geschätzt etwa 90 bis 105 Millionen Muttersprachler weltweit,[1][2] etwa 80 MillionenZweit- undFremdsprachler weltweit,[2] davon mindestens 55 Millionen allein in der Europäischen Union (nachEurobarometer)
Ursprünglich bestand eine Vielzahl von Mundarten innerhalb einesDialektkontinuums, das sich aufgrund derzweiten (hochdeutschen) Lautverschiebung inhochdeutsche (oberdeutsche undmitteldeutsche) und niederdeutsche Mundarten einteilen lässt. Da dieniederdeutsche Sprache außerhalb des Hochdeutschen steht, ist sie oft nicht mitgemeint, wenn von „der deutschen Sprache“ die Rede ist. Teilweise wird Niederdeutsch bzw. „Platt“ aber auch als Dialekt des Deutschen behandelt.
Die deutscheStandardsprache mit ihren Standardvarietätenbundesdeutsches Deutsch,österreichisches Deutsch undschweizerisches Deutsch entwickelte sich seit Beginn der Neuzeit als Ergebnis komplexer Normierungs- und Ausgleichsprozesse, wobei seit dem 19. Jahrhundert die verbindliche Fixierung von Sprachnormen an Bedeutung gewann. DasStandarddeutsche überspannt alsDachsprache den Großteil der Mundarten des Dialektkontinuums. Eine Ausnahme sind z. B. die Luxemburger Dialekte, die nunmehr unterLetzebuergesch und somit nur noch indirekt als Deutsch zusammengefasst werden.[26]
Die wissenschaftliche Disziplin, die die deutsche Sprache unddeutschsprachige Literatur in ihren historischen und gegenwärtigen Formen behandelt, wirdGermanistik genannt (dieser Ausdruck bezieht sich also meist nicht auf die germanischen Sprachen insgesamt).
Unter dem Begriff „deutsche Sprache“ wird heute primär die auf der Grundlage vonmitteldeutschen undoberdeutschen Dialekten entstandene hochdeutsche Standardsprache (Standardhochdeutsch) verstanden. DieDialekte (Mundarten) desDialektkontinuums werden dagegen nur teilweise von dieser Spracheüberdacht.
Zum Deutschen werden darüber hinaus die historischen VorgängersprachenAlthochdeutsch (Sprachcodes nach ISO 639-2, 639-3:goh) undMittelhochdeutsch (Sprachcodes nach ISO 639-2, 639-3:gmh) gezählt sowie neuere umgangssprachliche Varietäten oder Mischsprachen (z. B.Missingsch) innerhalb des Geltungsbereiches der deutschen Standardsprache.
DasLuxemburgische sowie manche Auswandererdialekte (z. B.Pennsylvania Dutch) oder Übergangsdialekte gehen zurück auf Varietäten des Dialektkontinuums.
DasJiddische, das auf das Mittelhochdeutsche zurückgeht, hat sich vor allem unterslawischen undhebräischen Einflüssen eigenständig und mit einer eigenen Schriftsprache weiterentwickelt; Ähnliches gilt für die lexikalisch auf dem Deutschen basierendeKreolspracheUnserdeutsch.
Das Wort oderGlottonymdeutsch hat sich aus demgermanischen*þeuðō ‚Volk‘,ahd.thiota, thiot und dem daraus abgeleiteten Adjektiv ahd.thiutisk (um 1000),mhd.diutisch, diutsch, tiutsch, tiusch entwickelt. Es bedeutet so viel wie ‚zum Volk gehörig‘ und entwickelte sich zu einer Bezeichnung für die Sprache der germanischen Stämme Mitteleuropas, die im Gegensatz zur Sprache der angrenzendenromanischen Bevölkerung und zumLatein stand.[27]
Eine parallele Bildung ist schon imgotischen Adverbþiudiskō belegt, mit dem deraltgriechische Ausdruckethnikṓs (ἐθνικῶς) ‚heidnisch‘ übersetzt wurde. Später wurde auch das altenglischeþēodisc in gleicher Weise für lat.gentīlis ‚heidnisch‘ verwendet.[27] In seiner lateinischen Formtheodisce findet man das Wort erstmals in einem Synodenbericht des päpstlichen NuntiusGeorg von Ostia aus dem Jahre 786:
„[…] et in conspectu concilii clara voce singula capitula perlecta sunt et tam latine quam theodisce […]“
„[…] und im Konziliarsplenum werden mit lauter Stimme die einzelnen Kapitel gelesen, sowohl auf Lateinisch als auch in der Sprache des Volkes […]“
Aus dem Zusammenhang geht hervor, dass hier diealtenglische Sprache im Gegensatz zu dem vom Klerus verwendeten Latein gemeint war.[27] Nur zwei Jahre jünger ist der erste Beleg aus dem kontinental-germanischen Sprachgebiet, als in einer Anklage gegen denbaierischen HerzogTassilo III. auf demReichstag zuIngelheim eine germanische Übersetzung für dessen angebliche[28] „Fahnenflucht“ genannt wurde: „quod theodisca linguaharisliz dicitur“.[29]
SeitKarl dem Großen wurde der Ausdrucktheodisca lingua zur amtlichen Bezeichnung für diealtfränkische Volkssprache und zunehmend auch für die Gesamtheit der in seinem Reich gesprochenen germanischen Dialekte.[30] Später wurde auch die althochdeutsche Formdiutisc bezeugt. So erscheint nebentheodiscus seit etwa 880 auch mittellateinischdiutiscus, tiutiscus.[27]
Die „sprachliche Selbstbezeichnung“deutsch war – im Gegensatz zur Entwicklung im Englischen und den nordgermanischen Sprachen – von der Karolingerzeit bis heute kein primär ethnischer Volksname. Stattdessen wurde sie als übergreifende Sprachbezeichnung verwendet für eine überregionale sprachliche Gemeinsamkeit der kontinental-südgermanischen Stammesdialekte gegenüber dem Lateinischen sowie den romanischen, slawischen und nordgermanischen Sprachen. Diese Bezeichnung war zunächst unabhängig von der späteren Unterscheidung zwischen Hochdeutsch, Niederdeutsch und Niederländisch sowie von politischen Gegebenheiten, die mit den sprachgeografischen Strukturen oft nicht übereinstimmten. Ein allgemeines, wenngleich vages Bewusstsein einer sprachlichen Zusammengehörigkeit – jedoch keineswegs einer Einheit – existierte vor der Entstehung der pränationalen Standardsprachen und der Nationalstaaten, aber bis ins 17./18. Jahrhundert war dieses Bewusstsein vielmehr mit einem starken Gefühl für die (mündliche und schriftliche) Eigenständigkeit der jeweiligen Regionalsprachen verbunden. Diese waren zunächst Stammessprachen und gliederten sich seit dem Spätmittelalter zunehmend nach politischen Territorien sowie Verkehrs- und Siedlungsverhältnissen.[31]
Die Zusammenschreibung der Landesbezeichnung (zunächst im Sinne von „deutscher Sprachraum“) begegnet erstmals im spätmittelhochdeutschenTiutschland und setzte sich seit dem 16. Jahrhundert allgemein durch.[27]
Aufgrund der wechselhaften politischenGeschichte des deutschen Sprachraums sowie seiner Mittellage zwischen den Gebieten romanischer und slawischer Sprachen gibt es mehr unterschiedliche Formen für den Namen der deutschen Sprache als für die meisten anderenSprachen derWelt. Allgemein kann man die Namen der deutschen Sprache aber aufgrund ihrer Herkunft in sechs Gruppen zusammenfassen:
Vietnamesisch:tiếng Đức oderĐức ngữ(tiếng oderngữ „Sprache“;Đức ist die [sino-]vietnamesische Aussprache desselben Sinographems德 wie im chinesischen Namen)
Japanisch:doitsu-goドイツ語 oder独逸語(doitsu = Lautübertragung des Wortes „duits“ aus dem Niederländischen;go „Sprache“)
Koreanisch: toich'wieo 도이취어 (in Nordkorea), sonstdogileo 독일어 (abgekürzt: 독어)(Die gleichen Sinographeme wie im japanischen Namen, aber insinokoreanischer stattsinojapanischer Aussprache:獨→독dok,逸→일il,語→어eo.)
In denslawischen Sprachen kann der Begriff für „deutsch“ auf die (rekonstruierte)urslawische Wurzelněm- für „stumm“ zurückverfolgt werden. Dies war ursprünglich eine allgemeine Bezeichnung für alle Fremden aus dem europäischen Westen, welche die slawischen Sprachen nicht verstanden und mit denen die Kommunikation dadurch schwierig bis unmöglich war (vgl. griechischbarbaros). Eine Ausnahme bildet dasMazedonische, in dem sich der Begriffgermanski (германски) durchgesetzt hat.
In teilweise von slawischen Lehnwörtern geprägten Sprachen wie demUngarischen oder demKasachischen entstanden ähnlich lautende Begriffe, wie ungarischnémet oder kasachischnemis (неміс). In der Vergangenheit war zudem imRumänischen der den slawischen Sprachen entlehnte Begriffnemțește üblich, wird heute jedoch zunehmend durch den Begriffgermană ersetzt. Die gegenwärtig gebrauchten Übersetzungen der „deutsch[en Sprache]“ sind:
Derarabische Begriff fürÖsterreichan-Nimsā (النمسا) wurde ebenfalls den slawischen Sprachen entlehnt.
Beispiele für den Familiennamen „Deutscher“ sind u. a. der polnische RadrennfahrerPrzemysław Niemiec, der slowakische FußballspielerAdam Nemec, der deutsche JuristReinhard Nemetz oder, in dermovierten Form einer weiblichen Namensträgerin, die tschechische SchriftstellerinBožena Němcová.
DieAlamannen waren eineBevölkerungsgruppe des westgermanischen Kulturkreises, deren Gebiet sich an der Grenze zum „Welschland“ (Frankreich,Italien) befand. Die BezeichnungAlemannisch für das Deutsche verbreitete sich in erster Linie über das Französische.
Die Verwendung von „Germane“ oder „Germania“ ist eine eher jüngere Erscheinung, die im Gefolge derRenaissance zu suchen ist. Die Verbreitung in außereuropäische Sprachen geschah vor allem über das Englische.
In der deutschen, britischen und einigen weiterenGebärdensprachen ist die Gebärde fürDeutsch ein an die Stirn gelegter und nach oben gestreckter Zeigefinger, der diepreußischePickelhaube nachahmt.
Das Althochdeutsche unterscheidet sich durch dieZweite Lautverschiebung von den anderen germanischen Sprachen. Diese Verschiebung führte zur Entstehung der Lautepf (vergleichbar mit dem englischen „pipe“ und dem deutschen „Pfeife“) undts (vergleichbar mit dem englischen „cat“ und dem deutschen „Katze“). Das Althochdeutsche zeichnet sich durch volle Nebensilben aus, in denen alle langen und kurzenVokale auftreten können. Grammatische Informationen überKasus undNumerus sind in den Endvokalen enthalten, was auf einen stark synthetischen Sprachbau hinweist.
Trotzdem ist das Althochdeutsche keine einheitliche Sprache, sondern in verschiedeneMundarten und Schreibdialekte unterteilt, die grob in die GruppenAlemannisch,Bairisch undFränkisch eingeteilt werden können. Althochdeutsche Texte weisen oft eine Mischung verschiedener Mundarten auf, da der Ort der Abschrift und der Ursprungsort des Originals nicht zwangsläufig identisch sind. Das GedichtChristus und die Samariterin ist ein Beispiel für eine alemannische Abschrift eines fränkischen Originals und zeigt Elemente beider Mundarten.
Die mittelhochdeutsche Periode ist geprägt vom Einfluss desRitterstands als Kulturträger, der französisch-provenzalische Vorbilder übernimmt und literarische Stoffe importiert. Das führt zur Integration zahlreicher französischerLehnwörter ins Mittelhochdeutsche. Im Gegensatz zur althochdeutschen Zeit, in der vor allemKleriker schrieben, sind nun weltlicheDichter wieWalther von der Vogelweide aktiv.
Ab dem 12. Jahrhundert entstehen vermehrt deutscheTexte mit profanem Inhalt. DasAlexanderlied desPfaffen Lamprecht (um 1140) ist das erste weltliche Epos, das die UnternehmungenAlexanders des Großen behandelt. Die höfische Ritterliteratur entwickelt sich in der Epik (mit der Artussage als zentralem Stoff) und im Minnesang. Das Nibelungenlied verarbeitet germanischen Sagenstoff, und es entsteht deutsche Sachliteratur, wobei die ersten deutschen Urkunden um die Mitte des 13. Jahrhunderts überliefert sind.
Sprachlich unterscheidet sich das Mittelhochdeutsche vom Althochdeutschen durch dieAbschwächung der Nebensilben, was zum Zusammenbruch desKasussystems führt. DerArtikel entwickelt sich als Ersatz für verlorene Kategorien. Die Sprachentwicklung im Mittelhochdeutschen führt zu einem analytischeren Sprachbau, begleitet vonAuslautverhärtung und der Entwicklung desUmlauts zumPluralzeichen. Trotz regionaler Vielfalt zeigt die Sprache der höfischen Dichter eine Tendenz zur Vereinheitlichung für eine überregionale Verständlichkeit.
Das Frühneuhochdeutsche zeichnet sich durch die Herausbildung einer überregionalen deutschen Schriftsprache aus. Geprägt vom Niedergang derfeudalen Ordnung, dem Aufstieg desBürgertums und der Einführung vonUniversitäten undSchulen, erlebt es eine Zunahme schriftlicher Texte, darunter Rechtstexte, Polizeiverordnungen und satirische Werke wie dasTill-Eulenspiegel-Buch. Die Übersetzung ausländischer Literatur wird populär, während sprachbeschreibende Textsorten entstehen.
Innersprachlich grenzt sich das Frühneuhochdeutsche durch Veränderungen ab, darunter die neuhochdeutsche Diphthongierung, mitteldeutscheMonophthongierung,Apokope,Synkope undDehnung in offenen Tonsilben. Regionale Unterschiede prägen die Entwicklung, wobei dieDiphthongierung bereits im 12. Jahrhundert inKärnten undSüdtirol auftritt und sich im 13. Jahrhundert imbairischen Raum verbreitet. Die Tilgung abgeschwächter Nebensilben (Apokope,Synkope),Großschreibung vonNomen und die Ablösung des intonatorischen Prinzips in der Zeichensetzung sind weitere Merkmale dieser Phase.
Die Entstehung der heutigen deutschenSchriftsprache erfolgte während der frühneuhochdeutschen Zeit, mit der Verbreitung von Drucken. Diese Periode zeichnet sich durch zwei Entwicklungslinien aus: die Hinwendung zur Schriftsprache und die gleichzeitige Weiterentwicklung derDialekte. Das sprachliche Gefüge wurde komplexer, mit mündlichen Dialekten, vereinheitlichenden Drucken und zahlreichen geschriebenen Varianten dazwischen, die mehr oder weniger den regionalen Mündlichkeiten folgten. Die Herausbildung der neuhochdeutschen Schriftsprache wird als komplexer Prozess der Normierung und des Ausgleichs betrachtet, der den gesamten Zeitraum des Frühneuhochdeutschen abdeckt. Diese Entwicklung wurde durch die vermehrte Verwendung der deutschen Sprache im Vergleich zumLateinischen in schriftlichen Überlieferungen, die Erfindung desBuchdrucks, diePapierherstellung, die wachsende Bedeutung der Städte und des Bürgertums sowie die Einflüsse der humanistischen und reformatorischen Bewegungen gefördert (Quelle: Claudine Moulin-Fankhänel).
Die Ausgliederung und Konstituierung der deutschen Sprache aus dem Germanischen kann als dreifacher sprachgeschichtlicher Vorgang verstanden werden:[35]
Im 4. bis 7. Jahrhundert: die zunehmende Differenzierung vom Spätgemeingermanischen über das Südgermanische zum Elbgermanischen und, in geringerem Maß, zum Rhein-Weser-Germanischen, auf denen die frühmittelalterlichen Stammesdialekte beruhen.
Im 7. bis 9. Jahrhundert: die Integration im fränkischen Reichsverband zumAlthochdeutschen. Die – im 10. Jahrhundert ausgestorbene und inNorditalien beheimatete –Langobardische Sprache gehörte gemäß der heutigen Sprachwissenschaft wahrscheinlich auch zu den Vorfahren dieser Gruppe.
Ab dem 15./16. Jahrhundert: die schrift- oder hochsprachliche Überschichtung auf hochdeutscher (genauer: ostmitteldeutscher und südostdeutscher) Grundlage, wobei auch das Niederdeutsche der deutschen Sprache endgültig einverleibt wurde, obschon eine Beeinflussung vom Hochdeutschen her seit althochdeutscher Zeit festzustellen ist.
Markierung des kontinentalwestgermanischen Dialektkontinuums
Darstellung desdeutschen Sprachraums des SprachforschersKarl Bernhardi aus dem Jahr 1843. Diese Karte aus der Zeit der frühesten Germanistik enthält einige historische Besonderheiten: So werden u. a.Schwedisch undDänisch der deutschen Sprache untergeordnet, erscheint dasEnglische als unverwandt und werden dasNiederländische,Friesische und „Sassische“ zusammenfassend als „Niederdeutscher Sprachstamm“ dargestellt.
Die verschiedenen Varianten der heutigen deutschen Sprache werden in zwei Abteilungen zusammengefasst, inHochdeutsch und inNiederdeutsch. Beide Bezeichnungen wurden aus dem Niederländischen entlehnt.[37] Alshoghen duutsche undneder duutsche tauchten sie in einemmittelniederländischen Text von 1457 erstmals auf.[38] Zunächst hatten die Bezeichnungen eine rein geografische Bedeutung. MitNiederdeutsch waren die Sprachen am Niederrhein und Westfalens gemeint, wohingegenHochdeutsch (oft synonym mit dem anfangs häufiger verwendetenOberländisch) für die Sprachformen des Hügel- und Berglandes am Rhein verwendet wurde. Mit dem Aufkommen der Sprachwissenschaft als Wissenschaft im 19. Jahrhundert wurde der BegriffHochdeutsch verwendet, um allekontinentalwestgermanischenDialekte zu bezeichnen, die im frühenMittelalter an derzweiten oder hochdeutschen Lautverschiebung beteiligt waren (Alemannisch, Bairisch, Ost-, Rhein-, Mittelfränkisch, Ostmitteldeutsch = ober- und mitteldeutsche Mundarten = hochdeutsche Mundarten). Die niederdeutschen Dialekte haben, wie dasEnglische,Friesische undNiederländische, diese zweite Lautverschiebung nicht oder nur zu einem sehr geringen Teil mitgemacht.
Einen ersten Ansatz zu einem überregionalen Ausgleich der Mundarten hat man teilweise in dermittelhochdeutschenDichtersprache derhöfischen Dichtung um 1200 sehen wollen. In der Tat ist teilweise das Bemühen der Dichter zu erkennen, nur regional verständliches Vokabular und dialektale lautliche Besonderheiten zu vermeiden, um ein überregionales Verständnis ihrer Werke zu ermöglichen. Andererseits war die Breitenwirkung der an den Fürstenhöfen tätigen Dichter eher gering, da damals nur ein kleiner Teil der Bevölkerung lesen und schreiben konnte oder einen Zugang zu dieser elitären Kunst hatte. Der Beginn der neuhochdeutschen Schrift- und Standardsprache kann daher erst in überregionalen Ausgleichsprozessen des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit gesehen werden.
Während die Standardsprache in den meisten europäischen Ländern aus dem Dialekt der jeweiligen Hauptstadt hervorgegangen ist, stellt die heutige hochdeutsche Sprache (Standardsprache) eine Art „Kompromiss“ zwischen den mittel- und oberdeutschen Dialekten südlich der sogenanntenBenrather Linie dar.
AuchMartin Luther (1483–1546) war für die deutsche Sprachentwicklung von Bedeutung. Jedoch gab es bereits um 1350 Ansätze zu einer überregionalen Schriftsprache, die man in der ForschungFrühneuhochdeutsch nennt. Im donauländischen Bereich war eine relativ große Einheitlichkeit erreicht worden, urteiltWerner Besch, und Luther rückte die von ihm verwendeten, ostmitteldeutschen Formen an diese südlichen Dialekte heran. Er stand mitten im Strom der Entwicklung. Seine Bibelübersetzung war allerdings ein wichtiges Werk, das Vorbildcharakter hatte und durch seine weite Verbreitung jedermann – vor allem jedem Lehrer – zugänglich war.
Die Herausbildung der hochdeutschen Schriftsprache war im 17. Jahrhundert zum Großteil abgeschlossen. Durch die Beseitigung der sogenanntenLetternhäufelung im 18. Jahrhundert wurde das seitdem in Grundzügen kaum veränderte deutsche Schriftbild abgerundet.
In den Niederlanden entwickelten flämische und brabantische Städte, wieBrügge,Gent undAntwerpen, sich imHochmittelalter zu Handelsmetropolen.[40][41][42][43][44] In diesem hochurbanisierten Gebiet entwickelte sich, fast gleichzeitig mit der hochdeutschen Schriftsprache, aus den südniederländischen Mundarten auch eineAusgleichssprache, der Vorläufer der späterenniederländischen Standardsprache. Das Hochdeutsch konnte sich dadurch nie zurAmtssprache derBurgundischen Niederlande entwickeln und hat folglich die Dialekte im niederländischen Sprachraum nahezu nicht beeinflusst. Im 17. Jahrhundert war die niederländische Standardsprache in erheblichen westlichen Teilen des heutigenNordrhein-Westfalens undNiedersachsens die dominante Schriftsprache. In den meisten Schulen des heutigen deutschenKreises Kleve war Niederländisch bis ins 19. Jahrhundert Unterrichtssprache.[45] Nach soziolinguistischen Kriterien können die von der deutschen Standardsprache überdachten niederfränkischen Mundarten auf deutschem Staatsgebiet heute jedoch nicht mehr zum Niederländischen gerechnet werden; aufgrund der heutigen Überdachungssprache gehören sie zu den deutschen Mundarten.[46]
Die geschichtlichen Abschnitte des Deutschen sind eng verknüpft mit Erscheinungen desLautwandels. Die sogenanntehochdeutsche Lautverschiebung, eine Erscheinung des Konsonantensystems, trennt das Deutsche (in Form desAlthochdeutschen) von den restlichenkontinentalwestgermanischen Dialekten. Dieser Lautwandel wird von den niederdeutschen Dialekten nicht vollzogen; insofern ist die deutsche Standardsprache in ihrem Konsonantensystem vom Süden und der Mitte des Sprachgebiets bestimmt.[47]
Der Übergang vonMittelhochdeutsch zu Frühneuhochdeutsch ist im Bereich der Laute vor allem durchMonophthongierung undDiphthongierung gekennzeichnet. Beide sind Erscheinungen des Vokalsystems. Während die Diphthongierung vom Südosten des Sprachgebiets ausgeht und im niederdeutschen Norden wie im alemannischen Südwesten nicht vollzogen wird, ist für die Monophthongierung der mitteldeutsche Sprachraum als Ausgangspunkt bestimmend.
Insgesamt beharrt der niederdeutsche Norden sowohl im Bereich der Konsonanten als auch im Bereich der Vokale auf altem Sprachzustand. Der alemannische Südwesten vollzieht nur die lautlichen Veränderungen im Bereich der Vokale nicht; der bairische Südosten trägt zur deutschen Sprache die Diphthongierung bei, vollzieht aber die Monophthongierung nicht.
Titelblatt des deutschen Wörterbuches von Johann Christoph Adelung 1774Titelblatt zum ersten Band desDeutschen Wörterbuches
Diesächsische Kanzleisprache (auch Meißner Kanzleideutsch) entwickelte sich im Zeitalter desdeutschen Humanismus. Sie bildete eine Voraussetzung für ein den Dialekten übergeordnetes, allgemeines Standarddeutsch, wie es Martin Luther in seiner Bibelübersetzung von 1522 verwirklichte. Als Gegenstück existierte die vom Kaiser seinen Beamten verordneteMaximilianische Kanzleisprache, die oberdeutsche Sprachgewohnheiten aufwies und sich in Form derOberdeutschen Schreibsprache im heutigen Süddeutschland und in Österreich durchsetzte und dort bis ins 18. Jahrhundert verwendet wurde. Nach demSiebenjährigen Krieg sah sichMaria Theresia jedoch gezwungen, die Sächsische Kanzleisprache auch im Süden des Reichs zur Standardsprache zu erklären.
Mit der Zunahme der Anzahl der Schreibkundigen und der Bedeutung der Schriftlichkeit trat der Lautwandel in seiner Bedeutung für die Sprachgeschichte zugunsten bewusster Normierung zurück. Als einer der wichtigsten Grammatiker des 18. Jahrhunderts giltJohann Christoph Adelung, dessen 1774–1786 veröffentlichtesWörterbuch großen Einfluss auf seine Zeitgenossen und dieLexikografie ausübte.Jacob undWilhelm Grimm begannen 1852 mit der Herausgabe des umfassendstenDeutschen Wörterbuchs, das 1961 vollendet wurde, aber seither einer Überarbeitung unterzogen wird.
Die hochdeutscheRechtschreibung wurde im Laufe des 19. Jahrhunderts zunehmend normiert. Ein Durchbruch zu einer hochdeutschen „Einheitsschreibung“ gelang mit demOrthographischen Wörterbuch der deutschen Sprache vonKonrad Duden (1880), das in derRechtschreibnormierung von 1901 in leicht veränderter Form – ohne amtlichen Status zu erreichen – zur Grundlage der amtlichen Rechtschreibung erklärt wurde. Konkurrenzlos war derDuden in jener Zeit indes nicht: Neben anderen nichtamtlichen Wörterbüchern wie etwa dem sogenannten „Buchdruckerduden“ – herausgegeben ebenfalls vom Bibliographischen Institut und Konrad Duden – und dem unter MitwirkungNikolaus Weckleins verfasstenWörterverzeichnis der deutschen Rechtschreibung (1903) vonGeorg Ammon[48] gab es amtliche Regelwörterbücher mit teilweise abweichenden Rechtschreibregeln wie zum Beispiel dasAmtliche Wörterverzeichnis für die deutsche Rechtschreibung zum Gebrauch in preußischen Kanzleien (1903) oder dieRegeln für die deutsche Rechtschreibung nebst Wörterverzeichnis – Ausgabe mit einheitlichen Schreibweisen in Österreich (1904). Die Abweichungen lagen unter anderen in der Zulassung oder Nichtzulassung mehrerer Schreibweisen (z. B.:Keeks –Cakes –Kakes, heute:Keks), in der Darstellung des s-Lautes vor z indeutscher Schrift undFraktur, in der Abänderung oder Nichtabänderung von Eigennamen (z. B.Göthe stattGoethe,Bismark stattBismarck). Mit dem „Buchdrucker-Duden“ von 1903 wurde zudem speziellen Abänderungswünschen des Deutschen Buchdrucker-Vereins, des Reichsverbandes Österreichischer Buchdruckereibesitzer und des Vereins Schweizerischer Buchdruckereibesitzer Rechnung getragen.
1996, 2004 und 2006 kam es zuRechtschreibreformen (siehe auch:Geschichte der deutschen Rechtschreibung). Auch die hochdeutscheAussprache erfuhr im späten 19. Jahrhundert Regelungsversuche, vor allem durch das Aussprachewörterbuch vonTheodor Siebs. Diese Regelungen erreichten aber nicht das Niveau an Verbindlichkeit, das Duden mit der Rechtschreibung erreichte. Im Gegensatz zur hochdeutschen Schriftsprache ist die niederdeutsche Schriftsprache offiziell nicht normiert, wird aber zunehmend durch die 1956 in Hamburg aufgestellten „Regeln für die plattdeutsche Rechtschreibung“ und das Wörterbuch vonJohannes Saß beeinflusst.
Einflüsse anderer Sprachen auf die deutsche Sprache
Durch ihre zentrale Lage in Europa wurde die deutsche Sprache über die Jahrhunderte durch andere Sprachen beeinflusst. ImMittelalter und der Zeit davor war es vor allem dielateinische Sprache, aus der sich die deutsche Sprache bediente. So sind viele alltägliche Wörter, vor allem aus Architektur, Religion und Kriegswesen (z. B.Fenster, Karren, Keller, Kloster, Kampf) aus dem Lateinischen entlehnt. Auch diealtgriechische Sprache hat das Deutsche in Religion, Wissenschaft und Philosophie stark beeinflusst (z. B.Kirche, Pfingsten, Demokratie, Krypta, Philosophie, Physik). Teilweise verschwanden durch die Entlehnungen die zuvor gebräuchlichen Begriffe vollständig:Arzt, Mediziner und das umgangssprachlich verwendeteDoktor verdrängten als Bezeichnung für den Heilkundigen beispielsweise schon frühzeitig die BegriffeLaachi oderLachi undBader.
Seit dem späten Mittelalter wurde die deutsche Sprache in den Bereichen Handel, Finanzwesen (etwabrutto, netto, Konto, Risiko, Bankrott) und Musik (etwaPiano, Cembalo, da capo, bravo!) stark durch dieitalienische Sprache beeinflusst. Später war es dann vor allem diefranzösische Sprache, die großen Einfluss auf das Deutsche ausübte. Da nach demDreißigjährigen Krieg an vielenHöfen Französisch gesprochen wurde und selbstpreußische Könige diese Sprache besser beherrschten als Deutsch, das nachVoltaire nur zur Kommunikation mit Soldaten und Pferden gebraucht wurde, kamen vor allem Wörter aus dem vornehmen Bereich in die deutsche Sprache (etwaBoulevard, Konfitüre, Trottoir).
Im Verhältnis zum Gesamtvolumen aller fremdsprachlichen Lehnwörter im Textkorpus der deutschen Sprache beträgt der Anteil desNiederländischen vom 12. bis zum 17. Jahrhundert zwischen 3 und 4 %.[49] Bestimmte Sprachbereiche des Deutschen wurden stark vom Niederländischen geprägt; so gibt es vor allem in derSeemannssprache viele Entlehnungen, wie zum Beispiel die WörterMatrose,Hängematte oderHarpune, und in den Benennungen verschiedener Meerestiere, wieKabeljau,Hai,Makrele,Pottfisch,Walross,Bückling undGarnele.[50][51] Manche deutsche Wörter, wieTanz undPreis, sind letztendlich französisch in ihrem Ursprung, aber sind, besonders im Mittelalter, vom Niederländischen beeinflusst worden, bevor sie das deutsche Sprachgebiet erreichten.[52]
Auch aus den slawischen Sprachen (beispielsweiseGrenze, Gurke, Pistole), demJiddischen und demRotwelsch (beispielsweisemeschugge, Kaff, Schickse, Schlamassel, Zoff) kamen einige Wörter ins Deutsche, jedoch war der Einfluss dieser Sprachen im Vergleich zu den vorgenannten wesentlich geringer.
In Handel(Magazin, Tarif, Tara), Botanik(Orange, Kaffee, Ingwer), Medizin(Elixier, Balsam), Mathematik(Algebra, Algorithmus, Ziffer), Chemie(alkalisch, Alkohol) und Astronomie(Almanach, Zenit, Rigel) lassen sich auch Einflüsse aus demArabischen ausmachen, die verstärkt im Mittelalter beispielsweise durch dieKreuzzüge nach Europa und somit auch nach Deutschland kamen. Aber auch in alltäglichen Begriffen wieKoffer, Benzin oderLimonade lassen sicharabische Einflüsse bzw. Ursprünge nachweisen.
Ab Mitte des 20. Jahrhunderts verstärkte sich der Spracheinfluss desEnglischen auf das Deutsche (sieheAnglizismen). Diese Entwicklung wird von manchen skeptisch betrachtet, insbesondere dann, wenn es genügend deutscheSynonyme gibt. Kritiker merken auch an, es handle sich oftmals (beispielsweise beiHandy) umScheinanglizismen.
Mitunter wird auch eine unzureichende Kenntnis der englischen Sprache für die Vermischung und den Ersatz bestehender deutscher Wörter durch Scheinanglizismen verantwortlich gemacht. So sprechen einer Studie derGfK zufolge nur 2,1 % der Arbeitnehmer verhandlungssicher Englisch. In der Gruppe der Unterdreißigjährigen bewerten jedoch über 54 % ihre Englischkenntnisse als gut bis exzellent.[53] Für bessere Sprachkenntnisse könne demzufolge effizienterer Englischunterricht beitragen, und statt der Ton-Synchronisation von Filmen und Serien solle eineUntertitelung der englischsprachigen Originale mit deutschem Text erfolgen. Dies würde zugleich zu einer besseren Abgrenzung zwischen den Sprachen und einer Wahrung deutscher Sprachqualität beitragen.[54]
Im Zuge des weltweiten Handels und des Imports von exotischen Früchten undTieren sind auch Wörter aus ganz exotischen Sprachen mittlerweile gewöhnlicher Bestandteil des Alltages. So zählen beispielsweise zu denTupi-Wörtern, die bis ins Deutsche gelangt sind,Piranha („Zahn-Fisch“),Tapir,Kaschu (auchCashew „Nierenbaum“),Maracuja („Pflanze, die Früchte gibt“),Maniok („Haus der Göttin Mani“) undCarioca („Bewohner des Hauses von Cari“ = Einwohner von Rio de Janeiro nach dem Dorf Carioca, an dessen Stelle Rio erbaut wurde), ebensoAnanas („gutriechende Frucht“) undJaguar („Dschungelhund“).
Deutscher Sprachgebrauch im 21. Jahrhundert: Mischung aus Deutsch, Englisch und Französisch in einem Bekleidungshaus
Auch im 20. Jahrhundert gab es starke Einflüsse auf die deutsche Sprache. Zum einen wurde durch die weite Verbreitung audiovisuellerMassenmedien eine natürliche Tendenz zurStandardisierung gefördert, zum anderen wurde in ländlichen Gebieten bewusst eine Umerziehung von der Dialektsprache zum Hochdeutsch vorangetrieben. Hinzu kommt der Einfluss desZweiten Weltkrieges, der dazu geführt hat, dassdeutsche Sprachinseln in Europa weitgehend zerstört wurden, dass viele Sprecher der jüdischen Dialekte des Deutschen und der dem Deutschen nahenjiddischen Sprache ermordet (Holocaust) wurden oder als sprachliche Minderheit außerhalb der deutschen Sprachzone leben und aufgrund der Dominanz der umgebenden Sprachen die Verwendung des Deutschen bzw. des Jiddischen immer mehr verlieren. Auch hat dieTeilung Deutschlands zu einer unterschiedlichen Entwicklung des Vokabulars und der Ausdrucksformen geführt; dies ist Gegenstandsprachwissenschaftlicher Forschung.[55] Dem entgegen steht eine erneut vereinheitlichende Tendenz durch die gemeinsamen Medien und die personelle Mobilität in der Zeit nach derWiedervereinigung. Besonders seit dem Zweiten Weltkrieg sehr bedeutend geworden ist der englische, genauer:angloamerikanische Einfluss auf die deutsche Sprache, insbesondere in Westdeutschland; dieser zeigt sich in der Form vonAnglizismen, hauptsächlich im Wortschatz, inRedewendungen und in derValenz einigerVerben. Ein abwertender Begriff zur Umschreibung dieses Sprachgebrauchs ist „Denglisch“ (Deutsch-Englisch).
Die Bestrebungen, die deutsche Sprache nach Möglichkeit frei von Einflüssen aus fremden Sprachen zu halten, sind nicht neu. Während heute vielfach die in die deutsche Sprache einfließendenAnglizismen – wie beispielsweiseabchecken, Net, Charts, in 2004 – in der Kritik stehen, galten die Abwehrversuche in der Vergangenheit vor allem den Einflüssen aus demAltgriechischen, demLatein und demFranzösischen.
Verfechterin eines Schutzes der deutschen Sprache vor der Verfremdung („Verwelschung“, „Sprachverketzerung“) war im 17. Jahrhundert besonders dieFruchtbringende Gesellschaft. In dieser Zeit schuf man neue Ausdrücke, die zum Teil noch heute fester Bestandteil des deutschen Wortschatzes sind, wie beispielsweise „Mehrzahl“ (stattNumerus pluralis oderPluralis), „Mundart“ (stattDialekt), „Verfasser“ (stattAutor), „Wörterbuch“ (stattVocabularius, Dictionarium, Diktionär oderdictionnaire), „Jahrhundert“ (stattSäkulum), „Anschrift“ (stattAdresse), „Lehrsatz“, „Staatsmann“ und „Briefwechsel“. Viele Wörter entstanden dabei als direkte Übersetzungen der lateinischen Wortstrukturen in sinngleichen Präpositionen und Wortstämmenalthochdeutscher Herkunft (etwa „Rückblick“ stattRetrospektive). Im Allgemeinen wurden die Latinismen aus dem Wortschatz aber nicht verdrängt, sondern sind als Synonyme erhalten. Im Gegensatz zu den Latinismen im Wortschatz der französischen oder englischen Sprache ist die Sinnherkunft vieler in dieser Zeit neugeprägten Wörter auch für Nicht-Lateiner erkennbar und semantisch zugänglich.
In anderen Fällen schoss man damals in der Absicht, fremdsprachliche Wörter durch neue deutsche zu ersetzen, aber über das Ziel hinaus. Zumindest konnten sich die folgenden Neubildungen nicht durchsetzen. So sollteSpiegel durch „Schauglas“ (das letztlich einenanderen Sinn erhielt),Pistole durch „Meuchelpuffer“,Nase durch „Gesichtserker“ oderMumie durch „Dörrleiche“ ersetzt werden, während die römische Göttin der Morgenröte(Aurora) inRötinne und die Göttin der Liebe(Venus) inLustinne umbenannt werden sollte. Allerdings ist umstritten, ob diese Götternamen wirklich ersetzt werden sollten. Sie könnten auch als bloße Erklärungen fungiert haben.[56]
Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts sorgte vor allem derAllgemeine Deutsche Sprachverein, Vorgänger derGesellschaft für deutsche Sprache, für neue Wortschöpfungen. Manche von ihnen konnten sich – insbesondere im Bereich des Straßen- und Schienenverkehrs – durchsetzen oder wurden zumindest als Synonym angenommen, beispielsweise „Landstraße“ fürChaussee, „Abteil“ fürCoupé, „Umwelt“ fürMilieu oder „Leitbild“ fürIdeal. Eine Reihe dieser Wortschöpfungen haben sich nur in Deutschland und Österreich durchgesetzt, nicht aber in der Schweiz, so dass die ursprünglichen fremdsprachigen Begriffe mittlerweile wieHelvetismen erscheinen: „Bürgersteig“ fürTrottoir, „Torwart“ fürGoalie, „Elfmeter“ fürPenalty, „Schaffner“ fürConducteur, „Fahrschein“ fürBillet, „Bahnsteig“ fürPerron, „Fernsprecher“ fürTelephon, „Kraftwagen“ fürAutomobil, „Erdgeschoss“ fürParterre sind Beispiele. Von den beiden vorgeschlagenen Alternativen fürElektrizität oderElectricität konnte sich „Strom“ behaupten, während „Glitz“ nicht den Gefallen der Bevölkerung fand. „Elektrizität“ blieb aber erhalten und wurde sprachlich mit dem neuen Synonym „Strom“ sogar in Begriffen wie „elektrischer Strom“ oder „E-Strom“ verbunden. Weitere dieser Wortneuschöpfungen des ausklingenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts, die sich nicht durchsetzen konnten und daher heute als Kuriosa wirken, sind neben vielen anderen: „Strahlfang“ fürEmpfangsantenne, „Nahrohr“ fürMikroskop, „Glitzbetrieb“ fürElektromotor, „Kraftwagenschuppen“ fürGarage, „Schneckel“ fürSpirale, „Zielung“ fürTendenz.
Den Übergang von derMündlichkeit zurSchriftlichkeit vollzog die deutsche Sprache zu einem großen Teil im Mittelalter. Frühere, noch erhaltene Schriftzeugnisse derGermanenstämme sind in derRunenschrift verfasst, die fürInschriften benutzt wurde und wohl im Zuge derChristianisierung imFrühmittelalter außer Gebrauch kam. Die Sprache der Akten und Urkunden, der Rechtsbücher, der Geschichtsschreibung, der Wissenschaft überhaupt und der Poesie wurde die lateinische alslingua universalis. Nach und nach verfasste man Schriftstücke deutscher Sprache mitlateinischen Buchstaben. Dies begann mit denZeugenlisten der Urkunden, welche deutsche Eigennamen enthalten. Die ersten entstanden im 7. Jahrhundert im westfränkischen Gebiet. Die früheste deutsche Lyrik ist dasWessobrunner Gebet auf einem Schriftzeugnis von ca. 790. Das nochgermanisch-mythologischeHildebrandslied dürfte kurz nach 800 verschriftlicht worden sein. Im 9. Jahrhundert folgten erste größere Dichtungen in althochdeutscher Sprache wie dieEvangelien-HarmonieOtfrieds von Weißenburg. Erst im 12. Jahrhundert begann eine reiche Entwicklung der deutschen Dichtung.[57]
Obwohl die erste heute noch erhaltene Urkunde in deutscher Sprache, eineSchenkungsurkunde ausAugsburg, schon zwischen 1063 und 1077 erstellt wurde, nahm die deutsche Urkundensprache erst im ausgehenden 12. Jahrhundert im Südwesten des Sprachgebiets ihren Anfang. Es handelt sich umSchiedssprüche,Kaufverträge,Schreinsurkunden. Die deutsche Urkundensprache nahm in denoberrheinischen und donauischen Gebieten ihren Ursprung und breitete sich nachNiederdeutschland aus, welches doch einige Jahrzehnte länger dem Lateinischen die Treue hielt. Das erste deutschsprachige Reichsgesetz war derMainzer Landfriede von 1235. Königsurkunden waren vorFriedrich II. (13. Jh.) fast ausschließlich lateinisch, schrittweise setzte sich das Deutsche durch und sie wurden unterLudwig dem Bayern (14. Jh.) bereits häufig auf Deutsch verfasst.[57]
Im 14. und 15. Jahrhundert kam es zu einem signifikanten Anstieg deutscherBelletristik sowie vonAndachts- undErbauungsbüchern und schließlich zur ersten deutschenBibelübersetzung.Reformatorische Schriften und dieevangelische Kirche im Allgemeinen wirkten wie ein Motor für die deutsche Schriftsprache. Einen kleinen Dämpfer erhielt das Deutsche durch denHumanismus, in dessen Dunstkreis ausschließlich auf Lateinisch geschrieben wurde. 1570 bildeten die auf Lateinisch verfassten Bücher noch 70 % aller in Deutschland gedruckten Bücher. Das lateinische Geschriebene wich gegen Ende des 17. Jahrhunderts hinter das deutsche zurück (ab 1692), als auch die Wissenschaft die deutsche Schriftsprache verwendete.Christian Thomasius hielt im Winter 1687/1688 an derUniversität Leipzig eineVorlesung auf Deutsch und durch seinen Einfluss wurde dieUniversität Halle, wo er später seinenLehrstuhl hatte, eine der ersten Universitäten mit deutscher Unterrichtssprache. DieGeschichtswissenschaft bediente sich im späten 17. Jahrhundert mehrheitlich des Deutschen für ihre Schriftwerke, im 18. Jahrhundert zogen diePhilosophie und dieMedizin nach. Am spätesten wurde dieRechtswissenschaft eingedeutscht, da hatte erst 1752 das Deutsche die größere Anzahl an Werken aufzuweisen.[57]
Um 1730 bildeten die lateinischen Schriften nur noch 30 % der Erscheinungen des Büchermarktes, ehe das Lateinische als Schriftsprache gegen 1800 so gut wie ausstarb, außer in derkatholischen Theologie.[57]
Der deutsche Sprachraum ist ein Teil des kontinental-westgermanischenDialektkontinuums, in dem gewöhnlich benachbarte lokale Mundarten gegenseitig verständlich sind und die Unterschiede umso größer werden, je weiter voneinander entfernt zwei Mundarten gesprochen werden. Gemein ist dem gesamten deutschen Sprachraum nur dieStandardsprache, die die Mundarten und regionalen Umgangssprachenüberdacht und die ihrerseits mehrere Standardvarietäten umfasst. Die Unterschiede zwischen den Standardvarietäten sind jedoch relativ gering, während manche Mundarten im deutschen Sprachraum von anderen Mundartsprechern oder standarddeutschen Sprechern kaum verstanden werden.
Die wissenschaftliche Einteilung derdeutschen Mundarten beruht auf Untersuchungen des 19. Jahrhunderts. Zur gleichen Zeit begann vielerorts eine Herausbildung vonUmgangssprachen als einer Art Mischform zwischen Standardsprache und Dialekt. Abgesehen davon, dass in den Schulen die hochdeutsche Standardsprache unterrichtet wurde und wird, hatte im 20. Jahrhundert vor allem die stark anwachsende Verbreitung vonHörfunk undFernsehen entscheidenden Einfluss auf die Sprachentwicklung; in Deutschland kamen der Untergang geschlossener Dialekträume und die geographische Bevölkerungsmischung aufgrund derFluchtbewegungen nach dem Zweiten Weltkrieg hinzu. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts verdrängt daher die Umgangssprache verstärkt die alten Dialekte. In der Schweiz und in Österreich herrscht bis heute wesentlich häufiger Dialektgebrauch, doch die Tendenz zur Superregionalisierung ist auch dort zu beobachten.[58]
In Deutschland, Österreich, Südtirol und dem deutschsprachigen Teil Belgiens erfüllen die jeweiligen Varietäten des Standarddeutschen jeweils alle typischen Funktionen einer Standardsprache. In der Schweiz beschränkt sich die Verwendung der Schweizer Varietät des Standarddeutschen überwiegend auf den Bereich derSchriftsprache, Umgangssprache sind fast ausschließlich dieschweizerdeutschen Dialekte. In Luxemburg existiert neben der luxemburgischen Form des Standarddeutschen eine eigenständigeluxemburgische Standardvarietät, die einige der Funktionen einer Standardsprache erfüllt.
Der standardisierte Wortschatz, der in allen sieben nationalen Voll- und Halbzentren des deutschsprachigen Raumes identisch ist, wird alsGemeindeutsch bezeichnet. Dieser Wortschatz des Gemeindeutschen stellt keine eigeneSprachvarietät dar, bildet aber den Grundstock aller Varietäten des Standarddeutschen.
Ausspracheabstände von Dialekten in Deutschland, kartiert nach Clustern:[61]
Niederdeutscher Cluster
Ostmitteldeutscher Cluster
Oberdeutscher Cluster
Ripuarischer Cluster
Niederrheinisch-westmünsterländischer Cluster
Eine Grobeinteilung derdeutschen Dialekte erfolgt üblicherweise entlang derBenrather Linie in die niederdeutschen Dialekte im Norden, die diezweite deutsche Lautverschiebung nicht mitgemacht haben, und die hochdeutschen Dialekte im Süden, die von der zweiten deutschen Lautverschiebung betroffen sind.
Die hochdeutschen Dialekte lassen sich nochmals in mittel- und oberdeutsche Dialekte einteilen. Als (Sprach-)Grenze zwischen mittel- und oberdeutschen Dialekten wurde früher häufig dieKarlsruher Linie (euch/enk-Linie an der ostfränkisch-bairischen und diemähe/mähet-Linie an der südfränkisch-schwäbischen Dialektgrenze) angeführt. Heute wird allgemein dieSpeyerer (Appel/Apfel-Linie), für den Westen aber auch die dort fast gleich verlaufendeGermersheimer Linie (Pund/Pfund-Linie) als Sprachgrenze zwischen Ober- und Mitteldeutsch angesehen.
In den meisten mittel- und oberdeutschen Varietäten ist die zweite hochdeutsche Lautverschiebung nur teilweise durchgeführt, so auch in den ostmitteldeutschen Varietäten, die zu einem großen Teil zur Herausbildung der Standardsprache beigetragen haben. Das Mittel- und Oberdeutsche variiert dabei vomHoch- undHöchstalemannischen sowiedem bairischen Tirolerischen, die als einzige Varietäten die zweite deutsche Lautverschiebung vollständig durchgeführt haben, bis hin zu Varietäten, in denen die Lautverschiebung sehr eingeschränkt vorhanden ist. Im Allgemeinen wird jedoch die Benrather Linie(maken/machen) als Nordgrenze der hochdeutschen Varietäten angesehen.
AlsNiederdeutsch werden diejenigen Varietäten bezeichnet, in denen die zweite bzw. hochdeutsche Lautverschiebung nicht oder nur zu einem geringen Teil vollzogen worden ist. Das Niederdeutsche stammt vomAltsächsischen ab und wird in Norddeutschland und im Nordosten der Niederlande (dort unter der Bezeichnung „nedersaksisch“) gesprochen. Von den Sprechern wird es strikt als eigenständige Sprache verstanden. Das Niederdeutsche hat im Rahmen derSprachencharta desEuroparats in Deutschland und den Niederlanden einen offiziellen Status als Regionalsprache erhalten. Zuvor hatten die deutschen LänderHamburg,Schleswig-Holstein,Niedersachsen,Mecklenburg-Vorpommern undBremen Niederdeutsch für einen Schutz gemäß Teil III der Sprachencharta angemeldet.
Diekleverländischen Varietäten desNiederfränkischen am deutschenNiederrhein haben ebenso wie die niederdeutschen Mundarten die zweite bzw. hochdeutsche Lautverschiebung nicht oder nur zu einem geringen Teil vollzogen. Sie sind jedoch sprachtypologisch enger mit den angrenzenden niederländischen Mundarten als mit den benachbarten deutschen verwandt. Ihre Zuordnung zum Niederdeutschen ist daher umstritten.[62] Sie gehen ebenso wie dasNiederländische auf das Altniederfränkische (Altniederländische) zurück.
Die Mundarten des Gebietes zwischen derUerdinger Linie (ik-/ich-Linie) und derBenrather Linie (maken-/machen-Linie) (Düsseldorf, Mönchengladbach, Krefeld, Neuss) weisen sowohl niederfränkische als auch mittelfränkische Züge auf und sind ein mundartliches Übergangsgebiet zwischen den mitteldeutschen-mittelfränkischen und den niederländischen und niederdeutschen Mundarten.[63]
Die niederdeutschen und mittelfränkischen Mundarten werden umgangssprachlich zumeist alsPlatt bezeichnet.
Die Klassifizierung der MischspracheMissingsch aus Hochdeutsch und Niederdeutsch ist unklar. Ähnlich ist es beimPetuh mit hochdeutschen, niederdeutschen, dänischen und südjütischen Sprachelementen. DasSüdjütische mit starken Einflüssen der niederdeutschen Sprache und mit teilweise älteren nordischen Formen wird allgemein als Dialekt der dänischen Sprache eingestuft. Auch die im Norden Schleswig-Holsteins verbreitete dänische VarietätSydslesvigdansk (Südschleswigdänisch) hat deutsche Einflüsse, ihre Klassifizierung als Dialekt, Variante des Reichsdänischen oder als Mischsprache ist noch nicht abgeschlossen.
Die diversen „Mischsprachen“ inNordamerika wie beispielsweise dasTexasdeutsch sind Akzente oder Dialekte entweder der hochdeutschen oder der niederdeutschen Sprache. Paraná-Wolga-Deutsch in Argentinien und Brasilien ist eine Varietät auf dialektaler Grundlage, deren Vorgeschichte inRussland liegt.
Riograndenser Hunsrückisch ist eine auf demHunsrückischen basierende Varietät inBrasilien.Essekerisch ausOsijek (Kroatien) hat auch ein Dialektsubstrat.Jedoch gibt es nicht nur Mischsprachen aus deutschen Varietäten und anderen germanischen Sprachen. Aus Deutsch undNiedersorbisch entstand das sogenanntePonaschemu. DasWasserpolnisch mit Elementen der deutschen Sprache bzw. der oberschlesischen Mundart wird teilweise als Dialekt des Polnischen, teilweise als eigene Sprache klassifiziert.
DasJiddische, das nach überwiegender Auffassung ursprünglich auf dasMittelhochdeutsche zurückgeht, sich jedoch vor allem unterslawischen undhebräischen Einflüssen eigenständig weiterentwickelt und eine eigene Schriftsprache ausgebildet hat, wird in der Sprachwissenschaft im Allgemeinen als eigenständige Sprache betrachtet.
Unklar ist der Status des in Schlesien noch von etwa 100 älteren Menschen gesprochenenWymysörisch (Wilmesau-Deutsch).
Kreolsprachen und Pidginsprachen auf deutscher Grundlage
Im Zuge derKolonialisierung entstand im heutigenEast New Britain (in Papua-Neuguinea) das sogenannteUnserdeutsch, eine deutschbasierteKreolsprache, in Namibia entstand daneben noch dasKüchendeutsch, einePidginsprache. Das Unserdeutsch ist jedoch mittlerweile fast ausgestorben, da die meisten Sprecher auswanderten. Außerdem haben sich inPapua-Neuguinea bis zu 150 Wörter deutschen Ursprungs in der SpracheTok Pisin erhalten. Das Küchendeutsch hingegen hat heute noch etwa 15.000 – zumeist ältere – Sprecher.
Ebenso wie andere Pidgin- und Kreolsprachen sind Unserdeutsch und Küchendeutsch aus sprachwissenschaftlicher Sicht als eigenständige sprachliche Systeme zu betrachten.
Deutsch ist offizielle oder ko-offizielle Amtssprache (de jure oderde facto) und Muttersprache der Bevölkerungsmehrheit.
Deutsch ist eine ko-offizielle Amtssprache, doch nicht Muttersprache der Bevölkerungsmehrheit.
Deutsch (oder eine Varietät des Deutschen) ist eine rechtlich anerkannte Minderheitensprache (Quadrate bei zu geringer geografischer Ausdehnung/zu dünner Verteilung).
Deutsch (oder eine Varietät des Deutschen) wird von einer nennenswerten Minderheit gesprochen (>50.000), hat jedoch keinen rechtlichen Status.
Etwa 100 Millionen Menschen sprechen Deutsch als Muttersprache und noch einmal so viele als Fremdsprache. Aktuell lernen weltweit rund 15,5 Millionen Menschen die deutsche Sprache. Es besteht diesbezüglich in den meisten Ländern eine steigende oder konstante Tendenz.[64]
Sieben Staaten und Territorien, die Deutsch als eine ihrer Amtssprachen führen und damit ganz oder teilweise zumdeutschen Sprachraum (auchdeutschsprachiger Raum oderdeutsches Sprachgebiet genannt) gehören, sind imRat für deutsche Rechtschreibung organisiert. Darüber hinaus findet seit 2004 ein alljährliches informellesTreffen der deutschsprachigen Länder statt, bei welchem die Staatsoberhäupter aller sechs souveränen Staaten in Europa zusammenkommen, welche Deutsch als eine ihrer gesamtstaatlichen Amtssprachen führen.
Den westlichsten Punkt des geschlossenendeutschenSprachraumes in Mitteleuropa, in dem Deutsch bzw. ein deutscher Dialekt die gegenwärtige Umgangssprache ist, stellt die GemeindeRambruch in Luxemburg dar. Genau 850 km östlich befindet sich mit der österreichischen GemeindeDeutsch Jahrndorf imBurgenland dessen östlichster Punkt. Im Norden markiert die deutsche GemeindeList auf Sylt das Ende des Sprachraumes, welche nahezu exakt 1005 km nördlich ihres Gegenstückes, der Schweizer GemeindeZermatt amMatterhorn, liegt.
Seit Anfang der 1990er Jahre wird die Anzahl der deutschen Muttersprachler mit rund 90 bis 100 Millionen weltweit angegeben.[65] Quantitative Unterschiede ergeben sich aufgrund mehrerer Faktoren:[66]
Die Zugehörigkeit zu einer Sprachgruppe bzw. die Mutter- oder Zweitsprache von Menschen wird in den meisten Ländern nicht statistisch erfasst und kann daher nur (oft ungenau) extrapoliert werden. Des Weiteren können bei stattfindenden Erhebungen bilinguale Menschen (d. h. mit zwei Muttersprachen) oft nur eine Angabe machen.
Die Zugehörigkeit einiger (oft sprecherstarker) Varietäten zur deutschen Sprache, d. h. zurDachsprache Deutsch, ist umstritten oder hat sich in der jüngeren Geschichte geändert (z. B.Elsässisch,Luxemburgisch undLimburgisch).
Bei zahlreichen Angaben wird zwischen Muttersprachlern und Zweitsprachlern (z. B. viele Menschen mit Migrationshintergrund in den deutschsprachigen Ländern) nicht differenziert, sondern lediglich deren Summe oder aber nur Ersteres angegeben.
Ethnologue gibt die Zahl derErst- undZweitsprachler desStandarddeutschen in Deutschland mit rund 79 Millionen an, davon rund 71 Millionen Erstsprachler. Es bezieht (oft bilinguale) Sprecher anderer Varietäten weltweit (z. B.Bairisch,Schweizerdeutsch oderRiograndenser Hunsrückisch) nicht mit ein und weist darüber hinaus selbst auf die Unvollständigkeit der Liste hin. Weltweit soll es laut Ethnologue rund 76 Millionen Erst- und 56 Millionen Zweitsprachler des Standarddeutschen geben, was zusammen rund 132 Millionen Sprecher ausmacht.[67] Addiert man die angegebenen Sprecherzahlen des Standarddeutschen mit denen der Varietäten, welche unter „Standard German“ nicht aufgelistet sind, so ergeben sich rund 90 Millionen Erstsprachler des Deutschen. Basierend auf repräsentativen Erhebungen und Bevölkerungsstatistiken gehen andere Autoren von maximal rund 95 Millionen Muttersprachlern aus.[2][66][68] Angaben von bis zu 105 Millionen Sprechern beziehen sehr wahrscheinlich Zweitsprecher und/oder umstrittene, aber sprecherstarke Varietäten mit ein.[1] Deutsch war damit 2012 die meistverbreiteteMuttersprache in derEuropäischen Union.[69]
70.000[73] bis 140.000[74]Russlandmennoniten, die zäh am Deutschen festhalten, im Alltag in Form desPlautdietschen, einem niederdeutschen Dialekt, in Kirche und Schrifttum jedoch am Hochdeutschen
25.900 (inNordschleswig), ein Teil davon auch Niederdeutsch (etwa zwei Drittel der Angehörigen der deutschen Minderheit bedienen sich jedoch dessüdjütischen Dialekts als Umgangssprache)[76]
1.200.000, v. a. imElsass und dem nordöstlichenLothringen (46 % der Elsässer gaben 2022 an, über gute Kenntnisse inElsässisch zu verfügen)[78][79]
• 79 % der Ab-65-Jährigen• 55 % der 55-bis-64-Jährigen• 43 % der 45-bis-54-Jährigen• 28 % der 35-bis-44-Jährigen• 19 % der 25-bis-34-Jährigen• 9 % der 18-bis-24-Jährigen• 3 % der 3-bis-17-Jährigen (2012)
Etwa 50.000 Menschen sprechen Deutsch als Muttersprache.[90] Sie leben verteilt im ganzen Land, besonders in den GroßstädtenStockholm,Göteborg undMalmö, aber auch in ländlichen Regionen, wie zum BeispielSmåland.[91] Hinzu kommt eine unbekannte Anzahl Menschen mit deutschen Wurzeln. Deutsche bilden eine der ältesten Einwanderergruppen im Land und sind seit dem Mittelalter vertreten.[92][93]
1.100.000[98] – Zu den statistisch erfassten Deutschsprachigen kommen noch hunderttausende Sprecher in sehr konservativenTäufergruppen, die meist von der amtlichen Statistik nicht erreicht werden, darunterAmische alter Ordnung (350.000) mitPennsylvaniadeutsch und zweialemannischen Dialekten,Mennoniten alter Ordnung (40.000) mit Pennsylvaniadeutsch,Russlandmennoniten (15.000) mitPlautdietsch undHutterer (12.000) mitHutterisch. In diesen Gruppen bedient man sich im Alltag eines deutschen Dialekts, in Kirche und Schrifttum jedoch eines altertümlichen Hochdeutschen, wobei überwiegend zäh am Deutschen festgehalten wird, selbst von Menschen, deren Vorfahren bereits vor 300 Jahren nach Nordamerika ausgewandert sind.
Die Aufstellung zeigt nur Staaten mit vermutlich mehr als 25.000 Deutschsprachigen oder Staaten, die historisches deutsches Siedlungsgebiet waren. Die angegebenen Zahlen beruhen zum Großteil nicht auf der tatsächlichen Zahl der aktiven Sprecher – welche so gut wie nicht erfasst werden kann –, sondern auf Hochrechnungen, Staatsangehörigkeiten, alten Auswanderungszahlen usw. Deshalb liegen einige Zahlen möglicherweise weit über oder unter den anzunehmenden tatsächlichen Werten.
In Deutschland ist Deutsch die gebräuchlichste Sprache. Deutsch istAmtssprache, wird alsStandardsprache in den überregionalen Medien und als Schriftsprache verwendet. Als Sprache des Alltags wird es in vielen Regionen fast ausschließlich gesprochen (oft regional leicht eingefärbt). Der Übergang zu dendeutschen Dialekten ist fließend.
Die Frage, ob unterDeutsch rechtlich ausschließlich die hochdeutsche oder auch die niederdeutsche Sprache subsumiert wird, wird juristisch uneinheitlich beantwortet: Während der BGH in einer Entscheidung zu Gebrauchsmustereinreichungen beim Münchener Patentamt in plattdeutscher Sprache das Niederdeutsche einer Fremdsprache gleichstellt („Niederdeutsche (plattdeutsche) Anmeldeunterlagen sind im Sinn des § 4a Abs. 1 Satz 1 GebrMG nicht in deutscher Sprache abgefasst.“ – BGH-Beschluss vom 19. November 2002 – Az.: X ZB 23/01), ist nach dem Kommentar von Foerster/Friedersen/Rohde zu § 82 a des Landesverwaltungsgesetzes Schleswig-Holstein unter Verweis auf Entscheidungen höherer Gerichte zu§ 184 des Gerichtsverfassungsgesetzes seit 1927 (OLG Oldenburg, 10. Oktober 1927 – K 48, HRR 1928,392) unter dem Begriffdeutsche Sprache sowohl Hochdeutsch als auch Niederdeutsch zu verstehen.
Deutsch-friesische Beschilderung an der PolizeidirektionHusum, Nordfriesland
Besondere Regelungen gelten fürSorbisch,Dänisch (als Sprache der dänischen Minderheit in Schleswig-Holstein),Friesisch,Romani undNiederdeutsch. So sind Niederdeutsch, Friesisch und Dänisch in Schleswig-Holstein nach § 82 bLVwG neben dem Hochdeutschen als regionale Amtssprachen anerkannt. Demzufolge müssen – beispielsweise – Behörden in Schleswig-Holstein und nach einem Urteil des Bundesgerichtshofs auch das Patentamt in München auf Plattdeutsch gestellte Anträge bearbeiten.
Romani (Sprache derSinti undRoma): in Hessen gemäß Teil III, in der übrigen Bundesrepublik gemäß Teil II
Niederdeutsch: in Schleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachsen, Bremen, Mecklenburg-Vorpommern gemäß Teil III sowie in Nordrhein-Westfalen, Brandenburg und Sachsen-Anhalt gemäß Teil II
Die landesrechtlichen Umsetzungen sind teilweise noch nicht erfolgt – dies betrifft insbesondere die Sprache Romanes. Partiell (räumlich und/oder sachlich) haben in Schleswig-Holstein die Regional- und Minderheitensprachen Niederdeutsch, Dänisch und Friesisch (sieheFriesisch-Gesetz) den Rang einer Amtssprache. Andere in Deutschland (wie beispielsweise derjenischeSoziolekt oder dasJiddisch) oderallochthone Minderheitensprachen wie das Türkische oder Polnische wurden nicht in die Charta aufgenommen.[100][101]
Ehemals verbreitete Sprachen wieMoselromanisch (im 11. Jahrhundert ausgestorben),Polabisch (im 18. Jahrhundert ausgestorben) oder Jiddisch werden heute nicht oder kaum mehr gesprochen.
Die Aufnahme der deutschen Sprache als Bekenntnis in Artikel 22 desGrundgesetzes wurde 2008 gesellschaftlich diskutiert. Die deutsche ParteiCDU verabschiedete eine solche Forderung auf ihrem Parteitag im November 2008.[102] Andere Parteien kritisierten den Vorstoß als ausländerfeindliche Panikmache oder als unnötig, weil Deutsch selbstverständlich die Landessprache sei.[103][104] DieWissenschaftlichen Dienste des Deutschen Bundestages sind in einer Untersuchung zu dem Ergebnis gekommen, dass eine Aufnahme der deutschen Sprache als Symbol oder Staatsziel in das Grundgesetz rechtlich zulässig wäre.[105]
LautMikrozensus 2021 wird in knapp 80 Prozent der Privathaushalte in Deutschland ausschließlich Deutsch gesprochen. In weiteren 15 Prozent wird neben Deutsch mindestens eine weitere Sprache verwendet.[106]
In Österreich ist laut Artikel 8 Absatz 1Bundes-Verfassungsgesetz (BVG) aus dem Jahre 1920 die „deutsche Sprache“ (ohne nähere Spezifikation) die Staatssprache der Republik, unbeschadet der den sprachlichen Minderheiten eingeräumten Rechte. Neben dem Deutschen sindSlowenisch inKärnten und in derSteiermark sowieUngarisch undBurgenlandkroatisch imBurgenlandAmtssprachen. Tatsächlich gebräuchlich ist im Alltag wie auch im staatlichen Bereich jedochÖsterreichisches Deutsch als nationaleVarietät (Standardvarietät) des Hochdeutschen. Diese österreichische Standardvarietät wurde daher in der II. Republik durch dasÖsterreichische Wörterbuch staatlich normiert (erstmals 1951, als es alle alten deutschen Regelbücher ablöste).
Nach der Europäischen Charta der Regional- oder Minderheitensprachen sind die als Minderheitensprachen in Österreich anerkannten im Einzelnen folgende:
Ein viersprachiges Schild in der Schweiz: deutsch, französisch, italienisch und rätoromanisch
In der Schweiz ist Deutsch auf gesamtstaatlicher Ebene National- und Amtssprache nebenFranzösisch,Italienisch undRätoromanisch, das auf gesamtstaatlicher Ebene nur im direkten Verkehr mit Rätoromanen Amtssprache ist. Knapp 63 % der Bevölkerung, das sind etwa fünf Millionen Einwohner der Schweiz, geben Deutsch als Muttersprache an. Die in der Schweiz verwendete Form des Standarddeutschen, dasSchweizer Hochdeutsch, weist Unterschiede zur Standardsprache in Deutschland und Österreich in Bezug aufWortschatz,Wortbildung,Morphologie,Syntax,Orthographie undAussprache auf. Diese Besonderheiten werden alsHelvetismen bezeichnet. Umgangssprache ist zudem fast ausschließlichSchweizerdeutsch, eine Sammelbezeichnung für verschiedene Formen der angestammtenalemannischen Dialekte.
In 17 von 26Kantonen ist Deutsch alleinige Amtssprache, in vier weiteren Amtssprache neben Französisch (KantoneBern,Freiburg undWallis) bzw. neben Italienisch und Rätoromanisch (Graubünden). Auf Gemeindeebene kann jede Gemeinde ihre Amtssprache(n) in eigener Kompetenz festsetzen.
Die Schweiz ist der einzige Staat Europas, in dem dasJenische, eine Varietät des Deutschen, mit der Ratifizierung dereuropäischen Sprachencharta 1997 als „territorial nicht gebundene“ Sprache, wenngleich nicht als Amtssprache, anerkannt wurde.[107]
In Belgien ist Hochdeutsch auf gesamtstaatlicher Ebene mitNiederländisch undFranzösisch Amtssprache. InOstbelgien, den KantonenEupen undSankt Vith, ist Deutsch Amtssprache, daneben ist Französisch als Minderheitensprache kooffiziell. Umgekehrt ist es imKanton Malmedy sowie in denPlattdeutschen Gemeinden, wo Französisch Amtssprache und Deutsch Minderheitensprache ist. Insgesamt sprechen rund 100.000 Belgier Deutsch als Muttersprache, davon gehören etwa 80.000 zur Deutschsprachigen Gemeinschaft, etwa 0,7 % der gesamten Bevölkerung des Landes.[108][109]
Zweisprachiges Ortsschild in Luxemburg: Die kursive luxemburgische Bezeichnung(Waarken) ist dem amtlichen französischen Namen (Warken; hier identisch mit dem hochdeutschen Namen) untergeordnet.Zweisprachiges Hinweisschild in Luxemburg
In Luxemburg ist Hochdeutsch zusammen mitLuxemburgisch undFranzösischAmtssprache, Französisch ist jedoch „Legislativsprache“, d. h. beispielsweise für Gesetzestexte oder staatliche Ausschreibungen sind die französischen Fassungen maßgebend. Luxemburgisch ist einemoselfränkischeSprachvarietät des Deutschen, ist seit 1984 die einzige „Nationalsprache“ des Großherzogtums und findet insbesondere in Radio und TV (z. B.RTL Group) Verwendung. Das Hochdeutsche spielt jedoch hauptsächlich in denPrintmedien, in der Schule als ersteAlphabetisierungssprache,[110] in Büchern usw. nach wie vor eine dominierende Rolle; daher spricht man auch von einer luxemburgisch-hochdeutschenDiglossie. Laut Umfragen der EU[111] geben über 90 % der Luxemburger an, sowohl Deutsch auf hohem bis sehr hohem Niveau als auch Französisch ausreichend zu beherrschen. Das luxemburgische Amt für Statistik STATEC ermittelte 2011 folgende Verteilung der Umgangssprachen (zu Hause, Arbeit/Schule, mit Verwandten/Freunden): Luxemburgisch 70,5 %, Französisch 55,7 %, Hochdeutsch 30,6 %.[112] Alle öffentlichen Ämter sind gesetzlich verpflichtet, in der Sprache des Bürgers zu antworten, ohne sich jedoch in der Regel daran zu halten. Für Ortsnamen und damit auch Ortsschilder sind die amtlichen französischen Bezeichnungen maßgeblich (z. B. „Dudelange“ für Düdelingen oder „Luxembourg“ für Luxemburg), wobei darunter oft kursiv der Ortsname auf Luxemburgisch steht. Sonstige Straßenschilder sind mehrheitlich auf Französisch und Hochdeutsch, seltener auf Luxemburgisch beschriftet (z. B. an Autobahnen der Hinweis auf eine „Arrêt de secours/Nothaltebucht“).
In den Druckmedien sind alle drei Sprachen vertreten, aber in unterschiedlicher Gewichtung. Die größte TageszeitungLuxemburger Wort / La Voix du Luxembourg mischt in ihrer Druckversion Artikel deutscher, französischer und luxemburgischer Sprache und bietet in ihrem Internetauftritt die Wahl zwischen Deutsch, Französisch, Englisch und Portugiesisch.[113] Die zweitgrößte ZeitungTageblatt mischt in ihrer Druckversion die drei Amtssprachen ebenso, stellt ihre Website jedoch nur auf Deutsch zur Verfügung.[114] Die Sprachverwendung luxemburgischer Unternehmen ist sehr von der Art des Gewerbes bestimmt; so sind Werbung und Websites von Handwerksbetrieben sehr oft ausschließlich deutsch, wohingegen Anwaltskanzleien, Architekten oder Steuerberater ihre Webseite in den meisten Fällen nur auf Französisch und Englisch zur Verfügung stellen. Websites von Privatleuten, Schulen oder Clubs usw. mischen oft die drei Amtssprachen auf ihren Seiten. Obwohl das Standarddeutsche und das Luxemburgische auf den Internetseiten der politischen Parteien überwiegen, sind die Seiten von öffentlichen Ämtern mehrheitlich nur auf Französisch verfügbar.[115]
In den baltischen StaatenEstland,Lettland undLitauen leben noch gut 8000 Mitglieder der deutschen Minderheit (Deutsch-Balten, Ostpreußen undRusslanddeutsche), die Hochdeutsch und teilweise auch Plattdeutsch sprechen. Für Estland wird die Anzahl auf unter 2000 (im Jahr 2000: 1870), für Lettland auf gut 3000 (2004: 3311) und ebenfalls für Litauen auf gut 3000[116] recht genau beziffert. Von den exakt mit 3243 angegebenen in Litauen lebenden Deutschen sprechen als Muttersprache aber nach dieser Angabe nur noch 804 Deutsch.
In Dänemark wird Deutsch von den etwa 15.000[117] Angehörigen der deutschen Volksgruppe inNordschleswig gesprochen und genießt Minderheitssprachrechte, ohne jedoch eine Amtssprache auf nationaler oder regionaler Ebene zu sein.[118] Ein Teil der Minderheit spricht zudem Niederdeutsch alsNordschleswiger Platt. Schätzungsweise zwei Drittel von ihnen verwenden jedoch densüdjütischen Dialekt derdänischen Sprache als Umgangssprache und Deutsch als Hochsprache.[119] DänischeVolkszählungen erfassen keine Angaben zu Sprache und ethnischer Zugehörigkeit. Deutsche Schulen in Nordschleswig sind wie andere freie Schulen in Dänemark zu über 80 % staatlich subventioniert; hierzu kommt ein besonderer Zuschlag zur Deckung des zweisprachigen Muttersprachenunterrichtes, so dass deutsche Schulen in der Praxis mit kommunalen Schulen völlig gleichgestellt sind.
In Frankreich werden die elsässischen und lothringisch-fränkischen Dialekte von rund 1,2 Millionen Personen gesprochen, vor allem imElsass und dem nordöstlichen TeilLothringens (Département Moselle). 66 % der Elsässer gaben 2022 an, über Kenntnisse in Elsässisch zu verfügen (46 % gute Kenntnisse, 20 % geringe Kenntnisse).[79][120] Die Sprecherzahlen sind allerdings rückläufig, insbesondere in Lothringen und in den Städten. Im Jahr 2012 betrug der Anteil noch gesamt 76 %, allerdings war der Anteil der guten Dialektsprecher im selben Jahr um 3 % geringer. Im Département Moselle betrug 1999 die Zahl der Dialektsprecher etwa 170.000 (17 %)[121]; die Südwesthälfte des Départements war allerdings nie deutschsprachig oder bereits seit demDreißigjährigen Krieg nicht mehr.
DieFranzösische Republik erkennt trotz der Existenz von achtregional verbreiteten Sprachen (und weiteren überregional verbreiteten) nebenFranzösisch keine anderen Sprachen als offiziell im Sinne vonAmtssprache an. Französisch ist laut Verfassung „Sprache der Republik“. Dennoch haben die anderen Sprachen eine offizielle Anerkennung alslangues régionales – darunter in der ehemaligenRegion Elsass und demDépartement Moselle die lokal verbreiteten deutschen Dialekte sowie Hochdeutsch als Schriftform und Bezugssprache dieser regionalen Mundarten. Dieser Status wirkt sich zumeist nur in der Bildungspolitik aus, da die Regionalsprachen in unterschiedlicher Intensität in der Schule gelernt werden können. Gerade der Status des Deutschen wird jedoch gegenüber anderen Regionalsprachen noch gestärkt, da infolge der Grenzverschiebungen in den Weltkriegen von einem höheren Bevölkerungsanteil mit mangelnden Französischkenntnissen ausgegangen wurde. So erhalten Mitarbeiter von Behörden einen höheren Lohn, wenn sie Deutsch beherrschen. Einen besonders offiziellen Status erhält Deutsch dadurch, dass die offiziellen Wahlkampftexte(profession de foi), die jeder Kandidat vorlegen muss, der sich zu einer Wahl aufstellen lässt, in einer (inhaltlich gleichen) französischen und deutschen Version sein sollen. Dabei wird nur Hochdeutsch akzeptiert. In jeder anderen Region werden offizielle Veröffentlichungen in einer anderen Sprache als Französisch nicht anerkannt und z. T. von den Präfekturen eingezogen. In den Kirchen finden noch manchmal gemischt- oder dialektsprachige Gottesdienste statt.
Nach jahrzehntelangemWiderstand französischer Behörden begann erst in den 1990er Jahren eine Rückbesinnung auf die elsässischen und lothringischen Dialekte sowie das Hochdeutsche. So sprachen 2022 ca. 54 % der Elsässer sehr gut oder gut Hochdeutsch, über 18 % der elsässischen Vor- und Grundschüler besuchen eine zweisprachige Schule und 82,5 % aller Schüler im Elsass lernten im Jahr 2018 Hochdeutsch als Fremdsprache. In den Grund- und Vorschulen betrug dieser Prozentsatz fast 100 %.[122][123] Auch in Lothringen gibt es mehrere Schulen mit paritätischem oder verstärktem Deutschunterricht.[124] Im Elsass werden zudem Dialektkurse für Erwachsene angeboten.[125]
Die einzige komplett deutschsprachige Zeitung ist die „Riviera-Côte d’Azur-Zeitung“ inNizza, die sich vornehmlich an Touristen richtet. Im Elsass und in Lothringen mussten alle deutschsprachigen Tages- und Wochenzeitungen aufgeben, da sie in der Vergangenheit durch viele staatliche Restriktionen und durch den teils freiwilligen, teils erzwungenen Wechsel von Deutsch/Elsässisch zu Französisch als Umgangssprache in den Jahrzehnten nach 1945 Leser verloren hatten. Die wichtigste gedruckte Informationsquelle für die deutschsprachigen Elsässer ist derzeit die tägliche mehrseitige deutschsprachige Beilage der ZeitungenL’Alsace (Mülhausen/Mulhouse) undDernières Nouvelles d’Alsace (Straßburg).[126][127]
In Italien ist Deutsch regional inSüdtirol (nebenItalienisch und örtlichLadinisch) Amtssprache. Von den etwa 509.000 Einwohnern Südtirols (Stand 2012) gaben bei der letzten Volkszählung 2011 62,3 % der Bevölkerung der Autonomen Provinz Bozen Deutsch als ihre Muttersprache an (laut offizieller Sprachgruppenerklärung, ohne Berücksichtigung von Fremdsprachen, 69,4 %). Die Tendenz ist aufgrund steigender Einwohnerzahl auch bei anteilmäßiger Abnahme leicht steigend (Volkszählung 1991 etwa 65,3 %). Etwa 75 % der italienischsprechenden Bevölkerung lebt in den drei größten StädtenBozen,Meran undBrixen mit 73,8 %, 49,1 %, bzw. 25,8 % Anteil an der jeweiligen Stadtbevölkerung (Sprachgruppenerklärung, Stand 2011). Alle öffentlichen Ämter sind gesetzlich zweisprachig, genauso wie sämtliche Orts- und Straßenschilder. Diese und andere Beschilderungen im öffentlichen Leben waren bis zum zweitenAutonomiestatut von 1972 beinahe ausschließlich italienisch, da Deutsch diesbezüglich unerwünscht oder gar verboten war. Heute überwiegt das Deutsche außer in Bozen und Meran deutlich. Außerhalb der genannten größten Städte in Südtirol und desSüdtiroler Unterlands ist das Italienische als Alltagssprache kaum vorhanden.
Deutsch ist über das eigentliche Südtirol hinaus Amtssprache derRegion Trentino-Südtirol. Im Trentino gibt es allerdings nur zwei kleinere Gebiete, in denen noch deutsche Dialekte gesprochen werden: dasFersental und die GemeindeLusern. Daneben hat das Deutsche in Italien auch im zur autonomenRegion Aosta gehörenden und teils von Walsern bewohnten Tal vonGressoney einen kooffiziellen Status (neben Italienisch und Französisch). Die deutsch-/alemannischsprachige Bevölkerung umfasst hier aber nur einige Dörfer. Deutsche Sprachminderheiten gibt es zudem in den Regionen Venetien und Friaul (u. a.Pladen,Zahre,Tischlwang,Kanaltal sowie Reste desZimbrischen in denSieben Gemeinden undDreizehn Gemeinden).
In Polen leben – obwohl in der kommunistischen Zeit der Gebrauch der deutschen Sprache insbesondere in Schlesien sowohl im öffentlichen Leben, in Kirchen und Schulen, als auch im Privatleben verboten war – laut Volkszählung (2011) rund 58.000 deutsche Muttersprachler.[128] Diese konzentrieren sich heute hauptsächlich auf dieWoiwodschaft Opole/Oppeln, wo Deutsch in mehreren Gemeinden offiziellen Status als „Hilfssprache“ hat. Es erscheinen mehrere deutschsprachige Zeitungen in Polen mit Auflagen von bis zu 10.000 Stück. Dazu gibt es neben dem halbstündigen deutschsprachigen Programm vonRadio Polonia auch eine viertelstündige deutschsprachige Hörfunksendung namensSchlesien Aktuell. Des Weiteren wird wöchentlich aufTVP Opole undTVP Katowice für 15 Minuten eine deutschsprachige Fernsehsendung,Schlesien Journal, ausgestrahlt. In der Hauptstadt Warschau gibt es die deutsch-polnischeBegegnungsschuleWilly-Brandt-Schule, in der auch in deutscher Sprache unterrichtet wird. Mehrsprachige Ortsschilder werden laut polnischem Recht ab einem Minderheitsanteil von mindestens 20 % in der jeweiligen Gemeinde oder Stadt verwendet, welcher in der Woiwodschaft Opole stellenweise erreicht wird.
In Russland ergab die letzte Volkszählung im Jahre 2002 eine Gesamtzahl von 597.212 Deutschen, davon alleine 350.000 inSibirien. Nur ein Teil der Russlanddeutschen spricht jedoch Deutsch als Muttersprache.
In Rumänien leben etwa 40.000 bis 50.000 deutsche Muttersprachler, was etwa 0,2 bis 0,3 % der rumänischen Bevölkerung entspricht. Diese Bevölkerungsgruppe setzt sich hauptsächlich aus den Siebenbürger Sachsen sowie den Donauschwaben zusammen. Aufgrund der massiven Abwanderung der jungen Generationen nach Deutschland und Österreich vor allem nach 1990 leiden diese Bevölkerungsgruppen jedoch unter einer starken Überalterung; das Durchschnittsalter liegt bei etwa 69 Jahren. Trotz dieses niedrigen Bevölkerungsanteils wird die deutsche Sprache weitläufig als kulturelles Erbe angesehen, genießt alle Rechte einer Minderheitensprache und ist vor allem in Städten und Gemeinden wie z. B.Hermannstadt,Schäßburg,Temeswar oderSathmar präsent, weshalb dort auch des Öfteren mehrsprachige Beschilderungen zu finden sind. Darüber hinaus ist die deutsche Minderheit durch die Partei „Demokratisches Forum der Deutschen in Rumänien“ auch politisch aktiv und stellt beispielsweise seit dem Jahr 2000 den Bürgermeister oder die Bürgermeisterin von Hermannstadt sowie zeitweise den Kreisratsvorsitzenden desKreises Sibiu. Zudem ist der seit November 2014 amtierende StaatspräsidentKlaus Iohannis Siebenbürger Sachse. In einigen Gebieten der deutschen Minderheit besteht auch nennenswerte deutsche Infrastruktur in Form von Kindergärten, Grund-, Haupt- und Hochschulen sowie Theatern, aber auch Zeitungen wie der wöchentlichenHermannstädter Zeitung oder derAllgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien.[129]
In Tschechien existiert noch eine kleine deutsche Minderheit von etwa 41.200 Menschen (0,4 % der Gesamtbevölkerung), Überreste der Sudetendeutschen, die derVertreibung nach dem Zweiten Weltkrieg entgangen sind. Die Zahl der deutschen Muttersprachler sinkt beständig, da vor allem die jüngeren Generationen der Minderheit einem extremen Assimilationsdruck des Tschechischen ausgeliefert sind und zum großen Teil nicht mehr mit Deutsch aufwachsen. Die Bezeichnung „Sudetendeutsche“ ist darüber hinaus auch nicht mehr gebräuchlich, stattdessen verwendet man gewöhnlich den Begriff „Deutsche in Tschechien“, welche seit derWende 1990 gewisse Minderheitenrechte genießen und in der „Landesversammlung der Deutschen in Böhmen, Mähren und Schlesien“ sowie im „Kulturverband der Bürger deutscher Nationalität“ organisiert sind. Eine deutsche Infrastruktur, wie Kindergärten, Schulen, Straßen- oder Ortsschilder existiert flächendeckend nicht mehr und die deutsche Sprache hat weder regionales noch nationales Amts- oder Verkehrssprachenstatut. Es erscheinen jedoch deutschsprachige Wochenzeitungen wie dasLandesecho – Zeitschrift der Deutschen in der Tschechischen Republik und diePrager Zeitung, die an die früheredeutschsprachige Kultur in Prag anknüpft.
Die deutsche Minderheit inUngarn(Ungarndeutsche) genießt Minderheitenrechte, ist jedoch, besonders in den jüngeren Generationen, bereits weitgehend assimiliert, so dass Deutsch meistens nur noch als Fremdsprache gelernt wird. Offiziell spricht man von etwa 200.000 Ungarndeutschen. Tatsächlich dürften davon aber höchstens noch etwa 50.000 deutsche Muttersprachler sein (etwa 0,5 % der Gesamtbevölkerung). Da die Minderheit sehr zerstreut über das Land lebt und nur wenig Identitätsbewusstsein hat, spricht man daher oft von einer Doppelidentität der Ungarndeutschen. Zweisprachige Orts-, Straßen-, Verkehrs- und Amtsschilder findet man beispielsweise in der Stadt Ödenburg (Sopron) nahe der österreichischen Grenze und vereinzelt auch in anderen Landesteilen. In anderen Gebieten mit größerer deutscher Minderheit gibt es sehr vereinzelt deutsche Kindergartengruppen oder Schulklassen. Die deutsche Minderheit in Ungarn ist in der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen organisiert.
Laut den Ergebnissen der letzten Volkszählung sprachen im Jahr 2006 77.576 oder etwa 0,4 % der damals bekannten 19.855.287 Einwohner Australiens zu Hause deutsch. Die meisten dieser Deutsch-Sprecher lebten, wie die Mehrheit der Gesamtbevölkerung, in den Millionenstädten des Landes (Melbourne,Sydney,Brisbane,Perth,Adelaide). Den größten Anteil an der Gesamtbevölkerung mit festem Wohnsitz bildeten die Deutschsprecher in Adelaide (0,57 %) und seinen Vororten (0,68 %), derSunshine Coast (0,64 %) undGold Coast (0,52 %), derCape-York-Halbinsel einschließlich der feuchten Tropen mitCairns und Umland (0,61 %) sowie einem Teil des Grenzgebietes zwischenNeu-Süd-Wales undVictoria (0,52 %), außerdem in Melbourne und entlang der Küste von Neu-Süd-Wales.
Zu diesen praktizierenden Deutschsprechern kommen diejenigen hinzu, die Deutsch beherrschen, es aber nicht mehr täglich verwenden. Des Weiteren gibt es eine deutschsprachige Wochenzeitung in Australien mit Namen „Die Woche in Australien“. Sie richtet sich hauptsächlich an deutsch-, österreichisch- und schweizstämmige Einwanderer und bietet sowohl Artikel zu Geschehnissen in Europa als auch Neuigkeiten innerhalb der deutschsprachigen Gemeinschaft Australiens.
Über die Zahl der Deutschsprecher hinaus ist die Zahl der Deutschstämmigen wesentlich höher, beträgt vielleicht etwa eine halbe bis eine Million Menschen oder mehr, ist aber damit im Vergleich zum Anteil der Deutschstämmigen an der Bevölkerung der Vereinigten Staaten von Amerika dennoch ziemlich gering. Dennoch spielten einige Deutsche eine recht bedeutende Rolle in der Geschichte, insbesondere bei der Entdeckung und Erforschung Australiens.
Wahrhaft repräsentative und fundierte Zahlen zur Zahl der deutschen Muttersprachler in Brasilien gibt es nicht. Schätzungen zufolge leben in Brasilien jedoch etwa zwei bis fünf Millionen Deutschstämmige, von denen etwa 850.000 bis 900.000bilingual (Deutsch undPortugiesisch) sein dürften und somit als deutsche Muttersprachler gewertet werden könnten.Ethnologue hingegen gibt allein für dasRiograndenser Hunsrückisch 3.000.000 Sprecher an, die sich allerdings mit den geschätzt etwa 1.500.000 Sprechern des Standarddeutschen überschneiden dürften.[130] Die Bevölkerungsgruppe des Riograndenser Hunsrückisch konzentriert sich im Wesentlichen auf die StaatenSanta Catarina undRio Grande do Sul im Süden des Landes und hier eher auf kleine, nicht an der Küste liegende Städte. Beispiele hierfür sindPomerode,Santa Rosa de Lima oderTreze Tílias, in denen noch große Teile der Bevölkerung Deutsch sprechen.
Neben dem Riograndenser Hunsrückisch spielt auchPomerano eine größere Rolle. Dieser deutsche Dialekt, der aus demOstpommerschen entstanden ist, ist heute insbesondere im BundesstaatEspírito Santo vertreten, wird aber auch inMinas Gerais,Rondônia (ab 1970),Santa Catarina undRio Grande do Sul gesprochen. Von den laut Ethnologue 300.000 Sprechern in Brasilien sollen 120.000 in Espírito Santo leben.[131]
Während Südbrasilien Anfang des 20. Jahrhunderts noch hauptsächlich deutschsprachig war, wurde die deutsche Sprache durch Assimilation und durch Unterdrückung oder gar Verbot in der Mitte des 20. Jahrhunderts – besonders während desZweiten Weltkrieges – durch Portugiesisch verdrängt. Im Laufe der Jahre hat sich die Situation jedoch maßgeblich geändert, sodass heute die deutsche Sprache als kulturelles Erbe besonders gefördert wird und der Region umBlumenau sogar als touristisches Aushängeschild dient, obgleich gerade hier die deutsche Sprache nur noch begrenzt gesprochen wird. Deutsche Infrastruktur in Form von Zeitungen und Schulen existiert zwar begrenzt, doch im öffentlichen Bereich ist Deutsch kaum vorhanden, da Portugiesisch alleinige Amtssprache ist und der Schaden durch Unterdrückung an der deutschen Sprachgruppe in Brasilien zu groß und andauernd war, um reversibel zu sein. Dennoch haben seit 2010 etliche Gemeinden deutsche Dialekte zur zweiten Amtssprache auf kommunaler Ebene erhoben.[132]
InKanada sprechen 438.000 Menschen Deutsch als Muttersprache,[84] darunter auch viele Mennoniten etwa in Ontario. Das entspricht etwa 1,5 % der Gesamtbevölkerung. Diese sind meist deutsche Siedler aus dem 19. sowie Einwanderer aus dem 20. Jahrhundert. In Kanada sind jedoch nur Französisch und Englisch Amtssprachen.
Deutsch war mitAfrikaans undEnglisch Amtssprache im damaligenSüdwestafrika in der Zeit derApartheid von Juni 1984 bis zur UnabhängigkeitNamibias 1990. Seitdem ist Englisch die einzige landesweite Amtssprache und Deutsch nunmehrVerkehrssprache und eine von etwa 20Nationalsprachen des Landes. Damit ist Namibia das einzige außereuropäische Land, in dem Deutsch einen rechtlichen Status auf nationaler Ebene hat und deshalb per Verfassung als Teil der namibischen Kultur gesetzlich verankert ist. Etwa 20.000 Namibier (weniger als ein Prozent der Gesamtbevölkerung) geben Deutsch als ihre Muttersprache an.
Der nördliche Teil des pazifischen StaatesPapua-Neuguinea war unter dem NamenDeutsch-Neuguinea von 1884 bis 1914 deutsche Kolonie. Zwar wurden die meisten Kolonisten aus demDeutschen Kaiserreich 1915 von australischen Truppen vertrieben, die NationalspracheTok Pisin ist allerdings durch die deutsche Sprache beeinflusst worden. Weitere Amtssprachen sind die neue Kolonialsprache Englisch undHiri Motu. Als Muttersprache wird die deutsche Sprache lediglich von etwa 100 zumeist älteren Menschen gesprochen. Die hier gesprochene lokale Varietät nennt sich Unserdeutsch.
InParaguay haben laut Ethnologue 166.000 Personen Standarddeutsch als Muttersprache, darunter 19.000, die Standarddeutsch undPlautdietsch zusammen als Muttersprache haben. Hinzu kommen weitere 19.000 Personen, deren Muttersprache allein Plautdietsch ist.[89]
Eine wichtige Gruppe unter den deutschsprachigen Einwohnern Paraguays sind die deutschsprachigenMennoniten, die seit 1927 meist aus Russland eingewandert sind. Durch weitere Zuwanderung aus den Vereinigten Staaten, Kanada und Mexiko beläuft sich ihre Anzahl inzwischen auf 45.000–50.000 Personen. Sie leben vor allem im Nordwesten des Landes und im Chaco, wo sie eine zahlenmäßig unbedeutende, aber mit großer Wirtschaftskraft und bestimmten Privilegien ausgestattete Minderheit bilden. Sie sprechen meist den niederdeutschen DialektPlautdietsch. Dennoch spielt das Hochdeutsche in den mennonitischen Kolonien eine signifikante Rolle: insbesondere als Kirchen-, Schul- und Verwaltungssprache sowie als Sprache der Medien.5 bis 7 % der paraguayischen Bevölkerung sind Einwanderer deutscher Herkunft. Die Volkszählung im Jahr 2002 belegt 1838 (≈ 0,035 % der Bevölkerung) in Paraguay lebende Personen, die in Deutschland geboren sind. In der Regierungszeit des deutschstämmigen DiktatorsAlfredo Stroessner, der in den Jahren 1954 bis 1989 das Amt des Staatspräsidenten innehatte, sind zehntausende aus Brasilien stammende Deutschbrasilianer eingewandert. Allein in den Jahren 1973/74 waren es 42.000, vor allem in die Departements Alto Paraná, Caazapá, Itapua, Canendiyú, Caaguazú und San Pedro. Allein in diesen Departements leben heute weit über 100.000 Deutschbrasilianer in 9 Groß- und 45 Randsiedlungen. Ein weiteres Zentrum der Einwanderung liegt um Hohenau herum mit mindestens 30.000–35.000 Deutschbrasilianern. Seit demSturz Stroessners im Februar 1989 kamen weitere 150.000 Deutschstämmige aus Südbrasilien dazu. An der argentinischen Grenze wohnen auch viele polnisch- und ukrainischstämmige Menschen.
Einer Hochrechnung des U.S. Census Bureau auf der Grundlage des American Community Survey von 2007 zufolge ist es Heimsprache von 1.104.354 Einwohnern der Vereinigten Staaten und liegt damit an siebter Stelle unter den meistgesprochenen Sprachen.[98]
Dass Hochdeutsch beinahe Amtssprache der Vereinigten Staaten geworden wäre, ist einGerücht, das auf eine Fehlinterpretation zurückzuführen ist (Muhlenberg-Legende). Tatsächlich bezog sich dieses Gerücht auf den gescheiterten Versuch, Gesetzestexte im StaatVirginia in Zukunft auch auf Deutsch veröffentlichen zu lassen.
Allerdings stellen die Deutschen wohl insgesamt, je nach Rechnungsweise, die zahlenmäßig bedeutendste oder zweit-bedeutendste Gruppe von Vorfahren der heutigen Bevölkerung der USA dar, um den ersten Platz mit Nachfahren von Einwanderern von den britischen Inseln (Engländern, Schotten, Kymren, Iren – je nachdem, ob diese zusammengerechnet werden, oder nicht, und wer als Deutscher gilt; siehe Census) konkurrierend.
Die Bezifferung der Fremdsprachler der deutschen Sprache weltweit beruht auf sehr vagen Schätzungen. Die mit gut 16 Millionen geringste genannte Anzahl basiert auf einer Erhebung derStändigen Arbeitsgruppe Deutsch als Fremdsprache des Auswärtigen Amtes der Bundesrepublik Deutschland und desGoethe-Instituts aus dem Jahr 2005 (die Erhebung aus dem Jahr 2000 bezifferte die Zahl der Deutschlerner weltweit noch auf gut 20 Millionen),[133] ist aber in der Aussage, alle Menschen zu erfassen, die Deutsch alsFremdsprache beherrschen, ebenso unrealistisch wie entgegengesetzte Extremzahlen von mehreren 100 Millionen. Die von derStändigen Arbeitsgruppe Deutsch als Fremdsprache genannte Zahl ist allenfalls geeignet, die Anzahl derjenigen zu beziffern, die Deutsch im Ausland in erfassten Bildungseinrichtungen als Fremdsprache erlernen und schließt mithin nicht diejenigen ein, die auf anderem Wege – z. B. durch „direkte Berührung“ in den deutschsprachigen Ländern und angrenzenden Regionen (u. a. Gastarbeiter) oder durch Kurse (Universitäten, Volkshochschulen usw.) – die deutsche Sprache erlernt haben.
Allein schon für den Bereich der Europäischen Union wurde im Mai bis Juni des Jahres 2005 durch das Eurobarometer eine Anzahl von rund 55 Millionen EU-Bürgern (12 Prozent) ermittelt, die Deutsch als Fremdsprache beherrschen, darunter rund 6 Millionen in Deutschland, in einer zweiten Erhebung des Eurobarometers von November bis Dezember 2005 sind es 14 Prozent[68] (siehe auch Kurzfassung inAmtssprachen der Europäischen Union). Unter Berücksichtigung einer Gesamtbandbreite aus Standardabweichung und Wahrscheinlichkeit ist von einer Anzahl zwischen 50 und 60 Millionen innerhalb der EU auszugehen. Nicht inbegriffen in diese Zahl sind unter anderen die Fremdsprachler der deutschen Sprache in der Schweiz (mehr als 2 Millionen), in Russland (nach Schätzungen könnten es 10 Millionen oder mehr sein, nach Angabe derStändigen Arbeitsgruppe Deutsch als Fremdsprache: knapp 5 Millionen), in Ländern außerhalb der EU, in denen ehemalige Gastarbeiter und ihre Familien leben (Türkei, Ex-Jugoslawien).
Deutsch wird in vielen Ländern als Fremdsprache gelehrt. Die Lehr- und Lernmittel enthalten dasStandarddeutsch der Schweiz, Österreichs oder Deutschlands.
In Europa ist die deutsche Sprache nach Englisch und Russisch als Fremdsprache am weitesten verbreitet. Besonders häufig wird Deutsch als Fremdsprache in denNiederlanden, inBelgien,Skandinavien,Russland, imBaltikum, inSlowenien,Kroatien,Polen,Bosnien und Herzegowina, imElsass, in der frankophonen sowie in der italienischsprachigenSchweiz, inSerbien,Montenegro,Ungarn, derSlowakei,Tschechien,Nordmazedonien,Belarus undBulgarien gewählt.[134] In einigen dieser Länder und Regionen ist Deutsch in der Schule die erste Fremdsprache; es steht damit noch vor dem Englischen. Auch inJapan lernt man häufig Deutsch. In anderen Ländern, so in Frankreich (rund vier Millionen nach Eurobarometer, die Deutsch als Fremdsprache beherrschen) und den Vereinigten Staaten, wo nach einer Gallup-Studie aus dem Jahre 2001 rund 7,5 Millionen Amerikaner Deutsch als Fremdsprache beherrschen,[135] verliert Deutsch zunehmend an Bedeutung gegenüberSpanisch. InOstasien (Japan) wurde im 19. und 20. Jahrhundert Deutsch als Medizinsprache verwendet (anstelle vonLatein).
Deutsch war im Jahr 2002 die nachEnglisch am meisten verwendete Sprache imInternet (gefolgt vonFranzösisch,Japanisch, Spanisch undChinesisch). Etwa 7,7 Prozent aller Seiten im Internet waren damals auf Deutsch (Internetseiten auf Englisch: etwa 50 %).[136] Für 2007 werden etwa 5,9 % für das Deutsche angegeben (45 % für das Englische, 4,4 % für Französisch).[137] W3Techs erhebt im Jahr 2024 auf 5,4 % der Websites Deutsch als Sprache (49,9 % Englisch, 5,8 % Spanisch).[138]
Nach einer Erhebung derStändigen Arbeitsgruppe Deutsch als Fremdsprache, der u. a. dasAuswärtige Amt und das Goethe-Institut angehören, gab es 2000 die meisten Deutschlerner in:
Russland: 4.657.500 (3,26 %) (nach Schätzungen bis über 10 Millionen)
Polen: 2.202.708 (5,70 %) (nach Eurobarometer rund 7 Millionen)
Frankreich: 1.603.813 (2,52 %) (nach Eurobarometer rund 4 Millionen)
Tschechien: 799.071 (7,80 %) (nach Eurobarometer rund 3 Millionen)
der Ukraine: 629.742
Ungarn: 629.472 (nach Eurobarometer rund 3,5 Millionen)
Kasachstan: 629.874
den Niederlanden: 591.190
den Vereinigten Staaten: 551.274 (nach einer Gallup-Studie rund 7,5 Millionen)
FürKamerun wird die Anzahl der Deutschlerner nach einem Bericht derDeutschen Welle mit rund 200.000 angegeben. Insgesamt sprechen in Kamerun 300.000 Menschen Deutsch als Fremdsprache.[139][140]
InUsbekistan erlernen gut 50 Prozent der rund 1,2 Millionen Schüler des Landes Deutsch,[141] die Maximalangabe liegt bei 750.000.[142]
Nach Darstellung derEurobarometer-Umfrage 2012 ist unter den Europäern Deutsch zusammen mit Französisch die am zweithäufigsten gesprochene Fremdsprache. Mehr als jeder dritte Europäer spricht Englisch (38 %) und jeder achte Deutsch (12 %) als Fremdsprache. Vor allem in den Niederlanden, der Slowakei, Belgien, Dänemark, Schweden, Kroatien und Slowenien ist die Kenntnis der deutschen Sprache weit verbreitet; in diesen Ländern liegt der Anteil der Bevölkerung mit Deutschkenntnissen zwischen 20 und rund 71 Prozent.[143]
Deutsch ist eine von 24[144]Amtssprachen der Europäischen Union und neben Englisch und Französisch auchArbeitssprache derEuropäischen Union. Deutsch ist die meistgesprochene Muttersprache in der Europäischen Union und knapp nach Englisch und mit Abstand vor Französisch zweitmeistgesprochene Sprache (Mutter- und Fremdsprachler) der Europäischen Union. Allerdings verfügen weniger als 20 Prozent der Bediensteten derEuropäischen Kommission über Deutschkenntnisse und de facto erschöpft sich der Status als Arbeitssprache in der Vorlage von Texten für die abschließenden Beratungen.[145]
In derUNO ist Deutsch keine Amts- respektive Arbeitssprache. Eine Sonderstellung gegenüber den anderen Nicht-Amtssprachen besteht darin, dass seit 1975 der Deutsche Übersetzungsdienst der Vereinten Nationen für wichtige offizielle Dokumente deutsche Versionen erstellt. Finanziert wird der Dienst, der in das UN-Sekretariat eingegliedert ist, von einem Treuhandfonds, den Deutschland, Liechtenstein, Österreich und die Schweiz mit Beiträgen fördern.
Das deutsche Alphabet ist diejenige Variante des lateinischen Alphabets, die zur Schreibung der deutschen Sprache verwendet wird. Im heutigen standardisierten Gebrauch umfasst es die 26 Grundbuchstaben des lateinischen Alphabets zuzüglich der drei Umlaute (Ä, Ö, Ü). In Deutschland, Österreich und Luxemburg sowie den deutschsprachigen Minderheiten in Belgien, Dänemark (Nordschleswig), Italien (Südtirol) und Polen (Oberschlesien) kommt das Eszett (ß) (auch „scharfes S“ genannt) hinzu, in der Schweiz und in Liechtenstein jedoch nicht mehr.
Die deutsche Sprache hat im Vergleich mit anderen germanischen Sprachen ein reiches System von Wortformen (Flexion) bewahrt, in einem Ausmaß wie sonst nur das Isländische. Deutsch unterscheidet drei Genera (grammatische Geschlechter) bei Substantiven, mit denen die Formen der begleitenden Artikel und Adjektive übereinstimmen müssen, ferner bei diesen drei Wortarten vier Kasus und zwei Numeri (Singular und Plural). Ungewöhnlich ist die zusätzliche „stark/schwach“-Flexion der Adjektive, die davon abhängt, welche Art von Artikel vorausgeht. Deutsch markiert Formen für Tempus, Person und Modus am Verb und nutzt Hilfsverben zum Ausdruck weiterer grammatischer Kategorien. Verben erscheinen mit einem reichen System an Präfixen, Partikeln und anderen Elementen, die zusammengesetzte Verben ergeben. Typisch für das Deutsche ist auch eine hohe Anzahl von Präpositionen und ein reiches Inventar anAbtönungspartikeln(halt,eben,eh) und anKomposita.
Erbwörter sind diejenigenLexeme, die seit der Zeit des Protogermanischen ununterbrochen Teil des Wortschatzes derjenigen germanischen Varietäten gewesen sind, aus denen sich das heutige Deutsche entwickelt hat. Einen großen Teil dieser Wörter hatte das Protogermanische seinerseits aus dem Protoindogermanischen/Protoindoeuropäischen ererbt.
Zu den Erbwörtern gehören Wörter wiezwei, Zaun, hundert, Liebe, Zahn oderVieh. Lehn- und Fremdwörter entstammen nicht dem germanischen Grundstock, sondern sind in die deutsche Sprache gelangt. Die meisten dieser Wörter stammen aus anderen indogermanischen/indoeuropäischen Sprachen. Dabei sind Fremdwörter im Gegensatz zu Lehnwörtern an der Betonung, der Schreibweise oder der Aussprache als „fremd“ erkennbar. Beispiele für Lehnwörter aus dem Lateinischen sindFenster, Wein, Straße, Ziegel oderRettich, währendPfaffe, Kirche, Graf, Meter undThron altgriechischen Ursprungs sind. Einige Lehnwörter hat das Deutsche aus demHebräischen übernommen, wie z. B.dufte (aus טוֹב ‚gut‘) oderPleite (aus פלטה ‚Flucht‘).
Fremdwörter altgriechischer Herkunft sindBiologie, Theologie, Mathematik, Apotheke, Arktis, Historie, Chronometer, Demokratie oderArithmetik. Fremdwörter italienischer Herkunft sind beispielsweiseBilanz undMelone; aus dem Französischen stammenGarderobe, Toilette undPissoir.
Die allermeisten Lehn- und Fremdwörter in der deutschen Sprache sind ihrerseits indogermanischen Ursprungs. So gehenBruch undFraktur auf ein und dasselbe indogermanische Wort zurück. WährendBruch ein germanisches Erbwort ist, entstammtFraktur (oderFraktion sowieFragment) dem Lateinischen. Ähnlich verhält es sich mit dem ErbwortJoch und dem indischen FremdwortYoga.
Englisch ist keine offizielleAmtssprache in Deutschland. Im Dezember 2014 forderte der EuropapolitikerAlexander Graf Lambsdorff, neben Deutsch die englische Sprache alsVerwaltungs- und später als Amtssprache zuzulassen, um die Bedingungen für qualifizierte Zuwanderer zu verbessern, denFachkräftemangel abzuwenden und Investitionen[146] zu erleichtern. In mehreren Städten und Bundesländern gibt es bereits Angebote in englischer Sprache, teils wurde sie auch zur offiziellen Verwaltungssprache erhoben, im Jahr 2015 etwa inDüsseldorf.[147] Die Zugänglichkeit für z. B.Expats und internationale Wissenschaftler auf dem deutschen Arbeitsmarkt soll damit erhöht werden; diese Arbeitskräfte haben meist hohe Einkommen und würden sich eher entscheiden, in Deutschland zu bleiben, wenn sie die Behörden besser verstehen und nutzen können, um später die deutsche Sprache zu erlernen.[148]
Einer repräsentativenYouGov-Umfrage aus dem Jahr 2013 zufolge würden es 59 Prozent der Deutschen begrüßen, wenn die englische Sprache in der gesamtenEuropäischen Union den Status einer Amtssprache erlangen würde.[149]
Ein Arbeitgeber kann von einem ausländischen Arbeitnehmer verlangen, dass dieser seine Arbeitsleistung in deutscher Sprache erbringt und nach auf Deutsch abgefassten Arbeitsanweisungen arbeitet.[150][151]
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Im Zuge der Globalisierung besteht ein Trend darin, die Verwendung der deutschen Sprache im deutschen Sprachraum zu vermeiden. Dies trifft nicht nur auf Formen der mündlichen oder schriftlichen Kommunikation zu, bei denen einer der Beteiligten die deutsche Sprache nicht (hinreichend) beherrscht bzw. bei denen das von vornherein vermutet wird, sondern auch auf Situationen, in denen der Adressat der Kommunikation des Deutschen mächtig ist. Das trifft auf genormte Situationen wie den Funkverkehr in der Luftfahrt zu, aber auch auf weite Bereiche derKulturwirtschaft. Lange Zeit war es z. B. in Deutschland verpönt, Lieder, die nicht den GenresSchlager oderVolksmusik angehören sollten, auf Deutsch zu singen.
Einen Sonderfall stellen Opfer desNationalsozialismus dar, die sich weigern, Deutsch zu sprechen oder zu schreiben, selbst wenn sie diese Sprache in ihrer Kindheit oder Jugend erlernt haben. Deutsch sei eine Sprache, die lange Zeit eher „gebellt“ als gesprochen worden sei. „Ganz Europa hat das deutsche Gebell gehört, es hat sich tief in das Gedächtnis der Völker eingegraben“, meintJürgen Trabant.[152]
Eine aktiveSprachpolitik, wie sie unter anderem inFrankreich undIsland betrieben wird, um eine Anreicherung der Sprache mit Anglizismen zu unterbinden, findet in Deutschland seit Mitte des 20. Jahrhunderts nicht mehr statt. Gleichwohl gibt es auch heute noch im deutschen SprachraumSprachpfleger, die sich bemühen, die deutsche Sprache vor „Sprachpanschern“ zu schützen.
Für die Pflege der deutschen Sprache im Ausland setzen sich dasGoethe-Institut, dieZentralstelle für das Auslandsschulwesen und derDeutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) ein.Klaus-Dieter Lehmann sorgte sich als Präsident des Goethe-Instituts speziell um Deutsch alsWissenschaftssprache. Mehr als 90 Prozent der wissenschaftlichen Publikationen entfielen auf die englische Sprache. Wissenschaftliche Beschreibungen arbeiteten häufig mit Bildern und Metaphern aus dem Alltag. Werde diese Verbindung im Deutschen gekappt, sei die Wissensteilhabe von Deutsch Sprechenden und ihr Umgang mit wissenschaftlichen Erkenntnissen gefährdet, was zu schnell schwindender Legitimation der Wissenschaft führen könne. Auch beklagte Lehmann, dass der schulische Deutschunterricht hierzulande derzeit reduziert statt erweitert wird. Die deutsche Sprache werde „mit ihren kulturellen und literarischen Bezügen eher zum Werkzeug einer Verkehrssprache degradiert.“[153]
„Artikel 1: Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geist der Brüderlichkeit begegnen.“
Musikbeispiel aus dem Jahr 2020, Duo Systemabsturz:[154]
„Ich habe noch nie ein’n Wikipedia-Eintrag verfasst,“ … „Wir ham das Internet geschaffn, das wir nie wollt’n“ …
Zum deutschen Wortschatz (Erb-, Lehn- und Fremdwörter)
Harald Wiese:Eine Zeitreise zu den Ursprüngen unserer Sprache. Wie die Indogermanistik unsere Wörter erklärt. 2. Auflage. Logos Verlag, Berlin 2010,ISBN 978-3-8325-1601-7.
Sprach- und Mundartenkarten
Werner König:dtv-Atlas Deutsche Sprache. 7. Auflage. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2011,ISBN 978-3-423-03025-0 (noch auf dem Stand der 1. Auflage von 1978).
Werner Besch,Anne Betten,Oskar Reichmann,Stefan Sonderegger (Hrsg.):Sprachgeschichte. Ein Handbuch zur Geschichte der deutschen Sprache und ihrer Erforschung. De Gruyter, Berlin / New York 1984 ff.; 2. Auflage ebenda 1998–2004 (= Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft. Band 2).
Hermann Hirt:Geschichte der deutschen Sprache. 2. Auflage. München 1929.
Wolfgang Krischke:Was heißt hier Deutsch? Kleine Geschichte der deutschen Sprache. 2. aktualisierte u. erweiterte Aufl. C. H. Beck, München 2022,ISBN 978-3-406-79158-1 (allgemeinverständliche Darstellung).
Peter von Polenz:Deutsche Sprachgeschichte vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart. Band I:Einführung, Grundbegriffe, 14. bis 16. Jahrhundert. 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. De Gruyter, Berlin / New York 2000,ISBN 3-11-012458-0.
Peter von Polenz:Deutsche Sprachgeschichte vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart. Band II:17. und 18. Jahrhundert. 2. Auflage. De Gruyter, Berlin / New York 2013,ISBN 978-3-11-031454-0.
Peter von Polenz:Deutsche Sprachgeschichte vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart. Band III:19. und 20. Jahrhundert. De Gruyter, Berlin / New York 1999,ISBN 3-11-016426-4.
Peter von Polenz:Geschichte der deutschen Sprache. 10., völlig neu bearbeitete Auflage. De Gruyter, Berlin / New York 2009,ISBN 978-3-11-017507-3.
Astrid Stedje:Deutsche Sprache gestern und heute. Einführung in Sprachgeschichte und Sprachkunde (= UTB, Bd. 1499). 6. neubearb. Aufl. mit Heinz-Peter Prell. Fink, München 2007,ISBN 978-3-8252-1499-9.
Theodor Constantin:Plaste und Elaste: ein deutsch-deutsches Wörterbuch. Mit Zeichnungen von Titus. EditionJule Hammer, Haude & Spener, Berlin 1983,ISBN 3-7759-0249-X.
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↑Franz-Josef Sehr:Professor aus Polen seit Jahrzehnten jährlich in Beselich. In:Jahrbuch für den Kreis Limburg-Weilburg 2020. Der Kreisausschuss des Landkreises Limburg-Weilburg, Limburg 2019,ISBN 978-3-927006-57-7,S.223–228.
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