der Freitag

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der Freitag

der Freitag Logo 2019
BeschreibungWochenzeitung
SpracheDeutsch
Verlagder Freitag Mediengesellschaft mbH & Co. KG (Deutschland)
HauptsitzBerlin
Erstausgabe9. November 1990
Erscheinungsweisewöchentlich (donnerstags)
Verkaufte Auflage27.078 Exemplare
(IVW 4/2024)
ChefredakteurPhilip Grassmann
GeschäftsführerJakob Augstein
Christiane Düts
Weblinkfreitag.de
ISSN (Print)0945-2095

der Freitag ist eine überregionale deutscheWochenzeitung, gegründet 1990 mit dem UntertitelDie Ost-West-Wochenzeitung. Im Jahre 2009 wurde die Zeitung nach Eigentümerwechsel deutlich umgestaltet: Neben optischen und inhaltlichen kam es vor allem zu personellen Veränderungen. Gleichzeitig wurde der Untertitel inDas Meinungsmedium geändert. Erscheinungstag der Printausgabe ist Donnerstag, ErscheinungsortBerlin.Verleger ist seit 2008Jakob Augstein, der von 2013 bis 2022 mit einer kurzen Unterbrechung im Jahr 2017 auchChefredakteur war. Seit September 2019 lautet der UntertitelDie Wochenzeitung.

Inhaltsverzeichnis

Profil

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Die politische Haltung der Zeitung gilt alslinksliberal.[1] In einem Interview sagte Jakob Augstein 2017, der Freitag habe zwar keine „Blattlinie“, aber „es gibt den Charakter und die Identität einer Zeitung. Wir sind einelinke Zeitung. […] Es gibt ja zwei linke Denktraditionen, zwischen denen eine Sollbruchstelle existiert, auf die wir acht geben müssen. Die eine ist auf Gleichberechtigung aus, auf Internationalisierung, auf dieliberale Gesellschaft. Die andere steht für Gerechtigkeit und Identität. Ich halte es für unsere Aufgabe, über Nähe und Distanz dieser beiden Stränge nachzudenken.“[2]

Die Gestaltung des Layouts desFreitag wurde bereits vielfach ausgezeichnet, unter anderem durch denArt Directors Club, dieLead Awards, denEuropean Newspaper Award[3] und dieSociety for News Design.[4]

Geschichte und Strukturen

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1990 bis 2009: Ost-West-Wochenzeitung

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DerFreitag wurde 1990 in Berlin gegründet. In ihm gingen derOst-BerlinerSonntag (gegründet 1946), dieDKP-naheDeutsche Volkszeitung (gegründet 1953 und wesentlich finanziert von derSED[5]) sowieDie Tat (1949 von derVVN gegründet und 1983 mit der Deutschen Volkszeitung fusioniert) zu einer neuen, gesamtdeutschen Zeitung auf.[6][7] DerFreitag sah seine publizistische Aufgabe zunächst darin, dasZusammenwachsen der beiden deutschen Staaten kritisch und konstruktiv zu begleiten und ein Forum für eine west-östliche Debatte zu bieten. Er wandte sich dabei vornehmlich an eine urbane, gebildete, linksbürgerliche Leserschaft. Eine Leserbefragung im Jahr 2006 ergab, dass etwa ein Drittel derFreitag-Leser aus denneuen Bundesländern stammte.[8]

Altes Logo bis Januar 2009

Die Gründungsherausgeber warenGünter Gaus (†),Wolfgang Ullmann (†),Gerburg Treusch-Dieter (†) undChristoph Hein. Auf die Frage, was der Begriff „links“ ihm bedeute, antwortete Gaus im Gespräch mitAlexander Kluge im Jahr 1993: „Ich nenne links, dass man gesellschaftliche Fragen für vorrangig hält. Dass man die gesellschaftlichen Antworten, die gegeben werden, jedes Mal sehr skeptisch überprüft, ob sie wirklich mehr als eine Tagesantwort sein können.“[9]

Bis 1996 gehörte derFreitag derMedien Schmidt & Partner, die unter anderem auch für den VerlagElefanten Press verantwortlich zeichnete. Im Frühjahr des Jahres wurde derFreitag für den symbolischen Preis von einer Mark verkauft.[10] Zur damaligen neuen Eigentümergruppe gehörten unter anderen die JournalistenUrsel Sieber,Wolfgang Storz undHolger Schmale, der ArztWilli Brüggen und der SozialwissenschaftlerFrieder Otto Wolf. Es gelang den neuen Verlegern, das Unternehmen fast von der gesamten Schuldenlast in Höhe von rund 1,5 Millionen Mark zu befreien.

Neustart 2008/2009: Meinungsmedium

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Der Freitag, Titelseite vom 5. Februar 2009

Am 26. Mai 2008 kaufte der Verleger und Journalist Jakob Augstein denFreitag und übernahm formell am 1. Juni des Jahres die Zeitung.[10] Unter Augstein erhielt derFreitag zunächst eine neue Redaktionsstruktur: Von Herbst 2008 an warPhilip Grassmann, vorher bei derSüddeutschen Zeitung, Chefredakteur der bislang eherbasisdemokratisch organisierten Redaktion.[11] Sein Stellvertreter war von 2010 bis 2012Jörn Kabisch, vorher bei dertaz.[12] Ihm folgte zum April 2012Jana Hensel nach.[13] Sie verließ das Blatt zum Ende des Jahres 2014 „auf eigenen Wunsch“. Ihr Nachfolger war der bisherige Leiter der Ressorts Kultur und Alltag,Michael Angele.[14] Seit März 2016 warKatja Kullmann stellvertretende Chefredakteurin.[15] Augstein selbst trat zum Februar 2013 in die Chefredaktion ein. Mitte Juni 2010 wechselteUlrike Winkelmann von dertaz zumFreitag und wurde Leiterin des Politikressorts.[16] Sie verließ das Blatt nach nur knapp einem Jahr und kehrte zurtaz zurück.[17] Ihr folgte von September 2011 bis Februar 2013Verena Schmitt-Roschmann nach, die zuvor bundespolitische Korrespondentin beidapd war.[18] Art-Direktorin war bis Februar 2013Janine Sack. Ähnlich wie bei dertaz verdienen Redakteure und Autoren deutlich weniger als bei anderen Zeitungen.

Die Geschäftsführung derFreitag Mediengesellschaft mbH & Co. KG übernahm 2008 Detlev Hustedt. Er war zuvor stellvertretender Gesamtanzeigenleiter bei derWelt-Gruppe und Anzeigenleiter bei der WochenzeitungDie Woche sowie Geschäftsführer der Nachrichtenagenturpressetext.deutschland.[19] Im März 2010 verließ Geschäftsführer Hustedt denFreitag.[20] Zum Neustart erhöhtederFreitag seine Auflage der Ausgabe 06/2008 auf 70.000 Exemplare. Ebenso wurde die Zahl der Verkaufsstellen bundesweit kurzfristig auf mehr als 20.000 erhöht.[21]

Nachdem erste Anzeigen von Markenartikeln im bis dahin anzeigenarmenFreitag erschienen waren, gab es auf der Leserbriefseite Diskussionen über den künftigen Kurs, in denen Augstein auf die wirtschaftliche Notwendigkeit des Anzeigengeschäftes hinwies und die redaktionelle Unabhängigkeit des Blattes gegenüber allen äußeren Interessen unterstrich.[22]

Am 5. Februar 2009 erfolgte eine optische Neugestaltung der Zeitung und des Internetauftritts.[23] Neben den Artikeln der Redaktion und einem Archiv wird dort nun auchBloggern die Möglichkeit geboten, in der „Community“ eigene Beiträge zu veröffentlichen. Eine Auswahl wird wöchentlich in der gedruckten Ausgabe veröffentlicht. Die Zahl redaktioneller Mitarbeiter wurde von sieben auf zwanzig erhöht und die Verkaufsstellen verfünfzehnfacht. Der Verlag beschäftigt 35 Mitarbeiter.[24] Das Titellogo wurde geändert, die Namen der Herausgeber wurden vom Titelblatt entfernt; das Impressum enthielt keine Bezugnahme mehr auf denSonntag und auf dieVolkszeitung.

Im Dezember 2011 trennte sich der Verleger Augstein von den bisherigen HerausgebernDaniela Dahn,György Dalos,Frithjof Schmidt undFriedrich Schorlemmer. Er begründete das damit, dass die Übergangsphase nun abgeschlossen sei, derFreitag nun den Charakter einer „normalen Zeitung“ (und nicht mehr eines „Projekts“) habe, woraus folge, dass das Institut der Herausgeber sich für denFreitag überlebt habe.[25][26] Hintergrund sei ein Beitrag von Dahn zumBürgerkrieg in Libyen gewesen, der nicht erscheinen konnte,[27][28] so dass sie ihn in denBlättern für deutsche und internationale Politik veröffentlichte.[29]

Das Blatt konnte sich in den ersten Jahren nach der Übernahme durch Augstein nur durch dessen Zuschüsse finanziell über Wasser halten.[30][31] Die Verluste desFreitag wurden faktisch durch Gewinne aus AugsteinsSpiegel-Anteilen finanziert.[31] Als Reaktion kündigte Augstein an, die 40-köpfige Redaktion im Jahr 2013 um neun Stellen zu verkleinern.[32] Die verkaufte Auflage stieg seitdem wieder leicht an. Der Jahresabschluss vonDer Freitag Mediengesellschaft mbH & Co. KG hatte zum Geschäftsjahr 2015 noch einen nicht durch Vermögenseinlagen gedeckten Fehlbetrag von 91.986,59 Euro ausgewiesen.[33] Nach Darstellung Augsteins von Anfang 2017 machtder Freitag aber inzwischen keine Verluste mehr und ist somit nicht mehr auf seine finanzielle Unterstützung angewiesen.[34]

Seit Oktober 2009 veranstaltet die Zeitung die politische VeranstaltungsreiheFreitag-Salon, seit 2015 in Kooperation mit dem Berliner Radiosenderradioeins, der die Diskussion mitJakob Augstein und seinem jeweiligen Gast live im Radio überträgt. Derradioeins und Freitag Salon fand bis Februar 2019 im BerlinerMaxim-Gorki-Theater statt,[35] seit März 2019 findet er in derVolksbühne Berlin statt.[36]

2017 bis 2018: Jürgen Todenhöfer als Herausgeber

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Zum Jahresanfang 2017 schuf Augstein das „überlebte“ Amt des Herausgebers neu und bestellteJürgen Todenhöfer dazu. Dessen Funktion beschränkte sich laut Augsteins Aussage in einem Interview dertaz darauf, dass Todenhöfer die Chefredaktion berät und in die Konferenzen kommen darf. Auf Nachfrage, dass dies „nicht viel“ sei und wozu Todenhöfer denn benötigt würde, verwies Augstein auf Todenhöfers „riesige Fangemeinde im Internet“ und bezeichnete ihn als „völlig unabhängige[n] Publizist[en]“. Man hoffe, unter seinen 700.000 Facebook-Fans neue Leser zu gewinnen.[37] Da ihm eine „antiwestliche Haltung“ vorgeworfen wird, wurde die Ernennung in sozialen Netzwerken kritisiert.[38] Todenhöfer nahm seit seiner Bestellung kaum Einfluss auf die Redaktion und kam nur einmal monatlich zu deren Konferenz, ohne dass Meinungen forciert oder unterdrückt würden. Im ersten Halbjahr 2017 hat er nur drei eigene Texte im Freitag veröffentlicht.[39]

Augstein bestritt im Februar 2017 gegenüber derSüddeutschen Zeitung, dass Redaktionsmitglieder aufgrund von Todenhöfers Ernennung den Freitag verlassen wollten, räumte aber ein, dass es aus diesem Anlass redaktionsintern einen Streit über das Selbstverständnis des Blattes gegeben habe.[34] Bis Anfang Juli 2017 schieden beim Freitag jedoch unter anderen die stellvertretende Chefredakteurin Katja Kullmann, derTextchef Thomas Kaiser, derArt Director Max Sauerbier, dieFilmkritikerEkkehard Knörer undLukas Foerster sowie dieSportjournalisten Elke Wittich undMartin Krauß aus. Kullmann begründete ihren Schritt damit, dass sie das „publizistische Umfeld“ Todenhöfers abschrecke. Seine Ernennung zum Herausgeber sei „politisch fahrlässig bis gefährlich“, „genau jetzt käme es darauf an, eine klare Grenze zum rot-braunen Lager zu ziehen.“[39] Krauß, der über ein Vierteljahrhundert als freier Journalist für den Freitag geschrieben hatte, nannte als Grund für den Ausstieg, dass Todenhöferantisemitische Stereotype bedient habe.[40] Der stellvertretende ChefredakteurMichael Angele nannte die Ernennung Todenhöfers ein „falsches Signal“, blieb jedoch.[39]

Im März 2017 ersetzte Augstein Philip Grassmann durchChristian Füller als Chefredakteur und zog sich aus der Chefredaktion zurück, um sich auf seine Rolle als Verleger zu konzentrieren.[41]

Im Jahr 2017 kam es zu einem Rechtsstreit mit einer freien Autorin. Als die investigative Journalistin und Mafia-ExpertinPetra Reski aufgrund eines im Freitag veröffentlichten Artikels überOrganisierte Kriminalität massiv eingeschüchtert und verklagt wurde, versagte ihr Verleger Augstein 2017 jedwede Unterstützung und rückte sie explizit in die Nähe von „Lügenpresse“ und „Fake News“. Reski verklagte daraufhin Augstein.[42][43] Das Urteil fiel im November 2017 „durchwachsen“, insgesamt aber „für den Verleger“ aus, befand der BranchendienstMeedia – das Gericht bewertete einige Äußerungen Augsteins als zulässige Meinungsäußerungen, so z. B. den Vorwurf der „mangelhaften Recherche“.[44]

Im Oktober 2017 unterzeichnete der Freitag als drittes Medium nach denKrautreportern und derZeit in allen 10 Punkten den Code of Fairness derFreischreiber, des Berufsverbands Freier Journalistinnen und Journalisten.[45] Der Code ist eine freiwillige Selbstverpflichtung für Redaktionen und umfasst zehn Regeln für den Umgang mit freien Journalisten.[46] Carola Dorner, Vorsitzende von Freischreiber e. V., sagte anlässlich der Unterzeichnung: „Man kann Jakob Augstein für vieles kritisieren, was im Fall Reski schieflief – und das haben wir auch deutlich getan. Heute freuen wir uns aber über das Bekenntnis der Redaktion zum Code of Fairness, und wir begrüßen es ausdrücklich, dass ein Verleger und Chefredakteur den Schritt wagt, eine freiwillige Selbstverpflichtung zu unterschreiben und es in Zukunft besser zu machen.“[45]

Im September 2017 ersetzte Augstein Füller nach nur einem halben Jahr durch sich selbst als presserechtlich verantwortlichen Chefredakteur. Außerdem berief erMichael Angele in die Chefredaktion und holte zum 1. Dezember 2017Simone Schmollack von dertaz.[47] Am 9. Januar 2018 gab derFreitag bekannt, dass Todenhöfer sein Amt als Herausgeber aufgegeben habe. Als Grund wurden seine Reisen in Krisengebiete sowie sein publizistisches und soziales Engagement genannt, wodurch Todenhöfer seiner Aufgabe beimFreitag nicht adäquat nachkommen könne.[48] Im Juni 2018 verließ Simone Schmollack denFreitag wieder.[49]

2019: Neuer Markenauftritt

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Mit der Ausgabe 36 vom 5. September 2019 erschien der Freitag erstmals mit der neuen Unterzeile „Der Freitag – Die Wochenzeitung“ und einer umgestalteten Titelseite, bei der das Logo im Vergleich zum vorherigen Layout ganz oben steht. Die neue Unterzeile soll laut Verlag die „Stärke als Wochenzeitung und damit als Medium für Hintergrund und Analyse unterstreichen“.[50]

Im März 2020 wurde Chefredakteur Michael Angele durch Philip Grassmann abgelöst, der bereits von September 2008 bis März 2017 Chefredakteur war.[51] Stellvertretender Chefredakteur wurde Sebastian Puschner, seit Mai 2024 ist zudem Elsa Koester stellvertretende Chefredakteurin.[52] Im Januar 2022 verkündete Jakob Augstein seinen Rückzug aus dem Journalismus. Er gab den Posten des Chefredakteurs auf, blieb aber Verleger und Geschäftsführer.[53]

Auflage

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Seit der Gründung ist dieAuflage zunächst deutlich zurückgegangen. 1990 lag sie noch bei rund 50.000 Exemplaren. Von Ende 1998 bis Ende 2008 sank sie um etwa 15 Prozent.[54] Zwischen Oktober 2009 und Juni 2011 wurde die Auflage nicht mehr derIVW gemeldet.

Seit dem Relaunch im Jahr 2009 hat derFreitag an Auflage gewonnen. Die verkaufte Auflage ist seit 2008 um durchschnittlich 5 % pro Jahr gestiegen. Im letzten Jahr lag die Steigerung bei 4,8 %.[55] Sie beträgt gegenwärtig 27.078 Exemplare.[56] Der Anteil derAbonnements an der verkauften Auflage liegt bei 70,2 Prozent.

Entwicklung der verkauften Auflage[57]
199819992000200120022003200420052006200720082009201020112012201320142015201620172018201920202021202220232024
14588138071414113726131611304012807137411251412744124211396414466168041861719264215972348824234237772504125556266562583227078
Entwicklung der Abonnentenzahlen[58]
199819992000200120022003200420052006200720082009201020112012201320142015201620172018201920202021202220232024
12143107831089810353100449839960996569466925889421032010784126901432115076170481862118752181311944019452194831903719005

Inhalt und Zeitungsbücher

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DerFreitag besteht seit dem Relaunch aus drei wöchentlichenZeitungsbüchern. Die bereits bestehenden BücherPolitik undKultur wurden überarbeitet und durch das neue, dritte BuchAlltag ergänzt mit Porträts, größeren Interviews, Lesestücken und Kolumnen. Das RessortAlltag bestand von Februar 2009 bis November 2020, seitdem werden die Inhalte in das Feuilleton eingegliedert.[59] Seit September 2014 hat der Freitag einmal im Monat ein viertes Buch „Wirtschaft“. Im Juni 2016 erschien erstmalsRobinson – ein Longread-Teil mit Reportagen und Interviews,[60] zwischenzeitlich umbenannt in „The Guardian Reportage“. Im November 2020 führte die Zeitung zum 30-jährigen Jubiläum das neue wöchentliche RessortDebatte ein, das Meinungsstücke, Streitgespräche und Essays zu aktuellen gesellschaftspolitischen Themen abbilden soll.[59] Seit Februar 2022 erscheint alle vier Wochen das Ressort „Grünes Wissen“ – ein publizistisches Forum für die Herausforderungen der nachhaltigen Transformation von Gesellschaft und Wirtschaft.[61]

  • Erstes Buch, wie früher: Politik unter der Leitung von Sebastian Puschner[62]
  • Kultur unter der Leitung von Christine Käppeler[62]
  • Debatte unter der Leitung von Michael Angele[62]
  • Wirtschaft und Grünes Wissen unter der Leitung von Dorian Baganz[62]
  • Das Wochenthema unter der Leitung von Pepe Egger[62]

Ein neues Element der Print-Ausgabe war seit dem Relaunch 2009 beispielsweise dieWochenchronik auf Seite 12. In einer subjektiven Auswahl stellt die Redaktion auch die wichtigsten Ereignisse der vorangegangenen Woche zusammen. Weiterentwickelt und mit einer großen Illustration versehen wurde dieAlltagsgeschichte, eine journalistisch-literarische Kurzgeschichte. Außerdem wurde der Wissensteil der Zeitung auf zwei Seiten ausgebaut. Dieser wurde später dem Feuilleton zugeteilt, das seitdem zwei zusätzliche Film-Seiten enthält. Weiterhin neu waren das Lexikon der Gegenwart (A–Z) und das Storyboard, in dem ein Illustrator auf Grundlage einer wahren Begebenheit zeichnet, sie aber nach eigenen Vorstellungen zu Ende bringt. Der Literaturteil wurde zunächst gekürzt, dann aber wieder sukzessive erweitert: Der Freitag beinhaltet zwei Literaturseiten, mehrmals im Jahr erscheinen Sonderliteraturseiten und Sonderbeilagen zu Krimi und Sachbuch.[63]

Obgleich der Pressekodex desDeutschen Presserats in seiner Richtlinie 2.6 grundsätzlich vorsieht, dass Zuschriften unter voller Namensnennung abgedruckt werden sollen, erscheinen auf der Leserbriefseite desFreitag überwiegend pseudonyme und anonyme Leserzuschriften, die den Blogs derFreitag-Community entnommen sind. Die Redaktion ist der Ansicht, sie brauche die Namen der Betroffenen nicht zu kennen, und überträgt dabei die Gepflogenheiten in ihrem Webforum auf die gedruckte Zeitung. Der Deutsche Presserat befand dieses Vorgehen als richtlinienkonform, solange zutreffend auf die Herkunft der Beiträge verwiesen werde.[64] Dieser Hinweis findet sich jedoch nicht auf der Leserbriefseite. Vom Frühjahr 2018 an bis zum Herbst 2019 gab es in der Printausgabe keine Leserbriefe.

Erscheinungsbild

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Der Freitag erscheint im sogenanntenRheinischen Format (Satzspiegel ist 325 mm breit und 465 mm hoch) jeden Donnerstag mit 24 vollständig vierfarbigen Seiten.

Die Schriften sind in einer von SchriftdesignerLucas de Groot weiterentwickeltenTheAntiqua gesetzt.[62] Bis Ausgabe 05/2009 wurdeStempel Garamond verwendet.

Der „Freitag“ online

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Screenshot der Website der Zeitung (2022)

Das Internetangebot wurde zum 5. Februar 2014 komplett neu konzipiert. Weiterhin werden online mehrmals täglich eigene und ins Deutsche übersetzte Texte vom britischenSyndizierungspartnerGuardian undObserver veröffentlicht. Die Redaktion bearbeitet sowohl die Print- als auch die Onlineausgabe.

Redaktionelle Beiträge stehen gleichberechtigt neben jenen derCommunity, die als Plattform für „kritische Debatten und kontroverse Sichtweisen“ dienen soll.[65] Sie orientiert sich am Angebot desGuardian, das 2009 dreizehn Millionen Nutzer aufwies.[65] Leser erhalten so die Möglichkeit, sich inhaltlich zu äußern.[66] DerFreitag möchte Online- und Printausgabe eng miteinander verbinden.[67]

Benutzer können Artikel kommentieren und bewerten sowie Beiträge im eigenen Blog erstellen. Ausgewählte Beiträge werden honoriert und in die Printausgabe übernommen.[68][69] Dabei werden Kommentatoren, Blogger und Publizisten unterschieden. Letztere tragen nach Ansicht der Redaktion und der Community längerfristig qualitativ höherwertige Inhalte bei.[70][71] Um eine Transparenz bei den Quellen der Artikel zu schaffen, werden die Artikel – je nach Herkunft – auch in der Printausgabe mit Farbcodes versehen.[72]

Das redaktionelle Konzept für das Zusammenwirken von Blog und Print wurde mehrfach geändert. Augstein hatte sich über die politischeBlogosphäre vor dem Hintergrund der gegenwärtigen Zeitungskrise kritisch geäußert.[73]

Der frühere freie Mitarbeiter desFreitag Rudolf Walther zog im Februar 2014 zum fünften Jahrestag der Blattreform ein eher nüchternes Fazit. Viele ehemalige Redakteure und freie Mitarbeiter hätten das Blatt verlassen. Die Bezugnahme auf das Modell desGuardian bei der Verbindung von Print und Online sei ein „Anfall von Selbstüberschätzung“ gewesen. Die Online-Community habe sich zu einer „Kinderspielwiese“ entwickelt. Mittlerweile sei deutlich geworden, dass man „im Netz zwar Geld investieren und versenken, aber nur mit der gedruckten Zeitung welches verdienen“ könne. Ob es denFreitag in fünf Jahren noch geben werde, sei ungewiss angesichts der stagnierenden Auflage.[74]

Augstein äußerte sich acht Jahre nach dem Relaunch folgendermaßen zur Community: „Die Bilanz ist gemischt. Wir hatten große Hoffnungen auf lokalen Community-Journalismus. Also darauf, dass die Leute von Dingen berichten, die in ihrer Umgebung geschehen. Diese Hoffnungen haben sich nicht wirklich erfüllt. Andererseits funktionieren aber die Debatten über Fragen, die wir im ‚Freitag‘ behandeln sehr gut. Die Community begleitet die Zeitung sozusagen und befruchtet sie mit Ideen und Texten. Die große Mehrheit unseres Netz-Inhalts stammt inzwischen aus der Community“.[2]

Syndizierungspartner „The Guardian“

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DerFreitag hat eine Kooperation mit der britischen TageszeitungThe Guardian für den deutschsprachigen Raum.[65] DerGuardian liefert dabei Artikel, die imFreitag in übersetzter Form erscheinen.[75]

Ähnliche Kooperationen unterhält derGuardian weltweit bereits mit mehr als 80 Medienpartnern. „Das Konzept, das Herr Augstein entwickelt hat, passt sehr gut zu unseren Vorstellungen. DerFreitag ist ein perfekter Partner, mit dem wir gerne zusammenarbeiten, um unsere Inhalte einer neuen Leserschaft zugänglich zu machen“, so Guardian-Vorstand Colin Hughes.[76]

Auszeichnungen

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Im Februar 2010 wurde die Zeitung von derSociety for News Design mit Sitz inOrlando (Florida) neben derFrankfurter Allgemeine Sonntagszeitung und derNew York Times alsWorld’s Best Designed Newspaper 2009 ausgezeichnet.[77] Bei den im März 2010 in Hamburg vergebenenLeadAwards bekam das Onlineangebot die Auszeichnung in der KategorieWebmagazin des Jahres.[78] 2013 erhielt derFreitag eine Silbermedaille in der KategorieLeadzeitung des Jahres.[79] Bei den im Mai 2010 in Frankfurt am Main vergebenen Awards des deutschenArt Directors Club erhielt das Onlineangebot in der KategorieOnline Editorial einen bronzenen Nagel.[80]

Für den satirischen BeitragIntegriert euch! zurSarrazin-Debatte wurde Ulrike Winkelmann, Ressortleiterin Politik, mit demAlternativen Medienpreis 2011 ausgezeichnet.[81][82] Im Dezember 2011 wurde Jakob Augstein derBert-Donnepp-Preis – Deutscher Preis für Medienpublizistik 2011 mit „besonderer Ehrung“ zuerkannt.[83]

Im November 2018 wurde derFreitag im Rahmen des 20.European Newspaper Award als European Newspaper of the Year 2018 in der Kategorie Wochenzeitung ausgezeichnet.[84] 2023 erlangte derFreitag die Auszeichnung als European Newspaper of the Year in der Kategorie Wochenzeitung ein weiteres Mal.[85]

Rezeption

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Der folgende Kommentar bezieht sich auf denFreitag vor dem Neustart 2009:

„DerFreitag ist heute die gescheiteste deutsche Wochenzeitung – klein, aber unverwechselbar souverän, bisweilen angenehm anachronistisch.“

Heribert Prantl:Süddeutsche Zeitung, Deutschland Archiv, 5/2004.

Nach ihrem Ausscheiden als Herausgeberin sagte Daniela Dahn zur weiteren Entwicklung desFreitag seit 2009:[25]

„Ich wollte den Anspruch, Gegeninformationen zu liefern, nicht aufgeben und die analytische und intellektuelle Substanz bewahren. Auch wollte ich den neuen Alltagsteil nicht auf Zerstreuung, Lifestyle, Prominente der Kulturindustrie oder gar Boulevard-Stories beschränkt sehen. Die sollten zum Beispiel durch mehr Geschichten aus der akademischen und produzierenden Arbeitswelt ergänzt werden, Geschichten vom Überleben, die erzählen, wie die Wirtschaft in den Alltag ganz normaler Leute funkt. Ich hielt es für verfrüht, dass derFreitag den Brückenbau zwischen West und Ost(-Europa) aufgegeben hat. Kurzum, im Laufe der Zeit haben sich unsere Vorstellungen von der Identität der Zeitung zu meinem Bedauern entfernt.“

Daniela Dahn (2012)

Dietaz schrieb 2017 über Jakob Augsteins Rolle beimFreitag:

„Mit ihm wurde aus dem alten Kulturwehmutsblatt im Zeichen einer nie zuwege gebrachten Volksfrontidee aller ‚fortschrittlichen Kräfte‘ eine Zeitung mit aktuellen Fragestellungen.“

Jan Feddersen:taz, 27. Februar 2017.

Siehe auch

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Literatur

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  • Lutz Herden (Hrsg.):Ernstfall Einheit – 15 Jahre Freitag. Ein Dokument der Zeitgeschichte, der politischen und journalistischen Vitalität von 1990 bis 2005. Edition Freitag, Berlin 2005,ISBN 3-936252-05-X.
  • Arne Kapitza:Transformation der ostdeutschen Presse: „Berliner Zeitung“, „Junge Welt“ und „Sonntag/Freitag“ im Prozess der deutschen Vereinigung. Westdeutscher Verlag, Opladen 1997,ISBN 3-531-13010-2.

Weblinks

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Einzelnachweise

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  1. Der Freitag. In: eurotopics.net. 29. Juli 2022, abgerufen am 26. Oktober 2018. 
  2. abJakob Buhre: Jakob Augstein – Viele Zeitungen vertreten nicht das Interesse ihrer Leser. In: planet-interview.de. 17. Februar 2017, abgerufen am 27. September 2018. 
  3. deutschlandfunkkultur.de: "Freitag" und "Tagesspiegel" sind European Newspaper of the Year. In: deutschlandfunkkultur.de. 14. Dezember 2023, abgerufen am 5. Mai 2024. 
  4. Jakob Augstein. In: Spiegel Online. Abgerufen am 20. Februar 2020. 
  5.  Roland Kirbach: DKP: Von den Genossen verlassen. In: zeit.de. 22. Dezember 1989, abgerufen am 14. Dezember 2014. 
  6. Der Freitag:Impressum. Abgerufen am 19. März 2011: „Gründungsjahr 1990. Hervorgegangen aus dem ‚Sonntag‘, Ostberlin, gegründet 1946 vom Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands, und der ‚Volkszeitung‘, ehemals ‚Deutsche Volkszeitung‘, gegründet 1953 in Düsseldorf von Reichskanzler a. D. Dr. Joseph Wirth, und der ‚Tat‘, gegründet 1950 in Frankfurt/M. von der VVN.“
  7. Graf Saldos Gewerbe. In:Der Spiegel.Nr. 23, 1991,S. 59–63 (online). 
  8. Umfrage - Ein starkes Zeitungspublikum. Abgerufen am 11. September 2022. 
  9. Freitag Archiv:„Was nennen Sie links?“, JUBILäUM II: Günter Gaus im Gespräch mit Alexander Kluge (1993)
  10. abWilhelm Brüggen:„Ein gut bestelltes Haus“,Freitag Nr. 22 vom 30. Mai 2008
  11. "Sonderstellung im Land". Abgerufen am 23. April 2015. 
  12. Kress.de:„Kress Profil ‚Jörn Kabisch‘“, In der Personendatenbank KressKöpfe
  13. David Hein:Jana Hensel kehrt dem „Freitag“ den Rücken. In: horizont.net. 5. Januar 2015. Abgerufen am 16. Februar 2012.
  14. Marc Bartl:Wechsel in der Chefredaktion des „Freitag“: Jana Hensel ist weg, Michael Angele steigt auf. In: kress. 5. Januar 2014. Abgerufen am 5. Januar 2014.
  15. new-business.de:Katja Kullmann verstärkt das Team der Chefredaktion beim 'Freitag'. new-business.de. Abgerufen am 9. November 2016.
  16. Nach elf Jahren „taz“: Winkelmann wird Politik-Chefin beim „Freitag“, kress.de, 28. April 2010.
  17. Ulrike Winkelmann wechselt zur taz zurück. In: Meedia. 20. Mai 2011. Abgerufen am 12. Juni 2011.
  18. Kress.de:„Freitag“ holt sich dapd-Frau: Verena Schmitt-Roschmann wird Politik-Chefin. 10. Juni 2011. Abgerufen am 11. Juni 2011.
  19. Kress.de:„Kress Profil ‚Detlev Hustedt‘“, In der Personendatenbank KressKöpfe
  20. Meedia.de:Geschäftsführer Hustedt verlässtFreitag
  21. dnv-online.deDer neue FREITAG geht mit 70.000 Exemplaren an den Start, vom 16. Januar 2009
  22. Freitag Nr. 49 vom 5. Dezember 2008 S. 12 „Tagebuch“
  23. Die Welt:Zurück zu den Wurzeln. 29. Dezember 2008
  24. Titel unbekannt. In: kress.de. Mediendienst Kress.de, archiviert vom Original am 22. Januar 2009; abgerufen am 15. Juli 2017. 
  25. abStefan Reinecke:Interview über Rauswürfe beim „Freitag“: „Nur noch ein Störfaktor“. In:taz.de. 5. Januar 2012. Abgerufen am 5. Januar 2012. (Interview mit Daniela Dahn.)
  26. Peter Wolter:„DerFreitag hat intellektuell an Substanz verloren“. In: Junge Welt. 6. Januar 2012. Abgerufen am 5. Januar 2012. (Interview mit Daniela Dahn.)
  27. Ulrike Simon:Vier Herausgeber müssen gehen. In: Frankfurter Rundschau. 6. Januar 2012. Abgerufen am 7. Januar 2012.
  28. Birte Bühnen:„Normale Zeitung“ und kein „Projekt“ mehr: Augstein trennt sich von den Herausgebern des „Freitag“. In: kress.de. 6. Januar 2012. Abgerufen am 7. Januar 2012.
  29. Daniela Dahn:Störfaktor Gaddafi. In: Blätter für deutsche und internationale Politik. Juli 2011. Seiten 35–39. Abgerufen am 7. Januar 2012.
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Normdaten (Körperschaft):GND:1065282745(lobid,OGND,AKS) |VIAF:313432913
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