Schon als Kind kam Copi mit seinen Eltern, die nachJuan Peróns Machtübernahme zunächst nach Uruguay, dann nach Frankreich ins Exil gehen mussten, nach Paris.[1] Im Alter von 15 Jahren kehrte er mit den Eltern zurück nach Argentinien. 1962 brach der junge Mann dann wieder nach Paris auf, wo er sich zunächst alsZeichner einen Namen machte: Ab 1965 veröffentlichte er in der WochenzeitungLe Nouvel Observateur[2] regelmäßigComic Strips mit seiner Frauenfigur „La Femme assise“, etliche Arbeiten erschienen auch in dem Satire-MagazinHara-Kiri und in der TageszeitungLibération.
Seine Zeichnungen stellen die Figuren mit einem sparsamen, dünnen Strich dar. Bewegung wird nur sehr spärlich eingesetzt, der Schwerpunkt liegt auf den absurd-komischen Dialogen. In Deutschland veröffentlichteCarlsen Comics 1986 und 1987 in der ReiheCarlsen Cartoon Comics von Copi:Die alten Nutten,Mama, warum hab ich keine Banane?,Die Frau des Präsidenten undMama steigt aus.
Als Enkel der bekannten argentinischen TheaterautorinSalvadora Medina Onrubia schrieb Copi sein erstes Stück mit 16 Jahren.[3] Ab Mitte der sechziger Jahre, in Paris, kam er in Kontakt mit der dortigen Theateravantgarde, er trat auch als Schauspieler in zum Teil selbst verfassten Sketches auf, wobei er schon bald mit seinen Landsleuten Jorge Lavelli und Alfredo Arias sowie mit dem ebenfalls in Argentinien geborenen Jérôme Savary zusammenarbeitete.[4] Das erste größere Theaterstück von Copi in französischer Sprache,La Journée d’une Rêveuse (dt.Der Tag einer Träumerin), wurde 1968 am Théâtre de Lutèce in Paris in der Inszenierung von Lavelli uraufgeführt.[5] Zwei Jahre später verursachteEva Perón (dt.Evita Perón) einen politischen Skandal, da die Aufführung imThéâtre de l’Épée de Bois (Inszenierung Arias) in Vincennes von einer rechtsradikalen Schlägertruppe gestürmt wurde und von da an unter Polizeischutz stattfinden musste.[6] Elf weitere Stücke folgten in den nächsten Jahren, von denen einige in die Programme des Festival d’Automne in Paris oder des Festival d’Avignon aufgenommen wurden.
Neben seinen Zeichnungen und Theaterstücken veröffentlichte Copi auch eine große Zahl von Romanen und Erzählungen.
In all seinen Werken besteht er radikal auf seiner Besonderheit: als Künstler und als Privatmann. Schwule und Lesbierinnen, Transvestiten und Transsexuelle, „Ausgeflippte“, Clochards und Normalbürger, hinter deren Fassade die geheimen Wünsche brodeln, treten darin auf. In einer Welt, in der Gewalt und Tod selbstverständliche (theatralische) Konstanten sind, suchen und behaupten all diese Figuren ihre Identität, in einem permanenten und zuweilen ritualisierten Verwirrspiel, in dem Kleider, Rollen und Geschlecht gewechselt und vertauscht werden.
Sein letztes Werk,Une Visite inopportune, vollendete Copi 1987, kurz vor seinem Tod. Im Mittelpunkt dieser Komödie, die u. a. in Paris, Barcelona und New York, in Deutschland in Mainz und Berlin aufgeführt wurde, steht ein älterer Schauspieler, der im Krankenhaus liegt und an Aids stirbt.
Am 14. Dezember 1987 starb Copi in einem Pariser Krankenhaus an Aids.[1]
1983 Michel Corvin:Le système de l’énonciation théâtrale. Aperçu théorique et application: «La Journée d’une rêveuse» (Copi), Australian Journal of French Studies XX, S. 288–306
1994 Ursula Jung:L’énonciation au théâtre. Une approche pragmatique de l’auto-texte théâtral (u. a. Copi: «La Journée d’une rêveuse»)
1997 Juli Leal:Una visita inoportuna al bulevar del sida, in: Sida y cultura / Ahmed Hader-bache y Ana Monleón eds. Univ. de Valencia, Dept. De Filologia Francesa i Italiana, S. 98–104
1997 Gustavo Tambascio:Una herencia inoportuna. El teatro de Copi, a diez años de su muerte, in: Cuadernos hispanoamericanos 563, Mayo 1997, S. 107–112
2002 Osvaldo Obregón:La diffusion et la réception du théâtre latino-américain en France de 1958 à 1986, Besançon (Presses Universitaires Franc-Comtoises) (v. a. S. 365–372, 427)
2003 Marcos Rosenzvaig:Copi: simulacro de espejos, Málaga (Universidad de Málaga) DL 2003
2006 Isabelle Barbéris:L’épopée verbale de «Loretta Strong», in: Le Monologue au théâtre (1950–2000) La parole solitaire / textes réunis par Florence Fix et Frédérique Toudoire-Surlapierre, Éd. Univ. de Dijon (Ecritures)
2008 Gabriella Campinelli:Copi e la rappresentazione ironica del mito, in: Annali dell’Istituto Universitario Orientale, Sezione Romanza, Napoli, S. 227–246
2017Hernán Costa:Una metáfora inoportuna: el cuerpo degradado en el teatro de Copi, Eudeba (Editorial Universitaria de Buenos Aires)
↑abvgl. den Nachruf von Mathieu Lindon und Marion Scali. In:Libération 15. Dezember 1987, S. 35–36
↑vgl. Dulce María Doreste:El teatro francés contemporaneo: Copi. In:Actas del II coloquio sobre los estudios de filologia francesa en la universidad española. Almagro 3-5 mayo de 1993, S. 383–87
↑Darüber berichtet er in einem Gespräch mit Michel Cressole, vgl. Copi:Le théâtre exaltant – Entretien avec Michel Cressole. In: Copi:Le Frigo. Paris (Persona) 1983, S. 53–60
↑vgl. Valérie Cadet:Copi, l’art de la dérision. In:Magazine littéraire 374 (März 1999), S. 80–81
↑Jorge Damonte:Copi. Christian Bourgois, Paris 1990, S. 93.
↑vgl. den Bericht von Alfredo Arias. In: Jorge Damonte:Copi. Christian Bourgois, Paris 1990, S. 13