungen der Forschung und wissenschaftlichen Lehre. Die (Technischen) Universitäten sind zuPromotions- undHabilitationsverfahren berechtigt. Beide Verfahren sollen Bildung nachweisen und wissenschaftliche Erkenntnisse enthalten. Mit der Einführung internationaler Abschlussbezeichnungen im Zuge desBologna-Prozesses wird imakademischen Bildungsbereich die bisherige Trennung der Abschlüsse zwischen Fachhochschulen und Universitäten aufgeweicht. Einzelne Hochschuleinrichtungen bilden überhaupt nicht im tertiären Bildungsbereich aus, sondern sind zur postgradualen Bildung oder ausschließlich zur Promotion und Habilitation eingerichtet. Die meisten deutschen Hochschulen sind in öffentlicher Trägerschaft, werden aber in ihrer Forschung über Drittmittel finanziert (Deutsche Forschungsgemeinschaft,Stiftungen, Unternehmen und andere).
Neben den Universitäten gibt es eine größere Anzahl von Forschungsorganisationen, die deutschlandweit und darüber hinaus tätig sind. Dabei wurde in Deutschland zum einen ein System der Arbeitsteilung der Universitäten untereinander und zum anderen eines zwischen den Universitäten und den außeruniversitären Forschungseinrichtungen geschaffen. DieMax-Planck-Gesellschaft verpflichtet sich derGrundlagenforschung. Sie führt 79 Institute in Deutschland und besitzt ein Jahresbudget von 1,8 Milliarden Euro. DieHelmholtz-Gemeinschaft ist die größte wissenschaftliche Gesellschaft in Deutschland und betreibt 15 sogenannte Großforschungszentren, die fächerübergreifend an wissenschaftlichen Komplexen arbeiten. DieFraunhofer-Gesellschaft ist die größte Organisation derangewandten Forschung. Sie greift in ihren 56 Instituten Ergebnisse der Grundlagenforschung auf und versucht sie wirtschaftlich zu erschließen. Sie stellt der Wirtschaft die Dienstleistung der Auftragsforschung bereit. Weltweite Bekanntheit erlangte sie durch die Entwicklung desMP3-Audioformats. Sie gehört zu den wichtigstenPatentanmeldern und -besitzern in Deutschland. DieLeibniz-Gemeinschaft ist ein Verbund eigenständiger Forschungseinrichtungen, die sowohl in der Grundlagenforschung als auch in der angewandten Forschung arbeiten.
Die Ausgaben der staatlichen Universitäten und Hochschulen in Deutschland (auch alstertiärer Bildungsbereich in Deutschland bezeichnet) betrugen im Jahr 2020 über 64 Milliarden Euro (im Jahr 2005: 30,9 Milliarden Euro), die vor allem aus Steuereinnahmen des Bundes und der Länder finanziert sind.[293] An den Universitäten und Hochschulen in Deutschland studierten im Jahr 2020 etwa 2,9 Millionen Studenten.[294] Davon waren etwa 14 % ausländische Studenten.[295]
Weitere 15,6 Milliarden Euro erhielten außeruniversitäre Institute wie die Fraunhofer-Gesellschaft, Helmholtz-Gemeinschaft, Leibniz-Gemeinschaft, Max-Planck-Gesellschaft oder die Akademien der Wissenschaften.[296] Die gesamten Ausgaben für Bildung, Forschung und Wissenschaft betrugen im Jahr 2020 etwa 334 Milliarden Euro in Deutschland.[297]
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service.bund.de – Portal der Bundesverwaltung als zentraler Zugang zu elektronischen Ausschreibungen und Stellenangeboten von Bund, Ländern und Kommunen
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↑Jörg Bogumil, Lars Holtkamp:Kommunalpolitik und Kommunalverwaltung. Eine praxisorientierte Einführung (= Schriftenreihe der Bundeszentrale für politische Bildung, Band 1329). Bonn 2013, S. 16 f.
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↑Auf Bundesebene u. a. durch§ 23 Absatz 1VwVfG normiert, vgl.Paul Kirchhof:Deutsche Sprache. In:Isensee, Kirchhof (Hrsg.):Handbuch des Staatsrechts der Bundesrepublik Deutschland, Bd. II, 3. Aufl. 2004, S. 248.
↑Astrid Adler, Christiane Ehlers, Reinhard Goltz, Andrea Kleene, Albrecht Plewnia:Status und Gebrauch des Niederdeutschen 2016. Erste Ergebnisse einer repräsentativen Erhebung. Institut für Deutsche Sprache und Institut für niederdeutsche Sprache, Mannheim 2016,ISBN 978-3-937241-55-5, S. 9 (PDF; 8,6 MB).
↑Astrid Adler, Christiane Ehlers, Reinhard Goltz, Andrea Kleene, Albrecht Plewnia:Status und Gebrauch des Niederdeutschen 2016. Erste Ergebnisse einer repräsentativen Erhebung. Institut für Deutsche Sprache und Institut für niederdeutsche Sprache, Mannheim 2016,ISBN 978-3-937241-55-5, S. 13–14 (PDF; 8,6 MB).
↑Daniel Bunčić, Barbara Sonnenhauser, Anastasia Bauer, Tobias-Alexander Herrmann:Einführung in die Linguistik der slavischen Sprachen. Language Science Press, Berlin 2025, S. 61; Wolfgang Brosche:Sprachgeschichte. Russlanddeutsch,Deutschlandfunk Kultur, 23. Juli 2013.
↑Günther A. Wagner, Matthias Krbetschek, Detlev Degering, …,G. Philip Rightmire:Radiometric dating of the type-site for Homo heidelbergensis at Mauer, Germany. In:PNAS. Band 107, Nr. 46, 2010, S. 19726–19730,doi:10.1073/pnas.1012722107.
↑Zur komplexen Forschungslage der Völkerwanderung (eines problematischen Forschungsbegriffs, da in diesem Zusammenhang faktisch nie einheitliche „Völker“ migrierten, sondern zumeist recht heterogene Verbände) und der Auflösung Westroms (beschleunigt durch innerrömische Bürgerkriege) siehe nun vor allemMischa Meier:Geschichte der Völkerwanderung. Europa, Asien und Afrika vom 3. bis zum 8. Jahrhundert. München 2019.
↑Vgl. Peter Stachel:Identität. Genese, Inflation und Probleme eines für die zeitgenössischen Sozial- und Kulturwissenschaften zentralen Begriffs. In:Archiv für Kulturgeschichte 87 (2005), S. 395–425.
↑Überblick bei Henning Börm:Westrom. 2. Auflage, Stuttgart 2018.
↑Zur Entstehung dieser post-römischen Nachfolgereiche siehe etwa Mischa Meier:Geschichte der Völkerwanderung. Europa, Asien und Afrika vom 3. bis zum 8. Jahrhundert. München 2019; Chris Wickham:The Inheritance of Rome. London 2009;Herwig Wolfram:Das Römerreich und seine Germanen: Eine Erzählung von Herkunft und Ankunft. Wien/Köln/Weimar 2018.
↑Umfassender Überblick etwa beiJohannes Fried:Der Weg in die Geschichte. Die Ursprünge Deutschlands bis 1024. Berlin 1994.
↑Zu den unterschiedlichen Forschungsansätzen sieheJoachim Ehlers:Die Entstehung des Deutschen Reiches. 4. Auflage, München 2012; vgl. allgemein auch Hagen Keller, Gerd Althoff:Die Zeit der späten Karolinger und der Ottonen. Stuttgart 2008; Johannes Fried:Der Weg in die Geschichte. Berlin 1994, speziell S. 9 ff. und 853 ff. Grundlegend istCarlrichard Brühl:Deutschland – Frankreich. Die Geburt zweier Völker. 2. Auflage, Köln/Wien 1995.
↑Vgl. Joachim Ehlers:Die Entstehung des Deutschen Reiches. 4. Auflage, München 2012, S. 46–48.
↑Jürgen Petersohn:Rom und der Reichstitel „Sacrum Romanum Imperium“. Franz Steiner Verlag, Stuttgart 1994, S. 77–80.
↑Peter Reichel:Schwarz-Rot-Gold. Kleine Geschichte deutscher Nationalsymbole nach 1945. Beck, München 2005,ISBN 3-406-53514-3,S.16f.
↑Dieter Langewiesche:Historische Reflexionen zum Föderalismus in Deutschland. Wandel und Kontinuität seit dem 19. Jahrhundert. In:Ines Härtel (Hrsg.):Handbuch Föderalismus – Föderalismus als demokratische Rechtsordnung und Rechtskultur in Deutschland, Europa und der Welt. Band I: Grundlagen des Föderalismus und der deutsche Bundesstaat, Springer, Berlin/Heidelberg 2012, § 4 (S. 129–143), hier S. 130 f. Rn. 2, 6–9.
↑abInes Härtel:Der staatszentrierte Föderalismus zwischen Ewigkeitsgarantie und Divided Government. Genese, Ausprägung und Problemhorizonte des Bundesstaatsprinzips. In: dies. (Hrsg.):Handbuch Föderalismus – Föderalismus als demokratische Rechtsordnung und Rechtskultur in Deutschland, Europa und der Welt. Bd. I, Springer, Berlin/Heidelberg 2012, § 16 (S. 387–475), hier S. 408 Rn. 35.
↑Klaus Hildebrand:Das Dritte Reich (= Oldenbourg Grundriss der Geschichte. Band 17). 6., neubearbeitete Auflage, R. Oldenbourg Verlag, München 2003,ISBN 978-3-486-49096-1, S. 7, 446.
↑Andreas Eisen, Uta Stitz:Das Nebeneinander der beiden deutschen Staaten und die deutsche Einigung 1990. In: Thomas Ellwein, Everhard Holtmann (Hrsg.):50 Jahre Bundesrepublik Deutschland. Rahmenbedingungen – Entwicklungen – Perspektiven. Westdeutscher Verlag, Opladen/Wiesbaden 1999, S. 60; Steffen Alisch:Die DDR von Stalin bis Gorbatschow: der sowjetisierte deutsche Teilstaat 1949 bis 1990. In:Hans-Peter Schwarz (Hrsg.):Die Bundesrepublik Deutschland. Eine Bilanz nach 60 Jahren. Böhlau, Köln 2008, S. 135 ff.
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