| Deutsche Reiterliche Vereinigung e. V. | |
|---|---|
| Sportart | Reiten, Fahren (Kutsche), Voltigieren |
| Gegründet | 1905 |
| Gründungsort | Berlin |
| Präsident | Martin Richenhagen |
| Vereine | 7.198 (FN-Jahresbericht 2023) |
| Mitglieder | 663.137 (FN-Jahresbericht 2023) |
| Verbandssitz | Warendorf |
| Website | www.pferd-aktuell.de |
DieDeutsche Reiterliche Vereinigung e. V. ist derDachverband allerZüchter,Reiter,Fahrer undVoltigierer inDeutschland. Die internationale Bezeichnung istFédération Équestre Nationale, AbkürzungFN. FN ist auch die üblicheumgangssprachliche Bezeichnung.
Die FN wurde im Jahr 1905 inBerlin alsVerband deutscher Halbblutzüchter gegründet. Die Vereinigung hat mittlerweile ihren Sitz inWarendorf. 2023 gehörten ihr 17 Landesverbände mit 7.198 Reit- und Fahrvereinen[1] an. Zusätzlich waren 57.163 sogenannte Persönliche Mitglieder[2] und 3.709 Pferdebetriebe direkt an den Bundesverband angebunden. Mit insgesamt 663.137 Mitgliedern ist die FN die größte Pferdesportvereinigung der Welt.[3]
Die FN ist organisiert im DachverbandFédération Équestre Internationale (FEI) und innerhalb desDeutschen Olympischen Sportbundes zuständig für den Reit-, Fahr- und Voltigiersport.
Martin Richenhagen ist Präsident der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN). Die Mitgliederversammlung bestätigt bei der Jahrestagung im Mai 2025 mit einer Mehrheit von rund 88 Prozent Prof. Dr. h.c. Martin H. Richenhagen an der Spitze des Verbandes. Der ehemalige CEO des US-amerikanischen Agrarunternehmens AGCO war bereits im Herbst 2024 in einer außerordentlichen Sitzung zum Präsidenten gewählt worden.[4]
Präsident der FN von Juli 2021 bis November 2024 war Hans-Joachim Erbel, der damitBreido Graf zu Rantzau nachfolgte.[5]
Arbeitsgebiete der FN sind die Organisation desPferdesports als Turnier- undBreitensport sowie diePferdehaltung undPferdezucht. Wichtig sind dabei auch die reiterliche Aus- und Weiterbildung sowie die Beratung der Mitglieder. Die FN sieht sich als Ansprechpartner für alle Fragen, die das Pferd bzw. seine Zucht, Haltung, Ausrüstung,Ausbildung und Nutzung betreffen. Weitere Aufgabenbereiche ergeben sich daraus:Veterinärmedizin,Tierschutz,Interessenvertretung der Pferdesportler,Reitrecht undLandschaftsschutz. Ferner zählt die Deutsche Reiterliche Vereinigung es zu ihren Aufgaben, das Kulturgut Pferd ideell im Bewusstsein der Bevölkerung zu pflegen und zu bewahren.[6]
Der im Jahr 1977 als 100%ige Tochter der FN gegründeteFNverlag publiziert als Fachverlag Bücher und andere Medien rund um das Pferd und den Pferdesport. Er gibt aktuell 17 Mitarbeiter (2018) an und rechnet sich zu den führenden Fachverlagen auf diesem Gebiet. Von besonderer Bedeutung sind die von der FN herausgegebenen einheitlichenRegelwerke, Bestimmungen und Richtlinien wie dieAusbildungs- und Prüfungsordnung (APO), dieLeistungs-Prüfungs-Ordnung (LPO) und die Zuchtverbandsordnung (ZVO).[7]
Turnierdisziplinen innerhalb der FN sind[8]:
Der Bundesstützpunkt in Warendorf ist bundesweit die einzige vom Verband eingerichtete Trainingsstätte für Reiter, Fahrer und Voltigierer. Er wurde 1970 vor den Olympischen Spielen in München gebaut, seither mehrfach erweitert und umfasst derzeit drei Reithallen, eine Mehrzweck- und eine Longierhalle, zwei Dressurplätze, zwei Mehrzweckplätze und jeweils zwei Springplätze auf Sandboden und Grasboden, einen Fahr- und Vielseitigkeitsplatz auf Grasboden mit verschiedenen Naturhindernissen, eine Galoppierbahn, Führanlage und mehrere Stalltrakte mit insgesamt 110 Boxen. Insgesamt nehmen jährlich ca. 2.000 Reiter und ca. 4.000 Pferde an Lehrgängen oder Trainingsmaßnahmen am BSP teil.[9]
Zur Dokumentation von Fähigkeiten im Umgang mit dem Pferd und zur Motivation insbesondere junger Sportler verleiht die FN Abzeichen an Reiter, Fahrer, Voltigierer undLongenführer. Die Prüfungen werden dabei von den Reit- und Fahrvereinen durchgeführt. Die Anforderungen sind in der Ausbildungs- und Prüfungs-Ordnung (kurz APO) geregelt. Mehr als 50 Abzeichen können im Pferdesport durch theoretische und praktische Prüfungen oder über Erfolge im Turniersport erworben werden. Goldene Abzeichen werden ausschließlich für Turniererfolge vergeben.[10]
Als nationaler Pferdesport- und Zuchtverband, zu dessen VizepräsidentenJosef Neckermann[11] gehörte, ist die Deutsche Reiterliche Vereinigung auf der einen SeiteInteressenvertretung der Pferdesportler, zugleich jedoch auch für die Einhaltung der Regularien und die Achtung desTierschutzes verantwortlich. So stand die FN teilweise in der Kritik, nicht ausreichend gegen nicht pferdegerechte Methoden (zum BeispielRollkur, Riegeln, großer bzw. falscher Gebrauch von Hilfsmitteln wieHilfszügeln,Gerten undSporen) vorzugehen. Als Reaktion hierauf erarbeitete die FN unter anderem einen Beurteilungskatalog, der das nicht pferdegerechte Reiten auf Abreiteplätzen definiert.[12] Zudem wurde ein Sanktionssystem für Richter geschaffen, das eine Verwarnung (Gelbe Karte) oder auch einen Ausschluss des Reiters (Rote Karte) ermöglicht. Das Reglement wurde jedoch nicht geändert, sondern ein Katalog mit Interpretationshilfen erarbeitet.[13][14]
Im Jahr 2009 stand die Deutsche Reiterliche Vereinigung in der Kritik, zu wenig gegen Doping und Tierschutzverstöße vorzugehen. Nach denDoping-/Medikationsvorfällen bei denOlympischen Sommerspielen 2008 und der AussageLudger Beerbaums „Im Laufe der Jahre habe ich mich darin eingerichtet, auszuschöpfen, was geht. – In der Vergangenheit hatte ich die Haltung: Erlaubt ist, was nicht gefunden wird“.[15] bewirkte der öffentliche Druck, dass die FN (bzw. derDOKR) ihre Kader auflöste, eine unabhängigeKommission einrief und schärfere Regeln für Kaderathleten einführte (zum Beispiel Einführung von Trainingskontrollen und eines Stallbuches).[16][17]
Von Seiten der Sportler wurde in diesem Zusammenhang kritisiert, dass die FN auf Druck der Medien Reiter fallen gelassen hätte, über bereits bestehende Sperren hinausgehende Maßnahmen gegen Reiter (Kadersperren, Verweigerung von Jahresturnierlizenzen) verhängte und im FallChristian Ahlmanns sogar gegen ein Urteil desWeltpferdesportverbands FEI Widerspruch beimInternationalen Sportgerichtshofs einreichte. DasOberlandesgericht Hamm stellte im Bezug auf Entzug und Verweigerung von Jahresturnierlizenzen anDaniel Deußer fest, dass diese Maßnahmen von Seiten der FNrechtswidrig waren.[18][19][20]