DNA-Analyse

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springenZur Suche springen
Strukturmodell eines Ausschnitts aus der DNA-Doppelhelix mit 20 Basenpaarungen

AlsDNA-Analyse,DNA-Test,DNS-Analyse,DNS-Test,Genanalyse oderGentest, werdenbiochemische undmolekularbiologische Verfahren bezeichnet, welche dieDesoxyribonukleinsäure (deutsche Abkürzung DNS, englisch DNA = deoxyribonucleic acid) untersuchen, um Rückschlüsse auf verschiedene genetische Aspekte desIndividuums ziehen zu können.

Inhaltsverzeichnis

Zwecke

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

DNA-Analysen werden zu vielen Zwecken durchgeführt, vor allem zu folgenden:

  • zukriminalistischen Zwecken in derForensik: Durch molekulargenetische Untersuchung des biologischen Materials stellt man sein individuelles Identifizierungsmuster fest, um es durch vergleichende Untersuchung beweiskräftig einem bestimmten Lebewesen zuordnen zu können; also um Verursacher von Spuren etwa am Tatort, an Tatwerkzeugen oder an der Beute zu überführen oder das Tatobjekt selbst (wie das Verletzungsopfer über aufgefundene Körperteile oder seine Abstammung oder einen Holzdiebstahl über Vergleiche mit anderen Sägestücken) zu ermitteln -oder umgekehrt zum Ausschluss von Verdächtigen. In diesem Zusammenhang spricht man oft vom „genetischen Fingerabdruck“.
  • zur Klärung von Verwandtschaft z. B. durchAbstammungsgutachten.
  • zur medizinischenDiagnostik (beispielsweise bei menschlicher DNA und durchBluttests), z. B. zur Aufklärung
    • genetischer Grundlagen einer bestehenden Krankheit (medizinische Forschung),
    • einerPrädisposition für Krankheiten. Der Berufsverband deutscher Humangenetiker e. V. (BVDH) führt eine Liste genetisch bedingter Erkrankungen, die im deutschsprachigen Raum in entsprechenden Einrichtungen gegenwärtig mittels DNA-Analyse untersucht werden können.[1] Im Mai des Jahres 2010 betrug die Zahl diagnostizierbarer Krankheiten 917, im Vergleich dazu sind weltweit etwas mehr als 3.000monogenetische Erbkrankheiten molekular charakterisiert, wären somit theoretisch ebenfalls mittels DNA-Analyse untersuchbar.
  • bei Lebensmittelkontrollen zur
    • Erkennung genetisch veränderter Sorten, welche mit einem Importverbot belegt sind.[2]
    • Absicherung der Qualität von Lebensmitteln und ihrer richtigen Kennzeichnung (Beispiel:Trüffel).
  • in derGenetik zur Feststellung
  • für Privatpersonen durch private Unternehmen,[3] wobei populär sind Untersuchungen des Erbgutes auf:
    • dieGenealogie
    • genetisch bedingte Krankheiten und weitere Veranlagungen.

Methoden

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
DNA-Molekül 1 unterscheidet sich von DNA-Molekül 2 in einem einzigen Basenpaar.

Methoden zur Untersuchung von Krankheiten

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Methoden zur Bestimmung der Identität

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Bestimmung von Proben hohen Alters

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Problematik, Kritik

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
Entwicklung der Kosten derGenom-Sequenzierung seit 2001

Die Aussagekraft von Gentests und die Möglichkeit ihrer sinnvollen Anwendung werden in Einzelfällen bestritten. Kritisiert wird z. B. neben einer unsauberen, auf Erfolgsmeldungen getrimmten, statistischen Auswertung der Ergebnisse der behauptete Zusammenhang zwischen „Krankheitsgenen“ und den konkreten Symptomen sowie den diagnostizierten Krankheiten. So würden die von Forschern und Firmen postulierten Abhängigkeiten in der Realität sehr viel geringer ausfallen bzw. viele Krankheiten deutlich stärker durch äußere Einflüsse und Lebensstil beeinflusst als durch die Gene.[4]

Kritik gibt es auch an dergenetischen Genealogie. Häufig wird auch bemängelt, dass Gentestanbieter für private Kunden nicht genügend auf Risiken beim Einsenden von DNA-Proben, der Lagerung, Analyse und Abspeicherung derselben sowie durch das Veröffentlichen von Informationen hinweisen. Verschiedene Risiken werden diskutiert,[5][6][7] auch derDatenschutz der „genetischen Privatsphäre“ ist zu einem Thema geworden:[8]

  • EineKrankenversicherung kann die Informationen zu Veranlagungen für die Bestimmung einer Beitragsquote benutzen, bzw. die zu versichernde Person muss persönlich bekannte Analyse-Ergebnisse bekannt geben.[9]
  • Verfügbare Informationen zu DNA-Markern einer Testperson können bei DNA-Spuren an Tatorten dazu verwendet werden, die Testperson bzw. dessen Verwandte als Täter zu verdächtigen[10][11][12] (auch wenn dies rechtlich nicht überall erlaubt ist).[13] Die Bestimmbarkeit immer kleinerer DNA-Spuren führt auch zu Fehlern (sieheHeilbronner Phantom).[14]
  • Die persönlichen DNA-Informationen, die bei der Testfirma liegen, können gestohlen, veröffentlicht oder verkauft werden.[8]

Nacheinem Mord im Oktober 2016 in Freiburg setzte der baden-württembergische JustizministerGuido Wolf (CDU) sich dafür ein, dieStrafprozessordnung so zu ändern, dass auf der Grundlage von DNA-Proben auch Augenfarbe, Hautfarbe und Haarfarbe eines unbekannten Spurenlegers bestimmt werden können. Auch dieSpurenkommission, das wissenschaftliche Gremium derrechtsmedizinischen undkriminaltechnischen Institute in Deutschland, sprach sich für eine Ausweitung der DNA-Analyse aus.[15] Nach längeren Diskussionen wurde§ 81e Absatz 2 derStrafprozessordnung in geänderter Fassung (Zulässigkeit von Untersuchungen zur Feststellung von Augen-, Haar- und Hautfarbe sowie Alter von unbekannten Personen) am 15. November 2019 vom Bundestag verabschiedet.[16] In Bayern wurde bereits im Mai 2018 mit einer umstrittenen[17] Novelle desbayerischen Polizeiaufgabengesetzes eine solche Befugnis geschaffen[18].

Siehe auch

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Literatur

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Rundfunkberichte

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Weblinks

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
Commons: DNA-Test – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
  1. Humangenetisches Qualitätsnetzwerk (HGQN) – Eine Datenbank des BVDH. Berufsverband deutscher Humangenetiker e. V., abgerufen am 29. April 2010. 
  2. Beispiel „Genreis“ (August 2006 durchEU-Kommission):Importverbot für US-Gentech-Reis – Eilverfahren stoppt Import von US-Gentech-Reis. Greenpeace – Marktcheck, 25. August 2006, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 13. Juli 2013; abgerufen am 8. März 2012. 
  3. DNS-Analyse online: Surfen im Erbgut. In:Süddeutsche Zeitung. 22. Januar 2008.
  4. Heike Le Ker: „Wie bei einer Wahrsagerin“. In: Spiegel Online – Medizin. 12. Dezember 2011, abgerufen am 7. März 2012 (MedizinethikerUrban Wiesing im Interview). 
  5. Application for a free genotyping. openSNP.org –crowdsourcing genome wide association studies, 20. Februar 2012, abgerufen am 5. März 2012 (englisch). 
  6. Siehe auch:Videos and Slides on the recent talks. openSNP.org (2. Video in Deutsch).
  7. Anette Dowideit: Experten warnen vor neuen Internet-Gentests. In: Welt Online – Medizin. 4. Juni 2008, abgerufen am 5. März 2012. 
  8. abMichael Stang:Gehackte Gene. In:DeutschlandfunkWissenschaft im Brennpunkt. 3. Oktober 2014.
  9. „Gentests für die Versicherungswirtschaft“ – Statement der Parlamentarischen Staatssekretärin im Bundesministerium für Gesundheit Gudrun Schaich-Walch zum Thema „Gentests für die Versicherungswirtschaft“. (PDF; 19 kB) 3. Mai 2002, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 5. März 2016; abgerufen am 7. März 2012. 
  10. Alexander Dix: DNA-Analyse im Strafverfahren. Landesbeauftragte für den Datenschutz und für das Recht auf Akteneinsicht Brandenburg, 5. März 2005, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 4. August 2012; abgerufen am 7. März 2012. 
  11. Neuregelung der DNA-Analyse zu Zwecken des Strafverfahrens. Bundesgerichtshof, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 13. Februar 2017; abgerufen am 12. Februar 2017. 
  12. DNA links 1991 killing to Colonial-era family. In: CNN. 1. Oktober 2012, abgerufen am 30. Mai 2012 (Y-DNA eines Sexualstraftäters wird mithilfe öffentlicher genealogischer DNA-Datenbanken gesucht). 
  13. Marc Herb: Ethische Aspekte der DNA-Analyse in der Strafverfolgung. (PDF; 0,2 MB) Fachhochschule Stuttgart – Hochschule der Medien, Januar 2004, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 19. Juni 2006; abgerufen am 7. März 2012. 
  14. Lea Wolz: Die DNA-Analyse ist sicher. In: Stern.de – Gesundheit. 26. März 2009, abgerufen am 7. März 2012. 
  15. DNA-Analysen sollen ausgeweitet werden. In:FAZ.net. 14. Dezember 2016.
  16. Pressemitteilung: Bundestag beschließt Modernisierung des Strafverfahrens (Memento vom 26. Dezember 2019 imInternet Archive) abgerufen am 25. Dezember 2019.
  17. Zeit online: Bayern kündigt Änderungen am umstrittenen Polizeigesetz an, abgerufen am 24. August 2020.
  18. Netzpolitik.org: Fahndung nach dem genetischen Phantom: Bayern will umstrittene DNA-Analyse erlauben abgerufen am 24. August 2020.
Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema. Er dient weder der Selbstdiagnose noch wird dadurch eine Diagnose durch einen Arzt ersetzt. Bitte hierzu denHinweis zu Gesundheitsthemen beachten!
Bitte denHinweis zu Rechtsthemen beachten!
Normdaten (Sachbegriff):GND:4200230-8(lobid,OGND,AKS)
Abgerufen von „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=DNA-Analyse&oldid=249883906
Kategorien: