Daniel Gran

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Daniel Gran, Selbstporträt

Daniel Gran (*22. Mai1694 inWien; †16. April1757 inSt. Pölten) war einösterreichischerMaler desBarock. Er gilt als Hauptvertreter der klassizistischen Richtung innerhalb der österreichischen Barockmalerei.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Ausbildung

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Gran war der Sohn eines HofkochsKaiser Leopolds I., unter seinen Vorfahren warenGlasmaler. Gefördert wurde er durch dasHaus Schwarzenberg, das ihm auch eine Studienreise inItalien finanzierte, wo er vor allem beiSebastiano Ricci inVenedig undFrancesco Solimena inNeapel studierte. In seinen Werken ist ein Schwanken zwischen venezianischem Einfluss in der Farbgebung sowie neapolitanischem Einfluss in der Komposition zu bemerken. Neben dem Fürstenhaus Schwarzenberg kam auch derHof als Auftraggeber hinzu; 1727 wurde er zumHofmaler ernannt.

Seit 1732 führte er die geadelte Form seines Namens: „Daniel le Gran“, oder seit 1736 das Prädikat „della Torre“. Dass es zu einer tatsächlichenNobilitierung gekommen wäre, ist mangels aller Unterlagen der Adelsregistratur des Wiener Gratialarchivs eher zu bezweifeln. Näher liegt, dass der Meister Adelstitel und Wappen eines kaiserlichenFähnrichs Nikolaus Grandella Torre (nobilitiert am 12. Mai 1621) mit Erfolg für sich beanspruchte und wieder aufleben ließ. Eine widerrechtliche Führung von Adelstitel und Prädikat wäre in der damaligen Zeit und angesichts der exponierten gesellschaftlichen Stellung des Künstlers undenkbar.[1]

Im Jahr 1894 wurde in WienRudolfsheim-Fünfhaus (15. Bezirk) dieGrangasse nach ihm benannt.

Werk

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Kuppelfresko desPrunksaales der Österreichischen Nationalbibliothek
Maria mit dem Kind und Heiligen, auf Wolken thronend, um 1730,Belvedere, Wien
Aufnahme Dianas in den Olymp, 1732, (Entwurf für das Deckenfresko im Jagdschloss Eckartsau (Niederösterreich)),Belvedere, Wien
Das Grab von Daniel Gran undJakob Prandtauer imDom zu St. Pölten (Kreuzgang)
  • 1726–1728 – Kuppelfresko für dasGartenpalais Schwarzenberg (1945 zerstört):Allegorie auf den Tagesanbruch. So wie bei Rottmayr war der Hintergrund keine Darstellung des Tages- und Nachthimmels, sondern eher gelblich. Die Illusionswirkung war für zwei gegenüberliegende Standpunkte berechnet, was für Fresken eher ungewöhnlich war.
  • 1726–1730 – das Kuppelfresko derHofbibliothek, der heutigen Nationalbibliothek, gilt als Hauptwerk Grans: das Programm wurde vom kaiserlichen RatConrad von Albrecht entworfen und stellt eine Apotheose desKaisers Karl VI. dar. Im Zentrum wird der Kaiser vonHerakles undApoll gestützt, die von den allegorischen Figuren verschiedener Künste und Wissenschaften flankiert werden. Das Fresko hat eine „Kriegsseite“ (mit den Allegorien von Mathematik, Geometrie und Mechanik) sowie eine „Friedensseite“ (mit den Allegorien von Medizin, Rechtswissenschaft und Ackerbau). Der Gründungszweck der Bibliothek, die Indienstnahme der Wissenschaft durch den Staat, die in dieser Zeit ihre Anfänge findet, soll damit ausgedrückt werden.
  • um 1730 –Maria mit dem Kind und Heiligen, auf Wolken thronend. Eine Variation nach dem DeckenfreskoAllegorie auf das Studium der irdischen Dinge imPrunksaal der Nationalbibliothek in Wien. (Wien,Belvedere)
  • 1732 – Deckenfresko imSchloss Eckartsau:Aufnahme Dianas in den Olymp. Die illusionistische Scheinarchitektur bildet hier nur einen Rahmen, das Gemälde spielt in einem undefinierbaren Raum.
  • 1738–1743 – Kuppel- und Langhausfresko derWallfahrtskirche auf dem Sonntagberg: hier ist der Illusionismus fast komplett zurückgenommen.
  • 1744 – Deckengemälde in derSchlosskapelle Schönbrunn: Die hl. Maria Madgalena und die theologischen Tugenden Glaube, Hoffnung und Liebe.
  • 1744 (vermutete Datierung) – Fresken in derSchlosskirche Hetzendorf:Taufe Christi,Verklärung Christi undBergpredigt. ZunächstFranz Josef Wiedon zugeschrieben, ist die Zuschreibung an Daniel Gran durch zwei Zeichnungen in derAlbertina und ein Studienblatt imMuseum der bildenden Künste inBudapest erhärtet.[2]
  • 1745 – Das HochaltarbildMariae Himmelfahrt in der Stiftskirche des Zisterzienserstiftes Lilienfeld.[3]
  • 1746 – Heute nicht mehr erhaltene Seitenschiffkuppeln sowie die 4 (noch erhaltenen) Seitenaltarbilder in der damaligen St. Pöltner Stiftskirche, der heutigenSt. Pöltner Domkirche: Seitenaltarbilder der hll. Barbara, Hippolyt und Augustinus sowie der Josefi-Altar, der thematisch jedoch die Hl. Familie, Die Ruhe auf der Flucht, zeigt. Außerdem schuf Gran auch das (heute noch erhaltene) Fresko für den Mittelraum der Stiftsbibliothek: Die Allegorie der Weisheit.
  • 1746 (vermutete Datierung): Ölskizze zum Hochaltarbild der Kirche imStift Herzogenburg, danach deren großformatige Ausführung; in den Folgejahren Auftrag zur Freskierung der Deckengewölbe der Stiftskirche, welcher jedoch nur imChorraum ausgeführt wurde (Fertigstellung der Deckenfreskierung ab 1750 durchBartolomeo Altomonte).
  • 1749 – Marmorsaal inStift Klosterneuburg: mehrteiliges Freskodie Glorie des Hauses Österreich mit einer klaren, fast schon klassizistischen Komposition. In der Mitte ist ein Obelisk mit einer Darstellung desHeiligen Leopold, um den herum Putten mit Schleier und Holunderbäumen (Gründungslegende Klosterneuburgs) zu sehen sind. Rundherum sieht man Allegorien derösterreichischen Majestät (mit den Kronen desHeiligen Römischen Reichs,Böhmens undUngarns), derösterreichische Tapferkeit, und derösterreichische Klugheit und Standhaftigkeit, sowie die Darstellung derVereinigung der Häuser Habsburg und Lothringen, wo mit einem Amor zwischen den allegorischen Figuren die Liebesheirat vonMaria Theresia undFranz Stephan von Lothringen dargestellt wird.
  • 1751 schuf Daniel Gran die Deckenfresken derAnnakirche im 1. Wiener Gemeindebezirk. Das erste Fresko zeigt die Glorie der Mutter Anna, das zweite die Herrlichkeit der Mutter Maria und das Fresko über der Orgel das Kommen des göttlichen Kindes. Auch das Hochaltarbild stammt von Daniel Gran. Es zeigt die Hl. Sippe.
  • 1755 - Fresken imSchloss Fridau; "Aurora mitAthene undApollon ; alsApotheoseWissenschaft undKunst darstellend, vonMotiven ausOvidsMetamorphosen begleitet".[4]
  • 1756 Kuppelfresko derGnadenkapelle im ehem.Kapuzinerkloster Und beiKrems: Die Erlösung der Welt durch die Sendung Christi, sein letztes Werk. Er führt den Betrachter in die Himmlische Welt und ihr Wirken für die Erde in Ewigkeit und im Jetzt, inmitten Gottvater und Taube, Maria vor Jesuskind, Engelsturz, Kreuzigung – symbolisch durch Engel, die das Kreuz aufrichten, Adam und Eva.

Grans Figuren sind „in kühlem Abwägen und mit feinfühligem Takt“ geordnet,[5] es herrscht „betonte Übersichtlichkeit und Klarheit in der Gruppendisposition“,[6] beliebter Kompositionstypus ist dabei die Raute.[7] Im Gegensatz zur barocken Bewegtheit seines GenerationsgenossenPaul Troger „stilisiert“ Gran „den Vorgang“: Massige, wuchtige Figuren bevölkern Bildräume mit architektonischen Elementen wie mächtigen Säulen auf hohen Postamenten oder Torbögen; Ergebnis ist „das Pathos der großen beherrschten Gebärde“.[8] Gegen Ende seiner Laufbahn verlieren sich die „barocken“ Elemente (Figurenreichtum, Illusionismus, Erlebnishaftigkeit) immer mehr – Gran gilt als wichtiger Vorbereiter desKlassizismus.

  • Die Glorie des Hauses Österreich, Kuppelfresko im Marmorsaal von Stift Klosterneuburg (1749)
    Die Glorie des Hauses Österreich, Kuppelfresko im Marmorsaal vonStift Klosterneuburg (1749)
  • Glorie der hl. Maria, Fresko in der Annakirche Wien
    Glorie der hl. Maria, Fresko in derAnnakirche Wien
  • Kuppelfresko der ehem. Gnadenkapelle Und (1756)
    Kuppelfresko der ehem. Gnadenkapelle Und (1756)
  • Bergpredigt, Schlosskirche Hetzendorf
    Bergpredigt, Schlosskirche Hetzendorf

Einzelnachweise

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  1. Walther Buchowiecki: Der Barockbau der ehemaligen Hofbibliothek in Wien, ein Werk J.B.Fischers von Erlach, S 146f. Georg Prachner Verlag, Wien 1957
  2. Website der Schloßkirche Hetzendorf, Ausstattung der Schloßkirche mit Auszügen aus der Kirchenchronik, abgerufen am 16. Oktober 2013
  3. Ernst Zentner: Daniel Gran - Der einzige Wiener unter den österreichischen Barockmalern, abgerufen am 27. Dezember 2023
  4. Pia Maria Plechl:Ein gutes Land. Sonntagsfahrten durch Innerösterreich. Hunna, Wien 1966. S. 181
  5. Hans Riehl:Österreichische Malerei in Hauptwerken. Verlag Kremayr & Scheriau, Wien. 1957, Seite 118.
  6. Johann Kronbichler:Die künstlerische Stellung Daniel Grans. In: Ders. (Hrsg.):Grandezza. Der Barockmaler Daniel Gran 1694–1757. Katalog zur Sonderausstellung des Diözesanmuseums St. Pölten 2007. Diözesanarchiv St. Pölten. 2007, Seiten 44–55, hier 53.
  7. Günter Brucher:Deckenfresken. In: Ders. (Hrsg.):Die Kunst des Barock in Österreich. Residenz Verlag, Salzburg und Wien. 1994, Seiten 197–296, hier 235.
  8. Johann Kronbichler:Die künstlerische Stellung Daniel Grans. In: Ders. (Hrsg.):Grandezza. Der Barockmaler Daniel Gran 1694–1757. Katalog zur Sonderausstellung des Diözesanmuseums St. Pölten 2007. Diözesanarchiv St. Pölten. 2007, Seiten 44–55, hier 55.

Literatur

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Weblinks

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Commons: Daniel Gran – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Personendaten
NAMEGran, Daniel
KURZBESCHREIBUNGösterreichischer Barockmaler
GEBURTSDATUM22. Mai 1694
GEBURTSORTWien
STERBEDATUM16. April 1757
STERBEORTSt. Pölten
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