| Tagesspiegel | |
|---|---|
| Beschreibung | Tageszeitung |
| Sprache | deutsch |
| Verlag | Verlag Der Tagesspiegel GmbH (Deutschland) |
| Hauptsitz | Berlin |
| Erstausgabe | 27. September 1945 |
| Erscheinungsweise | täglich außer sonntags[1] |
| Verkaufte Auflage | 97.561[2] Exemplare |
| (IVW 3/2025, Mo–Sa) | |
| Reichweite | 0,30 Mio. Leser |
| (MA 2019 II) | |
| Chefredakteur | Christian Tretbar |
| Herausgeber | Lorenz Maroldt Giovanni di Lorenzo |
| Geschäftsführer | Stefan Buhr Nicolas Köhn |
| Weblink | tagesspiegel.de |
| Artikelarchiv | 1996 ff. |
| ISSN (Print) | 1865-2263 |

DerTagesspiegel (auf dem Titelblatt der Printausgabe bis 2022 sowie im Impressum der Printausgabe weiterhinDer Tagesspiegel) ist eine 1945 gegründeteTageszeitung ausBerlin. Er hat vor derBerliner Zeitung und derBerliner Morgenpost die höchste Auflage unter den BerlinerAbonnementzeitungen und wird im Unterschied zurBerliner Zeitung vor allem in den westlichen Bezirken der Stadt gelesen. Dieverkaufte Auflage beträgt zusammen mit derNebenausgabePotsdamer Neueste Nachrichten 97.561 Exemplare, ein Minus von 30,3 Prozent seit 1998.[3] Er erscheint im VerlagDer Tagesspiegel GmbH, der zurDvH Medien gehört. Das Motto der Zeitung istrerum cognoscere causas – ‚die Ursachen der Dinge erkennen‘.
ImBundestagswahl-Jahr 2021 untersuchte derTagesspiegel selbst, welches die „Lieblingsmedien der Parteien“ seien. Dabei wurde ermittelt, „von welchen Medien Bundestagsabgeordnete aufTwitter am häufigsten Links teilen – über alle Parteien hinweg“, und danach sortiert danach, „welche Parteien allgemein die meisten Links teilen […] und danach, welche Medien am häufigsten geteilt wurden“. Hierbei erhielt derTagesspiegel 1191 Links vonGrünen-Abgeordneten, es folgten 993 von derFDP, 836 von derLinken und 798 von derAfD. Erst danach folgten die damaligen RegierungsparteienSPD mit 727 undCDU/CSU mit 549.[4]
Eine Untersuchung von 47 Medien im Jahr 2024 derUniversität Mainz verordnet die „ideologische Grundpositionierung“ desTagesspiegels als gemäßigtliberal−progressiv und gemäßigt sozialstaatsorientiert. Die Zeitung positioniert sich damit geringfügigkonservativ−autoritärer undmarktliberaler als vergleichsweiseDie Zeit. In Relation zu allen untersuchten Medien liegt derTagesspiegel damit relativ mittig.[5]
Die erste Ausgabe der vonErik Reger,Walther Karsch, Heinrichvon Schweinichen undEdwin Redslob gegründetenTageszeitung erschien nach demZweiten Weltkrieg am 27. September 1945 unter derLizenz derInformation Control Division derUS-amerikanischen Militärregierung. Das Blatt war zunächst in Berlin undBrandenburg verbreitet, in derSowjetischen Besatzungszone jedoch unerwünscht. DieNew York Times vom 21. März 1946 beschrieb denTagesspiegel als “independent journal printed in the American sector of Berlin – […] suppressed in the Soviet zone and the Berlin sector” (übersetzt: ‚unabhängige Zeitschrift, gedruckt im amerikanischen Sektor Berlins – […] unterdrückt in der sowjetischen Zone und im Berliner Sektor‘). 1949 beschränkte dieBerlin-Blockade den Vertrieb aufWest-Berlin.
Für die Gründung der Zeitung stellte der Geschäftsmann und ehemalige Papierhändler Heinrich von Schweinichen seinen Mitgesellschaftern das Gründungskapital in Höhe von 5000Reichsmark (kaufkraftbereinigt in heutiger Währung: rund 23.000 Euro)[6] zur Verfügung und finanzierte die Zeitung in den ersten Monaten ihres Bestehens aus eigener Tasche. Im Juni 1946 wurde von Schweinichen aus bisher nicht restlos geklärten Gründen die Lizenz von der US-amerikanischen Besatzungsmacht entzogen.[7] Während die übrigen Gründungsherausgeber noch heute im Impressum desTagesspiegels genannt werden, bleibt der Name von Schweinichens unerwähnt. Der VerlegerFranz Karl Maier, früher Mitherausgeber derStuttgarter Zeitung, war ab 1946 inStuttgart öffentlicher Ankläger bei der Spruchkammer zur Aufarbeitung der Verbrechen desNationalsozialismus gewesen. Da er dort auch den späteren MinisterpräsidentenReinhold Maier angezeigt hatte, musste er dieStuttgarter Zeitung mit einer Abfindung verlassen.[8]

1992 übernahm dieVerlagsgruppe Georg von Holtzbrinck 51 % der Anteile am Verlag Der Tagesspiegel von den Alteigentümerfamilien Maier undDannenberger. Später erhöhte sie ihren Anteil auf 74,8 % und übernahm 2003 den Verlag komplett.[9] Im Dezember 2003 wurde die verlagseigene Druckerei geschlossen und der Druck der Zeitung von der Druckerei derAxel Springer AG inSpandau übernommen.[10] Zum 1. Juni 2009 übernahm die vonDieter von Holtzbrinck neu gegründeteDvH Medien den Verlag von der Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck.[11] Am 2. Oktober 2009 zog der Verlag vom ab 1954 genutzten Verlagsgebäude an derPotsdamer Straße an denAskanischen Platz.[12] Zum 1. Januar 2014 erwarbSebastian Turner 20 % der Verlagsanteile und wurde Herausgeber der Zeitung.[13] Zum 1. Januar 2021 verkaufte er seine Anteile an die DvH Medien und gab seinen Posten als Herausgeber auf.[14] Am 1. April 2021 übernahmen Michael Grabner und der langjährige DvH-Geschäftsführer Oliver Finsterwalder jeweils fünf Prozent an der DvH-Holding.[15]
Verlagsintern wurde das Blatt im Jahr 2001 den überregionalen Zeitungen zugerechnet.[16] Dementsprechend bezeichnet es sich in seinem altenTitelkopf als „Zeitung für Berlin und Deutschland“. 2002 wurde anlässlich des schließlich abgelehnten Antrags beimBundeskartellamt auf Zulassung des Zusammenschlusses der Verlagshäuser Holtzbrinck undBerliner Verlag geltend gemacht, eine marktbeherrschende Stellung auf dem Berliner Zeitungsmarkt sei durch den Zusammenschluss nicht zu erwarten. DerTagesspiegel bediene einen anderen Markt, indem er einen höheren Qualitätsanspruch als die beiden anderen Berliner AbonnementzeitungenBerliner Zeitung undBerliner Morgenpost verfolge, und er stehe stärker als diese mit großen überregionalen Blättern im Wettbewerb.[17] Allerdings wurden damals außerhalb des Kernverbreitungsgebiets weniger als sieben Prozent der Auflage abgesetzt, wenngleich dieser Anteil höher lag als bei den anderen Berliner Abonnementzeitungen.[18]
2007 war derTagesspiegel nach eigener Angabe die seit mehreren Jahren meistzitierte Hauptstadtzeitung.[19]
2009 kündigte Verleger Dieter von Holtzbrinck an, demTagesspiegel langfristig weiter zunehmende überregionale Bedeutung zu verschaffen.[20] Ende 2014 wurde derTagesspiegel von der Jury der Branchenzeitschriftmedium magazin immer noch in der Kategorie der regionalen Zeitungen mit einem Preis geehrt.[21]
Seit dem 29. November 2022 erscheint derTagesspiegel in einem neuen Design, bei dem auch das Wort ‚Der‘ aus dem Logo entfernt wurde.[22] Die Zeitung erscheint seitdem imTabloid-Format und mit Klammerung und sie ist in zweiBücher für überregionale und Berliner Nachrichten aufgeteilt. Samstags ergänzt ein drittes Buch zu Servicethemen die Zeitung.[23] Der Verlag gibt weiterhin an, dass ein „Experten-Netzwerk“ aufgebaut wurde, das die Redaktion unterstützt.[23] Mehrere Ressorts wurden neu gegründet, darunter das Ressort Internationale Politik, viele Bereiche ausgebaut, und es gibt eine tiefgründigere Berichterstattung aus den Berliner Bezirken.[23][24] Weiterhin enthält die Zeitung in Kooperation mit demHandelsblatt ein umfangreicheres Wirtschaftsressort.[23] Für seinen umfassendenPrint-Relaunch mit neuem journalistischem Konzept und neuem Design wurde derTagesspiegel beim 25. European Newspaper Award, dem größten europäischen Zeitungswettbewerb für Konzeption und Design, als „European Newspaper of the Year“[25] in der Kategorie „Regionalzeitung“ ausgezeichnet und erhielt im Rahmen der INMA Global Media Awards den 1. Preis in der Kategorie „Best Use of Print“ sowie den 2. Platz in der Kategorie „Best Product Iteration“.[26]
Am 31. März 2024 wurde letztmals eine gedruckte Sonntagsausgabe veröffentlicht. Fortan soll sonntags ausschließlich ein E-Paper erscheinen.[1]
DerTagesspiegel hat wie die meistendeutschen Tageszeitungen in den vergangenen Jahren anAuflage eingebüßt, allerdings deutlich weniger als seine lokalen KonkurrentenBerliner Zeitung undBerliner Morgenpost. Seit dem dritten Quartal 2015 wird die Auflage gemeinsam mit denPotsdamer Neuesten Nachrichten ausgewiesen, deren letzte gesonderte Auflagenmeldung sich auf 8.276 Exemplare belief. Die verkaufte Auflage ist in den vergangenen 10 Jahren um durchschnittlich 1,4 % pro Jahr gesunken. Im vergangenen Jahr hat sie um 1,3 % abgenommen.[27] Sie beträgt gegenwärtig 97.561 Exemplare.[28] Der Anteil derAbonnements an der verkauften Auflage liegt bei 87,7 %.
| 1998 | 1999 | 2000 | 2001 | 2002 | 2003 | 2004 | 2005 | 2006 | 2007 | 2008 | 2009 | 2010 | 2011 | 2012 | 2013 | 2014 | 2015 | 2016 | 2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | 2024 |
|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
| 140.069 | 144.036 | 148.773 | 150.821 | 150.394 | 149.683 | 147.238 | 147.139 | 147.356 | 150.346 | 150.148 | 144.797 | 131.398 | 128.670 | 126.449 | 123.873 | 118.168 | 111.146 | 112.198 | 113.715 | 115.581 | 116.647 | 107.018 | 109.535 | 103.652 | 103.766 | 102.464 |
Die E-Paper-Abo-Auflage desTagesspiegels hat laut IVW im ersten Quartal 2023 um 19,30 % (46.611 E-Paper-Abonnements) zum Vorjahr zugelegt. Erstmalig hat derTagesspiegel somit mehr E-Paper-Abonnements als Print-Abonnements. Die Websitetagesspiegel.de hat eine Reichweite von 9,2 Millionen Unique Usern (agof daily digital facts 04/2023, Monat März 2023).[30]

Seit 1946 steht unter einer Weltkugel imKopf der Zeitung daslateinischeMotto:rerum cognoscere causas. Das Zitat stammt vonVergil und kann mit „Die Ursachen der Dinge erkennen“ oder freier mit „Den Dingen auf den Grund gehen“ übersetzt werden.[31]
Das Blatt erschien zunächst imRheinischen Format, ursprünglich vierspaltig gesetzt, später fünfspaltig. Nach Umstellung der Produktionstechnik (Nordisches Format, Abschied vomBleisatz) erfolgte 1991 eine durchgreifende Erneuerung (sechs Spalten, vier Bücher, täglicher Leitartikel etc.). 1995 gab es ein Redesign durchMario Garcia, das sich durch aufwendigere Titelseiten der Wochenend-Beilagen und dieBrotschrift Gulliver auszeichnete. 1999 wurde das Design unter dem neuen ChefredakteurGiovanni di Lorenzo überarbeitet und später durch eine weitere Neugestaltung abgelöst, die denTagesspiegel bis Ende November 2022 prägte.
Für seinLayout ist derTagesspiegel mit demWorld’s Best-Designed Newspapers Award 2004 ausgezeichnet worden.[32]
Das Blatt gliedert sich in die klassischen RessortsPolitik,Wirtschaft,Sport,Kultur, Vermischtes sowie den Berlin-Brandenburg-Teil zwischen Politik und Wirtschaft. Bis einschließlich 31. März 2024 erschien die Printausgabe desTagesspiegels täglich, seither entfällt die Sonntagsausgabe, die einerseits durch eine „umfassende Wochenendausgabe“ in der entsprechend erweiterten Samstagsausgabe und einer weiterhin auch sonntags erstellten E-Paper-Ausgabe ersetzt werden soll.[1]
Ab 2020 verwendete derTagesspiegelGendersterne bzw. Doppelpunkte zumGendern. Nach massiven Leserprotesten und damit verbundenen Abonnementkündigungen verzichtet das Blatt seit Ende November 2023 weitestgehend auf diese Sonderzeichen, da „sich eine stringente und für unsere Leser und Leserinnen nachvollziehbare Verwendung der Sonderzeichen nicht herausgebildet hat“. Künftig sollen die Doppelnennung (beispielsweise „Künstlerinnen und Künstler“) oder geschlechtsneutrale Bezeichnungen („Studierende“) genutzt werden. Zu den wenigen Ausnahmen gehören die Online-Berichterstattung sowie gendernde Gastbeiträge und gegenderte Antworten in Interviews, außerdem die Beiträge derQueerspiegel-Redaktion.[33] Hingegen hatte noch im August 2021 einTagesspiegel-Beitrag das Gendern als ein „Menschenrecht“ bezeichnet, „das auszuüben jedem und jeder freisteht“.[34]
Mit der Adressetagesspiegel.de unter der MarkeTagesspiegel Online betreibt der Verlag ein Online-Nachrichtenportal.[38]
Zum 1. Februar 2009 wurdenZeit Online,Tagesspiegel Online undzoomer.de alsZeit Digital zusammengelegt und erhielten eine gemeinsame Redaktion in Berlin.[39] Seit September 2009 gehört die Redaktion vonTagesspiegel Online wieder zumTagesspiegel.[40]
EinOnline-Archiv ist zum Teil kostenlos zugänglich und enthält Teile der Online-Ausgabe ab 1. Januar 1996. Weitere untertagesspiegel.de publizierte Artikel können über die Suchmaske eines separaten, kostenpflichtigen Archivs der vomTagesspiegel den überregionalenMantel und dasLayout nutzendenPotsdamer Neueste Nachrichten abgerufen werden.[41] Ältere Print-Artikel können zudem kostenpflichtig angefragt werden.[42] Die von Nachrichtenagenturen übernommenen Texte fehlen jedoch.
Am 1. Juli 2020 wurde mitTagesspiegel Plus einPaid-Content-Angebot gestartet.[43] Seit dem 8. Juni 2021 wird wöchentlich derKlimaschutz-PodcastGradmesser veröffentlicht.[44]
Seit dem 24. November 2014 wird das Online-Angebot desTagesspiegels ergänzt um den vonLorenz Maroldt konzipierten täglichen NewsletterTagesspiegel Checkpoint. Diesen hatten im Dezember 2016 rund 93.000 Personen[45] abonniert. Der Newsletter wurde mit demGrimme Online Award 2015,[46] demEuropean Digital Publishing Award 2020 in der Kategorie „Business Model“[47] sowie demNova Innovation Award 2020 desBDZV in der Kategorie „Produktinnovation“[48] ausgezeichnet. Verantwortliche Redakteurin des Checkpoint ist Ann-Kathrin Hipp.[38]
Seit Mai 2019 erscheintTagesspiegel Checkpoint von Montag bis Samstag als kostenpflichtiges Abonnement und verfügt über eine eigene Website.[49] Als Checkpoint-Kurzstrecke gibt es weiterhin von Montag bis Freitag eine kostenlose gekürzte Fassung des Newsletters, die über die wichtigsten Nachrichten des Tages informiert.[50] Unter dem TitelEine Runde Berlin existiert seit März 2020 ein monatlichesPodcast-Format.[51] Seit Juli 2020 istTagesspiegel Checkpoint Teil des kostenpflichtigen DigitalabosTagesspiegel Plus.
Seit 2017 veröffentlicht derTagesspiegel werktäglich themenspezifische Briefings unter der MarkeTagesspiegel Background, die sich an Fachpublika in Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft richten.[52] Inzwischen (Stand: 2025) umfasst das Angebot neun Ressorts, jeweils mit eigener Fachredaktion und nach Angaben des Verlags über 50 Fachredakteuren.[53][54]
Herausgeber sindLorenz Maroldt undGiovanni di Lorenzo.[38]
Zum 1. Januar 2025 istStephan-Andreas Casdorff, bis dahin Herausgeber, auf die neugeschaffene Position des Editor-at-Large gewechselt.[55]
Geschäftsführer sind Stefan Buhr und Nicolas Köhn.[56]
Redaktionsmitglieder sind u. a.[38]
Die Art-Direktoren Manuel Kostrzynski und Katrin Schuber leiten das Visual Department.[57]
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Der InteressensverbandFreischreiber verlieh dem Blatt 2015 denHöllepreis für einen verantwortungslosen Umgang mit freien Autoren. In der Begründung hieß es, der Verlag habe ein „besonders schäbiges“ Verhalten gegenüber seinenfreien Mitarbeitern an den Tag gelegt. Er habe nach einem „Anzeigenloch“ im Oktober 2015 „von jetzt auf eben die Zusammenarbeit mit seinen freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auf Eis gelegt“ und damit eine geringe Wertschätzung dieser teils langjährigen Mitarbeiter bewiesen.[65]