Dau





EineDau, auchDhau (arabisch داو, englischDhow), ist ein in allen Anliegerländern desIndischen Ozeans zu findenderSegelschiffstyp. Die Besonderheiten einer Dau sind ein bis drei einteiligeMasten mit zum Teil ausgeprägtem vorlichemFall, großentrapezförmigen Segeln (sogenannterSettee-Besegelung), sowie weit ausfallendenSteven.
Eine Dau hat einen ebenen, zuweilen zu einer „Hacke“ ausgeprägtenKiel, der dieAbdrift auf Kursenhoch am Wind verringert. Während ursprünglichPlanken untereinander und mit demSpant mitKokosfasern verschnürt wurden (sieheJewel of Muscat), ist diese Technik durch dasNageln verdrängt worden.
Begriff
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Die Bezeichnung Dau steht nicht für einen einzelnenSchiffstyp wieKogge oderBrigg, sondern für eine ganze Familie unterschiedlicher Gattungen zum Teil mit gravierenden Unterschieden. Mit dem Sammelbegriff Dau werden etwa 60 verschiedene Schiffstypen, von kleinen einmastigenBooten mit 10 TonnenVerdrängung für dieFischerei bis hin zu 200 Tonnen tragenden Transportschiffen beschrieben. Das gemeinsame Merkmal aller Daus ist ein langerVorsteven, der schräg aus dem Kiel hervorgeht.
Ursprung und Bedeutung des Wortes Dau sind ungewiss. Erstmals wurde die Bezeichnung in den Aufzeichnungen des russischen HandlungsreisendenAthanasius Nikitin genannt, der 1470 inIndien eintraf. Er sprach von „Tavs“. Um 1856 veröffentlichte M. Guillain die Abbildung eines einmastigen Schiffes, das er als Dau bezeichnete. Eine andere mögliche Erklärung könnte daspersische Wortdawh sein, das nach alten niederländischen Dokumenten ebenfalls ein kleines Schiff bezeichnet. Das Wort Dau, wie auch immer geschrieben, wird aber von den Einheimischen im Einzugsbereich nicht benutzt. Sie verwenden stattdessen die genaue Bezeichnung des jeweiligen Schiffstyps.
Geschichte der Dau
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Der Ursprung der Dau ist unklar. Umstrittenen Vermutungen zufolge existieren Daus seit dem 4. Jahrhundert. Wahrscheinlich breitete sich die Dau von Indien aus über den Indischen Ozean zurArabischen Halbinsel und nachOstafrika und schließlich insMittelmeer aus. ImMittelalter durchfuhren Händler mit zwei- bis dreimastigen Daus den gesamten Indischen Ozean. Dort wurden die halbjährlich wechselndenMonsunwinde zu Nutze gemacht. Hierbei handelt es sich im November bis Mai um den SüdwestwindKaskasi und von Mai bis November um den NordwestwindKusi.
Es wird vermutet, dass die Dau ursprünglich einRahsegel besaß. Allerdings wurden alle bisher gefundenen Daus nach dem Jahre 1000 gebaut, so dass es für diese Vermutung keine Gewissheit gibt. Im Mittelmeer entwickelte sich später das viereckigeSettee-Segel, mit dem höheran den Wind gegangen werden konnte und so fahren die Daus noch. Einzig im Mittelmeer entwickelte sich dasSegel zum dreieckigenLateinersegel. So entstanden die Daus inÄgypten, wo sie „Feluka“ genannt werden. DieSchebecke ist keine Verwandte der Dau, obwohl sie ihr äußerlich ähnelt.
Nach dem Niedergang desRömischen Reiches verschwanden die römischenHandelsschiffe, mit denen der Handel überPersien bis nach Indien betrieben worden war. Diese Lücke wurde von der Dau besetzt, mit der Hochseerouten zwischen der Arabischen Halbinsel, Ostafrika, Indien und demKaiserreich China befahren wurden.
Nachdem arabische Krieger 654 n. Chr.Rhodos erobert hatten und mit ihren Daus 711 n. Chr. bis nachGibraltar vorgedrungen waren, begannen sich Dau und europäischerSchiffbau gegenseitig zu beeinflussen. Der europäische Schiffbau entwickelte sich von plumpenKüstenseglern zu elegantenHochseeschiffen, während die Dau dasSpiegelheck gewann, was sie beiSeegang trockener machte.
Daus werden noch gebaut. Bekannt sind unter anderem die Werften in denVereinigten Arabischen Emiraten und im indischenKerala.
Dautypen
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]nach Wolfram zu Mondfeld
Literatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Dhau: Sindbads letzte Söhne. In:Geo, Gruner + Jahr, Hamburg 5/1977, Seite 86–104.
- Patrick Krajewski:Kautschuk, Quarantäne, Krieg: Dhauhandel in Ostafrika 1880-1914 (=Studien, Zentrum Moderner Orient, Geisteswissenschaften Zentrum Berlin, Band 23), Schwarz, Berlin 2006,ISBN 3-87997-636-8.
- Wolfram zu Mondfeld:Die arabische Dau.Delius Klasing, Bielefeld 1987,ISBN 3-7688-0283-3.
- Lorenzo Ricciardi:AufSindbads Spuren. Dhaufahrt durch arabische Gewässer. Frederking und Thaler, München 1989,ISBN 3-89405-044-6.
- Tim Severin:Auf den Spuren Sindbads von Arabien nach China. Eines der letzten großen Abenteuer unserer Zeit. Hoffmann und Campe, Hamburg 1983,ISBN 3-455-08726-4.
- Alan Villiers:Die Söhne Sindbads. Dulk, Hamburg 1956,DNB455269319.
- Erno Wiebeck, Hermann Winkler:Segler im Monsun. Die Dau am Indischen Ozean. Neuer Hochschulschriften Verlag, Rostock 2000,ISBN 3-929544-82-2.
Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Dokumentation „Jeder Wind hat seine Reise“ zur arabischen Dau-Segelschifffahrt (Memento vom 4. September 2011 imInternet Archive)
- Handbuch der Nato zur Identifizierung der verschiedenen Typen